Mit Tränen im Herzen
Von Alison York
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Über dieses E-Book
Es könnte der Durchbruch ihrer Karriere werden: Sara entdeckt den millionenschweren Unternehmer Conrad Blake, der sich auf die französische Insel Les Genêts zurückgezogen hat. Ihre Story über ihn wäre die Sensation, aber die Chance, das Herz dieses tollen Mannes zu erobern, wäre dahin!
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Buchvorschau
Mit Tränen im Herzen - Alison York
IMPRESSUM
Mit Tränen im Herzen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by Alison York
Originaltitel: „A Secret Truth"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 776 - 1988 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Umschlagsmotive: thanaphiphat/GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733755423
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Nicht ein einziges Mal hatte Sara während ihres zweiwöchigen Urlaubs in der Bretagne an ihre Arbeit gedacht. Umso überraschter war sie, als sie am letzten Tag plötzlich den Mann entdeckte, hinter dem nicht nur sie und ihre Kollegen, sondern auch die Reporter anderer Magazine seit Monaten her waren.
Sie saß am Hafen auf der Terrasse eines Cafés und labte sich an einer erfrischenden Zitronenlimonade. Morgen um diese Zeit würde sie bereits auf dem Rückweg nach London sein, dieser lauten, schmutzigen Stadt, wo der Himmel meistens verhangen war. Statt Shorts und Sonnentop würde sie wieder ein Kostüm tragen, und höchstens ihre Wohnungsgenossin Tessa würde ihre herrliche Sonnenbräune zu sehen bekommen. Nicht, dass sie sich dafür viel Mühe hätte geben müssen. Von ihrer Mutter, einer Italienerin, hatte sie die glatte olivfarbene Haut geerbt, und in der Sonne wurde daraus sofort ein tiefer Bronzeton.
Anfangs nahm Sara die Yacht nur am Rande wahr, die langsam auf die Anlegestelle zusteuerte. Dann sah sie, wie kleinere Boote in ihrem Kielwasser schaukelten, und sie blickte genauer hin. Die schnittige Yacht war über zehn Meter lang, und das gedämpfte Motorengeräusch verriet, dass sie es an Geschwindigkeit ohne weiteres mit den kleinen Rennbooten aufnehmen konnte, die zwischen den Inseln hin- und her flitzten. Am Bug war der Name ‚Câline‘ aufgemalt.
Der Mann am Ruder passte zu seinem Schiff. Groß und breitschultrig stand er da, und seine Bewegungen waren ruhig und selbstsicher. Ein einfaches weißes T-Shirt betonte seinen muskulösen Oberkörper. Seine Erscheinung hob sich von den Dutzenden ebenso gekleideten Männern am Hafen merklich ab. Jetzt bückte er sich, um ein Tau aufzuheben, und Sara bemerkte, dass sein hellbraunes Haar am Oberkopf von der Sonne ausgebleichte helle Strähnen hatte.
Als er auf die Mole sprang und sich suchend umschaute, konnte sie zum ersten Mal sein Gesicht erkennen. Irgendetwas daran kam ihr vertraut vor. Wo hatte sie diese markanten Züge schon einmal gesehen? Das Bild, das sich in ihrem Gedächtnis formte, hatte nichts mit Sonne und Freizeitkleidung zu tun.
Dann kam er auf sie zu, und plötzlich wusste sie es. Dieser Mann mit den so intensiv blauen Augen unter dichten Brauen war Conrad Blake. Unglaublich, aber wahr. Es war der gleiche Mann, von dem Edith in der Redaktion Videoaufnahmen gezeigt hatte, als sie ihre Reporter auf seine Spur setzte. ‚Und wo sind sie jetzt?‘ hieß der provozierende Titel einer Reihe über prominente Männer, die aus dem Licht der Öffentlichkeit verschwunden waren.
Hier ist er, dachte Sara, während er ahnungslos auf die Terrasse zuschritt. Wenn Edith das wüsste!
Gleich darauf bestätigte ihr der Wirt, dass sie sich nicht geirrt hatte.
„Salut, Monsieur Blake. Wie geht’s? Haben Sie heute Ausgang auf Ehrenwort?", begrüßte er seinen Gast.
In Conrad Blakes Augen blitzte es belustigt auf. „Bonjour, Gaston, Sie alter Gauner. Gut geht’s. Wie Sie sehr wohl wissen, ist Les Genets kein Gefängnis, sondern ein Paradies."
Er unterhielt sich noch eine Weile mit dem Wirt, dann schüttelte er ihm die Hand und verschwand um die Ecke. Sara hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. Erst als er fort war, schlug ihr Herz wieder ruhiger. Die Gefahr war vorüber. Aber welche Gefahr? Conrad Blake kannte sie doch überhaupt nicht. Ihre Aufregung war also völlig unbegründet gewesen.
