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Julia Exklusiv Band 196: Serena und der Millionär / Falcon House - Schloss der Hoffnung / Zwischen tausend Rosen /
Julia Exklusiv Band 196: Serena und der Millionär / Falcon House - Schloss der Hoffnung / Zwischen tausend Rosen /
Julia Exklusiv Band 196: Serena und der Millionär / Falcon House - Schloss der Hoffnung / Zwischen tausend Rosen /
eBook495 Seiten6 Stunden

Julia Exklusiv Band 196: Serena und der Millionär / Falcon House - Schloss der Hoffnung / Zwischen tausend Rosen /

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Über dieses E-Book

SERENA UND DER MILLIONÄR von MARTON, SANDRA
Jakes Erfolg ist grandios - in der Geschäftswelt ebenso wie bei Frauen. Emiliy dagegen ist schon lange auf der Suche nach dem großen Glück. Deshalb beobachtet sie ihren attraktiven Chef jetzt ganz genau. Vielleicht kann sie ja von ihm die Liebe lernen?

FALCON HOUSE - SCHLOSS DER HOFFNUNG von MORTIMER, CAROLE
Ein romantisches Schloss mitten in Yorkshire - Crys kann ihr Glück kaum fassen. Ausgerechnet im noblen ‚Falcon House’ darf sie mit ihrer Freundin Molly die Ferien verbringen. Doch dann taucht plötzlich Mollys Bruder auf, und aus Romantik wird heiße Sinnlichkeit ...

ZWISCHEN TAUSEND ROSEN von WEALE, ANNE
Holly ist fassungslos! Der begehrte Junggeselle Pierce Sutherland macht ihr doch tatsächlich einen Heiratsantrag. Ausgerechnet ihr, die lieber mit ihren Rosen spricht als mit Männern. Wie kommt er nur darauf? Und geht es Pierce auch wirklich um Hollys Liebe?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum19. Feb. 2010
ISBN9783862952410
Julia Exklusiv Band 196: Serena und der Millionär / Falcon House - Schloss der Hoffnung / Zwischen tausend Rosen /
Autor

Anne Weale

Jay Blakeney alias Anne Weale wurde am 20. Juni 1929 geboren. Ihr Urgroßvater war als Verfasser theologischer Schriften bekannt. Vielleicht hat sie das Autorengen von ihm geerbt? Lange bevor sie lesen konnte, erzählte sie sich selbst Geschichten. Als sie noch zur Schule ging, verkaufte sie ihre ersten Kurzgeschichten an ein Frauenmagazin, und sie hatte das Gefühl für das Schreiben bestimmt zu sein. Darum entschied sie sich, Autorin zu werden, und schrieb für Zeitungen und Magazine. Bereits mit 21 war Jay Zeitungsreporterin mit einem Karriereplan, aber der Mann in den sie sich unwiderruflich verliebt hatte, teilte ihr mit, dass er auf der anderen Seite der Welt arbeiten würde. Er war der Meinung, dass sie entweder heiraten oder sich auf Wiedersehen sagen sollten. Sie hatte immer daran geglaubt, dass wahre Liebe ein ganzes Leben lang halten würde, und sie wusste, dass es schwieriger ist, einen wundervollen Mann als einen guten Job zu finden. Darum legte sie ihre Karriere auf Eis, was sich als weise Entscheidung herausstellte. Gemeinsam bereisten sie die Welt. Hätte sie nicht einen Teil ihres ersten Ehejahres am Rand eines malaysischen Dschungels verbracht, wäre Jay wohl nie Liebesromanautorin geworden. Die abgelegene Lage und die Gefahren durch den Ausnahmezustand, der damals im Land herrschte, gaben ihr genug Stoff für ein Genre, das sie erst kennenlernte, als sie in der Bibliothek des Country Clubs Liebesromane entdeckte. Da sie selbst die große Liebe erlebt hatte, konnte sie über Gefühle schreiben, die sie aus eigener Erfahrung kannte. Nach ihrer Rückkehr nach Europa arbeitete Jay wieder als Journalistin und schrieb in ihrer Freizeit ihren ersten Liebesroman, den sie unter dem Pseudonym Anne Weale bei Mills & Boon veröffentlichte. Damals war sie erst 24. Nach der Geburt ihres Sohnes David beschloss sie, ihren Beruf aufzugeben und sich ganz dem Schreiben zu widmen. Sie war eins der Gründungsmitglieder der The Romantic Novelists' Association. Insgesamt hat sie 88 Romane geschrieben, auch unter dem Pseudonym Andrea Blake, die häufig vor exotischer Kulisse – in der Karibik oder ihrem geliebten Spanien – spielen.

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    Buchvorschau

    Julia Exklusiv Band 196 - Anne Weale

    Anne Weale, Carole Mortimer, Sandra Marton

    JULIA EXKLUSIV, BAND 196

    IMPRESSUM

    JULIA EXKLUSIV erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

    20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

    © 1997 byAnne Weale

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 1998 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    © 2003 byCarole Mortimer

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    © 2000 by Sandra Myles

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Fotos: shutterstock / gettyimages

    © by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA EXKLUSIV, Band 196 - 2010

    Veröffentlicht im ePub Format im 02/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 978-3-86295-241-0

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    ANNE WEALE

    Zwischen tausend Rosen

    „Möchtest Du tanzen?" fragt Pierce sanft. Mitten in der Nacht. Mitten in Venedig. Holly nickt und schmiegt sich an ihn. Dabei weiß sie ganz genau, dass Pierce sie nur aus Berechnung geheiratet hat. Wenn er doch nur ein einziges Mal die drei Worte über die Lippen bringen würde, die ihr alles bedeuten. Sie wäre zu allem bereit …

    CAROLE MORTIMER

    Falcon House – Schloss der Hoffnung

    Im luxuriösen Falcon House will Crys zusammen mit ihrer Freundin Molly endlich einmal richtig entspannen. Zu ihrer Überraschung erwartet sie dort aber Mollys Bruder Sam. Und obwohl zwischen ihnen ständig die Fetzen fliegen, verfällt Crys dem faszinierenden Mann mit Haut und Haar. Doch leider hat Sam sich geschworen, niemals eine feste Bindung einzugehen …

