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Julia Saison Band 13
Julia Saison Band 13
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eBook544 Seiten7 Stunden

Julia Saison Band 13

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Über dieses E-Book

LIEBESHEIRAT AUSGESCHLOSSEN? von MARSH, NICOLA
Solo zur Hochzeit der Freundin? Nein, Eve bucht sich lieber einen Mann auf Zeit! Neugierig durchsucht sie das Internet, als sie auf ein Foto ihres Jugendschwarms Bryce Gibson stößt. Umwerfend attraktiv lächelt er sie an, offenbar zu allen Schandtaten bereit …

SAG JA ZUM PARADIES von MACKENZIE, MYRNA
Als Parker ins Spielerparadies Las Vegas reist, um sein Erbe anzutreten, ist er erst mal ratlos: Was soll ein überzeugter Junggeselle wie er mit einer Hochzeitskapelle? Doch Daisy Lockett, die hübsche Betreiberin, zeigt es ihm: unerwartet und sehr romantisch …

DIE SCHÖNE MIT DEM BRAUTSCHLEIER von HILL, TERESA
Ash glaubt zu träumen - doch die Frau gibt es wirklich! Nur mit einem langen, wehenden Brautschleier bekleidet, ist sie soeben direkt vor ihm über den Rasen gelaufen! Wer ist die Schöne, die am hellichten Tag so geheimnisvoll seine Aufmerksamkeit erregt?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum3. Mai 2013
ISBN9783954466047
Julia Saison Band 13
Autor

Nicola Marsh

USA-Today-Bestsellerautorin Nicola Marsh hat weltweit mehr als sieben Millionen Romane verkauft und diverse Preise wie den Romantic Times Reviewer’s Choice Award gewonnen. Für Erwachsene schreibt sie aufregende Liebesromane, für Jugendliche spannende Geistergeschichten. In ihrer Freizeit liebt die frühere Physiotherapeutin gutes Essen, sich um ihre kleinen Helden zu kümmern und es sich mit einem guten Buch gemütlich zu machen.

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    Buchvorschau

    Julia Saison Band 13 - Nicola Marsh

    Nicola Marsh, Myrna Mackenzie, Teresa Hill

    JULIA SAISON BAND 13

    IMPRESSUM

    JULIA SAISON erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

    © 2010 by Nicola Marsh

    Originaltitel: „Three Times a Bridesmaid"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Dr. Gesine Kiewitz

    © 2012 by Myrna Topol

    Originaltitel: „Inherited: Expectant Cinderella"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    in der Reihe: ROMANCE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Susanne Albrecht

    © 2012 by Teresa Hill

    Originaltitel: „Matchmaking by Moonlight"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: SPECIAL EDITION

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Katharina Illmer

    Fotos: Harlequin Books S.A.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA SAISON

    Band 13 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

    Veröffentlicht im ePub Format in 04/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 978-3-95446-604-7

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY, STURM DER LIEBE

    www.cora.de

    NICOLA MARSH

    Liebesheirat ausgeschlossen?

    Ist das wahrhaftig Eve, die in der Nobelbar auf ihn zuschwebt – diese langbeinige Göttin? Bewundernd mustert Werbemanager Bryce seine Ex-Mitschülerin. Und träumt bereits von einer heißen Affäre mit der neuen, sexy Eve. Bis sie ihm kurz darauf einen ernüchternden Vorschlag macht: Er soll einen Monat ihr Date spielen. Aber wirklich nur spielen …

    MYRNA MACKENZIE

    Sag Ja zum Paradies

    Mitten in einer Hochzeitsfeier mit Elvis-Imitator trifft Daisy auf einen auffallend elegant gekleideten Fremden. Ob er ein Freund des Brautpaares ist? Auf jeden Fall ist er ein faszinierender Mann. Einer zum Verlieben. So schwärmt sie – und muss erfahren, dass er der Erbe ihrer kleinen Heiratskapelle ist, die er abreißen will …

    TERESA HILL

    Die Schöne mit dem Brautschleier

    Lilah ist empört: Erst wird ihr Richter Thomas Ashford als perfekter Mann für ihre Werbeaktion angepriesen – und dann missbilligt er die wunderschönen Fotos mit dem Brautschleier, bloß weil das Model nackt ist! Unglaublich. Wie kann die feurige Lebensberaterin den offenbar verklemmten Gesetzeshüter nur aus der Reserve locken?

    Liebesheirat ausgeschlossen?

    1. KAPITEL

    Traummänner – leicht zu finden sind sie nicht. Eve Pemberton wusste ein Lied davon zu singen. Was hatte sie nicht schon alles versucht …!

    Sie seufzte resigniert und versetzte der absurd teuren goldverzierten Hochzeitseinladung auf ihrem Schreibtisch einen kleinen Stoß.

    Doch das Ding bewegte sich nicht. Die pastellfarbene Karte thronte vor ihr mit einer Hartnäckigkeit, die sie zu verhöhnen schien.

    Eve wusste, was sie zu tun hatte.

    Aber sie hatte keine Lust dazu.

    Sie atmete tief durch, schob die Einladung beiseite und öffnete ihren Laptop. Ein guter Zeitpunkt, weiter nach ihrem Traum-Date zu suchen.

    „Rein geschäftlich", murmelte sie und überflog eine Reihe von Internet-Suchmaschinen, bis sie fand, wonach sie gesucht hatte.

    Na, das kann ja nichts werden.

    Sie schaute kurz auf den von kitschigen roten Herzen übersäten Bildschirm und drückte energisch auf die Eingabetaste – in der Hoffnung, das Ganze möglichst schnell hinter sich zu bringen. Ihre heutige To-do-Liste schien endlos: Angefangen mit der Jagd auf störrische Subunternehmer des Tennisturniers Australian Open, musste sie auch noch die Saison-Eröffnungsveranstaltung des Australischen Fußballverbands AFL im Stadion von Melbourne organisieren.

    Sie liebte ihre Arbeit – sie managte Veranstaltungen – und hätte sich jetzt viel lieber die Fußballer des Australian Football angeschaut, als im Internet ihr Traum-Rendezvous zu finden. Aber sie musste es tun.

