Heart of Sullivan - Seelenhexe
Von Leinani Klaas und Ria Raven
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Über dieses E-Book
Bei ihrer Suche nach Hilfe trifft sie auf eine alte Bekannte, die ihr von einem düsteren Fluch berichtet und schließlich auch auf Emma Waldorf, deren Heimatdorf ebenfalls durch den Nebel ausgelöscht wurde.
Gemeinsam kommen sie einer bösen Kreatur auf die Spur und ein Kampf um Leben und Tod entbrennt.
Leinani Klaas
Buchbloggerin, Buchhändlerin to be und Fantasy-Liebhaberin Leinani Klaas ist in den USA und in Deutschland groß geworden und träumte schon mit jungen Jahren von einem eigenen Buch. Trotzdem brauchte es einige Jahre, bis es so weit war. „Heart of Sullivan“ ist ihr erstes Buch, weitere sind bereits in Arbeit. Die Autorin liebt, schreibt und lebt mit Freund und Katze in Freiburg im Breisgau. Weitere Informationen über sie sind auf Instagram unter @leinanisbookcorner zu finden.
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Buchvorschau
Heart of Sullivan - Seelenhexe - Leinani Klaas
Inhalt
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Vollständige e-Book Ausgabe 2019
© 2020 ISEGRIM Verlag
in der Spielberg Verlag GmbH, Neumarkt
Bildmaterial: © shutterstock.com
Covergestaltung: Ria Raven www.riaraven.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung, Speicherung oder Übertragung
können ziviloder strafrechtlich verfolgt werden.
eBook - ISBN: 978-3-95452-828-8
www.isegrim-buecher.de
Buchbloggerin, Buchhändlerin to be und Fantasy-Liebhaberin Leinani Klaas ist in den USA und in Deutschland groß geworden und träumte schon in jungen Jahren von einem eigenen Buch. Trotzdem brauchte es einige Jahre, bis es so weit war. »Heart of Sullivan« ist ihr erstes Buch, weitere sind bereits in Arbeit. Die Autorin liebt, schreibt und lebt mit Freund und Katze in Freiburg im Breisgau. Weitere Informationen über sie sind auf Instagram unter @leinanisbookcorner zu finden.
Für alle, die jeden Tag kämpfen.
»An sich ist nichts weder gut noch böse.
Das Denken macht es erst dazu.«
William Shakespeare Hamlet II, 2. (Hamlet)
*
Leise prasselt der Regen gegen die Fensterscheibe und läuft in silbrigen Bahnen daran hinab. Tropf, tropf, tropf. Es regnet nun schon seit Wochen und die dunklen, grauen Wolken hängen ankerschwer am Himmel, drücken auf das kleine Dorf am Rande des nebelverhangenen Waldes und auf dessen Bewohner. Die feuchtnasse Luft dringt durch ihre Kleider bis auf ihre Knochen. Sie alle laufen mit gesenkten Köpfen durch die Straßen, den Blick zu Boden gerichtet. Keiner sieht den anderen mehr an, nur das Nötigste wird gesprochen und man zieht sich zurück, sobald die Arbeit erledigt ist.
Angefangen hat es mit dem Regen und den Wolkenmassen. Feuchter Nebel war aus dem Wald über das morastige Feld gekrochen, durch die Gassen und Straßen gewabert und ein Dorfbewohner nach dem anderen ist verstummt. Ist zu einem ›Silent Zombie‹ oder einfach ›Simbie‹ geworden. So nennt sie zumindest Heart.
Heart, das bin ich. Ich bin die einzige, die nicht verstummt ist oder wenigstens noch nicht. Aber ich wage es nicht zu hoffen, dass ich so viel Glück habe und verschont bleibe. Wenn doch, ist es sehr wahrscheinlich, dass ich irgendwann verrückt werde. Schließlich spreche ich kaum noch mit jemandem oder besser gesagt, spricht niemand mehr mit mir. Ich versuche meine Freunde in Gespräche zu verwickeln, Smalltalk zu führen, meiner Familie beim Abendessen von neuen Büchern oder der Schule zu erzählen. Ständig. Wirklich. Aber keiner antwortet. Sie starren in die Ferne, wie auf Autopilot geschaltet, als sähen sie etwas, das mir verborgen bleibt. Es ist ein Wunder, dass die Lehrer in der Schule den Unterricht noch durchziehen und tatsächlich reden. Fast wie früher. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie nie eine Frage beantworten oder stellen. Es kommen ja auch kaum Fragen von den Schülern, außer von mir. Natürlich. Aber das Schlimmste ist die Sache mit der kleinen Buchhandlung. Einem gemütlichen, verwinkelten Geschäft in einem Eckhaus in der Kirschgasse, in dem man Tee aus losen Blüten und Blättern frisch aufgebrüht bekommen konnte. Dazu gab es immer diese kleinen, zuckrigen Teilchen, die die Mutter der Besitzerin frisch buk und nach denen es in der ganzen Buchhandlung duftete. Nach Butter, Zucker und frischem Teig. Wie ich das vermisse.
