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Friesenpoker. Ostfrieslandkrimi
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eBook218 Seiten2 Stunden

Friesenpoker. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

Ein Pokerturnier auf Borkum wird zum mörderischen Albtraum! Vier bekannte Pokerstars und zwei Newcomer spielen in einer der typischen Gastrobuden am Strand um 30.000 Euro. Die mediale Aufmerksamkeit und die Vorfreude auf der Ostfriesischen Insel sind groß, doch schon während der Anreise auf der Fähre erhält Katja Beck alias Full House Kate eine unzweideutige Morddrohung. Die Inselkommissare Mona Sander und Enno Moll beschließen daher, zum Schutz der populären jungen Kartenspielerin der Veranstaltung beizuwohnen. Den Mord können sie jedoch nicht verhindern. Allerdings liegt kurz vor Beginn des Turniers nicht Full House Kate erstochen am Boden, sondern der Kartengeber Adrian Molen. Zudem ist das Preisgeld wie vom Erdboden verschluckt. Die letzten Worte des Opfers führen die ostfriesischen Ermittler zu einem weiteren »Pokermord«, der vor einigen Monaten für Schlagzeilen sorgte...

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum15. Feb. 2021
ISBN9783965863224
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    Buchvorschau

    Friesenpoker. Ostfrieslandkrimi - Sina Jorritsma

    Kapitel 1

    »Sie müssen mich schützen!«

    Kommissarin Mona Sander blickte auf, als eine ihr unbekannte Frauenstimme diesen Satz aussprach. Die Kriminalistin saß an ihrem Schreibtisch in der Polizeistation Borkum und war in einen Bericht über eine Trickbetrügerbande vertieft gewesen, die in den Urlaubs­gebieten der Nordseeküste ihr Unwesen trieb. Daher hatte Mona nicht gehört, dass jemand hereingekommen war.

    Zwei Frauen standen unter dem Türsturz, eine von ihnen war Polizeimeisterin Grietje Smit. Die junge Kollegin wandte sich nun an die Kommissarin: »Diese Dame kam soeben ins Wachlokal. Es ist wohl am besten, wenn du dich gleich um sie kümmerst. Es geht immerhin um Mord

    Grietje betonte die Worte Dame und Mord mit einem ironischen Unterton. Dazu passte auch, dass sie mit den Augen rollte. Das konnte die Besucherin zum Glück nicht sehen, weil die Uniformierte einen halben Schritt hinter ihr stand. Nach Monas Meinung würde ihre Kollegin sich mit ihrer patzigen Art eines Tages ernsthaft in Schwierigkeiten bringen. Die Kommissarin musterte die Unbekannte. Die Frau mit den langen dunklen Haaren war groß und sehr schlank. Sie trug Jeans, hochhackige Pumps und einen teuer wirkenden pastellfarbenen Baumwollpulli. Für einen windigen Septembertag auf der Nordseeinsel war sie etwas zu dünn angezogen, wie Mona fand. Sie deutete auf ihren Besucherstuhl und sagte: »Danke, Grietje. – Nehmen Sie doch bitte Platz. Ich bin Kommissarin Sander. Und Sie sind …?!«

    Die Polizeimeisterin schloss die Tür von außen, während die Dunkelhaarige sich auf den Holzstuhl niederließ und ihre langen Beine übereinanderschlug.

    »Mein Name ist Katja Beck. Bitte entschuldigen Sie diesen Überfall, aber ich fühle mich auf Borkum einfach nicht sicher.«

    Eine solche Aussage hörte die Kommissarin eher selten. Die Nordseeinsel, auf der sie seit einigen Jahren als Polizistin arbeitete, galt nicht gerade als Hochburg des Verbrechens. Doch Mona hatte in ihrem Beruf gelernt, dass sie grundsätzlich auf alles gefasst sein musste. Daher wollte sie sich kein vorschnelles Urteil bilden, sondern sagte: »Am besten erzählen Sie mir zunächst, was geschehen ist.«

    Katja Beck öffnete den Mund. Doch bevor sie mit ihrem Bericht beginnen konnte, wurde die Tür erneut geöffnet. Die Frau zuckte zusammen. Sie warf dem eintretenden Mann einen ängstlich wirkenden Blick zu.

