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Adda Fried: Band 2 - Ein Gläschen für den Mörder
Adda Fried: Band 2 - Ein Gläschen für den Mörder
Adda Fried: Band 2 - Ein Gläschen für den Mörder
eBook262 Seiten3 Stunden

Adda Fried: Band 2 - Ein Gläschen für den Mörder

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Über dieses E-Book

Ein Frauenmörder macht Kommissar Braun und Adda Fried schwer zu schaffen.
Die Morde reichen bis nach Polen hin, so dass die beiden sich gezwungen sehen, dort hin zu reisen, und sich vor Ort von den Morden zu überzeugen.
Zurück in Mannheim, gehen die Morde weiter, so dass sogar aus Polen Amtshilfe geleistet wird, und Major Kolasa, als auch der Pathologe Karel Bobrowski zu ihrer Unterstützung nach Deutschland kommen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum4. Juli 2014
ISBN9783847680901
Adda Fried: Band 2 - Ein Gläschen für den Mörder

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    Buchvorschau

    Adda Fried - Angelika Nickel

    Vorwort

    Adda Frieds sehnlichster Wunsch war in Erfüllung gegangen. Sie war zur Mannheimer Miss Marple geworden.

    Zwar war sie noch nicht derartig bekannt, wie es die legendäre Miss Marple gewesen war, dennoch war es ihr gelungen, auf ihre ersten Leichen gestoßen zu sein, und zusammen mit ihrer Tochter Elfriede und Kommissar Edgar Braun, den Täter zur Strecke und hinter Schloss und Riegel gebracht zu haben.

    Dabei hatte sie natürlich Blut geleckt, und war auf den Geschmack gekommen. Die ältere Dame hatte sich vorgenommen, dass der erste Fall niemals auch ihr letzter Fall gewesen sein sollte, den sie mit Braun gemeinsam, zu lösen gedachte.

    Täglich wartete sie darauf, dass endlich ihr Telefon klingelte und Braun die magischen Worte, denen sie aufgeregt entgegenfieberte, sagen würde: »Adda Fried, ich brauche dich. Wir haben ein neues Mordopfer.«

    Dass der Kommissar allerdings immer noch nicht wusste, dass sie eigentlich nur eine simple Imbissbuden-Besitzerin, und gar keine echte Kommissarin war, störte sie nicht weiter. Nur ab und zu war sie bange, dass er eines Tages doch noch dahinter kommen und sie wegen Amtsanmaßung verhaften könnte.

    1 – Knuth Neumann

    Der Mann schob den Teller von sich, die zusammengeknüllte Serviette lag gleich neben dem Besteck.

    Er ging und holte die Zeitung aus dem Flur, wo er sie morgens abgelegt hatte.

    Mit Zeitung und Cognacschwenker in der Hand setzte er sich auf die Couch. Das Glas zur Hälfte geleert, stellte er es auf den Tisch zurück, dabei klirrten die beiden Eiswürfel, die auf dem Cola-Cognac schwammen.

    Neugierig durchblätterte er die Anzeigen. Im lokalen Teil suchte er nach einem neuerlichen Mord.

    Frauenmorde, die sich in der letzten Zeit mehrten, erregten seine Aufmerksamkeit.

    Kopfschüttelnd faltete er die Zeitung wieder zusammen. Nichts, er hatte nichts gefunden. Konnte doch aber gar nicht sein, dass es keinen neuerlichen Mord gegeben haben sollte; immerhin, der Mann tötete schon seit einer Weile und das in einer fast regelmäßigen zeitlichen Wiederkehr.

    Neumann stand auf. Er warf die Zeitung in den Karton fürs Altpapier, den er in einer versteckten Ecke in der Diele stehen hatte. Meist nahm er den Karton morgens mit hinunter und leerte ihn im Papiercontainer aus, um ihn abends geleert wieder mit nach oben zu nehmen.

    Knuth Neumann schaute auf die Uhr. Kurz vor zwanzig Uhr. Eigentlich noch recht früh am Abend. Er blickte an sich herunter und überlegte, ob er noch ausgehen, oder besser zuhause bleiben sollte.

    Für diesen Abend entschied er sich für Letzteres.

    Zurück im Wohnzimmer legte er sich auf die Couch und zappte mit der Fernbedienung durch die Sender. Auf Die Stunde des Jägers, einem Klassiker mit Robert Mitchum und Shelly Winters in den Hauptrollen, blieb er stehen.