Die Verkäuferinnen bestellen zwar noch immer Bücher, aber die Gespräche mit ihnen bleiben aus. Sie starren stur vor sich hin und wandern langsam von einem Regal zum anderen. Manchmal versuche ich noch mit meiner Lieblingsverkäuferin über dieses oder jenes Buch zu reden, das ich gerade lese oder noch lesen möchte.
Und das hat auch eine Weile ganz gut geklappt. Denn sie ist eine der letzten gewesen, die sich ›verwandelt‹ hat. Aber nun hat es auch ihr die Sprache verschlagen.
Der Begriff ›verwandelt‹ stimmt übrigens nur so halb. Es ist ja nicht so, als wäre ihre Hautfarbe grün oder grau geworden. Die Haut hängt auch nicht in Fetzen an ihnen herab und sie schlurfen auch nicht gruselig stöhnend durch die Gegend - obwohl, schlurfen tun sie schon. Es ist einfach so, dass sie eben nicht mehr sprechen oder einander anschauen.
Mir graut vor dem Tag, an dem auch ich so werde. Aber noch ist es nicht so weit. Bis der Moment kommt, werde ich versuchen, dagegen anzukämpfen. Vielleicht kann ich bis dahin herausfinden, was die Ursache für unser Problem ist.
Ich halte mich nicht für eine Heldin oder so. Auch bin ich keine Biologin oder Chemikerin, ein Heilmittel kann ich also nicht herstellen, aber ich bin die einzige in ganz Illington, die noch bei Verstand ist und so schätze ich mal, bleibt es an mir hängen, die Stadt zu retten. Welch Ironie…
Montagmorgen.
Das Wetter ist immer noch schlecht. Es schüttet wie aus Eimern, im Düsterwald hängt der Nebel fest, wabert über die Spitzen der Schwarztannen und bauscht sich bedrohlich vor den ersten Häusern auf, die das Pech haben, direkt vor dem sumpfigen Feld erbaut worden zu sein.
Ich laufe mit den anderen Jugendlichen zur Schule. Obwohl mit der falsche Begriff ist… Jeder schlappt für sich alleine über den Bürgersteig.
Ich bin die einzige, deren warme Stiefel keine schrappenden Geräusche auf dem Asphalt machen und die schneller läuft als 1km/h Schneckentempo. Am liebsten würde ich den anderen in den Arsch treten. Aber ich weiß, dass das nichts bringt. Weil ich es schon ausprobiert habe. Sie reagieren nicht mal darauf. Unglaublich, oder?
Es ist zum Haare raufen.
Eigentlich ist dieser Tag genauso wie die letzten sechs, doch ich kann meine beste Freundin unter den anderen Simbies nicht finden. Normalerweise sticht ihr roter Lockenschopf aus der Masse hervor, aber heute nicht. Vielleicht ist sie schon in der Schule? Was ich aber eigentlich ausschließe.
»Hast du Elena gesehen?«
Ich gehe direkt neben Alissa, meiner Sandkastenfreundin, her und stupse sie an. Einen Versuch ist es ja wert.
Aber Fehlanzeige. Alissa hebt nicht mal den Kopf, schlurft einfach weiter und zählt wohl die Kiesel auf dem Boden.
Ich stöhne genervt. Egal wie lange das schon so geht, ich kann mich einfach nicht an diese Stille gewöhnen. Sie macht mir Angst.
Auf dem restlichen Weg erzähle ich ihr von dem Buch, das ich gerade lese, einfach nur um mich reden zu hören, um etwas anderes zu hören als den Wind in den Ästen oder die wenigen Vögel, die noch singen. Auf dem Asphalt haben sich Pfützen gebildet, in denen kleine Blätter schwimmen und in deren Wasser sich die grauen Wolken spiegeln. Graue Wolken, grauer Asphalt, grauer Regen.
