Rebekka: Meine wilde Jugend: Eine wahre Lebensgeschichte
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Buchvorschau
Rebekka - Doris Smonig-Klauser
DORIS SMONIG-KLAUSER
REBEKKA –
meine wilde Jugend
Eine wahre Lebensgeschichte
Verlag Netzwerk Schweiz
Dieses Werk einschliesslich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Quellen:
Bibelzitate stammen aus «Hoffnung für alle»
Die Bibel, 1. Auflage der revidierten Fassung, Brunnen Verlag Basel, 2002
© Copyright:
Netzwerk Schweiz, CH-5000 Aarau
Oktober 2014
Verlag und Herausgeber:
Netzwerk Schweiz
Frey-Herosé-Strasse 25
CH-5000 Aarau
Tel. +41 – (0)62 – 832 42 32
info@netzwerkschweiz.ch
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Auslieferung Buchhandel: profimedia
profimusic gmbh
Via Grügee
CH-6874 Castel San Pietro
Tel: ++41 (0) 91 630 29 28
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www.profimedia.ch
Autorin: Doris Smonig-Klauser
Gestaltung, Satz: fortissimo : think visual, 8820 Wädenswil
Druck: Jordi AG, CH-3123 Belp
Printed in Switzerland
ISBN: 978-3-90913-131-0
Inhalt
Vorwort
Rebekka allein zuhause
Geborgen bei den «Hängers»
Kapitulation
Im Drogenrausch
13 und schon high
Ich will sterben!
Polizei im Schulzimmer
Abgehauen
Erste Liebe
Mam bleibt dran
Verführt
Phils kleine Lady
Der Absturz
Während Mam betet ...
Geister und Dämonen
Keine Zukunft in Sicht
Der Befreiungsschlag
Retter in der Not
Neue Liebe, neues Glück
Auf nach Israel!
Ehekrise
Doch noch Familie
Babyblues
Eine Weihnachtsgeschichte
Aufbruch
Epilog von Madeleine Häsler
Berge mögen einstürzen und Hügel wanken, aber meine Liebe zu dir wird nie erschüttert, und mein Friedensbund mit dir wird niemals wanken. Das verspreche ich, der Herr, der dich liebt!
Jesaja 54,10
Vorwort
Rebekka und ihr Töchterchen empfangen mich in ihrer gemütlichen Wohnung in Basel. In den folgenden Stunden tauchen wir in eine Geschichte ein, die kaum in 29 Jahre passt. Mobbing und Suizidversuch. Erziehungsheim und Ausbüxen. Erste Liebe und Männergeschichten. Drogen und Dämonen. Doch Rebekkas blaue Augen blicken heute klar. Vieles bereut sie. Sie hat einen neuen Weg gewählt und geht ihn mit bewundernswerter Standhaftigkeit.
Rebekkas Eltern erzählen ihre Version. Ihre Tochter stürzt ab. Viel Elend und Trauer, aber auch unendlich viel Hoffnung und Trost sprechen aus ihren Erlebnissen.
Gewisse Namen haben wir aus Personenschutzgründen geändert. Bei einzelnen Szenen habe ich die Details etwas ausgeschmückt, um den Lesefluss zu gewährleisten. Abgestürzt und aufgefangen – Rebekkas Leben ist ein starkes Zeugnis davon, wie Gott ein zerstörtes Leben auf festen Grund stellen kann.
Doris Smonig-Klauser, Autorin
KAPITEL 1
Rebekka allein zuhause
In der Wohnung meiner Eltern roch es seltsam. Frau Kaufmann aus dem Parterre hatte mir die Haustür geöffnet. Vom Treppenhaus aus war ich ins Zimmer meines Bruders gelangt, durch die Tür, die auf den Flur hinaus führt. Sie war selbstverständlich immer abgeschlossen, aber ich hatte genug Kraft, sie einzudrücken. Ich durchquerte also Nils’ Zimmer, ging durchs Bad und stand im Entrée. Vaters Hausschuhe standen fein säuberlich an ihrem Platz, die spiessigen Zimmerpflanzen in der Fensternische, Mutters Schal am Haken. Draussen hörte ich meine Kollegen. Die Wohnung war leer, meine Eltern waren in den Ferien. Da, wo ich jetzt auch hätte sein sollen, auf irgendeiner griechischen Insel. Wie öde.
