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Das pikante Geheimnis der Zofe
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eBook305 Seiten4 Stunden

Das pikante Geheimnis der Zofe

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Über dieses E-Book

England, 1361. Mit dem hochgewachsenen Sir Nicholas Lovayne an ihrer Seite reitet Anne of Stamford nach Canterbury. In der heiligen Kathedrale will Nicholas etwas über Annes Herrin herausfinden. Das muss die treue Zofe um jeden Preis verhindern! Aber die Reise bringt Annes Herz in größte Gefahr. Denn der stürmische Kuss des verwegenen Ritters weckt in ihr die Sehnsucht nach Leidenschaft in Nicholas‘ Armen. Niemals darf ihre Herrin ihr pikantes Geheimnis herausfinden! Man würde sie für immer hinter die gewaltigen Mauern eines Klosters verbannen, und die Liebe ihres Lebens wäre verloren …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum29. März 2016
ISBN9783733765217
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    Buchvorschau

    Das pikante Geheimnis der Zofe - Blythe Gifford

    IMPRESSUM

    HISTORICAL erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2014 by Wendy Blythe Gifford

    Originaltitel: „Secrets at Court"

    erschienen bei: Mills & Boon, London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL

    Band 322 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Birgitt Grollier

    Abbildungen: The Killion Group / Hot Damn Designs, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 03/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733765217

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Windsor Castle – Ende März 1361

    Kommt. Schnell." Ein eindringliches Flüstern störte ihre Träume.

    Anne fühlte, wie eine Hand auf ihre Schulter drückte. Sie öffnete die Augen, blinzelte und erkannte die Countess, die sich in der Dunkelheit mit einem Leuchter in der Hand über sie beugte.

    Anne drehte sich auf die Seite und schloss die Augen. Das konnte nur ein Traum sein. Nie würde Lady Joan mitten in der Nacht aufstehen. Solche Unannehmlichkeiten überließ sie ihr.

    Schlanke Finger zwickten sie in die Wange. „Seid Ihr wach, Anne?"

    Sie schreckte hoch, schlug das Bettzeug zurück und setzte sich auf. „Was gibt es? Hatte die Pest sie nach der großen Plage im Jahre 1348 erneut erreicht? Oder vielleicht waren die Franzosen eingefallen? „Wie spät ist es?

    Lady Joan machte eine ungeduldige Handbewegung. „Nach Mitternacht, Anne. Dann zog sie sie hoch. „Kommt. Ich brauche Euch.

    Unbeholfen versuchte Anne zu stehen. Das Gleichgewicht zu halten fiel ihr schwerer als sonst. Sie tastete die Laken nach ihrer Gehhilfe ab.

    „Hier." Grob wurde sie ihr in die Hand gestoßen. Dann besann sich die Countess und unterdrückte ihre Ungeduld. Sie hielt ihr die Pantoffeln hin, legte ihr einen Umhang um und bot ihr die Schulter, damit sie sich stützen konnte.

    Oft zeigte sich ihre Herrin genau dann von ihrer liebenswürdigen Seite, wenn Anne es am wenigsten erwartete oder wünschte.

    Die Gehhilfe unter den linken Arm geklemmt, humpelte Anne nun durch die langen Gänge von Windsor Castle, dabei hatte sie immer Lady Joan im Blick, die einen Finger an die Lippen gelegt hatte, um sie zum Schweigen zu ermahnen, und ihr mit ungeduldigen Gesten zu verstehen gab, dass sie sich beeilen solle. Als ob dies in ihrer Macht lag. Wenn sie nicht stürzen und dabei ihr gesundes Bein in Gefahr bringen wollte, konnte sie mit der Gehhilfe unmöglich die Stufen hinuntereilen.

    Lady Joan führte sie in den Teil von Windsor Castle, in dem sich die Gemächer der königlichen Familie befanden, und weiter in eine dunkle Kapelle, in der ihre Schritte widerhallten. Die einzige Lichtquelle lieferte eine Kerze, die von jemandem, der am Altar stand, gehalten wurde: von einem großen und starken Mann.

