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Langeooger Legende. Ostfrieslandkrimi
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Langeooger Legende. Ostfrieslandkrimi
eBook215 Seiten2 Stunden

Langeooger Legende. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

In der alten Villa in den Langeooger Dünen stimmt etwas nicht! Nur was ist da los? Die Kommissarin Rieke Voss bekommt Besuch von einer alten Freundin, die sie seit langer Zeit nicht mehr gesehen hat. Edda Gruber ist auf die Insel gekommen, um der bekannten Schauspielerin Carmen von Weitensteyn bei der Erstellung ihrer Autobiografie zu helfen. Doch hat sie von Anfang an das Gefühl, dass in der Villa dieser „Langeooger Legende“ ein Geheimnis verborgen ist. Durch Zufall entdeckt Edda im Keller einige augenscheinlich wertvolle Bilder. Besteht hier etwa ein Zusammenhang mit dem rätselhaften Verschwinden des Ehemanns der Schauspielerin? Rieke Voss beginnt nachzuforschen und stößt dabei auf kriminelle Aktivitäten in der Vergangenheit des Paares. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Gerret Kolbe will sie der Schauspielerin einige Fragen stellen, doch für die Inselkommissare ist Eile geboten. Denn in der Villa ist unerwartet Besuch angekommen, angeblich Verwandte der Hausherrin, und die Lage spitzt sich immer weiter zu. Als kurz nach dem Eintreffen der beiden Kommissare eine der anwesenden Personen stirbt, scheint die brisante Situation auf Langeoog endgültig außer Kontrolle zu geraten …

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum28. Nov. 2023
ISBN9783965868694
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    Buchvorschau

    Langeooger Legende. Ostfrieslandkrimi - Marc Freund

    Kapitel 1

    Langeoog, 29. August 1992, 23:12 Uhr.

    Ein greller Blitz zuckte auf und riss die hagere, halb verschleierte Gestalt für die Dauer von zwei Sekunden aus dem Dunkel. Ihr Gesicht war bleich wie das einer Toten und zu einer hässlichen Fratze verzerrt. Hinter ihr ein Fenster, nur halb verschlossen. Die Vorhänge waren in ständiger Bewegung. Die Frau verzog ihre Lippen zu einem wissenden Lächeln. In ihrer Hand ein klobiger, zum Schlag erhobener Gegenstand, der sich nur undeutlich gegen das kurz einfallende Licht abzeichnete und vage an die Gestalt eines Tieres erinnerte. Dann versank alles wieder in nahezu vollkommener Dunkelheit.

    Die Stimme des Mannes direkt vor ihr rief einen Namen. Der Laut ging im Grollen des Donners unter.

    Er hatte ihr den Rücken zugedreht und wusste nichts von ihrer Anwesenheit in diesem Augenblick. Er suchte und irrte durch das Haus, in dem vor einigen Minuten der Strom ausgefallen war. Er war auf der Stelle stehen geblieben. Vielleicht ahnte er etwas, in diesem einen seiner letzten Momente. Vielleicht wollte er sich umdrehen. Doch es war zu spät.

    Der Gegenstand verharrte noch für eine Sekunde in seiner Position, als warte er auf den perfekten Augenblick. Dann sauste er hinunter und fand sein Ziel mit gnadenloser Präzision. Ein dumpfer Laut, ein seltsam lang gezogenes Stöhnen. Danach gespenstische Stille. Jemand atmete durch den geöffneten Mund.

    Sie waren wie zwei Raubtiere, die sich gegenseitig in der Finsternis belauerten. Niemand von ihnen rührte sich.

    Sekunden strichen dahin, scheinbar endlos und qualvoll.

    Die Tatwaffe wurde erneut angehoben. Langsam, leise und mit Bedacht. Sie ruhte in der Luft, wartend darauf, ob ihr erneuter Einsatz notwendig wurde.