«Mach endlich auf, Rebi!», riefen sie von draussen und klopften an die Haustür. Ich schloss auf und meine Freunde polterten herein, geradewegs ins Wohnzimmer. Mein Vater wäre durchgedreht, der Erbsenzähler. Meine Mutter hätte einen Schreikrampf bekommen. In der Küche suchten wir nach etwas Essbarem, aber im Kühlschrank herrschte Ferienstimmung. Eine angefangene Packung Chips und ein paar Kekse stillten unseren grössten Hunger. Doch wir brauchten etwas Währschaftes, also schaute ich im Vorratsraum nach.
Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, dröhnte Musik aus Vaters Boxen. Marc lümmelte auf Mutters Couch. Nina legte ihre schwarzen Stiefel aufs Tischchen und begann die Nägel zu feilen.
«Hast du was gefunden? Was Hochprozentiges?», fragte Pascal und zog sich die Schirmmütze tiefer ins Gesicht. Einen Moment lang meldete sich bei mir das schlechte Gewissen. Aber nur für einen Augenblick. Dann schob ich die Gedanken an meine Mutter, wie sie auf dem Sofa sass und häkelte, beiseite. Auch das Bild meines Vaters, die Zeitung vor sich, drängte ich aus meiner Erinnerung. Ich lebte im Jetzt. Dies war auch mein Haus. Hier konnte ich tun und lassen, was ich wollte.
In diesem Moment klingelte das Telefon.
«Für dich, Rebi! Geh schon ran!», rief Tom und grinste übers ganze Gesicht. Ich zögerte. Wer das wohl sein mochte? Bestimmt meine Eltern mit einem Kontrollanruf. Ich nahm nicht ab.
«Hallo, guten Tag», hörte ich plötzlich Tom in den Hörer säuseln. Mir stockte der Atem. «Gib her!» Und ich riss ihm das Telefon aus der Hand.
«Ach, Paps, du bist es!» Ich deutete meinen Freunden, leise zu sein. Doch ohne Erfolg.
«Ja, ich bin zuhause. Alles ist gut ... Nein! Jetzt hört doch endlich auf. Ich brauche keinen Babysitter! Lasst mich in Ruhe!» Ich legte auf und dann lachte ich. Ich lachte und krümmte mich und wir alle lachten.
***
Barbara schob ihre Hand in die von Martin und gemeinsam spazierten sie Richtung Küste. Der Wind zerrte an ihren Haaren und T-Shirts. Es war still zwischen ihnen. Doch ihre Gedanken fuhren Karussell. Was Martin an diesem Nachmittag bei seinem Anruf zuhause erfahren hatte, lag ihnen wie Blei im Magen. Rebekka, ihre jüngste Tochter, war allein zuhause. Oder eben doch nicht allein. Rebekkas zwielichtige Kumpane bevölkerten ihr Haus. Wie fremd sie geklungen hatte! Diese Stimme – ihr kleines Mädchen. Sie war doch erst fünfzehn. Wie hatte es nur so weit kommen können!
Barbara konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Beim Olivenhain blieben sie stehen. Martin legte die Arme um seine Frau und sie lehnte sich an ihn.
Ein paar Schritte weiter öffnete sich die Bucht. Endlos und ruhig wie ein blauer Teppich breitete sich das Meer vor ihnen aus. Knorrige Olivenbäume und gelb blühende Ginstersträucher – dann Blau, nur Blau. Sie suchten einen Platz auf den Felsen und setzten sich. Langsam senkte sich Ruhe auf sie herab.