    »Entschuldigung – ich wusste nicht, dass du Besuch hast.«

    Mit diesen Worten wandte sich der zwei Meter große stämmige Ostfriese an Mona. Dann stellte er sich Katja Beck vor: »Ich bin Oberkommissar Moll. Frau Sander und ich arbeiten zusammen.«

    »Mein Kollege kennt die Insel wie seine Westentasche«, erklärte Mona und lächelte beruhigend. »Wir können Ihnen bei Ihrem Problem gewiss helfen.«

    Katja Beck atmete tief durch. Ennos Erscheinen hatte sie offenbar für einen Moment aus dem Konzept gebracht. Sie schaute erst die Kommissarin und danach ihren Kollegen an, bevor sie wieder den Mund öffnete.

    »Vielleicht mache ich ja auch nur aus einer Mücke einen Elefanten«, räumte sie seufzend ein. »Aber ich habe einfach keine ruhige Minute mehr, seit dieser Mann mich auf dem Fährschiff bedroht hat.«

    Die Kommissarin horchte auf.

    »Wann ist das geschehen?«

    »Heute, ich bin erst vor wenigen Stunden auf Borkum eingetroffen. Ich habe versucht, diese Begegnung zu vergessen. Aber womöglich hat der Kerl schon meine Hoteladresse herausgefunden und wartet auf eine günstige Gelegenheit.«

    »Was genau ist geschehen? Je mehr wir über diese Begegnung erfahren, desto besser können wir die Situation einschätzen«, erklärte Mona.

    Katja Beck nickte und schaute einen Moment lang gedanken­verloren aus dem Fenster. Auf der Strandstraße flanierten Urlauber und Einheimische an der zentral gelegenen Polizeiwache vorbei. Kinder lachten, Menschen begrüßten einander. Ob der Mann sich vor dem Gebäude auf die Lauer gelegt hatte?

    Die helle Stimme der Besucherin riss die Kommissarin aus ihren Überlegungen.

    »Ich hatte im Salon der Autofähre eine Kleinigkeit gegessen und wollte hoch auf das Promenadendeck, um Luft zu schnappen und mir die Nordsee anzuschauen. Sie werden wissen, dass diese Treppen an Bord recht eng sind. Jedenfalls kam mir dieser Typ entgegen. Unsere Blicke trafen sich. Da machte er eine ziemlich eindeutige Geste, nämlich diese hier.«

    Katja Beck führte ihren Zeigefinger mit einer schnellen Bewegung vor ihrem Hals von links nach rechts. Mona nickte.

    »Das ist wirklich eine unmissverständliche Drohung«, sagte sie. »Hat die Person auch etwas zu Ihnen gesagt?«

    »Nein, und er blieb auch nicht stehen. Meine Knie fühlten sich plötzlich weich wie Butter an. Ich weiß nicht mehr, wie ich auf das Deck gelangt bin. Der frische Seewind tat mir gut, doch die Angst hatte mich seitdem fest im Griff.«

    Nun ertönte Ennos tiefe Stimme: »Gab es Zeugen?«

    »Nein, auf der Treppe befanden sich in dem Moment keine anderen Leute. Der Mann ist mir völlig unbekannt, ich hatte ihn zuvor noch nie gesehen. – Halten Sie mich für hysterisch, weil ich wegen dieser Sache zu Ihnen gekommen bin?«

    Der Ostfriese schüttelte langsam den Kopf und faltete die Hände über seinem runden Bauch.

    »Nein, auf keinen Fall«, betonte er. »Da Sie sich bedroht fühlen, nehmen wir den Vorfall ernst. Haben Sie den Mann später noch einmal gesehen?«

    »Nicht, dass ich wüsste. Ich habe nach dieser Begegnung keine ruhige Minute mehr gehabt. Gerade beim Verlassen der Fähre stehen die Menschen ja dicht an dicht. Ich fürchtete, dass er mir zu nahe kommt und mich im Gedränge verletzt. Das ist zum Glück nicht geschehen.«

    »Haben Sie sich nicht an die Besatzung gewandt?«, wollte Mona wissen.