    Edward of Woodstock, ältester Sohn des Königs, Prinz von England. Er lächelte, und sein Anblick ähnelte im Augenblick gar nicht dem des harten Kriegers, den sie, nein, den ganz England und Frankreich kannten.

    Auch Lady Joan strahlte. Mit anmutigen Bewegungen trat sie auf ihn zu, um seine Hand zu ergreifen. „Jetzt und hier. Mit einem Zeugen."

    Nein. Das kann nicht ihre Absicht sein, dachte Anne. Aber natürlich wusste Lady Joan genau, was getan werden musste und wie wichtig dabei ein Zeuge sein würde. Der Prinz nahm ihr den Kerzenleuchter aus der Hand und stellte ihn zusammen mit seinem auf den Altar. Flackernde Flammen warfen Schatten auf ihre Gesichter, wodurch die markante Nase und die hohen Wangenknochen des Prinzen deutlich hervortraten und das siegesgewisse Lächeln ihrer Herrin sanfter erschien. Dann verschränkten beide ganz fest die Hände ineinander.

    „Ich, Edward, nehme Euch, Joan, hier und heute zu meiner angetrauten Ehefrau."

    Anne schluckte, sie war völlig sprachlos. Sicher würde Gott wollen, dass sie jetzt etwas sagte, um diese Sünde zu verhindern?

    „Ich werde Euch lieben und ehren wie ein Mann seine Angetraute lieben soll …"

    Sie räusperte sich. „Ihr dürft nicht. Ihr könnt nicht! Der König, Ihr seid zu nahe …"

    Der finstere Blick des Prinzen ließ sie verstummen. Prinz Edward und Lady Joan war die Wahrheit besser bekannt als ihr. Durch ihren gemeinsamen königlichen Großvater waren sie zu eng verwandt, dass die Kirche eine eheliche Verbindung gutheißen würde.

    „Alles kommt, wie es kommen muss, sagte Lady Joan. „Sobald wir die Gelübde gesprochen haben, werden wir dem Papst eine Petition vorlegen lassen, er uns eine Dispens gewähren, und dann können wir offiziell in der Kirche getraut werden.

    „Aber …" Anne brach ab. Es war sinnlos, ihre Einwände auszusprechen. Die Countess glaubte, es würde so einfach sein. Logik, Vernunft, alles vergeblich. Lady Joan würde tun, wie es ihr beliebte, und die Welt würde ihr Verhalten akzeptieren.

    So war es immer gewesen.

    Der Blick des Prinzen wurde sanfter, als er sich wieder seiner Braut zuwandte. „… und dazu schwöre ich Euch ewige Treue."

    Anscheinen war ihm der genaue Wortlaut des Ehegelübdes bekannt.

    Anne kannte ihn nicht so genau, aber ihre Herrin war damit vertraut. Lady Joan wusste genau, was zu tun war, damit eine solche Ehe Gültigkeit erhielt.

    Jetzt hörte sie die Stimme ihrer Herrin, sie sprach in diesem zärtlichen, verführerischen Ton, den sie benutzte, wenn sie etwas erreichen wollte. „Ich, Joan, nehme Euch, Edward, zu meinem angetrauten Ehemann …"

    Die Absicht war eindeutig. Für Einwände war es jetzt zu spät.

    Die Mitternachtskälte in der Kapelle drang in ihre Knochen. Sie würde es sein. Sie würde diejenige sein, die die Wahrheit um die heimliche Eheschließung von Lady Joan kannte.

    Ein weiteres Mal.

    In Sichtweite der englischen Küste – vier Monate später

    Die Wellen des Kanals wogten heute schwächer als gewöhnlich, wenn man seinem Magen Glauben schenken durfte. Die Gezeiten hatten sich diesmal nicht gegen sie verbündet. Um Mittag herum würde er an Land sein und noch vor Ende der Woche in Windsor Castle. Damit hätte er seine Pflicht erfüllt.

