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Deichblut. Ostfrieslandkrimi
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eBook182 Seiten2 Stunden

Deichblut. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

Im ostfriesischen Norddeich taucht eine männliche Leiche auf, in einem Wohnmobil, mit durchschnittener Kehle. Wenig später wird ein ohnmächtiges, unter Drogen gesetztes Mädchen am Deich entdeckt, die Kleidung voller Blut. Der Tote war ein Lehrer aus Nordrhein-Westfalen, die 16-jährige Tanja ist seine als vermisst gemeldete Schülerin. Doch warum waren die beiden gemeinsam in Ostfriesland? Wollte der Lehrer sich an der Minderjährigen vergehen und sie hat ihn im Affekt getötet? Oder stecken ganz andere Zusammenhänge hinter der grausamen Tat? Kommissar Torsten Köhler und sein Kollege Gerrit Wolter von der Kripo Norden ermitteln unter Hochdruck. Und je tiefer sie graben, desto mehr suspekte Personen kommen zum Vorschein...

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum7. Juli 2017
ISBN9783955736583
Deichblut. Ostfrieslandkrimi

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    Buchvorschau

    Deichblut. Ostfrieslandkrimi - Sina Jorritsma

    1

    „Moin. Es gibt einen Toten auf dem Wohnmobilplatz."

    Mit diesen Worten wurde Kommissar Torsten Köhler von seinem Kollegen Gerrit Wolter begrüßt, als er das Polizeikommissariat von Norden betrat. Es war ein sonniger Tag im Mai, und Köhler hatte sich eigentlich auf eine ruhige Woche eingestellt. Die ostfriesische Küstenregion war nicht gerade ein Brennpunkt der Kriminalität, und Gewaltdelikte kamen eher selten vor.

    „Weißt du schon Einzelheiten, Gerrit?"

    Der blonde Ostfriese schüttelte den Kopf, zog seine Jacke an und ging gemeinsam mit Köhler hinaus.

    „Die Melderin heißt Inka Roselius, sagte Wolter. „Sie ist vor Ort, angeblich hat sie Blut an einem benachbarten Wohnmobil bemerkt. Aber vielleicht ist es ja nur Ketchup gewesen, wer weiß? Auf jeden Fall öffnet wohl niemand, wenn man an die Tür klopft.

    Die beiden Ermittler stiegen in den zivilen VW Touran, den sie als Dienstfahrzeug nutzten.

    Wolter setzte sich ans Lenkrad. Als gebürtiger Ostfriese kannte er sich in der Region bestens aus. Köhler lebte zwar noch nicht allzu lange in Norden, aber der Wohnmobilplatz im Ortsteil Norddeich war ihm geläufig. Sie hatten dort schon einmal nach einem betrunkenen Randalierer gesucht, den sie schließlich schlafend neben einem der Mobilheime gefunden hatten. Die Verhaftung war einfach gewesen.

    Es dauerte nur zehn Minuten, bis Köhler und Wolter den Wohnmobil-Stellplatz gegenüber vom Wellenpark erreichten. Im Mai war noch nicht Hauptsaison, daher befanden sich auf dem Gelände nur wenige Fahrzeuge.

    Die anwesenden Camper schienen sich ausnahmslos vor einem der Wohnmobile versammelt zu haben. Köhler erblickte die kleine Menschentraube schon von Weitem, als sie das Areal erreichten. Sie stiegen aus. Köhler hielt seinen Kripo-Ausweis hoch. Er übernahm meist das Reden, während Wolter sich lieber in Schweigen hüllte. Das war so seine Art.

    „Moin, wir sind von der Kripo Norden."

    Bevor Köhler weitersprechen konnte, stürmte eine Frau auf ihn zu. Sie trug einen Jogginganzug, hatte eine füllige Figur und blondiertes Haar, das an den Wurzeln bereits wieder die Färbung verlor. Sie war schätzungsweise Ende vierzig.

    „Ich bin Inka Roselius. Gut, dass Sie kommen, man ist hier ja seines Lebens nicht mehr sicher!", rief sie aufgeregt. Zustimmendes Gemurmel der Umstehenden erklang.

    Der Kommissar kniff die Augen zusammen. Er stellte Wolter und sich vor, dann fragte er: „Sind Sie konkret bedroht worden, Frau Roselius?"