    Die Melderin antwortete: »Kurzzeitig habe ich daran gedacht. Aber diese Seeleute sind keine Polizisten. Was hätten sie schon tun können? Es gibt ja keinen Beweis dafür, dass überhaupt etwas geschehen ist. Der Kerl kann einfach leugnen, mich in Angst und Schrecken versetzt zu haben. Dann steht Aussage gegen Aussage, oder?«

    Mit dieser Einschätzung hatte Katja Beck zweifellos recht. Mona hakte nach: »Können Sie den Mann genauer beschreiben?«

    »Er ist schätzungsweise eins achtzig groß, schlank und trägt sein dunkles Haar halblang. Sein Kinn könnte man als außergewöhnlich breit bezeichnen. Er war glatt rasiert. Bekleidet war er mit einer schwarzen Jeans und einem Hemd von der gleichen Farbe.«

    »Sie sind eine gute Beobachterin«, lobte Enno, der sich genau wie Mona Notizen machte.

    »Danke, Herr Moll. Das bringt mein Beruf so mit sich.«

    »Worin besteht denn Ihre Tätigkeit?«

    »Ich bin professionelle Pokerspielerin.«

    Ennos rundes Gesicht spiegelte seine Verblüffung wider. Und auch Mona musste ziemlich überrascht ausgesehen haben. Jedenfalls lächelte Katja Beck zum ersten Mal, seit sie das Dienstzimmer der Kriminalisten betreten hatte.

    »Ihre Reaktion überrascht mich nicht, die Menschen halten mich für eine Exotin. Offiziell bin ich selbstständige Grafikerin, aber der größte Teil meiner Einnahmen stammt aus Pokergewinnen.«

    »Ich dachte, bei Glücksspielen gewinnt immer das Casino«, platzte Mona heraus. Katja Beck schüttelte den Kopf.

    »Poker ist kein Glücksspiel, sondern eher so etwas wie angewandte Psychologie. Wer in den Gesichtern der Mitspieler lesen kann wie in offenen Büchern, der gewinnt. – Ich bin übrigens extra wegen des Pokerturniers nach Borkum gereist. Werden Sie mich während meines Aufenthalts schützen?«

    Die Kommissarin überlegte. Die Personaldecke der Inselwache war knapp. Auch wenn die Urlaubsinsel kein Hort des Verbrechens war, gab es für die Polizei genügend Aufgaben. Mona konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Dienststellenleiter eine umfassende Bewachung der jungen Frau genehmigen würde.

    »Wo soll dieses Pokerturnier denn stattfinden?«, wollte Enno wissen. »In der Spielbank am Inselbahnhof?«

    »Nein, es handelt sich um eine private Veranstaltung mit Publi­kum«, antwortete die Spielerin. »Gastgeber ist ein gewisser Hanno Bakkstra. Er hat wohl so eine Art Milchladen.«

    »Der Begriff lautet Milchbude«, erklärte der Ostfriese schmun­zelnd. »Darunter versteht man eine Art Strandkiosk, in dem man Getränke und kleine Speisen kaufen und auch dort verzehren kann. Die Milchbuden sind eine Borkumer Eigenheit.«

    »Ah, so ist das«, sagte Katja Beck. »Jedenfalls hält dieser Herr Bakkstra in seiner Milchbude das Turnier als geschlossene Veran­staltung ab. Soweit ich weiß, verkauft er eine limitierte Anzahl von Eintrittskarten. Ich habe nun die Sorge, dass dieser Unhold von der Fähre mir dort auflauern könnte.«

    »Und wann findet diese Veranstaltung statt?«

    »Heute Abend ab zweiundzwanzig Uhr, Herr Moll«, antwortete Katja Beck. Sie fügte lächelnd hinzu: »Wir Pokerspieler sind Nachteulen.«

    Mona bemerkte, dass die junge Frau sich beruhigt hatte und nicht mehr so angespannt wirkte. Das war gut, denn große Hoffnungen auf ein polizeiliches Eingreifen konnte sie ihr nicht machen.