    SANDRA MARTON

    Serena und der Millionär

    Eine Nacht im siebten Himmel, ein Frühstück in luftiger Höhe. Wie konnte der schüchternen Emily nur so ein Glück widerfahren? Ausgerechnet ihr erfolgsverwöhnter und ausnehmend attraktiver Chef Jake führt sie ins Reich der Liebe ein. Doch Emily spürt: Ein Mann wie Jake hat sicher nicht nur Erfolg im Beruf. Sondern auch bei anderen Frauen …

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    Anne Weale

    Zwischen tausend Rosen

    1. KAPITEL

    Holly hätte niemals erwartet, dass sie Pierce Sutherland ausgerechnet um halb sieben vor dem Blumengroßmarkt in London wiedersehen würde.

    Holly legte großen Wert auf Pünktlichkeit. Daher war sie auch als Erste am Treffpunkt erschienen, wo sich die Teilnehmerinnen der „Führung durch den Blumenmarkt mit anschließendem Sektfrühstück und einer Vorführung im Blumenarrangieren" versammelten.

    Mittlerweile hatten sich ungefähr zwanzig Frauen – darunter eine Gruppe lächelnder Japanerinnen – eingefunden und tranken Kaffee, den Lucinda, die Organisatorin servierte.

    Eine Luxuslimousine mit einem Chauffeur am Steuer glitt heran und hielt an. Ein großer Mann stieg aus und musterte die Frauen mit einem arroganten Blick. An diesen Blick erinnerte sich Holly nur zu gut – obwohl sie ihn nur einmal fünf Jahre zuvor wahrgenommen hatte.

    Was, um alles in der Welt, macht Pierce Sutherland denn hier?, fragte Holly sich. Ihr Herz schien einen Schlag auszusetzen bei dem Gedanken, Pierce könnte sie erkennen. Das ist nicht sehr wahrscheinlich, beruhigte sie sich dann. Er sah noch genauso aus wie damals. Aber sie hatte sich verändert, seit sie als Neunzehnjährige seinen Sinn für Humor auf die Probe gestellt hatte.

    „Schenk dein Herz nur einem Mann mit Sinn für Humor, hatte ihr Vater Holly bei einem ihrer Gespräche gesagt. „Pass auf, dass du dich nicht mit einem wichtigtuerischen Dummkopf einlässt. Davon gibt es viele.

    Obwohl Professor Nicholson dabei gelächelt hatte, war seine Warnung durchaus ernst gemeint gewesen. Er hatte nämlich den Fehler gemacht, nach dem Tod ihrer Mutter eine Frau zu heiraten, die wichtigtuerisch und geistlos war.

    Er wusste es. Holly wusste es. Auch seine Freunde und Kollegen wussten es. Nur die zweite Mrs. Nicholson war sich dessen nicht bewusst. Die Beziehung war ähnlich wie die der Bennets in Jane Austens berühmtem Roman „Stolz und Vorurteil": ein gelehrter Mann, verheiratet mit einer Frau mit Spatzenhirn, deren leibliche Töchter genauso strohköpfig wie ihre Mutter waren.

    Chiara, die älteste von Hollys Stiefschwestern, war zwar nicht besonders klug, aber schön und gutmütig. Holly verstand sich mit ihr wie mit einer richtigen Schwester.

    Bislang war ihnen beiden nicht das Happyend des Romans beschieden gewesen. Holly hatte noch keinen Mann kennengelernt, der so umwerfend attraktiv war wie Jane Austens Held Mr. Darcy. Und Chiara ging eine Beziehung nach der anderen ein, von denen keine ihr dauerhaftes Glück versprach. Aber wie sollte man auch den richtigen Mann finden, wenn die Welt voll mit den falschen war?

    Vor fünf Jahren hatte Chiara geglaubt, Pierce Sutherland wäre der Richtige. Holly war ihm gegenüber sofort voreingenommen gewesen, und ihre Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Die Beziehung mit Chiara hatte drei Monate gedauert, dann hatte eine andere junge Frau sein Bett mit ihm teilen dürfen. Chiara waren teure Erinnerungsstücke an seine flüchtige Leidenschaft geblieben, und die Trennung hatte ihr keinesfalls das Herz gebrochen. Schon bald danach hatte sie eine neue Affäre angefangen.

    Trotzdem fand Holly, dass sich Pierce wie ein Schuft benommen und damit ihr Misstrauen bestätigt hatte …

    Nach Pierce stieg nun eine elegante Japanerin aus dem Auto, und er eilte zu ihr. Die Frau war viel kleiner als er. Ihre feingeschnittenen Züge und der zarte Teint bildeten einen auffallenden Kontrast zu seinem sonnengebräunten markanten Gesicht. Aber beide hatten etwas gemeinsam, nämlich Stil und Niveau. Sie trug einen Kaschmirschal über einem schlichten Wollkostüm, das sicher von einem Topdesigner stammte. Ihre Stiefel und die Handtasche waren aus feinstem Leder.

    Auch Pierce sah – wie Holly sich unwillig eingestand – großartig aus. Er trug eine schwarze Hose, einen Rollkragenpullover aus Kaschmir und darüber eine blassgraue Jacke. Die Sachen betonten seine hellgrauen Augen, das dunkle Haar und die sehr dunklen Brauen.

    Pierce war Amerikaner mit einer Vorliebe für alles Britische. Er war zum Studium nach Oxford gekommen und danach nicht mehr in die USA zurückgekehrt. Er hatte seinen Hauptwohnsitz nach London verlegt und besaß außerdem einige Apartments in anderen europäischen Städten.

    Holly fand, dass Pierce Sutherland ein ausgesprochen egoistischer Mann war, der seinen brillanten Verstand nur zu seinem eigenen Vorteil nutzte. Als Chiara ihn kennengelernt hatte, war er bereits reich gewesen. Jetzt schwimmt er wahrscheinlich im Geld, dachte Holly abfällig. Aber dass er mit seinem Geld auch etwas Gutes tat, bezweifelte sie.