    Dies war ein guter Film und er hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen, und war es schon von daher wert, wieder einmal angeschaut zu werden.

    2 – Kolasa

    Die Zigarette im Aschenbecher qualmte vor sich hin.

    Es klopfte an der Tür, doch der Major antwortete nicht. Zu sehr war er in sein Telefonat vertieft, als dass er das Klopfen überhaupt wahrgenommen hätte.

    Der Mann klopfte nochmals gegen die Tür, dieses Mal lauter. Es glich fast einem Hämmern, und seine Knöchel taten ihm bereits weh.

    »Wart‘ mal Kleines, ich glaube, es hat geklopft.« Major Kolasa wandte den Kopf Richtung Tür. »Ja!«, rief er, und drückte die Kippe im Ascher aus. Er war dabei, mit dem Rauchen aufzuhören, so dass die meisten seiner Zigaretten vor sich hin qualmten.

    Leutnant Damir Groskow öffnete mit einem Ruck die Tür. »Herr Major, es ist schon wieder passiert!«, stammelte er aufgeregt.

    Kolasa schlug ein Bein übers andere, während er sich in seinen Stuhl zurücklehnte. »Nur mit der Ruhe Groskow. Wo brennt’s denn?"

    »Ein Mord, Major, schon wieder eine Frauenleiche.«

    Der Major zog eine Braue hoch, und steckte sich eine Kippe an, ohne dabei den Blick vom Leutnant zu wenden. »Wo dieses Mal? Wieder in einer Spelunke?«

    Groskow schüttelte den Kopf. »Nein, im Wald hat man sie gefunden.« Der Mann setzte sich seinem Chef gegenüber. »Das ist schon die …«

    Kolasa winkte ab, und der Leutnant schwieg auch sofort.

    »Mir brauchen Sie nicht zu sagen, die wievielte Frauenleiche das ist. Ich kann rechnen, Groskow.«

    Der Mann fuhr zusammen. Mit eingeknickten Schultern saß er da. »Ich habe einen Suchtrupp losgeschickt. Aber bisher haben die Hunde keine Spur aufgenommen.«

    Major Kolasa ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen. Zu lange kannte er Groskow schon, um nicht zu wissen, dass da noch etwas war, was er ihm bisher noch nicht gesagt hatte. »Das ist doch noch nicht alles, oder?«

    Groskow fühlte sich unwohl unter dem Blick seines Chefs. Er kam sich ertappt vor, dabei hatte er doch gar nichts getan, außer, dass er noch nicht alles erzählt hatte. Er druckste herum, nahm die angebotene Zigarette, die ihm Kolasa hin hob, und steckte sie ungeschickt an. »Die Leiche, sie ist an der Grenze gefunden worden. Es könnte von daher sein, dass der Mörder gar nicht aus unserer Gegend ist«, erklärte er und verschluckte sich dabei am Rauch.

    »Hat irgendjemand etwas gesehen, vielleicht Wanderer?«, hakte der Major nach.

    »Es gibt da ein Pärchen, die sind der Meinung, dass sie einen Wagen davon rasen gesehen haben. Aber richtig sicher sind sie sich nicht. Die Aussagen der beiden sind zu widersprüchlich.«

    »Widersprüchlich? Was habe ich darunter zu verstehen?«

    Groskow drückte die Zigarette aus. »Die Frau meint, dass es ein dunkler Volkswagen war, der Mann ist der Meinung, dass es sich um einen inländischen Kombi gehandelt habe.«

    »Also wie immer. Der eine sagt dies, der andere das.« Kolasa lehnte die Arme auf seinen Schreibtisch. »Haben sie wenigstens einen Teil des Nummernschilds erkannt?«

    Wie es sich Kolasa bereits gedacht hatte, schüttelte sein Untergebener auch dieses Mal nur mit dem Kopf.

    »Wie hätt’s auch anders sein können.« Er stand auf. »Ist die Leiche noch am Tatort, oder muss ich in die Gerichtsmedizin?«

    »Gerichtsmedizin«, antwortete der Mann knapp.

