Der sonderbare Partygast: Der kleine Fürst 192 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Ich weiß, was wir machen!«, sagte Anna von Kant mit leuchtenden Augen. »Wir feiern unsere Geburtstage zusammen, auf einer Riesen-Party. Es liegen doch sowieso nur zwei Wochen dazwischen, und dieses Mal sind es besondere Geburtstage.«
»Finde ich nicht«, widersprach ihr älterer Bruder Konrad. »Nächstes Jahr werde ich volljährig, DAS ist etwas Besonderes. Aber siebzehn… Das interessiert doch niemanden.«
»Es ist das letzte Jahr, in dem du noch nicht erwachsen bist, sieh es doch mal so«, schlug sein Cousin Christian von Sternberg vor. »Ich finde schon, dass das etwas Besonderes ist.«
»Und ich werde vierzehn«, sagte Anna selbstbewusst. »Da wird man strafmündig, falls du das nicht wusstest.«
»Möchtest du jetzt kriminell werden?«, spottete Konrad, was ihm einen bösen Blick seiner Schwester eintrug.
»Blödmann!«, sagte sie. »Ich wollte damit nur sagen, dass man mit vierzehn jedenfalls kein Kind mehr ist, weil man verurteilt werden kann, wenn man etwas Schlimmes anstellt.«
»Und ich werde sechzehn«, sagte Christian. »Das ist auch viel erwachsener als fünfzehn. Mir gefällt deine Idee, Anna. Eine Riesenparty für drei Geburtstage, das finden bestimmt auch Tante Sofia und Onkel Fritz gut.«
Annas und Konrads Eltern, Baronin Sofia und Baron Friedrich von Kant, waren seit dem vergangenen Jahr auch Christians Eltern geworden, denn seine eigenen, Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg, waren bei einem tragischen Hubschrauberabsturz gemeinsam mit dem Piloten ums Leben gekommen. Schock und Trauer hatten danach lange Zeit das Leben auf Schloss Sternberg bestimmt, wo beide Familien seit vielen Jahren lebten, die Fürstenfamilie im Ostflügel, die Kants im Westflügel. Die Kinder waren gemeinsam aufgewachsen, wie
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Buchvorschau
Der sonderbare Partygast - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 192–
Der sonderbare Partygast
Wer ist Sebastian von Hohenbrunn?
Viola Maybach
»Ich weiß, was wir machen!«, sagte Anna von Kant mit leuchtenden Augen. »Wir feiern unsere Geburtstage zusammen, auf einer Riesen-Party. Es liegen doch sowieso nur zwei Wochen dazwischen, und dieses Mal sind es besondere Geburtstage.«
»Finde ich nicht«, widersprach ihr älterer Bruder Konrad. »Nächstes Jahr werde ich volljährig, DAS ist etwas Besonderes. Aber siebzehn… Das interessiert doch niemanden.«
»Es ist das letzte Jahr, in dem du noch nicht erwachsen bist, sieh es doch mal so«, schlug sein Cousin Christian von Sternberg vor. »Ich finde schon, dass das etwas Besonderes ist.«
»Und ich werde vierzehn«, sagte Anna selbstbewusst. »Da wird man strafmündig, falls du das nicht wusstest.«
»Möchtest du jetzt kriminell werden?«, spottete Konrad, was ihm einen bösen Blick seiner Schwester eintrug.
»Blödmann!«, sagte sie. »Ich wollte damit nur sagen, dass man mit vierzehn jedenfalls kein Kind mehr ist, weil man verurteilt werden kann, wenn man etwas Schlimmes anstellt.«
»Und ich werde sechzehn«, sagte Christian. »Das ist auch viel erwachsener als fünfzehn. Mir gefällt deine Idee, Anna. Eine Riesenparty für drei Geburtstage, das finden bestimmt auch Tante Sofia und Onkel Fritz gut.«
Annas und Konrads Eltern, Baronin Sofia und Baron Friedrich von Kant, waren seit dem vergangenen Jahr auch Christians Eltern geworden, denn seine eigenen, Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg, waren bei einem tragischen Hubschrauberabsturz gemeinsam mit dem Piloten ums Leben gekommen. Schock und Trauer hatten danach lange Zeit das Leben auf Schloss Sternberg bestimmt, wo beide Familien seit vielen Jahren lebten, die Fürstenfamilie im Ostflügel, die Kants im Westflügel. Die Kinder waren gemeinsam aufgewachsen, wie Geschwister, was sich nach dem Tod des Fürstenpaars als Segen erwiesen hatte: Christian, praktisch über Nacht Vollwaise geworden, war dennoch nicht allein zurückgeblieben. Seine Tante Sofia, eine Schwester seiner Mutter, und ihr Mann Friedrich hatten ihn sofort als drittes Kind in ihre Familie aufgenommen.
»Was ist jetzt, Konny?«, fragte Anna ungeduldig. »Machst du mit oder nicht? Wenn nur Chris und ich unseren Geburtstag feiern, ist das albern. Entweder alle oder keiner.«
»Dann muss ich ja wohl mitmachen«, sagte Konrad. »Sonst wirfst du mir garantiert noch jahrelang vor, dass ich dir den Geburtstag verdorben habe, an dem du strafmündig geworden ist«, er betonte das Wort ganz besonders, um seine Schwester noch einmal ein wenig zu ärgern, »weil ich nicht mit dir feiern wollte.«
Anna zog eine Grimasse, verzichtete aber auf eine Erwiderung. Die Geschwister sahen einander nicht sonderlich ähnlich. Zwar hatten beide Sofias blonde Haare geerbt, doch Anna schlug mit ihren Locken, dem hübschen runden Gesicht und den blauen Augen auch sonst ihrer Mutter nach, während Konrad seinem groß gewachsenen schmalen Vater mit dem klassischen Profil ähnelte.