    Nun hakte er seine Begleiterin unter und ging mit ihr zu der Organisatorin. Während die Japanerin anmutig den Kopf neigte, um die anderen Frauen zu begrüßen, unterhielt Pierce sich leise mit Lucinda.

    Holly musterte ihn unauffällig. Sie war überrascht, dass seine Genusssucht noch keine Spuren bei ihm hinterlassen hatte, denn er wirkte keineswegs verweichlicht. Er war jetzt ungefähr fünfunddreißig Jahre alt, sah aber fit und durchtrainiert aus wie ein viel jüngerer Mann mit aktiver Lebensweise, obwohl er die meiste Zeit am Schreibtisch saß und Geschäftsabschlüsse tätigte.

    Nachdem Pierce Chiara damals sitzengelassen hatte, hatte Holly sich gezwungen, nicht mehr an ihn zu denken. Das war ihr erstaunlich schwergefallen. Er war einer jener Menschen, die man nach der ersten Begegnung nie mehr vergaß. In letzter Zeit hatte sie jedoch nicht mehr an ihn gedacht, und sie wollte auf keinen Fall die Bekanntschaft mit ihm erneuern. Während Holly ihn noch immer missbilligend betrachtete, gesellte sich eine andere Frau zu der Gruppe.

    „Guten Morgen, meine Damen, sagte sie und übersah dabei Pierce geflissentlich. „Ich bin Marisa Challoner und werde Ihnen später vorführen, wie man Blumen arrangiert. Da wir heute so viele sind, bilden wir zwei Gruppen. Die eine führe ich herum, Lucinda übernimmt die andere.

    Erleichtert stellte Holly fest, dass sie Lucindas Gruppe zugeteilt wurde, Pierce und seine Begleiterin hingegen der Mrs. Challoners.

    Die Markthalle war groß wie ein Hangar und enthielt außer den Blumen- und Pflanzenständen auch Geschäfte, in denen Körbe und Vasen, Schleifen, Blumendraht und Weihnachtsgestecke verkauft wurden. Dorthin führte Lucinda ihre Gruppe.

    Während sie herumschlenderten, sagte die Frau neben Holly: „Ich frage mich, wer der große gutaussehende Mann ist. Meinen Sie, er könnte der Leibwächter der Japanerin sein? Die Dame sieht doch aus, als wäre sie Mrs. Mitsubishi oder aber Mrs. Toyota … jedenfalls die Frau eines Multimillionärs. Ihr Begleiter spricht übrigens fließend Japanisch."

    „Woher wissen Sie das?", fragte Holly.

    „Ich bin gerade an ihnen vorbeigegangen, erwiderte die Frau. „Da habe ich gehört, dass er für sie und die anderen Japanerinnen übersetzt hat. Seltsam, dass die an einer solchen Führung teilnehmen, wenn sie kein Englisch sprechen.

    „Vielleicht verstehen sie es besser, als sie es sprechen, meinte Holly. „Möglicherweise sind es die Frauen von Geschäftsleuten und müssen sich irgendwie die Zeit vertreiben, während die Ehemänner an Sitzungen teilnehmen.

    Pierce hatte sie offensichtlich noch nicht entdeckt. Wenn man bedachte, dass er als Frauenheld berüchtigt war und sie die einzige junge Frau in der Gruppe war, kränkte es sie ein bisschen, dass er ihr nicht einmal einen flüchtigen Blick gegönnt hatte. Allerdings war sie warm angezogen, und die lange Hose, der dicke Pullover und die Öljacke verbargen ihre langen, schlanken Beine und ihre gute Figur. So vermummt, wirkte sie ziemlich unförmig. Was an ihr hätte also Pierce’ Aufmerksamkeit erregen sollen?

    Ihr Gesicht war, wie sie fand, keineswegs ihr größter Vorzug. Sie hatte zwar einen klaren, zarten Teint, große Augen und gute Zähne, aber selbst wenn sie geschminkt war und ein schickes Kleid trug, sah sie nur „nett aus, nicht „hinreißend oder „bezaubernd schön" wie ihre Stiefschwester. Das bedrückte Holly allerdings nicht.

    Ihre Mutter war auch keine Schönheit gewesen, doch ihr Vater hatte sich auf den ersten Blick in sie verliebt – und war über ihren Tod verzweifelt gewesen. Eines Tages, so hoffte Holly, würde jemand ähnlich starke Gefühle für sie empfinden. Ein Mann mit denselben Moralvorstellungen wie sie, kein kaltherziger Frauenheld wie Pierce …

    Das Frühstück wurde in einem L-förmigen Raum im ersten Stock der Markthalle serviert. Sobald sich alle gesetzt hatten, gingen die Kellnerinnen und Kellner mit Sektflaschen und Krügen eisgekühlten Orangensafts herum.

    Holly trank ihren Sekt lieber pur. Und da sie mit dem Taxi gekommen war, brauchte sie sich auch nicht auf ein Glas zu beschränken. Sie hatte bei Chiara übernachtet und wollte auch bei ihr zu Mittag essen. Nachmittags würde sie dann mit dem Zug zurück nach Norfolk fahren, wo sie arbeitete und lebte.

    An dem Tisch mit den Japanerinnen saß Pierce, mit dem Rücken zu ihr. Er erzählte offensichtlich einen Witz auf Japanisch, denn plötzlich erklang fröhliches Gelächter.

    Dass Pierce so gut Japanisch spricht, liegt sicher nicht daran, dass er die japanische Kultur schätzt, dachte Holly. Eher interessierte ihn das Land als Wirtschaftsmacht, denn Geld zu scheffeln war schließlich sein Hauptanliegen.

    Während sie Croissants aß und gelegentlich an der Unterhaltung an ihrem Tisch teilnahm, blickte sie immer wieder magnetisch angezogen auf Pierce’ breite Schultern und sein markantes Profil.

    Nach dem Frühstück stand Marisa Challoner auf und begann die Vorführung im Blumenarrangieren.

