Gambio - Der perfekte Tausch: Librophon - Eine Telefonzelle voller Tauschgeschichten
Von Sina Land
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Über dieses E-Book
Ein Roman sowohl zum im Gesamten lesen als auch für Buchliebhaber:innen, die sich gerne auf Kurzgeschichten konzentrieren.
Autor:innen:
Gerd Schäfer, Jenny Barbara Altmann, Anja Ziegler, Ingo M. Ebert, Donata Schäfer, Mathilda Louise Wiemers, Yana Svelush, Guido Ewert, Nathalie Groß und die Ideengeberin Sina Land
Zum Hintergrund der Entstehung:
Dieser Roman besteht nicht nur aus einer Gesamtgeschichte, sondern ebenso aus vielen zusammengefügten kurzen Tauschgeschichten, die im Projekt "GAMBIO - Der perfekte Tausch" von Sina Land, entstanden sind. Somit haben an diesem Buch mehrere Autor:innen aus dem Team geschrieben. Die Geschichten sind nicht nur selbst langsam über die Zeit der bei uns vorgeschlagenen Tauschgegenstände gewachsen, sondern haben sich zusätzlich zu einer einzigen zusammengeflochten. Obendrein beinhaltet das Librophon Gastbeiträge, die wir bei einem unserer Schreibwettbewerbe ausgewählt haben.
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Buchvorschau
Gambio - Der perfekte Tausch - Sina Land
Zum Hintergrund der Entstehung
Dieser Roman besteht nicht nur aus einer Gesamtgeschichte, sondern ebenso aus vielen zusammengefügten kurzen Tauschgeschichten, die im Projekt „GAMBIO – Der perfekte Tausch" von Sina Land, entstanden sind. Somit haben an diesem Buch mehrere Autor:innen aus dem Team geschrieben. Die Geschichten sind nicht nur selbst langsam über die Zeit der bei uns vorgeschlagenen Tauschgegenstände gewachsen, sondern haben sich zusätzlich zu einer einzigen zusammengeflochten. Obendrein beinhaltet das Librophon Gastbeiträge, die wir bei einem unserer Schreibwettbewerbe ausgewählt haben.
Widmung
Für alle, die gerne von Büchern umgeben sind.
Mögen ihnen diese Geschichten angenehme
Lesestunden und ein Gefühl für die Idee des
Tauschens schenken.
Für alle, die selbst noch in einer alten
Telefonzelle gestanden haben,
um zu telefonieren, und heute die Vielfalt der
Bücher in einem ausgedienten Exemplar genießen.
Inhaltsverzeichnis
Das alte Märchenbuch
Man möchte meinen
Geld und Besitz
Haben Sie schon
Überall Schmetterlinge
„Also, ich könnte ja
Mega-Dustinguisher
„Hey Tanja
Elendes Gemecker
„Mann, ist das
Schnürsenkel
Er liebte seinen
Gefühlsduselei
„Rührselige
Wohlstandsbäuchlein
Herr Schluckspecht
Frau Eselsohr
„Das könnte fast
Die verfluchte Taschenuhr
„Eine Weiterbildung
Immer noch
„Nicht mit mir!"
Das erste Hotel
Quatsch mit Soße
„Das ist doch
Gipfelkreuz
Toni sitzt auf
Kunstschätze
„Och", schnieft
Glitzern
Lichter glänzen
Charity
„Da gebe ich ihr
Die Glücksmünze
Gedankenverloren
Heile Welt
„Wie, kein
Dead or Alive
Schon wieder
Hitzewelle
„Mann, ist das
Schweißflecken
Was für ein
Sammeltausch
Eine schmuddelig
Ringtausch
Je mehr ich
Schokoherzen
„Das hätte doch
Schokoladenberge
Piet kaut
Herr Knochenbrecher
„Sag ich doch
Die unbezahlte Rechnung
„Nun komm schon!
Buntes gefällig
„Tausche Liebe
Aschermittwoch
Für mich
Tanzpotenzial
„Oh, da habe ich
Verzicht
Zu nachtschlafender
Überschuss
Die alte
Spielfrust
„Du hast was?"
