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Tobias, ich schreib Dir ein Buch: oder Der geheime Weg in Spiritos Reich
Tobias, ich schreib Dir ein Buch: oder Der geheime Weg in Spiritos Reich
Tobias, ich schreib Dir ein Buch: oder Der geheime Weg in Spiritos Reich
eBook284 Seiten3 Stunden

Tobias, ich schreib Dir ein Buch: oder Der geheime Weg in Spiritos Reich

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Über dieses E-Book

Tobias zieht mit seiner Familie auf ein Schloss in Schottland. Dort begegnet er dem Geist Schniefer, der seit vier Jahrhunderten ohne seine Vergangenheit herumgeistert. Zusammen mit Tobias und dessen Hund Emilie begibt er sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit, wobei die Drei vielen guten, aber auch bösen Gestalten begegnen. Dabei läuft die Zeit gegen sie. Sie ist ihr größter Feind!
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum12. Sept. 2017
ISBN9783742775689
Tobias, ich schreib Dir ein Buch: oder Der geheime Weg in Spiritos Reich

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    Buchvorschau

    Tobias, ich schreib Dir ein Buch - Angelika Nickel

    Kapitel 1: Das Los auf der Straße

    Feuchte, unangenehme Kälte und widerlicher Modergeruch drang Tobias entgegen. Tobias fröstelte. Mit zittriger Hand suchte er nach dem Kellerlichtschalter.

    Von oben konnte er seine Familie hören. Lachen und abermals Lachen. Aber auch das Scheppern und Klirren von Geschirr, wie das Rücken von Möbeln hörte der dreizehnjährige Junge. Diese Geräusche erfolgten nicht grundlos, denn heute waren er und seine Familie umgezogen. Endlich. Wie sehr hatte er sich auf diesen Tag gefreut.

    Vor drei Monaten hatten seine Eltern zufällig auf der Straße ein Los gefunden. Ein Los mit dem sie zuerst mal so gar nichts anzufangen wussten. Dann, als sie Zuhause waren, sah Herby van de Ströhm, Tobias´ Vater, im Internet nach, um zu sehen, was es mit dem Los auf sich hatte. Herby van de Ströhm brauchte auch nicht lange die Lotteriegesellschaft – Mit Donner und Doria – ausfindig zu machen. Ohne langes Nachdenken schrieb Tobias´ Vater die Losgesellschaft an, teilte dieser die Losnummer des gefundenen Loses mit. Nach zwei Wochen erhielt die Familie Van de Ströhm von der Losgesellschaft eine Gewinnmitteilung. Herby, der es fast nicht fassen konnte, jappte nach Luft. Er hatte das Gefühl zehn Zigaretten auf einmal zu rauchen .Nach Luft ringend rief er nach seiner Frau. Dummerweise stand diese im Treppenhaus und unterhielt sich mit ihrer Nachbarin Renate.

    Herby van de Ströhm ging in die Knie. Er bekam keine Luft mehr. Röchelnd schleppte er sich zum Treppenhaus. Kaum verstehbar rief er: »Karin! Karin, schnell!«

    Karin van de Ströhm hob ihren Kopf, sah die Nachbarin an und fragte: »Hat mich da jemand gerufen?«

    Im selbem Moment rief Herby wieder. Sofort erkannte Karin van de Ströhm, dass irgendetwas nicht stimmte. Während sie schon am Hochrennen war, hob sie für die Nachbarin entschuldigend die Hand und stolperte dabei noch über ihren Mantel, so dass sie sich ganz böse ihren Ellenbogen am Treppengeländer anschlug. »Scheiße!«, stöhnte sie auf und rannte weiter, zwei Stufen auf einmal nehmend. Außer Atem kam sie vor ihrer Abschlusstür an. Ihr Mann lag röchelnd am Boden. Schnell beugte sich Karin über ihn, öffnete ihm die Krawatte, rannte in die Küche und befüllte zwei Gläser mit Wasser. Das eine nahm sie und schüttete es ihrem Mann ins Gesicht, so dass dieser wieder zu sich kam. Dann kniete sie sich neben ihn, zog seinen Kopf in ihren Schoß und hielt ihm das Wasser zu trinken hin. Es dauerte auch nicht lange und Herby kam wieder zu sich. Sein Atem wurde ruhiger. Als er wieder richtig sprechen konnte, sah er seine Frau strahlend an. »Wir haben gewonnen, Karin! Wir haben gewonnen!«

