Martin kommt nach Hause: Toni der Hüttenwirt (ab 301) 305 – Heimatroman
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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt.
Benz hatte sich endlich dazu durchgerungen, mit Clara das Gespräch zu suchen. Er war Toni sehr dankbar, dass er vermittelt hatte. Seine Eltern und seine Schwester hatten erleichtert aufgeatmet, als er ihnen beim Familienfrühstück eröffnete, dass er sich mit Clara Fuchs verabredet habe. Es war seine Schwester Birgit gewesen, die ein ernstes Wort mit ihm gesprochen hatte. Dabei hatte sie ihm unverblümt einige sehr unbequeme Wahrheiten an den Kopf geworfen. Zehn lange Jahre hatte Benz seine Liebesenttäuschung gepflegt. Birgit hatte ihn aufgefordert, endlich erwachsen zu werden. Die Familie habe all die Zeit geduldig Nachsicht geübt, doch ihre Geduld sei nun zu Ende. Benz habe beruflich eine glänzende Karriere gemacht. Er sei, was man in den Bergen ein gestandenes Mannsbild nannte, benehme sich aber so unreif wie ein pubertierender Jüngling, der seinen ersten Liebeskummer erlitt. Sicherlich war es bitter, dass Clara seinen Heiratsantrag abgewiesen hatte. Aber er habe völlig überzogen reagiert, indem er Waldkogel fluchtartig verlassen habe und erst nach zehn Jahren für einen Besuch zurückgekehrt sei. Nach dem Gespräch mit seiner Schwester hatte Benz eingesehen, dass er einen Schlussstrich ziehen musste. Mit Bitternis in seinem Herzen weiterleben, das wollte er nicht. Er liebte Clara Fuchs immer noch. Bis zum heutigen Tag war sie seine große Liebe geblieben. Damals hatte sie ihn nicht heiraten wollen und ihn ausgelacht, weil sie in die höheren Kreise einheiraten wollte - wie ihre ältere Schwester. Benz musste sich eingestehen, dass er seine Gefühle zu Clara überprüfen musste. Das konnte nur geschehen, wenn er mit ihr sprach. Erst dann würde sich herausstellen, ob seine Gefühle echt waren und nicht nur Bestandteil seiner Verletzung.
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Buchvorschau
Martin kommt nach Hause - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt (ab 301)
– 305–
Martin kommt nach Hause
… und seine Frau braucht jetzt viel Geduld!
Friederike von Buchner
Benz hatte sich endlich dazu durchgerungen, mit Clara das Gespräch zu suchen. Er war Toni sehr dankbar, dass er vermittelt hatte. Seine Eltern und seine Schwester hatten erleichtert aufgeatmet, als er ihnen beim Familienfrühstück eröffnete, dass er sich mit Clara Fuchs verabredet habe.
Es war seine Schwester Birgit gewesen, die ein ernstes Wort mit ihm gesprochen hatte. Dabei hatte sie ihm unverblümt einige sehr unbequeme Wahrheiten an den Kopf geworfen. Zehn lange Jahre hatte Benz seine Liebesenttäuschung gepflegt. Birgit hatte ihn aufgefordert, endlich erwachsen zu werden. Die Familie habe all die Zeit geduldig Nachsicht geübt, doch ihre Geduld sei nun zu Ende. Benz habe beruflich eine glänzende Karriere gemacht. Er sei, was man in den Bergen ein gestandenes Mannsbild nannte, benehme sich aber so unreif wie ein pubertierender Jüngling, der seinen ersten Liebeskummer erlitt. Sicherlich war es bitter, dass Clara seinen Heiratsantrag abgewiesen hatte. Aber er habe völlig überzogen reagiert, indem er Waldkogel fluchtartig verlassen habe und erst nach zehn Jahren für einen Besuch zurückgekehrt sei.