Platz schaffen
„Tja, dann
Für einen Kuss
„Ich habe es
Sterne
Der Mond
Feuerwerkskörper gegen Glück
„Was machen Sie da?"
Morgendämmerung
Die meisten
Der Weg zurück zu dir
„Wenn ich nur
Die Nacht über
Freudestrahlend
Am nächsten Tag
Mit einem
Medizinstudent
Seltsam
Schmerzen?
Das grelle Neonlicht
Fachliteratur
„Ach, wie oft
Partners in Crime
„Hier sind
Karton
Mit Getöse
Spezialsuppe
„Mäuschen
Tschornalist
„Hans-Friedrich
Taxi ins Glück
Langsam schlendere
Pina Colada
„Hicks"
Kindheitstage
Nimm dieses
Herbstzeitlose
„Darf ich
Willi Weihnachtswichtel
Endlich Feierabend!
Herr Grabstein
„Ohhh"
Agentur
Unauffällig
Frau Anodazumal
„Das geht
Zufall oder Schicksal
Robin, ich …
Papierflieger
„Sind Sie
Das Zaubersalz
„Hallo Papa!"
Frösche
„Quaaack!"
Regenbogen
Hannelore
Raumschiffe
„Ach, am
Klopapierhäkelteilchen
Nachdenklich
Kinderbuch
„Platz da!"
Wasser
Sam kaute
Tagebuch
Kaum hat
Schwangerschaftstest
Meine ältere
Zeitung
„Eine schöne
Dummheit
Die Geschichte
Raucher
Zwei junge Männer
Schmach
„Also wirklich!"
Enge
„Heiß"
Dit is doch verrückt
Im dritten Stock
Brand
„OGott"
Brief
Liebste Henrietta
Heldentod
Die Flammen
Tierwissen
Abelina sitzt
Zuhause
In einem Umzugskarton
GAMBIO
„Na, wissen
Schulausflug
„Das Buch
Das alte Märchenbuch
Man möchte meinen,
dass eine Telefonzelle dazu da ist, um Menschen Gespräche zu ermöglichen. Das wäre normal. Doch was, wenn diesen Ort des Austausches plötzlich Bücher und Regale besetzen? Wie, Sie nehmen an, dass dieser dann zu einem Platz der Ruhe mutiert? Weit gefehlt! Ich würde Sie ja gerne in diesem bezaubernden Glauben lassen. Aber, wo denken Sie hin? Geschichten werden von Menschen geschrieben. Geben Sie mir da Recht? Und warum vermuten Sie dann, dass deren Schöpfungen sich anders verhalten wie sie selbst?
Ich sehe schon ..., ich werde Sie aufklären müssen. Sie befinden sich in einer alten Telefonzelle, deren ausgedienter Telefonhörer längst entsorgt wurde. Anstelle von Telefonbüchern gibt es inzwischen Regale und eine Menge Bücher zum Tauschen. Jeder kann hier vorbeischauen, sich bei uns umsehen, eines mitnehmen und ein anderes hierlassen. Ich zum Beispiel bin Herr Bräunlich, der Protagonist aus dem Märchenbuch mit dem altbackenen Einband. Ja, meines steht hier schon eine ganze Weile herum, darum kenne ich mich am besten aus. Und ich sage Ihnen ... Hier ist es nie still, es geht lauter zu als bei einem Streit am Telefon. Egal, wie auch immer, ich erkläre Ihnen alles: Warum hier massenweise Schmetterlinge herumfliegen. Wieso hier ständig gequasselt wird. Und was hier so an Geschichten herumsteht.
Übrigens, dieser Ort wird von uns allen Librophon genannt. Phon erklärt sich von selbst ... es kommt von Telefon. Und Libro von ...
„Kann ich jetzt endlich mein Intro machen? Ich warte schließlich schon geschlagene fünf Minuten darauf!", motzt Frau Silvia, die aus ihrem Buch hervorgetreten ist und ihre Sonnenbrille in den Haaren zurechtrückt.
