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Auch Tote schwimmen: Österreich-Kriminalroman
Auch Tote schwimmen: Österreich-Kriminalroman
Auch Tote schwimmen: Österreich-Kriminalroman
eBook234 Seiten2 Stunden

Auch Tote schwimmen: Österreich-Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Eigentlich wollte Privatdetektiv Sopic mit seiner Freundin und Hund Hanna nur Urlaub am Gardasee machen. Bei der Hinreise erfährt er aus dem Radio von einem brutalem Diamantenraub in Wien und ist froh, sich einmal entspannen zu können. Doch dann hängt ein Toter an der Boje des Segelbootes seines Zimmervermieters. Der Mann wurde erschossen. Als Sopic von einem Carabinieri erfährt, dass bei der Leiche Diamanten gefunden wurden, erwacht sein Jagdinstinkt. Und mit dem Urlaub ist es vorerst einmal vorbei.

SpracheDeutsch
HerausgeberFederfrei Verlag
Erscheinungsdatum10. Sept. 2021
ISBN9783990741696
Auch Tote schwimmen: Österreich-Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Auch Tote schwimmen - Eric Manz

    Kapitel 1

    Vera saß am Steuer, als wir auf der Autostrada durchs Kanaltal fuhren. Sie hatte sich ausbedungen, auch einen Teil unserer Reise von Mödling an den Gardasee zu chauffieren, da es für eine Person zu anstrengend sei, stundenlang konzentriert das Lenkrad zu halten. Das war lieb von ihr gedacht und Vera ist auch eine gute Autofahrerin, aber für mich war es strapaziös und nervenaufreibend, untätig am Beifahrersitz zu verharren.

    Ich beschäftigte mich mit dem Autoradio, um einen österreichischen Sender zu finden. Der Nachrichtensprecher berichtete von einem aufsehenerregenden Juwelenraub in Wien: Man hatte den Diamantenhändler Eugen Grossmann in seinem Mödlinger Haus gekidnappt und brutal gezwungen, den Tresor in seiner Wiener Firma zu öffnen. Der Mann wurde dabei schwer verletzt.

    Warum war ich nicht in meiner Heimatstadt Mödling? Ich hätte sicher einen Teil zur Aufklärung beitragen können. Schließlich überführte ich schon einige Täter, an denen sich die Exekutive die Zähne ausbiss. Gut, ich hatte manchmal viel Glück dabei, aber als Privatdetektiv muss man eben genau auf dieses setzen. Wobei ich nichts gegen die Polizei sagen will, mein bester Freund arbeitet dort.

    »Wir sind auf Urlaub, Manfred«, sagte Vera mahnend. Meine Golden Retriever-Hündin Hanna nickte zustimmend, obwohl sie bestimmt schon den schönen Stadtwald von Mödling vermisste.

    »Ja, ja, ich weiß«, seufzte ich. »Hoffentlich sind wir bald am Gardasee. Was sagt das Navi?«

    »Zirka zwei Stunden«, erwiderte Vera.

    »Können wir nicht wieder die Plätze tauschen?«, jammerte ich. »Dann muss ich nicht so viel an diesen Raub denken.«

    »Bei der nächsten Raststation«, stöhnte Vera. »Du weißt doch, dass man auf der Autostrada nicht einfach stehenbleiben kann.«

    Hoffentlich kam bald eine Stazione. Ich überlegte, ob ich Sebastian Kerbl, genannt Wastl, meinen Freund und Leiter der Kriminalabteilung in Mödling, anrufen sollte. Vielleicht konnte ich ihm Mut und Aufmunterung zusprechen, weil er den Fall ohne mich lösen musste.

    Es erübrigte sich. Vera zog bereits nach rechts in die Einfahrt zur Raststation.

    Erstaunlich. Sobald man hinter dem Lenkrad sitzt, verschwinden allmählich andere Gedanken, und als wir endlich die Gardesana entlangfuhren, hatte ich den Raub fast vergessen.

