Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Langeooger Rache. Ostfrieslandkrimi
Langeooger Rache. Ostfrieslandkrimi
Langeooger Rache. Ostfrieslandkrimi
eBook194 Seiten2 Stunden

Langeooger Rache. Ostfrieslandkrimi

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die große Geburtstagsfeier zu Oke Dreesens 50. Geburtstag auf Langeoog soll keine Wünsche offenlassen! DJ vom Festland, Übernachtungen im Strandhotel für alle Gäste, der erfolgreiche Langeooger Unternehmer hat an alles gedacht, was das Herz begehrt. Doch es soll anders kommen. Oke Dreesen erlebt seine eigene Feier nicht mehr, kurz vor Beginn wird er in seinem Haus erstochen aufgefunden! Als die Inselkommissare Rieke Voss und Gerret Kolbe den Tatort inspizieren, stellen sie fest, dass die Stereoanlage des Toten noch eingeschaltet ist. Im CD-Player befindet sich eine selbstgebrannte Scheibe, die so gar nicht zum sonstigen Musikgeschmack des Mannes passen will. Auf der CD ist nur ein einziger Titel: der Schlager »Du bist nicht allein«. Zufall? Oder ist dieser Titel eine Warnung? Befindet sich ein Unbekannter auf Rachemission für Geschehnisse, die viele Jahre zurückliegen? Die schlimmsten Befürchtungen bestätigen sich, als kurz darauf auch einer der Geburtstagsgäste ermordet aufgefunden wird...

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum19. Mai 2022
ISBN9783965865884
Langeooger Rache. Ostfrieslandkrimi

Mehr von Marc Freund lesen

Ähnlich wie Langeooger Rache. Ostfrieslandkrimi

Titel in dieser Serie (10)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Mord für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Langeooger Rache. Ostfrieslandkrimi

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Langeooger Rache. Ostfrieslandkrimi - Marc Freund

    Kapitel 1

    Sterben? Nein, an das Thema hatte er noch nie so wirklich gedacht. Warum auch? Wer beschäftigte sich schon mit so einer Frage, wenn er gesund war, mit beiden Beinen im Leben und in der Blüte seiner Jahre stand?

    Als Oke Dreesen sein Haus betrat und die Tür leise hinter ihm ins Schloss fiel, gingen ihm ganz andere Dinge durch den Kopf: Sein fünfzigster Geburtstag. Die Grillparty heute Abend. Moni und Julia, zwei Mitarbeiterinnen aus dem Büro seines Schlachtbetriebs auf dem Festland. Wenigstens eine von ihnen würde er heute Abend klarmachen. Vielleicht sogar beide. Das waren die Dinge, mit denen er sich beschäftigte. Als er daran dachte, überzog sich sein Gesicht mit einem breiten Grinsen, so breit, dass sogar die beiden Goldzähne im Oberkiefer mitstrahlten.

    Alles war für heute Abend vorbereitet. Woran gab es sonst noch zu denken? Allenfalls war da noch der Filter seiner Poolpumpe, der dringend ausgetauscht gehörte.

    An den Tod zu denken, ausgerechnet jetzt, kam ihm nicht in den Sinn.

    Trotzdem hatte ihm vor ein paar Tagen jemand sein jähes Ende angekündigt. Mit einem einfachen Brief, nicht abgestem­pelt, sondern persönlich in seinen Briefkasten geworfen. Im Umschlag hatte eine gewöhnliche weiße Karte gesteckt. Darauf, mit einem schwarzen Filzstift geschrieben: Bereite dich auf deinen Tod vor!

    Irgendein Spaßvogel, wie Dreesen vermutete. Er hatte der Sache nicht viel Bedeutung beigemessen. Natürlich hatte er kurz gestutzt, überlegt, war in einige düstere Gedanken verfal­len, die sich mit der Vergangenheit beschäftigten. Kurz darauf, nachdem er die Karte im Kamin verbrannt hatte, war die Sache so gut wie in Vergessenheit geraten. Vielleicht handelte es sich um einen frustrierten ehemaligen Mitarbeiter, den er im letzten Jahr vor die Tür gesetzt hatte, überlegte Dreesen. Oder um einen von diesen radikalen Tierschützern, die nichts unver­sucht ließen, um ihn einzuschüchtern oder öffentlich anzufeinden. Vieles war denkbar. Vielleicht hatte sich auch einfach nur jemand einen wirklich dummen Scherz erlaubt.

