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Julia Saison Band 49
Julia Saison Band 49
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eBook473 Seiten6 Stunden

Julia Saison Band 49

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Über dieses E-Book

FRÜHLING DER LIEBE von DONALD, ROBYN
Es war eine herrliche Nacht mit Aline - und Jake ist fassungslos, dass sie ihn am Morgen danach schroff zurückweist. Erinnert sie sich wirklich an gar nichts mehr? Was ist nur passiert in dieser Frühlingsnacht - oder besser in den Stunden danach, in denen er nicht an ihrer Seite war ...

LIEBESTRÄUME IM CHÂTEAU von WINSPEAR, VIOLET
Ihre Locken leuchten in der warmen Frühlingssonne: Armand d’Aville hat noch nie zuvor eine Frau so begehrt wie Glenda, die er in Erfüllung eines alten Versprechens als Braut auf sein Château führt. Doch sie entzieht sich ihm und weigert sich, wirklich seine Frau zu werden. Armand ahnt, dass Glenda ein dunkles Geheimnis verbirgt ...

FRÜHLING DER HOFFNUNG von WINTERS, REBECCA
Jason will nur eins: Seine geliebte Frau Ashley, die sein Kind erwartet, zurückgewinnen. Fast ist er am Ziel seiner Wünsche, da droht seine intrigante Stiefmutter erneut, sein Lebensglück zu zerstören …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum3. Mai 2019
ISBN9783733713607
Julia Saison Band 49
Autor

Violet Winspear

Violet Winspear wurde am 28.04.1928 in England geboren. 1961 veröffentliche sie ihren ersten Roman „Lucifer`s Angel“ bei Mills & Boon. Sie beschreibt ihre Helden so: Sie sind hager und muskulös, Außenseiter, bitter und hartherzig, wild, zynisch und Single. Natürlich sind sie auch reich. Aber vor allem haben sie eine große Sehnsucht nach Liebe, sind einsam und verfügen über eine große Menge an Leidenschaft. Die meisten Helden von Violet Winspear entsprechen diesem Bild. Sie beängstigen aber faszinieren. Sie müssen die Art von Mann sein, der über den „bösen Blick“ verfügt und man muss als Leserin das Gefühl haben, es wäre schlimm allein mit einem von ihnen im Raum zu sein. Da sie sie als „fähig zur Schändung“ bezeichnete, verursachte sie einen großen Aufruhr und wurde mit Hasstiraden bombardiert. Dennoch änderte Violet Winspear die Beschreibung ihrer Helden nicht. Violet Winspear schrieb von ihrem Zuhause in Süd-Ost-England aus, welches sie nicht verließ. Ihre Inspiration erhielt sie in der Ortsbibliothek. Sie war nie verheiratet und hat keine Kinder. Sie starb Anfang 1989 nach einem langem Kampf gegen Krebs.

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    Buchvorschau

    Julia Saison Band 49 - Violet Winspear

    Robyn Donald, Violet Winspear, Rebecca Winters

    JULIA SAISON BAND 49

    IMPRESSUM

    JULIA SAISON erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    Erste Neuauflage by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg,

    in der Reihe: JULIA SAISON, Band 49 – 2019

    © 2001 by Robyn Donald

    Originaltitel: „Forgotten Sins"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Susanne Oppermann

    Deutsche Erstausgabe 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe ROMANA, Band 1442

    © 1982 by Violet Winspear

    Originaltitel: „The Man She Married "

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: SAS

    Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA SAISON, Band 60

    © 1997 by Rebecca Winters

    Originaltitel: „Baby in a Million"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Jutta Nickel

    Deutsche Erstausgabe 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA MUTTERTAGSBAND, Band 18

    Abbildungen: petrenkod / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 05/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733713607

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    Frühling der Liebe

    1. KAPITEL

    Als Jake den Salon betrat, entdeckte er sie sofort: Aline Connor, die Frau seiner Träume. Ihre Anwesenheit warf ihn völlig aus der Bahn. Leidenschaft und ungezügeltes Verlangen stiegen in ihm hoch. Am liebsten hätte er sie gleich …

    Stopp, dachte er aufgebracht. Was war bloß los mit ihm? Hatte sie ihn vielleicht mit einem Zauber belegt? Konnte er deswegen nicht mehr klar denken? Oder lag es einfach nur daran, dass er eine furchtbare Woche hinter sich hatte? Sein Flug von Kanada nach Neuseeland war mit großer Verspätung gestartet und ziemlich turbulent gewesen. Der Anblick dieser betörenden Aphrodite allerdings reichte, um ihn für all das zu entschädigen. Er wäre gern zehn Mal so weit gereist, nur um sie zu sehen.

    „Da ist ja Baby Emma, unser Ehrengast. Lauren Penn hatte zusammen mit ihm die alte viktorianische Villa betreten und war ihm ins Zimmer gefolgt. „Die Kleine ist ein richtiger Engel. Als der Pfarrer ihr das Wasser auf die Stirn geträufelt hat, ist sie erstaunlich ruhig geblieben. Sie scheint Keirs Selbstbewusstsein geerbt zu haben, die Glückliche.

