Die unglaubliche Philippa: Der kleine Fürst 283 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Wann kommst du zurück?«, fragte Baron Friedrich von Kant seine Frau Sofia, als er sie zum Hauptportal von Schloss Sternberg begleitete, vor dem bereits der Chauffeur Per Wiedemann mit der Limousine auf die Baronin wartete. »Ich kann es dir nicht sagen, Fritz, du solltest mit dem Essen heute Mittag nicht auf mich warten. Da wir ein paar neue Ehrenamtliche begrüßen und mit unserer Arbeit vertraut machen müssen, kann sich das hinziehen. Es ist möglich, dass ich erst zum Abendessen zurück bin. Aber du wirst gar keine Zeit haben, mich zu vermissen.« »Das stimmt, ich werde den Tag mehr oder weniger im Gestüt verbringen.« Er küsste sie zum Abschied, sah der sich langsam entfernenden Limousine nach und kehrte noch einmal an den Frühstückstisch zurück. Eberhard Hagedorn, der schon seit so langer Zeit Butler auf Sternberg war, dass man sich das Schloss ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte, betrat den Salon kurz nach ihm. »Frau Falkner hat noch einmal frischen Kaffee aufgebrüht, Herr Baron«, sagte er. »Sehr schön!«, erwiderte Friedrich erfreut. »Eine halbe Stunde kann ich mir noch Zeit lassen, bevor ich hinüber ins Gestüt gehe.« »Ist nicht heute der Tag, an dem Sie einen saudischen Prinzen erwarten?« »Allerdings, und er will gleich ein Dutzend Pferde kaufen – wenn sie ihm gefallen.« Eberhard Hagedorn, dem nichts entging, hatte den leichten Unterton von Unbehagen in Friedrichs Stimme gehört. »Haben Sie Bedenken, Herr Baron?« »Wegen der Menge, ja. Ich kann es nicht genau erklären, aber ich verkaufe nicht gern so viele Pferde an eine einzige Person.
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Buchvorschau
Die unglaubliche Philippa - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 283 –
Die unglaubliche Philippa
Eine sehr spezielle junge Dame sorgt für Aufsehen
Viola Maybach
»Wann kommst du zurück?«, fragte Baron Friedrich von Kant seine Frau Sofia, als er sie zum Hauptportal von Schloss Sternberg begleitete, vor dem bereits der Chauffeur Per Wiedemann mit der Limousine auf die Baronin wartete.
»Ich kann es dir nicht sagen, Fritz, du solltest mit dem Essen heute Mittag nicht auf mich warten. Da wir ein paar neue Ehrenamtliche begrüßen und mit unserer Arbeit vertraut machen müssen, kann sich das hinziehen. Es ist möglich, dass ich erst zum Abendessen zurück bin. Aber du wirst gar keine Zeit haben, mich zu vermissen.«
»Das stimmt, ich werde den Tag mehr oder weniger im Gestüt verbringen.«
Er küsste sie zum Abschied, sah der sich langsam entfernenden Limousine nach und kehrte noch einmal an den Frühstückstisch zurück.
Eberhard Hagedorn, der schon seit so langer Zeit Butler auf Sternberg war, dass man sich das Schloss ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte, betrat den Salon kurz nach ihm. »Frau Falkner hat noch einmal frischen Kaffee aufgebrüht, Herr Baron«, sagte er.
»Sehr schön!«, erwiderte Friedrich erfreut. »Eine halbe Stunde kann ich mir noch Zeit lassen, bevor ich hinüber ins Gestüt gehe.«
»Ist nicht heute der Tag, an dem Sie einen saudischen Prinzen erwarten?«
»Allerdings, und er will gleich ein Dutzend Pferde kaufen – wenn sie ihm gefallen.«
Eberhard Hagedorn, dem nichts entging, hatte den leichten Unterton von Unbehagen in Friedrichs Stimme gehört. »Haben Sie Bedenken, Herr Baron?«
»Wegen der Menge, ja. Ich kann es nicht genau erklären, aber ich verkaufe nicht gern so viele Pferde an eine einzige Person. Es ist reine Gefühlssache. Geschäftlich wäre es natürlich wunderbar, weil wir viel Geld einnehmen würden, das ich sofort sinnvoll investieren könnte. Aber trotzdem habe ich ein komisches Gefühl in der Magengrube.«
»Vielleicht«, sagte der alte Butler sinnend, »weil Sie unterschwellig die Angst haben, der Prinz könnte versuchen, das gesamte Gestüt aufzukaufen.«
Dieser Gedanke war Friedrich bis dahin noch nicht gekommen, entsprechend verblüfft sah er Eberhard Hagedorn an. Dieser war nicht nur der perfekte Butler schlechthin, sondern er hatte auch einen hellwachen Verstand und verfügte über große Menschenkenntnis – was gelegentlich angesichts seiner Verdienste um die reibungslose Organisation des Schlossalltags in Vergessenheit geriet. Andererseits: Ohne Klugheit, Umsicht und Menschenkenntnis waren die Aufgaben, die ein Butler auf Sternberg zu erfüllen hatte, natürlich überhaupt nicht zu bewältigen.
