In den Armen des berüchtigten Herzogs
Von Marcella Bell
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Über dieses E-Book
Er ist ein Herzog mit zweifelhaftem Ruf, sie eine treue Angestellte an königlichem Hofe. Die pflichtbewusste Jenna weiß, dass sie sich von dem gefährlich attraktiven Sebastian Redcliff besser fernhalten sollte. Bis sie dem berüchtigten Playboy bei einer royalen Galaveranstaltung gegenübersteht und von seinen Verführungskünsten völlig überwältigt wird. Nur ein einziges Mal will sie unvernünftig sein und sich als begehrenswerte Frau fühlen … Aber mehr als eine Nacht der Hingabe darf es niemals geben, oder?
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Buchvorschau
In den Armen des berüchtigten Herzogs - Marcella Bell
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2021 by Marcella Bell
Originaltitel: „Pregnant After One Forbidden Night"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2557 08/2022
Übersetzung: Kara Wiendieck
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751509879
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Zum ersten Mal in seinem Leben schenkte Sebastian Redcliff einem anderen Menschen einen zweiten Blick.
Und dann konnte er nicht mehr wegschauen.
Sie trug die dunkelblaue Uniform der königlichen Garde.
Mehrere Schichten robuster Stoffe, versehen mit einer Vielzahl an Taschen für nützliche Gegenstände, verbargen ihre weibliche Figur. Die schwarzen Haare trug sie in einem einfachen strengen Zopf, der bis über ihren Rücken reichte.
Braune Augen, den Blick in die Ferne gerichtet, Stupsnase. Ihre breiten Lippen schimmerten in einem dunklen Rosa.
Wären da nicht ihre unglaublich markanten Augenbrauen gewesen, die sie an die Spitze der international erfolgreichen Modelriege katapultiert hätten, wäre ihm an ihrem Aussehen nichts Außergewöhnliches aufgefallen.
Aber es war nicht ihre äußere Erscheinung, die ihn ganz untypisch innehalten ließ.
Als Chef des Geheimdienstes des Inselstaates Cyrano interessierten ihn Äußerlichkeiten nicht.
Er war gesegnet – oder verflucht – mit der überdurchschnittlichen Begabung, hinter die Oberfläche von Dingen zu blicken. Und als er nun sah, was hinter der Fassade dieser Frau lag, war er gefesselt.
Sebastian Redcliff schaute in ein blendendes Prisma aus Licht.
Noch nie war er einem Menschen – weder Mann noch Frau oder Kind – begegnet, der so viel Glück ausstrahlte wie sie.
Die unglaubliche Menge positiver Energie weckte in Sebastian den nahezu unwiderstehlichen Wunsch, in dieses Licht einzutauchen.
Am Himmel zeigte sich keine Wolke, die Schwerkraft hielt das Universum zusammen, und er musste die einzige Sache ignorieren, die ihn jemals von der Erfüllung seiner Pflichten abgelenkt hatte.
Seine Anwesenheit bei der Veranstaltung heute Abend hatte geschäftliche Gründe – eine Gelegenheit, sich quasi im Verborgenen mit dem König zu besprechen.
In einem Licht, wie es diese Frau umgab, konnte man sich jedoch nicht verstecken.
Wenn Sebastian in seinem bisherigen Leben eines gelernt hatte, dann, dass die meisten Dinge nur aus der Ferne gut aussahen.
Ein Blick hinter die Fassade reichte normalerweise aus, um das Leuchten zu schwächen.
Nur unverbesserliche Narren fixierten sich selbst dann noch unbelehrbar auf das Objekt ihrer Begierde, nachdem sie an der Oberfläche gekratzt hatten – und er mochte vieles sein, aber er war kein Narr.
Nichts, so seine Erkenntnis, ließ das Interesse an einer anderen Person wirksamer erlöschen, als mit ihr Sex zu haben.
Denn intimes Wissen ließ jede Illusion schnell verpuffen.
Und was auch immer er sonst noch über die Frau in der blauen Uniform wusste oder dachte – was überraschend viel war, weil die Überprüfung der königlichen Garde zu seinen zahlreichen Pflichten gehörte –, er war sich sicher, dass sie einfach nur ein mit Fehlern behafteter Mensch war – genau wie alle anderen auch.
Das durfte er nicht vergessen. Es war seine Aufgabe, selbst undurchschaubar und unergründlich und allen anderen immer einen Schritt voraus zu sein.
Im Augenblick jedoch war er das genaue Gegenteil von undurchschaubar.
Während er sie beobachtete, überkam ihn das seltsame Gefühl, dass er sich wie ein Vampir im Sonnenlicht auflösen würde, wenn sie ihn direkt anschaute.
Sobald sie ihre Aufmerksamkeit auf ihn richtete, gab es für ihnen keinen Ort mehr, an dem er sich verstecken konnte.
