Geständnis am Strand
Von Marion Lennox
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Hell funkeln die Sterne über der Bucht der Delfine, als Pierce die hübsche Shanni in seine Arme zieht und zärtlich küsst. Ein magischer Moment, in dem sie spürt, was sie sich bislang nicht einzugestehen wagte: Sie hat sich unrettbar verliebt in den charmanten australischen Stararchitekten. Aber was empfindet er für sie? Während Shannis Liebe für ihn mit jedem Tag wächst, scheint Pierce immer weniger bereit zu sein für eine feste Bindung. Hat er sie womöglich nur aus Dankbarkeit geküsst, weil sie ihm in einer Notlage geholfen hat? Verletzt flieht Shanni nach Sydney ...
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Buchvorschau
Geständnis am Strand - Marion Lennox
Marion Lennox
Geständnis am Strand
IMPRESSUM
ROMANA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2007 by Marion Lennox
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1738 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Johannes Martin
Fotos: Masterfile / Griffith
Veröffentlicht im ePub Format im 03/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86349-333-2
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
PROLOG
Blake, Connor, Sam, Darcy, Dominic, Nikolai – und Pierce. Ihre erwachsenen, unabhängigen Söhne.
Ruby sah sie der Reihe nach an und seufzte. Sie hatte sich so große Mühe gegeben und doch kein Verständnis gefunden. Das Geschenk in ihrer Handtasche – ein Gemeinschaftsgeschenk ihrer sieben Pflegesöhne – war der beste Beweis dafür.
Aber ihre Jungs waren trotzdem wunderbar, die Bilanz blieb positiv. Jeder stellte für sich allein etwas dar. Was für eine Entwicklung, wenn sie an die armen Würmchen dachte, die sie quasi von der Straße aufgelesen und in ihre Obhut genommen hatte!
Im Moment hörten sie alle aufmerksam dem Redner zu, aufmerksamer als sie selbst. Der Earl of Loganaich sprach zur Eröffnung des neuen Heims für bedürftige Kinder. Als ehemalige Vorsitzende des australischen Verbands der Pflegeeltern war sie um Rat gebeten worden. Ein Ort, wo zu kurz gekommene Kinder neu anfangen konnten … Das war so recht nach ihrem Herzen.
Ruby hatte auch ihre Söhne gebeten, das Projekt mit Rat und Tat zu fördern, was sie bereitwillig getan hatten. Jetzt waren sie von allen Enden der Welt zu der feierlichen Eröffnung angereist, um die Freude ihrer Pflegemutter zu teilen und ihr gleichzeitig ein besonderes Präsent zu machen.
Ihr siebzigster Geburtstag lag eine Woche zurück. Natürlich hatten sich alle an das Datum erinnert und waren nur nicht gekommen, weil Ruby angeblich keine Familienzusammenkünfte mochte. Dabei war es genau umgekehrt: Ihre Söhne verabscheuten derartige Treffen. Bei Gefühlsdingen suchten sie immer das Weite.
Das im Schloss von Dolphin Bay eingerichtete Heim war ein Familienunternehmen. Gerade jetzt standen Lord Hamish, Earl of Loganaich, und seine Ehefrau, Lady Susan, auf der kleinen Bühne – umgeben von ihrem „Hofstaat" aus Verwandten, Freunden, Kindern und Haustieren. Sie alle glaubten an das neue Heim und freuten sich darauf, ihr Leben einem guten Zweck zu widmen.
Die Rede des Earls war zu Ende. Alle Angehörigen umarmten sich, und Ruby sah traurig auf ihre Söhne, denen man nichts von der allgemeinen Freude anmerkte. Ihr unerwartetes und unerwünschtes Geburtstagsgeschenk bestand in dem Kauf eines Apartments in Sydney, mit Blick über den Hafen, wie er schöner nicht sein konnte.
„Wer dich von jetzt an länger als zwei Wochen besuchen will, braucht unsere Einwilligung, hatten die Brüder gesagt. „Wir müssen dich vor dir selbst schützen. Du darfst dich nicht mehr für die Armen und Schwachen aufopfern.
Tränen liefen Ruby über die Wangen. Die Jungs wollten sie einfach nicht verstehen. Sie hatte für jeden Einzelnen gekämpft, jeder hatte es geschafft, aber keiner zu ihren Bedingungen.
Sie wischte die Tränen fort und konzentrierte sich wieder auf die Besitzer und Angestellten dieses ungewöhnlichen Schlosses. Das Glück leuchtete ihnen aus den Augen – ein Leuchten, das Ruby bei ihren Söhnen vermisste. Würden sie jemals glücklich sein? Glücklich in der Liebe?
