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Entehrt von einem Highlander
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eBook297 Seiten8 Stunden

Entehrt von einem Highlander

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Über dieses E-Book

Schottland, 1370. "Hure! Ehebrecherin!" Seit Catriona in glühender Umarmung mit dem Highlander Aidan MacLerie erwischt wurde, spuckt man im Dorf vor ihr aus. Doch bevor ihr Mann Gowan davon erfährt, fällt er auf dem Schlachtfeld. Was soll nun aus Catriona werden? Aus ihrem Heim wird sie verbannt, ihr Ruf ist durch Aidans wilde Zärtlichkeit zerstört! Da macht ausgerechnet dieser schottische Draufgänger der schönen Witwe das Angebot, in seinen Clan zu ziehen. Will er sie endlich auf seinem Lager haben? Mehr als seine Hure kann Catriona niemals für ihn sein! Denn Aidan steht kurz vor der Hochzeit mit einer anderen …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum26. Juli 2016
ISBN9783733765248
Entehrt von einem Highlander
Autor

Terri Brisbin

Das geschriebene Wort begleitet Terri Brisbin schon ihr ganzes Leben lang. So verfasste sie zunächst Gedichte und Kurzgeschichten, bis sie 1994 anfing Romane zu schreiben. Seit 1998 hat sie mehr als 18 historische und übersinnliche Romane veröffentlicht. Wenn sie nicht gerade ihr Leben als Liebesromanautorin in New Jersey genießt, verbringt sie ihre Zeit mit ihren drei Kindern und arbeitet als Zahnarzthelferin. Zudem engagiert sie sich im Vorstand der RWA (Romance Writers of America) und stand schon dreimal im Finale des begehrten RITA Awards, einer Auszeichnung für besondere Leistungen im Romance-Genre.

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    Buchvorschau

    Entehrt von einem Highlander - Terri Brisbin

    IMPRESSUM

    HISTORICAL erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2014 by Theresa S. Brisbin

    Originaltitel: „Yield to the Highlander"

    erschienen bei: Halequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL

    Band 325 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Ralph Sander

    Abbildungen: PeriodImages.com, MartinM303 / Thinkstock, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 07/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733765248

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Sie war keine von den Frauen, die seinen Blick üblicherweise auf sich zogen, und doch war genau das geschehen.

    Aidan MacLerie beschloss, auf dem Weg zurück zur Feste eine Rast einzulegen und am Brunnen in der Dorfmitte seinen Durst zu stillen. Seine Männer waren bereits weitergezogen, voller Vorfreude darauf, ihre Frauen und Familien wiederzusehen, die ein Stück weiter hügelaufwärts auf sie warteten. Dies hier war einer seiner liebsten Orte, wenn ihm der Sinn nach weiblicher Gesellschaft stand, und bislang war er nur selten einmal enttäuscht worden.

    Er tauchte seinen Becher in den Eimer und begann zu trinken. Über den Becherrand hinweg sah er sie näher kommen. Er bewunderte den Schwung ihrer weiblich gerundeten Hüften, während sie auf ihn zu schlenderte. Mit beiden Armen hielt sie einen Eimer gegen ihre Brüste gedrückt, die gewiss so wohlgeformt waren wie ihre Hüften. Da sie ihr Haar mit einem Tuch bedeckt hatte, war sie eine verheiratete Frau, vielleicht aber auch eine Witwe, was ihm nur recht sein konnte.

    Witwen sprachen auf die Aufmerksamkeit an, die er ihnen widmete. Außerdem waren sie in der Liebe erfahren und wussten, dass sie sich keinen Illusionen hingeben durften, welche Bedeutung er einem Liebesabenteuer zumaß. Die Frau sah auf und lächelte ihn an. Sein Körper reagierte prompt darauf, Verlangen erwachte.

    Zugegeben, sie würde anders sein als die Frauen, die sonst sein Bett teilten, aber Lust würden sie beide finden.

    „Ich wünsche einen guten Tag, grüßte er und erwiderte das Lächeln. Als sie den Brunnen erreichte, streckte er die Hände nach ihrem Eimer aus. „Kommt, lasst mich für Euch den Eimer auffüllen.

    „Vielen Dank, Mylord", erwiderte sie mit einer Stimme, die sein Verlangen schürte. Sie hatte eine durch und durch weibliche Stimme mit einem satten, vollen Tonfall, der zu ihrer ganzen Erscheinung passte. Mit dieser Stimme würde sie schon bald seinen Namen rufen, wenn er mit ihr vereint war und sie zur Erfüllung ihrer Lust führte. Er lenkte sich von diesem Gedanken ab, indem er den an einem Seil befestigten Eimer des Brunnens in den Schacht fallen ließ und ihn wieder hochzog, nachdem er sich mit Wasser gefüllt hatte. Dann goss er es in ihren Eimer.

    „Ihr wisst, wer ich bin?", erkundigte er sich, da er sich nicht daran erinnern konnte, diese Frau jemals gesehen zu haben.

    „Aye, Mylord. Sie nahm ihm den vollen Eimer ab. „Ihr seid der älteste Sohn des Earls.

    „Aidan, bestätigte er. Er wollte hören, wie sie seinen Namen aussprach. Er wurde hart, und sein Blut geriet in Wallung. „Mein Name ist Aidan.

    „Aye, Mylord", sagte sie und wich langsam zurück, wobei sie ihm höflich zunickte. Er hatte allerdings nicht vor, sie entkommen zu lassen, solange er nicht zumindest wusste, wer sie war.

    „Ihr seid mir gegenüber im Vorteil. Ihr wisst, wer ich bin, während ich mich nicht daran erinnern kann, Euch begegnet zu sein."

    „In der Tat sind wir uns noch nie begegnet, Mylord. Mein Name ist Catriona MacKenzie", antwortete sie und blickte ihm in die Augen. Da fiel ihm auf, dass sie älter war als er zunächst angenommen hatte.

    „Was verschlägt eine MacKenzie nach Lairig Dubh?" Die MacKenzies und die MacLeries waren lange Zeit verfeindet gewesen. Das hatte sich erst geändert, nachdem beide Clans von seinem Schwager Rob Matheson zu Verhandlungen gezwungen worden waren. Danach hatte es endlich eine Annäherung der beiden mächtigsten Clans in den Highlands gegeben.

    „Ich habe Gowan MacLerie geheiratet." Diese simple und klare Aussage hätte die Hoffnungen eines einfacheren Mannes zerschmettern können. Doch das galt nicht für ihn.

    Gowan gehörte zu Ruriks Leuten und war deutlich älter als seine Ehefrau. Er war ein geschickter Mann, der Krieger ausbildete und im Auftrag des Earls viel Zeit weit weg von Lairig Dubh auf den anderen Anwesen verbrachte. Aidan musste lächeln, da die Möglichkeiten mit jedem Herzschlag zahlreicher und vielversprechender wurden. Weil er sie noch nicht weggehen lassen wollte, machte er einen Schritt auf sie zu, nahm ihr den Eimer erneut aus den Händen und gab ihr ein Zeichen, damit sie vorging.

    „Gestattet mir, dass ich den für Euch trage", sagte er.

    Sie machte den Eindruck, als wollte sie ihm widersprechen, da sie die Lippen öffnete und ihre tiefblauen Augen ihn kalt anfunkelten. Doch nach sehr kurzem Zögern drehte sie sich weg und ging vor ihm her einen schmalen Weg entlang, der zu einer Gruppe von Cottages führte. Diese Gelegenheit nutzte Aidan, um Catriona MacKenzie aufmerksam zu betrachten, während sie vor ihm her schritt.

    Ein paar dunkelbraune Strähnen waren ihrem Kopftuch entwischt. Aidan musste sich davon abhalten, ihr das Tuch herunterzuziehen, um ihr Haar zu berühren. Wie lang mochte es sein? Reichte es ihr gar bis zu den Hüften, wenn sie es offen trug? Er hielt den Eimer so vor sich, dass er mit einer Hand an seiner Hose ziehen konnte, die im Schritt kniff, weil er so erregt war. Er musste einen Weg finden, wie er Catriona MacKenzie in sein Bett bekam, damit sie sich nackt auf den Laken wand und sich ihm hingab.

    Sie bog auf einen Weg ein, der nach links abzweigte. Vor dem letzten Cottage blieb sie stehen. Aidan sah sich um und lauschte aufmerksam auf Geräusche, die darauf hindeuteten, dass andere in der Nähe waren. Auch wenn er sich normalerweise keine verheirateten Frauen aussuchte, ignorierte er sie nicht, sofern sie ihm zu verstehen gaben, dass sie nicht abgeneigt waren. Wie immer würde er diskret sein und alles vermeiden, um sie oder ihren Ehemann in Verlegenheit zu bringen. Er war entschlossen, Catriona MacKenzie zu bekommen.

    Und das schon bald.

    Sie drehte sich zu ihm um und streckte die Hände aus, um den Eimer an sich zu nehmen. Er stellte ihn jedoch auf den Boden, nahm eine ihrer Hände und führte sie an seinen Mund. Ein kurzes Zucken verriet ihm, dass sie auf der Hut war. Dennoch ließ sie ihn gewähren.

    „Ich danke Euch für Eure Unterstützung, Mylord", sagte sie und versuchte auf Abstand zu ihm zu gehen. Vergeblich, denn er hielt ihre Hand fest.

    „Bis zum baldigen Wiedersehen", flüsterte er, küsste sie auf den Handrücken, drehte ihre Hand um und drückte die Lippen auf ihr Handgelenk. Dabei berührte er behutsam die Stelle, an der er ihren Puls dicht unter der Haut spüren konnte, mit der Zungenspitze. Ihr überraschtes Keuchen hallte in seinen Ohren wider.

    Aidan ließ ihre Hand los und bemühte sich, nicht auf ihre Brüste zu starren, obwohl ihm nicht entgangen war, dass sich ihre Brustspitzen aufgerichtet hatten und sich unter dem dünnen Stoff ihres Kleids deutlich abzeichneten. Als sie hastig ihr Schultertuch um sich zog und die Arme vor der Brust verschränkte, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich zum Gehen und kehrte auf dem Pfad zum Brunnen zurück, auf dem sie hergekommen waren. Aidan hatte ihr die Erregung angesehen, die sie auch mit ihrem flachen, hastigen Atmen verraten hatte. Beim nächsten Mal würde er im Schutz der Dunkelheit herkommen. Ein Plan, wie er sie erobern wollte, formte sich bereits in seinem Kopf.

    Schon sehr bald würde Catriona MacKenzie sein Bett oder er das ihre teilen.

    Cat stand starr wie eine Statue da, unfähig sich von der Stelle zu rühren oder den Blick von dem jungen Lord zu nehmen, der in die Dorfmitte zurückkehrte. Die Haut an ihrem Handgelenk war von seinem Kuss warm und feucht. So kühn hatte Aidan MacLerie sie geküsst, als wäre sie noch ein junges Mädchen, das an seiner Aufmerksamkeit interessiert war.

    Dabei wollte sie doch gar nichts von ihm.

    Dennoch sah sie ihm hinterher, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Etwas in ihr hoffte darauf, dass er sich noch einmal umdrehte, um sie anzuschauen. Mit seinen bernsteinfarbenen Augen hatte er sie unverwandt angeblickt, während er sie betrachtet hatte. Einmal hatte sie den Earl gesehen, und nun wusste sie, dass sein Sohn das gute Aussehen und die außergewöhnlichen Augen von ihm geerbt hatte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, aber über den Grund dafür wollte sie lieber nicht nachdenken.

    Sie nahm den Eimer, den er vor ihr abgestellt hatte, und trug ihn ins Cottage. Sie legte das Schultertuch ab, damit es ihr nicht im Weg war, und goss fast das ganze Wasser in den bereitstehenden Kessel auf der Feuerstelle, mit dem Rest füllte sie die Kanne auf dem Tisch auf. Dann holte sie die Zutaten für den Eintopf, der bis zum Nachtmahl fertig sein sollte. Dabei versuchte sie die ganze Zeit über, nicht auf diese Gefühle zu achten, die sich mit einem Mal in ihr regten. Nachdem Fleisch und Gemüse im heißen Wasser garten, zog sie das Kopftuch ab und musste unwillkürlich lachen.

    Langeweile musste sie dazu getrieben haben, am Brunnen mit diesem Mann zu schäkern. Einfach nur Langeweile, denn welchen anderen Grund hätte es sonst dafür geben sollen? Sie war älter als er. Sechs Jahre trennten sie beide. Und sie war mit einem der Krieger ihres Vaters verheiratet. Auch wenn ihr Blut durch seine Aufmerksamkeit in Wallung geraten war, so war sie doch eine ehrbare Frau, die ihr Ehegelübde ernst nahm.

    Wieder musste Cat lachen und schüttelte den Kopf. Sie beschloss, das Ganze als das Schäkern eines jungen Manns abzutun, der sich die Zeit vertreiben wollte. Gowan war noch unterwegs und würde erst am Morgen heimkehren, aber sie musste eine Mahlzeit für seinen Sohn Munro und sich zubereiten.

    Cat erledigte die anfallenden Arbeiten im Haus und begab sich nach dem Nachtmahl zur Ruhe. Nachdem sie sich auf ihrem Lager ausgestreckt hatte und darauf wartete, dass sich der Schlaf einstellte, gestattete sie sich, die Aufmerksamkeit eines jüngeren Manns zu genießen, die ihr für ein paar Augenblicke ein Wohlgefühl bereitet hatte. Zu mehr würde es jedoch nicht führen.

    Sie hatte kein anstrengenderes Leben als die meisten anderen, die in Lairig Dubh zu Hause waren. Gowan hatte ihr die Ehe angeboten, wodurch sie ihren damaligen schrecklichen Lebensumständen hatte entkommen können und eine ehrbare Existenz erlangt hatte. Er verlangte nicht viel von ihr, und nichts von dem, was er von ihr wollte, war für sie Grund, ihm irgendwelche Vorhaltungen zu machen. Da er viele Jahre älter war als sie, hatte er das Thema Kinder für sich bereits abgeschlossen, und er teilte auch schon lange nicht mehr ihr Bett. Er hatte einen erwachsenen Sohn, er gehörte zu den Kriegern des Lairds, und er war ein einfacher Mann, der keine großen Ansprüche an sie stellte.

    Das spielerische Schäkern eines jungen Mannes hatte also nichts zu bedeuten, dennoch hatte sie es genossen. Gleichzeitig versetzte es ihr auch einen Stich, da es sie an die Freuden des Werbens erinnerte, um die sie in ihrem Leben betrogen worden war. Als sie schließlich einschlief, sah sie in ihren Träumen nicht das Gesicht ihres Ehemannes, sondern das von Aidan MacLerie.

    Diese Träume waren so hitzig und von leidenschaftlichem Liebesspiel erfüllt, dass sie ein schlechtes Gewissen bekam, als Gowan sich am nächsten Tag dem Cottage näherte und schon von Weitem ihren Namen rief. Wie konnte eine so flüchtige Begegnung bei ihr eine solche Wirkung auslösen? fragte sich Cat verwirrt.

    Mit Gowans Rückkunft kehrte ihr Leben in den Alltag zurück, und innerhalb der nächsten Woche konnte sie fast vergessen, wie der Sohn des Earls die Ehefrau eines Kriegers angesehen hatte.

    Aber nur fast.

    2. KAPITEL

    Was hältst du davon, Aidan?"

    Seinen Bericht mit den Ergebnissen seines jüngsten Auftrags hatte Aidan den Anwesenden längst erstattet, daher waren seine Gedanken von der laufenden Besprechung abgeschweift und bei den verführerischen Kurven der Frau angelangt, nach der er sich mehr verzehrte als nach jeder anderen. Er sah die Ältesten des Clans und die übrigen Berater seines Vaters an, hatte aber natürlich nicht die Absicht, ihnen die Fantasien zu offenbaren, die ihm durch den Kopf gegangen waren. Wie gut, dass er nicht sofort aufstehen musste, sonst wäre jedem der anderen Männer klar gewesen, was er sich im Geiste vorgestellt hatte.

    Er überlegte, was gerade eben Gegenstand der Unterhaltung gewesen sein mochte, da fiel ihm etwas auf. Rurik, der loyalste Freund seines Vaters und Anführer all seiner Krieger, zwinkerte ihm zu. Er war sein Patenonkel und kannte ihn gut. Deshalb wusste Rurik um seine Begeisterung für das weibliche Geschlecht, und Aidan hatte ihn bereits einige Male um den einen oder anderen Ratschlag gebeten – nämlich immer dann, wenn es ihm als zu schwierig oder zu peinlich erschienen war, mit seinem Vater zu reden. Jetzt kam ihm endlich das letzte Gesprächsthema ins Gedächtnis zurück, und er sah seinen Vater an.

    „Ich denke, du solltest die neuen Soldaten von ein paar erfahrenen Kriegern ausbilden lassen", sagte er schließlich und hoffte, dass sein Vorschlag für die anderen vernünftig klang.

    Sein Vater zog eine Augenbraue hoch, erwiderte aber eine Zeit lang nichts. Sosehr Aidan sich auch versucht fühlte, noch irgendetwas anzufügen, um diesem langen Schweigen ein Ende zu setzen, riss er sich zusammen. Er wusste, dass Connor MacLerie sich stets alles in Ruhe durch den Kopf gehen ließ und alle Vor- und Nachteile gegeneinander abwägte, ganz gleich, ob ein Vorschlag von seinem Erstgeborenen oder von einem seiner Berater kam. Er beobachtete, wie sein Vater einen Anwesenden nach dem anderen ansah und sich dann wieder ihm zuwandte.

    „Und wem sollte ich diese Aufgabe übertragen?", wollte er wissen.

    Aidan stand auf und füllte seinen Becher wieder auf, ehe er antwortete. Verschiedene Namen fielen ihm auf Anhieb ein, jeder von ihnen ein erfahrener, fähiger Krieger. „Black Rob … Iain … Calum", zählte er auf.

    „Micheil, ergänzte Rurik. „Angesichts so vieler neuer Soldaten werden wir noch einen mehr benötigen, Connor.

    „Gowan. Der Name kam Aidan über die Lippen, noch bevor er den Mann tatsächlich in Erwägung gezogen hatte. Aber er war aus vielerlei Gründen der Richtige, also wiederholte Aidan ihn: „Gowan sollte auch dazugehören.

    Gebannt wartete er darauf, dass sein Vater sich entschied. Diese Aufgabe würde viele Wochen in Anspruch nehmen, vielleicht sogar gut zwei Monate. Damit wäre Gowan weit genug weg, um seinen Plänen, die Catriona betrafen, nicht in die Quere zu kommen. So würde er viele Wochen Zeit haben, um ihr ungestört auf Schritt und Tritt zu folgen und ihren Widerstand zu schwächen, bis sie sich von ihm verführen ließ. Beinahe hätte er triumphierend gelächelt, und so trank er schnell einen großen Schluck Wein.

    „Rurik, was hältst du von Aidans Vorschlag?", wollte sein Vater wissen.

    Der Hüne verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Stirn in Falten, was bei ihm alles Mögliche bedeuten konnte. Einige Augenblicke lang war es völlig unklar, welche Meinung er hatte. Schließlich nickte er zustimmend.

    „Gib den Befehl aus und sorge dafür, dass alle notwendigen Vorbereitungen getroffen werden, Rurik", wies sein Vater ihn an und nickte den anderen Männern zu, während er seinen Becher auf den Tisch stellte.

    Aidan stockte der Atem, da er sein Glück nicht fassen konnte. Schon morgen oder in höchstens zwei Tagen würde Gowan Lairig Dubh verlassen haben, und dann konnte er sich ganz ungestört der hübschen, reizenden Catriona widmen. Er sah zu, wie die Männer das Gemach verließen, bis nur noch sein Vater, Duncan und Rurik an der Tafel saßen. Die drei unterhielten sich über anstehende Besuche verschiedener schottischer Edelleute, die sich mit Connor MacLerie, dem Earl of Douran, gut stellen wollten. Das war weder für seinen Vater noch für ihn etwas Neues, sie alle kannten diese Leute, die die MacLeries allein wegen ihres Namens oder ihrer Verbindungen oder der Macht wegen schätzten, die großen Einfluss bedeutete.

    Das Ganze dauerte nur kurz, und Aidan hörte desinteressiert zu, wer sich alles angekündigt hatte. Wichtig war ihm nur, dass Gowan Lairig Dubh verließ. Sein Vater nickte seinen engsten Beratern zu, die daraufhin ebenfalls gingen.

    „Lass Jocelyn herkommen, Rurik", rief er den beiden nach, bevor sie die Tür des Turmgemachs erreichten.

    Aidan trank wieder einen Schluck und rätselte, was nun kommen würde. Mit seinem Vater allein zu sein, wäre für ihn kein Grund zur Sorge gewesen, Aber dass seine Mutter dazustoßen würde, das konnte nur bedeuten, dass Ärger auf ihn zukam. Schweigend saßen sie beide da, obwohl Aidan darauf brannte, nach dem Grund für dieses Beisammensein zu fragen.

    Jocelyn MacCallum hatte es seinerzeit nach Lairig Dubh verschlagen, da sie gezwungen gewesen war, Connor Mackenzie, den Schrecken der Highlands, zu heiraten, um ihre Familie zu retten. Aber dann war es ihr gelungen, das Herz dieses Mannes zu gewinnen, von dem die meisten glaubten, er besitze gar kein Herz. Das Ergebnis ihrer Anstrengungen war eine lange und glückliche Ehe. Ganz gleich, was auch kommen mochte, Aidan wusste, sein Vater liebte seine Mutter mit Leib und Seele. Diese Liebe war immer da, wenn sie sich ansahen, ob in guten oder in schwierigen Zeiten.

    Er selbst rechnete nicht damit, jemals so etwas zu finden. Dafür war er viel zu praktisch veranlagt. Außerdem wusste er, dass die Ehe seiner Eltern sich sehr von dem unterschied und weit über dem stand, was in diesen Zeiten üblich war.

    „Und? Warum lässt du Mutter herkommen?", fragte er schließlich doch, da er unbedingt wenigstens eine ungefähre Vorstellung davon haben wollte, was ihn erwartete.

    Sein Vater trank einen Schluck Wein und stellte den Becher weg. „Um über deine bevorstehende Heirat zu reden."

    Connor beobachtete seinen Sohn aufmerksam, als er ihm den Grund nannte. Überraschend konnte das für ihn nicht kommen, immerhin hatte der Junge schon vor einigen Jahren das heiratsfähige Alter erreicht. Das seitdem anhaltende Hinauszögern war seiner eigenen Schwäche zuzuschreiben. Er konnte einfach nicht anders als einzulenken, wenn seine geliebte Frau Jocelyn ihn anflehte, doch noch ein wenig zu warten, bevor der Junge verheiratet wurde. So viele aus ihrer Familie und ihrem Clan hatten sich in letzter Zeit vermählt, darunter ihre Tochter, dass Connor bereit gewesen war, Jocelyns Bitten nachzugeben. Dabei waren bereits zahlreiche Angebote unterbreitet und Absichten erklärt worden, seit Aidan sein zehntes Lebensjahr vollendet hatte. Einige besonders kühne Edelleute hatten das Thema sogar schon davor zur Sprache gebracht.

    Mittlerweile wurde es jedoch Zeit, dass sein ältester Sohn und Erbe heiratete und mehr Verantwortung im Clan übernahm, indem er sich um die Verwaltung der Anwesen, der Geschäfte und der Kampftruppen kümmerte. Connor hatte lange genug zugesehen, wie sein Sohn von einem Bett zum nächsten wechselte und hinter jeder Frau her war, die sein Interesse weckte. Er hoffte, dass Aidan zur Ruhe kam, wenn er heiratete und Verantwortung zu tragen hatte.

    Aber möglicherweise würde er sich nicht einmal dann ändern.

    Dennoch konnten sie nicht länger über sein Verhalten hinwegsehen. Sein Sohn musste eine Familie gründen und die Aufmerksamkeit auf die Angelegenheiten des Clans richten, anstatt sich von fleischlichen Gelüsten treiben zu lassen. Aidan zu fragen, welche von seinen Leuten er losschicken würde, um die Ausbildung der neuen Soldaten zu übernehmen, war ein erster Schritt hin zu dieser Verantwortung. Connor hatte seinen Entschluss längst gefasst, aber durch die Frage, wen Aidan auswählen würde, war er in der Lage gewesen, die Menschenkenntnis seines Sohns auf die Probe zu stellen.

    Connor drehte sich um und sah, dass seine Frau soeben das Gemach betreten hatte. Sie lächelte ihrem ältesten Sohn zu, als sie den Raum durchquerte.

    „Und? Hast du ihm die Kandidatinnen schon genannt, Connor?", fragte sie und sah ihn mit einem liebevollen Blick an. Sie hatte ruhig und gelassen gesprochen, doch davon ließ er sich nicht täuschen. Sie wollte noch immer nicht hinnehmen, dass für ihren Sohn die Zeit zum Heiraten gekommen war.

    „Ich habe auf dich gewartet, meine Liebe."

    Aidan sah zwischen ihnen beiden hin und her. Connor fand, dass sein Sohn längst daran gewöhnt sein sollte, wie seine Eltern miteinander umgingen, aber nach seiner Miene zu urteilen, schien es ihn trotzdem zu überraschen.

    „Und wen zieht Ihr in Betracht?"

    „Nach vorausgegangenen Diskussionen haben wir drei vielversprechende Heiratskandidatinnen ausgewählt."

    „Wir?", hakte Aidan nach. Fast hätte Connor gelacht, da sein Sohn die gleiche Haltung eingenommen hatte wie er – breitbeinig und die Arme vor der Brust verschränkt –, wäre da nicht dieser trotzige Gesichtsausdruck gewesen, den er von seiner Mutter geerbt hatte.

    „Die Ältesten des Clans, Duncan, Rurik und deine Mutter, antwortete Connor und deutete mit einem Nicken auf Jocelyn. „Sie hat darauf bestanden, bei jedem Gespräch über deine zukünftige Braut mitzureden.

    „Und wer sind diese drei Kandidatinnen?", fragte Aidan.

    „Die Erste ist Margaret Sinclair of Caithness", erklärte Jocelyn.

    „Die Großnichte des Earls?"

    Rurik war der illegitime Sohn von Erengisi Sunesson, Earl of Orkney, der den Titel durch seine Heirat erlangt hatte. Allerdings war aus der Verbindung kein rechtmäßiger Erbe hervorgegangen. Zwar hatte es einen Sohn gegeben, Ruriks Halbbruder, doch dessen von niemandem beklagter Tod vor ein paar Jahren bedeutete, dass der Titel des Vaters nicht länger in der Familie verbleiben konnte. Jemand aus dem Clan der Sinclairs würde die Nachfolge antreten, sobald Erengisi Sunesson starb. Eine Ehe zwischen

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