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Weißgold: Ein badischer Krimi
Weißgold: Ein badischer Krimi
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eBook386 Seiten6 Stunden

Weißgold: Ein badischer Krimi

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Über dieses E-Book

Maren Mainhardts fünfter Fall:
Maren Mainhardt wohnt gerade zur Untermiete bei Nadia, einer Fotografin und entdeckt dort zufällig das Foto einer blutüberströmten Leiche. Von Maren zur Rede gestellt, berichtet Nadia von der grausigen Szene, die sie Jahre zuvor aufgenommen hat, sich jedoch aus Angst vor schlechter Publicity nie bei der Polizei meldete. Das Opfer verschwand offensichtlich spurlos.
Maren wird hellhörig, beginnt zu recherchieren und handelt sich dabei wieder mal von allen Seiten Ärger ein: Ihre Freunde von der Polizei nehmen sie nicht ernst und Nadia will von dem Fall sowieso nichts mehr wissen. Da erinnert sich Maren an einen Auftrag, den sie vor Jahren abgelehnt hatte: Sie beginnt, nach dem damals spurlos Verschwundenen, einem jungen Mann polnischer Herkunft, zu suchen.
Ihre Spurensuche führt sie in das Reich des "weißen Goldes", ins Schwetzinger Spargelmilieu: Was verschweigt der profitgierige Spargelbaron Goll? Wollte er eine "unstandesgemäße" Verbindung seiner Tochter verhindern? Gab es damals einen Streit unter Erntehelfern, der tödlich endete? Oder hatte die Tat einen fremdenfeindliches Motiv?
Als Maren endlich den entscheidenden Hinweis entdeckt, scheint alles zu spät. Sie sitzt bereits in der Falle: in den Fängen eines skruppellosen Mörders...
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum25. Okt. 2016
ISBN9783765021435
Weißgold: Ein badischer Krimi

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    Buchvorschau

    Weißgold - Eva Klingler

    Inhaltsverzeichnis

    Zu diesem Buch

    Die Autorin

    Impressum

    Prolog

    1. Kapitel

    2. Kapitel

    3. Kapitel

    4. Kapitel

    5. Kapitel

    6. Kapitel

    7. Kapitel

    8. Kapitel

    9. Kapitel

    10. Kapitel

    11. Kapitel

    12. Kapitel

    Zu diesem Buch

    Die Karlsruher Ahnenforscherin Maren Mainhardt wohnt vorübergehend bei der Fotografin Nadia – und stößt dort auf die Fotografie einer blutbespritzten Leiche. Von Maren zur Rede gestellt, beichtet Nadia ihr von dem Toten, die sie Jahre zuvor im Schlosspark Schwetzingen per Zufall entdeckte, fotografierte – und dann aus Angst vor negativer Publicity nicht der Polizei meldete. Warum wurde das Opfer dort nie gefunden? Und warum wurde der Mann nie als vermisst gemeldet?

    Maren beginnt zu recherchieren. Doch ihre Freunde von der Polizei nehmen sie nicht ernst, und auch Nadia will von dem Fall nichts mehr wissen. Unterstützung findet Maren ausgerechnet beim Bruder ihres Ex-Freundes Melchior, dem interessanten Oliver, der allerdings seine ganz eigenen Ziele verfolgt ...

    Dann zieht Maren eine Verbindung zu einem Auftrag, den sie vor Jahren ablehnte, und begibt sich auf die Spur eines verschwundenen jungen Mannes polnischer Herkunft. Ihre Spurensuche führt sie ins Reich des »weißen Goldes«, ins Schwetzinger Spargelmilieu – und zu dem profitgierigen Spargelbaron Goll. Wollte er eine unstandesgemäße Verbindung seiner Tochter mit allen Mitteln verhindern? Gab es einst einen Streit unter den Erntehelfern, der tödlich endete? Oder hatte die Tat doch einen fremdenfeindlichen Hintergrund?

    Als Maren endlich den entscheidenden Hinweis entdeckt, scheint alles zu spät: Sie sitzt bereits in der Falle, in den Fängen eines Mörders, der keine Skrupel hat, erneut zuzuschlagen ...

    Die Autorin

    Eva Klingler, geboren 1955, ist Journalistin und Autorin. Sie arbeitete als Redakteurin beim SWR und für verschiedene Tageszeitungen und veröffentlichte bisher zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. In der Maren-Mainhardt-Reihe sind die Bände »Erbsünde«, »Blutrache«, »Kreuzwege« und »Blaublut« erschienen.

    Impressum

    Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.

    © 2016 Der Kleine Buch Verlag | Lauinger Verlag, Karlsruhe

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes (auch Fotokopien, Mikroverfilmung und Übersetzung) ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt auch ausdrücklich für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen jeder Art und von jedem Betreiber.

