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Namenlos oder Kreuz As... und die Morde enden nie
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Namenlos oder Kreuz As... und die Morde enden nie
eBook243 Seiten2 Stunden

Namenlos oder Kreuz As... und die Morde enden nie

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Über dieses E-Book

Kreuz As, eine verloren gegangene Leiche, Fragen über Fragen, die sich durch diesen Umstand für Kommissarin Lotte Lombard und ihren Kollegen Pete Maxwell ergeben.

Während ihrer Recherchen stoßen die beiden mehr und mehr auf Parallelen zu einem, über Jahre zurückliegenden, unaufgeklärten Fall.

Diesbezüglich Hintergrundrecherche betreibend, müssen sie feststellen, dass die Akte, den alten Fall betreffend, unauffindbar ist, wodurch sich Lotte Lombard die Frage stellt, ob sie möglicherweise in einem Mordfall ermitteln, in welchem Vergangenheit und Gegenwart ineinander verstrickt sind.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. Dez. 2017
ISBN9783742760388
Namenlos oder Kreuz As... und die Morde enden nie

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    Buchvorschau

    Namenlos oder Kreuz As... und die Morde enden nie - Angelika Nickel

    1. Lotte

    Angelika Nickel

    Namenlos

    oder

    Kreuz As

    und die Morde enden nie

    Kriminalroman

    Namenlos

    oder

    Kreuz As

    … und die Morde enden nie

    ist

    in Memoriam

    Oberschwester Abundantia

    (der „O")

    und

    den Ordensschwestern

    des katholischen Kinderheims

    St. Josef

    als auch

    Pfarrer Gerhard Reinelt

    und den damaligen Heimkindern

    (1973 – 1975)

    gewidmet

    α

    »Verdammter Polizeiball!«, schimpfte Lotte, und zwängte sich in den Rock ihres Kostüms. »Das Mistding ist doch schon wieder enger geworden.« Lotte hielt die Luft an, schloss den Reißverschluss ihres Rocks, und hoffte, dass ihre voluminösen Massen ihn nicht sofort sprengen würden. Vor dem Spiegel wandte sie sich schnell wieder von ihrem Spiegelbild ab. Würde nicht so viel Wert auf Etikette gelegt werden, wäre Lotte Lombard am liebsten in ihren ausgewaschenen Jeans und einem weiten

    T-Shirt zum Ball gegangen. Doch das ging leider nicht.

    Beruflich war Lotte eine erfolgreiche und sehr engagierte Kriminalkommissarin. Wäre sie im Fasten ebenfalls so erfolgreich, hätte sie längst wieder ihr Traumgewicht von fünfzig Kilo erreicht. Aber leider liebte sie Süßigkeiten weit mehr, als ihr Wille hartnäckig war, diesen zu widerstehen. Lotte winkte ab. Es war, wie es war, was sollte sie in diesem Moment anderes tun, als das Beste aus ihrem Äußeren zu machen. Schnell noch etwas Rouge, Lidschatten und Lippenstift, ein paar Bürstenstriche durch ihr dichtes schwarzes Haar, Parfüm an Hals und Handkehlen, fertig.

    Jetzt war sie ausgehbereit.

    Sie schnappte ihren Schlüssel, warf die Tür hinter sich ins Schloss, ohne abzuschließen. Während ihrer Abwesenheit bewachte Odin, ihr Schäferhund, ihr kleines gemütliches Häuschen.

    Zumindest hoffte Lotte, dass es eines Tages gemütlich würde.

    Lotte bewohnte das Haus noch nicht allzu lange, und auf Grund ihres beruflichen Alltags kam sie mit den Auspackarbeiten bei Weitem nicht so schnell voran, wie sie es gerne gewollt hätte. Von daher lebte Lotte größtenteils noch aus Kartonagen, während die Schrankteile unaufgebaut an den Wänden entlang aufgereiht standen. Ihr gefiel dies zwar nicht sonderlich, aber da sie ohnehin nicht sehr viel zuhause war, konnte sie einigermaßen gut damit leben.