    Draußen schlug die Brandung gegen Langeoog und warf giftig zischende Schaumkronen auf den Strand. Ihre Zungen schnellten hervor und leckten gierig über den Sand, bevor sie erstarben und ihr weißer Flaum vom Wind erfasst und fortgewirbelt wurde, hinein in die Dunkelheit, ins Nichts.

    Im Innern des alten Inselhauses sank der Mann mit einem leisen Röcheln in die Knie. Seine rechte Hand krampfte sich um den Türgriff. Ein letzter Anker, der ihn davor bewahrte, ganz auf den Dielenboden zu stürzen.

    Tapp, tapp … Das Blut tropfte leise auf die Bretter.

    Der Schatten hinter ihm hatte sich noch immer nicht bewegt. Er lauerte, wartete und wusste, dass er jetzt alle Zeit der Welt hatte. Das Schlimmste schien überstanden.

    Der Sterbende legte sein ganzes Gewicht auf die Klinke, bis diese nachgab. Die Tür öffnete sich einen winzigen Spalt und wurde sofort wieder zugeschlagen, als der schwere Körper dagegen sackte und langsam am lackierten Holz herabrutschte.

    Ein letztes Stöhnen, kraftlos und schwach, wie wenn ein letzter Rest Luft aus einem aufgedrehten Ventil entweicht.

    Draußen grollte es düster. Regen setzte ein. Zunächst zaghaft, mit dicken Tropfen, die auf das Dach und gegen die Fenster trafen. Das vereinzelte Platschen und Pochen hielt wenige Sekunden an, bevor der Himmel jegliches Maß zu verlieren schien. Wie aus dem Nichts setzte ein tosendes Prasseln ein, das alle anderen Geräusche in den Hintergrund treten ließ. Wie das Anreißen eines Zündholzes im Hausflur. Eine verloren wirkende Flamme begann in der Zugluft zu flackern, die durch das halb geöffnete Fenster eindrang.

    Am Boden lag die verkrümmte Gestalt, die Augen starr und gebrochen auf die Tür gerichtet. Der Hinterkopf des Mannes war seltsam deformiert und in eine tiefrote, fast schwarze Farbe getaucht.

    Die Flamme erlosch nach wenigen Augenblicken, das abgebrannte Hölzchen segelte geräuschlos zu Boden.

    Die stumme Gestalt im Zimmer bückte sich. Sie hatte sich die Position des Toten gemerkt. Zwei Hände griffen blindlings ins Dunkel und bekamen die Hosenbeine des Mannes zu fassen.

    Ein schlurfendes Geräusch. Danach eine Pause. Durchatmen.

    Die Frau stieg über die Leiche hinweg. Sämtliche Skrupel hatte sie abgelegt, sofern sie denn jemals welche besessen hatte.

    Die Tür ließ sich jetzt öffnen. Ein leises Knarren.

    Sie tastete sich ein winziges Stück vor, drehte sich um und suchte in der Dunkelheit nach der Leiche. Unabsichtlich fasste sie in das schwammige Gesicht, streifte die buschigen Augenbrauen. Beinahe hätte sie ihre Hand zurückgezogen, doch letztlich siegte ihr Wille, ihre Arbeit noch in dieser Nacht zu vollenden.

    Ihre Hände glitten weiter bis zum Kragen der Anzugjacke. Kräftige Finger krallten sich in den derben Stoff und begannen zu ziehen.

    Schwerfällig rutschte der tote Körper zuerst über die Dielenbretter und dann über die Türschwelle, als sträubte er sich, das Zimmer zu verlassen, um seine letzte Reise anzutreten.

    Die Frau über ihm drückte ihr Kreuz durch und holte tief Luft. Der Rest würde einfacher vonstattengehen. Die Schwerkraft würde ihr zu Hilfe kommen. Eine weitere Tür wurde geöffnet.

    Stufen. Die steile Treppe lag in undurchdringlicher Finsternis. Es war kalt, es roch ein wenig nach Moder. Ein Geruch, der aus dem Abfluss im Keller heraufstieg und an besonders heißen Tagen zu einer Plage werden konnte.

