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Geschöpfe der Furcht: Geisterkrimi Sammelband 3 Romane
Geschöpfe der Furcht: Geisterkrimi Sammelband 3 Romane
Geschöpfe der Furcht: Geisterkrimi Sammelband 3 Romane
eBook294 Seiten3 Stunden

Geschöpfe der Furcht: Geisterkrimi Sammelband 3 Romane

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Romane:



Moor der Angst (Frank Rehfeld)

Die Rückkehr des Dämonenjägers (Alfred Bekker)

Der Käfer-Gott (Alfred Bekker)







Nebelschwaden hingen tief über der verwitterten Kirche von Dunbury. Das graue, windschiefe Gemäuer bildete das Zentrum der kleinen südenglischen Ortschaft. Um die Kirche herum befanden sich knorrige, grotesk verwachsene Bäume, deren Kronen die Gräber des örtlichen Friedhofs überspannten.

Eine durchdringende feuchte Kühle herrschte an diesem Morgen. Das gesamte Gelände war mit Flatterband abgesperrt und ein einzelner uniformierter Polizist hielt Wache. Sein Name war Constable Kenneth Jones.

Er stand noch ganz unter dem Eindruck des Grauens, das er hatte mit ansehen müssen. Jones war 45 und hatte Jahrzehnte Diensterfahrung hinter sich. Aber als der völlig verängstige Kirchendiener ihn gerufen und zu der furchtbar zugerichteten Leiche geführt hatte, war der Anblick selbst für Jones ein Schock gewesen.

Ein Motorengeräusch drang durch den Nebel.

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum30. Jan. 2023
ISBN9783745227024
Geschöpfe der Furcht: Geisterkrimi Sammelband 3 Romane
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Geschöpfe der Furcht - Alfred Bekker

    Frank Rehfeld, Alfred Bekker

    Geschöpfe der Furcht: Geisterkrimi Sammelband 3 Romane

    UUID: b9ce03fb-9d79-4cac-a24f-cd21c1ab9a7d

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Geschöpfe der Furcht: Geisterkrimi Sammelband 3 Romane

    Copyright

    Moor der Angst: Grusel-Krimi

    Die Rückkehr des Dämonenjägers

    Der Käfer-Gott

    Geschöpfe der Furcht: Geisterkrimi Sammelband 3 Romane

    Alfred Bekker, Frank Rehfeld

    Dieser Band enthält folgende Romane:

    Moor der Angst (Frank Rehfeld)

    Die Rückkehr des Dämonenjägers (Alfred Bekker)

    Der Käfer-Gott (Alfred Bekker

    Nebelschwaden hingen tief über der verwitterten Kirche von Dunbury. Das graue, windschiefe Gemäuer bildete das Zentrum der kleinen südenglischen Ortschaft. Um die Kirche herum befanden sich knorrige, grotesk verwachsene Bäume, deren Kronen die Gräber des örtlichen Friedhofs überspannten.

    Eine durchdringende feuchte Kühle herrschte an diesem Morgen. Das gesamte Gelände war mit Flatterband abgesperrt und ein einzelner uniformierter Polizist hielt Wache. Sein Name war Constable Kenneth Jones.

    Er stand noch ganz unter dem Eindruck des Grauens, das er hatte mit ansehen müssen. Jones war 45 und hatte Jahrzehnte Diensterfahrung hinter sich. Aber als der völlig verängstige Kirchendiener ihn gerufen und zu der furchtbar zugerichteten Leiche geführt hatte, war der Anblick selbst für Jones ein Schock gewesen.

    Ein Motorengeräusch drang durch den Nebel.

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

    Copyright

    COVER MARA LAUE

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, ALFREDBOOKS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author /

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    Alles rund um Belletristik!

    Moor der Angst: Grusel-Krimi

    Frank Rehfeld

    Mit weit geöffneten Augen lag Grace O'Brian im Bett und starrte in die Dunkelheit. Schon den ganzen Tag spürte sie, daß sich in der Nacht ihr Schicksal erfüllen würde. Bei Anbruch der Dunkelheit hatte sich die Ahnung noch verstärkt.