    Jake rang sich ein Lächeln ab und fragte sich, wann er diese Nervensäge endlich loswurde. Sie war die ganze Zeit schon an seiner Seite und nutzte jede Gelegenheit, um ihn zu berühren. Ihr schweres Parfüm verursachte ihm Kopfschmerzen. Warum immer ich?, fragte er sich entnervt. Die Antwort lag auf der Hand. Seitdem er auf der Liste der reichsten Junggesellen verzeichnet war, konnte er sich vor Anträgen – meistens versteckt, manchmal jedoch auch ganz offen an ihn herangetragen – kaum noch retten. All seine Verehrerinnen hatten nur ein Ziel im Leben: sich einen Millionär zu angeln. Einige von ihnen waren sogar attraktiv und hatten, wenn auch nur für kurze Zeit, sein Interesse geweckt. Aber nichts kam dem nahe, was er für Aline Connor empfand. Sie rief etwas in ihm hervor, das er kaum für möglich gehalten hätte. Eine brennende Begierde, die hell loderte, wann immer er seine Traumfrau ansah … sie berührte … ihre Stimme hörte …

    Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Wahrscheinlich hatte diese Schönheit mit ihren langen, schwarzen Haaren, türkisblauen Augen, einer Stimme wie Musik und einer Haut wie Samt ihn doch verhext. Das war einmal etwas Neues, eine Herausforderung! Wenn sie nur nicht so zurückhaltend gewesen wäre! Kühl und unnahbar wie eine Eisprinzessin. Er ließ sich davon allerdings nicht abschrecken. Es war ihm egal. Er wollte sie. Schon seit dem Moment, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Vor zwei Monaten. Als Beauftragte von Keir Carmichaels Bankhaus hatte sie mit ihm, Jake, einen Millionenvertrag abgeschlossen. Es waren nicht nur ihr überragendes Verhandlungsgeschick und ihre Intelligenz gewesen, die ihn völlig den Kopf hatten verlieren lassen. Nein, er hatte sofort gespürt, dass da noch mehr war. Es hatte nichts mit Logik oder gesundem Menschenverstand zu tun. Normalerweise hatte er seine Gefühle stets unter Kontrolle. Nur hier, bei dieser Frau, versagten alle Schutzmechanismen, und das machte ihn wütend.

    Lauren Penn schenkte ihm ein betörendes Lächeln und verschlang ihn mit Blicken. „Was für eine wundervolle Taufe! Sehen Sie nur, Aline hat das Baby auf dem Schoß. Und neben ihr sitzt Hope, die glückliche Mutter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gerüchte wahr sind. Aline und Keir ein Liebespaar? Unsinn."

    Er hatte schon davon gehört, und es erzürnte ihn über alle Maßen. Irgendjemand versuchte, Aline zu schaden. Damit legte er sich auch mit ihm, Jake, an. Warte nur, Freundchen, dachte er böse, ich bin ein nicht zu unterschätzender Gegner.

    „Diese Frau hat nur ihren Vorteil im Sinn. Lauren Penn ließ nicht locker. „Allerdings glaube ich nicht, dass Hope die abgelegte Geliebte ihres Mannes einfach so in die Familie aufnimmt – und sie dann auch noch zur Taufpatin macht.

    Jake wollte nichts mehr davon hören. Er hasste dieses Thema. Das hatte vor allem einen Grund: Er spürte eine unterschwellige Spannung zwischen Keir Carmichael und seiner elegant gekleideten leitenden Angestellten. Etwas hatte die beiden verbunden, und der Gedanke daran schmerzte. Doch das war inzwischen Geschichte. Der Mann war nicht mehr an Aline interessiert. Umso besser! Jake war sehr zufrieden. Das machte alles leichter, denn er hätte notfalls mit Zähnen und Klauen um seine Traumfrau gekämpft.

    „Champagner, Madam? Sir?" Ein Ober stand mit einem Tablett vor ihnen.

    „Oh, danke. Genau das Richtige an so einem perfekten Tag. Dankbar nahm Lauren Penn ein Glas. „Ich liebe den Frühling. Das Leben beginnt von Neuem, alles grünt und blüht, das ist doch wunderbar, oder?

    Jake nickte, aber er hörte nicht zu. Fasziniert betrachtete er die Frau, die auf dem Sofa saß. Aline Connor war groß, schlank und hatte aristokratisch ausgeprägte Gesichtszüge. Sie lächelte das Baby auf ihrem Schoß strahlend an und sprach leise mit ihm. Neben ihr hatte Hope Carmichael, Keirs Frau, Platz genommen, und sie sagte leise etwas, was beide Frauen zum Lachen brachte.

    „Aline erstaunt mich immer wieder. Lauren Penns Stimme klang bitter. „Sie kann sich gut verstellen. Eigentlich mag sie keine Kinder. Sie hat sich nämlich strikt geweigert, Michael einen Erben zu schenken. Dabei ist das sein größter Wunsch gewesen.

    Der unterschwellige Hass alarmierte Jake aufs Äußerste. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er blickte die Blondine neben sich stirnrunzelnd an. „Ich habe nicht gewusst, dass Sie die beiden so gut gekannt haben." Er ließ sich nicht anmerken, wie unruhig er war.

    Sie trank etwas von der goldgelben prickelnden Flüssigkeit. „Aline ist meine Klassenkameradin gewesen. Eine Streberin, wie sie im Buche steht. Immer die besten Noten, nie die Hausaufgaben vergessen und der erklärte Liebling aller Lehrer. Darauf hat sie sich auch mächtig etwas eingebildet. Mich hat sie immer verachtet. Lauren Penn schüttelte den Kopf. „Ich bin ihr deswegen nicht böse. Sie hat es auch nicht leicht gehabt. Es hat nämlich nicht lange gedauert, bis wir uns alle gegen sie gestellt haben. Ihr Leben muss die Hölle gewesen sein. Na ja, das ist jetzt mehr als zwanzig Jahre her. Sie zuckte die Schultern.