    In dieser Nacht nahm sie ihn nicht wahr. Sie zog, zerrte, mühte sich mit seinem Gewicht, das ihr, jetzt wo er tot war, doppelt so schwer erschien.

    Als sie die Hälfte der Treppe erreicht hatte, flackerte das Licht. Eine nackte Glühbirne flammte über ihr im Treppenhaus auf. Die Helligkeit erstarb kurz und kehrte dann plötzlich wieder, um zu bleiben. Die Stromversorgung war offenbar wieder hergestellt.

    Die Frau sah auf und registrierte die Spur aus Blut, die sie mit ihrer Last auf den Stufen hinterlassen hatte.

    Sie würde sich fortsetzen. Doch nicht mehr lang. Nur bis in den Keller hinunter.

    Bis in das Grab, das sie bereits am Nachmittag dort ausgehoben hatte.

    Kapitel 2

    »Rieke?«

    Die Inselkommissarin sah von ihrer Arbeit auf. Sie hatte die Eingangstür zwar leise zuklappen hören, war aber für einen Moment noch abgelenkt gewesen. Sie war damit beschäftigt, die Akte eines abgeschlossenen Falls zu vervollständigen und ihren Bericht auszubessern.

    Als sie die blonde Frau am momentan verwaisten Empfangstresen stehen sah, hellte sich ihr Gesicht schlagartig auf. Sie erhob sich von ihrem Platz und trat näher.

    »Edda?«, fragte sie. »Edda Gruber?«

    Sie blickte in ein freundliches Gesicht, das von langen blonden Haaren eingerahmt wurde. Zwei große blaue Augen strahlten sie an.

    »Dann stimmen die Gerüchte also doch«, sagte Edda und blickte sich anerkennend um. »Ich meine, dass du als Polizistin auf Langeoog gelandet bist.«

    Rieke Voss umschiffte die Ecke des Tresens und trat auf die Frau im langen Mantel zu. Ihre Nase war leicht gerötet. Die ansonsten so markanten Sommersprossen, die stets Edda Grubers Markenzeichen gewesen waren, hatten an Intensität eingebüßt, was mitten im Herbst jedoch nichts Außergewöhnliches war.

    Die beiden alten Freundinnen fielen sich in die Arme.

    »Ich glaub es noch immer nicht«, entfuhr es der Inselkommissarin. »Wo kommst du denn auf einmal her?«

    Sie hatten sich wieder voneinander gelöst und musterten sich gegenseitig von Kopf bis Fuß.

    »Jetzt, im Augenblick bin ich mit der ersten Fähre von Bensersiel gekommen. Ich wollte eigentlich gestern Abend schon hier sein, aber die Bahn hatte Verspätung und die letzte Fähre ist mir vor der Nase weggefahren.«

    »Und davor?«, wollte Rieke wissen.

    »Ich bin von Köln aus gefahren«, antwortete Edda. »Da hab ich die letzten siebeneinhalb Jahre zugebracht. Hab da eine Weile fürs Fernsehen gearbeitet. Sogenannte Scripted Reality.«

    »Echt?«, gab Rieke lachend zurück. »Familiendramen und Gerichtssendungen, so was in der Art?«

    »Genau so was. Ich habe Geschichten geschrieben, die noch echter als das Leben selbst waren. Du weißt schon: So etwas wie Hilfe, mein Nachbar spielt Tuba oder Meine Schwester ist eigentlich mein Bruder. Natürlich immer mit positivem Ausgang.«

    Die Inselkommissarin prustete lautstark. »Da brauchst du natürlich eine Menge Fantasie, wenn du solche Themen noch zum Guten wenden willst. Aber die hattest du ja schon immer, wenn ich mich richtig erinnere.«

    Die andere zuckte mit den Schultern. »Kann sein. Aber nur mit Fantasie allein kommst du halt auch nicht durchs Leben. Jedenfalls nicht, wenn du plötzlich merkst, dass der Partner, von dem du dachtest, es sei dieses Mal ganz bestimmt der Richtige, es hinter deinem Rücken mit dem halben Team von Alarm für Cobra 11 treibt.«

    »Nein! Ist nicht wahr!« Rieke legte ihre Hand auf den Unterarm ihrer Freundin.