    „Diejenigen, die mit dem Rücken zu mir sitzen, drehen besser die Stühle um, anstatt ständig über die Schulter zu schauen", empfahl Mrs. Challoner.

    Beunruhigt sah Holly, dass Pierce das tatsächlich tat. Jetzt brauchte er den Blick nur ganz leicht nach links zu richten, um ihr direkt in die Augen zu sehen.

    Während sie ein Notizbuch öffnete, überlegte sie kurz, ob sie einen Ellbogen aufstützen und das Gesicht mit der Hand verdecken sollte. Nein, das wäre albern, tadelte Holly sich dann. Pierce würde sie sicher nicht erkennen, da sie sich ja nur einmal begegnet waren: auf jener steifen Dinnerparty, bei der sie sich – laut ihrer Stiefmutter – so danebenbenommen und sich als schlecht erzogen und kindisch entpuppt hatte.

    Tatsächlich hatte ihr Streich damals bei allen Anwesenden schallendes Gelächter hervorgerufen – außer bei Mrs. Nicholson, Chiara und Pierce. Holly erinnerte sich genau an seinen eisigen Blick und die missbilligend zusammengepressten Lippen.

    Die Vorführung schlug alle in ihren Bann. Aus einfachsten Materialien schuf Marisa Challoner ein Gesteck, das auch dem luxuriösesten Wohnzimmer zur Ehre gereicht hätte. Während sie geschickt die Blumen arrangierte, plauderte sie über ihre aufregendsten Aufträge, zum Beispiel einen Blumenstrauß im Wert von fünfhundert Pfund für einen Filmstar oder den Blumenschmuck für die Hochzeit eines Popstars, wofür ihr ein Budget von hunderttausend Dollar zur Verfügung gestanden hatte.

    Nachdem Mrs. Challoner ihren Vortrag beendet hatte, erkundigte sie sich, ob jemand Fragen habe. Holly vergaß völlig, dass sie sich im Hintergrund halten wollte, und hob die Hand.

    „Ja, bitte?", sagte Mrs. Challoner.

    Holly stellte die Frage und war sich bewusst, dass sie jetzt unweigerlich Pierce’ Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte. Er sah sie so eindringlich an, dass sie beinahe kein Wort von Mrs. Challoners Antwort mitbekam.

    Danach schaute Holly verstohlen zu Pierce und merkte, dass er sie noch immer betrachtete. Als sich ihre Blicke trafen, nickte er ihr freundlich zu. Er hatte sie also wiedererkannt, und wahrscheinlich würde er sie nachher sprechen wollen.

    Da nun andere Frauen eifrig Fragen stellten, blieben Holly einige Minuten, in denen sie sich gegen die Begegnung wappnen konnte. Was Pierce wohl sagen würde? Vielleicht würde er sich nach Chiara erkundigen. Da deren Fotos häufig die Klatschspalten der Regenbogenpresse zierten, musste er ja wissen, dass Chiara seit der Affäre mit ihm ständig neue flüchtige Beziehungen einging. Er hatte sie – das war jedenfalls Hollys Meinung – sozusagen auf den Pfad der Untugend geführt, ihre Lust an einer Lebensweise geweckt, die ausschließlich dem Vergnügen gewidmet war, für das andere die Rechnungen beglichen. Zumeist waren es wesentlich ältere Männer, und einige von ihnen waren sogar verheiratet.

    Chiaras Lebenswandel stieß Holly ab. Es verursachte ihr beinah so viel Kummer, als wäre ihre Stiefschwester drogenabhängig. Sie beide hatten schon ungezählte Male darüber diskutiert, aber Chiara sah einfach nicht ein, warum sie keinen Profit aus ihrem größten Vorzug, nämlich ihrer Schönheit, schlagen sollte.

    Mit einem Mal bemerkte Holly, dass die anderen Frauen aufstanden und sich die Mäntel anzogen.

    „Wir haben uns wirklich lange nicht gesehen. Plötzlich stand Pierce vor ihr. „Wie geht es Ihnen, Holly? Sie war erstaunt, dass er sich noch an ihren Namen erinnerte. „Mir geht es gut. Und Ihnen?", erwiderte sie höflich kühl.

    „Sehr gut, danke. Leben Sie jetzt in London?"

    „Nein, in Norfolk. Ich bin wegen der Veranstaltung heute extra nach London gekommen."

    „Sind Sie verheiratet?"

    Holly schüttelte den Kopf.

    „Sie arbeiten?", fragte Pierce weiter.

    „Ja, ich bin Landschaftsarchitektin."

    „Ein schöner Beruf – vorausgesetzt, man bekommt genügend Aufträge, um sich über Wasser zu halten. Hat die Rezession Sie schwer getroffen? Oder arbeiten Sie für eine Firma, die auch die harten Zeiten übersteht?"

    „Ich arbeite selbständig und kann davon leben. Und wie ist es bei Ihnen? Ist Schachern und Handeln noch immer Ihr Metier?", erkundigte sie sich verächtlich.

    „Ja, das könnte man so sagen. Allerdings nicht ganz so wie damals, als ich mit Chiara zusammen war. Wie geht es ihr eigentlich? Ist sie immer noch ein Playgirl oder inzwischen glücklich verheiratet?", erkundigte Pierce sich beiläufig.

    Das machte Holly wütend und ließ ihre alte Abneigung gegen ihn aufleben. „Sie sind schuld, dass sie ein Playgirl geworden ist, eine junge Frau, die nur an ihr Vergnügen denkt und andere dafür bezahlen lässt."

    „Das stimmt nicht ganz, erwiderte Pierce gleichmütig. „Chiara hatte schon zwei Affären gehabt, bevor ich auf der Szene erschien. Eine so hinreißend attraktive Frau zieht Männer magnetisch an, und Chiara kannte das Spiel bereits. Sie hingegen, Holly, hegten romantische Illusionen über das Leben.

    „Da Sie und ich uns bisher nur einmal begegnet sind und bei der Gelegenheit kaum miteinander geredet haben, finde ich Ihre Bemerkung verdammt unverschämt", sagte Holly aufgebracht. Sie wollte ihn unbedingt in die Schranken weisen.