    „Das nicht, aber … schauen Sie doch nur!"

    Mit einer melodramatischen Geste trat die Melderin zur Seite und deutete gleichzeitig mit ausgestrecktem Arm auf das Wohnmobil mit Leverkusener Kennzeichen hinter ihr. Nun konnte Köhler die Nervosität der Menschen besser nachvollziehen. Auf dem weißen Kunststoff der Eingangstür war ein Teilabdruck einer blutigen Hand zu sehen. Für Köhler stand in diesem Moment fest, dass es sich nicht um eine andere Flüssigkeit handeln konnte. Das sagte ihm seine Erfahrung.

    Köhler zog sich Einweg-Handschuhe aus Latex über, Wolter folgte seinem Beispiel. Die Reisemobil-Touristen drängten neugierig nach vorn.

    „Bleiben Sie auf Abstand, bitte", sagte Köhler mit lauter Stimme. Er stand nun direkt vor der Tür mit dem Handabdruck. Nein, das war auf keinen Fall Farbe, Ketchup oder Ähnliches. Köhler hämmerte mit der Faust gegen den Kunststoff.

    „Hier ist die Polizei! Machen Sie auf!", rief er.

    Wolter umrundete das Fahrzeug, dann kehrte er zu Köhler zurück.

    „Die Fenster sind mit Sichtblenden versehen, zwischen Fahrerkabine und Wohnraum ist ein Vorhang zugezogen worden. In der Fahrerkabine sind keine Personen, mehr lässt sich nicht herausfinden."

    „Wir gehen hinein, hier ist Gefahr im Verzug", entschied Köhler. Er wollte schon zum Smartphone greifen, um einen Schlüsseldienst zu holen. Doch bevor er das tun konnte, holte Wolter seinen großen Schlüsselbund hervor.

    „Wohnmobile sind nicht schwierig zu öffnen", brummte der Ostfriese. Zur Bestätigung seiner eigenen Worte ließ er die Tür im Handumdrehen aufspringen. Köhler wusste nicht, was für einen Dietrich oder Spezialschlüssel sein Kollege dafür verwendet hatte. Es war ihm auch egal, denn nun schlug ihm Blutgeruch entgegen. Die Vermutung wurde zur Gewissheit.

    Köhler zog seine Pistole, als er in das Wohnmobil stieg. Er wusste aus leidvoller Erfahrung, dass neben dem Opfer immer noch ein zu allem entschlossener Täter lauern konnte. Aber das war hier nicht der Fall. An diesem Tatort gab es keine nennenswerten Versteckmöglichkeiten. Die Tür zur Nasszelle stand halb offen. Darin war niemand zu sehen. Dass sich in der Fahrerkabine ebenfalls kein Mensch befand, hatten sie ja schon festgestellt.

    Es gab nur eine männliche Leiche, die mit durchschnittener Kehle auf dem Boden vor der kleinen Küchenzeile lag. Die Augen des Mannes waren auf das Oberlicht gerichtet, das geöffnet war. Dadurch gelangte Frischluft in das Wohnmobil, wodurch die Hitze und der Gestank etwas erträglicher wurden. Köhler stellte mit einem schnellen Blick auf das Opfer fest, dass der Tod vor nicht allzu langer Zeit eingetreten sein musste. Näheres würde die Obduktion ergeben.

    „Oh Gott", stieß Inka Roselius hervor. Köhler drehte sich um. Die Melderin machte einen langen Hals. Sie versuchte offenbar, unbedingt einen Blick auf den Leichnam zu erhaschen. Die Frau war blass geworden und schlug sich die flache Hand vor den Mund. Dadurch erwachte die Sensationsgier der übrigen Schaulustigen aufs Neue. Sie drängten nun wieder vor.

    „Zurück mit Ihnen!", blaffte Köhler. Er konnte Schaulust nicht ausstehen, vor allem nicht, wenn es um Tod und Leid ging. Köhler blieb in der offenen Tür des Wohnmobils stehen, sodass ein Blick ins Innere unmöglich geworden war.

