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Romantic Thriller Viererband 1014
Romantic Thriller Viererband 1014
Romantic Thriller Viererband 1014
eBook437 Seiten6 Stunden

Romantic Thriller Viererband 1014

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Romane:



Schwarzer Engel (Ann Murdoch)

Sandra Düpree und die Ritter von Rügen (Alfred Bekker)

Jagd auf den Jenseitsmörder (Frank Rehfeld)

Das Grauen wartet schon auf dich, Annabell! (Carol East)





Helen Chambers malt Bilder, die sich unbewusst mit dem Tod beschäftigen. Das zieht den Verbrecher Bannister magisch an, der den Tod selbst als Kunstwerk begreift. Nachdem er von Helen in Notwehr erschossen wurde, kehrt er als Geist zurück. In ihrer Not sucht sie Hilfe beim Geisterjäger Sutton, der sich jedoch als Hochstapler entpuppt. Dennoch nehmen beiden Kampf gegen den Geist auf, weil ihnen niemand sonst helfen kann.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum1. Aug. 2023
ISBN9783745232394
Romantic Thriller Viererband 1014
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Romantic Thriller Viererband 1014 - Alfred Bekker

    Ann Murdoch, Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Carol East

    Romantic Thriller Viererband 1014

    UUID: bece9d5b-74d1-4746-8491-e44a640b398e

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Romantic Thriller Viererband 1014

    Copyright

    Schwarzer Engel

    Sandra Düpree und die Ritter von Rügen

    Jagd auf den Jenseitsmörder

    Das Grauen wartet schon auf dich, Annabell! Mitternachtsthriller

    Romantic Thriller Viererband 1014

    Ann Murdoch, Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Carol East

    Dieser Band enthält folgende Romane:

    Schwarzer Engel (Ann Murdoch)

    Sandra Düpree und die Ritter von Rügen (Alfred Bekker)

    Jagd auf den Jenseitsmörder (Frank Rehfeld)

    Das Grauen wartet schon auf dich, Annabell! (Carol East)

    Helen Chambers malt Bilder, die sich unbewusst mit dem Tod beschäftigen. Das zieht den Verbrecher Bannister magisch an, der den Tod selbst als Kunstwerk begreift. Nachdem er von Helen in Notwehr erschossen wurde, kehrt er als Geist zurück. In ihrer Not sucht sie Hilfe beim Geisterjäger Sutton, der sich jedoch als Hochstapler entpuppt. Dennoch nehmen beiden Kampf gegen den Geist auf, weil ihnen niemand sonst helfen kann.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER FIRUZ ASKIN

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Schwarzer Engel

    von Ann Murdoch

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author

    © der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Teil 1

    „Ach, du lieber Himmel, Großvater, Lass mich das doch machen. Du sollst doch nicht auf die Leiter steigen", schalt Sabrina liebevoll. Sie nahm Alistair Ferguson die Bücher aus der Hand, die dieser in das oberste Regal der kleinen, aber gut etablierten Buchhandlung in Soho zurücklegen wollte. Er führte dieses Geschäft schon seit mehr als vierzig Jahren und hatte es immer wieder verstanden, einen festen Kundenstamm aufzubauen und auch zu halten. Außerdem galt er als Experte für alte Schriften und wurde immer wieder für Expertisen herangezogen, wenn es um Versteigerungen ging. Als Kryptologe besaß er den denkbar besten Ruf. Selbst die Polizei hatte schon auf sein Wissen zurückgegriffen, wodurch unter anderem ein groß angelegter Betrug aufgeklärt werden konnte.

    Seit einiger Zeit arbeitete Sabrina ebenfalls hier. Sie war die Tochter des einzigen Sohnes, den Alistair hatte. Frederic und seine Frau Mary waren bei einem Eisenbahnunglück ums Leben gekommen, und Alistair hatte das Mädchen zu sich genommen, um es aufzuziehen. Aus dem schüchternen kleinen Kind von damals war eine selbstbewusste junge Frau geworden, die nach ihrem Studium der alten englischen Geschichte, Schriftkunde und Philologie darauf verzichtete, irgendwo in einem Museum oder einer Forschungseinrichtung eine gut bezahlte Stellung anzunehmen. Stattdessen übernahm sie mehr und mehr das Geschäft ihres Großvaters, der alles daransetzte, seiner Enkelin all das Wissen zu vermitteln, was er in vielen Jahren angesammelt hatte. Obwohl er es schätzte, dass Sabrina stets in seiner Nähe war, hätte er es doch lieber gesehen, wenn sie ihre Fähigkeiten voll ausgenutzt hätte. Museen und staatliche Büchereien waren immer froh über Experten, die ihr Handwerk verstanden. Er war mittlerweile weit über siebzig Jahre alt, aber noch immer rüstig und voll von Plänen für eine Erweiterung des Geschäfts.

    Doch Sabrina machte sich schon öfter Sorgen, denn ihr entging es nicht, dass der alte Mann sich ab und zu an sein Herz fasste, aber jeden Gedanken an einen Arztbesuch von sich schob.