    »Wo haben wir gewonnen? Haben wir mal wieder `nen Fünfer, weil Ihr falsche Zahlen aufgeschrieben habt, oder wie? Ist ja nichts Neues, dass ihr Zahlen aufschreibt, die wir dann letztendlich doch nicht getippt haben. Oder haben Margot und ich gewonnen, mit so `nem dämlichen Dreier wohl mal wieder.«

    »Nein, Karin, nein. Unser Los. Wir haben mit dem gefundenen Los gewonnen. Die Lotteriegesellschaft, sie hat es mir gerade mitgeteilt.« In Erinnerung an den Gewinn begann Herby schon wieder zu röcheln. Daraufhin zog Karin ihn an den Armen hoch und schleppte ihn in die Küche, wo er sich sofort auf einen Stuhl fallen ließ. Mit fahrigen Fingern hielt er Karin das ausgedruckte Mail der Lotteriegesellschaft hin. Karin van de Ströhm nahm es ihm ab und las. Noch während des Lesens griff sie neben sich, suchte mit zittrigen Händen die Lehne des Stuhles. Sie ließ sich auf ihn fallen. Sie konnte es nicht fassen. Sie las und las, aber an dem Text änderte sich nichts.

    Ganz groß stand da geschrieben:

    Sehr geehrte Familie Van de Ströhm,

    wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass Sie mit Ihrem Los unseren Jackpot geknackt haben. Bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung, damit wir einen Termin für die Gewinnübergabe, sowie einen Fototermin, mit Ihnen vereinbaren können.

    Die Gewinnsumme beträgt 5.000.000 Euro.

    Natürlich wäre es in Ihrem eigenen Interesse, wenn Sie das Geld auf ein Konto überweisen lassen wollten.

    Teilen Sie uns bitte innerhalb von 14 Tagen mit, wie die weitere Verfahrensweise sein soll.

    Mit freundlichem Gruß

    Hans im Glück

    Donner und Doria (Lotteriegesellschaft)

    Karin holte tief Luft. »Das Los auf der Straße?! Jetzt brauch ich drei Bier und fünf Schnäpse.« stöhnte sie, dabei rannen ihr Tränen die Wangen hinunter.

    »Lass uns heute Abend essen gehen, wir alle: Du, ich, und, und, und. Auch Stefanie, Sabine und Tobias. Und Martina und Carsten. Ach, Carmen und Uwe rufen wir auch an. Am besten auch noch Liz und Sena. Und wenn Du willst auch Geli.« Schlug Herby van de Ströhm vor.

    »Klar, Du willst schon wieder leichtsinnig werden. Nee, lass mal gut sein, hinterher ist das nur ein ganz großer Betrug. Lass uns erst mal mit Donner und Doria in Verbindung setzen, sicher ist sicher. Und wenn wir das Geld haben, dann, dann geben wir ganz groß essen. Schottland. Damit´s auch mal gleich nach was aussieht.«

    »Du immer mit Deinem Pessimismus.« klagte Herby.

    »Was Du Pessimismus nennst, das nenne ich Vorsicht.« konterte Karin.

    Doch Karin van de Ströhms Vorsicht war unnötig und absolut unbegründet. Es dauerte nicht eine Woche, da waren die Van de Ströhms tatsächlich Neuzeitmillionäre.

    Und sie taten es tatsächlich: Sie fuhren mit der ganzen Familie, sowie den Freunden nach England und speisten im Ritz. Blieben dort sogar noch für ein langes Wochenende. Was lag da ferner, als sich alte Schlösser, auch in Schottland, anzusehen?

    Und ohne, dass sie es eigentlich vorhatten, fanden die Van de Ströhms ein altes Schloss, in das sie sich von Anfang an verliebten... Wie der Zufall es wollte, stand das Schloss zum Verkauf und die Van de Ströhms entschieden kurzerhand nach Schottland, in dem das wunderschöne alte Schloss lag, umzuziehen. Sehr zum Leidwesen der Freunde aus Deutschland, die dort zurückblieben.