    »Gut, fahre ich eben zu den Leichenaufschneidern. Und Sie, Leutnant, sehen zu, ob es nicht doch noch jemanden gibt, der etwas beobachtet hat, womit wir auch etwas anfangen können.«

    »Chef, Major, es war Wochenende, was, wenn es ein Ausländer war, der die Tote bei uns abgelegt hat?«

    »Sie deuten an, dass der Tatort wo ganz anders gewesen sein könnte«, brummte der Major. »Das zeigte den Fall in einem völlig anderen Licht.«

    Damir Groskow krauste die Stirn. »Was wollen Sie damit sagen, Major Kolasa?«

    »Dass es durchaus sein kann, dass wir mit der Polizei aus einem anderen Land zusammenarbeiten müssen. Doch das muss sich erst noch herausstellen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege. Ich will der Gerichtsmedizin nicht vorgreifen, von daher, vertagen wir weitere Mutmaßungen darüber auf später.« Ohne ein weiteres Wort rauschte er an Groskow vorbei. Im Hinausgehen schnappte er nach seiner Jacke, und hoffte, dass seine alte Karre ihm diesmal gnädig gesonnen war und auch anstandslos ansprang. Er hatte das Auto noch nicht sehr lange, dafür umso mehr Ärger, seit er es hatte.

    Wie oft schon hatte er später kommen oder früher gehen müssen, nur weil diese Schrottlaube einfach machte, was sie wollte. Einen Mercedes hätte ich mir kaufen sollen, damit wäre ich sicherlich besser gefahren, überlegte er, während er zu seinem roten Polski Fiat eilte.

    Dass er über den neuerlichen Frauenmord vergessen hatte, sein zuvor geführtes Telefonat zu beenden, kam ihm nicht in den Sinn.

    3 – Hedwig Hahnbügels Angst

    Ohne Brauns Herein abzuwarten, stürmte Alfred Krämer ins Büro seines Vorgesetzten. »Edgar, sei so gut und komm einmal rüber in mein Büro.«

    Braun, der am Telefonieren war, sah unwirsch auf, während er in den Telefonhörer sagte: »Traudel, wart‘ mal bitte einen Augenblick. Krämer will etwas von mir.« Er schaute recht ungehalten zu Krämer hin. »Alfred, siehst du nicht, dass ich telefoniere!«

    »Es ist aber wichtig, Chef.«

    »Dann komm doch auch endlich zur Sache.« In den Hörer hinein, wiederholte er nochmals »Einen Augenblick.«

    »Du musst rüberkommen. Bei mir sitzt eine Frau, die meldet ihre Tochter als vermisst.«

    »Ich bitte dich, Alfred, was willst du da von mir? Schick sie in die Abteilung für Vermisste. Mit uns hat das nichts zu tun.« Braun wollte sich wieder seinem Telefonat zuwenden, als er erneut durch Alfred Krämer unterbrochen wurde. »Nein, du verstehst nicht. Die Frau bei mir, das Alter der Vermissten, es passt alles auf unseren Frauenmörder. Auf die Opfer von dem Kerl.« Nervös stand er da und trommelte mit den Fingern gegen seine Brust.

    Kommissar Edgar Braun stutzte. »Bist du dir sicher?«

    »Ziemlich sicher, sogar.«

    »Traudel, ich muss Schluss machen. Es kann sein, dass wir im Fall unseres Serienkillers eventuell eine Spur haben.« Der Kommissar legte auf und ging mit Krämer hinüber in dessen Büro. Als er die niedergeschlagene ältere Frau an Krämers Tisch sitzen sah, stellte er sich vor: »Guten Tag, Kommissar Edgar Braun. Leiter der hiesigen Mordkommission. Wie mir mein Kollege sagte, vermissen Sie Ihre Tochter.« Er reichte der Frau die Hand zum Gruß.

    »Ach, Herr Kommissar, es ist alles dermaßen schrecklich. Hilde und ich, wir waren vor ein paar Tagen zum Essen verabredet, aber sie ist nicht gekommen; und seit der Zeit habe ich auch nichts mehr von ihr gehört.«

    Braun betrachtete die Frau auf dem Stuhl genau. Auf Mitte sechzig, schätzte er sie. Er überlegte kurz, wie alt ihre Tochter wohl sein könnte, und kam zu dem Schluss, dass Krämer womöglich Recht haben, und die Vermisste tatsächlich ins bisherige Opferprofil passen könnte.