Ihr Name lautete Jenna Noelle Moustafa – sie entstammte einer der besten Familien Cyranos und war ein engagiertes Mitglied einer kleinen, sehr religiösen Gemeinschaft.
Bislang kannte Sebastian nur ihre Akte, persönlich getroffen hatten sie einander nie.
Das, beschloss er nun, würde sich innerhalb der nächsten Stunde ändern. Jenna, wie er sie in Gedanken ab jetzt nannte, bewachte die Königin von Cyrano allein, da ihre übliche Partnerin Helene d’Tierrza als Gastgeberin dieser Gala fungierte.
Während Helene außer Dienst war, unterstützte das gesamte Sicherheitsteam des Königs Jenna bei ihrer Aufgabe. Aber selbst von der anderen Seite des Balkons aus, auf dem Sebastian stand, konnte er sehen, dass Jenna ihren Auftrag hervorragend im Griff hatte.
Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt der Monarchin, die sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Verantwortung im Auge behielt – Gefühle, die weit über das hinausgingen, was für ihre Position üblich war … fast schien es, als würde sie eine Schwester bewachen.
Das zeigte sich nicht nur in ihrem Blick, sondern auch an ihrer Körperhaltung: immer zur Verteidigung oder zum Angriff bereit oder sogar dazu, sich zu opfern, was auch immer die Situation erforderte.
Sie bewachte nicht ihre Königin. Sie beschützte ihre Freundin.
Fast meinte er, ihre Hingabe und ihr Engagement von der anderen Seite des überfüllten Balkons mit den Händen greifen zu können.
Zu beobachten reichte ihm nicht.
Er wollte alles.
Er wollte jedes Quäntchen Aufmerksamkeit, das sie der Königin schenkte. Sie sollte sich ganz auf ihn konzentrieren.
Gerade nahm Königin Mina eine kleine Vorspeise von einem Bediensteten entgegen, als Jenna leise etwas zu ihr sagte. Die Königin antwortete, indem sie ihren wunderbaren Lockenkopf schüttelte und in dieses laute und offene Lachen ausbrach, für das sie berühmt war.
König Zayn hätte sich selbst keine bessere Gemahlin aussuchen können – was er tatsächlich nicht getan hatte. Zu seiner Überraschung hatte er im Alter von sechsunddreißig Jahren erfahren müssen, dass sein Vater, der verstorbene König Alden, ihn mit einer Bürgerlichen verlobt hatte – der Tochter des Mannes, der Zayn und seiner Mutter, noch vor dessen Geburt, das Leben gerettet hatte.
Königin Mina eignete sich perfekt für die Rolle – schön und unglaublich intelligent. Für Sebastians Zwecke jedoch war es im Moment wichtiger, dass sie vor allem eine zuverlässige Ablenkung für den König darstellte.
Er wandte sich König Zayn zu und sagte: „Königin Mina sieht heute Nachmittag ganz reizend aus."
Und das stimmte.
Mit ihrer Aura aus Frische und Intelligenz stach sie aus dem Meer von verbrauchtem Reichtum heraus. Der Blick des Königs aus violetten Augen wanderte in ihre Richtung, bevor er hungrig auf ihr verweilte.
Es war offensichtlich, wie gerne er in ihrer Nähe sein wollte.
Sebastian lächelte. Das war alles zu einfach.
Die Menschen begingen oft den Fehler zu glauben, dass sein Geschäft im Verbreiten von Lügen bestand. In Wirklichkeit betrieb man Spionage mit den Waffen der Wahrheit: Es ging allein darum, wer sie besaß, wer sie geheim halten wollte und was er bereit war zu tun, damit es so blieb.
Lügen flogen immer auf und fielen beim kleinsten Druck in sich zusammen.
Die Wahrheit brachte erwachsene Männer zum Weinen und ließ sie nach ihren Müttern schreien.
Die Wahrheit war es, die den König jetzt dazu brachte, seine Aufmerksamkeit auf seine geliebte Frau zu richten.
„In der Tat, sie sieht bezaubernd aus … und als bräuchte sie eine Pause. Sie ist heute Nachmittag sehr gefragt."
Wieder lächelte Sebastian. Für die Augen der Öffentlichkeit sah es aus, als hätten er und der König einen kleinen Scherz geteilt. Aber wie so oft irrte die Öffentlichkeit.
Als König Zayn sich auf den Weg zu seiner Königin machte, lächelte Sebastian unbeirrt weiter, während die Wachen des Königs ihrem Herrscher mit diskretem Abstand folgten – genau wie Sebastian es gewollt hatte. Die Dinge liefen nach Plan.
Er liebte es, wenn die Dinge nach Plan liefen.
Jetzt brauchte er nur noch Jenna zu verführen, dann wäre alles wieder so normal wie vorher. Einmal würde genügen. Dann konnte er sie vergessen.
Sie hingegen würde die Erinnerung an ihn für immer in Ehren halten, schließlich besaß er gewisse Ansprüche.
