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Küstenblut. Ostfrieslandkrimi
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eBook178 Seiten2 Stunden

Küstenblut. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

An der Küste von Norddeich sorgen schreckliche Ereignisse für Aufruhr. Der geplante Abenteuertrip mit der »Seeschwalbe« fällt ins Wasser, denn der Kapitän des Traditionsseglers und eine junge Frau liegen tot in einem Pensionszimmer. Beinahe gibt es ein weiteres Opfer, doch der Matrose, der an Bord des Schiffes in seinem eigenen Blut liegt, wird rechtzeitig entdeckt. Die Kommissare Torsten Köhler und Gerrit Wolter von der Kripo Norden nehmen die zwielichtigen Teilnehmer des Abenteuertrips ins Visier. Auch der Motivationstrainer Veit Kemper, der die Fahrt organisiert hat, scheint etwas zu verbergen. Zu diesem Schluss war auch das weibliche Todesopfer gekommen, denn die junge Studentin wollte nur deshalb an dem Segeltörn teilnehmen, um undercover zu ermitteln. War sie einer großen Sache auf der Spur und musste deshalb sterben?

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum19. Juli 2019
ISBN9783965860209
Küstenblut. Ostfrieslandkrimi

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    Buchvorschau

    Küstenblut. Ostfrieslandkrimi - Sina Jorritsma

    1

    Die Leichen boten ein friedliches Bild. Es schien, als würden der Mann und die Frau nur schlafen.

    Kommissar Torsten Köhler von der Kriminalpolizei Norden war an der Tür des Pensionszimmers stehen geblieben. Noch hatten die Kriminaltechniker keine Beweise gesichert, und auch der Gerichtsmediziner war bisher nicht vor Ort eingetroffen. Die Todesursache stand noch nicht fest.

    Köhler drehte sich zu der aufgeregten Pensionsinhaberin um, die den Notruf verständigt hatte.

    »Bitte erzählen Sie mir ganz genau, was sich heute Morgen ereignet hat.«

    Die Zeugin hieß Annemarie Rickmers. Sie war Anfang sechzig und roch stark nach Haarspray und Zimt. Im Eingangsbereich der Pension war der Kommissar vom Duft nach frischen Plätzchen empfangen worden. Frau Rickmers’ Augen waren gerötet, ihre kräftige rechte Hand umklammerte ein spitzenbesetztes Taschentuch. Köhler konnte nachvollziehen, wie aufgewühlt sie sein musste. Es kam gewiss nicht oft vor, dass sie in ihrer Pension einen Toten entdeckte. Geschweige denn gleich zwei Leichen.

    Die Stimme der Pensionswirtin war heiser und brüchig.

    »Meeno wollte, dass ich ihn um acht Uhr wecke, damit die Seeschwalbe um elf Uhr mit der Flut auslaufen kann. Er hat morgens immer gern in aller Ruhe gefrühstückt …«

    Die Tränen flossen erneut, und Frau Rickmers presste sich das Taschentuch gegen die geschlossenen Augen. Köhler hätte ihr diese Fragen gern erspart, doch sie war momentan seine einzige Zeugin.

    »Die Seeschwalbe ist ein Boot, nehme ich an?«

    »Ja, ein Traditionssegler«, bestätigte die ältere Frau schniefend. »Sie liegt im Yacht-Zentrum Störtebeker. Heute Morgen hätte sie in See stechen sollen. Die Kleine war auch eine Passagierin.«

    Annemarie Rickmers deutete mit zitterndem Zeigefinger auf die Tote. Sie lag auf dem Fußboden, während der Mann auf dem Sofa in sich zusammengesunken war. Beide Körper waren vollständig bekleidet.

    »Dieser Herr heißt also Meeno«, vergewisserte der Kommissar sich.

    »Ja, Meeno Huisken. Ich kenne ihn seit dreißig Jahren.«

    Bevor die Pensionswirtin mehr sagen konnte, wurde im Erdgeschoss die Eingangstür geöffnet.

    »Moin, hier ist die Polizei«, rief eine vertraute Stimme.

    »Gerrit, wir sind hier oben«, erwiderte Köhler in derselben Lautstärke. Gleich darauf knarrten die hölzernen Stufen der steilen Treppe unter Wolters schweren Schritten.

    Köhler und Wolter hatten gemeinsam schon einige Mordfälle aufgeklärt. Als die Meldung von den beiden Toten an diesem Morgen hereingekommen war, hatte sich Köhler zunächst allein nach Norddeich aufgemacht. Sein Kollege war noch beim Arzt gewesen, wollte aber nachkommen.

    Nun hatte Wolter das erste Stockwerk erreicht. Er nickte dem ehemaligen BKA-Fahnder und der Pensionswirtin zu. Frau Rickmers’ sorgenvolle Miene hellte sich etwas auf, als sie den Ostfriesen erblickte.

    »Moin, Gerrit. Das hier kann doch nur ein Alptraum sein, oder?«

    Köhler wunderte sich nicht darüber, dass Annemarie Rickmers und sein Kollege einander kannten. Während Wolter in dieser Gegend geboren und aufgewachsen war, arbeitete Köhler erst seit einem Jahr in Norden. Doch längst hatte er sich an den rauen Charme Ostfrieslands gewöhnt und wollte nie wieder fort.

    Der Kommissar gab seinem Kollegen die Hand.

    »Moin. Noch ist nicht klar, ob wir es überhaupt mit einem Tötungsdelikt zu tun haben. Ich würde auch einen Doppel-Selbstmord nicht ausschließen.«

    Wolter nickte zunächst, doch dann schüttelte er den Kopf.

    »Meeno war kein Mensch, der sich selbst umbringt. Das kann ich mir bei ihm nicht vorstellen.«

    »Dann kanntest du also zumindest den einen Toten?«

    Wolter machte eine zustimmende Geste, dann wandte er sich an die Pensionswirtin.

    »Annemarie, hast du die Leichen berührt? Oder sonst etwas in dem Zimmer verändert?«

    »Nachdem ich geklopft habe, kam keine Antwort. Ich dachte mir, dass Meeno und seine Passagiere gestern noch kräftig einen über den Durst getrunken hätten. Also bin ich ins Zimmer gegangen. Es war nicht abgeschlossen. Da sah ich die junge Frau auf dem Boden liegen. Im ersten Moment hielt ich sie für sturzbetrunken. Doch dann fiel mir auf, wie bleich sie war. Und Meeno? Ihr seht ja selbst, wie er auf dem Sofa hockt. Ich habe ihn nur kurz mit dem Finger angestupst. Er war so hart und so kalt …«

    Sie schlug die Hände vor das Gesicht.

    »Und dann haben Sie bei der Polizei angerufen?«, hakte Köhler nach.

    »Ja.«

    »Wo sind die anderen Passagiere, die an der Fahrt teilnehmen sollten?«

    »Die Herrschaften haben andere Zimmer in meiner Pension bezogen«, erklärte Frau Rickmers. In diesem Moment knarrten die Dielenbretter auf dem Korridor, und eine zerzaust aussehende Frau im Morgenmantel kam gähnend aus ihrem Zimmer. Sie sah nach Köhlers Meinung reichlich verkatert aus.

    »Warum schlagen Sie denn am frühen Morgen schon so einen Krach? Ist etwas passiert, Frau Rickmers?«

    Köhler wollte verhindern, dass Unbeteiligte einen Blick auf die Toten werfen konnten. Er zog die Zimmertür so weit wie möglich zu und hielt seinen Dienstausweis hoch.

    »Ich bin Kommissar Köhler von der Polizei Norden. Das ist mein Kollege, Kommissar Wolter. Und Sie sind …?«

    »Lina Opitz, wenn Sie es unbedingt wissen müssen. Was ist denn los?«

    Der ehemalige BKA-Fahnder musterte die Frau genauer. Lina Opitz war schätzungsweise Anfang vierzig, dunkelblond und schlank. Wenn sie gestylt und zurechtgemacht war, erregte sie gewiss die Aufmerksamkeit vieler Männer. Doch selbst jetzt, wo sie offenbar gerade aus dem Bett gefallen war, konnte man ihre Attraktivität nicht übersehen.

