Der Prinz, der die Liebe vergaß
Von Raye Morgan
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Über dieses E-Book
"Suchen Sie etwas?" Mykals vertraute Stimme lässt Janis’ Herz schneller schlagen. Oh ja. Immer noch zutiefst verletzt vom plötzlichen Ende ihrer leidenschaftlichen Ehe, sucht sie nach Antworten. Aber er scheint sie noch nicht einmal wiederzuerkennen
Raye Morgan
Raye Morgan wuchs in so unterschiedlichen Ländern wie Holland, Guam und Kalifornien auf und verbrachte später einige Jahre in Washington, D.C. Jetzt lebt sie mit ihrem Mann, der Geologe und Informatiker ist, und zwei ihrer vier Söhne in Los Angeles. „Die beiden Jungen zu Hause halten mich immer auf dem Laufenden, was im Moment so angesagt ist", gibt sie lachend zu. „Das Schreiben dagegen erinnert mich tagtäglich an die Romantik, die ein wichtiger Bestandteil im Leben von uns Menschen ist."
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Buchvorschau
Der Prinz, der die Liebe vergaß - Raye Morgan
IMPRESSUM
Der Prinz, der die Liebe vergaß erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2012 by Helen Conrad
Originaltitel: „Pregnant With The Prince’s Child"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA EXTRA
Band 51 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Christiane Bowien-Böll
Umschlagsmotive: Photo_life / depositphotos
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733739058
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
Mykal öffnete langsam die Hände, in denen er etwas Wertvolles zu verbergen schien. Es war ein Schmetterling. Der schönste, den Janis jemals gesehen hatte. Die zarten rosa-weißen Flügel schimmerten fast silbern im Sonnenlicht.
„Vorsicht, rief sie. „Tu ihm nicht weh.
Er schaute sie belustigt an. „Das würde ich nie tun. Seine Stimme klang fast heiser. „Ich wollte nur, dass du ihn siehst. Er ist so wunderschön, und so zart …
, sagte er, so leise, dass sie ihn kaum hören konnte. „Er erinnert mich an dich."
Sie schaute ihm in die Augen, diese Augen, deren Blau so klar und rein war wie ein Kristall. Sein Anblick nahm ihr beinahe die Luft zum Atmen.
„Oh, Mykal", flüsterte sie. Ihr kamen fast die Tränen. Meinte er, was er sagte? In ihrem Leben hatte es so viele Lügen gegeben, dass sie es kaum noch wagte, irgendjemandem zu vertrauen. Schließlich lachte sie beglückt.
Das schien den Schmetterling zu erschrecken. Er flog davon, ließ sich vom Küstenwind tragen und kreiste über ihnen, immer höher und höher.
Sie schauten ihm nach, bis er sich in der Unendlichkeit des blauen Himmels verlor. Janis hakte sich bei Mykal ein und seufzte.
„Weißt du was, Mykal? Dieser Schmetterling, das war mein Herz. Du hast es befreit. Wieder schaute sie ihm forschend in die Augen in der Hoffnung, dass er genauso empfand wie sie. „Ich wusste nicht, dass das Leben so sein kann.
Er nahm sie in die Arme und lächelte. „Ich auch nicht, erwiderte er zärtlich. „Ich wusste nicht, was Liebe ist, bevor du da warst.
Er küsste sie. „Versprich mir, dass es immer so bleiben wird zwischen uns, murmelte er, „versprich mir, dass wir diesen Tag niemals vergessen, und dass wir niemals vergessen, was wir dabei empfunden haben.
„Ich verspreche es. Sie schlang ihm die Arme um den Nacken. „Und ich sage dir, es wird noch besser werden.
1. KAPITEL
Noch besser. Noch besser.
Ihre eigenen Worte hallten in ihr wider wie ein Echo, sosehr Janis auch versuchte, sie zu verdrängen. Das war damals. Und jetzt war heute. Wie feierte man den Tod einer romantischen Liebe?
Gar nicht. Man versuchte einfach zu überleben.
Hier stand sie nun, vor dem Haus von Mykals Familie, und war bereit mit einem Federstrich offiziell zu beenden, was ihnen noch vor wenigen Monaten so viel bedeutet hatte. Sie schlang die Finger um die Stäbe des schmiedeeisernen Zauns, der alle fernhalten sollte, die nicht hierher gehörten.
Wie zum Beispiel mich. Ganz besonders mich.
Der Bürgerkrieg war schuld. Das sagten alle. Das hatte sie sich selbst auch gesagt, als sie Mykal Marten heiratete, einen Mann, den sie damals kaum drei Monate gekannt hatte. Ihre Ehe war voller Leidenschaft gewesen, sehr intensiv, und hatte doch nur kurz gehalten. Sie waren kaum ein halbes Jahr zusammen gewesen, und doch erschien es ihr wie ein ganzes Leben.