Pierce hatte ihre Bewegtheit bemerkt und nahm tröstend ihre Hand. Er war fünfunddreißig, Stararchitekt, groß, schlank, auf eine herbe Art gut aussehend und äußerst selbstsicher. Doch für Ruby würde er immer der halb verhungerte, missbrauchte Junge bleiben, den sie unter ihre Fittiche genommen hatte.
Er hatte mehr als seine Pflegebrüder zum Gelingen dieses Unternehmens beigetragen. Die notwendigen Anbauten, die dem veränderten Zweck dienen sollten, stammten von ihm und waren kostenlos entworfen worden. Ruby wusste, dass ihm die Arbeit Spaß gemacht hatte, trotzdem blieb er ihr gegenüber reserviert.
Wo steckte bloß das Baby, von dem er ihr heute Morgen zu ihrer Überraschung erzählt hatte? Er war überhaupt voller Überraschungen gewesen. Seine Heirat, der frühe Tod seiner Frau, das kleine Kind … nichts von all dem hatte sie gewusst und würde es noch immer nicht tun, wenn sie nicht ein Gespräch mit seinen Pflegebrüdern mit angehört und ihn anschließend zur Rede gestellt hätte.
„Was hast du, Ruby?", raunte er ihr jetzt zu.
„Ach, nichts. Es ist nur alles so verwirrend. Ich habe dir immer eine intakte Familie gewünscht …"
„Die habe ich", versicherte er.
Ein Wunder, dass er es zugibt, dachte Ruby, ohne ihm recht zu glauben. „Ein Baby und eine Haushälterin sind keine intakte Familie. Wenn ich wenigstens mal nach dem Rechten sehen dürfte."
„Es ist nicht mein Kind, und du hast genug getan."
„Ich möchte aber …"
„Nein, du möchtest nicht. Pierce war jung und weltgewandt, dagegen kam eine gebrechliche ältere Frau nicht an. „Du musst dich endlich ausruhen.
„Dafür ist immer noch genug Zeit, und bis dahin möchte ich leben."
Pierce schwieg dazu, und ein Blick in die Gesichter seiner Brüder sagte Ruby, dass keiner mehr Verständnis zeigen würde. Sie wussten alle nicht, was es bedeutete zu leben. Keiner von ihnen.
Sie hatte doch versagt.
1. KAPITEL
Shanni hatte vor ihrer Ankunft auf der Farm mit allem Möglichen gerechnet, nur damit nicht. Sie lenkte ihr Auto an den Straßenrand und hielt dort an. Nein, sie würde nicht weiterfahren – nicht durch dieses Tor.
Ihre beste Freundin hatte laut aufgelacht, als sie ihr von ihrem Vorhaben erzählte, aber Julie hatte gut lachen. Sie war auf dem Land groß geworden und wusste daher, welche Gefahren dort lauerten.
„Kühe tun dir nichts, solange du ihre Kälber in Ruhe lässt. Diese sind zwar neugierig, jedoch harmlos. Falls der Farmer aber Bullen hat, sind diese oft ein Problem. Denen musst du unbedingt aus dem Weg gehen. Pferde sind zwar groß, aber im Allgemeinen gutmütig. Sagst du etwas lauter ‚Buh!‘ zu ihnen, galoppieren sie davon. Schließlich sind da noch die Hunde. Die meisten spielen sich gern auf. Dann musst du sie streng ansehen und ihnen ‚Sitz!‘ befehlen. Und achte auf Kuhfladen, hatte Julie ihre Warnung beendet. „Sie ruinieren jeden Stiletto.
Shanni hatte ihre Pumps deshalb in Julies schickem Mini-Apartment in Sydney zurückgelassen und pausenlos „Buh! und „Sitz!
vor sich hin gemurmelt. Sie hatte geglaubt, damit allen Situationen gewachsen zu sein – allen, bis auf diese.
Auf einem Gatter saßen Kinder. Mehrere. Eins, zwei, drei, vier. Alle beobachteten sie. Warum auch nicht? Ein Auto war in dieser gottverlassenen Gegend bestimmt eine Seltenheit.
Hier gab es nur eine Schotterstraße, die den Windungen eines Flüsschens folgte, das von Quellen in den fernen Bergen gespeist wurde. Es war endlich Frühling geworden, und damit hatte die Schneeschmelze eingesetzt. Auf Wiesen und Feldern keimte das frische Grün, hier und da reckten Eukalyptusbäume ihre riesigen, weit verzweigten Kronen in den Himmel. Es war schön hier oben im Hochland von Neusüdwales.
Und die Gefahren? Die Kühe schienen alle auf ihren Weiden zu sein. Kein Pferd, kein Hund war zu sehen, nur diese vier Kinder … diese schrecklichen Kinder. Mädchen, Junge, Junge, Mädchen, zählte Shanni ab, alle in den gleichen schmutzigen Jeans, verwaschenen T-Shirts und derben Stiefeln.