    Mit jeder Faser ihres Körpers glaubte sie, daß das Unheil nahe. Sie hatte versucht zu lesen. Jedoch nach wenigen Sätzen begannen die Zeilen vor ihren Augen zu tanzen. Sie konnte sich nicht konzentrieren. Deutlich vermeinte sie, das Verhängnis zu spüren. Ein leises Flattern schreckte sie auf. Sie fuhr hoch im Bett. Eine kalte Hand schien ihr das Herz zu pressen. Mit angehaltenem Atem lauschte sie. Da!

    Deutlich vernahm sie das leise Schlagen, als würde ein großer Vogel seine Flügel bewegen. Das Geräusch stammte vom Fenster her.

    Plötzlich sah Grace O'Brian dort zwei tanzende rote Punkte.

    Zitternd tastete die junge Frau nach dem Schalter ihrer Nachttischlampe. Das Licht flammte auf und blendete sie im ersten Augenblick.

    Dann jedoch entdeckte sie, was es mit den roten Punkten auf sich hatte und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.

    Eine riesige Fledermaus flatterte vor ihrem Fenster. Die tanzenden Punkte waren ihre in dämonischem Rot glühenden Augen.

    Ein Vampir!

    Grace O'Brian wollte schreien, aber eine unsichtbare Hand verschloß ihren Mund. Sie brachte keinen Laut heraus.

    »Schau in meine Augen!« ertönte eine dumpfe Stimme in ihr, von der ein starker suggestiver Zwang ausging. Grace konnte sich dem Befehl nicht entziehen.

    Mit einer eckigen Bewegung erhob sie sich und trat ans Fenster.

    »Öffne es!« vernahm sie wieder die Stimme.

    Etwas in ihr sträubte sich, aber erneut kam sie gegen den fremden Zwang nicht an.

    Rasch drehte sie den Griff. Der kühle Nachtwind stieß das Fenster auf und fuhr eisig über ihr Gesicht.

    »Tritt ein«, forderte sie den Vampir mit monotoner Stimme auf.

    Darauf hatte der Blutsauger nur gewartet. Ohne solche Aufforderung konnte er ein Haus nicht betreten. Später allerdings konnte er es so oft aufsuchen, wie er wollte.

    Grace O'Brian trat wieder vom Fenster zurück. Ein Flügelschlag trug den Vampir ins Zimmer.

    Gleichzeitig verwandelte er sich. Sein Körper wuchs, der Kopf nahm die Züge eines Menschen an, und aus den Flügeln wurde ein langer schwarzer Umhang.

    Grace O'Brian sah sich einem etwa vierzigjährigen Mann gegenüber. Seine lackschwarzen Haare trug er straff zurückgekämmt. Unter buschigen Brauen

    blickten zwei stechende, dunkle Augen.

    Immer noch hielt der Vampir sie in hypnotischem Bann. Grace wollte sich herumwerfen und fliehen, aber ihre Muskeln gehorchten ihr nicht. Ohne Gegenwehr ließ sie sich von dem Blutsauger aufs Bett zurückdrängen. Eine entsprechende Geste von ihm reichte.

    Hilflos sah sie mit an, wie der Vampir sich über sie beugte. Sein Mund öffnete sich zu satanischem Grinsen. Deutlich sichtbar ragten seine langen Eckzähne über die Unterlippe.

    Zitternd vor Begierde tasteten seine Hände nach ihrem Hals. Mit Schaudern sah Grace, daß es sich um dürre, spinnenartige Finger handelte. Sogar auf ihrer Oberseite wuchsen Haare.

    Langsam schob er ihr Nachthemd zur Seite und legte ihren Hals frei.

    Gleichzeitig stöhnte er auf und wich zurück. Schützend erhob er einen Arm vor die Augen.

    »Nimm es weg!« vernahm Grace seinen gellenden Befehl.

    Im ersten Moment wußte sie nicht, was er meinte, aber dann fiel ihr das Kruzifix wieder ein. Es war ein Erbstück ihrer Mutter, und sie trug es ständig.

    Mit einem Mal schien das silberne Kleinod tonnenschwer zu werden. Sie hatte das Gefühl, es raubte ihr den Atem.

    Ihre Hände fuhren hoch, und sie spürte die Kette zwischen den Fingern. Mit kräftigem Ruck riß sie sie entzwei. Wie von schwerer Last befreit seufzte sie auf und schleuderte das Kruzifix von sich.