Danach würde er sich nicht mehr so fühlen, als wäre er der ganzen Welt ausgeliefert und als reiche ihre bloße Existenz, um all seine Schutzschilde wegzureißen.
Er würde wieder Cyranos berüchtigter Playboy sein, der Ehen zerstörte und Herzen ins Unglück stürzte.
Jeder Spion brauchte eine Tarnung – bei ihm war es seine Familiengeschichte. Die Untreue und Wildheit seiner Mutter waren allgemein bekannt, weshalb seine Legende als herzloser Casanova ihm einfach perfekt auf den Leib geschneidert schien. Von seiner überragenden Intelligenz wussten die wenigsten.
Tarnungen funktionierten am besten, wenn sie die Erwartungen der Menschen erfüllten … und in dieser Hinsicht hatten sich die Redcliffs einen entsprechenden Ruf erworben.
In den Augen der Gesellschaft war er all das, was Jenna nicht war: ihr genaues Gegenteil.
Sie gehörte der königlichen Garde an, erfüllte ihre Pflicht mit ganzem Herzen und trug ihre Uniform mit Stolz. Als Angehörige der Prieuré war sie ihrer Religion treu ergeben, was sich vor allem darin zeigte, dass sie in ihrem Arbeitsvertrag hatte festschreiben lassen, am wöchentlichen Ruhetag ihrer Gemeinschaft sowie an deren wichtigen Feiertagen frei zu haben. Die Prieuré war eine familienorientierte, recht konservative religiöse Minderheit in Cyrano. Sie war dafür bekannt, die Jugend zur Keuschheit vor der Ehe zu ermutigen und auf viele moderne Vergnügungen zu verzichten, die Männer wie Sebastian in vollen Zügen genossen und auslebten.
Bislang hatte ihm keine Frau widerstehen können. Die ernste königliche Wache würde da keine Ausnahme sein.
Falls sie die Wonnen, die er ihr anbot, doch ablehnte, wusste er, wie er sich erhobenen Hauptes zurückziehen würde. Allerdings war er zuversichtlich, dass sie nichts dergleichen tun würde.
Tatsächlich beflügelte ihn die Leichtigkeit, mit der er sein Ziel zu erreichen glaubte, nur noch mehr, seinen Verführungsplan schnellstmöglich in Angriff zu nehmen.
Wie eine Motte vom Licht fühlte er sich von dem Glanz, den sie ausstrahlte, angezogen. Es war, als würde sie ihn aus den Schatten herauslocken und die Dunkelheit zerstören, in der er sich bewegte.
Unterdessen war der König bei den beiden Frauen angekommen. Ein wenig widerwillig machte Jenna ihm Platz. Ihr Stirnrunzeln und die geschürzten Lippen verrieten ihm, dass sie es nicht mochte, von ihrem Schützling getrennt zu werden – nicht einmal vom König selbst.
Bemerkenswert.
Alles entwickelte sich so, wie Sebastian es geplant hatte.
Nach einem Vorfall mit dem Sohn der Kanzlerin von Farden war es zu einem gängigen Witz geworden, dass die Königin keine Leibgarde brauchte, wenn ihr Mann in der Nähe war.
Wie alle Witze war auch dieser lustig, weil er wahr war.
Genau darauf verließ Sebastian sich jetzt.
Denn trotz aller Freizügigkeiten, die er nach außen hin an den Tag legte, war Sebastian äußerst gewissenhaft, wenn es um seine Arbeit ging.
Er hatte geschworen, die Nation und ihren Monarchen zu beschützen. Persönliche Ablenkungen durften diesen Schwur nicht gefährden, schon gar nicht etwas so Oberflächliches wie körperliche Anziehung – selbst wenn er sie noch nie so stark empfunden hatte.
Sebastian wartete, bis sich der König zur Königin herabbeugte, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, woraufhin eine reizende Röte auf ihren Wangen erschien und sie knapp nickte. Dann wartete er noch ein bisschen, bis der König seine Gemahlin durch die Gästeschar vom Balkon führte.
Erst jetzt machte er sich auf den Weg in Richtung Jenna und hoffte, dass das triumphierende Funkeln in seinen Augen nicht allzu offensichtlich war. Er positionierte sich so, dass er ihr den Weg ins Innere des Schlosses versperrte, als sie Königin Mina mit diskretem Abstand folgen wollte. Er richtete es so ein, dass sie im Gehen mit ihm zusammenstoßen musste.
„Verzeihung, Euer Gnaden." Steif und formell kamen ihr die Worte automatisch über ihre Lippen, während sie eine leichte Verbeugung andeutete, den Blick auf den Boden gerichtet. Sie hatte ihm nicht in die Augen geschaut. Und obwohl er damit gerechnet hatte, irritierte es ihn nun.
Er wollte ihre Augen sehen.
„Ja, nun, wenn Sie darauf geachtet hätten, wohin