    ISBN: 978-3-7650-2143-5

    Dieser Titel ist auch als Printausgabe erschienen: ISBN 978-3-7650-8530-7

    www.derkleinebuchverlag.de

    www.facebook.com/DerKleineBuchVerlag

    Eva Klingler

    WEISSGOLD

    Ein badischer Krimi

    Gewidmet meinem langjährigen Freund und Leser

    Dr. Marduk Buscher in Baden-Baden

    Prolog

    Eine Entschuldigung für mein Verhalten damals?

    Die kann ich nicht wirklich geben. Höchstens eine Erklärung. Es war seinerzeit nicht gerade die glücklichste Phase in meinem Leben gewesen, und wahrscheinlich hatte ich deshalb die junge Frau so abblitzen lassen, als sie mich um Hilfe in ihrem kleinen persönlichen Liebesdrama gebeten hatte.

    Ich hatte meine eigenen Liebesdramen zu bewältigen. Die Ratschläge, die ich ihr gab, hätte ich lieber selbst beherzigen sollen. Kämpfte ich doch damals mit den Erinnerungen an Rüdiger, seine Tochter, die kleine Isobal, und vor allem gegen den Wunsch, bei ihm anzurufen, um ihn umzustimmen. Ein sinnloses Unterfangen, selbst in Gedanken. Diese Erkenntnis hatte mich unfreundlicher gemacht, als es sonst meine Art war.

    Ein Fehler, den ich fünf Jahre später bereuen sollte. Und doch führte er dazu, dass ein Mörder, der sich schon sicher gefühlt hatte, aufgeschreckt wurde aus seiner trügerischen Ruhe.

    Es ist wie mit den Staubflusen, die man unter die Vitrine kehrt, oder dem Aschenbecher, den man mit schlechtem Gewissen hinter einem Stapel Bücher verbirgt, wenn Besuch kommt: Dinge verschwinden nicht einfach. Sie haben die Tendenz, im ganz unpassenden Moment wieder aufzutauchen. So verhält es sich auch mit Mord. Manchmal. Diesmal …

    Die Tat steht auf gegen den Frevler. Meist, wenn er es nicht mehr erwartet.

    **********

    Zurück zum Frühjahr 2004, als eine zarte, leise, aber auf ihre Weise doch bestimmte Frauenstimme telefonisch um ein Gespräch bat. Ein berufliches Gespräch, erklärte sie. So vermutete ich eine genealogische Anfrage, denn schließlich bin ich Ahnenforscherin.

    Ich hörte bereits am Telefon, dass es sich um eine junge Frau handeln musste, und seltsamerweise hatte ich ein Bild von ihr vor Augen, das sich bei der ersten Begegnung sofort bewahrheitete.

    Ich traf das Mädchen – ich muss sie so unpersönlich benennen, denn sie verriet mir so gut wie nichts über sich – auf ihren Wunsch im Café Palaver, einem stark alternativ angehauchten Ort am Lidellplatz, der als einer der wenigen Plätze von Karlsruhe etwas Altstädtisch-Studentisches ausstrahlt.

    Sie saß alleine an einem Tisch, wirkte verloren und sah so aus wie ihre Stimme klang. Sie war mittelgroß und so schlank, dass sie beinahe mager war. Mit ihrer elfenbeinfarbenen Haut, den schwarzen Augen und dem lackschwarzen glatten Haar hob sie sich zwar von der Masse ab, doch sie wirkte nicht exotisch. Nase und Mund waren ebenfalls das, was der Engländer ›delicate‹ nennen würde und wofür es kein deutsches Wort gibt. Vergeistigt und zart, aber nicht zu unterschätzen, dachte ich.

    Obwohl sie es war, die das Treffen herbeigeführt hatte, verhielt sie sich kühl, ja beinahe abweisend. Sie war eine dieser Frauen, mit denen man sich besser nicht anlegte, da unter dem Mantel der Zartfühlenden meistens ein erstaunlich harter Panzer lauerte. Oft kombiniert mit einer scharfen Zunge.

    Das Mädchen saß vor einem Mineralwasser, das noch unberührt war. Wahrscheinlich hatte sie Angst, sie würde davon zunehmen.

    »Frau Mainhardt, ich hatte eigentlich angenommen, Sie sähen ganz anders aus«, eröffnete sie das Gespräch auf eine ziemlich direkte Weise. »Eine Bekannte hat Sie mal erwähnt. Dass Sie Ahnenforschung betreiben. Vor allem für Frauen. Und dass Sie gut sind. Deshalb dachte ich, ich kann mit Ihnen reden.«

    Ich blickte gespielt bescheiden in meinen fair gehandelten Kaffee.

