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Mord am Siel. Ostfrieslandkrimi
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eBook168 Seiten2 Stunden

Mord am Siel. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

Im friesischen Freepsum wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt – brutal ertränkt im Siel. Kommissar Torsten Köhler und sein Kollege Gerrit Wolter von der Kripo Norden nehmen die Ermittlungen auf. Schnell finden sie heraus: Alle liebten Merle. Das Mordopfer war bildschön und hatte im Dorf viele Verehrer. Am Abend der Tat hatte sie mit mehreren Männern ausgelassen in den Mai getanzt. Unter Verdacht: Onno Marten. Hat der friesische Ex-Kapitän Merles Zurückweisung nicht ertragen? Oder ist ihrem eifersüchtigen Freund Edo Ovens der Kragen geplatzt? Und welche Rolle spielt der mysteriöse antike Eisenschlüssel in der Handtasche der Toten? Die Liste der Verdächtigen ist lang, und der Fall wird mehr und mehr zum Rätsel...

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum15. Mai 2017
ISBN9783955736330
Mord am Siel. Ostfrieslandkrimi

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    Buchvorschau

    Mord am Siel. Ostfrieslandkrimi - Sina Jorritsma

    1

    Der erste Wochenenddienst in Ostfriesland begann für Kommissar Torsten Köhler mit einem Leichenfund. Der Kriminalist hatte gerade an seinem Schreibtisch im Polizeikommissariat Norden Platz genommen und sich eine Tasse Tee geholt. Köhler war wild entschlossen, sich den Sitten und Gebräuchen seiner neuen Heimat anzupassen. Schließlich hatte er sich aus freien Stücken für die freie Planstelle in dem idyllischen Landstrich beworben. Was keiner seiner früheren Kollegen verstehen konnte.

    Köhlers Dienstpartner Gerrit Wolter betrat den Raum. Der blonde Ostfriese hob erstaunt die Augenbrauen, als er Köhler erblickte.

    „Moin. Du bist schon da?"

    „Wie du siehst, Gerrit. Erstaunt dich das?"

    Wolter grinste und kratzte sich im Nacken.

    „Nee, eigentlich nicht. Obwohl so ein Feiertagsdienst für uns Ermittler meist ruhiger verläuft als für die uniformierten Kollegen. Heute stehen die Dinge aber anders. In Freepsum wurde eine Frauenleiche entdeckt. FF sind schon vor Ort und sperren ab."

    Köhler nickte und erhob sich von seinem Schreibtischstuhl. FF war in der Dienststelle die gebräuchliche Abkürzung für Fenja Tonken und Fiete Brodersen. Die Polizeimeisterin und der Polizeimeister fuhren meist zusammen Streife.

    Köhler zog seine Wildlederjacke an, bevor er gemeinsam mit seinem Dienstpartner aus dem Backsteingebäude Am Markt trat. Es war ein kühler Frühling, obwohl die Sonne schien. Köhler hatte gehört, dass man in Ostfriesland manchmal alle vier Jahreszeiten an einem Tag erleben konnte. Er wusste nicht, ob das nur ein dummer Schnack war, denn er lebte seit noch nicht einmal vier Wochen in dieser Gegend.

    Sie stiegen in den zivilen VW Passat, den sie als Dienstfahrzeug benutzten. Wolter nahm hinter dem Lenkrad Platz.

    „Du weißt nicht, wo Freepsum ist, oder? – Das Dorf liegt ungefähr dreißig Kilometer südlich von hier. Eine Polizeidienststelle gibt es dort nicht. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich schon mal zu einem Einsatz dorthin gerufen wurde."

    „Klingt nicht gerade nach einem sozialen Brennpunkt."

    Wolter grinste.

    „Nee, das kann man nicht sagen. Freepsum hat noch nicht mal vierhundert Einwohner. Viele arbeiten noch in der Landwirtschaft, sind pensioniert oder pendeln für ihre Jobs ins nahe gelegene Emden."

    Diese Sätze waren für Wolters Verhältnisse beinahe schon eine Volksrede gewesen. Köhler hatte bereits gelernt, dass die Ostfriesen nicht gerne überflüssige Worte machten. Genau deshalb wollte er ja unbedingt in dieser Gegend arbeiten. Köhler hatte während der letzten Jahre viel zu viele Worte gehört. Vor allem finstere Drohungen, die oft auch in die Tat umgesetzt wurden.

    „Wissen wir denn schon Näheres über die Leiche? Könnten wir von einem Tötungsdelikt ausgehen?"

    „Die Lage war noch unklar, als ich mit FF gesprochen habe. Aber ein Kriminaltechnikteam aus Oldenburg sowie ein Gerichtsmediziner sind bereits angefordert. Das kann aber dauern, bis die Kollegen eintreffen. Schließlich haben wir Feiertag."

    Köhler nickte. Es war der 1. Mai. Er hatte höchstens mit Körperverletzungsdelikten oder häuslicher Gewalt gerechnet. In Großstädten waren zahlreiche Kollegen bei Demonstrationen eingesetzt. Aber von Metropolen hatte Köhler ohnehin die Nase voll. Er versuchte, nicht an die Vergangenheit zu denken, und konzentrierte sich lieber auf das schöne Wetter und die beruhigend grüne Landschaft.