Sie und Mykal hatten sich freiwillig zum militärischen Nachrichtendienst gemeldet. Beide hatten ein hartes Training absolviert, und als sie einander begegneten – damals ging der Krieg gerade seinem Ende entgegen –, schienen sie das perfekte Paar zu sein. Janis konnte kaum glauben, dass der Mann, den sie geheiratet hatte, in dieser … schlossartigen Villa aufgewachsen war. Hier wohnten offenbar reiche Leute. Sehr reiche Leute.
Mykal und sie hatten nie viel über ihre Familien und ihre Kindheit gesprochen. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass er über seine Vergangenheit genauso wenig redete wie sie über ihre. Sie hatte darauf vertraut, dass er nicht insgeheim eine Familie mit Verbindungen zur Mafia hatte, im Gegensatz zu ihr selbst. Allerdings redete sie darüber mit niemandem außer mit ihrem Bruder Rolo.
Nun stand sie also vor dem prachtvollen Anwesen, das man ihr als Mykals jetzige Adresse genannt hatte, und versuchte den Mut aufzubringen, zu klingeln und darum zu bitten, mit ihm sprechen zu dürfen. Sie gehörte nicht hierher. Ihr Herz klopfte heftig, und ihre Knie fühlten sich an wie Gummi. Sie hatte Angst.
Vor allem hatte sie Angst vor ihren eigenen Gefühlen. Würde sie noch einmal zulassen, dass Mykal auf ihnen herumtrampelte? Würde es ihr gelingen, die Erinnerung an die bitterste aller Enttäuschungen wachzuhalten, wenn sie in seine wundervollen blauen Augen schaute?
Sie musste es schaffen. Es ging nicht mehr nur um ihr Leben. Sie konnte es sich nicht leisten, der Stimme ihres Herzens zu folgen. Zwei Monate unter Arrest hatten sie gelehrt, mit dem Träumen aufzuhören. So war das, wenn einen der Mann, den man für die Liebe seines Lebens gehalten hatte, der Geheimpolizei auslieferte.
Sie blickte auf die Messinglocke, mit der sich Besucher ankündigen sollten. Was sollte sie dem Diener sagen? Sie musste sich irgendwie Zutritt verschaffen, um ein letztes Mal mit Mykal zu sprechen.
Mykal. Immer noch raubte ihr allein der Gedanke an ihn den Atem. Sie musste sich besser unter Kontrolle haben. Er liebte sie nicht mehr. Das stand fest. Sie brauchte nur seine Unterschrift auf ein paar amtlichen Schriftstücken. Danach konnte sie die allerletzte Brücke zu ihm abbrechen und fortgehen, ohne einen Blick zurück.
Ihre Hände zitterten. Die Reise hierher war lang und beschwerlich gewesen. Würde sie sich gut genug im Griff haben, um das hier hinter sich zu bringen? Sie musste.
Die Straße war menschenleer. An den Büschen in den Vorgärten zeigte sich erstes Grün. Es dämmerte schon fast.
„Und jetzt?, murmelte sie. „Soll ich klingeln? Was soll ich tun, wenn keine Besucher erwünscht sind?
Mit lautem Sirenengeheul bog plötzlich ein Krankenwagen in die Straße ein. Janis sprang zur Seite und versteckte sich hinter einem Busch. Aus irgendeinem Grund war sie sicher, dass der Wagen zu diesem Haus fahren würde. Unklar war nur, ob er jemanden brachte oder abholte. Und tatsächlich, die schmiedeeisernen Tore öffneten sich.
Geistesgegenwärtig erkannte sie ihre Chance, ungehindert ins Haus zu kommen. So unauffällig wie möglich schlüpfte sie mit dem Wagen durch das offene Tor. Sie trug noch immer den dunkelblauen Overall, den man ihr im Arrest aufgezwungen hatte, und jetzt war sie sogar froh darüber. Wenn man sie sah, würde man sie für einen Bediensteten halten oder für jemanden, der zum Krankenwagen-Team gehörte. So hatte sie eine Chance, Mykal zu finden, bevor man sie hinauswarf.
Der Wagen wendete und fuhr langsam rückwärts auf die breite Eingangstreppe zu. Ein Mann, der offenbar zum Hauspersonal gehörte, hatte bereits die zweiflügelige Eingangstür geöffnet und kam jetzt die Stufen herab. Janis ging die Stufen hinauf und schien unbemerkt zu bleiben, da jedermanns Aufmerksamkeit auf die Tür des Krankenwagens gerichtet war, die sich jetzt öffnete. Ein Sanitäter sprang heraus und rief dem Fahrer Anweisungen zu.
Janis war schon fast im Haus, als eine Stimme sie zum Stehen brachte.
„Hey."