Auch im Klassenzimmer fehlt jede Spur von Elena, aber es scheint keinen zu stören oder überhaupt aufzufallen. Der Lehrer steht an der Tafel und versucht uns mit so wenigen Worten wie möglich die Wahrscheinlichkeitsrechnung beizubringen. Funktioniert super…
Eigentlich könnte ich auch daheimbleiben und mir YouTube Videos über Schulthemen reinziehen. Das wäre um einiges lehrreicher. Definitiv. Herr Winter steht mit dem Stück Kreide in der Hand hinter seinem Pult und blinzelt uns an. Er hat wohl sein Repertoire an Wörtern für heute aufgebraucht. Auch gut…
Ich lehne mich zurück und presse fest die Augen zu. Es wird von Tag zu Tag schlimmer, die Leere, die Einsamkeit, niemanden mehr zu haben, mit dem man richtig Zeit verbringen kann. Ein beklemmendes Gefühl breitet sich in meinem Körper aus, das mir die Luft abschnürt und die Tränen in die Augen treibt.
Bloß nicht heulen, Heart!
Den restlichen Schultag bringe ich irgendwie hinter mich, ohne in Tränen auszubrechen. Ich bin fast schon ein bisschen stolz auf mich, aber den nervösen Tick mit der Zunge über die Oberlippe zu lecken, kann ich nicht unterdrücken.
Erst zu Hause werfe ich mich aufs Bett und schluchze, lasse die Tränen über meine Wangen rollen und kann einfach nicht mehr damit aufhören. Der Gedanke an meine Mutter, wie sie da im Wohnzimmer am Fenster steht und einfach nur in den Regen hinausschaut, als gäbe es was zu beobachten, reißt mich entzwei.
Ich habe versucht, sie in den Arm zu nehmen und ihren Duft einzuatmen, aber sie stand so stocksteif da, dass ich sie gleich wieder losgelassen habe. Es war einfach zu gruselig. Und Elena ist auch nicht mehr aufgetaucht. Ich versuche zu lesen, Serien zu schauen, Gitarre zu spielen. Versuche mich abzulenken. Breche aber immer wieder nach wenigen Minuten ab. Ich kann nicht. Kann mich nicht konzentrieren. Also lege ich mich auf mein Bett und starre an die Decke. Wie sinnlos und einsam. Ich könnte auch einfach hier liegen bleiben. Für immer…
Ruckartig richte ich mich auf. Großer Fehler! Seeeehr großer Fehler! Das ist vermutlich der Anfang allen Unheils. Erst kommt das Gedankenkarussell, dann fühlt man sich einsam und verliert die Lust am Leben, weil ja sowieso alles unsinnig erscheint, dann legt man sich hin, bleibt einfach da, wo man gerade ist und zu guter Letzt wird man apathisch und verwandelt sich in so ein ferngesteuertes Wesen. Gruselig! Das darf mir einfach nicht passieren. Niemals… So schwer es mir auch fällt, - verdammt schwer - schwinge ich die Beine über die Bettkante und mache ein paar Kniebeugen, um meinen Kreislauf in Schwung zu bekommen. Auf, ab, auf und wieder ab. In den darauffolgenden Stunden unternehme ich alles, um mich wachzuhalten. Ich schaue YouTubeVideos, lese ein bisschen, übe mit meinem Hula-HoopReifen, dusche eiskalt, trinke einen Liter Schwarztee und am Abend, als die Schwärze das allgegenwärtige Grau ablöst, setze ich mich zu meinen Eltern aufs Sofa. Der Fernseher ist nicht angeschaltet und wir spiegeln uns in der schwarzen Mattscheibe. Aber das hält Mama und Papa nicht davon ab, auf die Kiste zu starren, als würde dort Bruce Willis wild um sich ballern. Als ich den roten Knopf auf der Fernbedienung drücke, geht der TV mit einem leisen Sirren an, aber meine Eltern zucken nicht einmal. Ich beobachte sie genau. Mit zusammengezogenen Augenbrauen und leicht verengten Augen betrachte ich die zwei steifen Körper neben mir. Ich lege den Daumen auf die Plus Taste und stelle langsam die Lautstärke hoch. Immer lauter und lauter, bis mir die Ohren dröhnen und ich das Gefühl habe, dass mein Trommelfell vibriert. Ich halte mir die Ohren zu und drücke gleichzeitig weiter auf die Taste.
»Unglaublich…«, zische ich die reglosen Gestalten an. Sie könnten auch tot sein,