    Sie hatte keine Wahl.

    Als das erste Profil auf dem Bildschirm erschien, entspannte sie sich etwas. Nicht schlecht. Sympathisches Gesicht, sympathisches Lächeln, einfach … sympathisch. Dumm nur, dass ihr „sympathisch nicht genügte. „Gnadenlos gut aussehend war das, was sie suchte.

    Ihre Finger klapperten über die Tastatur, während sie sich fünfundzwanzig Männer von Nahem betrachtete. Bald jedoch begann ihre Hoffnung zu schwinden. Kein „Wow-Effekt", nicht ein einziger Kerl, der die Brautjungfern – ihre Freundinnen Linda, Carol und Mattie – nachhaltig beeindrucken würde. Jahrelang war sie auf den Hochzeiten ihrer Freunde allein erschienen, davon hatte sie jetzt endgültig genug. Auf jeder Hochzeit die einzige ungebundene Brautjungfer zu sein, stürzte sie regelmäßig in ein Gefühlschaos, und damit war jetzt Schluss.

    Auch wenn ihre Freundinnen nie etwas sagten, ihre mitleidigen Blicke und ihre fieberhafte Suche nach einer für Eve passenden Begleitung unter den Hochzeitsgästen sprachen Bände. Schlimmer noch war das gelegentliche „ganz zufällige" Vorstellen eines plötzlich aufgetauchten Großcousins …

    Ebenso gut könnte sie sich für den ganzen Hochzeitsrummel die Worte „Verzweifelt auf der Suche" auf die Stirn tätowieren lassen.

    Aber dieses Mal war es anders. Mattie, die letzte ihrer Freundinnen, die sich anschickte, in den Hafen der Ehe einzulaufen, war überaus sensibel. Eve würde es sich ewig vorwerfen, wenn sie diesen besonderen Tag ihrer Freundin ruinierte, indem sie, wenn auch ungewollt, allein erschien.

    Nur noch eine Hochzeit überstehen, eine letzte Anprobe des Brautkleids … Dieser Gedanke gab ihr neuen Schwung, und frisch gestärkt setzte sie ihre Suche fort. Als dann jedoch das fünfzigste nichtssagende Profil vor ihr auftauchte, war sie kurz davor aufzugeben.

    Diese Typen hörten sich alle gleich an mit ihrem Wunsch nach einer „ausbaufähigen" Freundschaft und ihrer Vorliebe für Strandspaziergänge und gemütliche Abendessen bei dem obligatorischen Glas guten Weins.

    Sie suchte weder Freundschaften noch Beziehungen oder Ähnliches, nein danke! Sie war eine viel beschäftigte Geschäftsfrau auf der Suche nach einem Date – nicht mehr und nicht weniger. Da sie bei ihrer Arbeit ständig das Internet nutzte, sollte es doch ein Leichtes sein, hierüber ein Date zu finden, oder etwa nicht?

    Ihre fünf vorangegangenen Rendezvous waren allesamt unerträglich langweilig gewesen. Nicht ein einziger Lichtblick am ganzen erbärmlichen Date-Horizont.

    Dies war ihr letzter Versuch – mit der einzigen Partnervermittlung im Internet, die sie noch nicht kannte. Und im Moment waren ihre Erfolgsaussichten nicht gerade rosig.

    Frustriert stieß sie sich vom Schreibtisch zurück, als plötzlich ein unscharfes Foto auf dem Monitor ihre Aufmerksamkeit erregte.

    Sie klickte auf das Symbol. Ihr Atem ging schneller, als die Hälfte des Bildschirms ausgefüllt wurde mit strahlend blauen Augen, einem charismatischen Lächeln und einem kecken Grübchen, das dem ausdrucksvollen Gesicht jungenhaften Charme verlieh.

    Sie hatte gnadenlos gut aussehend gesucht.

    Und gefunden.

    Es gab nur ein Problem: Bryce Gibson wusste genau, wie sexy er war. Schlimmer noch, er wusste, wie er auf Eve wirkte.

    Bewusst ignorierte sie das wohlbekannte charmante Grübchen und überflog den Artikel.

    „‚Frisch abgeworbener erfolgreicher Werbemanager kommt von Sydney nach Melbourne … möchte sich beweisen … nicht kleckern, sondern klotzen …‘, blablabla …", murmelte sie vor sich hin, während ihr Blick zu seinem Foto zurückkehrte.

    Nein, Bryce Gibson hatte sich kein bisschen verändert. Immer noch zu selbstbewusst, zu charismatisch, einfach zu … alles.

    Sie hatte damals vorgetäuscht, gegen seinen umwerfenden Charme immun zu sein. Bis zu Tonys einundzwanzigstem Geburtstag – die Nacht, die alles verändert hatte.

    Sie dachte an die Coming of Age Party ihres Bruders zurück – an die Nacht, in der auch sie erwachsen geworden war.

    Diese Nacht hatte Eve zu dem gemacht, was sie heute war – mit neuem Aussehen, neuem Selbstbewusstsein und neuer Persönlichkeit.

    Eigentlich sollte sie Bryce dankbar sein für sein Flirten und seine Neckereien. Zumindest sollte sie ihn wegen dem, was danach geschehen war, endgültig vergessen.

    Wie auch immer, sie würde einiges dafür geben, dass dieser Aufschneider sie jetzt so sehen könnte …

    Eve setzte sich aufrecht hin und zog ihre Hand hastig von der Maus weg.

    Oh nein.

    Keine gute Idee. Sogar eine sehr schlechte Idee.

    Du brauchst ein Date. Ein Date mit dem sexiesten Mann der Welt.

    Schon klar, aber wir sprechen hier von Bryce „Mr Supercool" Gibson. Erinnerst du dich? Der Kerl, der seinen legendären Charme spielen ließ, bis mir die Schamesröte ins Gesicht stieg? Der ganz verrückt nach mir war, bis er mich endlich herumgekriegt hatte – und der mich dann eiskalt hat abblitzen lassen?