    Lotte setzte sich in ihren feuerroten VW Beetle und fuhr los. Die Hitze war, nach al dem Regen der letzten Tage, unerträglich. Lotte fühlte, dass ihre Bluse bereits jetzt schon durchgeschwitzt war, und dabei, und dabei hatte sie noch nicht einmal das Tanzbein geschwungen. »Das kann ja lustig werden. Am besten hätten sie dieses Jahr den Polizeiball im Schwimmbad abgehalten.« Sie drehte am Knopf des Autoradios, als Rudi Carrells Stimme, fragend sang: Wann wird’s mal wieder richtig Sommer...?

    »Da, selbst das passt. Das hat der Carrell schon in den Siebzigern gewusst, wie beschissen unser August 2011 sein wird.« Sie schmunzelte, trällerte das Lied mit ihrer rauchigen Stimme, die etwas an die von Daliah Lavi erinnerte, mit, während sie an die Sommer in Sizilien dachte. Sizilien, wie lange war das nun her, seit sie diesem den Rücken gekehrt hatte? Nur einige Monate, und dennoch, es kam ihr vor, als wären schon Jahre vergangen. Alles lag weit hinter ihr. Alles, auch all das Schreckliche, das sie dort erlebt, und weshalb sie Sizilien verlassen hatte.

    2. Der Polizeiball

    »Lotte, endlich! Ich dachte schon, du kommst nicht mehr!« Pete Maxwell stand am Eingang und wartete, Zigarette rauchend, auf seine Kollegin Lotte Lombard.

    »Ich hätte auch fast gekniffen.« Sie strich die Sitzfalten aus ihrem Rock. »Bin froh, wenn der Ball vorüber ist. Das Ding hier« sie zeigte auf ihren Rock, »schnürt mir fast die Luft ab.«

    Pete schmunzelte. Er kannte Lottes Problem und ihren stetigen Kampf mit der Waage.

    »Jammere nicht, sondern tu´ endlich etwas dagegen. Oder willst du eines Tages noch als Tonne daherkommen? Wer rennt denn dann mit mir zusammen hinter all den Ganoven her, wenn du schlapp machst?«

    »Da weiß ich doch gleich wieder, warum ich dich so mag, Pete.« Lotte drückte Pete einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Petes Ehrlichkeit, auch wenn sie mitunter sehr schockierend sein konnte, war eine seiner Eigenschaften, die sie so sehr an ihm schätzte. Pete hakte Lotte unter, hernach lief er mit ihr zusammen zurück zum Polizeiball.

    Die Luft, die Lotte entgegenschlug, ließ auf eine Reihe von durchgeschwitzten Tanzkörpern schließen.

    »Pah, was für eine Luft.« Lotte rümpfte die Nase.

    Pete winkte ab. »Wenn du erst einmal eine Weile hier bist dann merkst du das gar nicht mehr.« Er umfasste ihre Hüfte und tänzelte mit ihr auf die Tanzfläche.

    »Fragen hättest du mich schon können.«

    »Wozu, Lotte, ich weiß doch, dass du gerne tanzt.« Pete lachte sie mit seinen blauen Augen an.

    Lotte schüttelte, ebenfalls lachend, den Kopf.

    »Oh, Pete, was täte ich nur ohne dich.«

    »Dann hättest du einen anderen Kollegen, der dich über die Tanzfläche ziehen würde.«

    »Scheusal!«

    Schweigend tanzten sie die nächsten drei Tänze, danach gingen sie zum Buffet, befüllten ihre Teller mit so einigen Leckereien, ums ich anschließend an Petes Tisch zu setzen.

    Lotte sah sich suchend um. »Ist der Alte noch nicht da?«, fragte sie, während sie in einen Kavierkräcker biss.

    Pete nickte, spülte seinen Mund mit Cola aus.

    »Doch, ist er. Hat aber schon wieder einen Anruf bekommen...«

    »Schon wieder seine Frau? Macht sie ihm auch hier noch Schwierigkeiten?«

    »Nee, glaube, es war geschäftlich.«

    »Ein neuer Fall?« Lotte stellte ihre Teller ab.

