Kommissar Jörgensen und der große Crash: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi
Von Alfred Bekker
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Kommissar Jörgensen und der große Crash:
Die Schwester von Christoph Martens wendet sich besorgt an das Kriminalkommissariat unter Leitung von Herrn Bock. Was sie zu berichten hat, lässt die Kommissare aufhorchen. Ihr Bruder gehört zu einer Hackergruppe, die dafür sorgen soll, dass es in großen Teilen von Europa zu einem Energiecrash kommt. Als die Kommissare Uwe Jörgensen und Roy Müller Christoph Martens in seiner Wohnung aufsuchen wollen, kommen sie zu spät. Martens liegt ermordet im Fahrstuhl. Nun müssen die Kriminalkommissare zwei Dinge tun: die Hackergruppe und deren Auftraggeber ausfindig machen, um den Crash zu verhindern und einen Mörder jagen.
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Kommissar Jörgensen und der große Crash - Alfred Bekker
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Kommissar Jörgensen und der große Crash
von Alfred Bekker
1
»Ich töte dich«, sagte der Mann, der mir im Besprechungszimmer der JVA Fuhlsbüttel gegenübersaß.
»Ja, klar«, sagte ich.
»Im Augenblick ist das etwas schwierig, aber irgendwann, dann töte ich dich!«
»Sie haben die Höchststrafe bekommen.«
»Ich weiß.«
»Lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung wegen besonderer Schwere der Schuld.«
»Das haben Sie mir eingebrockt, Jörgensen. Aber irgendwann komme ich hier raus. Das schwöre ich Ihnen.«
»Das sieht im Moment nicht so aus.«
»Im Moment nicht. Aber ich habe ja viel Zeit.«
»Zeit, die Sie hier drinnen verbringen werden.«
»Zunächstmal ja. Aber meine Anwälte sind gut, die finden einen Weg. Irgendwann. Kommt nicht auf ein Jahr an. Auch nicht auf zehn. Aber wenn ich hier raus bin, dann sind Sie nicht mehr sicher. Und ich weiß, dass Sie von nun an jeden Tag daran denken werden, dass ich eines Tages bei Ihnen auf der Matte stehen werde, Herr Jörgensen. Aber wenn es soweit ist, dann ist es zu spät...« Er beugte sich etwas vor und fuhr dann fort: »Wenn Sie glauben, dass ich jemanden beauftrage, um das zu erledigen, dann sind Sie im Irrtum.«
»So?«
»Ich habe genug Leute, die für mich jederzeit einen Mord begehen würden. Ich brauche nur mit den Fingern zu schnippen. Nein, sie würden mir den Wunsch, jemanden tot zu sehen, sogar einfach von den Augen ablesen. Ich bräuchte gar nichts zu sagen.«
»Seien Sie sicher, dass ich auf mich achten werde«, gab ich zurück.
»Wie gesagt, in dieser Hinsicht brauchen Sie sich gar keine Sorgen zu machen. Denn das mit Ihnen ist etwas, was ich selber erledigen möchte.«
»Was Sie nicht sagen...«
»Ich möchte den Augenblick genießen, an dem Sie erkennen, dass meine Prophezeiung eintritt und ich Sie töte.«
»Ich würde gerne über das kriminelle Netzwerk sprechen, von dem Sie ein Teil waren.«
»Sie möchten Informationen?«
»Sie haben die Tochter Ihres wichtigsten Drogenlieferanten zerstückelt und sie ihm in Einzelteile zugeschickt«, stellte ich fest. »Da ist jetzt jemand richtig sauer auf Sie, was ich persönlich auch nachvollziehen kann.«
»Kommt eben vor - im Geschäftsleben.«
»Nur in Ihrer Art von Geschäftsleben.«
»Was wollen Sie?«
»Wenn Sie mir helfen, dann tragen Sie unter Umständen dazu bei, Ihr eigenes Leben zu retten.«
Er lachte.
»Ist doch nicht zu fassen«, meinte er.
»Das ist nicht zu fassen"
»Dass der Typ, der mich hier in dieses Loch gebracht hat und den ich töten will, sobald ich hier rausmarschiere, mir helfen will, mein Leben zu retten!«
»Was sagen Sie dazu?«
»Sie können mich mal, Jörgensen!«
»Vielleicht überlegen Sie es sich ja noch einmal. Denn im Gegensatz zu Ihnen hat derjenige, dessen Tochter Sie zerstückelt haben, keine Skrupel, jemanden zu schicken, der Sie abmurkst. Seine Leute sitzen schon hier in Fuhlsbüttel. Er braucht sie nichtmal mehr loszuschicken. Wahrscheinlich hat er den Befehl dazu schon längst gegeben.«
»Das Gespräch ist zu Ende, Herr Jörgensen.« Dann rief er an den anwesenden Wachmann gerichtet. »Ich will hier raus!«
Nicht jedes Gespräch läuft günstig.
Dieses war ein Beispiel dafür, dass es auch mal nicht so gut laufen kann.
Mein Name ist Uwe Jörgensen. Ich bin Kriminalhauptkommissar und Teil einer in Hamburg angesiedelten Sonderabteilung, die den etwas umständlichen Namen ‘Kriminalpolizeiliche Ermittlungsgruppe des Bundes’ trägt und sich vor allem mit organisierter Kriminalität, Terrorismus und Serientätern befasst.
Die schweren Fälle eben.
Fälle, die zusätzliche Ressourcen und Fähigkeiten verlangen.
Zusammen mit meinem Kollegen Roy Müller tue ich mein Bestes, um Verbrechen aufzuklären und kriminelle Netzwerke zu zerschlagen. »Man kann nicht immer gewinnen«, pflegt Kriminaldirektor Bock oft zu sagen. Er ist der Chef unserer Sonderabteilung. Und leider hat er mit diesem Statement Recht.