    Sich jeder Verantwortung entledigt.

    Er war seiner Aufgaben müde. Ein unachtsamer Augenblick genügte, und die Ersatzpferde lahmten, der Proviant ging verloren oder Hagel prasselte aus einem Frühlingshimmel und vernichtete dabei Nahrung, Waffen, Männer und den entscheidenden Sieg, den der König seit zwanzig Jahren herbeisehnte.

    „Sir?"

    Nicholas löste den Blick von dem Küstenstreifen, den er beobachtet hatte, und wandte sich seinem Knappen Eustace zu. Diese Reise hatte den Jungen abgehärtet. Er war nicht der Einzige.

    „Ja?"

    „Eure Sachen sind gepackt. Alles steht bereit", teilte Eustace ihm mit.

    Das Ende des Satzes klang wie eine Frage. „Außer?"

    „Außer Eurem Pferd."

    Nicholas seufzte. Pferde gehörten aufs Land, nicht aufs Wasser.

    Ohne ein weiteres Wort verließ er die salzige, belebende Luft an Deck und stieg hinunter in das enge, übelriechende Schiffsinnere.

    Kein Wunder, dass das Pferd krank war. Hätte man ihn in diese Jauchegrube gesperrt, wäre es ihm genauso ergangen.

    Der Kopf des Tieres hing tief hinunter, fast berührte er den Boden. Unfähig, seinen Mageninhalt zu entleeren, wie ein Mensch es tun würde, konnte das arme Tier nur elendig dastehen und leiden. Es schwitzte so stark, dass das Wasser wie kleine Bäche an ihm herunterlief.

    Nicholas strich über die Kruppe des Tieres, das kaum fähig war, den Kopf anzuheben. Dennoch schien es ihn vor Dankbarkeit anzublinzeln.

    Nein. Er würde dieses Pferd heute nicht reiten. Die letzten Meilen, die auf dieser Reise noch vor ihm lagen, würden genauso beschwerlich sein wie die Strecke, die er bereits zurückgelegt hatte.

    Doch die beiden Edwards, sowohl der König als auch der Prinz, würden keine Ausreden dulden. Fürsten und Päpste brauchten nur einen Befehl oder einen Wunsch zu äußern und erwarteten von Normalsterblichen wie Nicholas Lovayne, die nötigen Wunder zu vollbringen.

    Und dies gelang ihm immer wieder. Er stellte sicher, dass es stets eine Ausweichstrecke gab, immer eine Alternative zur Verfügung stand, eine weitere Idee, die einen dem Ziel näher brachte, möglichst ohne alle die Möglichkeiten auszuschöpfen, solange die Tat nicht vollbracht war.

    Und auf diese Fähigkeit war er stolz.

    Aber sein anderes Pferd war auf dieser Reise verendet, daher würde er einen Ausweg finden müssen.

    Nicholas kehrte zurück an Deck und beobachtete, wie das Schiff anlegte. Das Abladen überließ er seinem Knappen und ging von Bord. An Land wurde er von Sir Robert, dem Warden of the Cinque Ports, begrüßt. Der Mann, der dieses bedeutsame Amt bekleidete, repräsentierte den König im Bund der fünf Hafenstädte Cinque Ports in Kent und Sussex und hatte wie Nicholas den Prinzen auf dessen Frankreichfeldzug begleitet. Trotzdem kannte Nicholas ihn nicht sehr gut. Doch dies war unwichtig. Männer, die zusammen in den Krieg gezogen waren, verstanden sich. Für ein Pferd würde also gesorgt werden, darüber brauchte er sich keine Gedanken zu machen.

    „Was hat sich während meiner Abwesenheit ereignet?", fragte Nicholas.