    Braun zog sich einen Stuhl herbei und setzte sich neben die Frau. »Wenn ich Sie bitten dürfte, uns etwas mehr über Ihre Tochter zu erzählen. Wie alt sie ist, wie sie aussieht, was sie beruflich tut, und all das, was für uns vonnöten ist, und, was wir über sie wissen müssten«, forderte er die Frau auf.

    Die ältere Frau zupfte nervös an ihrem Taschentuch herum. »Meine Hilde, ich glaube, sie hat einen Mann kennen gelernt.« Sie schüttelte den Kopf. »Das passt gar nicht zu ihr.« Ihre Augen wurden glasig; Braun bemerkte die Tränen, die sich darin bildeten.

    Krämer räusperte sich. »Wie alt ist, Ihre Tochter genau, Frau …?«

    »Frau Hahnbügel. Hedwig mit Vornamen«, stellte die Frau sich erst jetzt den beiden Männern vor. »Meine Hilde, kurz vor fünfzig ist sie.«

    »Nun ja, meiner Meinung nach ist das schon ein Alter, in dem man einen Mann haben darf.« Krämer verkniff sich sein Grinsen.

    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nicht meine Hilde«, wehrte sie ab. »Hilde und ich … Seit mein Mann uns verlassen hat«, sie wischte sich mit dem Taschentuch über die Augen, »seit der Zeit hat sich Hilde immer um mich gekümmert. Sie müssen wissen, ich leide an MS, Multiple Sklerose. Und es gibt Tage, da kann ich mich fast gar nicht bewegen, so dass ich auf Hildes Hilfe angewiesen bin.«

    »Sollten Sie da nicht besser eine Pflegerin haben, und Ihre Tochter ihr eigenes Leben leben lassen?«, wunderte Braun sich.

    »Nein. Eine Pflegerin können wir uns nicht leisten, und meine Hilde macht das gerne.«

    »Was aber, ist mit dem Recht Ihrer Tochter, auf ein eigenes Leben?«, fragte auch Krämer.

    »Sie wollen es nicht verstehen, nicht wahr!« Auf den Wangen der Frau bildeten sich rote Flecken, dermaßen empörte sie die Andeutung des Mannes. »Meine Hilde, sie ist glücklich mit ihrem Leben, so, wie es ist und sie es lebt.«

    Kommissar Braun stand auf. »Frau Hahnbügel, wenn Sie bitte so gut wären und alles Weitere meinem Kollegen Krämer erzählen würden. Ich werde mich unterdessen bei der Vermisstenstelle erkundigen, und auch in den umliegenden Krankenhäusern nachfragen, ob sie von jemandem wissen, auf den die Beschreibung Ihrer Hilde passt. Es könnte ja auch sein, dass sie einen Unfall gehabt hatte, und sich nur deswegen nicht bei Ihnen meldet.« Er wandte sich an Krämer. »Kannst du, bitte, einmal kurz mit rauskommen.« Braun reichte der älteren Frau die Hand und verließ, zusammen mit Krämer dessen Büro.

    »Ich glaube, wir haben den Zusammenhang gefunden«, legte er los, kaum dass Krämer die Tür hinter sich geschlossen hatte.

    Verwundert schaute Alfred Krämer ihn an. »Was hast du denn gehört, das ich nicht verstanden habe?«

    »Diese Frau, Hilde, sie hat kein eigenes Leben.« Braun lehnte sich an der Wand an. »Was, wenn die Frauen ausbrechen wollten, aus der Monotonie ihres Alltags und sind bei der Suche, nach etwas Abwechslung, ihrem Mörder in die Hände gelaufen?« Er zog einen Zahnstocher aus der Packung und schob ihn zwischen die Lippen. Darauf herumkauend, stellte er fest: »Diese Frauen, sie wären leichte Fänge für unseren Mörder gewesen. Alfred, hak‘ nach, was diese Hilde Hahnbügel betrifft und schau, dass du noch soviel als möglich, von ihrer Mutter erfährst.«

    »Und was machst du unterdessen?«

    »Ich?« Braun grinste. »Ich werde mich wieder einmal bei unserer Adda Fried melden. Bin sicher, dass sie uns gerne wieder unter die Arme greift.«

    Krämer nickte und ging zurück in sein Zimmer. Als wenn wir auf die Hilfe von der Fried angewiesen wären, dachte er mürrisch, und zwang sich zu einem zuversichtlichen Lächeln, als er sich wieder Frau Hahnbügel gegenübersetzte.