    „Sind Sie auch mit Michael zur Schule gegangen?", fragte er neugierig.

    Plötzlich sah er für den Bruchteil der Sekunde etwas in den Augen seiner Gesprächspartnerin, das er so schnell nicht deuten konnte. Das ungute Gefühl verstärkte sich. Sie hatte sich aber schnell wieder gefasst. Ruhig nippte sie noch einmal am Champagnerglas und stellte es dann auf einen der Tische. „Nein. Er ist drei Jahre älter als ich gewesen und auf eine andere Schule gegangen. Sein Tod ist eine Tragödie für uns alle. Sie warf der Frau auf dem Sofa einen bösen Blick zu. „Aline hat sich tapfer gehalten. Sie hat bei der Beerdigung nicht einmal geweint, obwohl es für sie doch furchtbar schwer gewesen sein muss.

    War das eine Unterstellung? Wollte sie damit andeuten, dass Aline froh war, ihren Mann los zu sein? Jake war erzürnt, aber er zeigte es nicht. Er musste noch mehr herausfinden. „Ich dachte, es sei die große Liebe gewesen?"

    Die Blondine erstarrte. „Das sagen alle, antwortete sie schließlich ausdruckslos. „Deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sie so kurz nach Michaels Tod schon mit Keir geschlafen haben soll. Das passt so gar nicht zu einer trauernden Witwe, oder? Außerdem hat er … Sie zögerte.

    „Wer? Jake versuchte, nicht allzu interessiert zu klingen, aber es gelang ihm nicht. „Michael?

    Doch sie war nicht bereit, mehr verlauten zu lassen. „Ach nichts. Bitte entschuldigen Sie mich. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Da hinten ist jemand, dem ich gern Hallo sagen möchte. Sie winkte einem Mann zu, der auf der Veranda stand, und eilte davon. Das sah sehr verdächtig nach Flucht aus!

    Stirnrunzelnd beobachtete Jake, wie sie ihr nächstes potenzielles Opfer zu umgarnen versuchte: Tony Hudson, vierzig Jahre alt, ein ehemals berühmter Leichtathlet, der sich jetzt um Straßenkinder kümmerte und dabei hervorragende Arbeit leistete. Michael Connor, Alines Ehemann, hatte ihn noch vor seinem Tod zu einem der Treuhänder seines Wohltätigkeitsfonds ernannt. Nachdenklich trank Jake einen Schluck Champagner. Die Gefahr war noch nicht gebannt. Lauren Penn hegte einen unversöhnlichen Groll. Hoffentlich hatte sie nicht gerade heute vor, eine Szene zu machen!

    In diesem Moment kam der Gastgeber auf ihn zu. Jake lächelte freundlich, war mit den Gedanken aber ganz woanders. Er wollte Aline Connor, und er würde sie bekommen. Sie war eine der wenigen Frauen, die sich nicht von Reichtum und Macht blenden ließen, und das machte sie nur noch begehrenswerter. Auch sie schien etwas für ihn zu empfinden. Warum sonst versuchte sie so hartnäckig, ihm aus dem Weg zu gehen? Sie interessierte sich für ihn, das war klar. Es gab für ihn keinen Grund mehr, sich zurückzuhalten. Sie hatten den Vertrag vor einer Woche unterzeichnet. Von jetzt an waren sie keine Geschäftspartner mehr, sondern nur noch Mann und Frau.

    „Ich freue mich, dass Sie heute kommen konnten." Keir Carmichael reichte ihm die Hand.

    Jake schüttelte sie lächelnd. „Ihre Tochter ist einfach unwiderstehlich. Sie wird später einmal die Herzen aller männlichen Wesen brechen. Wie konnte ich da ihre Taufe versäumen?"

    Aline wusste auch ohne aufzublicken, dass Jake Howard den Salon betreten hatte. Die Atmosphäre im Raum schien sich geändert zu haben. Eine knisternde Spannung lag in der Luft. Verstohlen sah sie zur Tür und erstarrte. Er war tatsächlich mit dem Spatzenhirn Lauren Penn gekommen! Sie umklammerte das Baby, und es protestierte leise. Erschrocken lockerte Aline den Griff. „Alles in Ordnung, Kleines." Was war bloß in sie gefahren? Sie war doch nicht etwa eifersüchtig? Unsinn dachte sie erzürnt. Dieser Mann interessierte sie nicht im Geringsten.

    Emma lachte zufrieden, und plötzlich entdeckte Aline etwas Weißes in Form eines Reiskorns auf dem Unterkiefer. „Du bekommst einen Zahn, Darling. Sie konnte es nicht glauben. „Bist du nicht noch etwas zu jung dafür? Sie spürte, wie Jakes Blicke sie durchdrangen, und nur mit größter Willensanstrengung schaffte sie es, ruhig zu bleiben und nicht aufzusehen.

    „Im Alter von sechs Monaten ist das völlig normal." Hope betrachtete ihre Tochter liebevoll.

    „Ich weiß wirklich nicht sehr viel über Babys", antwortete ihre Freundin bedauernd.

    „Dafür hältst du dich hervorragend. Sie liebt dich."

    Genau in diesem Moment gähnte das kleine Mädchen ausgiebig, und die beiden Frauen lachten. Aline nahm die kleine, perfekt geformte Hand und küsste sie. „Ich bin auch ganz vernarrt in Emma – aber nicht, weil sie Keir so ähnlich sieht. Sie wusste selbst nicht, warum sie gerade jetzt dieses verflixte Thema ansprach. „Es ist eine Dummheit gewesen, die ich mir heute noch vorwerfe. Ich bin kuriert, das kannst du mir glauben.