Seine Stimme klang tief und bestimmt. Sein Französisch war so flüssig, als ob er sich in seiner eigenen Sprache zu Hause unterhielt. Andererseits war zu vermuten, dass Conrad Blake sich niemals fehl am Platze fühlte. Er war ein Mann, der sich in jeder Situation zurechtfand. Dieses Gefühl hatte Sara schon gehabt, als sie ihn zum ersten Mal auf dem Bildschirm gesehen hatte, und auch Ediths boshafte Bemerkungen hatten nichts daran ändern können.
Er wirkte keineswegs wie ein Mann von gestern, als den die Zeitung ihn darstellen wollte, und doch war er von einem Tag auf den anderen aus London verschwunden. Niemand bei Blake Enterprises schien zu wissen, wo er war. Conrad Blake hielt seinen Aufenthaltsort tatsächlich geheim.
Doch was machte sie überhaupt noch hier? Sie stand auf, legte Geld für die Limonade auf den Tisch und lief zur nächsten Telefonzelle. Mit ihren letzten französischen Münzen rief sie in der Redaktion an.
„Hier SPICA, guten Tag." Sara konnte Ginas gelangweiltes Gesicht in der Telefonzentrale förmlich vor sich sehen.
„Gina, hier ist Sara Lawrence. Hören Sie gut zu, es eilt. Bitten Sie Edith, mich unter dieser Nummer zurückzurufen. Langsam las sie die auf der Wählscheibe ausgedruckten Ziffern vor. „Haben Sie das?
„Ja. Wo sind Sie eigentlich?"
„Immer noch in der Bretagne." Sie hörte, wie die letzte Münze durchfiel, dann wurde die Verbindung getrennt. Es war brütend heiß in der Zelle, doch Sara wagte nicht hinauszugehen. Resolut wandte sie einem jungen Mann den Rücken, als dieser ihr durch Zeichen zu verstehen gab, die Zelle zu räumen. Inbrünstig fixierte sie den Apparat. Wenn Edith nun gar nicht in der Redaktion war oder Gina die Nummer falsch aufgeschrieben hatte?
In diesem Moment schrillte das Telefon, und vor Aufregung wäre ihr fast der Hörer aus der Hand gerutscht.
„Was ist denn los? Hast du deinen Pass verloren?", fragte Edith belustigt.
„Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe etwas gefunden. Besser ausgedrückt, jemanden: Conrad Blake."
„Was? Ediths Stimme war schrill geworden. „Wo ist er denn? Das glaube ich nicht.
„Ich dachte zuerst auch, ich hätte mich geirrt, aber er ist es tatsächlich. Vor fünf Minuten spazierte er an meinem Tisch vorbei."
„Warum zum Teufel bist du dann nicht hinter ihm her? Erzähl mir keine langen Geschichten, lass ihn dir unter keinen Umständen entwischen!"
„Jetzt beruhige dich doch, Edith. Seine Yacht ist am Kai vertäut. Früher oder später muss er also wieder kommen. Sag mir lieber, was ich jetzt machen soll!"
„Machen? Das fragst du noch, wo wir seit Monaten hinter dem Mann her sind? Natürlich bleibst du dort. Hefte dich an seine Fersen, und tritt mir erst wieder unter die Augen, wenn du die Story hast. Warte mal, du hast gerade etwas von einer Yacht erwähnt. Wenn er nun zurückkommt und mit ihr auf Nimmerwiedersehen verschwindet?"
Sara spielte ihren letzten Trumpf aus. „Wird er aber nicht. Zufällig habe ich mitgehört, dass er auf einer Insel wohnt. Sie heißt Les Genets und soll angeblich paradiesisch schön sein. Ansonsten weiß ich nicht viel darüber."
„Weshalb nicht? Ich denke, du bist schon seit zwei Wochen in der Bretagne."
„Edith! Im Golf von Morbihan gibt es dreihundertfünfundsechzig Inseln."
„Wunder gehören bei uns zur Tagesordnung", zitierte Edith einen Spruch, den irgendein Spaßvogel in der Redaktion angebracht hatte.
„Dieses spezielle Wunder wird nicht ganz billig sein, warnte Sara. „Ich werde ein Boot mieten müssen, damit ich auf die Insel komme, und ein neues Quartier brauche ich auch. Hast du irgendwelche Tipps für mich?
„Meine Güte! Setz deinen Charme ein, und entlocke dem Mann seine Geheimnisse. Und vergiss nicht – ich zähle auf dich. Ich habe mir die anderen fünf Beiträge zu der Serie noch einmal angesehen, sie sind nicht besonders aufregend. He, bist du überhaupt noch da?"