    Zwischen den beiden herrschte ein liebevolles Verhältnis, und Alistair war sicher, dass Sabrina in seinem Sinne weitermachen würde.

    Die altmodische Türglocke läutete, und ein Paar mittleren Alters kam herein. Sabrina wollte sich um die beiden kümmern, doch ihr Großvater winkte ab. Er kannte die zwei und wusste, dass hier ganz spezielle Wünsche zu erfüllen waren. Also stieg sie nun die Leiter hinauf, um die schweren Bücher wieder an ihren Platz zu räumen. Versonnen blätterte sie darin, machte dann eine ungeschickte Handbewegung, und einer der wertvollen Bände fiel herunter.

    „Hoppla, sind sie immer so stürmisch?", fragte eine freundliche warme Stimme von unten. Ein Mann hatte das Buch aufgefangen und blickte nun bewundernd an der schlanken Gestalt empor.

    „Ach Gott, habe ich Sie etwa mit dem Buch verletzt? Tut mir leid, entschuldigen Sie bitte." Sie stieg von der Leiter, nahm ihm das Buch aus der Hand und untersuchte es auf Schäden. Erst danach wandte sie sich dem neuen Kunden zu. Was sie sah, ließ ihr Herz für einen Augenblick höher schlagen. Doch sie rief sich selbst zur Ordnung. Seit wann achtete sie denn darauf, ob ein Mann hochgewachsen, schlank und gutaussehend war? Mit dunkelblauen Augen, die ganze Geschichten erzählen konnten, einem schmal geschnittenen Mund und Grübchen in den Wangen? Und dann diese Stimme! Nein, sie hatte bislang kein Interesse an Männern gezeigt, warum sollte sich das ändern?

    Sabrina zwang sich dazu, wieder geschäftsmäßig zu werden. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Aber wie kann ich Ihnen helfen? Oder mögen Sie einfach nur ein bisschen stöbern?"

    Er strahlte sie an. „Es ist sehr freundlich, dass man sich bei Ihnen erst einmal umsehend darf, bevor man etwas kauft. Aber ich habe in der Tat ein sehr spezielles Anliegen und bin mir gar nicht sicher, ob ich hier überhaupt richtig bin."

    „Dann sollten Sie mir vielleicht erst einmal erklären, um was es geht, und dann werden wir sehen, ob mein Großvater oder ich helfen können."

    „Ich habe von einem alten Freund eine Empfehlung, Mr. Ferguson aufzusuchen. Sie sprechen von Ihrem Großvater, demnach sind Sie Miss Ferguson? Seine Augen funkelten vergnügt, und er streckte ihr die Hand entgegen. „Mein Name ist Gideon Dunnett. Ich bin Ingenieur für Minenbau und habe vor kurzem das Erbe meines Onkels angetreten, Lord Pennington. In seinem Nachlass fand ich etwas merkwürdiges, was mir nicht nur Kopfzerbrechen bereitet, sondern vielleicht äußerst wichtig sein könnte.

    Er holte aus der Innentasche seines Jacketts einen Umschlag hervor.

    „Dieses Manuskript hat mich ein wenig verwirrt, weil es sich auf etwas bezieht, was mit zum Besitz gehört. Aber ich verstehe da einiges nicht so recht." Er brach ein wenig hilflos ab.

    Sabrina lachte kurz auf. „Das klingt bis jetzt nicht sehr einleuchtend, Mr. Dunnett. Darf ich mal sehen?" Ihre blauen Augen leuchteten, und er fühlte sich seltsam berührt. Ihm waren schon viele schöne Frauen begegnet, doch Sabrina war nicht nur bildhübsch, sie strahlte auch eine besondere Anmut aus und besaß das gewisse Etwas, das eine Frau von anderen abhob. Sie nahm das handgeschriebene Manuskript, das aus mehreren Blättern bestand, und stutzte.

    „Aber das sind ja uralte Aufzeichnungen. Und die tragen Sie einfach so herum?"

    Er zuckte die Schultern. „Ich kann nicht sagen, ob dieses Manuskript wirklich wertvoll ist. Aber ich bin eher über das erschrocken, was ich dort entziffern konnte, auch wenn es nicht viel ist. Ich muss gestehen, ich habe so meine Schwierigkeiten mit der Handschrift und der damaligen Schreibweise. Doch ich fürchte fast, es hat etwas mit dem ziemlich plötzlichen Tod meines Onkels zu tun."

    „Halt, Moment, langsam, das ist mir zu hoch, unterbrach Sabrina, die sehr genau spürte, dass der Mann von einer inneren Erregung erfüllt war, die ihr mehr als ungewöhnlich erschien. „Mr. Dunnett, verzeihen Sie, aber ich glaube, mein Großvater ist doch wohl der richtige Ansprechpartner für Sie.