    Der Vampir beugte sich wieder über sie. Grace O'Brian spürte noch zwei Einstiche am Hals, dann verschwamm alles um sie herum in blutigem Nebel.

    *

    Leise stotternd verstummte der Motor. Der schwarze Mercedes rollte noch ein paar Meter und blieb dann stehen.

    Fluchend verschaffte David Harington seiner schlechten Laune Luft.

    Sicher, es kam schon mal vor, daß man mit einem Auto eine Panne hatte. Aber daß das ausgerechnet ihm passieren mußte und dann auch noch in dieser Gegend, das gefiel ihm gar nicht.

    Im Innern des Mercedes war es gemütlich warm, aber außerhalb der Scheiben sah es ungefähr so aus, wie ein Mensch sich die Hölle auf Erden vorstellte.

    Weißgraue Nebelschwaden wanden sich um verkrüppelte Bäume und Büsche. Die kahlen Äste wiesen wie knochige Finger in Richtung des wolkenverhangenen Himmels.

    Dazu der Nebel! Er war schuld daran, daß David Harington überhaupt in diese Gegend gekommen war. Er befand sich auf dem Weg nach London und wollte eigentlich in Edinburgh die Nacht verbringen.

    Dann jedoch hatte sich der Nebel wie ein graues Tuch über die Landschaft gelegt.

    Irgendwo mußte Harington sich verfahren haben. Er hatte auch niemand gefunden, den er nach dem richtigen Weg hätte fragen können, so war er immer tiefer in diese Einöde geraten.

    Auf die gesamte Automobilindustrie, sämtliche Wegweiser und den Wettermacher Petrus persönlich schimpfend, stieg er aus dem Wagen.

    Sofort griff der Nebel mit feuchten Fingern nach ihm. Fröstelnd nahm er seinen pelzgefütterten Ledermantel vom Rücksitz und schlüpfte hinein. Mißmutig schlug er den Kragen hoch.

    Zwar verstand er nicht viel von Autos, aber vielleicht handelte es sich nur um eine Kleinigkeit, die er selbst beheben konnte.

    Er entriegelte die Motorhaube und klappte sie zurück. Aber nachdem er fast fünf Minuten lang den Motor untersucht hatte, ohne etwas zu finden, gab er auf.

    Nur - wo sollte er in dieser menschenleeren Gegend einen Mechaniker herbekommen?

    Er hörte das Moor glucksen und schmatzen, als wittere es bereits ein neues Opfer. Der Wind fuhr durch die herabhängenden Zweige und untermalte die Kulisse mit schrecklicher Hintergrundmusik, die an das Stöhnen eines Menschen erinnerte.

    David Harington fühlte sich regelrecht in einen Horrorfilm versetzt. Nur konnte er hier nicht den Fernseher ausschalten oder das Kino verlassen, das war blanke Realität.

    Verbittert stieg er wieder ein und schlug die Tür hinter sich zu. Natürlich war die Heizung ebenfalls ausgefallen, und die verbliebene Wärme begann sich zu verflüchtigen. Deshalb behielt Harington den Mantel an.

    Vergeblich drehte er den Zündschlüssel, der Anlasser reagierte nicht. Es schien, als sei die Batterie völlig leer.

    Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu!

    Der Wagen war vor zehn Tagen erst gründlich inspiziert worden.

    Allmählich wurde Harington unwohl. Hinter dieser Panne schien etwas zu stecken, das war kein Zufall!

    Unsinn, sagte er sich zur Beruhigung. Die Umgebung begann, ihm auf den Nerven zu trampeln.

    Fehlte nur noch, daß gleich eine Horde Gespenster aus dem Moor schwebte.

    Hier herumhocken und auf Hilfe warten, half nicht. Er konnte höchstens versuchen, ein Dorf oder zumindest ein Gehöft zu finden.

    Sein Blick streifte das Handschuhfach. Darin ruhten Papiere, um derentwillen er die Reise überhaupt unternommen hatte. Harington öffnete das Fach und holte einen brauen Umschlag heraus, den er zusammenrollte und in die Innentasche des Mantels steckte. Wenn diese Papiere einem Unbefugten in die Hände fielen, konnte das üble Konsequenzen für seine Firma bedeuten.