    „Das weiß ich. Hope nickte. „Hör auf, dich zu entschuldigen. Wir wollten die Vergangenheit doch ruhen lassen.

    Jakes Traumfrau strich dem Baby sanft übers Haar. „Ich wünschte nur, es wäre nie geschehen. Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum sie versucht hatte, Hope den Verlobten auszuspannen. Zu der Zeit war sie nicht sie selbst gewesen. Die Trauer um Michael und die Angst vor dem Alleinsein hatten sie zu dieser Verzweiflungstat getrieben. „Es hat uns beiden nichts bedeutet. Ich hätte es dir überhaupt nicht erzählen sollen.

    „Lass uns nicht mehr darüber sprechen. Die Angelegenheit ist erledigt. Es macht mir nichts aus. Sie meinte es tatsächlich ernst. Hope Carmichael war sich der Liebe ihres Mannes sicher. Dieser One-Night-Stand war zwar ein Schock gewesen, aber sie hatte es ihnen nicht nachgetragen. „Warum vergisst du die ganze Sache nicht einfach? Wenn ich es kann, solltest du es auch tim.

    „Du hast uns vergeben. Dafür werde ich dir ewig dankbar sein. Wieso bist du so freundlich zu mir? Ich verdiene es gar nicht."

    „Hör endlich auf, dir Vorwürfe zu machen. Das ist dein Problem, Aline. Du bist eine Perfektionistin und verlangst viel zu viel von dir. Im Geschäftsleben mag es ja von Vorteil sein, aber sonst ist es bestimmt die Hölle auf Erden."

    „So bin ich nun einmal." Sie zuckte die Schultern und sah wieder zu Jake Howard. Er sprach gerade mit Keir Carmichael. Eine geballte Ladung Männlichkeit dachte sie bewundernd.

    Hope war ihrem Blick gefolgt. „Die beiden sollten ein Schild tragen: Vorsicht! Gefahr! Überdosis Testosteron!, sagte sie lächelnd. „Jetzt fehlt nur noch Leo Dacre, der Schauspieler, und alle Frauen in diesem Raum fallen in Ohnmacht. Sie zögerte einen Moment. „Wie findest du Jake?"

    Oha! Ahnte ihre Freundin etwas? Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste. „Er ist nett." Was für eine Untertreibung!

    „Ich finde ihn umwerfend." Allerdings meinte Hope damit ihren Mann, den sie die ganze Zeit schon liebevoll betrachtet hatte. Für sie gab es nur Keir Carmichael. Auch Aline hatte früher einmal so für Michael empfunden – nur leider war dieser jetzt tot. Schnell wandte sie sich wieder Emma zu. Es hatte keinen Sinn, traurigen Gedanken nachzuhängen. Und doch …

    Wenn Michael nicht noch hätte warten wollen, hielte sie jetzt vielleicht schon ihr eigenes Baby in den Armen. Ich muss damit aufhören, dachte sie traurig. Es war eben Schicksal. „Also gut. Ich gebe dir Hecht. Er ist umwerfend."

    Ihre Freundin lachte laut. „Er hat Ähnlichkeit mit einem griechischen Gott. Außerdem ist er sehr intelligent. Das findet man nur selten in dieser Kombination. Nachdenklich musterte sie den Geschäftspartner ihres Mannes. „Ob seine Konkurrenten ihn wohl unterschätzt haben? Viele haben bestimmt gedacht, dass ein so gut aussehender Mann nicht besonders viel Grips haben kann.

    „Das hat er sicher zu seinem Vorteil genutzt. Ich möchte nicht wissen, wie viele Firmen er übernommen hat, nur weil man ihn für ein Leichtgewicht gehalten hat. Dabei ist er genau das Gegenteil – standhaft und kühl wie der Mount Everest, das wäre die passendere Beschreibung."

    Aline hatte natürlich vorher genauestens recherchiert. Jake Howard besaß einen Universitätsabschluss mit Auszeichnung und hatte sich gleich danach als Wirtschaftsberater selbstständig gemacht. Innerhalb von zehn Jahren hatte er sich ein großes Imperium mit umfangreichen Kontakten ins In- und Ausland aufgebaut. Er stand in dem Ruf, ein guter und zuverlässiger Geschäftspartner zu sein – es sei denn, wagte es, ihm den Kampf anzusagen. Dann schlug er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zurück und kannte keine Gnade. Fasziniert hatte Aline die lange Liste der Firmen gelesen, die er übernommen hatte. Es war ihr auch nicht entgangen, dass er ethnische Minderheiten nicht ignorierte, sondern sie an seinen Projekten beteiligte.

    Doch deshalb allein fühlte sie sich nicht so zu ihm hingezogen. Seine ungezügelte Männlichkeit und seine sinnliche Ausstrahlung hatten sie schon vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen.

    „Keir sagt, er hat das Durchsetzungsvermögen und den Mut, um die ganze Welt aufzukaufen. Hope lachte leise. „Sogar Emma ist von ihm beeindruckt. Sieh nur, sie blickt immer zu ihm hinüber. Er sollte heiraten und eine Dynastie gründen.

    „Die Frauen liegen ihm anscheinend zu Füßen. Er dürfte also keine Schwierigkeiten haben, die Passende zu finden. Warum klang das so bitter? Ihr sollte es doch egal sein! „Außerdem – wer weiß, vielleicht bekommt er ja nur Mädchen und keine Söhne.