    „Ja, das fürchte ich auch fast. Er griff sich an den Kopf, und ein verlegenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Sie müssen mich ja für völlig überdreht halten. Tut mir leid, aber ich bin selbst noch ganz verwirrt.

    „Ist schon in Ordnung. Sabrina blickte zu Alistair Ferguson gegenüber, der gerade die beiden Kunden fertig bedient hatte. „Kommen Sie, Großvater kann diesen Text vermutlich sogar fließend übersetzen, während ich noch ein wenig länger brauche. - Großvater, bitte, hast du einen Augenblick Zeit?

    Alistair trat näher, seine wachen intelligenten Augen huschten zwischen den beiden hin und her, als würde er mehr sehen. Er streckte die Hand aus, um den Kunden zu begrüßen.

    „Mr. Dunnett, wenn ich mich nicht irre? Patrick hat mir schon erzählt, dass sie mich wahrscheinlich aufsuchen werden, weil sie ein handgeschriebenes Manuskript übersetzt haben möchten?"

    „Ich fürchte mittlerweile, es ist mehr als nur das", sagte Gideon mutig.

    Noch einmal musterte Alistair den Mann. Sabrina wusste, dass ihr Großvater eine Art sechsten Sinn besaß, mit dem er Menschen auf Anhieb richtig einschätzen konnte. Er schien auch dieses Mal zu einem Ergebnis gekommen zu sein, denn er warf einen Blick zur Uhr und schaute dann seine Enkelin an.

    „Es ist schon später Vormittag. Wollen wir abschließen und unseren Gast zum Essen einladen? Dann können wir uns in aller Ruhe um sein Problem kümmern."

    Sie stellte keine weiteren Fragen, war im Gegenteil sogar erfreut, dass sie auf diese Weise die Gelegenheit bekam, sich noch etwas länger mit diesem sympathischen Mann zu unterhalten.

    „Eine gute Idee, es ist heute ohnehin nicht viel los, stimmte sie zu und amüsierte sich ein wenig über die Verblüffung von Gideon. „Kommen Sie, Mr. Dunnett, hier nebenan gibt es ein kleines Restaurant, in dem man hervorragend essen kann. Es gehört einem alten Freund meines Großvaters. Dort sind wir auch ungestört, und Sie können Ihre ganze Geschichte in aller Ruhe erzählen.

    Sabrina verschloss die Tür sorgfältig, Alistair schaltete die Alarmanlage ein und zog Gideon am Arm mit sich.

    „Kommen Sie, es sind nur ein paar Schritte."

    Keine fünf Minuten später saßen die drei in einem gemütlichen Restaurant, das von außen sehr unscheinbar wirkte. Alistair hatte dem Wirt mit einer Handbewegung die Bestellung aufgegeben, und nun sah er Dunnett auffordernd an.

    „Mein Freund Patrick kannte Ihren Onkel recht gut und hat mir erzählt, dass der Tod sehr plötzlich eingetreten ist. Mein Beileid, Mr. Dunnett. Aber ich muss gestehen, dass Patrick die Umstände etwas merkwürdig fand, auch deswegen, weil Ihr Onkel vorher seltsame Andeutungen gemacht hat. Es wäre also sicher hilfreich, wenn Sie mir nicht nur das Manuskript geben, sondern möglichst auch alles erzählen, was Ihnen bekannt ist."

    Gideons Gesicht hatte seine Empfindungen widergespiegelt, und nun war er vollends verblüfft.

    „Sie reden wie ein Polizist, Mr. Ferguson. Dabei bin ich nur hergekommen, um Ihnen dieses Manuskript vorzulegen."

    Alistair nickte ernst. „Richtig. Aber dieses Schriftstück ist eines von dreien, in denen es um mysteriöse Vorgänge geht, die alle mit den Steinskulpturen zu tun haben, die im Park von Pennington Castle stehen. Oder habe ich da unrecht?"

    „Sie sind bemerkenswert gut informiert." In der Stimme von Gideon war ein wenig Misstrauen zu hören.

    „Diese Schriftstücke sind in Fachkreisen gut bekannt - das heißt, zwei von ihnen. Das dritte galt lange als verschollen, bis ich vor einigen Jahren von seinem Vorhandensein erfuhr. Leider konnte ich es bis heute nicht in Augenschein nehmen Ich gehe nun davon aus, dass Sie es gerade bei sich tragen. Ein guter Schriftsachverständiger ist meist auch eine Art Detektiv."

    Nun verstand Gideon schon etwas mehr. Er legte den Umschlag mit dem wertvollen Papier auf den Tisch.

    „Dann will ich versuchen, alles nacheinander zu erzählen, auch wenn das nicht viel ist. Ich bin Ingenieur und habe bis vor zwei Wochen noch an einer Mine in Australien gearbeitet. Dann erhielt ich überraschend einen Brief von meinem Onkel Jason, in dem er mich bat, so rasch wie möglich nach England zurückzukehren. Er fürchtete sich vor etwas, wollte jedoch im Brief nichts darüber schreiben. Ich konnte meine Arbeit nicht von heute auf morgen liegen lassen und kehrte erst eine Woche später zurück. Da lag mein Onkel bereits auf dem Totenbett und hatte mir nur einen weiteren Brief hinterlassen."

