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Aus dem Leben eines Taugenichts: Ein Märchen für Erwachsene
Aus dem Leben eines Taugenichts: Ein Märchen für Erwachsene
Aus dem Leben eines Taugenichts: Ein Märchen für Erwachsene
eBook128 Seiten2 Stunden

Aus dem Leben eines Taugenichts: Ein Märchen für Erwachsene

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Über dieses E-Book

Der Sohn eines Müllers, der in den Augen seines Vaters ein Taugenichts ist, wird auf Lehrreise geschickt, damit er für sich selbst sorgen lernt. Der Müllerssohn ist nicht auf den Kopf gefallen. Allerdings ist er ein künstlerisch veranlagter Romantiker, der sich nicht in den disziplinierten Tagesablauf eines Müllers einbinden lassen möchte. Die Sympathien des Autors Joseph von Eichendorff für den angeblichen Taugenichts sind offensichtlich.

Der Müllerssohn wird von zwei Frauen zu deren Schloss mitgenommen. Im Schloss arbeitet er als Gärtner und verliebt sich in eine der Frauen. Er hält sie für eine Gräfin und glaubt deshalb, sie sei für ihn unerreichbar.

Er zieht weiter und schließt sich zwei zwielichtigen Gestalten an, die auf dem Weg nach Italien sind. Nach zahlreichen Abenteuern in Rom erinnert er sich wehmütig an die geliebte Frau vom Schloss; er macht sich auf die Reise zurück und versucht sein Glück erneut.

»Aus dem Leben eines Taugenichts« von 1826 war zu Lebzeiten Joseph von Eichendorffs bekanntestes Werk. Die Geschichte wird aus der Perspektive des Müllersohns erzählt. Die märchenhafte und romantische Atmosphäre der Erzählung hat sie zu einem Hauptwerk der Spätromantik gemacht. Es gibt zauberhafte Landschaften, Schlösser, Abenteuer in fremden Ländern, Liebe, Musik, Malerei, und klare Mondnächte. Eichendorff hat einige seiner schönsten Gedichte und Wanderlieder eingestreut: »Wem Gott will rechte Gunst erweisen«, »Wer in die Fremde will wandern«, »Wenn ich ein Vöglein wär« und »Schweigt des Menschen laute Lust«.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum18. Dez. 2017
ISBN9783744831093
Aus dem Leben eines Taugenichts: Ein Märchen für Erwachsene
Autor

Joseph von Eichendorff

Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857) ist einer der wichtigsten Schriftsteller der deutschen Romantik. Seine Werke sind bis heute Klassiker und werden von Literaturkennern bis heute geschätzt.

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    Buchvorschau

    Aus dem Leben eines Taugenichts - Joseph von Eichendorff

    Aus dem Leben eines Taugenichts

    Aus dem Leben eines Taugenichts

    Erstes Kapitel

    Zweites Kapitel

    Drittes Kapitel

    Viertes Kapitel

    Fünftes Kapitel

    Sechstes Kapitel

    Siebentes Kapitel

    Achtes Kapitel

    Neuntes Kapitel

    Zehntes Kapitel

    Impressum

    Joseph von Eichendorff

    Aus dem Leben eines Taugenichts

    Ein Märchen für Erwachsene

    Erstes Kapitel

    Das Rad an meines Vaters Mühle brauste und rauschte schon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vom Dache, die Sperlinge zwitscherten und tummelten sich dazwischen; ich saß auf der Türschwelle und wischte mir den Schlaf aus den Augen; mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenscheine. Da trat der Vater aus dem Hause; er hatte schon seit Tagesanbruch in der Mühle rumort und die Schlafmütze schief auf dem Kopfe, der sagte zu mir: „Du Taugenichts! da sonnst du dich schon wieder und dehnst und reckst dir die Knochen müde und läßt mich alle Arbeit allein tun. Ich kann dich hier nicht länger füttern. Der Frühling ist vor der Tür, geh auch einmal hinaus in die Welt und erwirb dir selber dein Brot. – „Nun, sagte ich, „wenn ich ein Taugenichts bin, so ists gut, so will ich in die Welt gehen und mein Glück machen. Und eigentlich war mir das recht lieb, denn es war mir kurz vorher selber eingefallen, auf Reisen zu gehen, da ich die Goldammer, welche im Herbst und Winter immer betrübt an unserm Fenster sang: „Bauer, miet mich, Bauer, miet mich! nun in der schönen Frühlingszeit wieder ganz stolz und lustig vom Baume rufen hörte: „Bauer, behalt deinen Dienst!"