    So kam es, dass sich Tobias auf den Weg zum Keller machte, während seine Familie am Einziehen war. Da er nicht allzu viel helfen konnte, und auch nicht wollte, zog er es vor, das große Schloss ein bisschen näher anzusehen. Sein Zimmer, das hatte er sich bereits ausgesucht, alles andere konnten nun seine Eltern und Schwestern machen. Denn deswegen hatte ein Bruder doch Schwestern, bei Jana und Alexander war das doch auch so, oder etwa nicht?

    Kapitel 2: Kellerseufzen

    »Was mach ich denn jetzt nur? Geh ich runter oder gehe ich in die große Parkanlage?«, sagte Tobias zu sich. Er wusste nicht, ob er sich tatsächlich in diesen großen modrigen Gewölbekeller traute. Wer weiß, womöglich gab es da unten Ratten, und denen wollte er eigentlich nicht begegnen.

    - Emilie, ich hole Emilie, dann bin ich nicht so alleine -, dachte der Junge und schloss die Kellertür wieder hinter sich. Somit konnte er die Geräusche nicht mehr hören. Leises Seufzen dran durch die langen und dunklen Kellerräume. Es hörte sich an, als würde der Keller weinen. Leise, fast so, als sollte es niemand sonst hören.

    Es dauerte nicht lange, dann war Tobias wieder zurück. Er hatte sich eine schwarze Windjacke und Gummistiefel angezogen. Neben ihm lief Emilie, die kleine Hündin. Erneut öffnete Tobias die Kellertür. Dieses Mal fand der auch sofort den Lichtschalter. Emilie fiepte, drehte sich um und wollte zurücklaufen, aber Tobias rief sie zurück: »Nichts da, Emilie, wir beide gehen jetzt mal da runter und sehen uns an, was es da unten alles gibt. Wer weiß, vielleicht hat das Schloss ja auch Geister. Immerhin sind wir in Schottland, von dort sind schon viele Geister, Gespenster und Ungeheuer gekommen, zumindest im Fernsehen. Stell Dich nicht so an, Emilie, Du bist doch der Hund von uns beiden, also musst Du auch mutig sein, oder etwa nicht?« Damit zog er Emilie an ihrem Halsband und der champagnerfarbene Hund lief notgedrungen mit Tobias die, vom Zahn der Zeit, ausgetretenen Kellerstufen hinunter. Als Tobias merkte, dass es dem kleinen Hund schwer fiel die hohen Steintreppen zu laufen, nahm er ihn kurzerhand auf den Arm und trug Emilie hinunter.

    Als sie unten ankamen, hatte Tobias plötzlich das Gefühl nicht mehr alleine im Keller zu sein. Doch so sehr er sich auch umsah, er konnte nichts außer einer Unmenge an Gewölbegängen erkennen. »Dann bleibt uns nichts anderes übrig als mal einfach drauf loszulaufen. Was meinst Du, Emilie? Ist mir aber auch egal. Wir beide gehen jetzt mal sehen, was es hier unten zu finden gibt.«

    Er ließ Emilie wieder zu Boden und dann lief er los. Emilie folgte ihm nur widerwillig, das bezeugte sie ihm auch mit ständigem Knurren.

    Irgendwann war Tobias durch so viele Gänge gelaufen, dass er schon gar nicht mehr wusste, wie er zurückkommen konnte. Gerade als er wieder zurück wollte, hörte er ein Seufzen. »Kellerseufzen? Hast Du schon mal davon gehört, Emilie, dass Wände und Keller seufzen können?« Er sah seinen Hund an, aber Emilie knurrte nur.

    »Ach, schade, dass wir nicht bei – Peter Schmutz – und in – Philosophia – sind, dann könntest Du mir jetzt wenigstens antworten. Aber was soll´s, irgendwie müssen wir ja zurückfinden.« redete er mit seinem Hund. Gerade als er sich umdrehen wollte, hörte er das Seufzen erneut. Tobias blieb stehen. Er horchte. Neugierde womöglich einem Geist zu begegnen. Langsam versuchte er auf das Geräusch zuzugehen. Er hatte keine Ahnung, ob er das Richtige tat, noch nach was er suchen sollte. Seine Füße bewegten sich so langsam, dass er fast nur im Zeitlupentempo von der Stelle kam.