    Das ist Vergangenheit. Heute könntest du ihm zeigen, wie weit du es gebracht hast. Wo ist dein Stolz geblieben?

    Aber er wird denken, dass ich ihn sehen möchte, weil ich verzweifelt bin. Oder schlimmer noch, dass er mir noch immer gefällt. Im Übrigen habe ich diese Dating-Agentur nur aus beruflichem Interesse gewählt. Ohne Hintergedanken …

    Dann mach Bryce doch einfach zu deinem Geschäftsinteresse …

    Eve mahnte ihre innere Stimme zur Ruhe, schüttelte den Kopf und heftete ihren Blick auf Bryces Foto.

    Er war genau ihr Typ: attraktiv, charmant, erfolgreich. Ein Mann, nach dem sich Frauen umdrehen. Mit ihm könnte sie ihren Freunden endlich beweisen, dass sie einen solchen Mann bekommen könnte – es aber aus Karrieregründen gar nicht wollte.

    Eve trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. Sie wusste, sie hatte keine Wahl. Die Männer, die sie bis jetzt getroffen hatte, waren indiskutabel – während ihr perfektes Date ihr gerade vom Bildschirm aus in die Augen schaute.

    Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, als sie nach dem Telefon griff. Und sofort zog sie ihre Finger wieder zurück.

    Sie konnte es einfach nicht.

    Wie weit sie es auch gebracht hatte – sie konnte ihn nicht einfach anrufen und um ein Rendezvous bitten.

    Es war zum Verrücktwerden.

    Und je länger sie in seinen tiefblauen Augen versank und in der Erinnerung an seine sinnlichen Lippen schwelgte, umso mehr glaubte sie an Vorhersehung.

    Sie hatten in jener unglaublichen Nacht etwas miteinander geteilt, das Eve in ihren kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten hätte. Und auch ohne Happy End gab ihr doch allein die Erinnerung daran einen guten Schuss Selbstbewusstsein.

    Zu gerne würde sie ihm zeigen, wie weit sie es gebracht hatte … „Tja, Gibson, sieh nur, was dir entgangen ist."

    Aber es steckte mehr dahinter, und genau das war ihr Dilemma. Es wäre naiv zu glauben, sie sei nach acht Jahren immun gegen seinen Charme. Frauen wie sie kamen nie ganz über Männer wie ihn hinweg.

    Sie trug Designerkleider, modische Frisuren und Killer-Highheels, organisierte souverän Veranstaltungen und hatte schon Buchungen für das kommende Jahr. Doch ein Gedanke verunsicherte sie zutiefst: Dass Bryce ihr, wie am Ende jener besagten Nacht, zuerst sehr nahe kommen, sich dann aber aus dem Staub machen könnte.

    Regeln – sie brauchte Regeln. Klare Regeln, die deutlich machten: Leg dich bloß nicht mit mir an. Regeln, die ihr immer wieder wie eine schallende Ohrfeige bewusst machten, was er im Grunde genommen war: ein Lückenbüßer bei Hochzeitsfeiern.

    Mit ihren sorgfältig manikürten Fingernägeln trommelte sie nachdenklich auf einem Stapel Dokumente herum. Eve fragte sich, ob es klug sei, aus dem Blauen heraus einen Mann anzurufen, der ihr einst sehr gefallen hatte, und ihn zu bitten, sie eine Zeit lang zu treffen.

    Klug? Eher komplett irrsinnig. Aber als ihr Blick auf die sauber geordneten Unterlagen fiel und dann erneut zu Bryces Foto wanderte, wusste sie, dass sie es schaffen würde.

    Als erfolgreiche Geschäftsfrau war sie daran gewöhnt, Prozesse und Arbeitsvorgänge x-mal durchzugehen. Und genau so würde der nächste Monat verlaufen. Es wäre nichts anderes als ein Prozess, um das zu bekommen, was sie wollte: Ansehen bei ihren Freunden und eine entspannte Hochzeit für Mattie.

    Das würde sie ja wohl hinbekommen.

    Den Bauch voller Schmetterlinge konzentrierte sie sich auf die Hochzeitseinladung, die sie spöttisch anzugrinsen schien. Ihre Hand zitterte, als sie zum Telefon griff.

    Jetzt oder nie würde es sich zeigen: Ist Überflieger Bryce mit seinen hypnotisierenden Augen und dem faszinierenden Lächeln mit von der Partie?

    „Tolle Aussicht, was?"

    Bryce drehte sich vom Bürofenster weg und wandte sich seinem Kollegen Davin zu. Die Skyline von Melbourne war zwar großartig, aber doch sehr viel weniger glamourös als die unbezahlbare Aussicht auf den Hafen von Sydney, die er aufgegeben hatte, um in der Ballyhoo Werbeagentur neue Aufgaben zu übernehmen.

    Kein Problem. Er konnte auf die Aussicht verzichten, wenn er sich die Fülle der Möglichkeiten vor Augen hielt, die sich vor ihm aufgetan hatte. Ballyhoo war ein großer Name in der Werbewelt, ein wahrhaft großer Name, und er konnte es kaum abwarten, die neue Herausforderung anzunehmen.

    „Nicht schlecht. Aber ich werde wohl wenig Zeit finden, aus dem Fenster zu schauen – bei der ganzen Arbeit, die mich erwartet."

    Bryce zeigte auf einen Stapel Handbücher, den jemand von der Personalabteilung auf seinen Schreibtisch gelegt hatte. Im Geiste machte er sich eine Notiz, sie möglichst schnell durchzugehen. Er brauchte eine Starthilfe, musste den anderen einen Schritt voraus sein.

    „Hast du dich schon mit Sol getroffen?"

    Bryce schüttelte den Kopf und ließ sich in seinen ledernen Vorstandssessel sinken. „Er ist heute in Auckland, er will sich melden, wenn er zurück ist."

    „Gut."

    Davin stützte sich auf den Schreibtisch und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder.

    „Ist noch was?"

    Sein Unbehagen nahm zu, als Davin begann, mit dem Stifthalter zu spielen und es dabei vermied, Bryce in die Augen zu sehen.