    Warum bin ich nicht geflogen? fragte er sich zum wiederholten Mal. Aber nein, er wollte unbedingt etwas von der schönen Landschaft mitbekommen.

    Er stieg aus und schob den Wagen an den Straßenrand. Zusätzlich stellte er ein Warndreieck auf. So stieß im Dunkeln wenigstens keiner an seinen Wagen. Aus dem Kofferraum holte er eine Reisetasche.

    Harington entschied sich dafür, die Straße in Fahrtrichtung weiterzugehen, da er auf dem Hinweg kilometerweit keine menschliche Behausung entdeckt hatte.

    Eine Hand tief in der Tasche seines Mantels, in der anderen die Reisetasche und den Kragen, so weit es ging hochgeschlagen, stapfte er los. Als er sich nach einer Weile umdrehte, hatte der Nebel den Wagen bereits verschluckt.

    Wie ein Band erstreckte sich die Straße vor ihm, um nach wenigen Metern bereits im milchigen Dunst zu verschwinden. David Harington kam sich wie der einzige Mensch auf Erden vor.

    Er war etwa zehn Minuten unterwegs, ohne daß sich die Landschaft im geringsten verändert hätte, als er plötzlich ein Geräusch hinter sich vernahm.

    Es war kein Motorengeräusch, es klang eher wie... Pferdegetrappel, verbunden mit dem Rollen von Rädern.

    Eine Kutsche, dachte Harington erregt. Wer fuhr denn heutzutage noch mit so etwas durch die Gegend?

    Aber der Kutscher würde ihn vielleicht mitnehmen...

    Kurz darauf schob sich das Gefährt aus dem Nebel. Beim Anblick der Kutsche lief Harington unwillkürlich eine Gänsehaut über den Rücken.

    Der Wagen war vollkommen schwarz und wurde von zwei ebenfalls schwarzen Pferden gezogen. Über dem Kutschbock baumelte eine kleine Laterne, in deren milchigem Schein David den Kutscher sehen konnte.

    Der Mann trug einen langen, schwarzen Mantel und einen Zylinder. Dicht neben Harington zügelte er die Pferde.

    »Gehört Ihnen der Wagen dort hinten?« erkundigte er sich mit unangenehm knarrender Stimme. Beim Sprechen entblößte er eine Reihe fauler Zähne. Alles in allem machte er eine nicht gerade vertrauenerweckende Erscheinung.

    »Ja, ich hatte eine Panne. Können Sie mich bis ins nächste Dorf mitnehmen?« erkundigte sich Harington beherzt.

    Das Gesicht des Kutschers verzog sich zu einem Grinsen.

    »Es ist nicht gerade ein Vergnügen nachts allein im Moor, nicht wahr? Es ist auch gefährlich. Also gut, steigen Sie auf, wenn es sie nicht stört, mit einer Leiche zu reisen!« Er deutete nach hinten.

    Erschrocken trat David Harington einen Schritt zurück. »Eine Leiche?« erkundigte er sich mit kalkweißen Gesicht.

    »Ja, ich bin der Fahrer eines Bestattungsunternehmens. Sehen Sie nicht, daß dies eine - Totenkutsche ist?«

    Daher also die schwarze Farbe, überlegte Harington. Dies war zwar nicht gerade die bequemste Art der Vorwärtsbewegung, aber in der Not frißt der Teufel eben Fliegen, beendete er seinen Gedankengang.

    »Was ist nun, steigen Sie auf?« erkundigte der Kutscher sich ungeduldig. Er streckte seine Hand aus, und Harington ergriff sie zögernd.

    Die Finger waren eiskalt, bei diesem Wetter auch kein Wunder. Er stutzte allerdings über die Kraft, die in dieser Hand steckte. Wie von einem Schraubstock wurde sein Gelenk umklammert.

    Harington beobachtete den Kutscher unauffällig von der Seite. Huschte da nicht ein kurzes, triumphierendes Lächeln über seine Züge?