»Sie haben recht«, sagte er langsam. »Genau das ist der Ursprung meines Unbehagens. Ein saudischer Prinz hat so viel Geld zur Verfügung, dass er unser Gestüt vermutlich als Geburtstagsgeschenk für seinen Sohn kaufen könnte.«
»Zu einem solchen Geschäft gehören aber doch immer zwei, Herr Baron. Da Sie das Gestüt nicht verkaufen werden, kann er noch so viel Geld haben: Es wird ihm nichts nützen. Sie sind ja keine Aktiengesellschaft oder ein Unternehmen mit mehreren Eigentümern, die sich nicht einig sind. Wenn Sie ihm das in höflicher Form klar machen, kann eigentlich nichts passieren.«
Baron Friedrich lächelte breit. »Selbst wenn ich wollte: Ich kann das Gestüt ja gar nicht verkaufen, weil es mir nicht gehört! Sie haben mir den Tag gerettet, Herr Hagedorn. Ich hatte nur dieses seltsame, ungute Gefühl, wusste aber nicht, woher es kam. Jetzt, da ich es weiß, kann ich besser damit umgehen.«
»Dann hole ich jetzt den Kaffee, Herr Baron.«
Viel besserer Laune als zuvor, griff Baron Friedrich nach einem weiteren Brötchen und genoss den frischen Kaffee, den Eberhard Hagedorn ihm gleich darauf brachte. Aber anstatt sich noch einmal in die Zeitung zu vertiefen, dachte er über das Sternberger Gestüt nach, das er seit dem Tod seines Schwagers führte und zu neuer Blüte gebracht hatte.
Sofia und er lebten mit ihren beiden Kindern, der vierzehnjährigen Anna und dem siebzehnjährigen Konrad, schon seit langem im Schloss. Sofias Schwester Fürstin Elisabeth von Sternberg und ihr Mann Leopold hatten sie seinerzeit darum gebeten. Die beiden konnten nach ihrem Sohn Christian keine weiteren Kinder bekommen. Da sie aber den Jungen nicht als Einzelkind aufwachsen lassen wollten und da Sofia und Elisabeth nicht nur Schwestern, sondern auch enge Freundinnen waren, schien es ihnen die ideale Lösung zu sein, das Schloss mit Sofias Familie zu teilen.
Es war für die Kants trotzdem eine schwierige Entscheidung gewesen, aber am Ende hatte mehr für einen Umzug ins Schloss gesprochen als dagegen, und so hatten sie eingewilligt. Heute waren sie froh darüber, denn sie hatten, gemeinsam mit der Fürstenfamilie, überaus glückliche Jahre hier verbracht. Bis vor über einem Jahr das Fürstenpaar bei einem Hubschrauberabsturz gemeinsam mit dem Piloten ums Leben gekommen war. Seitdem war Christian, der jetzt sechzehn Jahre alt war, Vollwaise. Er war sofort vom Ostflügel des Schlosses zu den Kants in den Westflügel gezogen und seitdem ihr drittes Kind.
In der Bevölkerung hieß er noch immer ›der kleine Fürst‹, dabei war er längst nicht mehr klein, und der nächste Fürst von Sternberg würde er erst mit Erreichen der Volljährigkeit sein. Aber der Name, den er als etwa Zweijähriger bekommen hatte, als sein Vater Leopold ihn zum ersten Mal mit auf eine seiner Reisen genommen hatte, war ihm geblieben. Damals waren sie ein Paar gewesen: ›Der große und der kleine Fürst‹. Nun gab es den großen Fürsten nicht mehr, vielleicht war auch das ein Grund dafür, dass viele Leute so hartnäckig daran festhielten, Christian weiterhin den ›kleinen Fürsten‹ zu nennen. Sie wollten nicht auch ihn noch verlieren, nicht einmal seinen Namen.
Friedrich seufzte. Er machte sich um den Jungen weniger Sorgen als um seine Frau, was die Bewältigung der Trauer anging. Christian hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, der fürstlichen Gruft auf dem Familienfriedhof am Rande des Schlossparks jeden Tag einen Besuch abzustatten und dort mit seinen toten Eltern in Gedanken ›Gespräche‹ zu führen.
Er erzählte ihnen, was ihn bewegte, und er ließ sich nicht davon abbringen, dass sie ihn hören konnten und, auf welche Weise auch immer, seinen Lebensweg nach wie vor verfolgten. Er glaubte sogar, dass sie ihm Zeichen schickten, um ihm zu sagen, dass sie noch bei ihm waren.
Dieser Glaube half ihm, sich wie ein ganz normaler Teenager zu entwickeln, der zwar in dunklen Stunden weinte und seine Eltern schmerzlich vermisste, der aber ansonsten durchaus lebensfroh und voller Neugier auf die Zukunft war. Er wirkte reifer als viele seiner Altersgenossen, er konnte aber auch albern und ausgelassen sein.
Bei Baronin Sofia lag der Fall anders. Elisabeth und sie waren von klein auf beinahe wie Zwillinge gewesen, sie hatten alles miteinander geteilt, und so war Elisabeths Tod für sie, als wären ihr lebenswichtige Organe aus dem Körper geschnitten worden. Bis zum heutigen Tag brachte sie es kaum fertig, den Familienfriedhof aufzusuchen, weil sie es nicht ertragen konnte, den Namen ihrer Schwester auf dem Marmor der fürstlichen Gruft zu lesen. Sie war kurz nach dem Hubschrauberabsturz schwer krank geworden und auch wenn sie sich seitdem gefestigt