    »Doch«, antwortete Edda. »Und dabei hat er nicht mal einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht.«

    »Ach du Schande.« Rieke machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Entschuldige, dass ich gelacht habe, aber die Geschichte klingt total abgefahren.«

    »Wenn ich drüber weg bin, schicke ich dem Sender noch ein letztes Script, in dem ich das alles verarbeite.«

    »Das heißt, du lebst und arbeitest nicht mehr in Köln?«, fragte die Kommissarin.

    Edda schüttelte den Kopf. »Ging nicht mehr. Ich konnte den Leuten da einfach nicht mehr in die Augen sehen. Und vor allem nicht Ray.«

    »Verstehe. Und was verschlägt dich jetzt ausgerechnet nach Langeoog?« Rieke schlug sich vor die Stirn. »Entschuldige, ich lasse dich hier die ganze Zeit im Flur stehen. Magst du nicht mit ins Büro kommen? Ich hab Kaffee da. Oder Tee. Was du möchtest. Falls du die Zeit hast, heißt das.«

    Edda sah auf die Wanduhr. »Eine gute halbe Stunde sicher.«

    Kurz darauf saßen sich die beiden Frauen mit dampfenden Tassen gegenüber.

    »Dein Kollege ist nicht da?«, fragte Edda, die etwas unsicher auf dem Bürostuhl hin und her rutschte.

    »Kommissar Kolbe hat den Rest der Woche frei. Überstunden abbauen. Im Augenblick ist hier eh nicht so viel los, von daher benötigen wir nicht die volle Mannschaft. Unser Kollege Enno hat sich währenddessen sogar einen kleinen Nebenjob angenommen, und die Chefin sieht nur alle zwei bis drei Tage mal rein.« Rieke beugte ihren Oberkörper nach vorn. Sie umklammerte den heißen Kaffeebecher mit beiden Händen. »Also? Warum Langeoog?«

    Edda nippte an ihrem Kaffee und lächelte aus einem leichten Anflug von Melancholie. »Ich habe eine neue Herausforderung gesucht. Eine Freundin hat mir eine Anstellung hier auf der Insel verschafft, sie hat ganz altmodisch über eine Zeitungsannonce davon erfahren und meinte, nach meinen jüngsten Erfahrungen sei es genau das Richtige für mich.«

    »Du hast einen neuen Job?«, hakte Rieke Voss interessiert nach. »Hier auf Langeoog? Was ist es – irgendwas mit Touristik? Oder Krabben pulen?«

    »Nein.« Edda lächelte. »Es geht in eine vollkommen andere Richtung. Ich werde für die Wintermonate als Sekretärin und Schreibkraft bei Carmen von Weitensteyn arbeiten.«

    Die Kommissarin hob fragend die rechte Augenbraue. »Bei der Schauspielerin?«

    »Ich kann während der Zeit kostenfrei bei ihr wohnen.« Edda lachte. »Auch etwas, das mir in meiner momentanen Lage sehr entgegenkommt.«

    »Und was genau ist deine Aufgabe?«

    »Die alte Dame möchte ihre Memoiren zu Papier bringen. Leider sieht die Gute kaum noch etwas, deswegen war sie auf der Suche nach einer Schreibkraft, die noch Stenografie und Maschinenschreiben gelernt hat.«