    Tobias erschrak. Etwas hatte seine Füße gestreift. Verängstigt sah er sich um. Er konnte gerade noch den Schwanz einer Ratte erkennen, die hinter einem Tunnelbogen verschwunden war.

    »Wenn die schon so frech ist und mir über meine neuen Treter rennt, dann gehen wir der mal hinterher. Wer weiß, die weiß vielleicht wie wir hier wieder rauskommen. Los, Emilie, leg mal einen Zahn zu. Denk dir einfach, du wärst ein Windhund, dann geht das schon besser. Los, Emilie, stell dich nicht so an.«

    Aber egal was Tobias auch sagte, Emilie war kein bisschen mehr angetan, von dem was sie hier unten tun sollte. Da sie ein Hund war, blieb ihr allerdings nichts anderes übrig als Tobias zu folgen, denn alleine wollte sie hier unten auch nicht bleiben.

    Tobias lief immer schneller, so dass Emilies kurze Beine ihm fast nicht mehr folgen konnten. Als Tobias bemerkte, dass Emilie nicht nachkam, rannte er wieder zu ihr zurück, hob sie hoch, um erneut wieder loszurennen. Dann endlich hatte er den Tunnelgang erreicht, von dem er glaubte, dass in diesem die Ratte verschwunden war. Tobias blieb stehen und sah hinein. Auch, wenn hier das Kellerlicht ebenfalls schwach leuchtete, sehen konnte Tobias deswegen dennoch nicht sehr viel. Egal wohin er sah, die Ratte schien verschwunden. Der Junge drehte sich um, ließ seinen Hund wieder auf den Boden und sagte: »Emilie, wir versuchen den Weg zurück zu finden. Jetzt kannst Du mal zeigen was für ein guter Spürhund Du bist. So, jetzt geh mal voraus und ich lauf Dir nach. Und wenn Du den Weg nicht findest, dann verspreche ich Dir, dass Du heute kein Abendessen bekommen wirst. Merk Dir das.« dabei dachte er – und ich bekomme dann auch kein Nachtessen –. Bei diesem Gedanken bemerkte er wie hungrig er bereits war. Tobias hatte keine Ahnung wie lange er bereits in diesem muffigen Kellergewölbe war, aber eins wusste er, um dieses ganz zu inspizieren, dazu würde er viele Tage brauchen. Und vor allem musste er sich beim nächsten Mal Markierungsmarken mitbringen, damit er wieder zurückfinden würde.

    Emilie, die ganz stolz war, endlich mal zeigen zu können, was für ein guter Hund in ihr steckte, hatte den Ausgang schneller gefunden, als Tobias geglaubt hätte. Dabei hatte sie sich nicht ein einziges Mal verlaufen.

    Als Tobias die Kellertreppe sehen konnte, atmete er auf.

    – Gerettet – , dachte er und zu Emilie sagte er: »Hab

    ich´s doch gewusst, dass ich mich auf Dich verlassen kann. Komm her, Emilie, ich trag Dich die Treppen hoch.«

    Als wenn Emilie den Jungen verstanden hätte, kläffte sie freudig. Dummerweise übertönte sie durch ihr Kläffen das Kellerseufzen, das sich ganz in ihrer Nähe befand.

    Die Kellertür quietschte beim Öffnen und ließ sich auch sehr schwer öffnen, aber Tobias war ein starker Junge und so hatte er nach einigen Mühen die Tür offen.

    Hätte sich Tobias umgesehen, oder auf Emilie reagiert, die plötzlich jämmerlich winselte, dann wäre ihm aufgefallen, dass er nicht allein den Keller verließ...

    Ein fast nicht sichtbarer Schatten folgte Tobias und seinem Hund..., hinauf zum ersten Stockwerk, hinein in dessen Zimmer...

    Kapitel 3: Ein gutes altes Schloss braucht nun mal sein Gespenst

    »Tobi, na, was machst Du?« Tobias´ Mutter öffnete, nach kurzem Anklopfen, die Tür zu Tobias´ Zimmer, und streckte ihren Kopf herein.

    »Komm doch rein, Mama. Was stehst Du da und siehst mich an, als wenn Du ein Hausierer wärst und Dich nicht herein traust? Oder willst Du mir `was verkaufen?« Tobias lief zu seiner Mutter, öffente die Tür weit und zog sie in sein Zimmer.

