Kommissar Jörgensen und die Sünderin: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Von Martin Barkawitz und Chris Heller
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Kommissar Jörgensen und die Sünderin: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Krimi von Martin Barkawitz & Chris Heller
Tanja Kostikowa hatte den Körper eines Raubtiers. Ungemein geschmeidig wirkten ihre Bewegungen, als sie den Nachtclub ›Sexyland‹ betrat. Die Blicke aller anwesenden Männer hefteten sich auf ihre unendlich langen Beine. Ein Supermini verdeckte knapp ihren runden Po.
Wie eine Gepardin strich sie an der Tanzfläche entlang und ließ ihren Luxuskörper schließlich auf einem Barhocker nieder. Die anderen Mädels im ›Sexyland‹ bekamen lange Gesichter. Sie wussten genau: Wenn Tanja aufkreuzte, dann konnten sie einpacken.
Aber eins war den blond - oder rotgefärbten Schönheiten nicht bekannt. Dies würde der letzte Abend von Tanja Kostikowa hier sein.
Sie musste nur noch einmal ein Ding drehen …
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Kommissar Jörgensen und die Sünderin - Martin Barkawitz
Kommissar Jörgensen und die Sünderin: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman
Krimi von Martin Barkawitz & Chris Heller
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Tanja Kostikowa hatte den Körper eines Raubtiers. Ungemein geschmeidig wirkten ihre Bewegungen, als sie den Nachtclub ›Sexyland‹ betrat. Die Blicke aller anwesenden Männer hefteten sich auf ihre unendlich langen Beine. Ein Supermini verdeckte knapp ihren runden Po.
Wie eine Gepardin strich sie an der Tanzfläche entlang und ließ ihren Luxuskörper schließlich auf einem Barhocker nieder. Die anderen Mädels im ›Sexyland‹ bekamen lange Gesichter. Sie wussten genau: Wenn Tanja aufkreuzte, dann konnten sie einpacken.
Aber eins war den blond - oder rotgefärbten Schönheiten nicht bekannt. Dies würde der letzte Abend von Tanja Kostikowa hier sein.
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1
Ich saß am Hafen in Hamburg. Da gibt es eine Stelle, an der man ganz gut angeln kann. Da sitze ich manchmal. So auch an diesem Abend. Ich muss irgendwie ab und zu die Gedanken frei bekommen.
Für jemanden in meinem Job ist das nicht so ganz einfach.
Ach ja, das hätte ich erwähnen sollen: Mein Name ist Uwe Jörgensen. Ich bin Kriminalhauptkommissar. Zusammen mit meinem Kollegen Roy Müller bin ich Teil einer Sondereinheit, die sich ‘Kriminalpolizeiliche Ermittlungsgruppe des Bundes’ nennt.
Wer sich diesen komplizierten Bandwurm nicht merken kann, kann da nicht mitmachen.
Das ist quasi der Intelligenztest bei der Einstellung.
Nein, das ist Spaß.
Muss man ja inzwischen immer dazu sagen, wenn man Spaß macht. Sonst ist irgendjemand wegen irgend etwas beleidigt oder fühlt sich wahlweise diskriminiert, getriggert, verletzt oder weiß der Geier noch alles. Womit ich jetzt nichts gegen Geier gesagt haben will! Das ist eine bedrohte Tierart, die mein volles Mitgefühl hat, sofern mir nicht einer davon auf den Kopf kackt. Aber das machen ja eher die Möwen. Oder die Tauben. Und sowohl Möwen als auch Tauben gibt es in Hamburg sehr viel häufiger als Geier. Von denen gibt es wohl nur ein paar Exemplare in Hagenbecks Tierpark.
Egal.
Meine Triggerwarnung bin ich also hiermit losgeworden. Das, was ich gerade geschrieben, war Spaß. Und wenn Sie jetzt vor Lachen pupsen müssen und ihre Mitmenschen dann über Sie die Nase rümpfen, dann lehne ich für die Zerstörung Ihres Soziallebens jede Verantwortung ab.
Von einem Shit-Storm rede ich jetzt in diesem Zusammenhang besser nicht, glaube ich.
Ich glaube, ich bin ein bisschen vom Thema abgekommen, fürchte ich.
Also zurück zu dem, was ich eigentlich erzählen wollte.
Wir von der ‘Kriminalpolizeilichen Ermittlungsgruppe des Bundes’ kümmern uns um die wirklich schwierigen Fälle. Die, bei denen Man mehr Ressourcen, mehr Können und auch in jeder sonstigen Richtung mehr braucht. Erfahrung, Munition - nehmen Sie was Sie wollen.
Wir kümmern uns um die Deliktbereiche Organisierte Kriminalität, Serientäter, Terrorabwehr und so weiter.
Sie haben jetzt eine vage Vorstellung davon?
Gut.
Jedenfalls saß ich ganz friedlich da und angelte, hörte den Signalhörnern der großen Schiffe zu, die in Hamburg ablegen oder ankommen, sah mir das Glitzern der Abendsonne auf der Elbe an und dachte tatsächlich mal für ein paar Momente nicht an die Abscheulichkeiten, mit denen ich mich beruflich leider beschäftigen muss.
Da kam Tüten-Otto an.
Tüten-Otto ist ein Obdachloser. Der heißt so, weil er viele Tüten hat. Das haben Sie sich schon gedacht? Ich erkläre das sicherheitshalber immer trotzdem, sonst fragt garantiert sofort jemand, wieso der Tüten-Otto denn nun Tüten-Otto heißt.
Ab und zu taucht der auf, wenn ich hier angele.
So leider auch heute.
Otto, ich will mit niemandem reden
, sagte ich ihm klipp und klar. Heute nicht. Ich bin nicht im Dienst, ich bin zurzeit gerade mal ausnahmsweise nicht dein Freund und Helfer und ich bin an keiner irgendwie gearteten sozialen Interaktion interessiert. Auf Deutsch: Ich will meine Ruhe haben. Bis zum Wecken. Kapiert? Also, zisch wieder ab.
"Aber sie werden dich nicht in Ruhe lassen, sagte er.
Sie werden dich niemals in Ruhe lassen, so wie sie auch mich nicht in Ruhe lassen. Weil wir nämlich eins gemeinsam haben: Wir wissen beide über sie bescheid."
"Ich weiß noch nichtmal, wen du mit sie meinst!"
Die Reptiloiden, die uns alle unterwandern und uns als Rohmaterial für ihre genetischen Experimente benutzen. Manche von uns entführen sie ins All.
Aber...
"Ich habe dir beim letzten Mal ihnen erzählt."
Ja, kann sein.
Das war ein großer Fehler.
Aha.
Jetzt weißt du darüber bescheid.
Hm.
Und das bedeutet, du bist eine Gefahr für sie. Sie werden dich eliminieren.
Och, das haben schon einige andere versucht. Der Tschetschenen-Clan von St.Pauli hätte es fast geschafft, aber ich bin zäh.
Wenn sie dich nicht eliminieren, programmieren sie dich um.
Du meine Güte.
Zum Beispiel durch eine Impfung. Lass dich niemals gegen irgendwas impfen, sage ich dir!
Danke für den Tipp, aber jetzt halt bitte einfach die Klappe. Du kannst dich hier nur zu mir setzen, wenn du die Klappe hältst. Ich hätte gerne gesagt: Sonst rufe ich die Polizei! Aber die Polizei sitzt schon neben dir, wie du ja weißt.
Was soll ich noch sagen?
Für Tüten-Ottos Verhältnisse wurde es tatsächlich ein recht ruhiger Abend.
*
Der Mann sah auf den ersten Blick gar nicht mal unsympathisch aus.
Das blondhaarige Mädchen mit dem blutroten Lippen schätzte ihn auf Mitte Fünfzig bis Anfang Sechzig, doch unter dem Maßanzug schien sich ein durchtrainierter Körper zu verbergen. Sein eisgraues Haar trug er in einem jugendlichen Kurzhaarschnitt. Sein kantiges Kinn wandte sich ihr zu wie der Bug eines Schiffs, das den Kurs wechselt.
Auf seinen dünnen Lippen erschien ein Lächeln.
Wenigstens hängt ihm die Zunge nicht bis auf den Boden wie den anderen Kerlen, dachte Tanja verächtlich. Dabei hatte sie alles getan, um eben diese Wirkung zu erzielen.
Unter ihrem Jäckchen im Boleroschnitt trug sie nur eine Lederkorsage, die ihre festen Brüste noch betonte. Das Oberteil war praktisch rückenfrei.
Der Eisgraue nickte ihr zu.
Jewgeni, der Barkeeper, stellte einen Cocktail vor das Mädchen auf die blankpolierte Theke. Einen ›Sidecar‹. Wie es sich für einen Nachtclub mit deutschem Namen gehört.
»Der Herr lädt dich ein«, sagte Jewgeni und deutete auf den Mann in dem teuren Anzug.
Die Oberlippe des Barkeepers wurde von einer hässlichen Narbe verunziert. Andenken an einen Bandenkrieg mit rivalisierenden Aserbaidschanern. Aber Jewgeni machte keine schmutzigen Geschäfte mehr, war jetzt sauber. Soweit das im Moskauer Nachtleben überhaupt möglich war.
Tanja ließ ihren Charme sprühen. Als Folge davon erschien der Eisgraue so schnell auf dem Barhocker neben ihr, als ob Mister Scott vom ›Raumschiff Enterprise‹ ihn dort hingebeamt hätte.
»Sie sind sehr großzügig, mein Herr.« Tanja sprach ihn auf Englisch an. Das tat man in diesen heißen Läden des Moskauer Zentrums, wo die Touristen mit den dicken Brieftaschen und die Russinnen in Miniröckchen einander trafen.
»Ich bin allein hier in Moskau. Und freue mich über jede Gesellschaft.«
Der Mann sprach Englisch mit dem harten Akzent der Skandinavier.
Tanjas Lächeln gefror für einen Moment. Die Nachfahren der Wikinger waren