Christian war ein schlanker Junge, dunkelhaarig, mit dunklen Augen. Er konnte lachen und sich des Lebens freuen, trotz der Schicksalsschläge des letzten Jahres, doch insgesamt war er ernster und reifer als andere seines Alters.
Die drei Jugendlichen kamen, so unterschiedlich sie auch waren, gut miteinander aus, worüber Baronin Sofia und Baron Friedrich froh waren. Es hatte Zeiten gegeben, da waren vor allem Anna und Christian ein Herz und eine Seele gewesen, während sich Konrad abgesondert hatte, doch davon konnte seit dem Tod von Christians Eltern keine Rede mehr sein. Seitdem waren sie eine fest verschworene Dreier-Gemeinschaft, die niemand hätte trennen können.
Sie machten sich auf die Suche nach Sofia und Friedrich und fanden beide in der Bibliothek, dem schönsten Raum des Schlosses. Da es draußen noch immer unwirtlich kalt war – der Frühling ließ in diesem Jahr lange auf sich warten – war im Kamin ein Feuer entzündet worden. Eberhard Hagedorn hatte dafür gesorgt: Er war schon seit so langer Zeit Butler im Schloss, dass niemand sich erinnern konnte, wie es ohne ihn gewesen war. Die Teenager respektierten und verehrten ihn und vertrauten ihm manches Geheimnis an, wussten sie doch, dass es bei ihm gut aufgehoben war.
»Ihr seht so aus, als hättet ihr etwas auf dem Herzen«, stellte die Baronin fest, als die sich zu ihnen gesetzt hatten. Sie war eine gut aussehende Frau von Anfang Vierzig, in der Regel von heiterer Gelassenheit. Der Tod ihrer Schwester im vergangenen Jahr hatte sie schwer getroffen, und nach weiteren Schicksalsschlägen hatte sie einen Zusammenbruch erlitten, der nicht nur für sie, sondern auch für ihre Familie eine Art Warnschuss gewesen war. Seitdem achtete sie mehr darauf, sich nicht zu überfordern, sondern mit ihren Kräften hauszuhalten.
»Haben wir auch«, erwiderte Anna und platzte, ungeduldig wie immer, gleich mit ihrem Vorschlag heraus: »Wir wollen unsere Geburtstage zusammen feiern, eine einzige Riesen-Party, am liebsten im Ballsaal. Den müssten wir dann natürlich anders dekorieren als bei einem Ball, aber das würden wir alles selbst machen!«
Die beiden Jungen wechselten einen kurzen, amüsierten Blick. Das war wieder einmal typisch Anna! Vom Ballsaal war bisher nicht die Rede gewesen, auch über Dekoration hatten sie noch kein Wort verloren, aber offenbar waren Anna auf dem Weg zur Bibliothek noch ein paar Ideen zur Gestaltung des großen Festes gekommen, die sie gleich mal äußerte, um zu sehen, wie sie aufgenommen wurden.
Auch Sofia und Friedrich wechselten einen Blick. Sie waren sich oft einig, brauchten keine Worte, um sich zu verständigen. So war es auch heute. »Die Idee ist nicht schlecht«, erklärte die Baronin zurückhaltend. »Was denkst du, Fritz?«
Ihr Mann nickte. »Finde ich auch. Früher wollte ja jeder von euch unbedingt eine eigene Geburtstagsfeier, es wundert mich ein bisschen, dass ihr davon offenbar abgekommen seid.«
»Wir können nicht drei Mal ein Riesenfest feiern«, erklärte Anna, »das ist zu viel Aufwand. Deshalb dachten wir, eine einzige richtig große Party, und damit sind drei Geburtstage auf einen Streich erledigt.«
»Und wann soll das Ganze steigen?«, erkundigte sich der Baron.
»Am besten direkt nach meinem Geburtstag«, antwortete Christian. »Ich bin ja zuletzt an der Reihe, und vorfeiern darf man nicht, weil das angeblich Unglück bringt.«
»In vier Wochen also«, sagte Anna strahlend. Sie hatte insgesamt mit mehr Widerstand gerechnet. »Wenn ihr einverstanden seid, schreiben wir gleich eine Gästeliste.«
»Nicht so schnell, Anna«, bat die Baronin. »Wir sollten schon noch über ein paar Einzelheiten reden. Zum Beispiel über Alkohol. Ich möchte nicht, dass wir hier hinterher reihenweise betrunkene Jugendliche haben. Wenn ihr zusammen feiert, bedeutet das ja auch, dass es einen gewissen Altersunterschied bei den Gästen gibt.«
Zur allgemeinen Überraschung und zur Freude seiner Eltern war es Konrad, der sagte: »Vielleicht wäre ein Schluck Champagner zur Begrüßung ganz schön, danach kann es auch Cola sein. Man muss sich nicht betrinken, um sich zu amüsieren.«
Er war noch ein Jahr zuvor durchaus anderer Ansicht gewesen, hatte nicht nur ausprobiert, wie viel Alkohol er vertrug, sondern auch mit Drogen experimentiert, zum Kummer seiner Eltern. Doch diese Zeit war zum Glück vorüber, niemand trauerte ihr nach. Konrad hatte sich