    „Chiara hat aber oft über Sie gesprochen, erklärte Pierce. „Sie hat sich Sorgen gemacht, dass Sie verletzt werden könnten … dass Sie nicht mit Leuten umgehen könnten, die Ihre Ideale nicht teilten. Ich fand das nicht. Vielmehr meinte ich – nach allem, was ich von Chiara über Sie gehört hatte –, dass Sie zäher seien, als Sie aussahen.

    „Jedenfalls war ich lebensklug genug, um Sie zu durchschauen, erwiderte Holly. „Dass Sie Chiara sitzenlassen würden, sobald sie Ihnen langweilig würde, wusste ich. Ich habe Sie damals nicht gemocht, Mr. Sutherland, und ich möchte meine flüchtige Bekanntschaft mit Ihnen jetzt keinesfalls vertiefen. Es wundert mich, dass Sie die Unverfrorenheit besessen haben, mich heute anzusprechen. Wenn Sie auch nur einen Funken Anstand besäßen, hätten Sie sich bei meinem Anblick wie ein geprügelter Hund verzogen.

    Sie wollte gerade ein kühles „Entschuldigen Sie mich jetzt bitte" hinzufügen, als seine japanische Begleiterin zu ihnen kam.

    In perfektem Englisch sagte diese: „Ich bin bereit, aufzubrechen, wenn Sie es auch sind, Pierce. Können wir Ihre Bekannte irgendwohin mitnehmen? Es regnet in Strömen, habe ich gehört."

    Pierce stellte Holly vor, die ihre Gereiztheit verbergen musste, während sie mit Mrs. Shintaro sprach.

    „Sind Sie mit dem eigenem Auto hergekommen, Miss Nicholson?", erkundigte sich die Japanerin.

    Holly hätte das am liebsten bestätigt. Aber wenn es draußen wirklich goss, würde sie auf der Suche nach einem Taxi bis auf die Haut durchnässt werden. Deshalb hielt sie es für vernünftiger, das Angebot anzunehmen, obwohl sie das Treffen mit Pierce lieber nicht ausgedehnt hätte.

    Als sie fünf Minuten später neben Mrs. Shintaro auf dem Rücksitz der Limousine saß, war Holly froh über ihren Entschluss, denn es goss tatsächlich in Strömen, und am Themseufer wehte ein starker Wind.

    „Es war sehr nett von Pierce, mich zu begleiten, meinte Mrs. Shintaro. „Ich spreche zwar recht gut Englisch, aber bei speziellen Themen gibt es immer wieder ungewohnte Fachausdrücke. Pierce ist ein wahres Sprachgenie, und er war mir eine große Hilfe.

    „Was haben Sie denn von der Vorführung gehalten?, fragte Holly. „Mrs. Challoners Art, Blumen zu arrangieren, ist ja ganz anders als das japanische Ikebana.

    „Sie kennen Ikebana?" Mrs. Shintaro sah überrascht aus.

    „Nicht gut, aber ich habe einige Bücher darüber gelesen", antwortete Holly.

    Pierce wandte sich ihnen zu und mischte sich in die Unterhaltung ein. „Holly hat mir erzählt, dass sie jetzt Landschaftsarchitektin ist. Als wir uns vor fünf Jahren kennenlernten, ging sie noch aufs College. Ich war damals mit ihrer zwei Jahre älteren Stiefschwester eng befreundet."

    „So wie Sie es ausdrücken, klingt es nach Jugendliebe, sagte Holly kühl. „Aber das war es nicht. Sie waren dreißig, Chiara erst einundzwanzig, und Sie haben sie verführt. Eigentlich hatte sie ihm in Mrs. Shintaros Gegenwart keine Vorhaltungen machen wollen, aber die zornige Anschuldigung war ihr so herausgerutscht.

    „Ich habe Chiara nicht verführt, entgegnete Pierce ruhig. „Jedenfalls war ich nicht ihr erster Liebhaber. Der hieß Matthew oder Mike und hat sie auf dem Rücksitz eines Autos entjungfert. Der junge Mann hat es genossen, Chiara nicht. Und sie hatte anschließend zwei Wochen lang höllische Angst, sie könnte schwanger sein. Bei mir hingegen wusste sie, woran sie war: Sie hatte viel Spaß und riskierte es nicht, schwanger zu werden. Lächelnd wandte er sich Mrs. Shintaro zu. „Ich hoffe, diese intimen Einzelheiten schockieren Sie nicht, Fujiko, aber dies ist für mich vielleicht die einzige Gelegenheit, Hollys falsche Annahmen über mich zu korrigieren."

    „Ich lebe schon zu lange im Westen, um noch über etwas schockiert zu sein, erwiderte Fujiko Shintaro gelassen. „Ist es denn wahr, dass Sie Ihre Freundinnen früher schlecht behandelt haben, Pierce?

    „Im Gegenteil, ich war außergewöhnlich nett zu ihnen. Chiara würde es Ihnen sicher bestätigen. Wir sind gemeinsam auf die Seychellen gereist. Ich habe ihr ein Auto geschenkt, Kleider und kurz vor unserer Trennung einen Ring, den sie unbedingt haben wollte."

    Nach einer kurzen Pause fügte er trocken hinzu: „Chiara hat mir nie etwas geschenkt. Außer sich selbst natürlich. Abgesehen von ihrem Gesicht und ihrem Körper hatte sie allerdings nicht viel zu bieten. Ihr Wissen war beschränkt. Sie hatte keine eigene Meinung. Mit ihr zu reden war, als würde man sich mit einer ziemlich unbedarften Fünfzehnjährigen unterhalten. Vielleicht hat sie sich ja geändert, aber vor fünf Jahren fand ich sie wirklich langweilig."

    „Sie sind gemein und ein widerlicher Macho, brauste Holly auf, dann wandte sie sich Mrs. Shintaro zu. „Würden Sie Ihren Fahrer bitten, anzuhalten, damit ich aussteigen kann? Wenn ich auch nur eine Minute länger in diesem Auto bleibe, könnte ich die Beherrschung verlieren.