«Weder Hohes noch Tiefes oder sonst irgendetwas können uns von der Liebe Gottes trennen», zitierte Barbara leise eine Stelle aus der Bibel. Sie hatten soeben in der Andacht von dieser Gottesliebe, wie sie im Römerbrief beschrieben wird, gehört. Wie gut, dass sie in diesem Urlaub nicht ganz alleine waren. Sie nahmen an einer christlichen Freizeit teil und konnten mit anderen über ihre Sorgen sprechen, sich beraten lassen und natürlich gemeinsam beten.
Martin atmete den Geruch des Meeres tief ein, bevor er sagte: «Unsere Rebekka ... Wie konnte es nur so weit kommen? In der Oberstufe ging es doch am Anfang noch gut.»
Barbara überlegte einen Moment lang.
«Schon. Aber denk doch, wie es schon in der ersten Klasse schwierig
war. Weisst du noch, wie sie Laura verprügelt hat?» Ein Schmunzeln erschien auf Martins Gesicht.
«Die Lehrertochter sollte man besser in Ruhe lassen!»
Sie schauten sich an und dann schmunzelten beide, trotz Tränen in den Augen. Das war der erste Anruf gewesen, der ihre Tochter betraf. Von da an war nichts mehr gewesen wie vorher. Schwierigkeiten beim Rechnen. Streit auf dem Pausenplatz. Besorgte Eltern von Schulfreunden am Telefon ...
«So vieles wird jetzt klar, wo wir wissen, dass sie ADS hat. Das hätte uns viel Ärger erspart damals.»
Rebekka war von klein auf ein Wildfang gewesen. Abenteuerlustig, immer auf Achse, laut, eigenwillig, hatte sie immer dem grossen Bruder nachgeeifert. Nils, fünf Jahre älter als Rebekka, liess sich gern von der kleinen Schwester provozieren.
«Ob sie doch zu kurz gekommen ist neben Lisa?» Rebekkas Schwester, drei Jahre älter, war zerebral gelähmt, also körperlich und geistig behindert.
«Weisst du noch, wie Rebekka mit dem blutenden Kopf vom Wald heimkam?», sinnierte Barbara weiter.
«Das war schrecklich! Nils hatte sie gewarnt, doch sie machte das Feuer ausgerechnet unter der Baumhütte, auf der die Jungs hämmerten ...»
«Das Brett ist ihr voll auf den Kopf geknallt. Der Bauer hat sie heimgebracht. Er hatte sie schreien hören.» Der Bauer, der direkt neben ihnen wohnte, ausserhalb von Herisau, mitten auf den Wiesen, da, wo die Welt noch in Ordnung war.
«Hier ist eure Pippi Langstrumpf!, hat er gesagt. Unsere Pippi Langstrumpf ...» Martins Augen bekamen einen samtenen Glanz.
«Wie Recht er hatte. Unsere Pippi ... Bis die Schule anfing. Da war fertig lustig. Sie konnte sich nicht anfreunden damit. Die Erwartungen und der Druck haben Rebekka von Anfang an gestresst.»
KAPITEL 2
Geborgen bei den «Hängers»
Ich hatte mich nie zugehörig gefühlt. Bis ich Tom kennen lernte. Tom ging in die neunte Klasse und war cool drauf. Er war mit seinen Kumpels immer beim Veloständer anzutreffen. Vor der Schule, in der Pause und nach der Schule. Dort kräuselte sich weisslicher Rauch zwischen den Büschen.
«Magst du auch mal probieren?», rief er mir zu, als ich in der siebten Klasse war und soeben mein Velo aus dem Ständer holte. Ich war sauer. Janine und Sandrine hatten wieder einmal die ganze Klasse gegen mich aufgehetzt. Ausgerechnet diese zwei, wir waren früher ein Dreamteam gewesen, ein super Trio, gleichermassen beliebt und gefürchtet im ganzen Schulhaus.
«Okay, warum nicht ...» Ich liess mein Fahrrad stehen und schlenderte lässig zu Tom und den anderen der Clique.
Das war der Anfang meines neuen Lebens gewesen und bereits über ein Jahr her. Jetzt gehörte ich dazu. Ich war