Nach dem Gespräch mit seiner Schwester hatte Benz eingesehen, dass er einen Schlussstrich ziehen musste. Mit Bitternis in seinem Herzen weiterleben, das wollte er nicht. Er liebte Clara Fuchs immer noch. Bis zum heutigen Tag war sie seine große Liebe geblieben. Damals hatte sie ihn nicht heiraten wollen und ihn ausgelacht, weil sie in die höheren Kreise einheiraten wollte - wie ihre ältere Schwester.
Benz musste sich eingestehen, dass er seine Gefühle zu Clara überprüfen musste. Das konnte nur geschehen, wenn er mit ihr sprach. Erst dann würde sich herausstellen, ob seine Gefühle echt waren und nicht nur Bestandteil seiner Verletzung. ›Will ich an der Liebe zu Clara festhalten, damit ich mich nicht wieder neu verliebe?‹, hatte er sich gefragt.
Birgit hatte ihm vorgeworfen, er habe zu schnell aufgegeben, statt weiter um Clara zu werben. Außerdem gebe es Madln, die sich nicht gleich entscheiden konnten. Auch Birgit hatte den ersten Antrag ihres Mannes abgelehnt. Benz habe sich als verschmähter Bräutigam minderwertig gefühlt und sich eingeredet, es werde in Waldkogel über ihn gelacht, da er und Clara schon lange als festes Paar galten. Es wäre besser gewesen, wenn Benz offen darüber gesprochen hätte. Dabei hätte er Claras Gründe thematisieren können.
Diese Idee war ihm nicht gekommen und später auch nicht. Es war ein Fehler gewesen, gestand sich Benz ein, dass er so empfindlich reagiert hatte.
Solche und ähnliche Gedanken beschäftigten Benz auf dem Weg nach München. Dort wollte er sich mit Clara in einem ruhige, kleinen Biergarten treffen, der versteckt ihn einem Hinterhof lag. Er war früh dran, denn er wollte vor Clara dort sein.
Benz hatte Clara die Wahl des Termins überlassen. Sie hatte sich für den späten Vormittag entschieden.
Der Biergarten lag in der Sonne. Nur die hinteren Tische entlang der hohen Mauer zum Nachbargrundstück lagen im Schatten. Dort saß Clara an einem Sechsertisch. Benz spürte, wie sein Herz klopfte. War es Liebe? War es nur die Aufregung?
Benz ging auf sie zu. Auf den ersten Blick hatte sich Clara nicht verändert. Er blieb auf der anderen Seite des Tisches stehen und umklammerte mit beiden Händen die Rückenlehne des Klappstuhls.
Sie sahen sich an.
»Grüß Gott, Clara!«, sagte er endlich.
»Grüß Gott!«, antwortete sie. Sie hielt mit beiden Händen einen großen Kaffeebecher und ließ ihn nicht los.
So verzichtete Benz, ihr die Hand zu reichen. Er scheute auch vor dieser flüchtigen Berührung zurück. »Dann setze ich mich mal«, sagte er verlegen.
Clara nickte. Obwohl sie im Schatten saß, trug sie eine dunkel getönte Brille, die den Blick in ihre Augen verhinderte.
Auf den Tisch lag die Karte. Benz griff danach und überflog sie flüchtig. »Darf ich dich zu einer Brotzeit einladen?«, fragte er.
»Danke, aber ein Kaffee genügt mir erst einmal.«
Die Bedienung kam. Es war ein junges Madl in einem Dirndl.
»Ich nehme einen großen Kaffee. Später... mal sehen«, sagte er.
»Schwarz oder mit Milch und Zucker?«
»Schwarz!«
»Kommt sofort«, antwortete das Madl.
Benz schaute sich im Biergarten um. Er versuchte, die Zeit zu überbrücken, bis der Kaffee gebracht wurde.
»Netter kleiner Biergarten«, sagte er. »Ich kannte ihn nicht. Toni hat ihn mir empfohlen.«
»Ich kannte ihn auch nicht. Man sitzt hier sehr gut.«
Der Kaffee wurde gebracht.