    »So, wie sie von Ihnen gesprochen hat, dachte ich allerdings, Sie sind noch jung.«

    »Nun«, ich räusperte mich, »ich bin zwar nicht mehr zwanzig, aber auch noch keine achtzig. Ich würde mich durchaus noch als jugendlich bezeichnen.«

    »Da Sie nicht mehr jung sind«, fuhr sie mit der Unverfrorenheit derer fort, die lebenslänglich auf dem Ticket ›Ich-bin-so-zart‹ reisen und damit glänzend durchkommen, »verstehen Sie mein Problem vielleicht nicht mehr. Meine Mutter begreift auch nichts. Nicht meine Schwester und mein Vater erst recht nicht. Manchmal hatte ich Angst um ihn.«

    »Um Ihren Herrn Vater?«, erkundigte ich mich vorsichtig.

    »Nein, um ihn. Marek. Und jetzt ist er fort. Sie haben ihn alle gehasst. Vor allem meine Mutter und meine Schwester. Die leben nur für Geld und Erfolg! Das bedeutet alles für sie.«

    Ich nickte so neutral wie möglich. Auch ich liebe Geld und Erfolg. Eine unerfüllte Liebe.

    »Worum«, erkundigte ich mich vorsichtig, »geht es nun konkret?«

    Sie fing nicht gleich an zu erzählen, musterte mich stattdessen noch einmal mit einem langen, prüfenden Blick aus ihren schwarzen Augen, die nichts Samtiges, Weiches hatten, sondern wie eine glatte polierte Fläche waren.

    Dann schilderte sie ihr Problem.

    Ihr Freund war verschwunden. Sie wollte ihn wiederfinden. Um jeden Preis. Er sei etwas Besonderes. Ein Künstler. Ihre Seelen befänden sich im Gleichklang. Und sie müsste wissen, ob ich derartige Fälle auch übernähme. Ohne meine Antwort abzuwarten, sprach sie weiter.

    Es handele sich um einen Ausländer.

    »Was für ein Ausländer?«, fragte ich.

    Sie musste jetzt wieder lange nachdenken und mich prüfend mustern, bevor sie sich zu einer Antwort entschließen konnte. Zicke, dachte ich.

    »Ein Osteuropäer«, kam es schließlich halblaut.

    Und dann, als sei das etwas Peinliches: »Ein Pole.« Hier suchte sie trotzig in meinem Gesicht nach einer Reaktion. Sie würde keine finden. Was hatte sie denn gedacht? Dass ich mich bekreuzigte und ausrief: »Mein Gott, ein deutsches Mädel und ein Pole?«

    War mir doch egal, woher ihr Liebhaber kam. Schlechte Laune keimte in mir auf.

    Man sei so gut wie verlobt gewesen, fuhr sie fort, der Marek und sie.

    Habe sich – auch da musste sie lange prüfen, ob sie mir vertrauen konnte – in Heidelberg kennen gelernt. Genaueres wollte sie nicht preisgeben.­

    »Ich bin nicht ganz ... ohne Geld. Wir sind in ... der Landwirtschaft, aber das muss Sie jetzt noch nicht interessieren. Irgendetwas stimmt nicht mit seinem Verschwinden. Er hätte das nie getan«, fuhr sie fort. »Und er hätte niemals seine Gitarre zurückgelassen.«

    »Er ist also einfach so verschwunden? Ohne eine Erklärung?«

    »Wenn man das so nennen will. Er hat mir einen Brief geschrieben, der aber erst ein paar Tage, nachdem er nicht mehr nach Hause gekommen ist, mit der Post zugestellt wurde. Ich hatte so sehr auf diese Nachricht gewartet. Auf eine Erklärung. Ich konnte es nicht begreifen. Wissen Sie, wie das ist? Einen ganzen Tag lang heulen?«

    Ja, dachte ich. Ich weiß es.

    Erstaunlicherweise klang das bei ihr jedoch alles ganz sachlich. Sie sprach von ihrem Kummer im Stil einer Nacherzählung.

    »Sein Deutsch war ganz gut. Ich habe den Brief nicht mehr, aber ich gebe das jetzt trotzdem in meinen Worten wieder.«

    »Warum haben Sie den Brief nicht mehr?«

    »Ich habe ihn weggeworfen.«

    Ich nickte und fühlte mich bestätigt. Hass und Wut waren jetzt in ihren schwarzen Augen. Ich war überzeugt, dass dieses Mädchen eine gnadenlose Feindin sein konnte. Ein eigenartiges Gefühl beschlich mich.

    Leise, aber immer noch bestimmt sprach sie weiter.