    „Aber es regnet viel zu stark, wandte Mrs. Shintaro ein. „Ich schlage vor, wir fahren in mein Apartment. Dort können Sie und Pierce ungestört streiten und die Sache klären. Ich muss Ihnen nämlich sagen, dass Ihr Bild von Pierce nicht mit meinem übereinstimmt. Und auch mein verstorbener Mann, der ein guter Menschenkenner war, hielt sehr viel von ihm, weil Pierce seltene und schätzenswerte Eigenschaften besitzt. Dass er Ihre Schwester schlecht behandelt hat, ist Jahre her. Jetzt würde er es sicher nicht mehr tun.

    Holly zwang sich, ruhig zu sprechen. „Es tut mir leid, dass wir Sie in diesen Streit verwickelt haben. Es war Pech, dass Pierce und ich uns heute begegnet sind. Übrigens bin ich mir sicher, dass es ihm völlig egal ist, was ich von ihm halte. Ich mag ihn nicht und werde ihn niemals mögen. Wenn Sie ihn schätzen, hoffe ich, dass er Sie nicht enttäuschen wird."

    Diplomatisch wechselte Mrs. Shintaro das Thema. „Sie sind also Landschaftsarchitektin, Miss Nicholson. Wo haben Sie Ihre Ausbildung gemacht?" Sie schien ehrlich an der Antwort interessiert zu sein.

    Deshalb schilderte Holly gern ihre bisherige Ausbildung und Laufbahn, erzählte von der Schule, die sie besucht hatte, und wie sie den ersten Preis in einem Wettbewerb für Gartengestaltung gewonnen und daraufhin gleich zwei Aufträge erhalten hatte.

    „Anfangs muss man einfach auch Glück haben, meinte sie. „Für den Fall, dass es nicht gleich klappen sollte, hatte ich mich auch zur Sekretärin ausbilden lassen und hätte zur Überbrückung eine Zeit lang als Schreibkraft arbeiten können.

    „Sie scheinen demnach sehr praktisch zu denken, aber Sie müssen auch künstlerisch begabt sein, denn alle guten Gärtner sind Künstler. Wer hat Sie besonders inspiriert? Und wessen Arbeit bewundern Sie am meisten?", fragte Mrs. Shintaro.

    Als sich herausstellte, dass Mrs. Shintaro mit europäischer Gartenkunst gut vertraut war, konnte Holly diese Frage ausführlich beantworten. Daraus entwickelte sich eine angeregte Unterhaltung.

    Wenn nicht Pierce dabei gewesen wäre, hätte Holly das Gespräch wirklich genossen, denn Mrs. Shintaro war eine der interessantesten Frauen, die sie jemals getroffen hatte. Unter anderen Umständen hätte sie sicher vieles von ihr gelernt.

    Mrs. Shintaro schien ihrerseits Gefallen an ihr gefunden zu haben, denn als das Auto vor einem markisengeschützten Eingang in einer eleganten Straße nicht weit vom Grosvenor Square entfernt hielt, lud sie Holly in ihr Apartment ein, um ihr einige Bilder zu zeigen. Der Chauffeur sollte Pierce inzwischen nach Hause und Holly später an jedes gewünschte Ziel bringen.

    Dann wandte Mrs. Shintaro sich Pierce zu. „Wir sehen uns ja auf Catrinas Empfang am Freitag. Vielen Dank, dass Sie mich heute begleitet haben."

    Er lächelte. „Es ist mir immer ein Vergnügen, mit Ihnen zusammen zu sein, Fujiko. Sein Lächeln verschwand, als er Holly ansah. „Grüßen Sie Chiara von mir. Ich bezweifle, dass sie Ihre Gefühle für mich teilt. Versuchen Sie doch mal, weniger kritisch und voreingenommen zu sein. Bei unserer ersten Begegnung mochte ich Sie gern, Holly, aber jetzt kommen Sie mir ziemlich spießig und selbstgerecht vor. Das sind keine sehr anziehenden Eigenschaften.

    Sein ironischer Ton brachte Holly förmlich zur Weißglut. Zum ersten Mal im Leben verspürte sie den Drang, jemandem mit aller Kraft ins Gesicht zu schlagen.

    Doch Mrs. Shintaro zuliebe unterdrückte sie ihren Zorn und stieg aus, ohne auf Pierce’ Abschiedsgruß zu reagieren.

    2. KAPITEL

    Fujiko Shintaros Penthouse war die luxuriöseste Wohnung, die Holly jemals gesehen hatte.

    „Bevor ich Ihnen meine Bilder zeige, trinken wir erst mal eine Tasse Kaffee, einverstanden?", schlug die Gastgeberin vor.

    Danach zeigte sie Holly ihre Kunstschätze. Am besten gefiel Holly eine große Bronzehand mit einem eingravierten Armband und einem seltsamen Muster in der nach oben gedrehten Handfläche.

    „Ist die aus Japan?", fragte sie bewundernd.

    „Nein, die hat mein Enkel Ben in Nepal gefunden, antwortete Mrs. Shintaro und lächelte. „Er ist förmlich verliebt in den Himalaja. Die Hand ist ihm auf einem Markt aufgefallen. Sie wurde als Behälter für Schrauben benutzt. Da Ben dachte, sie würde mir gefallen, kaufte er sie mir. Und sie ist eins meiner liebsten Besitztümer, weil sie ein Geschenk meines Enkels ist. Ben und ich stehen uns sehr nahe. Seine Mutter, meine jüngste Tochter, war mit einem Amerikaner verheiratet. Sie und ihr Mann starben tragischerweise bei einem Unfall, als Ben erst acht Jahre alt war. Mrs. Shintaro seufzte. „Ich bemühte mich nach Kräften, ihn zu trösten, und später, als ich meinen Mann verlor, tat Ben dasselbe für mich. Durch ihn haben wir auch Pierce kennengelernt, der übrigens eine ähnliche Bronzehand aus Nepal besitzt."