    »Es gibt hier einen Polizeieinsatz. Gehen Sie bitte wieder in Ihr Zimmer zurück.«

    Mit diesen Worten versuchte Köhler, Lina Opitz zunächst aus der Schusslinie zu bekommen. Es musste geklärt werden, ob überhaupt ein Verbrechen vorlag. Dann konnten er und Wolter mögliche Zeugen befragen und nach dem Täter fahnden.

    Leider schien sich Frau Opitz nicht so leicht bremsen zu lassen.

    »Ich will jetzt sofort wissen, warum Sie hier sind!«, forderte sie und trat auf den Kommissar zu. »Warum stehen Sie alle vor Meenos Zimmer?«

    »Sie kennen Meeno Huisken?«

    »Allerdings, Herr Köhler! Er ist der Kapitän der Seeschwalbe, auf der ich heute mit einigen anderen Leuten zu einer Abenteuerreise aufbrechen werde.«

    »Er ist tot«, platzte die Pensionswirtin heraus. »Und die junge Frau ebenfalls, also Jule Dorn.«

    Köhler mochte es überhaupt nicht, wenn Zivilisten an einem Tatort oder Leichenfundort waren. Hier ließ es sich jedoch nicht vermeiden. Lina Opitz schien von dieser Neuigkeit geschockt zu sein. Sie rang nach Luft.

    »Tot?! Wir haben doch noch vor ein paar Stunden auf das Gelingen unserer Schiffstour getrunken!«

    »Ich begleite Sie zu Ihrem Zimmer«, schlug Köhler vor. Sobald Kriminaltechnik und Gerichtsmedizin die Arbeit erledigt hatten, konnten er und Wolter ihre Ermittlungen aufnehmen. Dann würden sie die nötigen Fakten in Händen halten. Doch bis dahin musste er Unbeteiligte von den Leichen fernhalten.

    Die zunächst so resolut wirkende Lina Opitz schien von der Todesnachricht geschockt zu sein. Widerstandslos ließ sie sich von dem Kommissar in ihr Zimmer bringen.

    »Ich verstehe das nicht«, murmelte sie. »Wir alle hatten uns so auf die Reise gefreut. Da liegt ja die Liste …«

    »Darf ich?«, fragte Köhler.

    Sie nickte. Er nahm ein DIN-A-4-Blatt von dem kleinen Tisch in dem Pensionszimmer.

    »Abenteuer statt Alltag« stand als Überschrift auf dem Papier. Darunter waren die Reisedaten, der Name des Schiffs sowie ein Foto des Traditionsseglers zu sehen. Von den fünf Namen war einer durchgestrichen worden. Daneben stand handschriftlich nachgetragen: Dortje Brannum.

    Köhler stutzte. Natürlich wusste er, um wen es sich handelte.

    Dortje Brannum war Kriminalreporterin beim Friesenblatt. Und außerdem seine Freundin!

    2

    Warum stand Dortjes Name auf dieser Liste? Weshalb hatte sie ihm nicht erzählt, dass sie zu dieser Abenteuertour aufbrechen wollte? Das machte sie noch nicht verdächtig. Er kannte ihre chaotische und unorganisierte Art, hatte diesen Teil ihres Wesens zu akzeptieren gelernt. Auch wenn sie ihn mit ihren verrückten Einfällen manchmal auf die Palme brachte.

    Zumindest musste der Kommissar die Kriminalreporterin nicht nach ihrem Alibi fragen, das konnte er ihr nämlich selbst liefern. Dortje war am Vorabend leicht angeheitert in seiner Wohnung erschienen, wo sie dann die Nacht verbracht hatte. Als Köhler morgens zum Dienst gegangen war, hatte sie noch an der Matratze gehorcht. Er nahm sich vor, seine Freundin später zu befragen.

    »Darf ich das Blatt abfotografieren?«, wollte er von Lina Opitz wissen. Die Frau hatte sich inzwischen auf die Bettkante gesetzt und ihren Kopf auf ihre Hände gestützt.

    »Sicher, warum nicht? Die Fahrt wird wohl ohne den Kapitän ins Wasser fallen. Könnten Sie jetzt bitte hinausgehen? Ich möchte mich anziehen.«

    »Ja, natürlich.«

    Der Kommissar machte mit seinem Smartphone ein Bild von der Liste und ging dann wieder auf den Korridor hinaus. Dort hatten sich inzwischen weitere Personen versammelt. Und Wolter schaffte es kaum, sie zu beruhigen.

    »Gehen Sie bitte wieder in Ihre Zimmer oder hinunter in den Frühstücksraum!«, rief Köhler. »Wir werden mit Ihnen allen sprechen!«

    Der ehemalige BKA-Zielfahnder konnte energischer auftreten als sein ruhiger ostfriesischer Kollege. Dennoch durfte man nicht den Fehler begehen, Wolter als einen simpel gestrickten Leisetreter zu betrachten. Schon so mancher Ganove hatte sich an Wolters Klugheit und Diensterfahrung die Zähne ausgebissen.

    Annemarie Rickmers löste sich aus ihrer Erstarrung.

    »Das Frühstück habe ich ja vollkommen vergessen! Ich werde gleich alles vorbereiten.«

    Die Pensionswirtin schien froh darüber zu sein, sich durch Arbeit von den beunruhigenden Ereignissen ablenken zu können. Sie eilte die Treppe hinunter. Einer der Gäste folgte ihr, die anderen zogen sich wieder in ihre Zimmer zurück.

    Köhler und Wolter blickten einander an.

    »Ich würde gern nach einem Abschiedsbrief suchen, aber wir sollten das Feld besser den Kriminaltechnikern überlassen«, meinte der Ostfriese. »Sonst kriegen wir am Ende noch Ärger, weil wir versehentlich Spuren vernichtet haben.«

    Köhler nickte stumm und zeigte seinem Kollegen das Foto von der Liste.

    »Was hat Dortje denn mit der Sache zu schaffen?«

    »Das wüsste ich auch gern. Ich werde sie anrufen, sobald wir hier mit den Befragungen durch sind.«

    »Ich habe gerade kurz mit dem Chef telefoniert, Torsten. Ein Team der Spurensicherung und ein Gerichtsmediziner sind schon von Oldenburg aus auf dem Weg hierher.«

    »Gut, dann kümmern wir uns jetzt um die Pensionsgäste.«

    Köhler hatte zuvor von Annemarie Rickmers einen Schlüssel für das Zimmer mit den Toten bekommen. Er schloss es von außen ab und klebte ein polizeiliches Siegel über das Schloss. Dann ging er zusammen mit seinem Kollegen ins Erdgeschoss hinunter. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und Tee war unverkennbar. Die Ermittler betraten den gemütlich eingerichteten Frühstücksraum. Frau Rickmers wurde von ihren Gästen mit Fragen zu den Ereignissen bestürmt.

    Aber als die Kriminalisten den Raum betraten, richtete sich die Aufmerksamkeit sofort auf sie. Ein Mann kam Köhler und Wolter entgegen.

    »Ich bin Veit Kemper. Und ich verlange sofortige Aufklärung von Ihnen. Hat es wirklich Todesfälle in dieser Pension gegeben?«

    Der ehemalige BKA-Fahnder runzelte die Stirn. Durch seine anmaßende Art hatte Kemper es geschafft, Köhler sofort gegen sich aufzubringen. Der gereizte Gast war hochgewachsen, ungefähr so groß wie der Kommissar selbst. Köhler schätzte ihn auf fünfzig Jahre. Das Gesicht wurde von einem grauen Walrossschnurrbart geprägt, der nicht recht zu der randlosen Brille passte. Kemper war schlank und trug teure Freizeitkleidung, seine Haut war ebenmäßig gebräunt.

    Der Kommissar schätzte ihn als einen Erfolgsmenschen ein, der sehr auf sein Aussehen bedacht war.

    Köhler machte eine einladende Bewegung.

    »Ihr Wunsch ist uns Befehl, Herr Kemper«, sagte er mit leiser Ironie, die seinem Gegenüber offenbar entging. »Setzen wir uns in den Wintergarten, dort können wir in Ruhe reden.«

    Vom eigentlichen Frühstücksraum war der verglaste Wintergarten abgetrennt. Von dort hatte man einen schönen Blick Richtung Yacht-Zentrum, das sich nur einen Steinwurf weit von

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