    „Dir ist bewusst, dass wir die Top-Agentur in Melbourne sind, oder?"

    Aber sicher wusste er das. Solomon Perlman, der Geschäftsführer von Ballyhoo, hatte lang und breit die Vorzüge der Agentur beschrieben, als er Bryce abgeworben hatte. Bryce war beeindruckt gewesen von der Unternehmensphilosophie, überwältigt von der Aussicht auf neue Herausforderungen, und Sol hatte sein Angebot mit einem Gehaltsvorschlag unterstrichen, der den Premierminister neidisch gemacht hätte.

    Für ein so großes Unternehmen wie Ballyhoo zu arbeiten, war der definitive Karrierekick. Darauf hatte er in den letzten Jahren hingearbeitet. Und er verdiente es – nach allem, was er investiert hatte.

    „Klar, Sol hat es ein paar Mal erwähnt. Worauf willst du hinaus?"

    David wand sich leicht, während sein Gesichtsausdruck zwischen hinterhältig und schmeichlerisch wechselte. Sofort begannen Bryces Alarmglocken zu läuten.

    „Wir sind die Nr. 1, weil Sol nur die besten Verträge akzeptiert. Darunter duldet er nichts."

    „Das ist mir nicht neu."

    „Es geht das Gerücht um, dass du den Laden aufmischen sollst. Sol kennt deine Kunden aus Sydney. Er will hier dieselben Resultate sehen – und zwar pronto."

    „Man braucht Monate, um in dieser Branche Kontakte aufzubauen. Sol weiß das."

    „Ich sage dir nur, wie es hier läuft. Sol erwartet Resultate, und Geduld ist nicht seine Stärke."

    „Und warum erzählst du mir das?"

    Der gierige Glanz in Davins verschlagenen Knopfaugen verriet Bryce sehr genau, warum sich sein neuer Kollege so kumpelhaft gab.

    „Wir spielen doch jetzt im selben Team."

    Mit anderen Worten: Bei lukrativen Geschäften würde sich Davin an Bryces Erfolg dranhängen. Bryce kannte diese Sorte Mitläufer aus Sydney, sie warteten nur darauf, im Windschatten eines Anführers mitzusegeln.

    „Wo wir gerade vom Team sprechen, ein paar von uns gehen heute Abend einen trinken. Lust mitzukommen?"

    Das Letzte, wonach Bryce jetzt der Sinn stand, war die Gesellschaft von Typen wie Davin. Aber er musste seine Kollegen näher kennenlernen und ein Gespür dafür bekommen, wie die Dinge hier liefen. Und der beste Weg dorthin führte eben über ein gemeinsames Bier.

    „Gerne."

    „Wir gehen normalerweise gegen sechs zum ‚Elephant and Wheelbarrow‘ um die Ecke."

    „Kein Problem."

    „Bis später dann." Davin hob die Hand, als er aus dem Büro schlenderte, ein selbstgefälliges Grinsen im Gesicht.

    Bryce hätte Davins Worte gerne als dummes Geschwätz abgetan. Aber es gelang ihm nicht. Ballyhoo war der Fixstern am Agenturhimmel, und er war frischgebackenes Vorstandsmitglied. Sol erwartete Resultate, und zwar schnell.

    Was würde passieren, wenn Bryce seine Erwartungen enttäuschte?

    Zweifel begannen sich anzuschleichen und ihn und sein hart erarbeitetes Selbstbewusstsein langsam zu lähmen.

    Niederlagen waren noch nie seine Stärke gewesen.

    Er drehte sich auf seinem Stuhl und starrte aus dem Fenster. Bryce spürte, wie sich ein tiefes Unbehagen in ihm breitmachte. Er hasste diese Zweifel, die er zwar seit vielen Jahren mit jedem erfolgreichen Geschäftsabschluss neu besiegte, die er aber offensichtlich nicht vollends bezwingen konnte.

    Das Telefon klingelte. Bryce griff danach, sichtlich verärgert, dass er seine alten Dämonen nicht im Griff hatte, wo er doch gerade heute einen riesigen Schritt auf der Karriereleiter erklimmen wollte.

    „Gibson."

    „Hallo Bryce, hier ist Eve Pemberton, die Schwester von Tony."

    Er begriff sofort. Er wusste, wer Eve Pemberton war. Aber was war mit ihrer Stimme geschehen? Als Teenager hatte sie nie so sanft geklungen. Andererseits war sie damals auch sehr wortkarg gewesen. Bis zu jener Nacht, die er gerne aus seiner Erinnerung gestrichen hätte.

    „Hallo Eve, wie geht’s? Schon lange nichts mehr von dir gehört."

    „Mir geht es gut, danke."

    Sie machte eine Pause, die ihn sofort neugierig werden ließ. Was wollte die sanftmütige Eve von ihm, nach allem, was zwischen ihnen passiert war?

    Als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, fuhr sie fort: „Ich möchte dir ein geschäftliches Angebot machen. Können wir nach der Arbeit etwas zusammen trinken gehen?"

    „Eigentlich bin ich sehr beschäftigt …"

    Die Worte erstarben ihm auf den Lippen, als er ein leises Seufzen am anderen Ende der Leitung vernahm. Wüsste er es nicht besser, hätte er dabei Enttäuschung herausgehört. Aber warum? Abgesehen von Tony, den er seit dessen Umzug nach New York vor acht Jahren nicht mehr gesehen hatte, gab es keine Gemeinsamkeit zwischen ihnen.

    „Streberin" wurde sie damals hinter ihrem Rücken von den Kindern genannt. Genau deshalb hatte er sie angesprochen. Er kannte das Gefühl, Außenseiter zu sein, auch wenn er sein Möglichstes getan hatte, es zu verbergen.

    „Dann vielleicht morgen?"

    War zuvor das enttäuschte Seufzen kaum wahrnehmbar gewesen, lag nun hörbare Verzweiflung in ihrer wohlklingenden Stimme.

    Die kühle, unnahbare Eve Pemberton verzweifelt? Unmöglich.

