Zauber der Camargue
Von Alison York
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Über dieses E-Book
Mitten in der idyllischen Landschaft der Camargue liegt das herrliche Gestüt der Wakefords. Als Alexandra dort einen Job annimmt, verschweigt sie, wie sie wirklich heißt. Aus gutem Grund, wie sich zeigt, denn Marcus, der Mann ihres Herzens, scheint ihre Familie zu hassen…
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Buchvorschau
Zauber der Camargue - Alison York
IMPRESSUM
Zauber der Camargue erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1994 by Alison York
Originaltitel: „Dear Enemy"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1048 - 1995 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Dr. Susanne Hartmann
Umschlagsmotive: klennew, omgimages / Thinkstock
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733778521
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Aus dem Schilf am Ufer des Flusses, der an dieser Stelle in den See mündete, erhob sich plötzlich eine junge Frau. Auf der sonnengebräunten Haut ihres Oberkörpers glitzerten Wassertropfen.
Der Reiter, der sich auf dem weichen Erdboden lautlos genähert hatte, hielt sein Pferd an und beobachtete sie fasziniert. Undine, dachte er lächelnd. Nicht der Wassergeist der Mythologie, sondern eine lebendige Undine.
Unter den verdorrten Ästen einer abgestorbenen Tamariske streckte sie nun die wohlgeformten glatten Arme und hob einen Moment lang das Haar im Nacken hoch, der anrührend zart und verwundbar wirkte.
Die ersten Sonnenstrahlen brachen durch den frühmorgendlichen Dunst und ließen das kupferrote Haar, das ihr in üppigen Wellen auf die schmalen Schultern fiel, aufleuchten.
Er wünschte sich, das Gesicht der jungen Frau zu sehen, ihre vom weißen Bikinioberteil bedeckten Rundungen zu betrachten und die vom Schilf verborgenen Beine, die gewiss ebenso wohlgeformt waren wie ihre Arme, aber er unterdrückte diesen Gedanken rasch. Diese Undine aus Fleisch und Blut sollte sich nicht umdrehen und ihn als heimlichen Beobachter entdecken.
Es war besser, diesen Augenblick nur als einen der nachhaltigen Eindrücke aus der Camargue im Gedächtnis zu behalten. Ohne sich um das platschende Geräusch des Hufschlags im seichten Wasser am Ufer zu kümmern, galoppierte er davon.
Erschrocken drehte Alex Leeward sich um, beschattete die grünen Augen mit der Hand und lächelte unwillkürlich. Sie hatte den Mann erspäht, der auf der anderen Seite des Flusses davonritt. Er trug weiße Jeans und ein weißes Hemd und ritt einen Schimmel. Der weiße Reiter …
Er schreckte mit seinem Galopp die Flamingos am anderen Ende des Sees auf. Mit heiseren Schreien flogen sie Richtung Meer, ihr rosafarbenes Federkleid leuchtete am blauen Himmel. Sie wiederum störten die Wildpferde, die bis zu diesem Moment friedlich gegrast hatten.
Jetzt galoppierten sie durch das flache Wasser auf Alex zu und kamen so nah an ihr vorbei, dass sie sie nass spritzten. Mit ihren weißen fliegenden Mähnen und den bebenden Nüstern waren sie ein unvergesslicher Anblick.
Der Reiter war schon fast außer Sicht. Sein breitkrempiger Hut war ihm in den Nacken gerutscht, und Alex sah sein goldblondes Haar noch in der Sonne aufleuchten.
Für kurze Zeit schien er ein Teil der wilden Landschaft gewesen zu sein, die sie so verzauberte. Aber sie verbot sich, noch länger an ihn zu denken. Eine Frau, die allein in einem fremden Land war und nicht wusste, wie sie zurück nach Hause kommen sollte, weil man ihr das ganze Geld und das Rückflugticket gestohlen hatte, sollte sich um praktische Dinge kümmern, anstatt sich romantischen Träumereien hinzugeben.
Sie ging zurück in die Hütte, in der sie eine unbequeme Nacht verbracht hatte. Sie würde sich anziehen und dann den Rat befolgen, den man ihr am vergangenen Abend, als sie hierher gebracht worden war, gegeben hatte. Vielleicht würde sie sich die Reise zurück nach England verdienen können, wenn nicht, musste sie nach einer anderen Lösung suchen.
Keinesfalls wollte sie zu Hause anrufen und um Hilfe bitten. Ihre Eltern hatten genug Probleme mit ihrer anderen Tochter und konnten keine neuen mit ihr, Alex, gebrauchen. Ein Konsulat würde ihr vielleicht helfen, nur müsste sie erst einmal wissen, wo sie eins finden könnte. Und wie sollte sie es dann ohne einen Franc erreichen?