    Ihre Freundin betrachtete sie belustigt. „Na und? Du bist der lebende Beweis dafür, dass eine Frau im Beruf durchaus ihren Mann stehen kann."

    „Mein Vater hätte viel lieber einen Jungen gehabt."

    „Er wäre sicher sehr stolz auf dich gewesen."

    Aline lächelte. „Ich hoffe es." Sie betrachtete Jake verstohlen, der immer noch mit dem Gastgeber sprach. Natürlich hatte sich auch Lauren Penn wieder zu den beiden gesellt, und sie war die Verführung in Person. Sie hatte nur ein Ziel: Jake einzufangen. Sie strahlte ihn an, berührte ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Auffälliger ging es wirklich nicht!

    Plötzlich hob er den Kopf und sah Aline direkt in die Augen. Es war wie ein Stromschlag. Sie begann, am ganzen Körper zu beben. Er strahlte eine männliche Kraft aus, der sie sich nicht entziehen konnte. Wieso musste sie gerade jetzt an Michael denken? Er war doch das genaue Gegenteil gewesen! Großzügig, fröhlich, höflich … der Traum einer jeden Frau. Warum starben immer die Besten zuerst?

    In diesem Moment begann Emma, unruhig zu werden, und wäre ihr beinahe vom Schoß gerutscht. Schnell packte sie das kleine Mädchen und hielt es fest. Das war gerade noch gut gegangen! Erleichtert lehnte sie sich zurück und blickte wieder zu Jake. Er unterhielt sich angeregt mit ihrer ehemaligen Klassenkameradin. Aline schnitt ein Gesicht. „Emma ist nicht die Einzige, die mit Jake flirtet."

    „Stimmt. Hope schien darüber nicht besonders erfreut zu sein. „Irgendetwas belastet Lauren. Es kommt mir vor, als stände sie kurz vor einem Zusammenbruch. Ihr Vater macht sich große Sorgen um sie.

    Aber ihre Freundin hörte nicht mehr zu. Es war genau das eingetreten, was sie befürchtet hatte. Jake Howard hatte sich von der blonden Sirene losgerissen und kam auf sie, Aline, zu. Steh sofort auf und lauf weg! befahl ihr eine innere Stimme, aber sie konnte sich nicht bewegen. Sie war wie hypnotisiert. Er blieb direkt vor ihr stehen. Ihr Herz klopfte wie wild, und ihr Puls raste. Sie konnte es nicht ändern. Er war wie ein Taifun, dem man nicht entrinnen konnte. Wie sehr hatte sie gehofft, ihn nie wiederzusehen. Immerhin war der Vertrag inzwischen ja unterzeichnet, und die Abwicklung der Geschäfte lag in den Händen anderer Bankmitarbeiter. Sie hatte mit Mr. Howard nichts mehr zu tun … und damit waren hoffentlich auch die Nächte vorbei, in denen sie von diesem betörenden Mann, seinen wundervollen grünen Augen und seiner tiefen, sinnlichen Stimme geträumt hatte.

    „Jake! Wie schön, Sie heute bei uns zu haben." Hope schenkte ihm ein liebenswürdiges Lächeln.

    „Wie schaffen Sie es nur, so strahlend auszusehen?" Ein routiniertes Kompliment, aber Aline bemerkte, wie er die Gastgeberin interessiert betrachtete. Sah er alle Frauen so an?

    Emma streckte die Ärmchen nach ihm aus und lachte ihn fröhlich an.

    „Was ist denn das, Kleines? Ein Zahn?" Er kniete sich hin und strich dem Baby über die Wange.

    Er war Aline viel zu nahe. Nur leider hatte sie keine Fluchtmöglichkeit. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als seinem durchdringenden Blick standzuhalten.

    „Hallo, Aline", sagte er leise.

    Sie saß da wie erstarrt. Ihre Gedanken rasten. Sie konnte nicht mehr klar denken, sie hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Er übte eine Macht über sie aus, die sie zugleich faszinierte und erschreckte. Sie war willenlos wie eine Marionette.

    Als sie schwieg, lächelte Jake spöttisch und stand auf. Jake erinnerte sie an ein kraftvolles Raubtier, auf der Suche nach Beute. „Geben Sie mir die Heldin des Tages", befahl er selbstbewusst und streckte die Arme aus. Er schien sogar mit Kleinkindern zurechtzukommen! Gab es eigentlich irgendetwas, das er nicht konnte?

    Ihm zu gehorchen, bedeutete, ihm noch näher zu sein, ihn zu berühren. Das wollte sie auf keinen Fall. Schon während der Vertragsverhandlungen hatte sie versucht, ihn auf Abstand zu halten. Sie hatte ihm nur die Hand gegeben, wenn es nicht zu vermeiden gewesen war. Doch jetzt …

    Sie wandte den Blick ab, reichte ihm das immer noch lachende Baby und stand schnell auf. Nur weg von diesem gefährlichen Mann. Sie konnte für nichts garantieren, wenn sie noch länger in diese betörenden grünen Augen blickte. Na und?, fragte eine innere Stimme, gib es zu, du willst mit ihm schlafen. Es stimmte. Sie war diesem griechischen Gott verfallen. Was war so schlimm daran? Es ging hier nur um puren Sex. „Ich Tarzan, du Jane." Ein uraltes Gesetz von Mutter Natur, das den Fortbestand der Menschheit sicherte. Jake Howard war ein Alphamann und sie eine Frau Ende zwanzig, deren biologische Uhr erbarmungslos zu ticken begonnen hatte. Nicht einmal Michael hatte eine solche Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Nur konnte man das nicht vergleichen. Ihr Ehemann hatte sie geliebt – und das nicht nur, weil sie sich gut im Bett verstanden hatten. Genau das war der Unterschied zwischen den beiden Männern. Michael hatte sie geschätzt, Jake Howard verschlang sie mit Blicken. Er sah in ihr nur ein Objekt seiner Begierde. Obwohl sie das wusste, konnte sie ihm trotzdem nicht widerstehen.