    „Soso … ein geschäftliches Angebot also?"

    Er senkte verführerisch die Stimme, als ginge er auf einen zweideutigen Vorschlag ein, und hätte beinahe laut aufgelacht, als sie tief Luft holte.

    Eve war keine Frau zum Flirten. Er hatte es einmal versucht – mit bescheidenem Erfolg.

    „Du bist neu in Melbourne. Du solltest mich in deinem eigenen Interesse treffen."

    Er wollte gerade eine Ausrede finden, als sie ihm zuraunte: „Und du wirst nicht enttäuscht werden."

    Bryce sprang so schnell vom Stuhl hoch, dass er sich sein Knie am Vorsprung des Schreibtischs anstieß. Leise fluchend starrte er auf das Telefon, als ob Eve ihn aus dem Hörer heraus ins Ohr gezwickt hätte.

    Das war nicht die Eve, die er kannte. In ihrer weichen gehauchten Stimme lag ein geheimes Versprechen – wie in der Nacht von Tonys einundzwanzigstem Geburtstag, jener Nacht, die so vielversprechend begonnen und so unsäglich peinlich geendet hatte.

    Kopfschüttelnd presste er den Hörer an sein Ohr und versuchte sich einzureden, dass nur reine Höflichkeit in Eves Stimme lag.

    „Bryce?"

    Mit einer blitzartigen Geschwindigkeit, für die er in der Werbewelt berühmt war, ging er seinen Terminkalender durch.

    „Ich habe um sechs Uhr einen Termin. Können wir uns danach sehen?"

    „Wie wäre es mit der Aria Bar im Langham Hotel? Gegen halb acht?"

    „Kein Problem."

    „Großartig. Bis dann."

    „Wie erkenne ich dich?"

    Es sollte ein Scherz sein, um das merkwürdige Telefongespräch leichtfüßig ausklingen zu lassen. Bryce fragte sich noch immer, ob er sich die Verzweiflung in Eves Stimme nur eingebildet hatte.

    „Keine Angst. Ich bin sicher, Du erkennst mich sofort." Ihre Stimme klang verunsichert, als sie auflegte. Verwirrt starrte Bryce das Telefon an und tippte anschließend kopfschüttelnd die Daten in sein BlackBerry ein.

    Eve Pemberton wollte ihm ein geschäftliches Angebot machen. Was in aller Welt konnte sie und ihn nach all den Jahren Geschäftliches verbinden?

    Bis halb acht musste er seine brennende Ungeduld noch zügeln.

    2. KAPITEL

    Eve hatte gelogen.

    Bryce hatte nicht nur Schwierigkeiten, die langbeinige Göttin wiederzuerkennen, die in die schicke Aria Bar hineinschwebte. Als sie selbstbewusst ihr schimmerndes dunkelbraunes Haar nach hinten warf, das sich wie ein seidener Vorhang um ihre Schultern legte, hätte er sie glatt für jemand anderen gehalten.

    Die Eve, die er kannte, war alles andere als selbstbewusst gewesen. Die schlich herum mit hängenden Schultern, über einen Berg von Büchern gebeugt, und rückte bleistiftkauend ihre Brille zurecht, deren Gläser dick wie Bauklötze waren.

    Diese Brille gab es nicht mehr. Und auch nicht die weiten Jeans, die bequemen T-Shirts und unförmigen Strickjacken – Eves damalige Uniform.

    Unwillkürlich glitt sein Blick tiefer zu dem pflaumenfarbenen Kostüm und den dazu passenden zweifarbigen Schuhen. Ausnahmslos Designerstücke. Die Art von Kleidung, der man den Erfolg ansah – und die einen Körper zur Geltung brachte, den er sich in seinen wildesten Teenagerfantasien nicht vorzustellen gewagt hätte.

    Eves Augen überflogen den Raum, als sich ihr Blick traf. Bryce lächelte und winkte sie zu sich herüber, erstaunt über ihr zustimmendes Lächeln. Es war echt. Warmherzig. Strahlend. Ein Lächeln, bei dem jeder Mann im Raum das Verlangen verspürte, sich umzudrehen und sie dabei zu beobachten, wie sie sich ihren Weg zwischen den Tischen hindurchbahnte.

    „Bryce, wie schön, dich zu sehen!"

    Sie streckte ihm die Hand entgegen. Und Bryce verspürte das ungewohnte Bedürfnis, sie zur Begrüßung zu küssen.

    Sie waren sich nicht fremd … nicht nach den Vertraulichkeiten jener Nacht, in der er sich wie ein Mistkerl verhalten hatte. Der Gedanke daran war ihm immer noch hochnotpeinlich. Er lud Eve mit einer Geste ein, sich zu setzen.

    „Das finde ich auch. Du siehst fantastisch aus."

    Eine Spur von Unsicherheit huschte über ihr Gesicht. „Erstaunlich, was die richtigen Kontakte und eine neue Garderobe aus einer Frau machen können, hm?"

    Es war mehr als das, viel mehr. Sie strahlte eine innere Selbstbeherrschung aus, die nicht gespielt war, und ihre Sicherheit faszinierte ihn.

    Was war passiert in den letzten acht Jahren, dass sich das schüchterne Mädchen von einst in eine kultivierte, elegante Frau verwandelt hatte, die offensichtlich keine Skrupel hatte, ihn anzurufen und ihm ein Treffen vorzuschlagen – nach all der Zeit und nach jener Nacht?

    „Ich hätte dich überall wiedererkannt."

    Er lächelte, als er den Kellner rief – jenes Lächeln, mit dem er im Laufe der Jahre erfolgreich Kunden umworben und Frauen betört hatte. „Acht Jahre sind keine so lange Zeit."

    Sie zog die Augenbrauen hoch, als wolle sie ihn fragen, ob er sie auf den Arm nehmen wollte.

    „Immer noch der alte Charmeur, wie ich sehe."

    Er lehnte sich nach vorn und sah ihr direkt in die tiefbraunen Augen.

    „Und, habe ich Erfolg?"