Ungefähr eine Stunde später stand sie in Jeans und einer jadegrünen Bluse, den weichen Stoffkoffer in einer Hand und ihre Umhängetasche über der anderen Schulter, vor dem Eingang zu einem Mas, wie die Landgüter in der Camargue genannt wurden, und las das Schild.
Ja, dies war der Mas de Malmont. Die Besitzer hatten ihr Gutshaus offensichtlich zu einem schönen Hotel umgebaut und sich auf Reitferien für ausländische Touristen spezialisiert. Das Schild verkündete, dass Englisch, Deutsch und Französisch gesprochen wurde.
Weiße Zäune säumten die Auffahrt, die Alex jetzt entlangging. Jetzt sah sie eine Herde Zuchtpferde auf einer Koppel, der Größe nach zu urteilen einjährige Tiere, die wahrscheinlich ihr Brandzeichen bekommen sollten.
In der Hütte hatte es keinen Spiegel gegeben, so dass sie nur hoffen konnte, ordentlich auszusehen. Sie hatte die Jeans ausgebürstet und eine saubere Bluse angezogen. Ihr Haar hatte sie noch im Hotel gewaschen, an dem Abend, an dem die Katastrophe passiert war.
Sie ging an einer Baumgruppe vorbei, durchquerte einen großen Hof und blieb kurz vor dem Haupteingang des romantischen Bauernhauses stehen. Ein kleines Schild wies darauf hin, dass rechts das Büro war.
Entschlossen klopfte sie an die Tür.
„Ja bitte. Ein grauhaariger Franzose blickte von seinem Schreibtisch auf, als Alex eintrat, und erkundigte sich höflich: „Womit kann ich Ihnen dienen?
„Ich würde gern Monsieur Mark, le visiteur anglais sprechen." Liz, die den Nachnamen des Mannes nicht wusste, hatte ihr geraten, so nach ihm zu fragen.
Der Angesprochene stand auf, öffnete ein Fenster und rief auf Französisch: „Mark! Sie haben vielleicht ein Glück! Hier fragt eine hübsche junge Dame nach Ihnen!" Daraufhin entschuldigte sich der Franzose und ging über den Hof in den gegenüberliegenden Gebäudeteil.
Die offenen Ställe auf der anderen Seite des Hofs waren leer. Ein Mann im blauen Arbeitsanzug mistete aus. Wahrscheinlich waren die Urlauber schon früh zu ihrem Reitausflug aufgebrochen. Sie zählte die Töpfe mit Geranien auf dem Regal an der Wand gegenüber, um sich abzulenken, weil sie jetzt schrecklich nervös war.
Schließlich hörte sie Schritte draußen, dann sagte jemand etwas und ein anderer antwortete.
Sie konnte durch das Fenster den Rücken eines Mannes sehen. Das goldblonde Haar lockte sich in seinem sonnengebräunten Nacken, und als er die Hand hob und sich mit den Fingern die Strähnen zurückstrich, sah sie die bronzefarbenen muskulösen Arme.
Ungläubig blickte sie auf das weiße Hemd, das in weißen Jeans steckte. Dass ihr in Südfrankreich mit seinen dunkelhaarigen Menschen an einem Tag zwei Männer mit goldblonden Haaren und der Vorliebe für weiße Sachen begegneten, war höchst unwahrscheinlich. Er war der weiße Reiter! Das Herz schlug ihr plötzlich schneller.
Jetzt drehte er sich um, und zwischen den Blättern eines Feigenbaums hindurch konnte sie sein Gesicht erkennen. Alex schrak zusammen.
Die bevorstehende Begegnung, die ihr eben noch wie etwas Märchenhaftes erschienen war, wurde zu einem Albtraum.
Denn sie kannte ihn! Mit diesem Mann war eine düstere, schreckliche und erschütternde Familiengeschichte verknüpft. Zum Glück hielt der Stallarbeiter ihn noch einmal auf, denn sie fühlte sich jetzt wie gelähmt und hätte kein Wort sprechen können.
Er war der Mann, der ihre Schwester Elaine verlassen, deren Familienleben zerstört und ihr beinahe den Vater genommen hatte, denn das, was mit Elaine passiert war, hatte John Leeward so getroffen, dass er einen Herzinfarkt erlitt.
Der Mann, den sie um einen Gefallen bitten wollte, war ein Wakeford. Die Wakefords und die Leewards waren seit zwei Generationen verfeindet. Als er erfuhr, dass ihre Schwester zu den verhassten Leewards gehörte, hatte er sich sofort von ihr getrennt. Sie, Alex, hatte ihn nie persönlich kennen gelernt, aber ein Foto von ihm gesehen.
Elaine, hin- und hergerissen zwischen Mut, Trotz und panischer Angst vor der Reaktion ihrer Eltern auf ihre Beziehung zu dem einen Mann, den die Leewards auf keinen Fall akzeptieren konnten, hatte es ihr gezeigt und sie schwören lassen, niemandem etwas zu verraten.
Als er nun zur Tür kam, ging Alex in die Hocke und tat so, als würde sie ihre Turnschuhe zubinden. Er hatte sich kaum verändert, außer dass das gelockte blonde Haar durch die Sonne noch etwas heller geworden war. Seine regelmäßigen Gesichtszüge mit dem energischen Kinn und den klaren grauen Augen verrieten eine starke Persönlichkeit.
Es war gewiss nicht sein gutes Aussehen allein, das ihn so attraktiv machte. Dieser Mann wusste, was er wollte. Dass er auch wusste, was er nicht wollte, hatte ihre Schwester schmerzlich erfahren müssen.
Vielleicht aber schaute er jenem Wakeford nur ähnlich. Alex klammerte sich verzweifelt an diesen Strohhalm. Im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet, und als sie seine Reitstiefel sah, wusste sie, dass sie den Moment nicht länger hinauszögern konnte. Langsam richtete sie sich auf.
„Die Dame vom See!" rief er ungläubig aus.
Sie hätte seine tiefe Stimme als angenehm empfunden, wenn sie keine Ahnung gehabt hätte, wer er war. „Wie bitte?" Sie blickte ihn an, als würde sie nicht verstehen, wovon er sprach.
„Ich habe Sie heute Morgen gesehen. Wollen Sie etwa behaupten, mich nicht bemerkt zu haben? Bei dem Lärm, den die Flamingos gemacht haben? Der Blick seiner grauen Augen war stahlhart. „Ihre Abneigung, sich an den Vorfall zu erinnern, rührt vermutlich daher, dass Sie, ohne zu bezahlen, in der Hütte übernachtet haben. Nun, Sie sind bestimmt nicht die Erste, die die Malmonts auf diese Art ausgenutzt hat. Sparen Sie sich eine Entschuldigung. Mich geht es ja im Grunde nichts an.
Alex schluckte, dann sprach sie so ruhig wie möglich: „Es stimmt, ich habe die Nacht dort verbracht. Nur die eine, und ich hatte einen guten Grund dafür. Ich habe die Hütte, die nicht abgeschlossen war, genau so zurückgelassen, wie ich sie vorfand."
„Ich sagte doch, es geht mich nichts an."
Seine Stimme klang unpersönlich, als er ihr geringfügiges Vergehen mit der gleichen kühlen Gleichgültigkeit abtat, mit der er seine Beziehung zu ihrer Schwester abgebrochen hatte.
Jetzt setzte er sich auf die Schreibtischkante und musterte Alex.
Angestrengt überlegte sie, was sie jetzt tun sollte. Sie war sich ziemlich sicher, dass er sie nicht als Elaines Schwester erkennen würde, denn Alex sah Elaine überhaupt nicht ähnlich.
Vielleicht wusste er nicht einmal, dass Elaine eine Schwester hatte. Aber wenn er erfuhr, wer Alex war, würde er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen, also musste sie sehr vorsichtig sein, weil sie wahrscheinlich seine Hilfe brauchte.
„Nun? Sie haben nach mir gefragt. Was kann ich für Sie tun?"
Wie sollte sie ohne einen Franc in der Tasche nach England zurückkommen? Sie musste es wagen! Wenn es ihr gelang, würde sie ihn benutzen und fallen lassen, genauso wie er es mit ihrer Schwester gemacht hatte. Vielleicht würde diese kleine Rache Alex sogar eine gewisse Befriedigung geben. „Ich hörte, Sie reisen mit zwei Camargue-Pferden zurück nach England."
Überrascht zog er die Augenbrauen hoch. „Ja, das stimmt."
„Man sagte mir, dass Sie jemand brauchen, der Ihnen während der Reise bei der Betreuung der Tiere hilft …"
„Tut mir Leid, aber Sie wurden falsch informiert. Hier gibt es keinen Job für Sie. Irgendjemand hat Sie zum Besten gehalten. Wer?"
„Liz. Als sie mir gestern Abend die Hütte zeigte."
Jetzt hatte Alex sein Interesse geweckt. Nachdenklich stand er auf. „Dann haben Sie Liz also noch getroffen, nachdem ich sie das letzte Mal sah. Können Sie mir sagen, wo sie im Moment ist? Sie sollte heute Morgen sehr früh hier sein, um eines der beiden Pferde zu reiten."
„Soweit ich weiß, ist sie zusammen mit ihrem Freund auf dem Weg nach Saintes-Maries de la Mer."
„Wie bitte? Seine Stimme klang gefährlich ruhig. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Hat sie Ihnen zufällig erzählt, wann sie von dieser ungeplanten kleinen Reise zurück sein will?
Dies war der kritische Moment. „Sie kommt nicht zurück. Deshalb bin ich ja