Benz nippte daran. »Danke, dass du dem Treffen zugestimmt hast«, sagte er, ohne Clara anzusehen. »Ich dachte, wir sind beide in Waldkogel beheimatet und wir sollten das Kriegsbeil begraben.«
»Richtig!«
»Jetzt denkst du, dass ich das auch schon letzte Woche hätte haben können, als wir uns zufällig in den Bergen begegnet sind.«
»Benz, es war kein Zufall. Ich hatte erfahren, dass du in Waldkogel bist und hoffte, dir zu begegnen. Ich habe dich gesucht und ging die Wanderwege ab, die dir so gefallen hatten, so weit ich mich erinnern konnte«, bekannte Clara. »Ich dachte mir, dass ich hier die beste Chance hätte, dich irgendwann zu sehen.«
»Was auch passiert ist.«
»Ja, aber du bist weitergegangen. Was ich verstehen kann.«
Sie sahen sich an.
»Ich war auf eine Begegnung mit dir nicht gefasst.«
»Ich verstehe. Ich sah dir an, dass es ein ziemlicher Schock für dich war. Ich wollte dich nicht erschrecken. Tut mir leid!«
»Mache dir bitte keine Gedanken! Jetzt sitzen wir hier und trinken Kaffee. Das ist auf jeden Fall sehr viel gemütlicher und entspannter.«
»Ja, Ort und Zeitpunkt sind günstiger«, sagte Clara leise.
Sie seufzten leise. Verlegenheit stand zwischen ihnen.
»Ich will dir nicht verschweigen«, sagte Benz, »dass mich meine Schwester Birgit unter Druck gesetzt hat, mich mit dir zu treffen. Sie meinte, ich sollte endlich erwachsen werden.«
»Wir habe beide lange gebraucht, bis wir emotional erwachsen wurden«, sagte Clara. »Dass man erfolgreich im Beruf ist, bedeutet nicht, dass man keine alten Baustellen mit sich herumträgt. Das habe ich inzwischen eingesehen.«
Benz nickte. Er war froh, dass er an dem Thema Beruf anknüpfen konnte. »Was machst du beruflich?«
»Nach meinem Studium arbeitete ich an einer staatlichen Schule. Nach drei Jahren wechselte ich an eine Privatschule für hochbegabte Kinder. Dort gibt es nur kleine, überschaubare Klassen. Es gefällt mir dort sehr gut. Nach den Sommerferien bin ich Vizedirektorin.« Clara strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Ich war sehr überrascht von der Beförderung. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das Lehrerkollegium und der Stiftungsrat haben sich einstimmig für mich ausgesprochen.«
»Glückwunsch! Der Träger der Schule ist eine Stiftung?«
»Ja, da hat jemand etwas Sinnvolles mit seinem Geld gemacht. Es wird sehr viel für die Schüler und Schülerinnen getan. Und das Lehr- und Lernumfeld ist wirklich gut. Mich freut, dass ich ganz individuell auf die Kinder eingehen kann. Viele hatten keine guten schulischen Erfahrungen gemacht. Sie müssen erst wieder lernen, zu vertrauen, sich selbst und uns Lehrern. Weißt du, diese Kinder haben ihre eigene Art, wie sie etwas lernen, an staatlichen Schulen wurden sie oft als Versager abgestempelt. Es ist schön, wenn man miterlebt, welche Fortschritte sie machen.«
»Das freut mich für dich, Clara.«
»Weißt du, es ist nicht nur so, dass die Schüler etwas lernen. Ich habe viel über mich selbst gelernt.«
»So?«, sagte Benz leise.
»Ja, ich meine das in Bezug auf meine Schwester. Sie war die Ältere und Papas Liebling. Sie wurde auf einen Sockel gestellt und mir immer als Vorbild präsentiert. Wenn deine Schwester das kann, dann musst du dich nur anstrengen, bekam ich ständig gesagt. Aber ich war und bin nicht wie sie. Doch als kleines Mädchen wusste ich das nicht. Nora war perfekt im Auswendiglernen.