    Sie lachte ein weiches, liebliches Lachen, das ihn an den Abend der Party erinnerte, als sie auf sein witziges Geplänkel reagiert hatte, anstatt ihn wie sonst zu ignorieren.

    „Ich bin nicht gekommen, um mich von deinem Charme einwickeln zu lassen. Obwohl er vielleicht von Nutzen sein könnte für das Geschäft, das ich dir vorschlagen möchte."

    „Geschäft?"

    Wenn ihre neue Identität ihn nicht neugierig gemacht hatte, dann spätestens die Aussicht auf ein Geschäft. Nichts konnte er besser, als Geschäfte abzuschließen.

    Das Erscheinen des Kellners unterbrach ihr Gespräch. Bryce lehnte sich zurück, einen Arm über der Stuhllehne, und beobachtete belustigt, wie der junge Kellner rot anlief, als Eve lässig lächelnd und mit zurückgeworfenem Haar Mineralwasser mit Zitrone bestellte.

    Er hatte eine unnahbare und durchschnittlich gekleidete Eve erwartet, nicht diese … Wahnsinnsfrau!

    „Gut. Wo waren wir stehen geblieben?"

    Sie wandte sich ihm wieder zu, ihre Augen leuchteten. Für eine Sekunde vergaß er ihren unerwarteten Anruf, vergaß das spannende Geschäft, vergaß das peinliche Finale auf Tonys Party und fragte sich, wie es wohl wäre, hier und jetzt ein Rendezvous mit ihr zu haben.

    „Du wolltest mir ein Geschäft vorschlagen."

    „Ach ja, genau, das Geschäft."

    Bryce trank einen Schluck Kaffee und versuchte, ihr geheimnisvolles Lächeln und das faszinierende Glitzern in ihren Augen zu übersehen.

    Er war Experte in der Deutung nonverbaler Körpersignale – eine Fähigkeit, mit der er seit seiner frühen Jugend andere Defizite ausgeglichen hatte. Und wenn er sich nicht täuschte, war dieses Treffen nicht nur rein geschäftlich …

    Von wegen. Sie wiederzusehen, sie so wiederzusehen, hatte ihn völlig aus der Fassung gebracht. Und sein Verstand, der an kreative Höhenflüge bei Wettbewerbspräsentationen gewöhnt war, hegte urplötzlich ganz andere Fantasien.

    „Es ist eigentlich sehr einfach."

    Ihr Lächeln verschwand, als sie ihn kühl und sachlich ansah.

    „Ich möchte dir einen Vorschlag machen. Einen, von dem ich glaube, dass du ihn annehmen möchtest."

    „Ich bin ganz Ohr."

    Zum ersten Mal an diesem Abend wirkte sie unsicher, als sie mit der Serviette spielte, sie dann auf den Tisch warf und sich zurücklehnte, die Hände im Schoß.

    „Ich habe gehört, du bist neu in der Stadt und arbeitest für eine Top-Werbeagentur?"

    Er nickte ungeduldig. Je schneller sie dieses Geschäft abwickelten, desto eher konnten sie sich interessanteren Themen zuwenden. Etwa, was Eve mit wem in den vergangenen acht Jahren gemacht hatte und ob diese Menschen immer noch von Bedeutung für sie waren …

    „Ballyhoo. Der Geschäftsführer hat mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ausschlagen konnte."

    „Gratuliere. In dem Artikel stand, dass du ständig hinter lukrativen Geschäftsabschlüssen her bist. Stimmt das?"

    „So läuft das in der Werbewelt."

    Darum hatte er diese Branche gewählt und arbeitete hart daran, der Beste zu sein. Er liebte es, für etwas zu kämpfen und sich immer und immer wieder zu beweisen.

    „Gut. Dann würde es dich doch bestimmt interessieren, ein paar der wichtigsten Geschäftsleute von Melbourne persönlich kennenzulernen?"

    „Das wäre großartig."

    Und wo ist der Haken? Eves Anruf aus heiterem Himmel war zu schön gewesen, um wahr zu sein.

    „Ich erwarte nur eine einzige Gegenleistung."

    „Und die wäre?"

    Eve machte eine Pause und spielte an ihrer Unterlippe, eine seltsam erotische Bewegung, die den Glanz und die neckische Wölbung ihrer vollen Lippen zur Geltung brachte. Er erinnerte sich daran zurück, wie er sie beinahe geküsst hätte in jener längst vergangenen Nacht …

    „Ich möchte, dass du einen Monat lang mein Date spielst."

    3. KAPITEL

    Bryces Augen weiteten sich, und er öffnete leicht den Mund. Eve konnte es ihm nicht verdenken. Es geschah wohl nicht jeden Tag, dass ein weibliches Wesen auf der verzweifelten Suche nach einem Date ihr Ansinnen in ein angebliches Geschäftsessen verpackte.

    Doch er fasste sich schnell wieder. Typisch. Nichts hatte den jungen Bryce aus der Ruhe bringen können – den Jungen, der sorglos in der Schule herumstolziert war, als sei es ihm vollkommen egal gewesen, was man von ihm dachte.

    Er hatte sich gegenüber Schülern und Lehrern gleichermaßen behauptet, war bekannt für seine Späße und verwies Menschen in Sekundenschnelle auf ihren Platz. Genau aus diesen Gründen hatte Eve ihn gemieden. Ihr mangelndes Selbstbewusstsein brauchte keinen großspurigen Besserwisser, der sie scharfzüngig anging.

    Nicht, dass es jemals dazu gekommen wäre. Selten hatte sich Bryce dazu herabgelassen, mit ihr zu reden. Und dann war es nur Small Talk – begleitet von einem hinreißenden Lächeln und einem Glitzern in seinen umwerfend blauen Augen. Das passierte aber nur, wenn er zu ihnen nach Hause kam. In der Schule war er ihr ein Jahr voraus und viel zu cool, um ein Mauerblümchen wie sie überhaupt zu beachten.

    Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie angefangen hatte, ihn anzuhimmeln. Als Teenager? Später? Aber irgendwann zwischen dem Tag, als Tony ihn zum Skateboarden mit nach Hause gebracht hatte, und dem Ende der High School hatte sie begonnen, sich auf ihre kurzen Begegnungen zu freuen – auch wenn sie bei jeder Plauderei immer noch gehemmt und schüchtern war.