    Dreesen warf seinen Haustürschlüssel auf die Kommode im Flur, legte sein Handy daneben und sein ledernes Portemon­naie, aus dem die geknickten Ecken mehrerer großer Bank­noten ragten.

    Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es noch mehr als drei Stunden hin waren, bis mit dem Eintreffen der ersten Gäste zu rechnen war. Vermutlich Gina und ihr verfressener Mann Peter, der den ganzen Abend um den Grill herumlungern würde, während sie sich keinen Millimeter von der Bar wegbewegte. Sollten sie, dachte er. Überhaupt sollte doch jeder nach seiner Fasson leben. Jeder sollte seine Meinung haben dürfen, wenn ihn nur niemand damit nervte.

    Er lebte sein Leben und das nicht schlecht. Er hatte den Schlachtbetrieb in Wilhelmshaven von seinem Vater übernom­men, hatte seine beiden Brüder ausgezahlt und sich zum allei­nigen Firmeninhaber gemacht. König Oke, der Erste.

    Der Gedanke gefiel ihm. Er grinste leise in sich hinein, während er sich auf dem Weg zum Bad das durchgeschwitzte Hemd aufknöpfte.

    Er löste die Schnalle seines Gürtels und streifte, noch immer im Gehen, seine Hose ab. Sie blieb auf der Türschwelle liegen. Während er sich seiner restlichen Kleidung entledigte, drehte er das Wasser in der Dusche an.

    Er warf einen kurzen, prüfenden Blick in den großen Bade­zimmerspiegel. Er gefiel sich so, wie er war. Aber vielleicht sollte er doch irgendwann die Ratschläge seines Arztes beher­zigen und seine Ernährung umstellen. Auf die Dauer könnte sich das als die vorteilhaftere Variante herausstellen, im Vergleich zu seiner bisher praktizierten Methode, seinen Gürtel jedes Jahr um eine Öffnung zu erweitern.

    Er duschte eiskalt. Das Wasser erzeugte eine angenehm prickelnde Wirkung auf seiner Haut. Er genoss die Abkühlung, schloss die Augen dabei und lauschte dem monotonen Prasseln in der Duschwanne. Dabei dachte er an die Party, an die Gäste, besonders die weiblichen, und daran, dass sich möglicherweise am Abend noch das eine oder andere geschäftliche Gespräch ergeben könnte. Er hatte vor, den Betrieb zu erweitern und gegebenenfalls zwei kleinere Schlachthöfe im erweiterten Um­kreis aufzukaufen. Die Weichen dazu waren praktisch schon gestellt.

    Das kalte Wasser begann um seine Füße zu spülen, weil das kleine Sieb im Abfluss nicht genügend durchließ. Das nachströmende Wasser plätscherte hinterher und erinnerte an prasselnden Regen.

    Dass sich noch ein anderes Geräusch in diese Kulisse misch­te, nahm er zunächst gar nicht richtig wahr. Erst, nachdem er das Wasser abgestellt hatte, um sich mit dem Duschgel einzuseifen, bemerkte er, dass etwas nicht in Ordnung war.

    Die Stereoanlage in seinem Wohnzimmer war von selbst angesprungen. Das war zumindest seine erste Erklärung für das Phänomen der plötzlich auftretenden Musik, in einer Lautstärke, die sein ganzes Haus beschallte.

    Dreesen blinzelte das Wasser aus seinen Augen und strich sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht.

    Wasser und Schaum perlten an ihm ab. Er riss die Glastür der Duschkabine auf und wäre bei seinem beherzten Schritt aus dem Duschbecken beinahe ausgerutscht. Er fing sich im letzten Augenblick an der Wandhalterung für Handtücher ab.

    Währenddessen drang die Musik aus dem Wohnzimmer zu ihm durch.

    Du bist nicht allein …

    Dreesen blinzelte erneut. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?

    Wenn du träumst heute Abend …

    Er schlüpfte in seine Hausschuhe, was ihm mit den nassen Füßen einiges an Mühe abverlangte.

    Du bist nicht allein …

    Er schlang sich das Badelaken um seinen fleischigen Leib und gab der Badezimmertür einen derben Stoß, der sie gegen die Wand knallen ließ.

    Wenn du träumst von der Liebe …

    Als er aus dem Bad hastete, verfing sich sein rechter Fuß in der liegen gelassenen Hose. Beinahe wäre er lang hingeschla­gen. Mit einem wütenden Laut schoss er das Kleidungsstück gegen den Schuhschrank.

    Was zur Hölle ging hier vor? Er tappte durch den Flur und fröstelte, als ihn ein kalter Windhauch streifte.