    »Er müsse sich das alles überlegen. Er sei ein freiheitsliebender Mensch. Ein Künstler. Es fiele ihm schwer, sich jetzt schon festlegen zu lassen. Dabei war er gar nicht mehr so jung. Er hatte«, hier errötete sie wenig altersgemäß, denn sie musste schon Anfang zwanzig sein, »schon einiges an Erfahrung.«

    »Na ja, wenn er doch einen derartig … eindeutigen Brief geschrieben hat …«

    »Der Brief war irgendwie eigenartig. Nicht seine Sprache. Nicht seine Worte. Ich verstehe etwas von Sprachen.«

    Das kam wieder scharf zwischen ihren dünnen Lippen hervor.

    »Aber das war bestimmt nicht seine Art. Einfach so zu verschwinden. Er hätte doch persönlich mit mir gesprochen! Ich will einfach wissen, wo er ist, und ihn noch mal fragen, was geschehen ist.«

    »Wie lange ist denn das alles her?«

    »Ende April habe ich ihn das letzte Mal gesehen. Also vor zwei Wochen.«

    »Sie wissen es bestimmt genauer«, mahnte ich aus Erfahrung. Der Tag, an dem man verlassen wird, brennt sich lebenslang ins Gedächtnis ein. Wenn die Beziehung etwas wert war. Zumindest meine Meinung.

    »Wenn Sie unbedingt wollen. Am 23. April. Morgens. Ich hatte ihm zum Tag des Buches einen polnischen Gedichtband im Original in einem Antiquariat in Heidelberg gekauft.«

    Kein Wunder, dass er abgehauen ist, dachte ich. Vielleicht hätte der junge Mann sich ein etwas praktischeres Geschenk gewünscht. Nicht jeder steht auf polnische Lyrik. Nicht mal jeder Pole, vermutlich. Und sie ist auch sonst nicht gerade eine einfache Persönlichkeit, darauf wette ich.

    »Er war gut gelaunt. Hatte etwas vor. Wollte mir nicht sagen, worum es ging. Eine Überraschung. Ich weiß aber jetzt, was es war.«

    »Und was? Ist etwas Besonderes vorgefallen?« Nicht, dass es mich interessiert hätte!

    Sie machte eine spöttisch-abwehrende Bewegung in meine Richtung, ohne mich wirklich anzusehen. So als habe sie mich beim Spitzeln ertappt. Irgendwie fühlte ich mich in ihrer Gegenwart unsicher. Ich konnte nicht erklären warum, aber ich mochte diese junge Frau nicht besonders.

    »Nein, nein. Horchen Sie mich nicht aus! Etwas Lächerliches eigentlich. Deshalb ist er nicht gegangen. Bestimmt nicht. Ich erzähle Ihnen erst mehr, wenn Sie sagen, dass Sie ihn für mich suchen.«

    Das alles gefiel mir gar nicht.

    »Ich bin keine Privatdetektivin«, sagte ich kühler, als ich es vielleicht beabsichtigt hatte. »Und ich sammele keine entsprungenen Männer ein. Wenn ich das könnte, hätte ich bei mir selbst genug zu tun. Ich gebe Ihnen den guten Rat: Lenken Sie sich mit etwas ab und vergessen Sie den Mann. So wie er wahrscheinlich Sie vergessen hat oder wird. Solche Dinge passieren.«

    Sie sah mich böse an. Ihr Mund bildete jetzt wieder diesen schmalen Strich und ihre Augen waren kleiner geworden.

    »Sie wissen nicht, was wir für eine Art von Beziehung hatten. Das war etwas Besonderes. Jetzt, da er nicht mehr bei mir ist, das ist für mich wie das – Ende der Welt.«

    »Meine liebe ...«, ich kannte keinerlei Namen, musste es deshalb dabei belassen, »das denkt jeder von seiner Beziehung. Auch wenn es Ihnen schwer fällt: Ich fürchte, Ihr polnischer Verehrer hat kalte Füße bekommen. Vielleicht weil er zu Hause noch eine kleine Freundin sitzen hatte. Ich bin, wie gesagt, keine Privatdetektivin, aber im Laufe meiner Tätigkeit als Ahnenforscherin habe ich manchmal Einblicke gewonnen. Und das kommt eben leider sehr oft vor. Schätzen Sie sich glücklich, dass Sie es noch rechtzeitig gemerkt haben.«

    »Sie haben keine Ahnung. Ohne ihn«, sagte sie und stand auf, »will ich nicht sein. Nicht atmen. Nicht einschlafen und nicht aufwachen. Ohne ihn macht alles keinen Sinn. Es ist draußen Frühjahr, aber für mich fühlt es sich an wie Winter. So kalt ist mir. Ohne ihn will ich nicht leben.«

    »Sie sind so ziemlich die tausendste Frau, die das in meinem Leben zu mir gesagt hat, und komischerweise leben sie alle noch. Die meisten haben heute einen Stall voll Kinder und wüssten kaum noch, wie der Name desjenigen lautet, ohne den sie damals nicht leben konnten. Reißen Sie sich zusammen. Was haben Sie von einem Mann, den Sie von mir oder durch die Polizei suchen lassen müssen?«

    »Das alles mag auf Sie zutreffen. Vielleicht sind Sie nicht so sensibel. Fühlen nicht so tief!«, versetzte sie. Dadurch wurde sie mir nicht unbedingt sympathischer, und mein erster Eindruck bestätigte sich. Leute, die sich selbst sensibel nennen und so furchtbar tief fühlen, sind mir immer suspekt, weil sie meistens nur dann tief fühlen, wenn es um sie selbst geht.

