Wie eine Perle im Meer
Von Rosalie Ash
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Über dieses E-Book
Auf der Insel Skiathos steht Eleanor vor einer schweren Entscheidung: Während sie den eleganten Hotelier Yannis liebt, scheint er sie nur wegen ihres gemeinsamen Sohnes heiraten zu wollen. Soll sie dennoch Ja sagen und darauf hoffen, dass Yannis irgendwann ihre Gefühle teilt?
Rosalie Ash
Sie hat bisher 21 erfolgreiche Romances geschrieben, wobei sie erst jetzt wieder richtig aktiv geworden ist, nachdem sie eine längere Pause vom Schreiben romantischer Stories gemacht hat. Rosalie Ash ist Mitglied der Society of Authors und der Romantic Novelists Association. Gelegentlich bewohnt sie auch ein Paralleluniversum in ihrer Fantasie, wo sie acht Stunden am Tag schreiben kann, ein perfektes Haus und eine farblich markierte Garderobe besitzt, Gourmet-Dinnerparties veranstaltet und immer noch Zeit findet, um stundenlang mit ihrer Tochter zu telefonieren, Wiederholungen von Friends zu gucken und online zu shoppen.
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Buchvorschau
Wie eine Perle im Meer - Rosalie Ash
IMPRESSUM
Wie eine Perle im Meer erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1994 by Rosalie Ash
Originaltitel: „Apollo‘s Legend"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe
Band 115 - 1995 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Michael Große
Umschlagsmotive: Anna_Om / GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733779696
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Wie konnte er es nur wagen? Wie konnte er es nur? Diese wütenden Worte waren Eleanor Carrington in den vergangenen schrecklichen und fast unerträglichen Stunden unentwegt im Kopf herumgegangen. Natürlich hatte sie gewusst, dass Yannis Diamakis sich für die moderne Ausgabe eines griechischen Gottes hielt, sich einer Welt zugehörig fühlte, in der die männliche Überlegenheit noch unangefochten war. Und dies waren einige der vielen Gründe gewesen, warum ihre kurze, heftige Beziehung ein Ende gefunden hatte.
Aber dennoch hätte sie niemals angenommen, dass er zu so etwas fähig gewesen wäre. Fähig, ihr Christophor zu stehlen, ihren dreijährigen Sohn, und mit ihm nach Griechenland zu verschwinden …
Ihre Hand bebte, als sie sich damit über die Augen fuhr, um sich die Tränen des Zorns abzuwischen. Sie nahm sich zusammen und verließ die überfüllte Ankunftshalle auf dem Flughafen von Skiathos. Die grelle Julisonne blendete sie, und nach der angenehmen Kühle in der Halle traf die Hitze draußen sie wie ein Schlag.
Eleanor drängte entschlossen ihre aufgewühlten Gefühle zurück, obgleich ihr die vertrauten Geräusche und Gerüche der Insel und ihr Anblick dies sehr schwer machten. Aber Tränen waren eine Schwäche, die sie sich nicht leisten konnte. Der Brief an Yannis war schon Schwäche genug gewesen, das war ihr nun bewusst geworden …
„Zum Thessa Beach Hotel, bitte", erklärte sie dem Taxifahrer, als sie gleich darauf auf der Rückbank des staubigen Mercedes saß und tief Luft geholt hatte. Christophors wegen war sie nun auf dem Weg in die sprichwörtliche Höhle des Löwen. Aber sie kam sich vor wie eine Löwenmutter, die ihr Junges beschützen musste. Und kalte Wut war ein sehr wirkungsvolles Mittel, die Angst zu besiegen …
Die Straße wand sich die südliche Küste entlang, voller Schlaglöcher und Bodenwellen, aber auch zauberhafter Ausblicke auf tief eingeschnittene Buchten und die sanften Berge des Nordens. Nicht einmal der halsbrecherische Elan des Taxifahrers oder die selbstmörderische Angewohnheit der Inselbewohner, mitten auf der Straße zu fahren, konnte sie von ihren rachsüchtigen Gedanken ablenken.
Und doch … die Insel war so wunderschön. Überall um Eleanor herum blühten flammendroter Hibiskus, leuchtende pinkfarbene Bougainvilleabüsche und rosa und weißer Oleander an den mit roten Ziegeln gedeckten Dächern der gekalkten Häuser, die sich weiß gegen den azurblauen Himmel abzeichneten.