    Karin van de Ströhm grinste ihren Sohn an. Wie stolz sie auf ihn war. Es hatte ja auch viele Kinder und fünf Mädchenschwangerschaften gebraucht, ihren so ersehnten, Sohn geboren hatte. So war es nicht weiter verwunderlich, dass Tobias, zumal er auch noch das Nesthäkchen war, immer ein klein wenig mehr durfte als seine Schwestern. Doch das störte die Mädchen nicht weiter, denn weitläufig versuchte Karin van de Ströhm ihren Kindern gegenüber dennoch fair und gerecht zu sein, ihnen allen gleich gerecht zu werden.

    »Hier, setz Dich doch auf mein Bett. Ach, sieh mich nicht so an, ich muss eben die anderen Sachen erst noch auspacken und einräumen.« sagte Tobias zu seiner Mutter, als er ihren skeptischen Blick sah.

    »Du hast ja auch wohl noch so gar keine Zeit gehabt, wie? Nimm dir mal ein Beispiel an Deinen Schwestern, die sind alle in ihren Zimmern und toben sich aus und räumen dabei ihre Kisten aus.«

    »Dann ärgern sie mich wenigstens nicht. Und wen stört es schon, ob ich jetzt oder morgen auspacke?«

    »Mich, Tobias, mich stört es. Heute ist es schon zu spät, aber morgen früh wirst Du gleich nach dem Frühstück Dein kleines Hinterteil in Bewegung setzen und hier alle Deine Kartons auspacken und wunderschön in Deine Schränke einsortieren. Und wenn ich das nächste Mal hier rein komme, dann erwarte ich, dass Dein Tisch und Deine Stühle freigeräumt sind, dass ich, Dein altes Mütterlein...«

    »Du bist kein altes Mütterlein, Mama. Du bist meine liebe Mama.« fiel Tobias seine Mutter ins Wort.

    »An diesen Satz werde ich Dich bei passender Gelegenheit erinnern.« lachte Karin van de Ströhm. Danach stand sie von Tobias´ Bett auf. Tobias´ Mutter war ungefähr 158 cm groß, etwas rundlich, und immer um ihre Kinder besorgt. Als sie bereits zur Tür raus war, drehte sie sich nochmals um und sagte zu Tobias: »Ich hoffe, dass wir uns verstanden haben. So! Und nun tu was und in einer halben Stunde bist Du unten in unserem Diningroom, da gibt’s dann nämlich was zum Essen, und danach mein Sohn, damit wir uns gleich richtig verstehen, wird auch nicht mehr allzu lange gespielt, sondern geschlafen. Wie Du weißt, Tobias, braucht man seine Kräfte, um ein, sein Zimmer auf – und einzuräumen. Und mittlerweile bist Du alt genug, um das auch alleine zu können.«

    »Du könntest mir aber doch dabei helfen...«

    »Sehe ich vielleicht aus wie – Helferlein –? Auch nicht wie Daniel Düsentrieb. Dann tut es mir leid, so wie es aussieht bleibt es nur an Dir alleine.«

    »Mensch, Mama, Du musst doch auch mich verstehen. Immerhin leben wir jetzt in einem alten Schloss. Da liegt es doch ganz nahe, dass ich auf der Suche nach dem Schlossgespenst bin.« Tobias war zu seiner Mutter hingelaufen und sah sie, um Verständnis bittend, an.

    »Tobias, auch wenn wir jetzt auf einem Schloss leben, so heißt das doch nicht, dass wir in einem Schloss mit einem Gespenst leben. Das sind doch nichts als Geistergeschichten. So etwas gibt es doch nur in Filmen und Märchen, Tobias. Aber das solltest Du doch mittlerweile wissen.«

    »Ich will aber, dass wir ein Schlossgespenst haben, und am besten auch noch ein paar Hexen und Zauberer.«

    »Das kannst Du Dir abschminken. Es gibt in der Wirklichkeit keine Geister und keine Zauberer, oder was auch immer.«

    »Ich will aber, dass es die gibt.« bettelte Tobias seine Mutter an, geradeso, als hätte diese es in der Hand Geister und Hexen real werden zu lassen.