    „Ich funke FF an, damit sie hier absperren", raunte Wolter. Das war eine gute Idee, wie Köhler fand. FF wurden beim Polizeikommissariat Norden die beiden uniformierten Kollegen Fenja Tonken und Fiete Brodersen genannt.

    Die Gaffer redeten nun wild durcheinander. Jeder wollte angeblich etwas gesehen haben. Köhler konzentrierte sich zunächst auf Frau Roselius und versuchte, die Umstehenden so gut wie möglich zu ignorieren.

    „Wann ist Ihnen zuerst etwas Verdächtiges aufgefallen?", fragte er.

    „Sofort heute Morgen, Herr Kommissar", sagte die Melderin und deutete auf das benachbarte Wohnmobil. „Ich stehe ja gleich da drüben, der Hobby Siesta gehört mir. Ich hole mir immer frische Brötchen, in der Bäckerei Grünhoff. Und als ich an dem Leverkusener vorbeigehen wollte, habe ich sofort das Blut bemerkt. Dass ich mich überhaupt getraut habe, dort zu klopfen! Es hätte ja sein können, dass der Mörder noch drin war."

    Alle Augen waren nun auf Inka Roselius gerichtet, was ihr gut zu gefallen schien.

    „Hatten Sie Kontakt mit dem Opfer?, fragte er. „Handelt es sich um den Fahrzeughalter?

    Frau Roselius nickte eifrig.

    „Ja, der Mann saß am Lenkrad, als das Wohnmobil gestern Abend auf dem Platz erschien. Ich habe ihn freundlich begrüßt und wollte mit ihm schnacken, aber er war sehr kurz angebunden. Noch nicht mal seinen Namen hat er uns verraten. Wir Camper sind ja ansonsten eine Gemeinschaft, wo jeder jedem hilft."

    Einige Umstehende nickten zustimmend.

    „War der Mann allein unterwegs?, hakte Köhler nach. „Sind Ihnen andere Personen aufgefallen?

    „Allein war der auf keinen Fall", behauptete Frau Roselius. Ihr Gesicht nahm einen wissenden Ausdruck an. „Er wollte aber nicht, dass seine Begleitung gesehen wird. So kam es mir jedenfalls vor. Als ich gestern Abend einen Spaziergang gemacht habe, hörte ich Stimmen aus dem Inneren des Dethleffs. Eine Frau war bei ihm. Und sie schienen sich zu streiten."

    „Wann war das?", hakte der Kommissar nach.

    „Es muss so gegen 22 Uhr gewesen sein, auf die Minute genau kann ich es nicht sagen. Jedenfalls war es schon dunkel."

    „Worum ging es denn bei dem Zwist?", wollte Köhler wissen.

    „Das kann ich Ihnen nicht sagen!, rief die Zeugin empört. „Glauben Sie, ich würde wildfremde Menschen belauschen?

    Allerdings, dachte der Kommissar. Aber er behielt seine Meinung lieber für sich. Er wandte sich in die Runde und fragte: „Hat jemand von Ihnen mit dem Fahrer dieses Wohnmobils gesprochen? Oder mit einer anderen Person, die in dem Fahrzeug angereist ist?"

    Einige Männer wollten sich wichtigmachen. Aber Köhler musste nur gezielt nachhaken, um ihre Aussagen als wertlos abtun zu können. Offenbar hatte niemand etwas beobachtet. Es gab auch keine Zeugen, die Schreie oder andere verdächtige Geräusche gehört hatten.

    Dem ersten Augenschein nach zu urteilen, hatte am Tatort kein Kampf stattgefunden. War das Opfer also von der tödlichen Attacke völlig überrascht worden, weil er den Angreifer kannte? So lautete nur eine der vielen Fragen, die sich Köhler aufdrängten.

    Nun erschien ein Streifenwagen, und die uniformierten Kollegen Fenja Tonken und Fiete Brodersen stießen zu den Ermittlern. Köhler informierte sie kurz über den Stand der Dinge. Wolter war während der Zeugenbefragungen nicht untätig geblieben und hatte eine Fahrzeughalterabfrage durchgeführt.

    „Das Wohnmobil ist auf einen gewissen Rudolf Eckert aus Leverkusen zugelassen, sagte Wolter. „Genauere Informationen konnte ich noch nicht beschaffen. Außerdem habe ich ein Team der Kriminaltechnik angefordert. Die Kollegen müssten im Lauf der nächsten zwei Stunden eintreffen.