Herr Bräunlich schnauft und setzt sich vor seinem Buch auf die Kante. Zum Glück sind hier alle Protagonisten nur so groß wie eine Maus, ansonsten würde beständig Überfüllung herrschen.
„Bitte, sagt er mit einer ausladenden Geste. „Legen Sie los. Dass es hier ums Tauschen geht, weiß jetzt jeder, der seine Nase in dieses Buch hineingesteckt hat. Und dass Sie, liebe Frau Silvia, sich nicht aufhalten lassen, dürfte inzwischen auch jeder mitbekommen haben. Ich sage nur Entwicklungsroman aus der vordersten Reihe rechts! Also legen Sie los mit Ihrem Plädoyer.
Von Sina Land
Geld und Besitz
Haben Sie schon
von diesem „Gambio-Projekt" gehört? Da tauschen Menschen Dinge und versuchen auf diese Weise ihr Glück. Ich muss Ihnen jetzt mal ehrlich sagen, dass ich nicht so recht weiß, was ich davon halten soll.
Klar, es ist auch mir einleuchtend, dass es Menschen gibt, die sich viele Dinge leider, leider (und das stimmt mich durchaus nachdenklich) nicht leisten können.
Ein schönes neues Auto zum Beispiel oder die extravaganten und dennoch schlichten Uhren aus der Frühjahrskollektion von Cartier. Wer würde sich nicht über einen 5-Sterne-Genussurlaub in einem der ausgesuchten Destinationen dieser Welt freuen? Oder einmal hemmungslos shoppen gehen und nicht zwischen den royalblauen oder Pariser roten Pumps wählen, sondern einfach beide nehmen.
Ich mache mir ja oft so meine Gedanken und komme immer mehr zu dem Schluss, dass sich in meinem Fall Tauschgeschäfte nicht lohnen. Warum? Weil ich nichts tauschen muss. Ich kaufe einfach.
Gut, ich gebe zu, dass diese Einstellung ein wenig versnobt klingt. Aber ich bin doch nur ehrlich.
Durch welchen Tausch sollte sich mein Leben denn verbessern?
Und kommen Sie mir nun nicht mit den ewig moralinsauren Bemerkungen in der Art: „Konsum ist nicht alles oder „Geld und Besitz alleine machen nicht glücklich
. Das weiß ich auch.
Aber ich begreife einfach nicht, inwiefern das Leben schöner werden soll, wenn man nichts besitzt und jeden Tag Geldsorgen hat. Ich kann jeden verstehen, der in diesem Falle kein Geld gegen viel Geld eintauschen würde. Den Rest halte ich für romantische Verklärung.
Neulich habe ich zu diesem Thema meinen Gatten gefragt, ob er davon träumt, etwas in seinem Leben zu verändern. Durch einen Tausch. Seine Antwort war vielsagend. Er blickte nur versonnen, an mir vorbei, in die Ferne.
Vielleicht überlege ich mir das mit dem Tauschen doch noch einmal.
Von Anja Ziegler
Überall Schmetterlinge
„Also, ich könnte ja
durchaus gleich die Geschichte mit meinem Ring erzählen ... Frau Silvias Hände fliegen durch die Luft, doch Herr Bräunlich greift sofort ein. „Es gibt hier noch weitere Bücher und Protagonisten, die ihre Geschichte vorstellen möchten.
Ungestüm wischt er sich einen Schmetterling von der Nase. „Frau Kussmund, können Sie denn nicht endlich die Flattermänner von Ihrem Cover in den Griff bekommen? Ich finde diese ja auch höchstallerliebst, aber nicht hier herumfliegend, das macht uns ganz kirre. Und bedenken Sie, wenn jemand die Tür zur Bücherzelle öffnet, dann könnten Sie durchaus ..."
„Wegfliegen, ich weiß." Mit besorgter Miene versucht die Dame, einen ihrer Schmetterlinge einzufangen.
„Haben Sie denn kein Personal, dass diese Arbeit für Sie erledigt?, fragt Frau Silvia und schüttelt den Kopf. „Also ich habe dafür meine Frau Huber, die ist wirklich eine Seele von Mensch. Sie kümmert sich um unser Wochenendhaus ...