    Ich ging also in das Haus hinein und holte meine Geige, die ich recht artig spielte, von der Wand, mein Vater gab mir noch einige Groschen Geld mit auf den Weg, und so schlenderte ich durch das lange Dorf hinaus. Ich hatte recht meine heimliche Freude, als ich da alle meine alten Bekannten und Kameraden rechts und links, wie gestern und vorgestern und immerdar, zur Arbeit hinausziehen, graben und pflügen sah, während ich so in die freie Welt hinausstrich. Ich rief den armen Leuten nach allen Seiten stolz und zufrieden Adjes zu, aber es kümmerte sich eben keiner sehr darum. Mir war es wie ein ewiger Sonntag im Gemüte. Und als ich endlich ins freie Feld hinauskam, da nahm ich meine liebe Geige vor und spielte und sang, auf der Landstraße fortgehend:

    Wem Gott will rechte Gunst erweisen,

    Den schickt er in die weite Welt,

    Dem will er seine Wunder weisen

    In Berg und Wald und Strom und Feld.

    Die Trägen, die zu Hause liegen,

    Erquicket nicht das Morgenrot,

    Sie wissen nur vom Kinderwiegen,

    Von Sorgen, Last und Not um Brot.

    Die Bächlein von den Bergen springen,

    Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,

    Was sollt ich nicht mit ihnen singen

    Aus voller Kehl und frischer Brust?

    Den lieben Gott laß ich nur walten;

    Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld

    Und Erd und Himmel will erhalten,

    Hat auch mein Sach aufs best bestellt!

    Indem, wie ich mich so umsehe, kömmt ein köstlicher Reisewagen ganz nahe an mich heran, der mochte wohl schon einige Zeit hinter mir drein gefahren sein, ohne daß ich es merkte, weil mein Herz so voller Klang war, denn es ging ganz langsam, und zwei vornehme Damen steckten die Köpfe aus dem Wagen und hörten mir zu. Die eine war besonders schön und jünger als die andere, aber eigentlich gefielen sie mir alle beide. Als ich nun aufhörte zu singen, ließ die ältere stillhalten und redete mich holdselig an: „Ei, lustiger Gesell, Er weiß ja recht hübsche Lieder zu singen. Ich nicht zu faul dagegen: „Euer Gnaden aufzuwarten, wüßt ich noch viel schönere. Darauf fragte sie mich wieder: „Wohin wandert Er denn schon so am frühen Morgen? Da schämte ich mich, daß ich das selber nicht wußte, und sagte dreist: „Nach Wien; nun sprachen beide miteinander in einer fremden Sprache, die ich nicht verstand. Die jüngere schüttelte einige Male mit dem Kopfe, die andere lachte aber in einem fort und rief mir endlich zu: „Spring Er nur hinten mit auf, wir fahren auch nach Wien." Wer war froher als ich! Ich machte eine Reverenz und war mit einem Sprunge hinter dem Wagen, der Kutscher knallte, und wir flogen über die glänzende Straße fort, daß mir der Wind am Hute pfiff.

    Hinter mir gingen nun Dorf, Gärten und Kirchtürme unter, vor mir neue Dörfer, Schlösser und Berge auf, unter mir Saaten, Büsche und Wiesen bunt vorüberfliegend, über mir unzählige Lerchen in der klaren blauen Luft – ich schämte mich, laut zu schreien, aber innerlichst jauchzte ich und strampelte und tanzte auf dem Wagentritt herum, daß ich bald meine Geige verloren hätte, die ich unterm Arme hielt. Wie aber denn die Sonne immer höher stieg, rings am Horizont schwere weiße Mittagswolken aufstiegen und alles in der Luft und auf der weiten Fläche so leer und schwül und still wurde über den leise wogenden Kornfeldern, da fiel mir erst wieder mein Dorf ein und mein Vater und unsere Mühle, wie es da so heimlich kühl war an dem schattigen Weiher, und daß nun alles so weit, weit hinter mir lag. Mir war dabei so kurios zumute, als müßt ich wieder umkehren; ich steckte meine Geige zwischen Rock und Weste, setzte mich voller Gedanken auf den Wagentritt hin und schlief ein.

    Als ich die Augen aufschlug, stand der Wagen still unter hohen Lindenbäumen, hinter denen eine breite Treppe zwischen Säulen in ein prächtiges Schloß führte. Seitwärts durch die Bäume sah ich die Türme von Wien. Die Damen waren, wie es schien, längst ausgestiegen, die Pferde abgespannt. Ich erschrak sehr, da ich auf einmal so allein saß, und sprang geschwind in das Schloß hinein, da hörte ich von oben aus dem Fenster lachen.