    „Gut, dann können wir uns hier schon einen ersten Eindruck verschaffen", erwiderte Köhler. Während FF die Personalien der Anwesenden notierten und die Neugierigen vom Wohnmobil fernhielten, betrat Köhler erneut den Tatort. Diesmal war Wolter bei ihm. Die Ermittler achteten akribisch darauf, keine Spuren zu zerstören. Deshalb versahen sie ihre Schuhe mit Plastiküberzügen, bevor sie in das Wohnmobil gingen.

    Köhler stieg über die Leiche hinweg, um sich im hinteren Teil des Wohnmobils umzuschauen. Auf dem Boden waren Fußabdrücke zu erkennen, die aber nur von einer Person stammten.

    „Wegen des Regens der letzten Tage ist der Boden draußen ziemlich matschig, stellte Köhler fest. „Als Eckert hereinkam, waren seine Schuhe schmutzig. Ich sehe hier keine Spuren einer anderen Person.

    „Das Opfer wird sich wohl kaum selbst die Kehle durchgeschnitten haben, erwiderte Wolter. „Der Mörder hat bereits auf Eckert gewartet, vermute ich. Wenn der Täter das Wohnmobil nach dem Eintreffen in Norddeich erst nicht verlassen hat, konnte er auch keine dreckigen Füße kriegen. – Ist es schon geklärt, dass der Tote Eckert heißt?

    Köhler hatte auf der Arbeitsfläche neben dem Spülbecken eine Brieftasche entdeckt, die er nun vorsichtig öffnete. Darin befand sich neben einer Kreditkarte und Bargeld ein Führerschein, ausgestellt auf den Namen Rudolf Eckert. Das Passfoto stimmte mit den Gesichtszügen des Ermordeten überein.

    Köhler schaute sich die Leiche genauer an. Eckert war zum Zeitpunkt seines Todes 52 Jahre alt gewesen. Sein kurz geschnittenes braunes Haar war von grauen Strähnen durchzogen, was auch für den sauber gestutzten Vollbart galt. Bekleidet war die Leiche mit einer Jeans und einem blauen Sweatshirt. Köhler erzählte seinem Kollegen von dem Streitgespräch, das Frau Roselius aufgeschnappt haben wollte.

    „Dann müssen wir vielleicht von einer Mörderin ausgehen", sagte Wolter. Er deutete auf eine Hand des Toten.

    „Eckert trug einen Ehering. Wahrscheinlich ist er mit seiner Frau unterwegs gewesen", mutmaßte der ostfriesische Kommissar.

    „Das wissen wir nicht, aber es ist ein erster Ermittlungsansatz, erwiderte Köhler. „Wir sollten uns mit den Kollegen in Leverkusen kurzschließen. Womöglich gab es schon eine Vorgeschichte, und das Ehepaar ist bereits polizeilich in Erscheinung getreten.

    „Darum kümmere ich mich", bot Wolter an.

    „Wohin kann die Mörderin verschwunden sein?", dachte Köhler laut nach.

    „Wenn sie kein Auto zur Verfügung hatte, standen ihr die Bahn und der Bus als Fluchtmöglichkeit zur Verfügung, stellte Wolter fest. „Außerdem hätte sie heute Morgen an Bord einer Fähre gehen können, um nach Norderney oder Juist zu verschwinden. Das wäre aber dösig von ihr, denn auf den Inseln kann man nicht gut entkommen.

    „Schon richtig, stimmte Köhler zu. „Aber wir sollten uns nicht auf die Ehefrau einschießen, Gerrit. Wenn eine andere Dame bei dem späteren Opfer war und sie von niemandem erkannt wurde, dann ist sie auf den Inseln so sicher wie in Abrahams Schoß.

    „Zumindest, wenn es keine brauchbaren DNA-Spuren gibt, meinte Wolter. „Was für ein Schiet.

    Während ihres Wortwechsels hatten sich die Ermittler weiter im Wohnmobil umgeschaut. Die Feinarbeit wollten sie den Kriminaltechnikern überlassen.

    Köhler kniff die Augen zusammen und kniete sich

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