    Insgesamt hatte es fast sechs Wochen gedauert, nach Avignon und wieder zurück zu reisen. Zeit genug, dass mindestens drei Intrigen bei Hofe angezettelt worden waren. Darauf musste er sich genauso vorbereiten wie für eine Schlacht, bei der er stets die Lage peilte, um zu wissen, wo die gegnerischen Truppen aufmarschierten.

    „Das Land wird erneut von der Pest heimgesucht."

    Über zehn Jahre war es her seit der letzten Epidemie. Wie alle hatte er geglaubt, dass die Strafe Gottes endlich hinter ihnen lag.

    „Der König. Ist er in Windsor?"

    Sir Robert schüttelte den Kopf. „Er hat den Hof geschlossen, die Tätigkeit des Schatzkanzlers vorübergehend unterbrochen, damit dessen Steuereintreiber nicht durchs Land reisen müssen, und ist in den New Forest geflohen."

    In den New Forest. Demnach würde es ein noch längerer Ritt als nach Windsor Castle werden. Nicholas betete zu Gott, dass ihn unterwegs nicht die Pest ereilen würde.

    „Wie geht es Prinz Edward?"

    Sir Robert zuckte mit den Schultern. „Er ist Prinz, nicht König. Jetzt, wo der Krieg vorbei ist, bleibt ihm kaum mehr zu tun, als sich mit seinen Freunden auszutoben und mit der schönen Countess of Kent zu tändeln."

    Nicholas sah ihn eindringlich an. Nur wenige hatten den Mut, so unverblümt über Edwards Auserwählte zu sprechen.

    „Und Ihr? Sir Robert schaute ihn mit offenkundiger Neugier an. „War Eure Reise erfolgreich?

    Wusste das ganze Land darüber Bescheid, warum man ihn ausgesandt hatte? Nun, er würde mit niemandem darüber sprechen, solange er den Prinzen nicht gesehen hatte. Statt eine Verbindung mit einer Braut aus Spanien oder den Niederlanden einzugehen, hatte der liebestrunkene Prinz diese politischen Allianzen aus Liebe zu einer Frau verworfen, die ihm vom Kirchengesetz her und der Vernunft wegen verboten war.

    „Ich kann nur sagen, antwortete er vorsichtig, „dass es mir andernfalls schlecht ergehen wird.

    Denn Prinz Edward erwartete von ihm nichts Geringeres, als den Segen des Papstes für eine Torheit einzuholen, deren Dummheit einfach unverzeihlich war.

    Und Nicholas ertrug keine Dummköpfe. Auch wenn es königliche waren.

    Einige Tage später im königlichen Jagdsitz im New Forest

    Nach all diesen Jahren versuchte Anne manchmal so zu laufen, wie sie es in ihren Träumen konnte. Laufen, wie es andere Frauen ihres Alters tun würden, die glücklich hinter ihren Kindern herjagten oder mit ihnen Verstecken spielten.

    Doch mehr als ein Hinken brachte sie nicht zustande, ihr Gang war schwerfällig und schaukelnd, so als bewegte sie sich auf einem schwankenden Schiff. Die Gehhilfe, die ihr das nutzlose kranke Bein ersetzte, machte die Dinge mitunter noch schwieriger. Manchmal stolperte sie über ihren gelähmten Fuß und fiel hin. Dann entwich ihr ein Fluch. Immerhin hatte sie gelernt, dass Abrollen den Sturz milderte.

    Als sie den Gesandten des Königs erblickte, war sie gestolpert. Glücklicherweise hatte er sie nicht gesehen. Der große schlanke Mann sprang von seinem Pferd und schritt so leichtfüßig in das Jagdhaus, als wolle er sie verhöhnen.

    Törichte Anne, schalt sie sich. Immer noch sehnte sie sich nach einem anderen Körper, als der, in dem sie geboren wurde.

    So schnell sie konnte, begab sie sich zum Gemach ihrer Herrin, um ihr die Ankunft des Gesandten zu melden. Vor der Tür hielt sie an und rang nach Luft. Dann trat sie ein, ohne anzuklopfen.