    „Sie können wirklich gut mit Babys umgehen." Hope lachte, als Jake die kleine Emma in die Luft warf und geschickt wieder auffing. Aline zuckte zusammen. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, sie hatte die Welt um sich her völlig vergessen.

    „Ich mag Kinder. Man weiß genau, woran man bei ihnen ist. Wenn sie dich nicht mögen, weinen sie und wehren sich. Sie lachen dich an, wenn sie Vertrauen zu dir haben."

    In diesem Moment kam Keir Carmichael dazu, und die nächsten fünf Minuten unterhielten die drei sich angeregt. Aline stand schweigend neben ihnen und überlegte, wie sie am unauffälligsten die Flucht ergreifen konnte. Doch bevor sie eine Lösung für das Problem gefunden hatte, beschlossen die stolzen Eltern, mit ihrer Tochter einen Rundgang zu machen. Auch das noch! Jetzt war sie mit diesem Mann allein. Verzweifelt blickte sie sich um. Keine Rettung in Sicht. Small Talk kam jawohl kaum infrage. Was sollte sie tun?

    Spöttisch betrachtete Jake sie. Er schien sie durchschaut zu haben.

    Schließlich rang sie sich ein Lächeln ab. „Ich habe nicht gewusst, dass Sie auch hier sein würden." Am liebsten hätte sie sich auf die Zunge gebissen. Geistloser ging es wirklich nicht!

    „Soll ich wieder gehen?"

    Typisch! Von Verbindlichkeit keine Spur. „Natürlich nicht. Ich habe nur gedacht, Sie wären in Vancouver." Ihre Stimme bebte. Sie blickte auf und sah ihm direkt in die Augen. Alles um sie her begann sich zu drehen. Ein tiefes Grün, kühl wie ein Eisberg und heiß wie lodernde Flammen. Sie konnte sich nicht lösen. Dieser Mann war viel zu faszinierend. Er trieb sie in den Wahnsinn … So geht es nicht weiter, dachte sie verzweifelt. Sie musste sich wehren. Wenn sie nachgab, war sie verloren.

    „Dort bin ich auch gewesen. Amüsiert musterte er sie. Es war, als wüsste er genau, was in ihr vorging. „Es gibt täglich mehrere Direktverbindungen von Kanada nach Neuseeland. Ich konnte mir die Taufe doch nicht entgehen lassen. In Zukunft werde ich Keir, Hope und Emma häufiger besuchen.

    „Eine gute Idee."

    Er nickte und wartete, aber sie schwieg. Schließlich schien er mit seiner Geduld am Ende zu sein. „Ich hoffe, dass auch wir uns dann häufiger sehen."

    Dieser Mann ging sofort aufs Ganze! „Warum? Sie versuchte, ruhig zu bleiben. „Der Vertrag ist unterschrieben. Es gibt also keinen Grund …

    „Es geht nicht ums Geschäft, sondern um uns beide, Aline. Du und ich."

    Spätestens jetzt hätte sie die Flucht ergreifen müssen. Sie konnte es jedoch nicht. Er stand vor ihr und hatte sie hypnotisiert, wie die Schlange das Kaninchen. Gleich würde er zum entscheidenden Schlag ausholen, und dann war alles zu spät. „Nein", flüsterte sie.

    Er packte ihr Handgelenk und hielt es eisern fest. „Ich spüre deinen Herzschlag. Nachdenklich betrachtete er sie. „Dein Puls rast. Bevor sie sich’s versah, hatte er sie wieder losgelassen.

    „Wage es nicht noch einmal, mich anzurühren. Sie war außer sich vor Wut. „Sonst verpasse ich dir eine Ohrfeige. Wenn er sie duzen wollte – in Ordnung. Damit konnte er sie nicht aus der Fassung bringen. Sie dachte nicht daran, sich einschüchtern zu lassen.

    „Vorsicht, Jake, sagte plötzlich eine schrille weibliche Stimme hinter ihnen. „Die liebe Aline spielt gern die Unnahbare. Niemand darf sie anfassen – mit Ausnahme ihres Ehemanns natürlich. Was für eine Lachnummer! Es war Lauren Penn. Sie hob das Champagnerglas, toastete ihrer Widersacherin spöttisch zu und leerte es in einem Zug.

    „Bitte, Lauren …" Aline hoffte, die aufgebrachte Frau beruhigen zu können.