    Riekes Mundwinkel zuckten. »Das Ganze klingt ziemlich Old School.«

    »Ist es sicher auch. Ich habe mal ein bisschen im Internet recherchiert. Sie hat ihre ersten Filme Anfang der Fünfzigerjahre gedreht. Als Kinderstar. In den folgenden Jahrzehnten hat sie mit vielen Berühmtheiten gedreht. Erst in den letzten zwanzig Jahren ist es langsamer ruhiger um sie geworden. Ich glaube, dass ihr Augenleiden damals schon eingesetzt hat.«

    »Wie auch immer«, antwortete die Kommissarin, »Alles in allem ist das bestimmt eine spannende Sache. Ich wusste zwar, dass die Dame seit einigen Jahren auf Langeoog wohnt, aber begegnet bin ich ihr noch nie.«

    Edda nickte. »Ich habe vor ein paar Tagen mit ihr telefoniert. Zwei Wochen, nachdem ich meine Bewerbung abgeschickt hatte, bekam ich auf einmal abends einen Anruf. Sie selbst war am Apparat. Sie erzählte mir, dass sie sehr zurückgezogen lebt. Bis vor Kurzem hat sie in dem großen Haus noch alles allein gemacht. Jetzt hat sie eine Haushaltshilfe, die jeden Vormittag zu ihr kommt.«

    »Jemand von der Insel?«, wollte Rieke wissen.

    »Ich glaube, es ist jemand vom Festland. Genau weiß ich es nicht.« Edda sah auf die Uhr. »In zwanzig Minuten muss ich dort sein.«

    »Dann solltest du besser aufbrechen«, riet die Polizistin. »Nicht, dass du an deinem ersten Tag gleich unpünktlich bist.«

    Edda fasste ihre Kaffeetasse und leerte sie mit hastigen, großen Schlucken. »Danke. Das hat gutgetan.«

    Rieke zwinkerte ihrer alten Freundin zu. »Du musst mich unbedingt über dein Leben bei der alten Dame auf dem Laufenden halten. Warte, ich gebe dir meine Karte, dann können wir telefonieren.«

    Die Polizistin griff eine der Visitenkarten aus dem kleinen Plastikdisplay und schnippte sie über den Schreibtisch.

    Edda fing sie geschickt auf und steckte sie ein. Sie erhob sich. »Ich melde mich. Vielleicht hast du ja mal Zeit für einen zweiten Kaffee. Dann lade ich dich ein.«

    Rieke Voss begleitete ihre alte Freundin zur Tür und sah ihr noch eine Weile nach, bis sie über den Platz in Richtung Langeooger Wasserturm verschwunden war.

    Als sie die Tür der Dienststelle schloss, blickte die Inselkommissarin in den Himmel. Die Sonne war verschwunden. Stattdessen waren graue Wolken aufgezogen.

    Kapitel 3

    »Da braut sich was zusammen«, bemerkte Otto Ladengast, als er die Haustür mit dem Fuß hinter sich in Schloss drückte. Auf seinen Händen balancierte er einen klobigen Pappkarton und streifte sich währenddessen im Hausflur die ausgetretenen Gesundheitsschuhe ab.

    In der Küche nebenan begann ein altmodischer Teekessel lautstark zu pfeifen und wurde im nächsten Moment von der heißen Platte genommen. Der Ton verebbte beinahe sofort zu einem dünnen Säuseln, bevor er ganz verstummte. Ein Plätschern war zu hören. Kurz darauf Schritte, die sich in der Küche hin und her bewegten. An der angelehnten Tür machten sie Halt. Bente Franzens leicht geröteter Kopf tauchte in dem Spalt auf.

    »Was ist los?«

    »Das Wetter«, antwortete ihr langjähriger Mieter, der noch immer keinen geeigneten Abstellplatz für den Karton gefunden hatte.

    »Was ist damit?«

    »Da kommt was auf uns zu. Der erste Herbststurm dieses Jahr. Und noch dazu ein ziemlich heftiger.«

    Bente Franzens Stirn legte sich in Falten. »Woher wissen Sie das?«

    »Die Vorboten«, antwortete Ladengast geheimnisvoll

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