    Schmale Siele durchzogen die Felder. Die parallel zueinander verlaufenden Gräben waren für Köhler zunächst ungewohnt gewesen. Obwohl das Auto sich immer mehr von der Küste entfernte, war das feuchte Element allgegenwärtig. Köhler musste an seinen letzten Einsatz in der mexikanischen Wüste denken, wo nicht verseuchtes Wasser ein kostbares Gut gewesen war – beinahe teurer als Rauschgift.

    Wolter starrte auf die schnurgerade Asphaltstraße vor ihnen. Köhler schätzte an seinem neuen Kollegen, dass er ihn nicht ständig ausfragte. Unter den ostfriesischen Polizisten war Köhler als ehemaliger Zielfahnder des Bundeskriminalamtes ein Exot, darüber machte er sich keine Illusionen. Trotzdem behandelten sie Köhler vom ersten Tag an als einen der ihren, obwohl sie insgeheim vielleicht wirklich wissbegierig waren. Oder bildete er sich das nur ein?

    Wolter, FF und die anderen zeigten jedenfalls eine Unaufgeregtheit, die nach den langen Jahren unter ständiger Todesgefahr Balsam für Köhlers Seele war.

    „Wir sind da."

    Wolters Worte rissen Köhler aus seinen Gedanken. Sie fuhren durch ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf mit den typischen traditionellen Backsteinhäusern. Es gab Stallungen und Weiden, nichts sah nach Agrarfabrik aus. Während der Fahrt hatten sie Funkkontakt mit den uniformierten Kollegen gehalten. Daher steuerte Wolter direkt den Leichenfundort an. Er bog in eine Straße, die Kleiner Escherweg hieß und auf einer Seite mit Bäumen gesäumt war. Hier gab es keine Wohnbebauung mehr, sie hatten den winzigen Ortskern bereits hinter sich gelassen.

    „Hast du Gummistiefel mit?"

    Wolters Frage überraschte Köhler, er schüttelte zerstreut den Kopf.

    „Dachte ich mir. Du kannst mein zweites Paar haben. Aber vielleicht solltest du dir demnächst mal selbst welche anschaffen. Noch gehört dieses Schuhwerk leider nicht zur Ausstattung für Zivilfahnder", fügte Wolter augenzwinkernd hinzu.

    Köhler erblickte den Streifenwagen, der vor ihnen am Wegesrand geparkt war. Polizeimeisterin Fenja Tonken winkte Köhler und Wolter zu. Sie stiegen aus, zogen ihre Gummistiefel an und gingen querfeldein zu den Kollegen, die dort gemeinsam mit einer zitternden Frau in Joggingkleidung standen. Köhler hatte für einen Moment die Hoffnung, dass es sich um eine Falschmeldung gehandelt hatte und niemand ums Leben gekommen war. Doch dann erblickte er die Leiche.

    Polizeimeister Fiete Brodersen stand steif wie ein Zinnsoldat neben dem leblosen weiblichen Körper. Man konnte die Tote vom Weg aus nicht sofort sehen. Um sie zu erblicken, musste man zwischen den Bäumen hindurchgehen. Der Kopf und Oberkörper befand sich in einem der mit Wasser gefüllten Gräben. Der Leichnam war mit einem hellen kurzen Sommerkleid und Sandalen bekleidet. Die Beine wirkten unnatürlich weiß. Köhler dachte, dass sie an diesem frischen Frühlingstag doch frieren musste. Aber das war natürlich Unsinn, denn diese Frau konnte nichts mehr fühlen. Weder Hitze noch Kälte.

    Wie von einem Magneten angezogen bewegte er sich auf die Leiche zu.

    „Moin, sagte Köhler zu Brodersen und kam sich dabei fast schon wie ein Einheimischer vor. „Ist die Leiche bewegt worden?

    Der schlaksige junge Polizist schüttelte den Kopf.

    „Die Melderin hat die Leiche entdeckt und sofort die 110 angerufen. Sie sagte, dass die Frau da schon keinen Puls mehr gehabt hätte. Deshalb war es für Rettungsmaßnahmen zu spät. Wir wollten den Tatort nicht kontaminieren."

    „Gut gemacht", murmelte Köhler. Er selbst hielt genau wie Brodersen Abstand zu der Toten. Es gab im Gras neben der Leiche frische Fußspuren, die aber vermutlich von der Joggerin stammten. Die Schuhgröße betrug 38 oder 39, wenn sich Köhler auf sein Augenmaß verlassen konnte. Ob der Täter ebenfalls verwertbare Spuren hinterlassen hatte? Das hing davon ab, wann die Tat begangen worden war. Köhler führte sich vor Augen, dass es während der Nacht stark geregnet hatte.

    „Habt ihr die unmittelbare Umgebung bereits abgesucht?"

    Brodersen beantwortete Köhlers Frage mit einem Kopfnicken.