    „Haben Sie den auch dabei? Kann ich ihn mal sehen?", fragte Alistair sachlich.

    „Ja, natürlich, ich trage ihn tatsächlich bei mir." Er zog ein einfaches Blatt Papier hervor und reichte es dem anderen Mann, der halblaut vorlas, so dass auch Sabrina informiert war.

    „Mein lieber Gideon, ich bedaure sehr, dass du nicht mehr rechtzeitig eingetroffen bist. So bleibt mir nur, dich auf diesem Wege zu warnen. Unsere Vorfahren haben sich einst mit Mächten eingelassen, die niemand wirklich beherrschen kann. Bis heute ist es niemandem aus unserer Familie gelungen, das Böse, das heraufbeschworen wurde, zu bannen. Mir bleiben nur noch wenige Stunden, dann werde ich tot sein. Der Fluch der Schwarzen Engel hat auch mich eingeholt. Du musst den Schwarzen Stein mit Leben füllen, nur dann kann der Fluch gebrochen werden. Du brauchst das Wissen aus dem hinterlegten Manuskript, jemanden, der dir uneigennützig hilft, und alles Glück, das es auf der Welt gibt. Du bist der letzte unserer Familie, es liegt allein an dir, den Fluch zu brechen. Du magst diese Zeilen etwas seltsam finden, aber ich wage nicht, mehr zu schreiben. So leid es mir tut, du musst alles allein herausfinden. Aber du kannst dir Hilfe holen. Frage Patrick, er wird mehr wissen. Und als letztes ein guter Rat von einem Mann, der dich mehr als alles in der Welt schätzt - zögere nicht, so schnell wie möglich eine Familie zu gründen. Du brauchst Nachkommen, die dann hoffentlich keine Angst mehr haben müssen. Ich wünsche mir so sehr, dass es dir gelingen möge, den Fluch für alle Zeiten aufzuheben. Auch wenn ich es dir nie gesagt habe, ich liebe dich wie einen eigenen Sohn. Behalte mich in guter Erinnerung, dein Onkel Jason."

    Alistair runzelte die Stirn. „Das klingt in der Tat ein wenig konfus. Aber nun gut, erzählen Sie weiter."

    Gideon wartete ab, bis die Bestellung auf dem Tisch stand. Ein einfaches Nudelgericht mit einer Sauce, die köstlich duftete.

    „Ja, da gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Ich kam praktisch in dem Moment an, da mein Onkel in der Familiengruft bestattet wurde, und gleich nach der Zeremonie nahm mich der Notar beiseite und eröffnete mir, dass ich der einzige Erbe bin. Er gab mir zusätzlich einen Umschlag, in dem sich dieses Manuskript befand und ermahnte mich, den letzten Willen meines Onkels zu erfüllen. Nun, genau das habe ich in der Tat vor, und das nicht nur, weil ein ansehnliches Vermögen damit verbunden ist. Ich schätzte meinen Onkel sehr, und weil diese ganzen Umstände doch sehr mysteriös sind, will ich mehr darüber herausfinden. Dazu benötige ich aber zuerst eine Übersetzung dieser alten Schrift. Und selbst dann weiß ich noch nicht recht, was zu tun ist. Sie scheinen entschieden mehr darüber zu wissen, Sir."

    „Wer oder was ist der Schwarze Engel?", platzte Sabrina heraus.

    „Eine Statue aus schwarzem Marmor. Wunderbar lebensecht gearbeitet, ein Meisterwerk der Bildhauerkunst. Übrigens gibt es noch zwei weitere dieser Art, die jedoch im Verfall begriffen sind. Mehr weiß ich auch nicht darüber. Ich hoffe, dass in diesem Manuskript noch etwas dazu zu finden ist. Abrupt hob er den Kopf und schaute Alistair fragend an. „Ihren Andeutungen nach, die genauso mysteriös sind wie das Manuskript, könnten Sie selbst schon mehr darüber erzählen als ich.

    Ferguson machte noch immer keine Anstalten den Text zu lesen und zu übersetzen. Stattdessen fixierte er Gideon.

    „Sind Sie bereit das Erbe anzunehmen, Mr. Dunnett? Mit allen Konsequenzen, die sich möglicherweise daraus ergeben können?"

    Der runzelte die Stirn. „Warum habe ich nur das Gefühl, dass Sie wesentlich mehr wissen als Sie sagen, Mr. Ferguson?"

    „Nun, weil es vielleicht so ist?, schmunzelte der ältere Mann. „Aber bitte, beantworten Sie zuerst meine Frage. Dann weiß ich, dass ich unsere Zeit nicht vergeude. Und überlegen Sie sich Ihre Antwort gut. Wollen Sie das Erbe unter allen Umständen annehmen?