    Es finden tausend junge Menschen heut keine Ruh …

    Die Musik gehörte nicht zu seiner Sammlung. Das war Schlager. Sie kam aber trotzdem aus seiner Anlage, verdammt!

    Oke Dreesen stand auf der Schwelle zum Wohnzimmer. Es war niemand da! Und doch hatte sich hier jemand zu schaffen gemacht. Aus den Boxen unter der Decke dröhnte die Musik, dass die Gläser nebenan in der Vitrine vibrierten.

    Es haben tausend Menschen Sehnsucht genau wie du …

    Großer Gott! Er stürmte auf die Anlage zu und hämmerte auf die Ausgabetaste des CD-Players, bevor Roy Black zur zwei­ten Strophe ansetzen konnte.

    Urplötzlich wurde es still. Nur ein leises Rauschen der Boxen war zu hören.

    Und plötzlich ein Rascheln hinter ihm. Eine huschende Bewegung, die er aus den Augenwinkeln heraus wahrnahm.

    Dreesen wollte sich umdrehen, schaffte es aber nur halb, denn die Klinge, die sich ihm in die rechte Niere bohrte, verhinderte eine ganze Umdrehung.

    Er stieß einen überraschten Laut aus, dann presste er seine Lippen fest aufeinander.

    Die Gestalt hinter ihm ließ den Griff des Messers los.

    Dreesen war frei. Er brachte seine Drehbewegung endlich zu einem Ende, taumelte dabei einen Schritt nach vorne und wäre seinem Widersacher beinahe in die Arme gefallen.

    Ein Geräusch erfüllte den Raum. Dreesen brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es sich dabei um sein eigenes lautstarkes Atmen handelte.

    Etwas Warmes sammelte sich in seinem Mund, lief ihm im nächsten Augenblick über die Unterlippe und klatschte schwer zu Boden.

    Dreesen starrte in zwei vollkommen teilnahmslose Augen. Es war nichts in diesem Blick außer die Gleichgültigkeit und das Warten darauf, dass es vorbei sein würde.

    Es kostete ihn eine ungeheure Kraftanstrengung, um seinen rechten Arm zu heben. Die Faust war geballt, doch sie würde kein einziges Mal mehr zuschlagen.

    Grelle Lichter tauchten vor Dreesens Augen auf. Dann verschwammen sämtliche Konturen, verzerrten sich bis zur Unkenntlichkeit.

    Oke Dreesen brach auf der Stelle zusammen. Noch einmal streckte sich sein Arm in einer verzweifelten Bewegung aus. Seine Finger tasteten, suchten noch für einen Augenblick.

    Dann war alles still.

    Kapitel 2

    In der kleinen Kapelle von Wittmund herrschte angenehme Kühle.

    Rieke Voss hatte sich in eine der hinteren Bänke gesetzt, obwohl sie freie Auswahl gehabt hätte. Außer ihr befand sich nur eine weitere Person im Raum. Eine ältere Frau in einem schwarzen Mantel und einem Hut mit Trauerschleier. Sie wirkte in sich zusammengesunken, hielt den Kopf leicht gesenkt, sodass von ihrem Haar nur eine einzelne silberne Strähne zu erkennen war.

    Die Inselkommissarin von Langeoog fühlte sich miserabel.

    Sie hatte es vermieden, die Urne auf dem kleinen Podest vor dem Altar allzu lange anzusehen. Zu frisch waren die Ein­drücke, zu groß der Schmerz, der in ihr wühlte, ihr tagsüber die Konzentration nahm und nachts den Schlaf raubte.

    Harm Uthoff, ihr Verlobter, war tot. Ein langer Nagel hatte sich vor wenigen Tagen durch seine Lunge gebohrt. Er war an seinem eigenen Blut erstickt, während er in einem Motorboot vor der Insel um sein Leben gekämpft hatte. Diesen Kampf hatte er verloren, aber das war nur ein Teil der Wahrheit, vermutlich sogar der kleinste.

    Sein wahrer Name war Wolf Gunnesson gewesen. Ein Mann mit unzähligen Geheimnissen. Eines davon war, dass er im Alter von dreizehn Jahren seine Mutter erwürgt hatte. Ein anderes, dass er der Halbbruder ihres Kollegen Gerret Kolbe gewesen war. Kolbe, der, um sein eigenes Leben zu retten, aus Notwehr gehandelt hatte. Der grässliche Nagel, der ihm zugedacht gewesen war, hatte letztlich den anderen getroffen.