    »Du stellst Fragen. Woher soll ich das wissen?«

    »Hätte ja sein können.«

    »Wenn´s ein Fall ist, dann werden wir das noch früh genug erfahren.« In dem Moment sah Pete ihren Boss auf sie zukommen. »Da, wenn man vom Teufel spricht.«

    Lotte drehte den Kopf. Als sie Miraldis Gesicht sah, ahnte sie nichts Gutes.

    Kurze Zeit später verließen Pete und sie den Polizeiball Ein Mord hatte für sie beide diesen gemütlichen Abend jäh beendet.

    Lotte öffnete den Kofferraum ihres Beetles, holte ihre Turnschuhe heraus und zog sie an. Tatorte in hohen Stöckelschuhen, das musste nun wirklich nicht sein. Es reichte schon, dass sie im Kostüm dorthin gehen musste. Zudem taten ihr ohnehin bereits die Füße weh.

    Sie nickte Pete zu, deutete ihm an in den Beetle zu steigen.

    »Meinst du nicht, dass wir meinen Wagen nehmen sollten?«

    »Nein, Pete, meine ich nicht. Würde ich es meinen, hätte ich dich wohl kaum zum Einsteigen aufgefordert.«

    »Wie Recht du doch hast.« Er schmunzelte. Sie konnte beachtlich energisch sein; von daher war es nicht unbedingt angebracht, sich in unnötige Diskussionen zu begeben. Es gab Wichtigeres, als in welchem Wagen sie zum Tatort fuhren.

    Pete ließ sich auf den Beifahrersitz fallen, während Lotte im gleichen Moment mit quietschenden Reifen losfuhr.

    3. Widrige Tatortumstände

    Noch bevor Lotte und Pete den Tatort erreichten, öffnete der Himmel seine Schleusen und es goss in Strömen.

    Der Tatort lag an einer Böschung. Das Unwetter hatte aus dem seicht dahinfließenden Fluss beinahe einen reißenden Strom gemacht. Blitze schlugen in der Ferne ein, Donnerschläge knallten wie Peitschenhiebe durch die Nacht, als Lotte aus ihrem Beetle stieg und direkt mit beiden Füßen in einer tiefen Pfütze versank.

    »Igitt, pfui Teufel!«

    »Was schimpfst du denn so, Lotte?« Pete sah nicht, dass Lotte bis zu den Knöcheln im Morast steckte.

    Sie tastete sich zum Kofferraum ihres Wagens und tauschte ihre Schuhe erneut. Dann musste sie eben mit Stöckelschuhen zum Tatort stapfen. Immer noch besser, als klatschnasse, versumpfte Turnschuhe.

    »Was ist das nun schon wieder?« Lotte sah nach unten, konnte aber in dem strömenden Regen wenig sehen. »Der Boden ist voll mit Löchern. Wo hat man uns nur hinbestellt?«

    Petes Blick folgte Lottes Schritten. Er schüttelte den Kopf. »Das sind keine Bodenlöcher, Lotte. Du hast einen Absatz verloren. Wie kann man auch nur bei so einem Wetter Turnschuhe gegen...«

    »Sei jetzt bloß still, Pete!« Lotte zog den rechten Schuh aus, nachdem sie gesehen hatte, dass Pete Recht und sie einen Absatz verloren hatte. Stöckelschuhe, verdammte Mistdinger, nicht genug, dass ihre Füße darin wehtaten, als wäre sie für Camel Zigarettenwerbung gelaufen, nein, dann taugten die Dinger noch nicht einmal `was; davon, dass sie nichts aushielten, ganz zu schweigen.

    »Hey, ihr Zwei, verwischt mir bloß die Spuren nicht!«, brüllte Jesse gegen die Donnerschläge an.

    »Was ruft der Kerl?« Pete verstand kein einziges Wort.

    »Dass wir keine Spuren verwischen sollen.« schrie Lotte gegen das Donnergrollen an, während ein neuerlicher Blitz die Nacht durchzog.

    »Blödmann, was sollen wir hier noch für Spuren verwischen können, bei all dem Regen ist eh alles weggespült.« Pete sah zu Jesse Dump, der neben der Leihe dicht an der Böschung kniete. Mit einem verwunderten Augenaufschlag blickte Pete zu Lotte. »Ist ein richtiger Scherzkeks heute, unser Jesse.«

    Lotte grinste. »Lass es gut sein, Pete. Du weißt doch, wie er´s gemeint hat.«

    »Pah, der soll sich vielleicht mal seine Brillengläser wischen, damit er besser sieht.« murrte Pete, der Jesse schon einige Jahre kannte, und eigentlich auch gut leiden mochte.