    »Sie sagten, es wäre gefährlich nachts im Moor«, fragte er beunruhigt. »Wie meinen Sie das?«

    »Nun, man kann sich leicht verirren. Das Moor ist tückisch.«

    »Doch nicht auf der Straße. Sie meinten etwas anderes, oder etwa nicht?«

    Der Kutscher wand sich sichtlich. Schließlich gab er sich innerlich einen Ruck und erzählte: »Sie müssen von weither kommen, sonst wüßten Sie, daß das Moor verflucht ist. Es heißt nicht umsonst Teufelsmoor. Nachts steigen die Toten aus dem Sumpf und fallen über die Lebenden her!«

    Haringtons Spannung entlud sich in lautem Lachen.

    »Das sind doch Ammenmärchen! Glauben Sie ernsthaft an solchen Unfug?«

    »Halten Sie es ruhig für Unfug: Ich habe die Toten gesehen! Furchtbar sehen sie aus... Haut und Fleisch sind teilweise verwest, manche sind auch schon zu Skeletten geworden. Wirklich, Mister, ich habe viel mit Leichen zu tun, aber diese sind wirklich das Schlimmste, was mir je begegnet ist.«

    »Und wie sind Sie ihnen entkommen?« Harington hielt das Ganze immer noch für Spinnereien. Seine Frage wurde dementsprechend auch von einem leichten Schmunzeln untermalt.

    »Spotten Sie nicht! Ich weiß, was ich gesehen habe. Wenn die Toten aus dem Moor steigen und an Land kommen, gibt es keine Rettung mehr. Hätten sie mich damals entdeckt, wäre ich ebenfalls verloren gewesen.«

    Über soviel Aberglaube konnte Harington nur den Kopf schütteln. Er wagte es jedoch nicht, sich weiter über das Thema lustig zu machen, deshalb schwieg er.

    Eine ganze Weile fuhren sie schweigend die Straße entlang, begleitet nur vom Klappern der Hufe und vom Ächzen der Räder, sowie dem Blubbern des Moores. Schließlich jedoch ging Harington das Schweigen auf die Nerven. Schon lieber wollte er sich mit dem unheimlichen Kutscher unterhalten, der war wenigstens ein menschliches Wesen in dieser Trostlosigkeit.

    »Wohin fahren wir eigentlich?« fragte er, um das Gespräch neu in Gang zu bringen.

    »Nach Calgary, das ist ein zweihundertdreiundsechzig-Seelen-Dorf direkt am Moor. Dort finden Sie einen Gasthof, wo sie die Nacht über schlafen können.«

    »Gibt es dort Telefon? Ich muß dringend meine Firma in London anrufen.«

    »Ja, der Bürgermeister hat ein Telefon. Es ist allerdings der einzige Anschluß. Ich bezweifle jedoch, daß Sie damit nach außerhalb durchdringen.«

    Das ganze Theater ging Harington allmählich gehörig gegen den Strich. Seine Nerven hatten in den letzten Stunden ohnehin gelitten, jetzt spielten sie einfach nicht mehr mit.

    »Was soll das heißen?« schrie Harington fast hysterisch und packte den Kutscher am Kragen.

    Der Mann streifte seine Arme mühelos ab. Ein einziger Schlag reichte, und Harington rieb sich die schmerzenden Handgelenke.

    »Fassen Sie mich nicht noch mal an!« drohte der Kutscher, »sonst stehen Sie ganz schnell wieder auf der Straße und können den Rest der Strecke laufen. Wenn sie überhaupt Calgary lebend erreichen.«

    »Entschuldigen Sie bitte. Aber diese Umgebung macht mich ganz krank.«

    Es tat Harington wirklich leid. Schließlich war er dem Kutscher zu Dank verpflichtet, denn ohne ihn wäre er jetzt noch zu Fuß.

    »Wie meinen Sie das mit dem Telefon?« erkundigte er sich freundlicher.

    »Das klingt schon besser, Mister... Wie heißen Sie überhaupt?«

    »David Harington.«

    »Also, Mister Harington, sehen Sie, wir haben jetzt Herbst. Bis zum Frühjahr regieren hier die Untoten. Sie sind in der Lage, jede Verbindung mit der Außenwelt zu unterbrechen. Die Vampire können nicht...«

    Er unterbrach sich, als hätte er etwas gesagt, das er unter allen Umständen geheim halten mußte. Haringtons Neugier war jedoch geweckt.«

    »Vampire?« fragte er ungläubig.