    »Ich werde seinen Namen nie vergessen.« Die junge Frau stand auf. »Sie tun so, als liefe ich den Männern hinterher. Das habe ich nicht nötig. Ich hatte schon die Möglichkeit zu heiraten. Und sogar Chefin zu werden. In einem Restaurant. Kein Lokal. Ein gutes Restaurant. Da hätte ich …«, sie schluckte, »etwas zu sagen. Und ich wäre erfolgreich. Wie alle von uns. Aber das will ich nicht. Ich werde ihn nicht ersetzen. Einfach ersetzen.«

    »Wie Sie meinen.«

    »Sie sind ...«, ich sah, dass sie Tränen unterdrückte und nach einem Ausdruck suchte, »nicht mein Niveau«, stieß sie schließlich hervor.

    Ich nahm das gelassen hin. Aber eine Frage beschäftigte mich noch.

    »Was hätten Sie getan, wenn sie herausgefunden hätten, dass er sie betrügt, ihr Freund Marek?«

    Sie musste keinen Moment nachdenken. Stand auf.

    »Ich hätte ihn umgebracht.«

    1. Kapitel

    Fünf Jahre später. Februar 2009

    Ich hatte wirklich mal wieder alles falsch gemacht.

    Meine Wohnung in der Karlsruher Südstadt hatte ich mit Triumph in den Augen gekündigt: Endlich frei von dem an meiner Tür baumelnden Hausordnung!-Schild, bei dem ich mich immer gefragt hatte, was mit Ordnung gemeint war. Hausordnung moralisch? Oder nur putztechnisch? Der auf dem Schild fröhlich eingezeichnete Besen sprach für letzteres, deshalb war ich lustlos einmal im Monat die Treppenstufen mit seinem Ebenbild heruntergeklappert.

    Frei von dem Gefühl, das Loch am Spion meiner Vermieterin, die wie eine examinierte Concierge im Erdgeschoss lauerte und alles beobachtete, würde täglich größer. Vor allem beäugte sie jede Lebensäußerung meines kleinen Hundes Nessie mit scheelem Misstrauen und pflegte ostentativ mit einem feuchten Tuch hinter ihm herzuwischen.

    Bekanntlich bin ich eine Freundin von Multikulti. Und vielleicht würde mir der zarte Knoblauchgeruch, der aus der türkischen Küche von Akzoys unter mir drang, der alltägliche Duft von Pizza, der von Sanzinis schräg neben mir hinüberwehte und jener von eingelegtem Kohl, mit dem meine rumänischen Nachbarn ihre nahrhaften Gerichte zubereiteten, fehlen.

    Letztere hatten mich sogar einmal eingeladen, zu ihrem Gottesdienst mitzukommen, in die Lutherkirche, eine wunderbare, beinahe orientalisch wirkende Kirche in der Karlsruher Oststadt. Nachdem ich zwei Stunden unverständliche Liturgie über mich hatte ergehen lassen, fand ich mich neben einem orthodoxen Mönch wieder, mit dem ich mir weitgehend sprachlos Krautwickel und Fischstäbchen teilte. Und das um drei Uhr nachmittags, wo sogar kulinarische Freigeister wie ich eher an Kaffee und Kuchen denken.

    Mein geplanter Umzug hatte einen überwiegend beruflichen Aspekt. Ich bin bekanntlich Ahnenforscherin, und meine Kunden aus den sogenannten besseren Kreisen konnte ich kaum in meine Wohnung einladen. Meist musste ich ein kompliziertes Netz von Erklärungen stricken, um zu begründen, warum man sich zum Erstgespräch in einem Café traf und nicht in meinem elegant und solide eingerichteten Ahnenforscherbüro irgendwo in Karlsruher 1B-Lage.

    Doch eine Freifrau von Dreiwitz-Gnüchenow will nun mal leider nicht im Hausflur über verschrammte Dreirädchen stolpern, und sie will auch nicht der Nachbarin unter mir ausweichen, die – eine bekennende Satanistin – sie bleich, dürr und schwarzgekleidet angrinst, wobei sie ein silbernes Kügelchen in der Zunge blitzen lässt.