    Malcesine, ein wunderschöner Ort, den ich von früher kannte, war erreicht. Ich fuhr die Viale Roma entlang zu unserem Quartier. Wir hatten ein Privatzimmer gebucht, weil ich es nicht besonders reizvoll fand, mit Hund in einem Hotel zu sein. Dazu kam, dass der Vermieter ein Segelboot besaß. Ich erinnerte mich noch genau an die herrlichen Fahrten über den See in meiner Jugend. Das wollte ich wieder machen. Man sitzt im Boot, tut nichts, und dennoch wird einem nicht langweilig.

    Das erste Haus, am Anfang der Seepromenade, war das von Pietro Borghese, unserem Wirt.

    Er und seine Frau begrüßten uns sehr freundlich auf deutsch, halfen das Gepäck auszuladen, und Frau Anna Borghese schloss gleich Freundschaft mit Hanna, unserer Hündin. Das Zimmer war zwar ein wenig altmodisch, enthielt aber alles, was man so braucht. Noch dazu hatten wir direkten Zugang zu einer riesigen Terrasse, von der man über den See blicken konnte.

    Nachdem wir alles einigermaßen verstaut hatten, überredete ich Vera zu einem kleinen Stadtspaziergang. Hanna war ohnehin schon unruhig und wir wollten uns nach der langen Fahrt die Beine vertreten. Wir gingen also zur Piazza und dem Hafen, schließlich schleppte ich die beiden noch die steile Bergstraße hinauf zum Wahrzeichen von Malcesine, dem Castello Scaligero.

    Danach hatten wir uns einen Kaffee verdient. Die Piazza war gut besucht, nur mit Mühe fanden wir einen Tisch.

    Die Dämmerung brach herein und damit kam der Hunger.

    In einem kleinen Lokal, das ich, so glaubte ich, noch von früher kannte, aßen wir Polenta mit Salami, eine Köstlichkeit.

    Mit vollem Magen kam die Müdigkeit, und so sanken wir erschöpft ins Bett.

    *

    Nach dem Frühstück begann der erste Segeltag. Pietros Schiff lag ein Stück entfernt an einer Boje, zu der wir mit einem kleinen Beiboot hintuckern mussten. Hanna, auf Wasser ganz versessen, hielt es nicht aus und sprang in den See, was uns gefährlich ins Schwanken brachte. Mühsamer war es, sie auf das große Schiff zu hieven.

    Hart am Wind segelte Pietro hinaus auf den See, um dann ungefähr in der Mitte Richtung Süden zu drehen.

    Es gibt viele Winde am Gardasee, doch hauptsächlich ist es der Pelér, den die meisten hier Vento nennen. Der bläst Vormittag von Nord nach Süd, dann kommt es meist zu einer kleinen Flaute, ehe sich die Ora bemerkbar macht, die von Süd nach Norden weht.

    Pietros Frau hatte uns belegte Brote gemacht und zwei Flaschen des bekannten Bardolino-Rotweins mitgegeben.

    Pietro weihte uns nun in das Geheimnis seiner eigenen Variante der Mischella ein. Um nicht zu betrunken zu werden, was man ja von verschiedenen Segeltörns kennt, verwendete er die Mischung halb Gardasee-Wasser und halb Bardolino.

    Es war einfach herrlich. Vera legte sich an Deck in die Sonne und Hanna platzierte sich neben ihr, starrte sehnsüchtig zum Wasser, doch die Geschwindigkeit, mit der wir dahinrauschten, schien ihr zu groß, um einen Sprung zu wagen.

    Diesen schönen Tag ließen wir auf der Piazza ausklingen, die man als großes Wohnzimmer betrachten konnte: Man trifft sich dort, gleichgültig ob als Einheimischer oder Tourist, tratscht, beobachtet und schlürft sein Getränk, egal, ob Kaffee oder Vino.

    Hauptsächlich sind es ja Urlauber oder Besucher, die den Platz bevölkern, entweder, um in den umliegenden Geschäften nach Geschenken Ausschau zu halten, oder ungeduldig auf einen freien Tisch zu warten. Mir fiel ein Mann auf, groß, muskulös, mit grimmigem Gesicht, der mit seiner Frau oder seiner Freundin heftig diskutierte. Sie war klein und zart, schien ihm aber Paroli zu bieten. Was die beiden miteinander verband?