    Karin sah ihren Sohn nachdenklich an, dann hatte sie eine Idee. »Weißt Du was, Tobias, wenn Du unbedingt in diesem Schloss von Geistern, Hexen und Zauberern umgeben sein willst, dann rufen wir morgen Deine Patentante an, die soll Dir ein Buch schreiben. Soll sie uns doch hier leben lassen und eine Geschichte für Dich erfinden, die maßgeschneidert ist. So richtig für Dich, wie Du es gerne hättest. Vielleicht schreibt sie Dir ja ein Buch. Fragen kostet ja nichts. Na, was hältst Du davon?«

    »Ja, das kann ich tun. Aber trotzdem will ich hier ein richtiges Gespenst und einen richtigen Zauberer finden. Und ich werde es Dir beweisen, dass es hier so `was gibt. Ein gutes altes Schloss braucht nun mal sein Gespenst, basta.« Tobias sah seine Mutter an und dachte – hoffentlich habe ich den Mund jetzt nicht zu voll genommen. Ich muss einen Zauberer finden, damit sie mir glaubt. Damit unser Schloss auch etwas ganz Besonderes ist. Außerdem sieht dieser alte Kasten auch ganz doll nach Gespenstern aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier so etwas nicht geben soll –.

    Kapitel 4: Herbys Pizza am Palisandertisch

    Tobias erschien, wie seine Mutter von ihm erwartete, eine halbe Stunde später im Esszimmer des Schlosses. Auch wenn seine Mutter es, wie sie es nannte – es sich besser anhörte, und auch viel besser nach England, nach Schottland, passte –, so war der Diningroom dennoch nichts anderes als ein sehr, sehr großes Esszimmer.

    Dem Tag zu Ehren hatte Herby van de Ströhm, Tobias´ Vater, sein Küchenhandtuch umgebunden und eine Riesenpizza für alle gemacht. Anfänglich hatte er genau deswegen eine große Auseinandersetzung mit seiner Frau, die nämlich der Ansicht war, dass er nicht zu kochen, sondern Hand an den Umzug anzulegen hätte. Mit vielen Worten jedoch war es Herby gelungen, seine Frau davon zu überzeugen, dass sie für diese Dinge Möbelpacker, Auspacker und Schlosspersonal hätten. Nur, sie hatten noch kein Schlosspersonal. Karin konnte sich bisher mit dem Gedanken, Personal einzustellen, noch nicht so ganz anfreunden. Sie war der Meinung, dass, wenn alle Hand anlegen würden, sie so etwas auch nicht bräuchten. Dummerweise stand sie mit ihrer Meinung so ganz alleine da. Ihre Familie fand es bei Weitem schöner, wenn sie Personal haben würden, das sie bedienen würde. So musste sie sich der Mehrheit beugen, so dass in den nächsten Tagen Vorstellungsgespräche angesagt waren, bei denen sie selbstverständlich auch zugegen sein und mitentscheiden wollte.

    So saßen sie alle um einen sehr großen schwarzen Palisanderholztisch herum, dem sie die vielen Jahrhunderte seines Daseins anzusehen waren. Es war ein Tisch, an dem sie mit vielen Gästen würden tafeln können. Er war in seiner Farbe tiefes dunkles Braun, fast schwarz. Durchzogen war er mit ganz vielen Kratzspuren, Einkerbungen, aber auch Verfärbungen von umgefallenen Rotweinzinnbechern.

    Als Karin diesen Tisch gesehen hatte, war sie sofort in ihre Mittelaltergedanken versunken. Sie alle hatte sie hier sitzen sehen: Die Arthurrunde, Merlin und all die großen Alchimisten, deren Geist auch heute noch anwesend zu sein schien. Von daher, wenn man diese Gefühle und Gedanken von Karin van de Ströhm kannte, war es nicht weiter verwunderlich, woher Tobias´ Vorliebe und Verlangen nach einem Schlossgespenst kam. Auch wenn sie dies immer so abtat. Es war das Blut, das sie verband, die Vorliebe für das Mystische, das Unerklärliche und das Forschen der alten Weisen.

    Die Familie saß am Tisch und sie aßen mit Begeisterung von Herbys Pizza. Herbys Pizza

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