„Ja, ich denke nur gerade nach." Sara spürte so etwas wie Ekel in sich aufsteigen. Sie war zwar noch nicht lange bei SPICA, aber die offen zur Schau getragene Männerfeindlichkeit ging ihr schon jetzt gegen den Strich. Das Schreiben begeisterte sie, und die Arbeit als Journalistin für diese Zeitschrift schien ihr der ideale Einstieg zu sein, aber Sara hatte sich eigentlich etwas anderes darunter vorgestellt. Wollte sie sich wirklich weiterhin nur dazu benutzen lassen, im Privatleben anderer Leute herumzuschnüffeln, damit das Magazin seine Auflage steigern konnte?
„Komm schon, rief Edith ungeduldig. „Für bedeutsame Pausen ist dieses Gespräch zu teuer. Ich überweise dir einen Spesenvorschuss. Hast du dein Scheckbuch mit? Na, wenigstens etwas. Aber miete dich nicht im ersten Haus am Platz ein! Und sag mir Bescheid, wo wir dich erreichen können.
„Ja, natürlich. Ich rufe dich am Montag an, wenn es etwas zu berichten gibt."
„Melde dich auf jeden Fall, verstanden?"
„Ja, alles klar."
Sara schaute sich um, doch Conrad Blake war nirgends zu sehen. Dann ging sie zum Landungssteg und studierte die große Karte, auf der sämtliche Inseln verzeichnet waren. Les Genets war nicht weit entfernt, aber keines von den Ausflugsschiffen legte dort an. Die nächste Rundfahrt begann erst um sechs. Sara überlegte, ob sie bis zur Ile d’Arz mitfahren und sich dort ein Boot mieten sollte, aber dann verwarf sie den Gedanken. Auf keinen Fall wollte sie in unbekanntem Gelände von der Dunkelheit überrascht werden.
Langsam wanderte sie die Mole entlang, bis sie vor der ‚Câline‘ stand. Die Tür zur Kajüte stand offen. Saras Herz pochte stürmisch. Sollte sie es wagen?
Eine fröhliche Hochzeitsgesellschaft, die eben um die Ecke kam und die Aufmerksamkeit aller Umstehenden auf sich zog, erleichterte ihr die Entscheidung. Sekunden später stand sie in der Kajüte der ‚Câline‘. Durch eine offen stehende Falttür gelangte Sara erst in die Kombüse und von dort in eine kleine Kabine im vorderen Abschnitt des Bootes.
Hier war Sara vermutlich am sichersten, aber sie wollte auf keinen Fall ein Risiko eingehen. Vorsichtig öffnete sie eine Truhe und sah aufeinander gestapelte Schlafsäcke. Sie legte sich darauf und merkte, dass der Deckel noch schloss. Wenn sie nun noch etwas dazwischen klemmte, hatte sie nicht nur ausreichend Luft, sondern würde sogar etwas sehen können.
Sara machte es sich so bequem wie möglich und wartete. Es dauerte nicht lange, bis sie feste Schritte an Deck hörte, dann kam jemand die Treppe hinunter. Durch den Spalt konnte sie nur kräftige braune Beine ausmachen.
Plötzlich blieb Conrad Blake stehen und schaute sich stirnrunzelnd um. Sara hielt den Atem an. Hatte er etwas gemerkt? Er löste den Gürtel seiner Bermudashorts und zog sein T-Shirt aus dem Hosenbund. Sie schluckte. Was in aller Welt hatte er vor? Doch ihre Befürchtungen waren unbegründet. Er streifte das T-Shirt ab, warf es achtlos auf einen Stuhl und ging nach oben ans Ruder. Als sie den Motor anspringen hörte, ließ Saras Anspannung etwas nach, und sie begann den Mann eingehend zu studieren. Spärlich bekleidet sah er noch besser aus als angezogen. Er hatte einen gebräunten muskulösen Körper, dem man ansah, dass er viel Sport trieb. Seine Brust war mit dichten hellbraunen Haaren bewachsen, die in der Sonne golden glänzten. Die geraden kräftigen Beine hatte er leicht gespreizt, um das Schaukeln des Bootes besser ausgleichen zu können. Ein feiner Kranz von Fältchen umgab die Augen. Die ‚Câline‘ hatte jetzt an Geschwindigkeit gewonnen, und der Fahrtwind blies ihm das Haar aus der Stirn.
Er wirkte viel reifer als auf dem Videofilmausschnitt, den Edith Sara gezeigt hatte. Damals war er ein junger Mann gewesen, der nach Abschluss des Studiums in das Familienunternehmen eintreten wollte. Unter seiner Leitung sollte Blake Enterprises zu einer der führenden Firmen für Möbel und Haushaltswaren werden. Seine Begeisterung wirkte ansteckend,