    In diesem Schlosse ging es mir wunderlich. Zuerst, wie ich mich in der weiten, kühlen Vorhalle umschaue, klopft mir jemand mit dem Stocke auf die Schulter. Ich kehre mich schnell um, da steht ein großer Herr in Staatskleidern, dem ein breites Bandelier von Gold und Seide bis an die Hüften überhängt, mit einem oben versilberten Stabe in der Hand und einer außerordentlich langen, gebogenen kurfürstlichen Nase im Gesicht, breit und prächtig wie ein aufgeblasener Puter, der mich fragt, was ich hier will. Ich war ganz verblüfft und konnte vor Schreck und Erstaunen nichts hervorbringen. Darauf kamen mehrere Bedienten die Treppe herauf und herunter gerannt, die sagten gar nichts, sondern sahen mich nur von oben bis unten an. Sodann kam eine Kammerjungfer (wie ich nachher hörte) gerade auf mich los und sagte: ich wäre ein charmanter Junge, und die gnädigste Herrschaft ließe mich fragen, ob ich hier als Gärtnerbursche dienen wollte? – Ich griff nach der Weste; meine paar Groschen, weiß Gott, sie müssen beim Herumtanzen auf dem Wagen aus der Tasche gesprungen sein, waren weg, ich hatte nichts als mein Geigenspiel, für das mir überdies auch der Herr mit dem Stabe, wie er mir im Vorbeigehn sagte, nicht einen Heller geben wollte. Ich sagte daher in meiner Herzensangst zu der Kammerjungfer: ja; noch immer die Augen von der Seite auf die unheimliche Gestalt gerichtet, die immerfort wie der Perpendikel einer Turmuhr in der Halle auf und ab wandelte und eben wieder majestätisch und schauerlich aus dem Hintergrunde heraufgezogen kam. Zuletzt kam endlich der Gärtner, brummte was von Gesindel und Bauernlümmel unterm Bart und führte mich nach dem Garten, während er mir unterwegs noch eine lange Predigt hielt: wie ich nur fein nüchtern und arbeitsam sein, nicht in der Welt herumvagieren, keine brotlosen Künste und unnützes Zeug treiben solle, da könnt ich es mit der Zeit noch einmal zu was Rechtem bringen. – Es waren noch mehr sehr hübsche, gutgesetzte, nützliche Lehren, ich habe nur seitdem fast alles wieder vergessen. Überhaupt weiß ich eigentlich gar nicht recht, wie das alles so gekommen war, ich sagte nur immerfort zu allem: ja – denn mir war wie einem Vogel, dem die Flügel begossen worden sind. – So war ich denn, Gott sei Dank, im Brote.

    In dem Garten war schön leben, ich hatte täglich mein warmes Essen vollauf und mehr Geld, als ich zum Weine brauchte, nur hatte ich leider ziemlich viel zu tun. Auch die Tempel, Lauben und schönen grünen Gänge, das gefiel mir alles recht gut, wenn ich nur hätte ruhig drin herumspazieren können und vernünftig diskurrieren, wie die Herren und Damen, die alle Tage dahinkamen. Sooft der Gärtner fort und ich allein war, zog ich sogleich mein kurzes Tabakspfeifchen heraus, setzte mich hin und sann auf schöne höfliche Redensarten, wie ich die eine junge schöne Dame, die mich in das Schloß mitbrachte, unterhalten wollte, wenn ich ein Kavalier wäre und mit ihr hier herumginge. Oder ich legte mich an schwülen Nachmittagen auf den Rücken hin, wenn alles so still war, daß man nur die Bienen sumsen hörte, und sah zu, wie über mir die Wolken nach meinem Dorfe zuflogen und die Gräser und Blumen sich hin und her bewegten, und gedachte an die Dame, und da geschah es denn oft, daß die schöne Frau mit der Gitarre oder einem Buche in der Ferne wirklich durch den Garten zog, so still, groß und freundlich wie ein Engelsbild, so daß ich nicht recht wußte, ob ich träumte oder wachte.

    So sang ich auch einmal, wie ich eben bei einem Lusthause zur Arbeit vorbeiging, für mich hin:

    Wohin ich geh und schaue,

    In Feld und Wald und Tal,

    Vom Berg ins Himmelsblaue,

    Vielschöne gnädge Fraue,

    Grüß ich dich tausendmal.

    Da seh ich

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