    Ein Tuten riss mich aus der Betrachtung. Ein Dampfer legte beim Pier an und eine Horde Touristen überschwemmte die Piazza.

    Zwei Männer erregten meine Aufmerksamkeit. Beide in dunklen Anzügen und riesigen Sonnenbrillen auf der Nase. Sie standen beisammen und beobachteten sorgfältig die Menge. Dann näherten sie sich langsam einem Geschäft, blieben vor der Auslage stehen und versuchten, ins Innere zu sehen. Ein Schmuckgeschäft!

    Ich deutete zu ihnen hin.

    »Schau dir einmal die beiden an, Vera. Das sind sicher Mafiosi. Ob die das Geschäft ausrauben wollen?«

    Sie lachte auf.

    »Fredi, ist dir schon so langweilig? Das sind ganz normale Typen, die vielleicht ein Geschenk für ihre Frauen suchen.«

    »Aber wie sie aussehen. In jedem Film über die Mafia treten die Akteure so auf. Also, für mich sind das eindeutig Mafiosi.«

    »Ich bitte dich Fredi! Jeder will nicht mit kurzen Hosen und Badeschlapfen herumrennen. Es gibt auch Männer, die auf ein gepflegtes Äußeres Wert legen. Und jetzt ist Schluss, mein Bester. Wir sind auf Urlaub und da wird nicht über Arbeit geredet.«

    Was hatte sie denn? Als anständiger Bürger musste man kriminelle Machenschaften unterbinden, wenn sich die Möglichkeit bietet.

    Ich blickte zum Schmuckladen. Die beiden Gestalten waren verschwunden. Raubten sie gerade das Geschäft aus? Ich wollte mich erheben, doch Vera hielt mich mit einem heftigen »Fredi!« zurück.

    Bevor ich darüber meinen Unmut äußern konnte, sah ich zwei Frauen lachend aus dem Geschäft treten. Sie zeigten sich begeistert gegenseitig die Armbänder, die sie gerade erstanden hatten. Da konnte kein Überfall stattgefunden haben.

    »Entschuldige, Vera«, sagte ich beschämt, »manchmal geht eben meine Fantasie mit mir durch. Ich schwöre, solange wir hier sind, werde ich keinen Gedanken mehr an Verbrecher verschwenden.«

    *

    Der nächste Tag verlief genau so angenehm wie der vorige. Als wir am späten Nachmittag auf die Piazza gingen und der Dampfer aus Riva anlegte, suchte ich natürlich nach den beiden Mafiosos. Sie waren nicht zu entdecken.

    Vera, die mich genau kannte, sagte spöttisch: »Na, siehst du, Fredi, das waren keine Verbrecher. Was sollten sie hier auch tun? Wir sind am Gardasee und nicht in Neapel oder Sizilien, wo die Mafia zu Hause ist.«

    »Das Verbrechen ist überall«, wollte ich sagen, hielt aber lieber den Mund.

    *

    Für den nächsten Morgen war sehr früh Tagwache geplant. Pietro wollte mit uns nach Sirmione segeln. Sirmione liegt am südlichen Ende des Sees. Auf meine Frage, weshalb wir so zeitig dem Kopfpolster ade sagen mussten, meinte er, dass der Vento, wie alle Winde hier, unberechenbar sei. Wenn er zu früh einschlief, dümpelten wir vor Sirmione und kämen nie hin. Und gegen die Ora aufkreuzen, sei auch nicht das Gelbe vom Ei.

    »Stecken wir doch den Außenborder aufs Schiff«, meinte ich, »dann können wir länger schlafen und kommen doch hin.«

    »Auf mein Boot kommt so etwas nicht«, antwortete Pietro, »ich habe ein Segelschiff, kein Motorboot. Ich kann diesen Krach nicht ausstehen.«

    Das Läuten des Weckers fand ich sehr unangenehm. Wir frühstückten schnell und bestiegen das Beiboot, aber Hanna hatte etwas anderes vor. Sie sprang vom Steg ins Wasser, und als wir ablegten, schwamm sie neben uns her als ob sie einen neuen Rekord für Retriever aufstellen wollte.