    4 – Erfreulicher Anruf

    Adda knetete den Hefeteig auf der Tischplatte. Dabei ließ sie all ihre Wut an dem Teig aus. »Der Edgar, melden hätte er sich ja schon wieder einmal können. Kann doch gar nicht sein, dass Mannheim keine neuen Morde haben soll«, schimpfte sie dabei vor sich hin.

    Just in diesem Augenblick klingelte das Telefon.

    Sie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab, und eilte hinaus in den Flur, hin zu ihrem Telefon. »Fried«, meldete sie sich.

    »Hallo, Adda. Ich bin’s, Edgar.«

    »Dass du dich auch endlich wieder einmal meldest«, machte sie ihrem Frust Luft.

    »Reg‘ dich ab. Was glaubst du denn, weshalb ich dich anrufe?«

    Adda schwieg.

    »Herrjemine, jetzt spiel nicht schon wieder die Beleidigte.« Braun schüttelte den Kopf. Diese Frau, es gab Tage, da brachte sie ihn an die Grenzen seines Nervenkostüms. »Wir haben eine Mordserie. Frauenmorde; und brauchen deine Hilfe bei der Aufklärung. Wie sieht’s aus, hast du Zeit dafür?«

    »Komm und hol‘ mich ab. In einer Stunde bin ich soweit«, antwortete sie, hielt ihre Freude allerdings zurück. Er musste ja nicht unbedingt wissen, wie sehr sie einen Anruf wie diesen, herbeigesehnt hatte.

    »Okay, bis in einer Stunde also.«

    Adda eilte in die Küche. Hastig riss sie Teigstücke vom Hefeteig ab und rollte Kugeln daraus, die sie auf der bemehlten Tischplatte auslegte und mit sauberen Küchentüchern bedeckte. »Euch Dampfnudeln werde ich heute Abend backen. Bis dahin habt ihr Zeit genug gehabt, um auch richtig aufgegangen zu sein.«

    Sie eilte ins Bad und machte sich fertig.

    Eine halbe Stunde vor Brauns Eintreffen war sie fertig und wartete ungeduldig auf den Kommissar. Immer wieder lugte sie, zwischen einem Vorhangspalt hindurch, aus dem Wohnzimmerfenster hinaus, in der Hoffnung, ihn anfahren zu sehen.

    5 – Mordopfer, Hilde Hahnbügel

    Kolasa beschaute sich die Tote. Kurz vor fünfzig war sie, wie er ihrem Ausweis entnommen hatte. Und aus Deutschland kam sie.

    Er wandte sich an den Gerichtsmediziner. »Kann man schon sagen, ob Fundort auch gleich Tatort war?«

    »Nein, mit bestimmter Gewissheit können wir das ausschließen. Dort, wo sie gefunden worden ist, ist sie nur abgelegt worden. Ermordet wurde sie woanders.« Der Mann betrachtete den Major. »Was machst du jetzt, Kolasa? Musst dich ja nun mit den Deutschen in Verbindung setzen.«

    Kolasa nickte. »Ja, hatte mir schon fast so was gedacht.« Nochmals warf er einen Blick auf den Ausweis der Toten, der eingetütet neben ihr auf der Bahre lag. »Mannheim«, las er laut. »Wo ist das denn?«

    Der Pathologe grinste schief. »Keine Ahnung. Kannst aber den Weberszky fragen, der weiß es bestimmt.«

    Der Major stutzte. »Weberszky?«, wiederholte er den Namen. »Meinst du den langen Weberszky? Den Darius?«

    Sein Gegenüber nickte. »Ja, genau der. Er hat doch eine Frau in Deutschland. Und wenn mich nicht alles täuscht, lebt die in Mannheim, oder, einem Vorort davon. Irgend so etwas in der Art.«

    »Dank‘ dir.« Kolasa verließ die Gerichtsmedizin und rief übers Handy Weberszky an. Und tatsächlich, der konnte ihm weiterhelfen.

    Zwei Stunden später klingelte bei Braun das Telefon. »Mordkommission, Kommissar Braun am Apparat«, meldete er sich.

    »Major Kolasa. Mordkommission Polen«, drang eine resolute Mannerstimme an Brauns Ohr.

    »Hallo, Herr Major. Was kann ich für Sie tun?«, wunderte Braun sich, was ein polnischer Kommissar von ihm wollte.

    »Ich glaube, dass eher ich etwas für Sie

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