    Zwar liebe ich das Bunte und Unbürgerliche, aber solche Szenen kommen bei zahlender Kundschaft bedauerlicherweise nicht gut an. Misstrauen sie aber meinem Ambiente, so misstrauen sie am Ende auch der Ahnentafel, die ich ihnen mit bescheidenem Lächeln zusammen mit der Rechnung überreiche. Und leider kann ich von all den nahrhaften Gerüchen alleine nicht leben.

    Optimistisch begann ich also nach einer neuen Wohnung zu suchen.

    Ich hatte dann dieses wunderbare Appartement in der Sophienstraße in begehrter Karlsruher Wohngegend in Aussicht. Die Tinte der Unterschrift des Vermieters auf dem Mietvertrag hatte ich schon beinahe riechen können, nur dass nämlicher Vertrag nach der mündlichen Zusage nicht kam.

    Bis mir der Vermieter schließlich verlegen und hastig mitteilte: »Ich habe mich nun doch für einen jungen Arzt vom Klinikum entschieden. Verstehen Sie, das sind gute Kontakte, sagt meine Frau. Wenn mal was ist. Und er hat ein festes Einkommen. Sie sind ja nur freiberuflich. Das macht meiner Frau Kopfschmerzen. Ich persönlich hätte Sie ja vielleicht genommen. Wollte immer schon mal meiner Familiengeschichte nachspüren. Da käme bestimmt einiges Spannendes heraus, wie?«

    »Oh, gewiss, Herr Schmidt«, hatte ich sehr höflich gesagt, »bei dem Namen.«

    Und so ist es in Karlsruhe und wahrscheinlich überall anders auch: Die Vermieter wollen Verdienstbescheinigungen sehen. Schufa-Auskünfte einholen. Bankauszüge studieren.

    Sie misstrauen dir eigenartigerweise genau von dem Moment an, in dem sie sich für dich entschieden haben. Vorher bist du ein Bewerber, ein Interessent und wirst höflich behandelt – danach wirst du zum potentiellen Mietnomaden.

    So gelang es mir einfach nicht, eine Wohnung zu finden, die einen Hauch besser war als die, in der ich momentan lebte.

    Meine Vermieterin hatte mir meine triumphierende Kündigung nicht verziehen und konnte meinen Auszug offenbar nicht abwarten: »Noch ein Monat, dann sind Sie ja draußen, Frau Mainhardt. Und dann wird mal gründlich geputzt und renoviert!«

    Eigentlich lehne ich Grundbesitz in Privathand aus politischen und weltanschaulichen Gründen ab, aber ich sah keine Möglichkeit mehr, innerhalb der nächsten zehn Jahre auf legale Weise an eine Mietwohnung zu kommen. Aus dem Hausbesetzeralter bin ich raus, zumal Karlsruhe keine Stadt ist, in der leere Mietskasernen auf Leute warten, die die Stadtwerke anzapfen und auf Obstkisten sitzen.

    Meine Bankberaterin, Frau Landshut, zuckte merklich zusammen, als ich ihr mitteilte, ich hätte nunmehr aus der Not heraus beschlossen, eine kleine Wohnung zu kaufen.

    »Haben Sie in letzter Zeit einmal einen genaueren Blick auf Ihr Konto geworfen?«, fragte sie dann so taktvoll wie irgend möglich. Professionelle Freundlichkeit selbst gegenüber dem größten Pleitegeier lernen die in speziellen Kursen. Frau Landshut setzte ein unnatürliches Dauerlächeln auf und stellte das Telefon auf ihre Vorzimmerdame um.

    »Ja, das habe ich. Aber meine Schwester gibt mir etwas Geld. Und ich löse meine Fonds auf, sollten die sich durch die Bankenpleiten nicht sowieso von selbst aufgelöst haben. Den Rest leihe ich mir dann von Ihnen. Okay?«

    Frau Landshut füllte den Kreditantrag mit einem Gesicht aus, als habe sie mehrere frühreife Zitronen ausgelutscht. »Sie haben kein festes Einkommen, Frau Mainhardt. Der Chef fragt nach Sicherheiten.«

    »Nichts ist sicher im Leben«, meinte ich achselzuckend. »Das muss man feinstofflich sehen. Esoterisch.«

    Sie starrte mich an. Ich lächelte milde.

    Ich hatte gelernt, dass es immer gut ankam, wenn man sagte: »Das muss man feinstofflich sehen.« Kein Mensch auf Erden weiß, was der Satz bedeutet, aber er hört sich an, als habe man mindestens zehn Semester Buddhismus studiert und befinde sich bereits auf einer höheren Bewusstseinsebene.

    »Sagen Sie das dem Chef«, seufzte Frau Landshut immer noch taktvoll lächelnd. »Wir leben im Zeitalter der Finanzkrise.«

    »Das ist nichts Neues für mich. Ich lebe schon seit vielen Jahren mit einer ganz privaten Finanzkrise. Man kann sie überstehen. Oder aussitzen. Oder einfach abwarten, bis man tot ist.«

    »So etwas dürfen Sie nicht sagen. Nicht mal denken!«, erwiderte Frau Landshut streng, so als seien ihre Kunden grundsätzlich unsterblich.