    Als wir in die Nähe des Bootes kamen, sahen wir eine Jacke bei der Boje schwimmen. Hatte irgendjemand einen Striptease auf der Seepromenade hingelegt? »Bei gewissen Gästen musste man auf alles gefasst sein«, brummte Pietro.

    Doch dann bemerkten wir, dass ein Körper in der Jacke steckte.

    Betrunken ausgerutscht und ins Wasser gefallen? Lebendig sah er jedenfalls nicht aus. Ein Selbstmörder vielleicht? Ein Arm hing über der Leine, mit der das Boot an der Boje befestigt war.

    Wir ließen uns hintreiben, ich fasste nach dem Arm, drehte den Körper um und sah in ein bleiches Gesicht, dessen Stirn ein kleines Loch zierte.

    Mord! Mir war sofort klar, dass schnellstens die Polizei kommen musste.

    Auch Pietro schaltete rasch und fummelte an seinem Smartphone herum.

    Konnte ich denn nirgends hinfahren, ohne gleich auf einen Toten zu stoßen?

    *

    Wir ließen die Leiche wo sie war, und Pietro steuerte das nahe Ufer an. Wir stiegen aus und zogen das Beiboot ein wenig hoch. Hanna hatte genug vom Wasser, kletterte ebenfalls ans Ufer und hüllte uns in feine Wassertropfen.

    Es dauerte nicht lange und die Carabinieri kamen angerast.

    Pietro schien den Tenente zu kennen, der sich uns als Hannes Bruckner vorstellte. Welch ein Glück – er war Südtiroler, da musste ich nicht mit meinen nur rudimentären Kenntnisse der italienischen Sprache irgendwie versuchen, ihm die Situation zu erklären.

    »Wo ist die Leiche?«, rief er und sah sich auf der Promenade um.

    »Sie hängt da an der …«, wies ich zum Wasser. An der Boje dümpelte nur das Segelboot.

    Verdammt! Wo war der Mann? Siedend heiß fiel mir ein, dass ich den leblosen Körper umgedreht hatte, damit verlor er seinen Halt und lag nun entweder am Grund des Sees oder …

    In der Ferne bildete ich mir ein, etwas schwimmen zu sehen.

    »Die Leiche ist abgetrieben worden!«

    »Na, dann rasch ins Boot«, kommandierte Bruckner.

    Sein Begleiter, Maresciallo Tonio Sperazzi, »bewachte« Vera und Hanna, während wir ins Boot sprangen und Pietro Gas gab.

    Zu unserer Freude war die Strömung hier sehr schwach, wir mussten nicht sehr weit fahren, das war auch unser Glück, denn von der Leiche sah man nur mehr ein kleines Zipfelchen im Wasser. Hätten wir etwas länger gebraucht, läge sie sicher schon am Grund des Sees.

    Als Belohnung für meine Nachlässigkeit durfte ich die Leiche halten, während Pietro zurücktuckerte.

    Ich erzählte Bruckner, dass ich Privatdetektiv sei und in Zusammenarbeit mit der Polizei schon einige Morde aufgeklärt hatte. Er hörte interessiert zu, als ich von meinem letzten Fall erzählte, der es mir letztlich erst ermöglichte, hier Urlaub zu machen. Er stellte einige Fragen zu diesem doch abenteuerlichen Vorfall. Es schien ihn zu überzeugen.

    »In diesem Fall halten Sie sich aber bitte heraus«, sagte er schließlich. »Das ist unsere Angelegenheit, das heißt, ein Fall für die Questura in Verona. Wie ich die kenne, wollen sie keine Einmischung. Sie machen hier Urlaub, also genießen Sie ihn und lassen Sie uns die Arbeit machen.«

    »Das kann ich nicht«, rief ich, »wenn ein Mord direkt vor meiner Haustür geschieht.«

    Bruckner sah mich schweigend an.

    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, meinte er nachdenklich, »ich weiß nicht, welchen Commissario die Questura schickt. Sollte ich in die Ermittlungen eingebunden werden, könnte ich überlegen, dass Sie mich hin und wieder vielleicht begleiten dürfen. Aber bitte keine Alleingänge. Versprechen Sie das?«

    Ich nickte begeistert, hatte aber keine Ahnung, wie ich das Vera beibringen sollte.

