Die und keine andere!: Der kleine Fürst 326 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Ein großartiges Turnier!«, freute sich Baron Hans von Alvensleben. »Ich bin froh, dass du mich mitgeschleppt hast, Freddy.« Sein Freund Frederik von Tamberg lachte. »Es war nicht so besonders schwer, dich von deinen Büchern wegzuholen«, stellte er mit freundlichem Spott fest. »Zum verknöcherten Wissenschaftler taugst du wahrhaftig nicht, mein Lieber.« Hans mimte Entsetzen. »Das wäre aber auch zu furchtbar! Ich möchte zwar gern einen Nobelpreis gewinnen, aber verknöchert – um Himmels willen!« Nun lachten sie beide. Sie kannten sich schon lange, der blonde, immer vergnügte Hans, den sie schon auf der Universität nur ›das Genie‹ genannt hatten, und der eher ruhige und zurückhaltende Frederik. Sie waren schnell Freunde geworden seinerzeit, trotz ihrer unterschiedlichen Studienfächer: Frederik hatte Betriebswirtschaft studiert, während Hans, der Physiker, schon damals erklärt hatte, sein Ziel sei es, ein international anerkannter Forscher zu werden. Das hatte ihn aber noch nie daran gehindert, das Leben zu genießen – Hans war ein harter Arbeiter, wenn es sein musste, aber einem Vergnügen ging er selten aus dem Weg. »Oh la la!«, raunte er Frederik jetzt zu. »Wer ist denn diese umwerfende Person?« Eine junge Frau – sie war beinahe noch ein Mädchen – trug den Pokal zur Ehrentribüne, um ihn dem Sieger des Turniers zu überreichen. Da die beiden Freunde in unmittelbarer Nähe saßen, konnten sie die Szene bestens verfolgen. Die junge Frau sah in der Tat umwerfend aus: Groß und schlank war sie, die seidigen braunen Haare trug sie lang und glatt, auf ihrem Gesicht lag ein strahlendes, natürliches Lächeln.
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Buchvorschau
Die und keine andere! - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 326 –
Die und keine andere!
Aber so leicht ist Carolina von Arnsburg nicht zu haben…
Viola Maybach
»Ein großartiges Turnier!«, freute sich Baron Hans von Alvensleben. »Ich bin froh, dass du mich mitgeschleppt hast, Freddy.«
Sein Freund Frederik von Tamberg lachte. »Es war nicht so besonders schwer, dich von deinen Büchern wegzuholen«, stellte er mit freundlichem Spott fest. »Zum verknöcherten Wissenschaftler taugst du wahrhaftig nicht, mein Lieber.«
Hans mimte Entsetzen. »Das wäre aber auch zu furchtbar! Ich möchte zwar gern einen Nobelpreis gewinnen, aber verknöchert – um Himmels willen!«
Nun lachten sie beide. Sie kannten sich schon lange, der blonde, immer vergnügte Hans, den sie schon auf der Universität nur ›das Genie‹ genannt hatten, und der eher ruhige und zurückhaltende Frederik. Sie waren schnell Freunde geworden seinerzeit, trotz ihrer unterschiedlichen Studienfächer: Frederik hatte Betriebswirtschaft studiert, während Hans, der Physiker, schon damals erklärt hatte, sein Ziel sei es, ein international anerkannter Forscher zu werden. Das hatte ihn aber noch nie daran gehindert, das Leben zu genießen – Hans war ein harter Arbeiter, wenn es sein musste, aber einem Vergnügen ging er selten aus dem Weg.
»Oh la la!«, raunte er Frederik jetzt zu. »Wer ist denn diese umwerfende Person?«
Eine junge Frau – sie war beinahe noch ein Mädchen – trug den Pokal zur Ehrentribüne, um ihn dem Sieger des Turniers zu überreichen. Da die beiden Freunde in unmittelbarer Nähe saßen, konnten sie die Szene bestens verfolgen. Die junge Frau sah in der Tat umwerfend aus: Groß und schlank war sie, die seidigen braunen Haare trug sie lang und glatt, auf ihrem Gesicht lag ein strahlendes, natürliches Lächeln. Ihre Augen, stellte Frederik fest, waren heller, als ihre Haarfarbe es vermuten ließ, und zusammen mit dem ein wenig zu großen Mund und der zierlichen Nase bildeten sie eins der schönsten Gesichter, das er jemals gesehen hatte.
»Ich kenne sie nicht«, stellte er fest.
»Ich auch nicht, aber das sollten wir schleunigst ändern, meinst du nicht?«
»Und wie willst du das anstellen?«, erkundigte sich Frederik. »Sie einfach ansprechen?«
Hans bemühte sich, gekränkt auszusehen. »Du solltest wissen, dass ich nicht zu den Männern gehöre, die plumpe Annäherungsversuche machen. Glaub mir, bevor wir diesen Ort verlassen, haben wir ihre Bekanntschaft gemacht.«
Genauso war es dann auch, was Frederik nicht wunderte. Wenn Hans sich etwas in den Kopf setzte, ruhte er in der Regel nicht, bis er seinen Willen erreicht hatte. Die Möglichkeit, sich der Schönen zu nähern, ergab sich, als sie wenig später noch mit einem guten Bekannten plauderten, Moritz von Dahlen, der ebenfalls begeistert von dem Turnier war. »Wer war denn die junge Dame, die hinterher den Pokal überreicht hat, weißt du das, Moritz?«, erkundigte sich Hans beiläufig. »Ich meine, ich hätte sie noch nie gesehen.«
»Du kennst Carolina von Arnsburg nicht?«, wunderte sich Moritz von Dahlen. »Sie ist süß, nicht? Aber mit Vorsicht zu genießen.«
»Was meinst du damit?«, fragte Hans.