    Selbst dieser Mangel an Höflichkeit beim Betreten ihres Gemachs konnte Lady Joans ewiges Lächeln nicht trüben. Die Nachricht, die sie überbrachte, würde es jedoch vertreiben. „Der Abgesandte ist zurückgekehrt, Mylady."

    Die Züge der Countess erstarrten, als hätte man sie mit einem Schraubstock angezogen. Sie wechselten einen wortlosen Blick. „Lasst Sir Nicholas zunächst zu mir kommen", befahl Lady Joan.

    Anne verkniff sich einen Einwand. Beabsichtigte die Countess etwa, den Inhalt der Botschaft zu verändern, wenn sie nicht nach ihrem Geschmack ausfiel?

    „Aber der König …"

    „Ja. Natürlich. Der König wird ihn sofort sehen wollen. Lady Joan erhob sich. „Ich muss Edward finden.

    Anne atmete auf. Joan würde ihren „Gemahl" suchen und falls die Nachricht schlecht ausfiel, würde sie sie in den letzten Momenten, in denen sie ihn noch so nennen durfte, mit ihm gemeinsam hören.

    „Und Anne …" Lady Joan zog mahnend die Augenbrauen hoch, ohne den Satz zu beenden. Doch Anne verstand, dass dies eine Warnung war.

    „Wie immer, Mylady."

    Das schöne Gesicht entspannte sich zu dem gewohnten Lächeln. „Alles kommt, wie es kommen muss."

    Anne wartete, bis ihre Herrin sich abgewandt hatte, ehe sie die Augen verdrehte und um Geduld flehte. ‚Wie es kommen muss‘ bedeutete, wie ihre Herrin es wünschte.

    Sie folgte der Countess durch die Tür in den Gang, doch es war nicht nötig, nach Prinz Edward zu suchen, denn er war bereits eingetroffen, als hätte er ihre Not geahnt. Er nahm sie in die Arme, küsste ihre Stirn, flüsterte ihr etwas ins Ohr. Anne schenkte er keine Beachtung.

    Sie biss sich auf die Lippe, unterdrückte einen aufkommenden Schmerz. Nicht in ihrem Bein, nein. Der Schmerz dort plagte sie unaufhörlich, fast tröstete es sie zu wissen, wie treu er zu ihr stand. Dieser war anders. Es war der Schmerz zu wissen, dass niemand sie je so anschauen würde.

    ‚Vergib mir meine Undankbarkeit‘ war ihr fortwährendes Gebet.

    Sie hatte keinen Grund zur Klage. Ihre Mutter hatte für ihre Zukunft gesorgt und sie im Haushalt der Countess untergebracht. Nun war sie die Hofdame einer Frau, die eines Tages ihren Platz an der Seite von Englands König einnehmen würde, vorausgesetzt die heutigen Neuigkeiten fielen gut aus.

    Dennoch. Als ihre Herrin und der Prinz sich küssten, betrachtete Anne die beiden mit unverhohlenem Neid. Sie begehrte Edward of Woodstock keinesfalls. Trotz all seines Ruhms war er kein Mann, an dem sie Gefallen fand. Sie wünschte sich lediglich, dass ein Mann auch sie irgendwann einmal strahlend und voller Zuneigung anlächeln würde, wenn er sie sah.

    Sie war klug, aber zurückhaltend und unscheinbar. Die meisten Männer schenkten ihrem Gesicht kaum Beachtung. Wenn sie also die Miene verzog, was häufig vorkam, bemerkte es niemand.

    Auch der Prinz und ihre Herrin nahmen jetzt keine Notiz von ihr, während sie zu den Gemächern des Königs gingen.

    Anne folgte ihnen. „Mylady, soll ich …?"