    Was von Harm Uthoff/Wolf Gunnesson übrig geblieben war, befand sich nun in einer dunkelblauen Porzellanurne vor dem Altar.

    Rieke hatte ihre Lippen zu einem Strich zusammengepresst. Sie durfte sich nicht gestatten, zu weinen. Das war eine Abmachung mit sich selbst gewesen, als sie die Kapelle betreten hatte. Tränen für einen Mörder? Vielleicht sogar noch Blumen? Nein! Ihre Mundwinkel zuckten unkontrolliert bei dem Gedanken. Wenn doch nur die Zeremonie bald beginnen würde!

    Von hinten näherten sich leise Schritte. Rieke wandte den Kopf nach links und erkannte Hedda Lüürsen. Die neue Künstlerin, die gerade erst in der Galerie ihres Verlobten eingezogen war.

    Die Kommissarin hatte nicht erwartet, die Frau hier zu sehen. Und auch Hedda schien überrascht. Für einen Moment wusste sie offenbar nicht, wohin sie sich wenden oder wie sie sich verhalten sollte. Sie nickte der Kommissarin zu und ging weiter. Auf einer der Bänke auf der linken Seite des Mittel­gangs ließ sie sich nach ein paar Sekunden der Anteilnahme nieder.

    Was mochte Hedda hier tun, überlegte Rieke. Hatte sie Harm (sie nannte ihn in Gedanken noch immer so) am Ende vielleicht besser gekannt, als es für alle anderen den Anschein hatte? Aber vielleicht lagen die Dinge auch anders. Möglich, dass die Künstlerin aus einer Art Pflichtgefühl heraus handelte.

    Irgendwo hinter dem Altarraum öffnete sich eine Tür. Ein Mitarbeiter des Kirchenbüros erschien im schwarzen Anzug. Seine Miene war starr und unbeweglich, als hätte irgend­jemand seine Gesichtszüge in Granit gemeißelt.

    Er sprach ein paar monoton und emotionslos dahingenu­schelte Worte der Begrüßung und ging dann in den eigent­lichen Teil über, so als wolle er die ganze Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen.

    Wie es zu erwarten gewesen war, dauerte die Ansprache kaum länger als zwei oder drei Minuten. Es war ohnehin eine heikle Angelegenheit gewesen, eine Urnenbestattung für einen Mörder, dessen Name durch die Medien gegangen war, zu organisieren.

    Rieke hatte sich um diese Angelegenheit gekümmert, auch wenn es ihr zuwider gewesen war. Harm hatte sie verraten, ausgenutzt, und am Ende hätte er beinahe noch ihren Sohn Noah umgebracht, den sie mehr als alles andere liebte.

    Aber stimmte das wirklich? Hatte Harm sie belogen, wenn er behauptet hatte, sie zu lieben? Waren seine Gefühle wirklich nur vorgetäuscht gewesen? Rieke konnte nicht daran glauben, vielleicht wollte sie es auch nicht. Und dann die Sache mit Noah …

    Harm hätte die Gelegenheit gehabt, ihn eiskalt umzubringen, wenn er es wirklich gewollt hätte. Er hatte es letztlich nicht getan. Vieles sprach dafür, dass aus dem beinahe noch kind­lichen Mörder von damals ein vernünftig handelnder Mensch hätte werden können, wenn …

    Ja, wenn man ihn nur in Ruhe gelassen hätte. Aber Kolbe hatte es sich in den Kopf gesetzt, den Mörder seiner Mutter zu finden. Rieke überlegte, was gewesen wäre, hätte er diese Pläne einfach begraben. Sie dachte viel zu oft über diesen Punkt nach und ärgerte sich jedes Mal, wenn sie sich selbst dabei ertappte, so wie jetzt.

    Sie hätte beinahe das Ende der kurzen und sachlichen Ansprache des Kirchendieners verpasst. Sie wurde erst wieder aufmerksam, als der Mann sich von seinem Stehpult abwandte und mit würdevoller Miene die Urne ergriff. Er tat es betont langsam und so, als würde er eine zentnerschwere Last vor sich hertragen. Aber vielleicht wog sie ja auch schwerer, die Asche eines Mörders …

    Rieke ließ die Frau im schwarzen Mantel passieren. Der Gang der anderen wirkte ein wenig gebeugt. Sie hielt ihren Blick stur auf den Mittelgang gerichtet, sah weder nach links noch nach rechts.

    Die Kommissarin nickte der Künstlerin zu, als diese in den schmalen Mittelgang trat. Schulter an Schulter verließen die beiden Frauen die Kapelle und gelangten

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1