    Als Holly nichts dazu bemerkte, fügte Mrs. Shintaro hinzu: „Pierce ist ebenfalls von den Bergen fasziniert. Für manche Männer ist es eine Leidenschaft, fast so stark wie Liebe oder Religion. Sie machte eine Pause, bevor sie fortfuhr: „Wenn Ihre Schwester nicht böse auf Pierce ist, warum empfinden Sie dann eine so starke Abneigung gegen ihn? Zorn ist ein zerstörerisches Gefühl. Jemanden lange zu hassen schadet der Seele.

    „Ich hasse ihn nicht seit Jahren, erwiderte Holly. „Inzwischen hatte ich beinah vergessen, dass es Pierce gibt. Man kann ja nicht unaufhörlich vor Zorn kochen. Aber Tatsache ist, dass Pierce meine Stiefschwester – auch wenn er nicht ihr erster Liebhaber war – auf den Gedanken gebracht hat, dass ihre Schönheit … na ja, um es krass auszudrücken, eine Art Ware ist. Seit ihrer Beziehung mit Pierce hat Chiara eine Affäre nach der anderen mit reichen Männern. Sie liebt diese Männer nicht, sondern benutzt sie – so wie Pierce sie benutzt hat. Würden Sie für ihn nicht dasselbe empfinden wie ich, wenn er das Ihrer Tochter angetan hätte?

    Mrs. Shintaro nickte. „Doch, dann wäre ich sicher sehr zornig. Wie haben denn Ihre Eltern damals reagiert?"

    Holly erklärte ihr, dass Chiara nur eine Mutter habe, die nicht gerade für ihre Geistesgaben und Lebensweisheit bekannt sei. Nachdem sie ihren familiären Hintergrund geschildert hatte, sagte sie: „Vielleicht führt Pierce ja eine Art Doppelleben und bringt seine nicht Geliebten mit seinen richtigen Freunden zusammen."

    „Nein, das glaube ich nicht, denn meiner Ansicht nach ist Pierce sehr offen und sagt oft Dinge, die andere schockieren. So wie vorhin, als er ganz unverblümt über die Beziehung zu Ihrer Schwester gesprochen hat."

    „Das war bloß Selbstgefälligkeit, meinte Holly. „Er klang, als wäre er stolz auf sich und als wäre alles in Ordnung, nur weil er Chiara ein Auto geschenkt und mit ihr auf die Seychellen gereist ist. Der Mann hat keine Moral. Für ihn sind Frauen einfach Annehmlichkeiten und keine gleichberechtigten Wesen.

    „Über Gleichberechtigung denke ich natürlich anders als Sie, weil ich einer anderen Generation angehöre und einem anderen Kulturkreis entstamme, erwiderte Mrs. Shintaro. „Deshalb kann ich also nur sagen, dass eine junge Frau, die Pierce’ Respekt erringen will, ganz außergewöhnliche Qualitäten besitzen müsste, weil er … Sie verstummte, als ihr japanischer Butler hereinkam und etwas auf Japanisch sagte.

    Mrs. Shintaro antwortete ihm in ihrer Muttersprache, bevor sie sich wieder Holly zuwandte. „Mein Butler hat mich daran erinnert, dass ich zum Mittagessen verabredet bin. Es hätte mir mehr Vergnügen bereitet, mit Ihnen zu essen. Allerdings hoffe ich, dass wir es bei einer anderen Gelegenheit nachholen können. Kommen Sie oft nach London?"

    „Ich besuche manchmal meine Schwester, wenn sie mit sich nichts anzufangen weiß. Sie könnte ja auch zu mir kommen, aber sie schätzt das Landleben nicht besonders", erklärte Holly, während sie den Raum durchquerten.

    „Ich würde Sie gern wiedersehen, sagte Mrs. Shintaro. „Junge Leute interessieren mich, vor allem wenn sie wie Sie, Holly, eine ungewöhnliche Laufbahn eingeschlagen haben. Wenn Sie mir Ihre Adresse geben, können wir in Verbindung bleiben.

    Holly notierte ihre Anschrift und verabschiedete sich. Als sie einige Stunden später im Zug nach Norfolk saß, fragte sie sich, was Mrs. Shintaro über Pierce hatte sagen wollen, als der Butler sie unterbrochen hatte.

    Überhaupt verbrachte Holly recht viel Zeit damit, über Pierce nachzudenken. Dass sie ihm über den Weg gelaufen war, bedeutete nicht, dass sie ihn wiedersehen würde. Zwischen ihnen lagen sozusagen Welten. Außerdem hielt sie es für unwahrscheinlich, dass Mrs. Shintaro den Kontakt zu ihr aufrechterhalten würde.

    Nein, sie, Holly, würde weiterhin ihre Zuneigung an ihren Kater Parson verschwenden, der immer zutraulich war und nicht nur, wenn er Hunger hatte. Offensichtlich wusste Parson nicht, dass Katzen angeblich von Natur aus zurückhaltend und launisch waren. Vielmehr schien er sich noch zu erinnern, dass sie ihn vor dem Verhungern bewahrt hatte, als er ein Baby gewesen war.

    Manchmal fragte sie sich, wie er reagieren würde, wenn und falls sie sich verliebte. Dann müsste er das Bett, das er als sein und ihr Territorium betrachtete, mit einem Dritten teilen.

    Bisher hatte Holly noch keinen Mann in ihrem Bett schlafen lassen. Bei ihren zwei unglücklichen Beziehungen hatte sich Sex – für sie keine sehr ekstatischen Erlebnisse – draußen abgespielt, denn es war Sommer gewesen.

    Vielleicht war sie ja vom Schicksal dazu verurteilt, unverheiratet zu bleiben und stattdessen eine berühmte Landschaftsarchitektin zu werden – so wie Gertrude Jekyll, die bis heute eine Inspiration für leidenschaftliche Gärtner darstellte.