Sie zuckte zusammen und blickte sich um. Einer der Sanitäter schaute vom Krankenwagen zu ihr herüber.
„Hallo, junge Frau, sagte er. „Können Sie mal nachschauen, ob drinnen alles für ihn bereit ist?
„Oh. Fast hätte Janis vor Erleichterung aufgelacht. „Natürlich. Kein Problem.
„Danke."
Diese Frage wäre also geklärt. Es wurde jemand gebracht, nicht abgeholt.
Noch ein paar Stufen, und sie hatte es geschafft. Sie verschwendete kaum einen Blick an das prachtvolle Foyer oder die geschwungene Treppe, die zum ersten Stock führte. Sie musste Mykal finden, und in diesem riesigen Haus würde das nicht einfach sein.
„Ja bitte? Was kann ich für Sie tun?"
„Oh!"
Janis fuhr herum. Ein Mann in Uniform stand vor ihr. Erwischt. Jetzt musste sie sich schnell etwas einfallen lassen. Zum Glück hatte sie Erfahrung mit solchen Situationen.
„Ich bin mit dem Krankenwagen gekommen", sagte sie, darauf bedacht, nicht offensichtlich zu lügen. Sie blickte hinaus zu dem Krankentransporter, der jetzt mit der Rückseite direkt an der Eingangstreppe stand. Die Doppeltür stand offen. Jemand wurde auf eine fahrbare Trage umgebettet. Janis schaute noch einmal hin und blinzelte. Es war ein Mann … und er sah sehr vertraut aus.
Ihr blieb fast das Herz stehen.
Mykal!
Für eine Sekunde wurde ihr schwarz vor Augen. Mykal war verletzt oder schwer krank. Liebe, Sehnsucht, Verlangen – all diese intensiven Gefühle waren plötzlich wieder da. Der Zorn, der Schmerz, der Verrat – all das verschwand, löste sich in nichts auf. Mykal war verletzt. Alles in ihr schrie danach, zu ihm zu gehen.
Aber das konnte sie nicht. Sie sah, dass er den Kopf bewegte. Er nickte sogar, als ein Sanitäter etwas zu ihm sagte. Erleichtert atmete sie auf. Wenigstens war er nicht bewusstlos.
Doch was war mit ihm? War er verwundet? Oder schwer krank? Schnell wurde ihr klar, wie sie vorgehen musste. Für die Bewohner der Villa musste sie so handeln, als gehöre sie zu den Sanitätern, für die Sanitäter so, als gehöre sie zum Hauspersonal. Also musste sie vorerst so tun, als ob sie Mykal nicht kennen würde. Solange sie keine Gelegenheit hatte, mit ihm allein zu reden, durfte niemand erfahren, wer sie war oder weshalb sie hier war. Man konnte nie wissen, vielleicht gab es ja die Order, sie von Mykal fernzuhalten.
Es würde alles andere als einfach werden, aber sie musste bis dahin unbedingt vermeiden, dass Mykal sie entdeckte. Wenn er jetzt aufblickte und sie erkannte …
All diese Gedanken gingen ihr innerhalb von Sekunden durch den Kopf. Aufgrund ihres Trainings wusste sie, dass sie sich vor allem so verhalten musste, als würde sie dazugehören. Sie drehte sich zu dem Diener um und setzte ein professionelles Lächeln auf.
„Könnten Sie mir bitte sein Zimmer zeigen? Ich würde gerne nachschauen, ob es seinen Bedürfnissen entsprechend ausgestattet ist."
Der Mann zögerte einen Moment. Sah sie da so etwas wie Misstrauen in seinem Blick aufflackern? Er sagte jedoch nichts, verbeugte sich nur und führte sie an der riesigen geschwungenen Treppe vorbei zu einem Raum im hinteren Teil des Gebäudes.
„Wir haben uns für dieses Zimmer hier entschieden, um ihm fürs Erste die Treppe zu ersparen", erklärte er. Janis nickte und warf rasch einen Blick hinein. Die Worte des Dieners verwirrten sie. Brauchte Mykal einen Rollstuhl? War er gelähmt? Es lief ihr kalt den Rücken herunter.
„Sieht gut aus, sagte sie, nachdem sie alles gründlich in Augenschein genommen hatte. Es gab sogar ein angrenzendes Bad. Alles in allem war es größer und schöner als irgendein Apartment, das sie selbst je bewohnt hatte. „Ich bin sicher, dass er hier gut zurechtkommen wird.
Janis hörte einen der Sanitäter rufen und blickte kurz in die Richtung. „Vielen Dank, ich komme jetzt ohne Sie zurecht, sagte sie. „Vielleicht werden Sie dort mehr gebraucht.
„Natürlich." Wieder bedachte der Diener sie mit einem skeptischen Blick, doch dann folgte er ihrem Vorschlag und ließ sie allein.