    Je häufiger Bryce sie damals beachtete, desto unnahbarer wurde sie. Er durfte auf keinen Fall merken, wie angreifbar sie in ihrem chaotischen Inneren war und wie sehr er ihr gefiel. Abgesehen davon: Was sollte ein unauffällig gekleideter, Brille tragender Bücherwurm wie sie jemals etwas anderes für ihn sein als die Schwester seines besten Freundes?

    Mit Tonys einundzwanzigstem Geburtstag kam ein Wendepunkt: Sie unternahm den ersten zaghaften Schritt, ihre Weiblichkeit zu zeigen. Und was gab es Passenderes, als ihren ganzen Mut zusammenzunehmen und ihn an dem Jungen auszuprobieren, den sie insgeheim seit Jahren anhimmelte?

    Als Bryce sie auf der Party aus reiner Höflichkeit angesprochen hatte, antwortete sie ihm ebenso höflich und war fassungslos, als er ihr nicht sein Glas in die Hand gedrückt hatte, um mit einer hübschen Blondine in jedem Arm auf die Tanzfläche zu verschwinden.

    Stattdessen unterhielt er sich mit ihr, flirtete und trieb ihre Teenagerschwärmerei so auf die Spitze, dass ein Kuss unvermeidlich wurde.

    Fast unvermeidlich. Das war ein großer Unterschied – und noch etwas, das sie im Rückblick auf jene Nacht bedauerte.

    Heute blieb Eve keine Zeit mehr zum Bedauern, und das hatte ihren Auftritt vor zehn Minuten nur noch spektakulärer gemacht – als sie bemerkte, wie Bryce bei ihrem Anblick fast vom Stuhl fiel.

    „Du möchtest mich daten?"

    Wie spöttisch seine Frage klang. Ihre zaghafte Entschlossenheit war dahin. Sie griff nach ihrer Tasche und wollte nur noch eins: weglaufen. Doch dann spürte sie durch das Leder die kartonierte Hochzeitseinladung und wurde unmissverständlich daran erinnert, warum sie hier war und sich gerade derart erniedrigte.

    Nur einen Monat. Einen Monat der Hochzeitsfeierlichkeiten, bevor sie sich wieder auf das konzentrieren konnte, was sie am besten machte: arbeiten.

    „Nein, ich möchte dich nicht daten. Ich möchte, dass du mein Date spielst. Das ist etwas völlig anderes."

    Sie zwang sich zu entspannen. „Meine letzte unverheiratete Freundin heiratet, und ich brauche eine Begleitung für die Hochzeit."

    Bryce lächelte breit. „Hört sich einfach an. Ich fühle mich geschmeichelt …"

    „Mach dir keine falschen Hoffnungen. Es ist rein geschäftlich. Du begleitest mich zu einigen Veranstaltungen, und im Gegenzug führe ich dich in die Chefetagen der Melbourner Geschäftswelt ein. Das ist alles."

    Es musste so sein. Sie war nicht so naiv zu glauben, dass dieses sexy Grübchen-Lächeln mehr war als einstudierter Charme oder dass das anerkennende Leuchten in seinen kobaltblauen Augen ihr – und ihr allein – galt.

    Bryce Gibson war faszinierend, war es immer gewesen, und Mädchen waren seinetwegen beinahe reihenweise in Ohnmacht gefallen. War er schon als Junge umwerfend gewesen, so war das nichts im Vergleich zu dem Prachtexemplar, das nun vor ihr stand.

    Er war ein Bild von einem Mann, von seinen schelmisch blitzenden Augen bis hin zu den Lippen, die zum Küssen geradezu einluden, von seinen breiten Schultern bis hin zu seinen langen, schmalen Fingern, die sanft über die Kaffeetasse strichen.

    Eve hatte gnadenlos gut aussehend gesucht, um ihren Brautmädels zu imponieren. Die Suche war erfolgreich verlaufen, und Bryce würde halten, was er versprach. Solange sie nicht auf verrückte Ideen kam – etwa, wie viel Spaß es machen würde, ein echtes Rendezvous mit ihm zu haben.

    Normalerweise ging sie nicht mit Männern aus. Sie fand diesen Vorgang ermüdend bis peinlich. Viele Männer ließen sich von Eves Erfolg einschüchtern oder versuchten, über sie an die Filmsternchen zu kommen, die sie vermittelte. Sie hatte drei kurze Beziehungen gehabt – wenn man Beziehungen von zwei Monaten überhaupt als solche bezeichnen kann. Beim ersten Anzeichen, dass eine Beziehung ernst werden könnte, war sie davongelaufen. Nicht aus Angst vor einer Bindung, nein, sie hatte schlichtweg nie den Richtigen gefunden.

    Doch mit Matties Hochzeit hatte sich etwas verändert. Eve war nun die letzte ungebundene Freundin, und bei Eve schlich sich langsam aber sicher das Gefühl ein, etwas zu verpassen. Erfolgreicher Single zu sein, war vielleicht doch nicht alles im Leben.

    Bryce nippte an seinem Kaffee – absichtlich lange, gemächliche Züge, die Eves Anspannung ins Unermessliche steigerten. Sie rutschte unruhig hin und her und begann sich zu fragen, ob sie nicht doch beim Internet-Dating hätte bleiben sollen.

    Nach einer kleinen Ewigkeit stellte Bryce die Tasse auf den Tisch, lehnte sich zurück und legte seinen Arm mit einer Lässigkeit über die Stuhllehne, als ob es das Normalste der Welt wäre, unsittliche Anträge von verrückten Eventmanagerinnen zu bekommen.

    „Erzähl mir mehr über diese Geschäftskontakte."

    Damit konnte sie umgehen: harte, nüchterne Fakten. Fakten, um Bryce zu beeindrucken und zu umwerben – denn sie hatte keinen Zweifel daran, dass dieser knallharte Businessmann sofort die Gelegenheit ergreifen würde, die von ihr ausgewählten Leute zu treffen.