    Gideon zögerte nicht eine Sekunde lag, er hatte sich offenbar schon vorher Gedanken gemacht.

    „Ja, das will ich. Mein Onkel hatte seine Gründe, mir diese Bürde, die es vermutlich sein wird, auf die Schultern zu legen. Ich werde mich nicht weigern. Aber ich habe doch wohl ein Recht Einzelheiten zu erfahren."

    „Bravo, junger Mann. Dann ist es wohl an der Zeit, Ihnen eine fast unglaubliche Geschichte zu erzählen, die mich selbst schon fast mein ganzes Leben begleitet."

    Sabrina hörte fassungslos zu. Was war hier aus der einfachen Anfrage nach einer Übersetzung geworden? Hatte sie wirklich noch bis vor einer guten halben Stunde geglaubt, dass dieser sympathische Gideon Dunnett einen zweiten Blick wert war, so ahnte sie jetzt, dass er und auch sie selbst in eine Sache von gewaltigen Ausmaßen verwickelt waren, von der sie alle bis jetzt nicht einmal einen Bruchteil kannten. Ihr Großvater hütete offenbar seine Geheimnisse recht gut, denn bis jetzt hatte sie nicht einmal geahnt, dass er eine Art Geheimnisträger war. Sie fühlte gespannt wie eine Sehne am Bogen und lauschte aufmerksam, um endlich alles zu erfahren.

    Ein Blick in das Gesicht von Gideon bewies ihr, dass es ihm nicht anders erging.

    Alistair steckte sich eine Gabel voll Nudeln in den Mund, kaute und trank einen Schluck Wein.

    „Das ist das erste Mal, dass ich mit jemandem darüber spreche, der nicht eingeweiht ist. Und wir sind nur noch sechs, die darüber Bescheid wissen. Schade, dass Ihr Onkel sich uns nicht offenbart hat. Wir hätten ihn retten können – naja, vielleicht."

    „Nun spann uns doch nicht länger auf die Folter", empörte sich Sabrina. Er strich ihr sanft über die Wange.

    „Schon gut, mein Kind. Du sollst alles erfahren, und glaube mir, jedes Wort ist wahr. Mr. Dunnett, ich fürchte, Sie haben ein sehr schweres Erbe angetreten."

    *

    Alistair nahm noch einen Schluck von dem leichten Tafelwein, tupfte sich den Mund ab und lehnte sich dann zurück.

    „Das sechzehnte Jahrhundert war reich an Künstlern, die zu Ehren Gottes und für die Eitelkeit der Mächtigen unschätzbare Kunstwerke erschufen. Leonardo da Vinci war nur einer von ihnen, aber sein Ruf war in der ganzen bekannten Welt weit verbreitet. Längst nicht alle Kunstwerke, die ihm zugeschrieben werden, ob es sich nun um Gemälde, Skulpturen oder Entwürfe für neue Erfindungen handelte, konnte er selbst zu Ende bringen. Es war normal, dass er den Anfang machte, genaue Instruktionen gab, und den Rest seinen Mitarbeitern und Schülern überließ. Selbst Heinrich VIII bestellte bei ihm ein Gemälde und mehrere Skulpturen, die jedoch nie geliefert wurden. Einer seiner Mitarbeiter, ein gewisser Tristan dei Viora, machte allerdings Geschäfte auf eigene Rechnung. Er bot einem englischen Händler drei Skulpturen an, die angeblich komplett aus der Hand des Meisters stammten, von ihm jedoch wegen kleinerer Schönheitsfehler verworfen worden waren. Wie hätte der Händler wissen können, dass Leonardo nicht einmal die Entwürfe für diese Skulpturen gesehen hatte? Der Preis jedenfalls war fast lächerlich zu nennen, und der Händler zögerte nicht lange, ein solches Angebot gab es nicht einmal in dieser Zeit alle Tage.

    So wurden die drei Schwarzen Schwestern nach England gebracht, wo der damalige Lord Pennington eine ziemlich hohe Summe für sie bezahlte. Er ließ die drei Skulpturen in seinem Park aufstellen und freute sich daran. Mit den Statuen gelangten auch drei - nun, sagen wir Zertifikate - in den Besitz des Lords, der sich zunächst nicht um diese Papiere kümmerte.

    Doch irgendwann las er, was dort geschrieben stand und wusste, dass er sich das Unheil ins Haus geholt hatte. Diese drei Skulpturen erwachen unter bestimmten Umständen zum Leben und richten dabei großes Unheil an. Gemeinsam sind sie kaum aufzuhalten, wie der Lord erkannte, als er nacheinander den Tod der meisten Mitglieder seiner Familie zu betrauern hatte. Und mit jedem Tod schienen die Statuen mehr Macht zu erhalten. Doch auch die Erlösung der Menschen und die Vernichtung der Skulpturen stehen in diesem Manuskript beschrieben, wenn man denn in der Lage ist, die Worte richtig zu lesen und zu deuten.

