Du bist so schön, Svenja!: Der neue Dr. Laurin 38 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
Svenja Mahler kann sich nicht damit abfinden, dass ihre Figur nicht dem herrschenden Schönheitsideal entspricht, zumal sie sich in ihren sehr gut aussehenden Nachbarn Noah Krondorfer verliebt hat, der gelegentlich als Model arbeitet. Dass Noah das nur tut, um seine Familie zu unterstützen, ahnt sie nicht. Leon Laurin jedenfalls, dem sie sich anvertraut, erklärt ihr, dass eine Magenverkleinerung in ihrem Fall nicht infrage kommt. Dann verletzt sich Noah bei einem Unglück im Studio schwer …
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Buchvorschau
Du bist so schön, Svenja! - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 38 –
Du bist so schön, Svenja!
...doch leider mag sie gar nicht daran glauben
Viola Maybach
»Hier, Mama«, sagte Noah Krondorfer und schob ihr ein paar Geldscheine über den Küchentisch. »Ich kann nicht lange bleiben, ich habe die ganze Woche zu tun.«
Cordula Krondorfer sah die Geldscheine an, rührte sich aber nicht. »Mir ist nicht wohl dabei«, sagte sie, »dass du diesen Job machst. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich das Geld nicht nehmen.«
Er griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand. »Es ist ja nichts Unanständiges!«
»Aber es wird unanständig bezahlt.«
Noah musste lachen. »Da ist was dran, aber für uns ist das doch gut, oder? Ich habe jedenfalls bisher noch von keinem anderen Job gehört, bei dem ich als Anfänger so viel verdienen würde, dass ich dir noch etwas davon abgeben könnte. Und solange Benny und Till noch zu Hause sind …«
Cordula stimmte in sein Lachen nicht ein, sie nickte bedrückt. »Ich weiß«, sagte sie leise. »Und ich weiß auch, wie sehr beide darunter leiden, dass wir jetzt auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.«
»Dank Papa.« Noahs Stimme klang hart.
Sein Vater hatte die Familie ein Jahr zuvor verlassen, ohne Ankündigung. Seither war er verschwunden, sie vermuteten ihn irgendwo in Südamerika, aber sicher sein konnten sie nicht. Er bezahlte jedenfalls keinen Cent, denn sein Vermögen brauchte er für sich und seine Geliebte, von deren Existenz seine Frau und seine Söhne erst erfahren hatten, als ›wohlmeinende Freunde‹ zu berichten wussten, dass Wolf Krondorfer doch schon seit über einem Jahr eine Affäre mit einer blutjungen Blondine gehabt habe … Und damit nicht genug: Er hatte außerdem Schulden gemacht, für die jetzt seine Noch-Ehefrau aufkommen musste.
Er hatte einen dreizeiligen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem stand, es tue ihm leid, aber das Leben sei zu kurz, er wolle ab jetzt jede Sekunde davon genießen.
Bis zu seinem Verschwinden hatten die Krondorfers ein angenehmes Leben in einem geräumigen Haus geführt, Geld war nie ein Problem gewesen. Jetzt war es eins, denn die Familie hatte offenbar schon längere Zeit auf Pump gelebt und was an Geld vorhanden gewesen war, hatte Wolf Krondorfer auf Konten im Ausland transferiert und seine Spuren gut verwischt. Zunächst hatten seine Frau und seine Söhne nicht glauben wollen, dass ihr Mann und Vater offenbar schon lange ein Doppelleben geführt und sie, seine Familie, nicht nur belogen, sondern auch um viel Geld betrogen hatte. Doch mit der Zeit waren zunächst bedeutungslos scheinende Begebenheiten zu Puzzleteilen geworden, die sich nach und nach zu einem vollständigen Bild zusammengesetzt hatten. Sein Abgang jedenfalls war kein spontaner gewesen, sondern Wolf Krondorfer hatte ihn sorgfältig geplant.
Für Cordula, die gerade erst angefangen hatte zu überlegen, ob sie nun, da ihre beiden jüngeren Söhne bald erwachsen sein würden, wieder in ihren Beruf als Physiotherapeutin einsteigen sollte, bedeutete das: Sie konnte nicht mehr in Ruhe abwägen, was sie tun wollte, sondern sie musste handeln – und zwar schnell. Das Haus hatten sie gemietet, sie konnte die Miete nicht mehr zahlen. Eine neue, günstige Wohnung musste gefunden werden, so schnell wie möglich – und nun auf einmal brauchte sie dringend einen Job, fand aber keinen, denn sie war zu lange nicht berufstätig gewesen. Die Anforderungen hatten sich verändert, sie war über fünfzig und wirkte, kurz nach dem Verschwinden ihres Mannes, deutlich älter, dazu verhärmt und verbittert. Diese Ausstrahlung sorgte dafür, dass selbst wohlmeinende mögliche Arbeitgeber ihr eine Absage erteilten.