    Lady Joan machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen, sondern schüttelte den Kopf und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, dass sie nicht mehr gebraucht wurde. Während die beiden zusammen fortgingen, um über ihr Schicksal informiert zu werden, blieb Anne allein zurück.

    Später, also. Später würde sie erfahren, ob der Papst überzeugt werden konnte und alles kam, wie es kommen musste.

    Vieles musste in Ordnung gebracht werden. Und der Mann, der die Nachricht überbrachte, hatte sehr ernst ausgesehen.

    Lady Joan hatte ihn Sir Nicholas genannt.

    Nicholas hatte seine Rede sorgfältig einstudiert, während er mit seinem geliehenen Pferd vom Hafen die lange Strecke in Richtung des New Forest ritt. Die Zeit war mehr als ausreichend gewesen, um die richtigen Worte zu finden.

    Glücklicherweise hatte er sich vorbereitet, denn kaum dass er eingetroffen war, wurde er in die privaten Gemächer des Monarchen geführt und fand sich dem König, der Königin, Prinz Edward und Joan, der Countess of Kent, gegenüber.

    Jetzt hatte er keine Zeit mehr, die Worte noch einmal umzustellen.

    „Nun, Sir Nicholas?", fragte König Edward selbst und sah ihn mit dem scharfen Blick eines Falken an. Die Königin, die neben ihm stand, ergriff die Hand ihres Gemahls.

    Nicholas sah zu Prinz Edward und Lady Joan, denn die Zukunft der beiden stand auf dem Spiel. „Sie werden nicht exkommuniziert für den Verstoß gegen die kirchlichen Ehegesetze."

    Der Papst hätte durchaus das Recht dazu gehabt. Doch Nicholas und nicht zuletzt eine nicht geringe Menge Gold hatten ihre unsterblichen Seelen gerettet. Eine wahre Meisterleistung und mehr als sie verdienten.

    Nur Könige hatten das Privileg, für ein Verhalten belohnt zu werden, für das jeder normale Sterbliche verdammt würde.

    Doch dies war nur das erste der Wunder, die Nicholas in Avignon vollbracht hatte. Und es war nicht einmal das, auf das der Prinz am meisten gespannt war.

    „Aber wir werden heiraten dürfen?, fragte der Prinz, erpicht wie ein Jüngling, der es nicht abwarten konnte, die erste Nacht mit seiner Braut das Bett zu teilen. Dabei taten der Prinz und seine „Braut dies seit Monaten.

    „Ja. In jedem Fall hätte das Paar die päpstliche Erlaubnis zum Heiraten benötigt, da sie sehr eng verwandt waren. Doch durch ihre heimliche Eheschließung hatten sie die Lage nur noch schlimmer gemacht. Danach hatten sie ihre Sünden bei Nicholas abgeladen und von ihm erwartet, das Durcheinander nach ihren Vorstellungen zu entwirren. „Seine Heiligkeit wird über Eure Blutsverwandtschaft hinwegschauen und ebenso Eure heimliche Ehe aufheben. Ihr habt die Erlaubnis, unter kirchlichem Segen zu heiraten.

    Erlaubt zu heiraten und ihr Leben zu teilen. Und den Thron.

    Erleichterung. Die strengen, starren Mienen tauten auf. Augen, Lippen, Schultern, Zungen lockerten sich. Wie schnell, wie bald würde es geschehen dürfen?

    Nicholas erhob die Stimme und fuhr in vorsichtigem Ton fort: „Ebenso, fügte er hinzu, „wünscht Seine Heiligkeit, dass jeder von Euch eine Kapelle errichten lässt und diese reich ausstattet.

    Weder der Prinz noch Lady Joan hielten es für nötig, auf dieses geringfügige Hindernis einzugehen. Stattdessen streckte Prinz Edward seine Hand aus. „Das Schriftstück, befahl er, „gebt es mir!

    „Es wird dem Erzbischof von Canterbury direkt übersandt. Ich gehe davon aus, dass er es um das Sankt Michaelisfest herum erhalten wird. Bis dahin müsst Ihr voneinander getrennt leben."