    Daher sagte die Kommissarin: »Ich will Ihnen gegenüber offen sein. Ich fürchte, dass diese gemeine Geste auf der Fähre nicht ausreicht, um einen umfassenden Polizeischutz zu rechtfertigen. Ich rate Ihnen, die Öffentlichkeit zu suchen und einsame Plätze zu vermeiden. Wo sind Sie während Ihres Inselaufenthalts unterge­bracht?«

    »Im Hotel Teutonia.«

    »Das ist gut, denn von dort aus bis zu der Milchbude sind es nur wenige Hundert Meter. Ich kann Ihnen anbieten, dass ich Sie vor dem Turnier abhole und Sie danach wieder zu Ihrem Hotel begleite.«

    Und zwar in meiner Freizeit, weil Oltbeck sowieso keinen Polizei­einsatz anordnen würde, fügte Mona in Gedanken hinzu.

    »Ich schließe mich an«, ergänzte Enno.

    Katja Beck strahlte: »Das würden Sie beide für mich tun? Das ist sehr freundlich von Ihnen, ich fühle mich jetzt schon viel besser.«

    »Gut, dann holen wir Sie eine halbe Stunde vor dem Turnier im Hotel ab. – Ich begleite Sie noch zum Ausgang«, sagte die Kommissarin. Sie stand auf und führte die Besucherin nach vorn ins Wachlokal. Katja Beck warf Mona einen dankbaren Blick zu und verschwand in Richtung Strand.

    Grietje blickte von ihrer Computertastatur auf und sagte: »Die Poker Queen ist also auch eine Drama Queen? Wird sie vom Spielteufel höchstpersönlich verfolgt?«

    Mona hob die Augenbrauen und fragte: »Hat Katja Beck dir sofort erzählt, dass sie sich ihre Brötchen mit Pokern verdient?«

    »Nee, das wusste ich in dem Moment, als sie hier hereingeschneit kam. Ich habe Full House Kate sofort erkannt.«

    »Full House Kate?«, wiederholte die Kommissarin.

    »Du lebst wohl hinter dem Mond«, gab Grietje frech zurück. »Die Poker Lady nennt sich in den sozialen Medien Full House Kate. Sie hat zweihunderttausend Follower, unter anderem auch mich. Fotos von ihr gibt es online massenweise.«

    »Das hat sie mit keiner Silbe erwähnt.«

    »Wahrscheinlich geht Katja Beck davon aus, dass alle Leute ihr Poker-Ich kennen«, mutmaßte die Polizeimeisterin. »Als sie in die Wache kam und von diesem Gruseltyp auf der Fähre erzählte, dachte ich gleich an einen Perversen, der sich zu lange eins ihrer Bikini-Fotos angeschaut hat.«

    »Weißt du von dem Pokerturnier, das heute Abend in Hannos Strandbude stattfinden soll, Grietje?«

    »Klar, ich geh aber nicht hin. Es gibt sowieso keine Eintrittskarten mehr, und das Event wird auch live im Internet gestreamt.«

    »Alles klar, ich schaue mir jetzt erst mal die Accounts der Poker Queen an«, meinte Mona.

    »Willkommen im einundzwanzigsten Jahrhundert«, erwiderte Grietje und widmete sich wieder ihrer Schreibarbeit.

    Als Mona in ihr Büro zurückkehrte, goss Enno gerade zwei Tassen Tee ein. Er hatte offenbar schon kurz zuvor eine Kanne mit dem ostfriesischen Lebenselixier gekocht. Die Kommissarin erzählte, was sie soeben von der jungen uniformierten Kollegin erfahren hatte, und fügte hinzu: »Du musst mich aber wirklich nicht begleiten, wenn ich heute Abend Babysitterin für Full House Kate spiele, Enno. Falls dieser Kerl in Schwarz noch einmal auftaucht, werde ich schon allein mit ihm fertig.«

    Der Oberkommissar nahm einen Schluck Tee und sagte: »Daran zweifle ich nicht. Trotzdem möchte ich gern mitkommen, allein schon aus Neugier. Obwohl ich schon so lange im Polizeidienst bin, war ich noch nie bei einem Pokerturnier. – Hoffentlich kann Hanno sich durch diese Veranstaltung finanziell sanieren. Laut der Insel-Gerüchteküche soll er tief im Schuldensumpf stecken.«