    Jesse Dump, seit etlichen Jahren bei der hiesigen Gerichtsmedizin, kämpfte gegen den Regen an. Er versuchte die Leiche umzudrehen, auf Spuren zu untersuchen, obwohl er wusste, dass, wenn es Spuren gegeben hatte, allesamt vom Regen davongespült worden waren. »Scheißwetter!« Seine Hände hielten die Arme der Leiche umspannt. Mit aller Gewalt versuchte er, den klitschnassen Körper zu drehen. Als er es fast geschafft hatte, kam er ins Rutschen, so dass er kurzzeitig die Leiche losließ. In dem Moment, als Jesse wieder richtigen Halt unter den Füßen gefunden hatte, er erneut nach der Leiche griff, kam diese ins Rutschen. »Nein!«, schrie er, und krallte sich mit beiden Händen an ihr fest. Das Erdreich unter dem Opfer gab nach. Die Leiche glitt die Böschung hinab und zog Jesse Dump mit sich in den Fluss, der immer mehr einem reißenden Strom gleichkam.

    Lotte und Pete blieben auf der Stelle stehen. Pete schlug sich an den Kopf. »Lotte, sag mir, dass nicht passiert, was ich glaube zu sehen...«

    »Oh doch, Pete, glaub es nur. Dump und die Leiche haben sich soeben auf und davon gemacht.«

    »Was geht da vor sich? Wohin will Dump denn mit der Leiche? Oder ist die gar nicht tot?«

    Roger Red, der Polizeifotograf, traute seinen Augen nicht.

    »Red, halt jetzt bloß die Klappe.« Pete zog sich das nasse Hemd über den Kopf.

    »Los, Roger, geh und fordere Hilfe an. Wir brauchen ein Boot oder so `n Ding. Irgendeiner muss die beiden ja aus dem Wasser holen.«

    Lotte zog nervös an ihrem Rock.

    Red blickte zu dem im Wasser treibenden Dump.

    »Will mich endlich mal einer rausholen!«, schrie Jesse.

    »Du bist dran.« forderte Lotte Pete auf.

    »Ach nee, Lotte, warum ausgerechnet ich?«

    »Weil ich fast so etwas wie dein Chef bin.«, versuchte es Lotte mit einem Witz.

    »Wärst´e gerne, bist´e aber nicht.« Pete zog seine Schuhe aus und ließ sich den Abhang hinuntergleiten.

    Jesse Dump schwamm gegen die Strömung an, versuchte den dicken Ast, den Pete ihm hin hob, zu erreichen. Es dauerte eine Zeit lang bis Dump den Ast endlich greifen konnte, um ans Ufer zurückzugelangen.

    Lotte, die unterdessen auch den Abhang heruntergerutscht war, half Pete Jesse aus dem Wasser zu ziehen.

    »Die Leiche...«, Jesses Hand zeigte von ihm fort, »dort hinten treibt sie.«

    »Was du nicht sagst.« knirschte Pete.

    »Ja, echt gut gemacht, Jesse. Kannst du mir verraten, was wir nun dem Alten sagen?« Lotte hatte es beinahe die Sprache verschlagen.

    »Dass wir die Leiche verloren haben?« Jesse war aschfahl. Er wusste jetzt schon, dass Miraldi ausrasten würde, würde er von seinem Missgeschick erfahren.

    »Wir sollten versuchen, sie uns wiederzuholen.« Petes Augen folgten dem leblos davontreibenden Körper, der nur noch schwach zu erkennen war.

    »Wenn wir Glück haben, verheddert sie sich vielleicht irgendwo im Geäst...« Jesse blickte unglücklich drein.

    »Wenn wir Glück hätten, dann hätten sie uns nicht ausgerechnet dich geschickt.« Lotte hatte keine Ahnung, wie sie das ihrem Vorgesetzten erklären, und was sie in ihren Bericht schreiben sollte. Sie konnte doch unmöglich mit der Wahrheit kommen. Wie hörte sich das denn an:

    Haben Leiche durch schweres Unwetter in den Fluten eines Flusses verloren.