    „Ja, wir konnten keine persönlichen Gegenstände, Handtasche oder Ähnliches entdecken. Der Pfarrfennenschloot ist auch nicht sehr tief, daher ..."

    „Der was?"

    Köhlers verständnisloser Blick musste Bände gesprochen haben.

    „Der Pfarrfennenschloot, sagte der Polizist mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als ob jeder den Namen des Siels kennen müsste. „So wird dieser Graben genannt. Durch ihn läuft das Wasser der umliegenden Äcker ab.

    Er deutete auf das Gewässer, in dem die Tote immer noch lag. Köhler hätte gern diesen unwürdigen Anblick beendet. Aber es war Sache der Spezialisten, den Leichnam zu bergen, ohne dabei Hinweise auf den Täter zu vernichten. Und wenn die Frau nun einfach ohne Fremdeinwirkung ertrunken war? Köhler führte sich vor Augen, dass es am Vorabend an unzähligen Orten einen Tanz in den Mai gegeben hatte. Das war in Ostfriesland nicht anders als in anderen Teilen Deutschlands. Und bei solchen Festen ging es meist feuchtfröhlich zur Sache. Doch falls ein Unfalltod vorlag, würden die Spezialisten das ebenfalls herausfinden.

    Während Köhler mit dem Polizeimeister gesprochen hatte, wurde die Melderin von Wolter und Fenja Tonken befragt. Köhler ging zu ihnen hinüber.

    „Das ist Ulrike Gorden, stellte Wolter die Joggerin vor. „Sie hat die Tote gegen acht Uhr entdeckt. – Können Sie meinem Kollegen noch einmal erzählen, was geschehen ist?

    Der letzte Satz war an die Zeugin gerichtet. Ulrike Gorden war eine sportlich wirkende Frau mit dunkler Kurzhaarfrisur und einer modischen Brille.

    „Ich laufe jeden Morgen dieselbe Strecke, von Canum nach Freepsum und zurück. Das sind insgesamt knapp sechs Kilometer. Dabei bewege ich mich manchmal auch querfeldein, um Abwechslung zu haben. Ich erblickte die Leiche und erschrak fürchterlich. Zunächst dachte ich, dass die Frau nur betrunken wäre. Schließlich war gestern hier in Freepsum Tanz in den Mai."

    „Sind Sie dort gewesen?", hakte Köhler nach. Ulrike Gorden schüttelte den Kopf.

    „Nein, solche Festivitäten sind nicht meine Welt. Da wird für meinen Geschmack zu viel getrunken. Ich gehe lieber in den Kultur-Gulfhof Freepsum, wenn dort eine Veranstaltung ist."

    „Dort treten manchmal sogar internationale Künstler auf", fügte Polizeimeisterin Tonken hinzu. Sie klang so stolz, als ob sie selbst die Events organisieren würde.

    Köhler nickte und konzentrierte sich wieder auf den Fall.

    „Können Sie mir zeigen, von wo Sie gekommen sind?", wandte er sich an die Zeugin.

    „Ja, selbstverständlich. Kommen Sie bitte mit."

    Ulrike Gorden ging ein Stück weit den Weg hinauf und deutete in Richtung Norden.

    „Da vorn, sehen Sie? Wenn man über das Siel springt, kommt man weiter hinten auf den Lüttje Weg. Wenn man dann einen Bogen schlägt, gelangt man auf die Freepsumer Landstraße."

    „Aber zwischen den Sielen und Tiefs ist kein Autoverkehr möglich, oder?"

    Köhler war insgeheim stolz auf sich, weil er schon den Unterschied zwischen einem Siel und einem Tief gelernt hatte. Unter Tief verstand man in Ostfriesland einen kleineren Fluss, der sich unter dem mittleren Meeresspiegel befand.

    „Nein, Autos können nur auf der Freepsumer Landstraße und auf dem Kleinen Escherweg fahren."

    Das war nach Köhlers Meinung jetzt auch nicht so wichtig, denn der Mörder konnte ja auch zu Fuß oder per Fahrrad entkommen sein. Falls es überhaupt einen Täter gab. Trotzdem, er musste sich zunächst so viele Informationen wie möglich beschaffen.

    „Haben Sie eine Ahnung, wer die Frau sein könnte?, wollte er von der Zeugin wissen. „Haben Sie dieses Kleid vielleicht schon einmal an einer Freepsumerin gesehen? Wie ich höre, hat das Dorf nur wenige Einwohner.

    Ulrike Gordon legte nachdenklich die Stirn in Falten.

    „Ich bedaure, Herr Kommissar. Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Allerdings lebe ich auch nicht in Freepsum, sondern in Canum. Fragen Sie doch mal Leute, die gestern beim Tanz in den Mai gewesen sind. Ich kann mir vorstellen, dass sie in diesem kurzen Kleid dort viele Blicke auf sich gezogen hat."

    „Falls die Frau dort gewesen ist", schränkte Wolter ein.

    „Ja, natürlich, erwiderte die Zeugin. „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich war daheim und habe ferngesehen. Dann bin ich früh ins Bett gegangen.

    „Was machen Sie

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