    Über die Jahrhunderte hinweg gelang es trotz der Bemühungen vieler Menschen nur einmal, eine der Skulpturen zu bannen. Seitdem verwittert diese Skulptur, fällt aber nicht restlos zusammen, so dass davon ausgegangen werden muss, dass noch immer ein Rest von bösem Leben in ihr vorhanden ist. Vor etwa fünfundfünfzig Jahren war es mein Vater, der als Gelehrter mit diesem Phänomen konfrontiert wurde. Damals gehörten zum Ring der Wissenden sieben Personen, einer von ihnen war mein Vater, der bei dem Versuch, eine der Schwarzen Schwestern zu zerstören, selbst sein Leben ließ.

    Ich trat in seine Fußstapfen, lernte alles, was es zu lernen gab und studierte alle alten Schriften, die zu finden waren. Meine Kollegen halfen mir, so gut sie konnten, und mit vereinten Kräften gelang es uns schließlich, eine Menge Informationen über diese Schwarzen Engel herauszufinden, was meinen Vater jedoch nicht mehr lebendig machte. Doch es gelang uns niemals, auch den dritten Schwarzen Engel anzugreifen, weil das entsprechende Manuskript dazu fehlte. Unsere Nachforschungen liefen ins Leere, und unsere Nachfragen bei Lord Jason Pennington wurden nicht einmal beantwortet.

    Bis vor etwa sechs Monaten. Da wandte sich der Lord persönlich über meinen alten Freund Patrick an mich und gestand ein, dass er das Manuskript besaß. Doch er verlangte eine Gegenleistung, bevor er es herausgeben wollte. Er wollte selbst Mitglied in unserem Ring werden, was wir jedoch nicht zulassen konnten. Der Ring erfüllt eine spezielle Funktion, und mehr als sieben Personen dürfen es nicht sein, so wie auch sechs von uns nichts erreichen können. Das Zusammenspiel von Wissen, Intuition und Erfahrung ist, das seit Jahrhunderten den Erfolg garantiert Unsere Weigerung wurde mit Verbitterung aufgenommen. Verzeihen Sie mir diese klaren Worte, Mr. Dunnett, aber es war tatsächlich so, obwohl ich ihren Onkel eigentlich für einen klugen Mann und verständigen Menschen gehalten habe, der Verständnis hätte aufbringen müssen. Es tut mir leid, dass er nicht uns diese ganze Sache überlassen hat, sonst könnte er vielleicht noch leben. Umso mehr bin ich dankbar, dass Sie den Weg zu mir gefunden haben."

    Gideon stieß zischend die Luft aus. „Das alles klingt mehr als unglaublich, Mr. Ferguson, und wahrscheinlich würde ich Ihnen auch kein Wort glauben, wenn nicht zu viel passiert wäre, was genau in dieses Schema hineinpasst. Allerdings bleiben hier noch viele offene Fragen, wie Sie zugeben werden, speziell was diesen Ring der Wissenden angeht. Das klingt ja schon fast wie ein Geheimbund."

    „Um Himmels willen, davon sind wir mittlerweile weit entfernt, auch wenn unsere Arbeit nicht unbedingt allgemein bekannt ist. Aber in früheren Zeiten war es tatsächlich so, doch heutzutage ist es eher ein Privileg, dem Ring anzugehören."

    Sabrina runzelte die Stirn. „Heißt das, Großvater, dass ihr euer ganzes Leben darauf verwendet haben, die Statuen zu vernichten?"

    Er schaute sie schmunzelnd an. „Das klingt wie eine fixe Idee und wäre eine ziemliche Verschwendung, findest du nicht? Nein, gerade durch die enge geistige Zusammensetzung unserer Gruppe konnte es uns gelingen, eine ganze Reihe anderer wissenschaftlicher Rätsel zu lösen. Doch es stimmt schon, wir haben viel Zeit darauf verwendet, die Schwarzen Engel zu zerstören, alles andere stand nie an erster Stelle."

    „Ich habe Ihnen also gar keine Neuigkeiten erzählt?, bemerkte Gideon. „Aber jetzt sagen Sie mir doch, welche Auswirkungen diese Skulpturen überhaupt haben. Ich gestehe, ich kann mir in dieser Beziehung gar nichts vorstellen.

    Alistair seufzte. „Soweit wir wissen, gibt es zwei Möglichkeiten, wie sich der verderbliche Einfluss bemerkbar macht. Zum einen kann ein Mensch vom Bösen übernommen werden, so dass alle seine Handlungen nur auf Machtentfaltung und vielleicht auch auf Vernichtung anderer ausgerichtet ist. Zum anderen - und das betrifft die stärkeren Charakter - werden die teuflischen Gestalten versuchen, jemandem zu schaden. Sei es durch körperliche Qualen, extreme Versuchung oder auch psychischen Druck. Sollten sie keinen Erfolg haben, werden sie selbst alles daran setzen, den augenblicklichen Herrn auf Pennington Castle zu vernichten. Ihr Onkel war ein starker Mann, Mr. Dunnett, deswegen hat er nicht überlebt."

    Gideon war bleich geworden. „Verstehe ich Sie eigentlich richtig, wenn ich davon ausgehe, dass dieses Erbe jetzt auf mich übergegangen ist? Muss ich ebenfalls damit rechnen...?"

    Ferguson nickte ernst. „Aber Sie haben einen Vorteil, junger Mann. Sie haben sich von Anfang an um unsere Hilfe bemüht. Der Ring der Wissenden wird alles tun, um Sie zu schützen und Ihnen diese Plage endgültig vom Hals zu schaffen. Auch wenn wir im Augenblick nur sechs Personen sind, weil einer von uns gegangen ist, haben wir die Möglichkeit einiges zu unternehmen, bis ein neues Mitglied diesen Platz eingenommen hat."

    „Dann darf ich Sie bitten, mich morgen auf Pennington Castle aufzusuchen? Sie werden sicher die Statuen selbst in Augenschein nehmen wollen. Und vielleicht haben Sie bis dahin auch schon erste neue Erkenntnisse..."

    „Ich kenne die Skulpturen natürlich längst, unterbrach Alistair. „Aber Sie haben recht, ich sollte mal wieder nach dem Rechten sehen. Außerdem werde ich mich heute noch mit meinen Kollegen in Verbindung setzen.

    „Ich komme mit", warf Sabrina entschlossen ein.

    „Nein, auf keinen Fall, wehrte ihr Großvater ab. „Das ist eine Sache, die dich gar nichts angeht. Du wirst sicherlich eines Tages in meine Fußstapfen treten, so hoffe ich, aber diese Angelegenheit muss vom Ring der Wissenden geregelt werden.

    Sie funkelte ihn plötzlich angriffslustig an. „Willst du damit vielleicht sagen, dass eine Frau, mag sie auch noch so gut ausgebildet sein, in diesem elitären Kreis nichts zu suchen hat? Im Übrigen könnte ihr doch sowieso nichts tun, weil ihr gerade nur sechs Leute seid, wie du gesagt hast. Ihr braucht also einen Nachfolger. Warum nicht mich?"

    Ein schmerzlicher Ausdruck erschien auf dem Gesicht des älteren Mannes. „Es hat nichts damit zu tun, dass du eine Frau bist, der Ring hat im Laufe seines Bestehens immer wieder Frauen in seinen Reihen gehabt. Nein, Kind, ich mache mir Sorgen um dich. Du bist noch nicht so weit, dass du den drohenden Gefahren begegnen könntest."

    „Und woher willst du das wissen?, fragte sie herausfordernd. „Du hast mir nicht nur eine Menge über Kryptographie und Schriftkunde beigebracht, du hast mich auch eine Menge über das Leben gelehrt. War das alles etwa falsch?

    Gideon war hingerissen von der jungen Frau. Sie strahlte neben ihrer Schönheit auch Kraft und Autorität aus, der sich die meisten Menschen beugen würden. Sabrina Ferguson war wohl mit Abstand die ungewöhnlichste Frau, der er bislang begegnet war. Nur Alistair Ferguson schien davon unbeeindruckt, obwohl er seine Enkelin mit einem anerkennenden Blick musterte.

    „Es wäre ein Armutszeugnis für mich, hättest du das alles nicht schon aufgenommen, um es auch anzuwenden. Aber hier gibt es Gefahren, denen du nicht so einfach gegenübertreten kannst. Du weißt nicht, was dich erwartet."

    „Und du kannst mich nicht immer beschützen, Großvater. Ich bin erwachsen geworden, und du musst dich damit abfinden, dass ich eigene Wege gehen werde. Solltest du mir verweigern..."

    „Bitte, wandte Gideon ein, dem diese kleine Auseinandersetzung nun doch etwas peinlich war. „Mr. Ferguson, ein Vorschlag zur Güte. Sie kümmern sich um den Schwarzen Engel, während Miss Sabrina die Gastfreundschaft von Pennington Castle in Anspruch nimmt. Sollten Sie zu der Ansicht kommen, dass für Ihre Enkelin keine Gefahr besteht, können Sie die junge Lady mitarbeiten lassen. Ich fürchte nämlich, sie wird sonst doch keine Ruhe geben. Die letzten Worte fügte er mit einem Lächeln hinzu und verschlang die junge Frau mit seinen Blicken.

    Argwöhnisch schaute Alistair den jungen Mann an, sah aber nur ehrliche Offenheit und eine gewisse Besorgnis. Im Übrigen gefiel es ihm auch nicht, vor einem Fremden mit seiner Enkelin zu streiten. Brummend und zögernd gab er nach.

    „Nun gut, vielleicht werde ich ja sogar etwas Hilfe brauchen. Aber du wirst dich nicht selbst in Gefahr bringen, und du wirst darauf hören, was ich dir zu sagen habe."

    Sie verbarg ein kleines triumphierendes Lächeln. „Ist in Ordnung, Großvater", stimmte sie sanftmütig zu.

    Nun war es Gideon, der sich ein Lächeln verbeißen musste. Sabrina würde sicher doch noch irgendwie ihren Kopf durchzusetzen wissen, sie wickelte ihren Großvater mühelos um den kleinen Finger.

    Doch keiner der drei konnte zu diesem Zeitpunkt wissen, welche Folgen das nach sich ziehen sollte.

    *

    „Erzähle mir mehr vom Ring der Wissenden, bat Sabrina am Abend. „Oder ist es doch ein Geheimbund, über den man besser kein Wort verliert?

    „Aber nein, sagte Alistair leise. „Der Ring der Wissenden ist sogar schon oft in das Licht der Öffentlichkeit getreten. Und manches wissenschaftliche Gremium hat nur zu gerne die Dienste von Fachleuten dieser Klasse in Anspruch genommen. Du weißt schließlich genau, wie häufig schon meine Expertisen angefordert wurden. Selbst die Polizei greift gerne darauf zurück. Was also sollte daran geheimnisvoll sein?

    „Das beantwortet immer noch nicht meine Bitte. Du weichst mir doch nicht etwa aus, Großvater?"

    „Ich? Niemals. Ich bin ja nicht einmal um Worte verlegen, wenn meine Enkelin versucht mich in die Enge zu treiben." Die Lachfältchen um seine Augen verzogen sich, als er sie liebevoll musterte.

    „Dann fang endlich an, Worte zu finden", forderte sie schmunzelnd.

    Er lehnte sich in seinem gemütlichen Sessel zurück und zündete in aller Seelenruhe eine Pfeife an. Ein Genuss, den er sich nicht häufig gönnte.

    „Der Ring der Wissenden ist schon sehr alt, seine Gründungsmitglieder stammten aus den Resten der Tempelritter. Nach ihrer Zerschlagung im vierzehnten Jahrhundert zerstreuten sich die wenigen, die das Massaker überlebt hatten, in ganz Europa und versuchten ein neues Leben aufzubauen. Viele von ihnen stammten aus vornehmen Häusern, hatten aber außer der Kriegskunst nichts weiter gelernt und verlegten sich teilweise darauf, mit nicht ganz legalen Mitteln ihr Leben zu fristen. Einige wenige aber besaßen den Ehrgeiz, mit dem erlernten Wissen etwas Besseres anzufangen. Sie wurden Ärzte, Wissenschaftler oder auch Fürsten. Es war ein Zeitalter des Aberglaubens, der Hexenverfolgung und des blutigen Wahnsinns. Aber es gab tatsächlich noch Rätsel im Überfluss, wobei die Kirche eine tragende und tragische Rolle spielte. Sie hatte das Weltbild für die gesamte Menschheit festgelegt, und dieses Dogma war eine unumstößliche Tatsache. Nach Meinung der Kirchenlehrer gab es nichts mehr zu entdecken, was nicht vom Papst in Rom als feststehende Tatsache verkündet worden war. Also mussten diese Forschungen damals noch im Geheimen stattfinden.

    Sieben Männer fanden sich am 14. Februar 1342, dem Tag des Heiligen Valentin, auf dem Landgut von Archibald Billingstone zusammen, sie schworen Geheimhaltung und Loyalität untereinander. Einige von ihnen hatten aus dem Orient wunderbare Dinge mitgebracht, die schon eine Untersuchung wert waren. Es gab zu Anfang eigentlich nur Kleinigkeiten, die ihr Interesse weckten, doch nach und nach wurde der Forschungsdrang größer. Trotz der Geheimhaltung wurden die Namen und Fähigkeiten alsbald bei gewissen Leuten bekannt und leider auch weitergegeben. Selbst die Obrigkeit wurde aufmerksam, aber noch gab es nichts, was man den Leuten zur Last legen konnte.

    Als die ersten Mitglieder starben, gab es viele, die an ihre Stelle treten wollten, doch die Auswahl geschah im geheimen und nur durch die Abstimmung der übrigen Mitglieder. Und nur wer zum Ring der Wissenden gehörte, kannte alle seine Kollegen.

    Die Kirche allerdings sah diese kleine Bruderschaft als Ärgernis an und versuchte ihnen nachzustellen, um die Forschungsergebnisse ad absurdum zu führen und ihnen vielleicht sogar Ketzerei nachzuweisen. Einige der Mitglieder wurden verhaftet, gefoltert und hingerichtet. Doch es gab immer wieder Menschen, die das Risiko auf sich nahmen, allein um des Wissens willen ihr Leben zu riskieren.

    Im sechzehnten Jahrhundert kam es nicht nur zu diversen Reformationen, es war auch eine Hoch-Zeit der Wissenschaft. Danach verliert sich das Wirken des Bundes ein wenig, wie aus den peinlich genau geführten Aufzeichnungen hervorgeht. Während der großen Hexenverfolgungen in ganz Europa versuchte der Ring der Wissenden die Leiden zu lindern, setzte sich aber schließlich selbst den

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