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eBook95 Seiten1 Stunde

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Über dieses E-Book

… eigentlich ein Weihnachtsmärchen (oder gar ein Weihnachtswunder?)

Von seinem Vater verstoßen, zieht sich Jo immer mehr zurück. Sein Lieblingsort, an dem er sich einigermaßen sicher und geborgen fühlt, ist der Dachboden.
Still leidet der Junge vor sich hin.

Rück, der Seelen-Leider, dessen Aufgabe es ist, leidenden Kindern zu helfen, macht es sich, zusammen mit Tannbaum Blau und Sternschnuppe, zur Aufgabe, dem Jungen zu helfen.

In einer phantastischen Wunderlandwelt findet Jo zu seiner Unbeschwertheit und seinem Vater, zurück.
Bis dahin jedoch ist ein weiter Weg. Für alle.
Sogar die Hilfe des Weihnachtsmannes ist hierfür vonnöten.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum10. Jan. 2014
ISBN9783847669319
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    Buchvorschau

    Rück - Angelika Nickel

    1 - Rück

    Die Pfote ruhte auf seinem Kopf. Es war, als konnte das Tier all das Leid, das vorherrschte, nicht länger ertragen.

    Der alte Mann stützte sich auf seinen Stock. Schwerfällig lief er zum Feuer, und bückte sich nach einem Holzscheit, mit dem er das sterbende Feuer aufs Neue antrieb, den kleinen Raum mit Wärme zu durchfluten.

    Tannbaum Blau war alt. Sehr alt sogar. Niemand wusste recht zu sagen, wie alt er war. Er selbst verschwieg es. Musste er sogar. Hätte er sein wahres Alter verraten, hätten ihn die Leute entweder für einen Narren oder aber für das, was er war, gehalten, nämlich für einen Mann des Zauberhaften.

    Nein, Tannbaum war kein Zauberer. Zumindest nicht im herkömmlichen Sinne.

    Der alte Mann war ein Hüter. Der Hüter Rücks.

    Seelenleid zu spüren und aufzufinden, war die Aufgabe der beiden.

    Da es recht viel davon in der Welt gab, hatte weder Tannbaum Blau noch Rück allzu viel Zeit, sich auszuruhen.

    Die kurze Zeit, die ihnen blieb, verbrachten die Zwei meist damit, vor dem Feuer zu hocken und sich zu wärmen.

    Gequälte Seelen sendeten eine Kälte aus, die beide frieren ließ, so dass sie immer bestrebt waren, ihre Körper aufzuwärmen, in der wenigen freien Zeit, die sie hatten.

    Tannbaum zog den verschrammten Sessel näher an das Feuer heran. Einige der Steine, die um das Feuer herum lagen und darauf achteten, dass die Flammen nicht zu übermütig wurden und auch nicht aus dem Steinkreis heraustanzten, waren aschenschwarz. Jeden Morgen war der Mann damit beschäftigt, auf den Knien einher rutschend, die Steine von der Asche zu säubern und sie blank zu schrubben, um dass sie abends gleich wieder von Asche übersät waren.

    Mit dem Fuß schob der Alte den Hocker zu sich und legte beide Füße darauf. In seinen grünen Socken war ein Loch. Im rechten. Der Fußnagel guckte, wie neugierig daraus hervor, und wärmte sich am knisternden Feuer.

    Aus Tannbaums Pfeife kam Rauch. Er hatte sie soeben entzündet. Die Pfeife im Mundwinkel, lehnte er sich zurück. Doch in seinem Gesicht lag keine Entspannung. Seine Miene war angespannt. Er lehnte sich zu dem Tier hinunter, das sich neben seinen Sessel gelegt hatte, und strich ihm über den Kopf. »Nicht mehr lange und es ist wieder so weit. Spürst du es auch schon?«, fragte er das Tier.

    Der schwarze Kopf hob sich zu dem Alten hin. Leidend war der Blick des Tieres. Auch das Tier spürte das Leid bereits.