Ob es Geschwister waren? Möglicherweise, obgleich die unterschiedliche Haarfarbe dagegen sprach. Einmal rot, einmal blond, zweimal brünett, aber das war ja nicht schlimm. Schlimm war, dass sie auf dem Gatter saßen, das zu der Ranch führte, auf der Shanni arbeiten wollte!
Sie hatte Tante Rubys Brief an die Windschutzscheibe gesteckt, weil darin der Weg nach „Two Creeks" beschrieben war. Jetzt nahm sie ihn mit spitzen Fingern in die Hand und hielt ihn so, als wäre er ein Skorpion. Dann las sie ihn zum xten Mal durch, obwohl sie ihn inzwischen auswendig kannte, aber sie wollte Zeit gewinnen.
Pierce lässt sich von mir nicht helfen. Er war immer ein ganz Lieber, obwohl er es fast am schwersten gehabt hat. Und nun das! Vor einem halben Jahr ist seine Frau gestorben … seine Frau! Er hat mir nicht mal von seiner Heirat erzählt, um mich zu schonen, und jetzt ist sie tot! Seine Brüder machen sich große Sorgen um ihn. Sie sagen, dass er beruflich nachlässt und gute Aufträge verliert. Vielleicht ist das nicht so wichtig, wenn man gerade sein Liebstes verloren hat, aber davon wollen die Jungs nichts hören. Was ich sage, interessiert sie nicht. Für sie bin ich von vorgestern. Man muss mich nicht mehr ernst nehmen.
Wie auch immer, Darling … ich weiß, Mike hat Dir das Herz gebrochen. Das behauptet jedenfalls Deine Mutter, aber wenn Du mich fragst … wie man einen Mann mit Pferdeschwanz lieben kann … na ja. Ich finde es auch schlimm, dass Du Deine kleine Londoner Galerie aufgeben musstest, aber wenn Du mit dem Gedanken spielst, nach Hause zu kommen … es würde sich nur um etwa sechs Wochen handeln, die Du Dich um das Baby kümmern müsstest, bis Pierce diesen wichtigen Auftrag unter Dach und Fach hat. Angeblich hat er sich nach einer Haushaltshilfe umgesehen, aber die Jungs meinen, da könnte er ewig suchen. Natürlich würde ich sofort einspringen, doch man lässt mich nicht …
Rubys ganze Enttäuschung sprach aus dem Brief. Gute Tante Ruby! Ihr Leben lang hatte sie anderen geholfen. Jetzt rieten ihr die Pflegesöhne dringend zu mehr Ruhe, aber wenn sie gedurft hätte, wäre sie zu Hilfe geeilt.
Nun also sollte sie, Shanni, Haushälterin für einen sogenannten „Cousin" und ein mutterloses Baby spielen, auf einer Ranch, die auf der anderen Seite der Erde lag, weit weg von London, wo sie sich als Kuratorin und Galeriebesitzerin einen Namen gemacht hatte …
Normalerweise hätte sie über den Vorschlag gelacht, aber hier handelte es sich um Pierce MacLachlan. Er war einer von Rubys Pflegesöhnen – einer von mindestens drei oder vier heimatlosen Kindern, die bei keiner noch so unbedeutenden Familienzusammenkunft gefehlt hatten.
Es gab drei Gründe für Shanni, Pierce ihre Unterstützung anzubieten. Der erste Grund war Mitgefühl. Sie kannte Pierce seit ihrem achten Lebensjahr. Damals war er fünfzehn gewesen und Tante Ruby zum vierten Mal „über den Weg gelaufen" – viel zu groß und zu dünn für sein Alter, schlecht angezogen und ohne Hoffnung. Jetzt hatte er auch noch seine Frau verloren, als hätte es dieses zusätzlichen Verlusts bedurft!
Der zweite Grund war Pierce’ Sex-Appeal. Schon damals, lange vor der Pubertät, hatte er sie fasziniert, gerade wegen seiner Größe, seines düsteren Wesens und seiner Verlorenheit. Wahrscheinlich war er damals äußerst scheu und zurückhaltend gewesen, aber bei ihr hatte er alle gleichaltrigen Jungen ausgestochen.
Der dritte Grund war der ausschlaggebende. Sie besaß nicht genug Geld, um in London zu bleiben. Sie hatte ihre Galerie und ihren Freund verloren, und Pierce besaß eine Ranch. Warum sollte sie nicht wie zufällig vorbeikommen und sich das Ganze einmal ansehen? Falls es ihr nicht gefiel, konnte sie sich immer noch in das Haus ihrer Eltern zurückziehen und ihr trauriges Schicksal beklagen. Ach nein, das ging ja nicht. Ihre Eltern hatten ihr Heim ja für die Dauer ihres Europaaufenthalts weitervermietet!
Shanni sah wieder zu den