    Unmöglich, die Wahrheit konnte sie auf gar keinen Fall schreiben.

    Sie sah von Pete zu Jesse, und hoch zu Roger Red, der immer noch bestrebt war, zumindest ein Bild von der dahintreibenden Leiche zu machen.

    »Von dem, was hier passiert ist, kein Wort! Das bringt nur Ärger. Wir sind hergekommen und da trieb die Leiche bereits im Wasser. Nur so geht’s.« Lottes Ton war bestimmend, duldete keinen Widerspruch. »So wie´s hell wird, müssen sofort Taucher ans Werk.«

    »Und du glaubst, dass es gut geht, dass der Alte das schluckt?«

    »Kommt auf einen Versuch an. Was soll ich sonst machen? Hast du einen bessere Idee, Pete? Oder du, Jesse?«

    Jesse schluckte. »Wie wär´s denn mit Widrigkeiten eines Tatorts. Der Regen, der rutschige Abhang, der Fluss...«

    »Ja, und `nen Gerichtsmediziner, der zu blöd ist, eine Leiche festzuhalten.« Roger Reds Blitzlicht erhellte die Nacht. Das Bild von Jesses verdutztem Gesichtsausdruck war im Kasten. Ganz hinten, hätte mit einer Lupe, die im Wasser treibende Leiche später auf dem Foto erkannt werden können.

    »Weißt du wenigstens, wie die Leiche augesehen hat, Jesse?« Lotte hangelte sich wieder den Abhang hoch.

    »Ich glaube, mir ist da etwas aufgefallen.« antwortete Jesse kleinlaut, und folgte Lotte den Abhang hinauf.

    »Hört, hört, ihm ist etwas aufgefallen.« Auch Pete gab auf und folgte den anderen. Ihm reichte es für heute allgewaltig. Er wollte nur noch eins: Nach Hause, raus aus den nassen Klamotten, eine heiße Dusche nehmen, und über den ganzen Mist gar nicht mehr nachdenken.

    Eine Leiche verlieren, das durfte man ja keinem erzählen... Der Verlust eines Leichnams, ein absolutes Unding, so etwas durfte nicht passieren!

    Und doch war es passiert. Jesse Dump hatte dafür gesorgt, dass ihre Leiche nun davon trieb, und sie ohne etwas wieder abziehen mussten.

    Pete bestieg den Beetle, während Lotte über Funk sofort einen Tauchersuchtrupp für den frühen Morgen anforderte.

    4. Miraldi stinksauer

    Miraldi schäumte vor Wut. Er griff zum Hörer, wählte Lombards Nummer. Es läutete und läutete.

    »Verdammt noch eins, jetzt geht das Weib noch nicht mal ans Telefon!« Wütend knallte er den Hörer auf die Gabel.

    Er lief zum Fenster, riss es auf. Nichts, weit und breit nichts von Lombard und Maxwell zu sehen.

    Mit einem Blick auf die Uhr, war er sicher, dass es nicht mehr lange dauern und die beiden in ihrem Büro auftauchen würden.

    Um seine Finger zu beruhigen, hangelte er nach seinen Zigaretten. Er sah auf die noch geschlossene Schachtel. Eigentlich wollte er aufhören, aber... Ach, was soll´s, das hatte auch noch Zeit bis morgen. Im nächsten Moment steckte eine brennende Zigarette zwischen seinen Lippen. Gedankenverloren schielte er auf die Glut. Scheidung, Leichen, die verschwinden, wie soll man da aufhören können?, fragte er sich, als suchte er einen Entschuldigungsgrund vor sich selbst, vor seiner eigenen Schwäche. Doch war es überhaupt Schwäche? Konnte er in seinem Beruf tatsächlich von Schwäche reden? Nein, er war nicht schwach. Im Gegenteil, er war ein Mann, der mit beiden Beinen im Leben stand. Nur, das Leben meinte es zurzeit nicht allzu gut mit ihm. Miraldi verzog das Gesicht. »Pah, was macht´s,

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