    Doch bis auf ein paar Wenige, war nur Tannbaum in der Lage, an ihm die Veränderung wahrzunehmen und zu erkennen.

    Je näher das Leid dem Tier kam, umso mehr veränderte es sich. Das Leid, es kam näher und legte sich um es herum, bis Rück vollends davon eingesponnen war. Er musste es spüren, dieses Leiden. Nur auf diese Weise war Rück in der Lage, dem Leidenden zu helfen. Es waren immer Kinder, die Rücks Hilfe bedurften. Das allerdings wussten auch nur einige Auserwählte.

    Das Tier, wie ein Hund sah es aus. Struppiges schwarzes Fell, an einigen Stellen schimmerte es braun. Mit weißen Streifen war es durchzogen. Doch bei genauem Hinsehen erkannte man, dass das Weiß eigentlich grau war. Grau, von dem vielen Leid, welches der Hund in all den Jahren schon erlebt und gelitten hatte.

    Je tiefer das Leid saß, um so ausgezehrter kam Rück daher. Mitunter konnte er sich nur schleppend fortbewegen. Er brauchte das leidende Kind, um wieder auf die Beine zu kommen. Das Kind und er, wie eine kleine Einheit waren sie miteinander verbunden, bis Rück das Kind aus seinem Leid befreit und geheilt hatte. Erst dann konnte der Hund wieder von dannen ziehen, sich neben das Feuer in Tannbaums bescheidener Hütte legen, und darauf warten, dass wieder ein Kind in Not war und seine Hilfe brauchte.

    Heute war es wieder soweit. Nicht mehr allzu lange und ihn würde der Schmerz wie eine Feuersbrunst durchziehen und ihn von Tannbaum fortzugehen, zwingen. Oftmals begleitete der Mann das Tier auch, war er letztendlich der Wächter des Seelenhundes, wie er Rück im Stillen für sich nannte.

    »Ach, Rück«, stöhnte er, »warum muss es nur all dieses Leid geben?« Er zwang seinen Blick hin zu seiner Uhr. Auch die war etwas Besonderes. Nicht auf den ersten Blick. Nein, das wäre zu verräterisch, zumal sich ab und an, Wanderer in die kleine Hütte verirrten, und die durften nicht wissen, wer der alte Mann war. Von daher war auch die Uhr nicht auf den ersten Augenblick als das zu erkennen, was sie war: Eine Uhr, die zwar die Zeit aufwies, aber auch das Leid aufzeigte. Je dunkler sich ihre Farbe färbte, desto näher kam das Leid auf Rück zu.

    »Einen Tag vor Heiligabend, Rück.« Der Mann hob dem Hund einen Knochen hin. »Du solltest dich stärken. Nicht mehr lange, und wir müssen wieder los.« Kopfschüttelnd, murmelte er: »Ausgerechnet auch noch zur Weihnachtszeit. Das dürfte es nicht geben. Schon gar nicht, im Monat des Fests der Liebe und des Friedens.«

    Rück nahm den Knochen und zernagte ihn. Zuerst zog er das anhaftende Fleisch davon ab.

    Das Tier spürte das Leid schon auf sich zukommen. Selbst das Nagen fiel ihm bereits schwer. Die Zähne wackelten. Jetzt schon! Das Leid, es musste kurz davor sein, an die Tür der Hütte anzuklopfen.

    2 - Sternschnuppe

    Es war fast nicht zu hören, das sachte Klopfen an der Tür.

    Rücks Ohren stellten sich auf, und Tannbaum Blau erhob sich aus dem Sessel. Mit der einen Hand stützte er sich auf seinen Stock auf. Er schlurfte zur Tür und öffnete sie. »Sternschnuppe, habe mir schon gedacht, dass es nicht mehr lange braucht, bis du an unsere Tür klopfst«, begrüßte er das Mädchen, das draußen vor der Tür stand.

    »Guten Abend, Tannbaum«, erwiderte das Mädchen seinen Gruß, und lief an ihm vorbei, hinein in die Hütte. »Hallo, Rück. Es ist wieder so weit. Du musst einem Kind helfen«, sagte

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