Herr Bräunlich winkt ab. „In diesem Fall bräuchten wir schon einen Dschinn in einer Wunderlampe. Ich habe leider keinen in meinem Buch, nur Hexen und Zauberer. Jemand sonst? Er schaut musternd in die Runde. „Nun kommt schon! Ihr findet das Geflatter doch ebenso nervig. Ein wenig mehr Ruhe wäre hier wirklich hilfreich.
Doch niemand meldet sich zu Wort.
Von Sina Land
Mega-Dustinguisher
„Hey Tanja,
euer Umzug rückt ja immer näher. Freust du dich?"
„Hm … ja … äh … natürlich." Tanjas Augenringe und fahrige Bewegungen sprachen eine andere Sprache.
„Du klingst nicht besonders überzeugt. Julia musterte sie kritisch. „Was ist das Problem? Du warst doch Feuer und Flamme.
„Nun, sagte Tanja, während sie sich unauffällig nach allen Seiten umsah, „dir kann ich es ja sagen. Du verstehst mich bestimmt. Gestern habe ich unsere Wohnung geputzt. Du weißt doch, wie sehr ich Reinemachen verabscheue. Deshalb habe ich mir extra den neuen Mega-Dustinguisher gekauft, und selbst damit war es noch anstrengend. Jetzt ziehen wir in ein Haus, das mindestens doppelt so groß ist. Ich wünschte, ich hätte eine Wunderlampe so wie du!
Ah, da lag die Wollmaus begraben.
„Das glaube ich gerne. Dafür könntest du einen Dschinn gut gebrauchen. Hm … Nachdenklich legte Julia die Stirn in Falten. „Weißt du was? Ich gebe dir meinen, wenn du willst. Als Abschieds-und Einzugsgeschenk. Meine Wohnung ist ja nicht so groß. Die kriege ich auch ohne geputzt.
„Ehrlich? Geht das denn?" Eifrig trat Tanja noch näher an sie heran.
„Oh, das ist ganz einfach. Julia wedelte wegwerfend mit einer Hand. „Wunderlampen sind natürlich unverkäuflich. Wenn aber hochnötiger Bedarf einer anderen Person vorliegt, dürfen sie gegen Gleichartiges getauscht werden. Hochnötigen Bedarf hast du definitiv.
„Aber Gleichartiges? Hab ich da was?"
Julia nickte bedächtig. „Meine Dschinni ist ein Haushaltsdschinn. Wenn du mir also dafür den Mega-Dustinguisher gibst, sollte das passen."
„Oh! Das Staubgrau wich aus Tanjas Gesicht; ihre Wangen sahen nun wie frisch gewienert aus. „Danke! Das ist so toll! Du bist die beste Freundin, die man sich vorstellen kann
, jubelte sie und fiel Julia um den Hals. „Ich komme nachher vorbei, dann können wir den Tausch vollziehen."
Sanft löste sich Julia aus der Umarmung. „Weißt du, ich würde gerne noch einmal alles sauber machen, bevor ich die Lampe weggebe. Ich bin doch ein bisschen nostalgisch – immerhin ist sie ein Erbstück. Ihr fliegt am Mittwoch? Dann komm Dienstag Abend vorbei. Bis dahin sollte ich mich von meiner Dschinni gebührend verabschiedet haben."
„Ja, natürlich! Bis Dienstag dann." Mit beschwingtem Schritt ging Tanja davon.
Julia atmete erleichtert durch. Seit Generationen versuchte ihre Familie, die Wunderlampe loszuwerden, was ausschließlich durch Tausch möglich war. Ja, ihre Dschinni war ein Haushaltsdschinn. Dabei allerdings eine absolute Katastrophe. Ständig zerbrach sie Sachen, verhunzte die Wäsche, verbrannte das Essen bis zur Ungenießbarkeit, sodass Julia letztlich mehr Arbeit hatte als ohne. Der Mega-Dustinguisher würde dagegen eine große Hilfe sein. Sie lächelte zufrieden. Wie gut, dass Tanja auf einen anderen Kontinent zog.
Von Donata Schäfer
Elendes Gemecker