    *

    Wie uns Bruckner geraten hatte, saßen wir in Pietros Garten und warteten. Nach gefühlten Stunden erschien endlich Bruckner und in seinem Gefolge der Commissario.

    Er stellte sich in ganz passablem Deutsch als Andrea Contanti vor, sein Untergebener sei Assistente Paolo Massimo.

    Ich weiß nicht, warum, aber von Beginn an war er mir unsympathisch. Das Gefühl verstärkte sich, als er gleich versuchte, mich und Pietro ins schiefe Licht zu rücken.

    »Warum haben Sie ihn umgebracht?«, schnauzte er Pietro an, bevor er mit lauerndem Ton nachsetzte: »Verraten Sie mir den Namen des Toten? Es würde mir eine Menge Arbeit ersparen.«

    Als Pietro fassungslos den Kopf schüttelte, wandte er sich mir zu.

    »Und Sie haben ihm geholfen, richtig? Gemeinsam haben Sie den Toten mit dem Beiboot zur Boje geschafft und dann heute vollkommen ahnungslos gefunden.«

    Er wandte sich an seinen Assistenten Massimo.

    »Ich denke, der Fall ist geklärt. Wir wissen zwar noch nicht die Hintergründe, aber die bekommen wir bei den Verhören schon noch heraus. Sehen Sie, Massimo, so leicht ist es manchmal, ein Verbrechen zu lösen, geben Sie mir recht?«

    Der Assistente nickte, aber man sah ihm seine Betretenheit an.

    Jetzt mischte sich Bruckner ein.

    »Dio mio, Commissario, so einfach ist es nun auch wieder nicht. Ich kenne Herrn Borghese schon jahrelang, er war immer ein gesetzestreuer Bürger, nicht einmal einen Strafzettel hat er je bekommen, warum sollte er jemanden ermorden, den er nicht mal kennt?«

    Pietro druckste ein wenig herum.

    »Ich glaube, ich habe den Toten schon ein, zwei Mal gesehen. Ein windiger Steuerberater, bilde ich mir ein.«

    »Da haben wir es ja!«, rief der Commissario. »Hat er versucht, Ihnen zu viel zu verrechnen?«

    »Mein Steuerberater heißt Borghese.« Pietro schüttelte den Kopf. »Mein Bruder«, setzte er hinzu.

    Ehe der Commissario auch den Bruder in das Mordgeschehen hineinziehen konnte, schlug sich Bruckner auf die Stirn.

    »Jetzt, wo Sie das sagen, Pietro, kommt er mir auch bekannt vor. Natürlich! Der Steuerberater.«

    Er wandte sich an den Commissario.

    »Ein undurchsichtiger Mann, dieser Tote. Hat sich immer in kriminellen Kreisen herumgetrieben. Wen er da beriet, kann ich nicht sagen. Möglich, dass er auch mit Mafiakreisen zu tun hatte. An seinen Namen kann ich mich im Augenblick nicht erinnern, aber vielleicht steckt ein Ausweis in seiner Tasche?«

    »Hm, hm!«, brummte der Commissario, »Das sind neue Aspekte. Aber diese Arbeit müssen zum Teil Sie übernehmen, Tenente, dazu fehlt mir die Zeit.« Er blickte auf die Uhr. »Hoffentlich ist der Wagen der Gerichtsmedizin schon da.« Dann sah er mich und Pietro mit gerunzelter Stirn an. »Aber Sie brauchen sich nicht in Sicherheit wiegen, meine Herrn, ich komme wieder.«

    Der Commissario und sein Assistente verschwanden, Bruckner folgte ihnen.

    Kurze Zeit später kam er zurück.

    »Ich glaube, mir ist der Name wieder eingefallen. Wenn ich mich recht erinnere, hieß der Mann Romano Savice. Übrigens, in seinen Taschen hat man nichts gefunden, aber die Fingerabdrücke werden uns weiterhelfen.«

    Bruckner

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