*
Er lächelte.
Verhalten nur, aber er lächelte.
In seinem Fall sah das eher so aus, als würde ein Raubtier seine Zähne blecken.
»Ich habe gehört, dass Sie so etwas geräuschlos über die Bühne bringen«, sagte der Mann mit der roten Seidenkrawatte. Eine schwarze Rose war darauf aufgestickt. Sein Gesicht war hager, das Kinn wie ein V geformt. Die Augen wirkten falkenhaft und kalt. Sie waren so grau wie sein Haar.
Er griff in die Innentasche seines Jacketts und holte ein braunes Kuvert hervor, das er anschließend dem Mann gab, der neben ihm auf der Parkbank Platz genommen hatte – irgendwo in der Nähe von Landhausrestaurant Meier im Stadtpark.
Der andere Mann hatte einen Jogging-Anzug an und wirkte etwas verschwitzt. Im Ärmel trug er ein Messer. Es steckte in einer Lederscheide, die mit Riemen am Unterarm befestigt war. Das Sonnenlicht spiegelte sich im glattpolierten Stahl. Mit einer schnellen Bewegung hatte der Mann mit dem Messer das Kuvert geöffnet. Einige Fotos befanden sich darin.
»Betrachten Sie die Sache als erledigt!«, sagte der Mann mit dem Messer. »Diese Leute sind schon so gut wie tot.«
»Das klingt doch gut.«
»Tot, sage ich. Mausetot.«
»Genau das wollte ich hören«, sagte der Mann mit der roten Seidenkrawatte. Sein Lächeln wirkte gequält. »Die Sache eilt allerdings.«
»Sobald Ihre Anzahlung auf meinem Schweizer Bankkonto eingegangen ist, werde ich in Aktion treten«, erwiderte der andere. Er steckte das Messer zurück in das Futteral an seinem Unterarm und verdeckte es mit dem Ärmel seines Sweatshirts.
»Ich verlasse mich auf Sie.«
»Das können Sie.«
»Eine persönliche Frage hätte ich noch.«
»Lieber nicht.«
»Waren Sie wirklich bei der Fremdenlegion oder nennt man Sie nur so – den Legionär?«
Der Mann mit der Sonnenbrille drehte eines der Fotos um. Auf der Rückseite stand ein Name: Christoph Martens. Dazu ein paar persönliche Daten, die zur Ausführung des Auftrags unerlässlich waren. Der 'Legionär' steckte das Foto hinter die anderen und nahm sich das nächste vor.
»Ich glaube, ich weiß jetzt alles, was ich wissen muss. Und Sie im Übrigen auch.«
»War ja nur eine Frage«, meinte der Mann mit der roten Seidenkrawatte.
»Anekdoten aus Afrika werde ich Ihnen nicht erzählen.«
»Wie gesagt: Es war nur eine Frage.«
»Ich kann so eine Fragerei nicht leiden.«
»In Ordnung. Habe ich akzeptiert.«
»Gut.«
Der 'Legionär' stand auf. Das Kuvert stopfte er in die Bauchtasche, die er mit sich führte. Dann steckt er sich die Ohrstöpsel seines iPods wieder ein. Die Musik war so laut, dass auch sein Gegenüber mithören konnte : 'Highway to Hell'.
»Nehmen Sie nach Möglichkeit keinen Kontakt mehr mit mir auf!«, sagte der 'Legionär' etwas lauter, als eigentlich nötig gewesen wäre, was wohl daran lag, dass er die Ohrstöpsel schon drin hatte. Ein rothaariger Teenager, der gerade von seinem Skateboard gesprungen war und es dann aufgehoben hatte, um irgendetwas an den Rollen zu überprüfen, sah schon etwas irritiert zu ihnen hinüber.
Der 'Legionär' begann zu laufen – wie jemand, der sich nur für einen Augenblick auf die Bank gesetzt hatte, um tief durchzuatmen und neue Kraft zu schöpfen.
Der Mann mit der roten Seidenkrawatte sah ihm nach. Dabei lockerte sich der Griff um die Automatik in der Tasche seines Kaschmirmantels. Die ganze Zeit über, da er mit dem Mann gesprochen hatte, den er unter dem Decknamen 'Legionär' kannte, hatte er die Waffe umklammert und sie sogar entsichert. Es war einfach besser gewissen Leuten nicht zu trauen. Gut möglich, dass der Problemlöser am Ende selbst zum Problem wurde.
Aber der Mann mit der Seidenkrawatte hatte an alles gedacht. Zumindest glaubte er das.
2
Ich hielt den Sportwagen am Straßenrand, um Roy an der bekannten Ecke abholen. Mein Kollege unterdrückte ein Gähnen, als er zu mir den Wagen stieg.
Aber mir ging es nicht anders.
»War nicht viel Zeit zum Schlafen in der letzten Nacht, was?«
»Du sagst es, Uwe.«
Wir hatten die halbe Nacht damit zugebracht, an einer Observation teilzunehmen. Auf einer abgelegenen Industriebrache im Osten der Hamburg sollte ein Drogendeal über die Bühne gehen, wie wir von einem Informanten erfahren hatten. Dabei hatte sich für uns die Chance geboten, eine ziemlich wichtige Figur des organisierten Verbrechens hier im Norden von Deutschland für lange Jahre aus dem Spiel zu nehmen. Allerdings hatte der uns lange warten lassen. Unser Kollege Stefan Czerwinski, bei dem die Einsatzleitung gelegen hatte, war schon beinahe entschlossen gewesen,