ZEN: Geschichten alter Meister
Von Yarito Niimura
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Über dieses E-Book
Yarito Niimura
Yarito Niimura, Autorenpseudonym einer in Deutschland lebenden japanischen Autorin und Übersetzerin mit einer besonderen Liebe zu Zen und Bonsai-Bäumen.
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Buchvorschau
ZEN - Yarito Niimura
Yarito Niimura
Zen
Geschichten alter Meister
Impressum
Titel der Originalausgabe: ZEN
Geschichten alter Meister
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2014
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Gesamtgestaltung: Tina Lechner Grafik & Buchdesign, Stuttgart
Umschlagmotiv: © Corbis
E-Book-Konvertierung: epublius GmbH, Berlin
ISBN (E-Book): 978-3-451-80389-5
ISBN (Buch): 978-3-451-30682-2
Inhalt
Einladung
Die Teetasse
Die Welt des Scheins
Der Klang der einen Hand
Das Mädchen
Nichts existiert
Der Samurai
Das Schweigen lernen
Glück und Unglück
Ein Gelehrter
Ein Geschenk
Auf dem Drachenberg
Der Schlangenkopf
Die Fechtkunst
Gehorsam
Der Ziegelstein
Der Weg ins Paradies
Die Teeschale
Der Tunnel
Die Suche
Wahre Meditation
Die Kunst der Antwort
Die tugendhafte Schwiegertochter
Der Gelehrte und der Herrscher
Der Dieb
Der Mittagsschlaf
»So?«
Das Schweigen
Der Weg zur Freiheit
Die Laterne
Der glückliche Chinese
Meister Vogelnest
Die Gabe
Die Jagd des Lebens
Zwei Lehrer
Ein Tausendfüßler
Der Nachfolger
Die Erkenntnis
Der Diener der Decke
Der Geist
Tiefes Glück
Der Traum des Generals
Ein stummes Gespräch
Der Jäger
Ein Bettlerleben
Wem gehört der Traum?
Ein Toter antwortet
Ein Dieb
Ewiges Leben
Die Autorin
Einladung
Selten kommt Weisheit auf so leichten Füßen daher. Lesen wir Zen-Geschichten, tauchen wir ein in eine merkwürdig schwebende Welt. Schüler treffen auf ihre Meister, Mönche ziehen durchs Land, Samurai suchen das Glück und Einsiedler die Einsamkeit, und dann gibt es auch noch Diebe und Bettler, Kaufleute, Herrscher und sogar Gespenster. Und sie alle sind auf ihrer Suche, sie erleben Abenteuer und treffen auf den einen unerwarteten Moment, der ihrem Leben eine Wendung gibt. Zen-Geschichten öffnen eine Tür. Wer sie durchschreitet, findet plötzlich alles umgekehrt. Gewissheiten sind verflogen, und dahinter eröffnet sich ein befreiendes Lächeln.
Die Teetasse
E
in Gelehrter besuchte einen Meister mit der Absicht, etwas über Zen zu erfahren. Der Meister servierte Tee. Er schenkte dem Gelehrten ein, immer weiter und immer weiter. Bis die Tasse überlief und der Gelehrte ärgerlich rief: »Mehr geht nicht hinein!«
Darauf der Meister: »So voll wie diese Tasse seid auch Ihr mit all Euren Meinungen und Gedanken. Wie kann ich Euch den Weg zum Zen weisen, wenn Ihr die Tasse nicht endlich austrinkt?«
»Der Beginn liegt in dir selbst. Bei einer Reise, die tausend Meilen weit reicht, ist der erste Schritt der wichtigste.«
Meister Ying-an
Die Welt des Scheins
E
in Mönch befand sich auf Reisen. Die Nacht war schon hereingebrochen, es wurde finster, und er konnte die Hand vor den Augen kaum noch erkennen. Da trat er plötzlich auf etwas Weiches und spürte, wie dieses Etwas zerplatzte. Im Nu kam ihm der Gedanke, es müsse sich um einen Frosch gehandelt haben. Und er erschauerte. Verbot nicht die Lehre des Buddha, anderen Lebewesen Leid zuzufügen, ganz gleich, um was es sich handele? Stets hatte er sich daran gehalten. Und nun musste er befürchten, rein aus Versehen ein Lebewesen getötet zu haben. Als er sich endlich schlafen legte, erschienen ihm im Traum Hunderte von Fröschen, die allesamt seinen Tod forderten.
Als er am folgenden Morgen erwachte, suchte er nach dem getöteten Frosch. Doch was er fand, war kein Frosch, sondern eine Frucht, die sein Fuß getroffen und zerquetscht hatte. Und zum ersten Mal erkannte er, was damit gemeint war, dass es keine gegenständliche Welt gibt.
Der Klang der einen Hand
D
er Meister eines Tempels hatte einen jungen Schützling bei sich aufgenommen. Dieser Junge beobachtete den Alltag des Tempels genau, er sah, wie die Schüler Tag für Tag den Raum des Meisters aufsuchten, morgens wie abends, wie sie vom Meister unterwiesen wurden und wie sie Aufgaben erhielten, die ihnen den Weg zum Zen weisen sollten. Diesen Weg wollte der Junge ebenfalls beschreiten. Also bat er den Meister, auch ihn zu unterweisen und in die Schar seiner Schüler aufzunehmen. Doch der Meister erwiderte: »Du bist noch zu jung. Später vielleicht.« Als aber der Junge keine Ruhe gab und unentwegt auf den Meister einredete, gewährte der ihm endlich seinen Wunsch.
Am nächsten Tag war es soweit. Der Junge betrat mit den anderen Schülern den Raum des Meisters, setzte sich nieder und wartete voller Spannung auf das, was kommen sollte. Da sagte der Meister zu ihm: »Wenn deine beiden Hände zusammenklatschen, dann hörst du den Klang zweier Hände. Jetzt aber lass mich den Klang der