    Der Prinz und die Dame seines Herzens starrten ihn an, als habe er selbst und nicht der Papst ihnen verboten, das Bett zu teilen. Als ginge es um den Rest ihres Lebens und nicht nur um zwei Monate.

    Nun, das war noch nicht das Schlimmste. „Und es gibt noch etwas", sagte er.

    Wieder wurde es totenstill. Sie schwiegen, denn sie wussten, er hatte eine weitere Nachricht zu überbringen, die nicht so erfreulich sein würde wie die vorige.

    „Was? Natürlich gebührte es dem König als Erster das Wort zu ergreifen. „Was sonst noch?

    „Dem Dokument wird eine persönliche Botschaft beiliegen. Seine Heiligkeit bat mich, Euch über den Wortlaut zu informieren."

    Ein einziger kurzer Blick des Königs genügte, und die wenigen Bediensteten um sie herum zogen sich zurück, sodass Nicholas mit der königlichen Familie allein war.

    „Fahrt fort", forderte der König ihn auf.

    „Bevor sie sich vermählen, begann Nicholas, „wünscht Seine Heiligkeit … Jetzt würde er die Worte verwenden, die er einstudiert hatte. „Dass überprüft wird, ob Lady Joans Ehe mit Lord Salisbury tatsächlich annulliert wurde."

    Der Prinz runzelte die Stirn. „Das liegt Jahre zurück. Das gehört der Vergangenheit an."

    Nicholas warf einen Blick auf Lady Joan und wunderte sich, dass sie ihr leichtes Lächeln unerschütterlich beibehielt. „Und sie wurde in der Tat annulliert, fuhr Edward fort, „als eine vorangegangene, geheime Ehe bestehen blieb.

    „Alle Anwesenden hier im Raum kennen meine Vergangenheit", sagte die Dame.

    Der König und die Königin tauschten Blicke miteinander aus. Jeder in England kannte Lady Joans Vergangenheit. Sie hatte das Eheanliegen des Prinzen nicht leichter gemacht.

    Nicholas knirschte mit den Zähnen. Es gab keinen leichten Weg zu sagen, was ihm aufgetragen worden war. „Lady Joan, Ihr wart einst mit zwei Männern vermählt, einer davon ist noch am Leben. Er bemerkte, wie sich ihre Wangen röteten. „Seine Heiligkeit verlangt, dass eine Untersuchung über Eure Ehe mit Lord Salisbury eingeleitet wird, bevor die Vorbereitungen für Eure Hochzeit mit Prinz Edward fortschreiten.

    „Warum?", fragte der Prinz. Seine Liebe hatte ihn für das Offensichtliche blind gemacht.

    „Um sicher zu gehen, antwortete Nicholas, unfähig den Ärger in seiner Stimme zu unterdrücken, „dass alles seine Ordnung hat.

    Der Prinz trat mit erhobenen Fäusten auf ihn zu. Einen Augenblick lang glaubte Nicholas tatsächlich, der Mann würde ihn für die Botschaft, die er überbracht hatte, bestrafen. „Ihr wagt zu unterstellen …"

    Der König hielt ihn zurück. „Sir Nicholas ist nicht derjenige, der die Nachforschungen verlangt."

    Nicholas atmete auf. Er war verschont geblieben. Er wartete, bis der Prinz die Fäuste gesenkt und die Arme vor dem Körper verschränkt hatte. Erst dann nahm er das Wort wieder auf. „Ich überbringe Euch diese Botschaft vor der offiziellen Mitteilung des Papstes, damit Ihr Zeit habt, Euch vorzubereiten."

    Lady Joans Lächeln blieb strahlend. Ihr Gesicht war so liebreizend, dass niemand auf den Gedanken kam zu fragen, was hinter ihrer stets heiteren Miene steckte. „Damit wir sofort heiraten können,

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