    Aber diese dachte nicht daran, das Feld zu räumen. Gespielt höhnisch wiederholte sie die Worte. „Bitte, Lauren … Halt den Mund … Verschwinde endlich … Hör auf, eine Szene zu machen … Weißt du was, Aline Connor? Ich habe genug von dir. Seitdem Michael tot ist, läufst du mit einem Gesicht wie zehn Tage Regenwetter herum und spielst die bedauernswerte Witwe. Immer nur heißt es: ‚Ich … ich …‘ Bist du eigentlich schon einmal auf die Idee gekommen, dass auch andere um deinen Mann trauern? Natürlich nicht. Sie warf ihrer Widersacherin einen hasserfüllten Blick zu und wandte sich dann Jake zu. „Unsere gemeinsame Freundin hier hat ein kleines Problem. Sie mag es nicht, wenn ein Mann sie berührt. Sie wollen sicher wissen, woher ich das weiß? Na woher schon! Aus erster Quelle selbstverständlich. Von Michael. Er hat es mir selbst erzählt. Sie ist kalt, oberflächlich und gefühllos. Er hat sie oft ‚die Eisprinzessin‘ genannt. Beim Sex hat er das Gefühl gehabt, eine Statue und nicht eine Frau aus Fleisch und Blut zu lieben …

    „Das reicht!" Jake ging drohend auf Lauren Penn zu.

    Die Blondine wurde aschfahl, ließ sich aber nicht einschüchtern. „Es ist an der Zeit, dass die dort … Sie zeigte auf die wie erstarrt dastehende Aline. „… die Wahrheit erfährt. Sie trauert ganz umsonst. Michael und ich, wir haben uns geliebt. Sie konnte die Tränen kaum zurückhalten. „Wir sind ein Jahr lang ein Paar gewesen – bis zu seinem Tod. Wir wollten heiraten. Er ist nicht mehr dazu gekommen, es ihr zu sagen."

    „Ich … Das kann ich nicht glauben", flüsterte Aline entsetzt.

    „Solltest du aber. Weißt du eigentlich, was geschehen ist, als er gestorben ist? Ich habe sein Kind verloren." Sie sah zu Emma hinüber. Der Schmerz in ihrem Blick war nicht gespielt. „Wenn du dich nicht so an ihn geklammert hättest, wäre das alles nie geschehen. Er hat es einfach nicht übers Herz gebracht, dir die Wahrheit zu gestehen. Er und mein Baby könnten noch leben, wenn du nicht so egoistisch gewesen wärst. Ich hätte ihm nie erlaubt, mit dem Flugzeug das Meer nach irgendeinem verdammten Jachtbesitzer abzusuchen, der zu dumm zum Steuern gewesen ist. Du hast Michael getötet – und mein Baby gleich mit, nur weil du nicht loslassen konntest. Ich hasse dich. Du hast mit deinen ach so wundervollen türkisblauen Augen immer schon alle Männer um den Verstand gebracht."

    In diesem Moment wurde Aline klar, dass Lauren Penn die Wahrheit sagte.

    2. KAPITEL

    Aline konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wann hatte sie das letzte Mal so einen Schmerz verspürt? Plötzlich erinnerte sie sich wieder – an den Tag, als die Polizei ihr mitgeteilt hatte, dass Michael tot sei. Was für eine Ironie!

    „Du wirst noch dein blaues Wunder erleben. Lauren Penn funkelte sie böse an. „Es geht nicht immer nur um dich. Du hast dich stets für etwas Besseres gehalten, und nun stoße ich dich von deinem hohen Ross. Selbst wenn du mir jetzt nicht glaubst – morgen wirst du es bestimmt tun. Ich habe dem Autor sogar Michaels Briefe zur Verfügung gestellt.

    Jake konnte es nicht fassen. „Was, zur Hölle, haben Sie getan?"

    „Ganz einfach. Vor einiger Zeit hat sich ein Schriftsteller – Stuart irgendwie – an Aline gewandt. Er wollte Michaels Biografie schreiben. Die Eisprinzessin hat sich geweigert, mit ihm zu reden. Das ist meine Chance gewesen. Michael hat nur mich geliebt. Genau das habe ich diesem Mann erzählt. Morgen früh wird ganz Neuseeland erfahren, wie es um die Ehe der beiden bestellt gewesen ist. Aline hat ihm nichts bedeutet, ich aber umso mehr."

    Aline wollte nichts mehr hören. Verzweifelt ballte sie die Hände zu Fäusten, machte die Augen zu und wünschte sich, am anderen Ende der Welt zu sein. „Das Buch kommt also morgen auf den Markt?" Jakes Frage überraschte sie. Schnell blickte sie auf und erstarrte. Noch nie hatte sie bei einem Menschen so eine drohende Miene gesehen. Er kam ihr vor wie ein Tiger auf dem Sprung, gnadenlos und absolut tödlich.

    Auch Lauren Penn hatte die Veränderung bemerkt. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück. „Erst nächste Woche. Eine große Sonntagszeitung veröffentlicht allerdings morgen schon einen umfangreichen Auszug. Sie nahm all ihren Mut zusammen. „Michael hat Neuseeland berühmt gemacht. Seine Einhand-Segeltörns rund um die Welt sind Legende. Außerdem ist er ein echter Wohltäter gewesen. Sein Fonds zugunsten neuseeländischer Straßenkinder ist millionenschwer. Ein Teil des Verkaufserlöses von Stuarts Buch fließt in diese Stiftung. Trotzdem hätte Aline die Veröffentlichung bestimmt zu verhindern versucht. Sie warf ihrer Gegnerin einen bösen Blick zu. „Michael ist ein großartiger – ein überragender – Mann gewesen, und alle Welt soll das erfahren. Ich schäme mich nicht, ihn geliebt zu haben, und ich bin stolz, dass er meine Gefühle erwidert hat."

    Jake hielt sich nur mühsam zurück. Wie gern hätte er der Frau die Hände um den schlanken Hals gelegt und sie erwürgt. Leider stand das nicht zur Debatte. Wichtig war jetzt nur, Aline aus der Schusslinie zu bringen. Die anderen Gäste blickten schon neugierig zu ihnen herüber. Er ignorierte Lauren Penn und nahm energisch Alines Arm. „Lass uns gehen."