    Ich bekam schließlich meinen Kredit, weil meine armen alten Eltern für mich bürgten. Peinlich in meinem Alter. Ich sah ihnen und meiner Schwester regelrecht an, was sie dachten: Warum ist sie auch nicht verheiratet so wie alle anderen und hat zu Hause einen Mann, der mit warmer Stimme spricht: »Einen Kredit? Aber Schatz, hättest du doch was gesagt. Wieviel brauchst du? Da, kauf dir eine schöne kleine Wohnung.«

    Ja, warum eigentlich nicht? Vermutlich hört sich der Gedanke an solch einen Allroundversorger für manche verlockend an. Für mich nicht. Mich würde die Abhängigkeit schrecken.

    Solch ein Mann war eben nicht nur da, wenn es um einen Kredit ging, sondern immer. Auch am Sonntagmorgen, wenn der Single, in ein riesiges Kissen eingebettet, in Ruhe die Bunte lesen will, mit einer Lupe die Falten von Iris Berben studiert und dabei bis elf Uhr von einem spät eintreffenden Lebensglück träumt. Solch ein Mann ist auch montagmorgens da, wenn man am Vorabend spät ins Bett gekommen ist und aussieht wie eine gerade geborgene Wasserleiche. Und mittwochs, wenn man sich die Haare in jenem herrlichen Kastanienbraun färbt, das Männer für echt halten und mit dem man keine Frau täuscht und nach dessen Auftragen man das Badezimmer so gut wie renovieren muss.

    Ich weiß nicht, was besser ist: Kontrolle und Geborgenheit? Freiheit und manchmal einsam sein? Vermutlich bin ich längst sicher im Betreuten Wohnen untergebracht, bis ich es herausgefunden habe.

    Jetzt hatte ich meinen Kredit und konnte dafür keine Wohnung finden, die es wert war, gekauft zu werden. Entweder handelte es sich um Zellen, in denen man keinen Goldhamster, ­geschweige denn einen lebhaften kleinen Hund wie den meinen einsperren wollte, oder sie sahen zwar nach außen hin einigermaßen ordentlich aus, hatten aber riesige Hauskosten oder Renovierungsstaus, die jedem Normalverdiener den Angstschweiß auf die bleiche Stirn trieben.

    Drei Worte brannten sich mir mit der Zeit ein: Fassade, Dach und Heizung. Vielleicht noch Fenster. Die Wohnung kann ein Traum sein, aber wenn diese Sachen nicht stimmen, kannst du das Objekt vergessen.

    Die Makler selbst waren übrigens gar nicht so übel, wie man immer sagt.

    Vom negativen Image ihres Berufsstandes gebrandmarkt, wollten sie weder Betrüger sein noch so wirken. Sie verzogen schmerzlich das Gesicht, wenn ich sie um 10 000 Euro herunterhandeln wollte, und malten düstere Bilder vom Elend des Verkäufers, der nur überleben könne, wenn ich seine Immobilie kaufte. »Er legt sowieso drauf, Frau Mainhardt, und wie! Unter uns... der Mann muss verkaufen.«

    Irgendwann rückten aber die Handwerker in meiner Wohnung in der Südstadt an, und ich musste raus aus meiner Bleibe. Ein eindeutig therapierelevantes Erlebnis. Schnell alles packen, bei Freunden und Eltern zwischenlagern und telefonieren, wer dich und den Hund vorübergehend aufnimmt. Eine Skala von Ausreden ertragen und anhören.

    Hund: Tierheim? Du: Frauenhaus? Ins Hotel? Aber mit dem Hund? Und von welchem Geld?

    Schließlich endeten Nessie und ich bei einer Bekannten meiner rumänischen Freundin Raika.

    Die Freundin hieß Nadia Rixinger und wohnte in der Nebeniusstraße in der Südstadt, also nicht weit von meinem bisherigen Zuhause, wenn auch im etwas feineren Teil unseres Viertels. Ihr Hausgang war frei von bunten Gerüchen und Geräuschen, es war ruhig, sauber, und die Hausordnung wurde von einer Firma erledigt.