    „Ist dir Hot Pursuit ein Begriff?"

    „Größtes Sportunternehmen Australiens."

    „Genau."

    Sie legte eine völlig überflüssige Kunstpause ein – jeder, der in der Werbung arbeitete und sein Geld wert war, würde sofort die Gelegenheit beim Schopfe packen, AJ kennenzulernen.

    „Ich kenne Angus Kilbride ziemlich gut. Er ist der Bräutigam. Ich vermute mal, eine kurze Vorstellung beim Probeessen, Glückwünsche bei der Hochzeit, ein, zwei Bier auf der Grillparty nach der Hochzeit und eine Partie Poker bei der Videovorführung wird die Sache schon ins Rollen bringen."

    Sie schnippte mit den Fingern und warf einen neuen Köder aus.

    „Meine Freundin Linda ist verheiratet mit Anton Schultz aus der deutschen Juwelierdynastie Anton, und der Mann einer anderen Freundin ist Duane Boag, Chef von Australiens größter Kette von Immobilienmaklern."

    Es hätte sie nicht verwundert, Dollarzeichen in Bryces Augen aufleuchten zu sehen. Aber er sah nicht nur blendend aus, er besaß auch Anstand und beobachtete sie genau, als wollte er ihre wahren Motive aufdecken. Eve sah schnell weg.

    „Beeindruckende Kontakte."

    Er machte eine wegwerfende Geste, zuckte die Schultern – und Eves Hoffnungen auf ein Traum-Date waren mit einem Schlag dahin.

    „Ganz ehrlich: Ich könnte Kontakte dieses Formats gut vertragen."

    „Aber?"

    Sein prüfender Blick schien zu fragen und Antworten zu suchen, die sie nicht bereit war zu geben.

    „Ich bin erstaunt, dass du mich ausgewählt hast. Eine Frau wie du kann jedes erdenkliche Rendezvous haben. Warum ausgerechnet ich?"

    Vor allem nach dem Ausgang von Tonys Party! Unausgesprochenes lag in der Luft, und es war, als ob er sie aufforderte, die Angelegenheit zur Sprache zu bringen. Und das würde sie, wenn er sich auf den Deal einließe. Wenn nicht, würde sie ihre Erinnerungen in den dunklen Keller ihres Bewusstseins zurücksperren – dorthin, wo sie als Antrieb für ihr neues Leben lagerten.

    Innerlich erregt, dass er ihr tatsächlich zutraute, jeden Mann bekommen zu können, zuckte sie mit den Schultern.

    „Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass es Schicksal war?"

    Er zog die Augenbrauen hoch, und sein Mund zuckte leicht. „Nein."

    „Doch. Ich war gerade online, als ich auf einen Artikel über dich stieß. Darin stand, dass du neu in der Stadt bist …"

    Sie verstummte in der Hoffnung, er würde ihr die kleine Notlüge abnehmen. Doch das wissende Funkeln in seinen Augen zeigte ihr, dass dies nicht der Fall war.

    „Du hast Mitleid mit mir. Okay, ich habe verstanden."

    Der Anflug von Bitterkeit in seiner Stimme verwirrte sie. Noch bevor sie seinen plötzlichen Stimmungswandel durchschauen konnte, begann er leise zu lachen. „Aber ich bin auch neugierig, und vor allem könnte ich ein paar neue Kontakte gut gebrauchen. Ich glaube, du hast gewonnen."

    „Großartig!"

    Hätte sie sich noch mehr Blöße geben können? Eine Sache war es, dankbar zu sein, dass er auf ihren Handel einging. Deshalb musste sie aber nicht gleich triumphierend vom Stuhl aufspringen.

    „Ich verstehe aber immer noch nicht, warum du mich ausgesucht hast."

    Sie hatte so gehofft, er würde nicht mehr nachfragen. Nun musste sie ihm wenigstens einen Bruchteil der Wahrheit erzählen.

    „Ich bin eine viel beschäftigte Geschäftsfrau. Ich leite meine eigene Agentur für Veranstaltungsmanagement und bin Tag und Nacht unterwegs."

    Sie trank einen Schluck. „Meine wenige Freizeit verbringe ich zu Hause. Im Grunde bleibt mir keine Zeit, mich zu verabreden."

    Oder Interesse vorzutäuschen für aufgeblasenes Geschwafel oder die unvermeidlichen Aufdringlichkeiten nach einem Drink abzuwehren, die die meisten Typen für selbstverständlich hielten.

    Plötzlich schoss ihr ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf, und sie hätte beinahe laut aufgestöhnt.

    „Es tut mir leid. Ich habe dich gar nicht gefragt, ob du liiert bist."

    Wie konnte sie nur so dumm sein? Sie war so in ihren Plan vertieft gewesen, Bryce als perfektes Dating-Opfer einzufangen, dass sie den wichtigsten Punkt übersehen hatte: seine Verfügbarkeit.

    Als Antwort wedelte er mit seiner ringlosen linken Hand vor ihr herum.

    „Keine Beziehung. Keine Frau, keine Freundin."

    Dann bat er sie mit einer Geste, ein wenig nach vorne zu rücken, und schob seinen Stuhl viel näher an sie heran, als ihr lieb war.

    Von Nahem erkannte sie die meergrünen Sprenkel in seinen Augen, seinen Dreitagebart und das sexy Grübchen auf der rechten Wange.

    Sie hatte schon immer eine Schwäche für Grübchen gehabt. Jetzt hätte sie seines am liebsten berührt. Nachgezogen. Ihre Fingerspitze hineingelegt …

    „Ganz im Vertrauen: Ich hätte mich nicht auf ein Treffen mit dir eingelassen, wenn ich liiert wäre. Was traust du mir denn zu?"

    Sein spitzbübischer Charme wurde von seinem verschwörerischen Augenzwinkern leider noch verstärkt. Eve rang nach Luft, um ihrer Verwirrung Herr zu werden. Zudem wurde sie von dem Duft von Zitronen und frisch gebrühtem Kaffee

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