Ein Mann aus besten Kreisen: Der kleine Fürst 322 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Um diesen Grafen von Bühl machen sie neuerdings ziemlich viel Aufhebens«, stellte Angelina von Craff fest und legte die Zeitung beiseite. »Schade, daß sie kein Bild von ihm veröffentlicht haben, er scheint ein sehr interessanter Mann zu sein. Er soll nicht nur gut aussehen, sondern auch ein aufregendes Leben geführt haben. Ständig war er in unerforschten Gebieten unterwegs und…« Ihre Freundin Teresa von Mauersberg unterbrach sie erstaunt: »Von wem redest du eigentlich?« »Von Victor von Brühl«, erklärte Angelina und sprach dabei jede Silbe des Namens mit Betonung aus. »Sag bloß, du hast den Namen noch nie gehört!« »Der Name Bühl ist mir natürlich geläufig, das war ja eine hochangesehene Familie«, erwiderte Teresa zögernd. »Aber von denen lebt doch niemand mehr in Deutschland, dachte ich.« »Bisher. Aber jetzt ist Graf Victor zurück in der alten Heimat, und wer immer ihn kennenlernt, ist begeistert von ihm. Sag bloß, das hast du nicht mitbekommen? Nur fotografieren läßt er sich nicht gern, habe ich irgendwo gelesen. Er klagt sofort, wenn jemand seine Privatsphäre verletzt, und er scheint Erfolg damit zu haben.« »Wir werden ihm schon irgendwann begegnen«, meinte Teresa gleichmütig. Sie war weit davon entfernt, Angelinas Interesse zu teilen – was vor allem daran lag, daß sie im Begriff stand, sich in Angelinas Bruder Bernhard zu verlieben.
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Buchvorschau
Ein Mann aus besten Kreisen - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 322 –
Ein Mann aus besten Kreisen
Wer ist Graf Victor wirklich?
Viola Maybach
»Um diesen Grafen von Bühl machen sie neuerdings ziemlich viel Aufhebens«, stellte Angelina von Craff fest und legte die Zeitung beiseite. »Schade, daß sie kein Bild von ihm veröffentlicht haben, er scheint ein sehr interessanter Mann zu sein. Er soll nicht nur gut aussehen, sondern auch ein aufregendes Leben geführt haben. Ständig war er in unerforschten Gebieten unterwegs und…«
Ihre Freundin Teresa von Mauersberg unterbrach sie erstaunt: »Von wem redest du eigentlich?«
»Von Victor von Brühl«, erklärte Angelina und sprach dabei jede Silbe des Namens mit Betonung aus. »Sag bloß, du hast den Namen noch nie gehört!«
»Der Name Bühl ist mir natürlich geläufig, das war ja eine hochangesehene Familie«, erwiderte Teresa zögernd. »Aber von denen lebt doch niemand mehr in Deutschland, dachte ich.«
»Bisher. Aber jetzt ist Graf Victor zurück in der alten Heimat, und wer immer ihn kennenlernt, ist begeistert von ihm. Sag bloß, das hast du nicht mitbekommen? Nur fotografieren läßt er sich nicht gern, habe ich irgendwo gelesen. Er klagt sofort, wenn jemand seine Privatsphäre verletzt, und er scheint Erfolg damit zu haben.«
»Wir werden ihm schon irgendwann begegnen«, meinte Teresa gleichmütig. Sie war weit davon entfernt, Angelinas Interesse zu teilen – was vor allem daran lag, daß sie im Begriff stand, sich in Angelinas Bruder Bernhard zu verlieben. Dieser war ein Jahr lang auf Weltreise gewesen, gemeinsam mit einem Freund. Nach seiner Rückkehr hatte sie Bernd, mit dem sie seit Jahren eine herzliche Abneigung verband, mit einemmal ungeheuer attraktiv gefunden. Angelina wußte noch nichts davon, Teresa hatte sich fest vorgenommen, dieses Geheimnis erst einmal für sich zu behalten. Es verwirrte sie selbst noch viel zu sehr, als daß sie schon darüber hätte sprechen können.
»Das möchte ich unbedingt!« erwiderte Angelina, und Teresa hatte Mühe, sich daran zu erinnern, worüber sie zuvor gesprochen hatten. So ging es ihr neuerdings immer, wenn sie sich in Gedanken mit Bernd beschäftigte. Wenn sie so weitermachte, würde es nicht lange dauern, bis Angelina mißtrauisch wurde.
»Ist was?«, fragte ihre Freundin auch bereits. »Du bist so seltsam geistesabwesend seit einiger Zeit, Teresa. Man könnte fast meinen, du hättest dich verliebt.« Das sagte sie ganz beiläufig, offenbar hatte sie noch keinen entsprechenden Verdacht, aber Teresa fühlte sich dennoch ertappt.
Mit nervösem Lachen erklärte sie: »Quatsch! In wen sollte ich mich denn verliebt haben?«
»Keine Ahnung«, lächelte Angelina.