    »Nadia stammt ursprünglich aus Frankfurt«, berichtete Raika. »Ich kenne sie über einen Cousin, der in ihrer Nachbarwohnung gewohnt hat. Sie kam immer erst morgens heim, aus ihrer Kneipe, und die haben dann manchmal zusammen gefrühstückt. Und dann treffe ich sie doch eines Tages hier im Weiherfeld an der Alb, als ich mit Ana spazieren ging. Nach einigen Umwegen war sie in Karlsruhe gelandet. Sie bewohnte damals da in der Nähe ganz alleine ein kleines Haus mit verwunschenem Garten. Etwas zurückgesetzt von der Straße, ein reines Paradies. Der alte, verwirrte Mann, dem es gehörte, hatte in der unteren Wohnung gewohnt und war ins Krankenhaus gekommen. Zwei Jahre hat sie da gelebt und einiges auf eigene Kosten renoviert, den Garten verschönert, und dann kam, was ja für unsereins immer kommt: Der Alte hatte die Unverfrorenheit zu sterben und bald darauf wollten die Erben das Haus verkaufen. Nadia musste raus, und ich habe ihr geholfen, die Wohnung in der Nebeniusstraße zu finden. War nicht leicht. Du weiß ja – Karlsruhe und Wohnungen!«

    Oh, wie gut ich das wusste.

    »Sie ist Bedienung?«

    »Mitnichten. Zumindest nicht mehr. Als Studentin und einige Zeit danach hat sie mal in einer Bar gearbeitet. Sie hat Gebrauchsgrafik studiert, aber ihre große Leidenschaft ist das Fotografieren. Schon in dem fiesen Abschleppschuppen, in dem sie gearbeitet hat, hat sie oft die Gestalten an der Theke porträtiert. Ihr Thema hieß »Nacht-Macht-Männer«. Das ist ein Titel, was? Den nummeriert sie für die Ausstellungen durch. Ist ihr Markenzeichen geworden, und dafür ist sie mehrfach ausgezeichnet worden. Doch mit solchen Aufnahmen kann man vielleicht Preise gewinnen, aber kein Geld verdienen.«

    »Ja?«, fragte ich erfreut. Hörte sich nach einer Leidensgenossin an. Genial aber arm.

    »Aber sie hat für sich eine Nische gefunden. Jetzt fotografiert sie Blumen. Und Bäume. Stimmungsvolle Gräser. Grünes Zeug. Für Glückwunschkarten auf gehobenem Niveau. Seit Neuestem auch für E-Cards.«

    E-Cards! Das sind die Dinger, die man heutzutage anstelle von den guten alten Papierkärtchen kriegt. Statt des Postboten, der sich an deinem Geburtstag unter der Last der Karten biegt, meldet sich der Computer und spuckt von romantischer Musik untermalte Bilder aus, bei denen rote Luftballons, kleine Hunde, Schneeflocken oder Clowns auf Schaukeln über ein Kitschbild trudeln. Dazu irgendwo der Name des schnellen Absenders. Unverbindlich. Kostenlos verschickt, genauso schnell wieder gelöscht.

    »Und davon kann man existieren?« Ich werde nie aufhören zu staunen, womit andere Leute mehr Geld verdienen als ich.

    »Anscheinend. Es geht ihr nicht schlecht. Die Karten sind nicht so billige Dinger, wie du sie immer kaufst. In den Läden, in denen alles einen Euro kostet.«

    »Bitte Raika! Wichtig ist, dass die Karte von Herzen kommt und warm ums Herz macht.«

    »Bei deinen Karten ist man schon froh, dass der Kugelschreiber keine Löcher reingestanzt hat, so dünn sind die. Ihre sind ganz anders. Edel, Leinenoptik, mit Goldaufdruck. Teuer. Designerkarten. Sind schon toll, ihre Fotos. Gestochen scharf. Und irgendwie so plastisch, dass man die Blumen fast riechen kann. Rosen. Tulpen. Aber auch so exotische Blüten, die man nicht so oft sieht. Und sie kombiniert sie immer irgendwie anders. Mir hat sie mal ein Foto von einer Kaffeepflanze geschickt mit einem Feld voll Getreide. Das war eine Einladung zu Kaffee und Kuchen. Das Mehl, verstehst du? Für den Kuchen.«

    »Hört sich an, als bräuchte man Abitur, um Frau Rixingers Kartengrüße verstehen zu können.«

    »Jedenfalls hat sie schon etliche Preise für ihre Fotografien gewonnen. Ob ihr zwei klarkommt, weiß ich nicht – sie ist eine ziemlich geradlinige Person. Tough!«

    Was sollte das jetzt wieder heißen? Warum sollte ich mit ihr nicht klarkommen? Was war ich in den Augen meiner Freundinnen? Eine entsprungene Diakonisse? Oder wie ein Vorschulkind contra erwachsene Erfolgsfrau?

    Aber ehrlich gesagt: Tough bin ich wirklich nicht. Jemand, der zum fünfhundertsten Mal an Weihnachten heult, wenn Sissi ausgestrahlt wird, ist nicht tough. Vor allem, weil ich mich bei der Szene, in der Kaiser Franz Josef bei dem alles entscheidenden Ball mit dem Blumenbukett auf Sissi zugeht

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