Seitdem bezog sie staatliche Unterstützung, und diese Tatsache war eine ständige Demütigung für sie, wie Noah sehr wohl wusste. Und er wusste auch, dass sie vor allem dank des Geldes, das er ihr immer wieder zusteckte, überhaupt über die Runden kam. Sie war es nicht gewöhnt, beim Einkaufen auf jeden Cent zu achten, das lernte sie gerade erst. Von den Schulden ihres Mannes, die sie auch noch tilgen sollte, war da noch gar nicht die Rede.
Immerhin, fand er, fing sie sich allmählich wieder. Mittlerweile war sie deutlich kämpferischer, sie achtete auch wieder auf ihr Äußeres und bewarb sich, nachdem sie zwischendurch den Mut verloren hatte, wieder von sich aus auf jede Stelle, die ihr auch nur halbwegs passend erschien. Außerdem hatte sie einen Physiotherapeuten gefunden, der bereit war, sie ›neu anzulernen‹, wie sie selbst es ausdrückte. So frischte sie ihr altes Wissen auf und hatte zumindest ein paar Stunden in der Woche feste Termine.
»Ja, dank Papa«, stimmte sie ihrem Ältesten zu. »Aber ich kann mein Leben nicht damit verbringen, mich zu fragen, wie es möglich war, dass wir fast ein Vierteljahrhundert wie eine intakte Familie funktioniert habe und wieso ich nichts gemerkt habe. Oder ob ich deinen Vater von Anfang an falsch eingeschätzt habe, weil er es verstanden hat, mir Sand in die Augen zu streuen.«
»Das sollst du auch nicht, es bringt ja nichts.«
»Nein«, sagte sie traurig, »es bringt nichts. Weißt du, es ist so: Wir waren sehr verliebt ineinander, er war jahrelang ein liebevoller Ehemann und Vater – das steht fest. Aber irgendwann muss etwas passiert sein, das ich nicht mitbekommen habe. Er hat ja offenbar das Gefühl gehabt, das wahre Leben zu verpassen. Aber das ist seine Geschichte, nicht meine. Ich will darüber einfach nicht mehr nachdenken. Er ist weg, ich sehe zu, wie ich ohne ihn zurechtkomme und ich versuche, euch zu vermitteln, dass es nicht hilft, euren Vater rundum zu verdammen. Ich bin wütend auf ihn, das werde ich auch bleiben, aber ich kreise nicht mehr ständig um diese ›Warum-Fragen‹, weil die mich nicht weiterbringen.«
»Ich tue das schon noch«, gestand Noah.
»Ich weiß. Ich gehe jetzt einmal in der Woche zu einer sehr netten Therapeutin, die mir einiges erklärt hat. Zum Beispiel, dass es Zeit wird, mich in erster Linie um mich zu kümmern, weniger um meinen Immer-noch-Ehemann. Der ist weg, und ich will ihn nicht wiederhaben. Das ist zum Beispiel neu.«
»Du würdest ihn wegschicken, wenn er plötzlich wieder vor der Tür stünde?«, fragte Noah ungläubig.
Sie lachte. Tatsächlich, seine Mutter lachte, und es klang nicht verbittert, sondern es war ein richtiges, freies Lachen. »Ganz bestimmt würde ich das! Und übrigens läuft das Scheidungsverfahren. Außerdem habe ich ihn auf Unterhalt verklagt.«
Noah staunte.
»Das ist toll, Mama«, sagte er.
Ihr Blick richtete sich wieder auf die Geldscheine, die zwischen ihnen auf dem Tisch lagen. »Nur das da«, sagte sie, als sie darauf zeigte, »das ist nicht toll.«
Er atmete tief durch. »Ich finde es gar nicht mehr so schlimm wie am Anfang«, sagte er. »Aber wenn du eine bessere Idee hast?«
Ihr Gesicht war wieder ernst. Er sah die Fältchen um ihre Augen, die beiden scharfen Linien, die sich neuerdings von ihren Mundwinkeln zur Nase zogen, die ersten grauen Haare, die sich in ihre sonst dunkle Mähne mischte. Er hatte sein gutes Aussehen von ihr geerbt, und er war dankbar dafür: