Niemals werde ich dich lieben!: Der kleine Fürst 416 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Werdet ihr ohne mich zurechtkommen?«, fragte Baronin Sofia von Kant besorgt. Baron Friedrich umarmte seine Frau. »Du tust ja gerade so, als ließest du uns in der Wildnis zurück, Sofia! Wir sind hier auf Schloss Sternberg, wo wir alle seit vielen Jahren sehr gerne leben. Für uns kocht eine erstklassige Köchin, die beste weit und breit. und …« Sie legte ihm einen Finger auf den Mund, um ihn am Weitersprechen zu hindern. »Das meine ich doch gar nicht, Fritz! Dass ihr nicht verhungert, während ich bei Amanda bin, und dass ihr auch sonst gut versorgt seid, ist mir schon klar.« Er konnte es nicht lassen, sie noch ein bisschen aufzuziehen. »Du meinst, wir brauchen dich, um Streit zu schlichten und Rat in wichtigen Fragen des Lebens einzuholen?« Sie sah seine Augen blitzen und musste lachen. »Ich habe deinen Spott wohl verdient, ich tue wahrhaftig, als ginge es hier nicht ohne mich. Aber es ist ja auch schon sehr lange her, dass ich einmal ohne dich verreist bin. Und wann habe ich die Kinder das letzte Mal allein gelassen? Daran kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern.« Sie lehnte sich an ihn. »Ich werde euch schrecklich vermissen, Fritz.« »Du bleibst eine knappe Woche, Sofia!«
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Buchvorschau
Niemals werde ich dich lieben! - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 416 –
Niemals werde ich dich lieben!
Viola Maybach
»Werdet ihr ohne mich zurechtkommen?«, fragte Baronin Sofia von Kant besorgt.
Baron Friedrich umarmte seine Frau. »Du tust ja gerade so, als ließest du uns in der Wildnis zurück, Sofia! Wir sind hier auf Schloss Sternberg, wo wir alle seit vielen Jahren sehr gerne leben. Für uns kocht eine erstklassige Köchin, die beste weit und breit. Wir haben in Herrn Hagedorn einen Butler, um den uns alle Freunde beneiden,
und …«
Sie legte ihm einen Finger auf den Mund, um ihn am Weitersprechen zu hindern. »Das meine ich doch gar nicht, Fritz! Dass ihr nicht verhungert, während ich bei Amanda bin, und dass ihr auch sonst gut versorgt seid, ist mir schon klar.«
Er konnte es nicht lassen, sie noch ein bisschen aufzuziehen. »Du meinst, wir brauchen dich, um Streit zu schlichten und Rat in wichtigen Fragen des Lebens einzuholen?«
Sie sah seine Augen blitzen und musste lachen. »Ich habe deinen Spott wohl verdient, ich tue wahrhaftig, als ginge es hier nicht ohne mich. Aber es ist ja auch schon sehr lange her, dass ich einmal ohne dich verreist bin. Und wann habe ich die Kinder das letzte Mal allein gelassen? Daran kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern.« Sie lehnte sich an ihn. »Ich werde euch schrecklich vermissen, Fritz.«
»Du bleibst eine knappe Woche, Sofia!«, erinnerte er sie, während er sie in die Arme schloss. »Es ist keine Weltreise, wir werden dich auch vermissen, aber uns umso mehr auf deine Rückkehr freuen. Und die Kinder … Nun, sie sind keine Kinder mehr, das weißt du selbst.«
»Anna ist dreizehn«, entgegnete sie.
»Eine Jugendliche also, Sofia. Chris ist fünfzehn, Konny sechzehn. Sie würden sich bitter beschweren, wenn sie gehört hätten, dass du sie als ›Kinder‹ bezeichnet hast.«
»Aber sie haben es nicht gehört.« Sofia löste sich aus den Armen ihres Mannes und ordnete ihre blonden Locken, die er ihr liebevoll zerzaust hatte bei seiner Umarmung.
Der Baron betrachtete sie prüfend. »Du hast dich doch so auf diese Reise gefreut – und ich denke, es war die richtige Entscheidung, Amandas Einladung zu folgen. Ihr habt euch immer gut verstanden, obwohl sie so viel jünger ist als du.«
»Ja, aber wir haben uns jetzt auch ziemlich lange nicht mehr gesehen – sie ist ja praktisch nie mehr in Deutschland.«
»Wenn wir eine Insel im Mittelmeer geerbt hätten, wären wir vielleicht auch nicht mehr hier«, scherzte der Baron.
»Ich habe das Gefühl, dass es einen ganz bestimmten Grund für ihre Einladung gibt, auch wenn sie ihn mir nicht verraten hat«, fuhr Sofia fort.
Prinzessin Amanda von Belau lebte seit dem Tod ihrer Großmutter väterlicherseits, bei der sie aufgewachsen war, überwiegend auf einer kleinen Insel im Mittelmeer, auf der schon ihre Großmutter mehrere Monate im Jahr verbracht hatte: Sie war ihr Eigentum gewesen, nun war sie in Amandas Besitz übergegangen. Sofia und Friedrich kannten die Insel, sie hatten dort einmal auf Einladung von Amandas Großmutter Urlaub gemacht. Es war ein kleines Paradies, auf dem die Zeit stillzustehen schien. Für eine Sechsundzwanzigjährige freilich – so alt war Amanda – schien dieses Paradies doch ein wenig zu abgeschieden und ruhig zu sein, doch Amanda fühlte sich dort offensichtlich wohl.
»Sie wird dir diesen Grund, falls es ihn gibt, schon verraten«, vermutete der Baron. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es wird Zeit, Sofia. Der Chauffeur wird gleich vorfahren.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. »Ich liebe dich, Fritz.«
»Und ich liebe dich, Sofia.«
»Mama, wo bleibst du denn, wir müssen los!« Die dreizehnjährige Anna erschien, ein wenig außer Atem, als hätte sie einen längeren Lauf hinter sich.
»Wollt ihr wirklich mit, Chris und du?«
Hinter Anna erschien Prinz
Christian von Sternberg, Annas Cousin und Sofias Neffe, der Sohn ihrer verstorbenen Schwester, der Fürstin Elisabeth von Sternberg. Sie war gemeinsam mit ihrem Mann, Fürst Leopold, bei einem furchtbaren Unglück wenige Monate zuvor ums Leben gekommen. Seitdem lebte Christian in der Familie seiner Tante und war für Sofia und Friedrich längst ihr drittes Kind geworden.
»Ja, wir wollen unbedingt mit, Tante Sofia«, bestätigte Christian jetzt. Er war ein großer schmaler Junge mit einem gut geschnittenen Gesicht und glatten dunklen Haaren, die er ziemlich lang trug. Für sein Alter war er eher ernst, aber er hatte, trotz des Verlustes seiner Eltern, den Lebensmut nicht verloren. Das lag zu einem nicht unwesentlichen Teil daran, dass er in seiner gewohnten Umgebung auf Schloss Sternberg hatte bleiben können und dass ihm seine ›neue‹ Familie seit jeher vertraut war: Sofia und Friedrich wohnten bereits seit vielen Jahren ebenfalls auf Sternberg, ihre beiden Kinder waren hier aufgewachsen und für Christian schon immer wie Geschwister gewesen.
»Konny wäre auch mitgekommen«, fuhr Anna fort, »aber er hat mal wieder was Besseres vor.« Eigentlich verstand sie sich seit einiger Zeit recht gut mit ihrem großen Bruder, doch zwischendurch gab es nach wie vor kleine Reibereien.
Wie aufs Stichwort erschien Konrad. »Tut mir leid, Mama, aber ich kann Abschiedsszenen auf Flughäfen nicht ausstehen«, sagte er und umarmte seine Mutter. Die liebevolle Geste kam überraschend, denn sonst war er in dieser Hinsicht eher zurückhaltend.
»Schon gut«, murmelte die Baronin. Mit einem Mal hatte sie einen Kloß im Hals und musste heftig schlucken, um die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen.
Eine Viertelstunde später setzte sich die Limousine mit Sofia, ihrem Mann, sowie Anna und Christian in Bewegung – Richtung München, zum Flughafen.
*
Amanda von Belau stieg aus dem Wasser ihres Swimming-pools und schüttelte die langen blonden Haare. Sie freute sich bereits auf die Zeit, wenn sie wieder im Meer schwimmen konnte, doch dazu war es jetzt noch zu kalt. Dabei herrschte auf ihrer Insel das ganze Jahr über ein angenehm gemäßigtes Klima. Gerade jetzt war es so warm und zugleich windstill, dass sie während der Mittagszeit durchaus in Sommerkleidung in der Sonne sitzen konnte. Sie schlüpfte in ihren Bademantel und ging schnell ins Haus. Es wurde Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen, sie hatte ihre Pause ein wenig zu lange ausgedehnt. Wenn Sofia eintraf, würde sie ohnehin weniger arbeiten, da war es besser, ein wenig vorzuarbeiten.
Sie hatte den Geschäftssinn ihrer Großmutter geerbt, und so war es auch nicht in Frage gekommen, dass sie sich nach deren Tod auf die faule Haut legte, obwohl sie das durchaus hätte tun können. Ihr Vermögen war groß genug, um ihr ein Leben ohne Stress und Arbeit zu ermöglichen, doch daran hatte sie nicht das geringste Interesse. Sie handelte mit Antiquitäten und hatte ihre kleine Insel mittlerweile zu einem starken Anziehungspunkt für Sammler in aller Welt gemacht.
Die Insel profitierte davon. Es gab einen Hauptort, in dem die Einheimischen lebten. Amanda kam gut mit ihnen aus. Sie wollte niemanden von hier vertreiben, im Gegenteil. Ihr Traum war es nie gewesen, ein menschenleeres Eiland zu bewohnen – auch in dieser Hinsicht glich sie ihrer