    »Hören Sie, Mister Harington, schlafen Sie diese Nacht in Calgary und kümmern Sie sich morgen um ihr Auto. Dann fahren Sie so schnell wie möglich weiter. Das Beste für Sie ist, wenn Sie sich nicht zu stark in unsere Angelegenheiten mischen!«

    Seine Stimme war bei den letzten Worten merklich lauter geworden. Harington verstand die dahintersteckende Drohung.

    »Wie lange fahren wir noch?« fragte er, um das Thema zu wechseln.

    »Keine fünf Minuten mehr. Wir sind gleich da.«

    Tatsächlich erreichten sie kurz darauf einen kleinen Ort. In dem Nebel war Harington der Übergang nicht mal aufgefallen, zumal es kein Ortsschild gab. Plötzlich jedoch tauchten zu beiden Seiten der Straße Häuser auf.

    Es waren einfache Backsteinbauten. Hölzerne Läden waren vor die Fenster gezogen worden, und das Licht bildete nur noch einen schmalen Strich dazwischen.

    Auf einem größeren Kopfsteinpflasterplatz hielten sie. Über einem Haus brannte eine Laterne. Elektrische Beleuchtung schien es hier überhaupt nicht zu geben.

    »Paddy's Inn, das einzige Gasthaus«, erklärte der Kutscher. »Dort finden Sie etwas zu essen und ein Bett für die Nacht. Morgen können Sie sich dann um das Auto kümmern.« »Danke.«

    Harington sprang vom Kutschbock. Mit scheuem Blick auf den hinteren Teil der Kutsche wandte er sich ab und ging auf das Gasthaus zu.

    Als er davorstand, sah er das hölzerne Schild unter der Laterne mit dem Namen des Gasthauses.

    Er wollte die Eingangstür öffnen, fand sie zu seiner Überraschung jedoch verschlossen. Kräftig schlug er mit der Faust dreimal gegen das Holz.

    Kurz darauf wurde eine kleine Luke geöffnet. Harington blickte in zwei dunkle Augen, die von buschigen Brauen überwölkt waren.

    »Was wollen Sie?« hörte er eine brummige Stimme.

    »Ich hatte eine Panne. Der Leichenbestatter hat mich mitgenommen. Wenn Sie noch ein Bett freihaben, würde ich gern hier schlafen.«

    Erst jetzt fiel Harington auf, daß er den Namen des Kutschers überhaupt nicht wußte, aber diese Frage löste sich sogleich.

    »So, Patrick hat Sie mitgenommen. Nur gut, kommen Sie herein...«

    Harington hörte, wie zwei Riegel zur Seite gezogen wurden, dann schwang die Tür auf.

    »Ich heiße Paddy O'Brian«, stellte der Mann sich vor. Jetzt konnte Harington sehen, daß zu dem Gesicht ein massiger Körper gehörte. Der lauernde Blick war aus Paddys Augen verschwunden, statt dessen strahlten sie freundliche Wärme aus.

    »Sie sind ja völlig durchgefroren«, stellte er fest. »Ein heißes Bad wird Ihnen guttun.«

    »Ich heiße David Harington. Wenn Sie vielleicht ein Zimmer frei hätten...«

    Paddys Gesichtsmuskeln zuckten, dann zog sich sein Mund in die Breite und ließ ein donnerndes Lachen ertönen.

    »Ob ich ein Zimmer frei habe? Das ist der beste Witz, den ich seit langem höre. Ich habe seit Jahren Zimmer nur noch frei. Sie sind der erste Fremde, den ich seit fünf Jahren in diesem Haus sehe, und Sie fragen, ob ich ein Zimmer frei habe... Sie können alle acht Zimmer bekommen, wenn Sie wollen!«

    »Nein danke, eins reicht mir schon, wenn es nur eine Dusche oder eine Badewanne hat.«

    »Aber sicher. Meine Tochter wird Sie hinaufführen.« Mit lauter Stimme rief er: »Grace!«

    Kurz darauf wurde ein Vorhang hinter der Theke zur Seite geschoben und eine Zwanzigjährige betrat den Schankraum.

    Sie hatte lange schwarze Haare, im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihr Gesicht war offen und freundlich, die Augen

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