Diese kleine, pinienbewachsene griechische Insel in der Ägäis hatte bereits vor vier Jahren ihr Herz erobert, und ihr Zauber war immer noch in ihr lebendig. Eleanor strich sich die langen haselnussbraunen Haare aus dem Gesicht. Der Fahrtwind wehte den Geruch nach Baumharz, Wacholder und wildem Thymian in den Wagen, eine warme, sinnliche Mischung, die ihre Sinne erregte und ihre Stimmung hob.
Das Taxi kam in einer Staubwolke mit quietschenden Bremsen abrupt am Ende eines Sandweges zum Stehen, der zum Hotel führte. Sie stieg mit weichen Knien aus, während der Fahrer ihr Gepäck aus dem Kofferraum holte. Fast ohrenbetäubend war das schrille Konzert der Zikaden in den Bäumen um sie herum.
„Efcharisto", bedankte sie sich bei dem Fahrer und drückte ihm eine Hand voll Drachmenscheine in die Hand.
„Parakalo." Der Fahrer grinste erfreut über das großzügige Trinkgeld und musterte anerkennend ihre strahlenden blauen Augen, das feste Kinn und die langen Beine in den weißen Bermuda-Shorts. „Schöne Ferien", wünschte er ihr dann auf Englisch, setzte sich wieder in den Wagen und fuhr los.
Wenn er nur wüsste, dachte Eleanor, nahm ihren Koffer und wandte sich steif zum Gehen. Dies würden bestimmt keine schönen Ferien werden. Es war sehr wahrscheinlich der Anfang eines Albtraums …
Vier Jahre zuvor hatte sie sich frei wie der Wind gefühlt und war mit ihrem klapprigen kleinen Moped den selben Weg am saphirblauen Meer entlang gefahren. Es war ihre erste Saison als Reiseleiterin eines Reiseveranstalters auf Skiathos gewesen. Sie hatte jede Minute ihres Jobs genossen, die warme, herzliche Gastfreundlichkeit der Griechen, die wunderschöne Insel. Alles schien damals unkompliziert und perfekt zu sein. Die Komplikation, die sie nicht hatte voraussehen können, war gewesen, dass sie Yannis kennen gelernt und sich hoffnungslos in ihn verliebt hatte – nein, glaubte, sich hoffnungslos in ihn verliebt zu haben …
Sie erreichte das Ende des Weges. Zu ihrer Linken lag das Hotel, angeschmiegt an den sanften Hügel. Sein Garten zog sich bis zum Strand hinunter. Urlauber plantschten im Wasser herum oder dösten auf Strandliegen unter weißen Sonnenschirmen.
Obgleich es Juli war, war der Strand nicht voll. Dies war ein Privatstrand, der zum Hotel gehörte, und die Gebühren für die Liegen und die Sonnenschirme hielten hotelfremde Urlauber fern.
Plötzlich hielt sie den Atem an. Bildete sie es sich nur ein, weil ihre Gefühle so aufgewühlt waren, oder war es dort unten wirklich Christophor, den sie zu sehen glaubte?
Ihr Herz begann zu rasen, sie ließ den Koffer einfach fallen und beschützte mit der Hand ihre Augen gegen die gleißende Helligkeit. Nahe am Wassersaum stand ein kleiner Junge mit einer rotweiß gestreiften Badehose. Sein dichtes schwarzes Haar wehte ihm in der leichten Meeresbrise um den Kopf. Das Kind wandte sich leicht um, den Daumen im Mund, und zeigte ein so vertrautes und geliebtes Profil, dass es für Eleanor kein Zögern mehr gab. Sie rannte los wie nie zuvor in ihrem Leben, raste über den heißen Sand und rief dabei immer wieder den Namen ihres Sohnes. Erleichterung überflutete sie, als sie das Erkennen in den Augen des Jungen sah, und er laut „Mummy!" schrie.
Sie riss ihn in die Arme, sank zusammen mit ihm in den Sand und es war ihr egal, dass die Umliegenden sie verwundert anstarrten.
„Mummy! Wie findest du unsere Urlaubsüberraschung?, rief ihr Sohn mit strahlenden Augen. „Papa hat gesagt, du würdest heute kommen!
„Das hat er? Mit fast übermenschlicher Willensanstrengung schaffte Eleanor es, ihre Stimme ganz normal klingen zu lassen. „Wo ist Papa denn, Christophor? Sag mir nicht, er hat dich hier ganz allein am Strand gelassen …
„Nein, Eleanor, das hat er nicht."
Eleanor erstarrte und kämpfte gegen die Schauder an, die ihr über den Rücken liefen, wie jedes Mal, wenn sie seine Stimme hörte.
Dabei war es nicht vier Jahre her, dass sie sie zuletzt gehört hatte, sondern erst einige wenige Tage. Er hatte auf ihren Brief reagiert, indem er kurz danach in dem Hotel in Northumberland aufgetaucht war, in dem sie arbeitete …
„Nun, willst du mir nicht Guten Tag sagen?" Die tiefe, unbeschreiblich männliche Stimme zwang sie, den Kopf zu heben.
„Hallo, Yannis."
„Hallo, Eleanor."
Das Schweigen schien lauter zu sein als das ohrenbetäubende Zirpen der Zikaden. Plötzlich wurde sich Eleanor ihrer Umgebung, all der vielen Leute um sie herum bewusst. Sie spürte die kühle Haut ihres Sohnes, er musste gerade kurz vorher aus dem Wasser gekommen sein, fühlte, wie seine nasse Badehose ihre Shorts und das kurzärmlige türkisfarbene T-Shirt durchfeuchtete. Aber noch intensiver empfand sie die Gegenwart von Yannis Diamakis, der über ihr aufragte. Da sie kniete, war er ihr psychologisch im Vorteil.
„Ich hoffe, du hast dir nicht zu viele Sorgen gemacht. Mein Brief war doch klar, oder?"
„Ja. Das war er. Eleanor räusperte sich und versuchte das plötzlich aufwallende Gefühl der Sehnsucht zu unterdrücken. Es konnte doch nicht angehen, dass sie voller Zorn gegen ihn war und sich zugleich von ihm seelisch und körperlich angezogen fühlte? Sie kniff die Augen gegen die Sonne halb zusammen. „Wir müssen miteinander sprechen
, fügte sie mit eisiger Stimme hinzu. „Allein."
Die schwarzen, schmalen Augen blickten sie spöttisch an. Yannis war fast einen Meter neunzig groß und gebaut wie ein griechischer Gott, trotz des Erbes seiner englischen Mutter. Seine Haut war tief gebräunt, und er strahlte Kraft und Gesundheit aus, und die knappe dunkle Badehose überließ der Fantasie kaum noch etwas. Mit seinen breiten Schultern, der muskulösen Brust, den schmalen Hüften und den langen, wohlproportionierten Beinen war er Adonis persönlich.
Aber, erinnerte sich Eleanor rasch, seine klassische männliche Schönheit war nicht ohne kleine Mängel. Seine kräftige Nase war ihm früher einmal gebrochen worden. Vielleicht von jemanden, der genauso wütend auf ihn gewesen war wie sie selbst jetzt. Und sein Mund war eine Spur zu groß, die zynischen Linien darum zu deutlich sichtbar. Vielleicht nur winzige Einschränkungen, aber sie machten ihn menschlich, anstatt ihn wie irgendeine mythische Gestalt wirken zu lassen …
Eleanor fühlte, wie ihr Ärger aufloderte. Warum musste dieser Mann aussehen, als wäre das Leben ein einziger Spaß? Warum besaß er immer noch diesen erotischen Zauber, war so unglaublich attraktiv? Wie konnte er es wagen, so selbstsicher und amüsiert zu wirken … wo er doch gerade ihr Kind gestohlen, es unerlaubt nach Griechenland entführt hatte …
„Hast du keine Angst, mit mir allein zu sein, Eleanor?", spottete er sanft. Er hockte sich hin und wandte sich mit seinem umwerfend charmanten Lächeln an Christophor. Zu Eleanors Ärger strahlte ihr Sohn ihn an. Die Kinderliebe der Griechen ist überwältigend, erinnerte sie sich bitter. Es entschuldigte zwar nicht Yannis’ Vorgehensweise, aber erklärte sie zumindest ein wenig.
Laura, eine Kollegin von ihr, hatte sie eindringlich gewarnt, dass Yannis nichts davon abhalten würde, Christophor bei sich in Griechenland zu behalten, wenn er erst einmal seinen Aufenthaltsort erfahren hatte …
Aber vielleicht hatte er auch das Recht, wütend auf sie zu sein, nach dem, was sie vor vier Jahren getan hatte …
„Angst, mit dir allein zu sein?, erwiderte sie nun mit vorgespieltem Mut. „Nicht im Mindesten! Hör bloß auf, dir einzubilden, dass keine Frau vor dir sicher ist!
„Aber das denke ich doch gar nicht. Sein Gesicht war ausdruckslos. „Das ist immer nur in deiner Fantasie so gewesen. Dieses Bild von mir als großer Verführer der Frauen …
„Nein …"
„Doch, das