    Sie reagierte nicht.

    Er versuchte es noch einmal. „Komm bitte mit."

    Diesmal ließ sie sich von ihm nach draußen in die große Eingangshalle führen. Suchend sah er sich um. Niemand war zu sehen. Gut. Wohin sollte er sie bringen? Am besten ins Arbeitszimmer. Schweigend gingen sie über die kostbaren Perserteppiche zur großen Flügeltür. Jake atmete erleichtert durch. Wenigstens war der Raum nicht verschlossen. Keir Carmichael schien vollstes Vertrauen zu seinen Gästen zu haben. Sehr gut. Hier konnten sie sich hoffentlich ungestört aufhalten, bis die erste Aufregung vorbei war. Jake ließ die junge Frau zuerst eintreten und stellte dann fest, dass ihr Gastgeber doch nicht ganz so leichtgläubig gewesen war. Der Schreibtisch war leer geräumt, und alle Wertsachen waren in den großen Schränken verstaut worden.

    Aline blieb in der Mitte des Zimmers stehen. Sie schien immer noch in einem Albtraum gefangen. Besorgt nahm Jake ihre Hand. Sie war eiskalt. „Vielleicht lügt Lauren ja." Seine Stimme klang heiser.

    „Nein", antwortete sie ausdruckslos.

    „Woher willst du das wissen?"

    „Michael hat die Farbe meiner Augen fasziniert. Er nannte es ‚wundervolles Türkisblau‘. Woher sollte Lauren das wissen? Er muss es ihr erzählt haben."

    Wahrscheinlich im Bett, dachte Jake böse. „Hat er einmal darüber gesprochen? Bei einem Empfang oder Theaterbesuch?"

    Sie schüttelte den Kopf. „Keir weiß auch Bescheid, denn er ist Michaels bester Freund gewesen. Sie konnte die Tränen nur mühsam zurückhalten. „Deshalb also …

    „Was?" Eigentlich hielt er ja nichts davon, die Situation auszunutzen, aber es war einfach zu verlockend. Aline war in den vergangenen zwei Monaten äußerst zurückhaltend gewesen. Seine Versuche, den Schutzwall einzureißen, waren vergeblich gewesen. Lauren Penn hatte mehr Erfolg gehabt. Allerdings hatte sie auch viel schwerere Geschütze aufgefahren. Vielleicht gar nicht schlecht dachte er. Aline hatte bis jetzt in einem goldenen Käfig gelebt. Sie konnte sich nur befreien, wenn sie sich der Wahrheit stellte – egal, wie schmerzlich sie auch war. Auch für ihn konnte es nur von Vorteil sein. Immerhin war er nicht zum Vergnügen hier, sondern hatte ganz persönliche Gründe: Er musste unbedingt herausfinden, was bei der Michael-Connor-Stiftung vor sich ging. Sein Freund Tony Hudson, der berühmte Leichtathlet, hatte ihm vorhin einige beunruhigende Dinge erzählt.

    Dummerweise hatten sich die Dinge nicht so entwickelt, wie er sich erhofft hatte. Woher hatte er auch wissen sollen, dass die wunderschöne Aline ihn innerhalb kürzester Zeit um den Finger wickeln würde? Gegen eine kleine Abwechslung war nichts einzuwenden, solange er sein Ziel nicht aus den Augen verlor. Trotzdem war er kein Unmensch. Es tat ihm weh, sie so leiden zu sehen.

    Sie kämpfte mit sich, entschloss sich dann aber doch, ihm zu vertrauen. „Ungefähr ein Jahr vor Michaels Tod ist mir aufgefallen, dass Michael mit Keir kaum noch geredet hat. Ich wollte wissen warum, aber er ist mir ausgewichen. Nach dem Motto: Ein verheirateter Mann und ein Single passen nicht zusammen. Es ist gelogen gewesen, und jetzt weiß ich, warum. Aline wischte sich eine Träne ab. „Ich habe ihm vertraut, flüsterte sie.

    Er betrachtete ihr aschfahles, trauriges Gesicht und ballte die Hände zu Fäusten. Gut, dass Michael Connor schon tot war, sonst hätte er, Jake, allen Ernstes einen Mord begangen!

    In diesem Moment öffnete sich die große Flügeltür, und Keir Carmichael betrat den Raum. Stirnrunzelnd sah er sich um. „Was ist hier los?"

    Stockend berichtete ihm Aline, was geschehen war.

    Ihr Gastgeber hatte sich gut unter Kontrolle, das musste Jake ihm lassen. Nur einmal flackerte Wut in seinem Blick auf. Auch Aline hatte es bemerkt. „Ist Lauren die Einzige gewesen?", fragte sie leise.

    „Ja." Keir Carmichael war anzumerken, wie unangenehm ihm das Thema war.

    „Dann hat er sie also geliebt. Sie hatte das Gefühl, als reiße ihr jemand das Herz heraus. Von ihrem Leben war nur noch ein Scherbenhaufen übrig geblieben. „Warum hast du es mir verschwiegen?

    „Du hättest mir nicht geglaubt. Außerdem hat mir das nicht zugestanden."

    Jetzt verstand Jake alles. Der Mann hatte sich in einer Zwickmühle befunden. War das vielleicht der Grund für die Spannung, die er zwischen Aline und ihrem Chef gespürt hatte?

    „Du hast recht. Entschuldige, Keir. Ich hätte nicht fragen

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