    »Das wusste ich nicht«, erwiderte Mona kauend, da sie sich gerade ein Anisplätzchen genehmigt hatte. »Ich trinke gelegentlich in Hannos Bude einen Kaffee, aber ich habe bisher keine zwei Dutzend Worte mit ihm gewechselt.«

    »Du bist ja auch eine Frau, Mona.«

    »Was du nicht sagst. – Also macht Hanno sich nichts aus Frauen?«

    »Das würde ich nicht behaupten«, gab Enno schmunzelnd zurück. »Seine Gattin Anna ist rasend eifersüchtig. Und da er meist zusammen mit ihr in seiner Bude arbeitet, hat sie ihn ständig unter Kontrolle. Wenn Hanno häuslichen Ärger vermeiden will, wird er also seine weiblichen Gäste so gut wie möglich ignorieren.«

    »Wie gut, dass Birte und Jan nicht solche Anwandlungen haben«, meinte Mona. Sie arbeitete seit Jahren eng mit Enno zusammen, und weder die Ehefrau ihres Kollegen noch ihr eigener Freund misstrauten den beiden Kriminalisten. Und dafür gab es auch nicht den geringsten Anlass.

    »Also treffen wir uns um halb zehn in der Eingangshalle vom Teutonia?«, hakte der Ostfriese nach. »Wir müssen gar nicht erst versuchen, daraus eine dienstliche Mission zu machen. Erst gestern hat Oltbeck mir damit in den Ohren gelegen, dass unsere Über­stundenkonten bis zum Anschlag ausgereizt wären.«

    »Wenn der Chef nicht jammern kann, dann fehlt ihm etwas«, gab Mona lachend zurück. »Ich halte es übrigens für denkbar, dass dieser schwarz gekleidete Unbekannte ein frustrierter Verehrer von Katja Beck ist. – Schau mal!«

    Die Kommissarin hatte während des Gesprächs auf ihrem Smartphone nach Full House Kate gesucht und die Internet-Berühmtheit prompt gefunden. Katja Beck postete offenbar täglich Fotos von sich, die sie mit vielen Spielkarten und wenig Bekleidung zeigten.

    Enno setzte seine Brille auf und betrachtete die Bilder.

    »Holla, die Waldfee! Jetzt begreife ich auch, was die Dame mit angewandter Psychologie meinte. Wenn sie in einem solchen Aufzug am Spieltisch sitzt, dürfte es mit der Konzentration ihrer männlichen Konkurrenten Essig sein.«

    »Ihr Kerle seid doch alle gleich«, meinte Mona grinsend. »Und jetzt müssen wir Feierabend machen, sonst kriegt Oltbeck die Krise.«

    Kapitel 2

    Als die Kommissarin einige Stunden später von ihrer Wohnung in der Walfangerstrate aus Richtung Strandpromenade radelte, ballten sich dicke Wolken am Abendhimmel. Mona beglückwünschte sich selbst dazu, dass sie wieder ihren wetterfesten Anorak angezogen hatte. Womöglich war sie mit Jeans und ihrer geliebten Kapuzen­jacke nicht passend für ein Pokerturnier angezogen, doch darüber zerbrach sie sich nicht den Kopf.

    Auch wenn sie keinen offiziellen Auftrag hatte, betrachtete Mona diesen Abendtermin als Arbeit und nicht als Freizeitvergnügen. Sie selbst machte sich nichts aus Glücksspielen, weder mit Karten noch an Automaten. In der Borkumer Spielbank war sie bisher erst einmal gewesen – und das auch nur, um einen Straftäter zu verhaften, der sich auf der Flucht vor der Polizei in dem Gebäude direkt neben dem Inselbahnhof verstecken wollte.

    Je näher Mona dem traditionellen Seebad-Hotel an der Jann-Berghaus-Straße kam, desto langsamer fuhr sie. Die Kriminalistin achtete auf schwarz gekleidete Personen. Allerdings konnte sie niemanden sehen, der Katja Becks Täterbeschreibung entsprach. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag stellte Mona sich die Frage,

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