Moritz zuckte mit den Schultern. »Ihre Mutter ist früh gestorben, und ihr Vater hat danach all seine Liebe auf die einzige Tochter übertragen – jedenfalls ist das die allgemeine Erklärung dafür, dass Carolina… Na ja, sie gilt als… eigenwillig und sehr, sehr verwöhnt. Ich mag sie trotzdem, wir kommen gut miteinander aus. Unsere Familien sind befreundet, aber ich beneide den Mann nicht, der sich in sie verliebt. Der muss sich warm anziehen.«
In diesem Augenblick tauchte Carolina in der Nähe auf, und Hans sagte lässig:
»Wenn man vom Teufel spricht...«
Moritz drehte sich um und rief: »Caro! Wir haben gerade von dir gesprochen.«
Sie kam näher, die hellen Augen forschend zuerst auf Hans, dann auf Frederik gerichtet. »Wieso das denn?«, fragte sie.
Ihre Stimme klang ein wenig heiser, was Frederik sehr anziehend fand. Überhaupt kam sie ihm jetzt, da sie unmittelbar vor ihm stand, noch schöner vor als bei der Pokalübergabe. Sie hatte helle, porzellanfarbene Haut, die im Sonnenlicht schimmerte, und er glaubte, in ihren Augen einen Anflug von Spott zu entdecken, als wüsste sie sehr genau, was über sie gesprochen worden war, aber als kümmerte es sie nicht im Mindesten.
»Unser Freund Moritz wunderte sich darüber, dass wir Sie nicht kannten«, sagte Hans und übernahm gewohnt charmant die Vorstellung.
Wie so häufig bewunderte ihn Frederik für die Leichtigkeit, mit der er sich auf jedem gesellschaftlichen Parkett bewegte – ihm selbst ging sie leider ab. ›Frederik, der große Schweiger‹ nannte Hans ihn gelegentlich, und ganz falsch war das nicht. Auch jetzt fiel ihm nicht ein, was er zu der lockerleichten Unterhaltung, die sich an die Vorstellung anschloss, hätte beitragen können, und so blieb er weiterhin stumm, bis Carolina ihn ganz plötzlich fragte: »Können Sie eigentlich auch reden?«
»Durchaus«, antwortete Frederik, »aber meistens unterhalten sich die Leute auch ohne mein Zutun bestens.«
Etwas blitzte in ihren Augen auf, das er nicht zu deuten wusste, aber es verschwand so schnell wieder, dass er sich fragte, ob es nicht nur Einbildung gewesen war. »Interessant«, befand Carolina. »War nett, Sie kennenzulernen. Tschüss, Mo, wir sehen uns am Sonntag!« Mit diesen Worten ging sie davon, elegant und geschmeidig wie eine Raubkatze. Sie sah sich nicht noch einmal um, blieb aber nach wenigen Schritten schon wieder stehen, da sie von einem älteren Herrn angesprochen wurde.
»So, jetzt kennt ihr also auch Carolina von Arnsburg«, stellte Moritz fest. »Obwohl – eigentlich doch nicht, ihr habt sie noch nicht in Aktion erlebt, eben war sie ja ganz zahm. Aber niedlich ist sie, nicht?«
Sie stimmten ihm zu. Wenig später verabschiedete er sich, Hans und Frederik waren wieder allein.
»Was war los mit dir? Du bist auch sonst nicht gerade ein Vielredner, aber was hatte dir denn eben so vollständig die Sprache verschlagen?«
»Nichts«, behauptete Frederik, doch Hans ließ sich nicht täuschen.
Er ließ die Augen rollen und rang die Hände, als wäre er verzweifelt. »Du wirst dich doch nicht in dieses kleine Biest verguckt haben, mein Freund?«
»Wo denkst du hin?« Frederik bemühte sich, diesen Verdacht weit von sich zu weisen. »Ich habe sie gerade mal fünf Minuten gesehen, ich weiß nichts von ihr, außer dem, was Moritz erzählt hat. Ich habe mich ganz bestimmt nicht in sie verguckt!«
Hans tat, als glaubte er diesen Worten. Gutmütig wechselte er das Thema, wofür Frederik ihm dankbar war, denn natürlich war Hans’ Vermutung richtig.
Und natürlich war das eine Katastrophe, er kannte sich schließlich. Es würde nicht einfach sein, sich dieses verzogene zwanzigjährige Mädchen wieder aus dem Kopf zu schlagen, doch er war fest entschlossen, genau das zu tun, bevor es sich darin einnistete.
*
Baronin Sofia von Kant strahlte ihren Mann an. »Ich freue mich so, Fritz!«, sagte sie und hielt ihm ein Programmheft hin. »Hier, sieh es dir an! ›Schlossparkkonzert auf Sternberg‹ – klingt das nicht großartig?«
Baron Friedrich blätterte in dem Heft, las hier und da einige Zeilen und