In diesem Augenblick erschien Bernhard von Craff an der Tür des Salons, wo er freilich stehenblieb, als er sah, daß seine Schwester nicht allein war. Angelina und er sahen einander verblüffend ähnlich: Beide waren schlank und relativ groß, hatten dichte blonde Haare und grüne Augen. »Oh, du hast Besuch, Angie!« sagte er gedehnt. Wann immer er Teresa begegnete, fühlte er sich unbehaglich, ohne genau zu wissen, woher dieses Unbehagen rührte. Früher hatte er sie nicht leiden können – sie nahm ihm die Aufmerksamkeit seiner geliebten Schwester weg, er war wohl eifersüchtig gewesen. Außerdem hatte er sich in ihrer Gegenwart immer besonders linkisch und ungeschickt gefühlt, was er im Umgang mit Frauen ohnehin war, und auch das hatte sie ihm nicht sympathischer gemacht.
Aber im Jahr seiner Reise hatte er sich verändert, das wußte er. Sein Freund Carl von Sahm und er hatten so viele Abenteuer bestanden, schöne und weniger schöne, daß aus ihm ein selbstbewußter junger Mann geworden war. Warum also verunsicherte ihn Teresa nach wie vor?
»Hallo, Bernd«, sagte Angelina. »Komm doch näher, wir beide beißen nicht. Oder, Teresa?«
»Wer weiß?« fragte Teresa, um ihr Herzklopfen zu verbergen. Er konnte sie noch immer nicht leiden, das war ihm ja deutlich vom Gesicht abzulesen. Sah er denn nicht, daß sie nicht mehr die alberne Göre von damals, sondern eine schöne junge Frau geworden war? Andere Männer schwärmten von ihren schönen roten Haaren, ihren tiefblauen Augen, ihrer porzellanweißen Haut – sah er das alles nicht?
Er kam tatsächlich näher, nickte ihr knapp zu, murmelte etwas, das so ähnlich klang wie: »Hallo, Teresa« und wandte sich dann gleich wieder Angelina zu. In der Hand hielt er eine Einladungskarte, die er ihr reichte. »Hier, unsere Eltern wünschen, daß wir an ihrer Stelle dieser Einladung folgen – ich habe vorhin mit Papa telefoniert, es schien ihm wichtig zu sein. Mama und er wollen noch mindestens vier Wochen wegbleiben, sagte er. Große Lust habe ich allerdings nicht, muß ich sagen, ich bin ja kein guter Tänzer.«
»Was für eine Einladung?« fragte Angelina.
»Ein Ball auf Burg Rendern«, erwiderte er.
»Wir sind auch eingeladen«, warf Teresa ein. »Ich gehe mit meinen Eltern hin. Ach, Angie, das ist doch toll, wir werden viel Spaß miteinander haben!« Mit Absicht hatte sie sich ausschließlich an ihre Freundin gewandt.
Angelina nickte. »Wenigstens ein Lichtblick«, stellte sie fest. »Ansonsten ist der jährliche Ball auf Burg Rendern immer eine ziemlich öde Angelegenheit.« Sie lächelte ihrem Bruder zu. »Na ja, wenn du dieses Jahr auch dabei bist, wird es schon zum Aushalten sein, Bernd.«
»Ich kann mich gar nicht daran erinnern, daß das so furchtbar war«, meinte er nachdenklich.
»Du bist ja auch schon seit Jahren nicht mehr dort gewesen. Zweimal hast du ihn wegen deiner Weltreise verpaßt – und im Jahr davor warst du auch gerade unterwegs, glaube ich.«
»Es wird doch schon wegen Graf Victor diesesmal ganz anders sein«, meinte Bernd.
Angelinas schöne Augen weiteten sich. »Graf Victor von Bühl?« rief sie.
»Ja, er ist eingeladen und hat, wie man hört, die Einladung auch bereits angenommen. Und da er der neue Liebling der Gesellschaft ist – und offenbar auch der Liebling der Frauen – fiebern alle dem Ball entgegen.«
»Seltsam, wir haben gerade erst über ihn gesprochen, Bernd.« Angelina wies auf die Zeitung. »Ich hatte einen kurzen Artikel über ihn gelesen, wieder mal ohne Bild. Mittlerweile bin ich richtig neugierig, wie er aussieht.«
»Du wirst es bald wissen. Ich wollte eigentlich fragen, ob wir ausreiten wollen, aber da du Besuch hast…« Er beendete den Satz nicht. Sein Blick streifte Teresa, die sich jedoch abgewandt hatte. Sie blickte mit gleichmütigem Gesichtsausdruck aus dem Fenster und zeigte ihm so, daß sie an ihm nach wie vor nicht interessiert war. Er fühlte Zorn in sich aufsteigen. Er konnte sie auch nicht leiden!
»Ein anderesmal, Bernd, ja?« fragte Angelina.
Er nickte. »Mal sehen, vielleicht reite ich allein.« Nach diesen Worten ging er.
»Ich hatte eigentlich gehofft, daß ihr euch jetzt ein bißchen besser versteht«, sagte Angelina seufzend zu Teresa, die noch immer aus dem Fenster sah. »Ihr müßt ja nicht gleich Freunde werden, aber es ist nicht schön für mich, daß die Atmosphäre sofort eisig wird, wenn ihr aufeinander trefft.«
»Tut mir leid.« Endlich drehte Teresa sich um. »Aber sobald er mich nur sieht, verzieht er ja schon das Gesicht. Da habe ich dann auch keine Lust mehr, freundlich zu ihm