    Das war eine angenehme Zukunftsvision … Aber noch angenehmer war die Vorstellung, in den kommenden Jahren im Winter am Kamin sitzend Saatkataloge durchzublättern oder Gärten zu planen – und jemand saß ihr gegenüber, blickte von seinem Buch auf und fragte: „Wollen wir jetzt ins Bett gehen, Schatz?"

    Und das Funkeln in seinen Augen würde signalisieren, dass er nicht nur ans Schlafen dachte …

    Zwei Wochen nach der Fahrt nach London, an einem klaren, windigen Tag im November, an dem die kahlen Bäume vor dem Himmel wie auf einem Aquarell wirkten, machte Holly Mittagspause, nachdem sie den ganzen Vormittag energisch Beete umgegraben hatte.

    Sie legte sich gerade den Pullover um die Schultern und verknotete locker die Ärmel, als jemand durch den Bogen in der alten Eibenhecke kam.

    „Guten Tag, begrüßte Pierce sie. „Man sagte mir, dass ich Sie hier finde. Ihre Wangen sind rosig wie Feliciarosen. Gehen Sie mit mir essen?

    „Was machen Sie denn hier?", fragte Holly beklommen.

    „Mir war nach einer Fahrt aufs Land zumute. Außerdem wollte ich Sie wiedersehen. Deshalb habe ich Fujiko so lange zugesetzt, bis sie mir Ihren Aufenthaltsort verraten hat."

    „Warum wollen Sie mich sehen? Sie wissen doch, dass ich Sie nicht ausstehen kann und sich daran niemals etwas ändern wird", verkündete Holly missmutig.

    „Wie heißt es doch so schön? ‚Sag niemals nie‘. Finden Sie es nicht ein bisschen voreilig, zu behaupten, Ihre Gefühle würden sich nicht ändern?"

    „Das kann Ihnen doch egal sein. Unzählige Frauen sind bereit, nach Ihrer Pfeife zu tanzen. Weshalb wollen Sie dann auch noch mich mit Ihrem Charme betören?"

    „Ich fühle mich zu Ihnen hingezogen, Holly – schon seit unserer ersten Begegnung, als Sie mit Ihren neunzehn Jahren noch ein Küken waren. Was Sie damals nach dem Essen aufgeführt haben, war das Komischste, was ich seit Jahren gesehen hatte. Mir gefiel Ihr Sinn für Humor. Kein Mädchen, das ich kannte, hätte auch nur im Traum an einen solchen Ulk gedacht."

    Holly war überrascht. Insgeheim hatte sie Pierce immer angekreidet, dass er an ihrem Streich nichts Komisches gefunden hatte. Und obwohl er damals so pikiert gewirkt hatte, behauptete er nun, er habe sich im Stillen köstlich amüsiert. Durfte sie ihm das glauben?

    „Ich habe gehört, dass es nicht weit von hier ein gutes Lokal gibt. Deshalb habe ich, in der Hoffnung, Sie zum Mittagessen mit mir überreden zu können, schon von London aus einen Tisch reservieren lassen. Möchten Sie mit mir essen, Holly? Und mir Gelegenheit geben, Ihnen zu beweisen, dass ich kein so übler Kerl bin, egal, was ich in der Vergangenheit angestellt habe?"

    „Na schön, stimmte Holly nach kurzem Überlegen zu. „Allerdings verstehe ich noch immer nicht, warum Ihnen etwas an meiner Meinung liegt. Sie nahm ihre Gürteltasche und hängte sie sich über die Schulter. Vielleicht konnte sie sich im Lokal kämmen und Lippenstift auftragen.

    Als sie den Garten verließen und aufs Haus zugingen, sagte Pierce: „Erzählen Sie mir etwas über diesen Besitz. Das Haus ist neu, aber der Garten wirkt alt."

    „Stimmt. Das frühere Herrenhaus wurde vor vierzig Jahren abgerissen, deshalb hat der jetzige Besitzer sich ein neues, kleineres Haus bauen lassen, erklärte Holly. „Den Garten hat am Anfang des Jahrhunderts ein berühmter Landschaftsarchitekt angelegt, der auch die Eibenhecke gepflanzt hat, aber die Anlage war völlig überwachsen. Nun versuche ich, den ursprünglichen Garten wiederherzustellen.

    Erstaunlicherweise verstand Pierce sofort, was für eine Aufgabe das bedeutete. „Das muss ja die reinste Detektivarbeit sein. Haben Sie die geleistet?"

    „Ja, und es hat mir viel Freude gemacht, weil ich gern recherchiere und Hinweisen nachgehe."

    „Wann wird dieser Job beendet sein?"

    „Das Haus wird im Frühling bezugsfertig, und bis dahin ist auch der Garten bereit für den neuen Gärtner."

    „Was haben Sie dann vor, Holly?"

    „Nichts Bestimmtes. Ich betreue einige Gärten. Einer von ihnen wird in der Januarausgabe von „House and Garden vorgestellt, und das könnte mir neue Aufträge einbringen. Übrigens, woher kennen Sie Feliciarosen?

    „Ganz einfach, ich habe einmal welche gesehen und gefragt, wie sie heißen. Sie, Holly, haben mich vor fünf Jahren an eine Rosenknospe erinnert. Jetzt sind Sie – um bei dem Vergleich mit einer Rose zu bleiben – so weit erblüht, dass Sie ein Haus schmücken oder im Mittelpunkt eines Bildes von Fantin-Latour stehen könnten. Pierce lächelte. „Ja, von dem habe ich schon gehört. Sie hatten mich als Kunstbanausen eingestuft, stimmt’s?

    „Na ja, ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich für französische Blumenmaler aus dem vorigen Jahrhundert interessieren", gestand Holly.

    „Mich interessiert grundsätzlich alles. Für mich ist das Leben wie ein riesiges Warenhaus, gefüllt mit Gütern aus der ganzen Welt und aus allen Jahrhunderten. Daraus kann man sich für seine persönliche Schatzkiste aussuchen, was einem gefällt. Und ich entdecke allmählich die Dinge in den versteckten Winkeln, Dinge, die man erst ausgraben muss, weil sie einem nicht sofort ins Auge springen. So wie Fantin-Latour

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