Traumhafte Nächte in San Francisco
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Über dieses E-Book
Obwohl Ex-Detective Mac nie wieder ermitteln wollte, kann er nicht anders, als der verzweifelten jungen Frau zu helfen: Lindas Nichte, die kleine June, ist entführt worden! Eine Spur führt nach San Francisco, und hier genießen Linda und Mac eine traumhafte Liebesnacht …
Catherine Spencer
Zum Schreiben kam Catherine Spencer durch einen glücklichen Zufall. Der Wunsch nach Veränderungen weckte in ihr das Verlangen, einen Roman zu verfassen. Als sie zufällig erfuhr, dass Mills & Boon Autorinnen sucht, kam sie zu dem Schluss, diese Möglichkeit sei zu verlockend, um sie verstreichen zu lassen. Sie wagte den Sprung ins kalte Wasser, kündigte ihre sichere Stelle als Highschool-Englischlehrerin und schickte ihren ersten Entwurf an den englischen Verlag Mills & Boon. Ihre ersten beiden Romankonzepte wurden abgelehnt. Doch schon mit dem dritten Versuch schaffte sie es, zu überzeugen. Seitdem veröffentlichte sie mehr als 25 Bücher, die in 17 Sprachen übersetzt wurden und in 30 Ländern erschienen sind. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, einen Roman fristgerecht fertigzustellen, gibt sie Schreibkurse am College oder in Workshops der RWA (Romance Writers of America) in St. Louis und New York. Catherine ist verheiratet und lebt mit ihrem Ehemann in White Rock, einem Städtchen an der Pazifikküste südlich von Vancouver. Sie hat vier erwachsene Kinder, fünf Enkel, zwei Hunde und eine Katze. In ihrer begrenzten Freizeit genießt sie es, zu schwimmen, zu wandern, zu lesen, Klavier zu spielen, tropische Pflanzen zu züchten und Antiquitäten zu sammeln. Einmal fuhr sie sogar bis nach North Dakota, um eine Woche lang auf der Suche nach Antiquitäten für ihr gemütliches Heim durch Kleinstadtauktionen zu ziehen.
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Buchvorschau
Traumhafte Nächte in San Francisco - Catherine Spencer
IMPRESSUM
Traumhafte Nächte in San Francisco erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2002 by Kathy Garner
Originaltitel: „MacKenzie’s Promise"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1485 - 2003 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Dorothea Ghasemi
Umschlagsmotive: GettyImages_GeorgeRudy, somchaij
Veröffentlicht im ePub Format in 22/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733757786
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
An dem Tag, als man ihre Schwester mit dem Krankenwagen in die psychiatrische Abteilung des Lion’s Gate Hospital einlieferte, beschloss Linda Carr, von nun an alles selbst in die Hand zu nehmen. Soweit sie es beurteilen konnte, führten die Ermittlungen der Polizei zu nichts. Es war schlimm genug, dass das Baby inzwischen seit sieben Wochen vermisst wurde. Sie konnte nicht länger untätig zusehen, wie man ihre Schwester zunehmend unter Beruhigungsmittel setzte.
Natürlich machte sie June keinen Vorwurf daraus. Sie hatte selbst viele schlaflose Nächte gehabt, seit der Vater der Kleinen diese aus der Säuglingsstation entführt hatte. Eigentlich hätten sie damit rechnen müssen, dass Kirk Thayer so etwas tun würde, denn er hatte sich praktisch von dem Moment an, als er von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte, extrem verhalten. Aus dem Grund hatte June sich auch geweigert, ihn zu heiraten. Dass er allerdings so weit gehen würde, die Kleine zu entführen und spurlos zu verschwinden …
„Ich bringe dir deine Tochter zurück, versprach Linda, als sie June am nächsten Morgen besuchte. „Konzentrier du dich nur darauf, wieder gesund zu werden.
„Und wie willst du das anstellen?, fragte ihre Freundin Melissa, als sie an diesem Abend zusammen in ihrem Lieblingsrestaurant im Westen von Vancouver saßen. „Du bist Köchin, keine Privatdetektivin. Immerhin hat die Polizei herausgefunden, dass Thayer noch am selben Tag Vancouver verlassen hat und wahrscheinlich in die Staaten zurückgekehrt ist. Du wirst einen Experten brauchen, um ihn zu finden.
„Nicht einen, sondern den Experten, erwiderte Linda. „Erinnerst du dich noch an deinen Artikel, den du mir geschickt hast, als ich in Rom gelebt habe? Den über den Polizisten, der den Dienst quittiert hat, weil er von dem ganzen Papierkram die Nase voll hatte?
Melissa betrachtete sie ungläubig. „Du meinst doch nicht etwa den ehemaligen Detective Mac Sullivan, der jetzt an der Küste von Oregon lebt, oder?"
„Doch, genau den."
„Mac Sullivan ist nicht der Mann, den du brauchst. Er wird dir nicht helfen. Mir ist noch nie jemand begegnet, der so dickköpfig ist wie er. Mit ihm ein Interview zu bekommen war schwieriger, als die Königin von England zu einem persönlichen Gespräch zu bewegen."
„Das ist mir egal. Er gilt als der Experte für das Auffinden von vermissten Personen, und wenn es nötig ist, werde ich sogar vor seiner Haustür kampieren. Ich kann es nicht länger mit ansehen, wie June immer mehr verfällt."
„Das verstehe ich. Ich habe sie das letzte Mal kaum wieder erkannt. Sie ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Melissa blickte in ihr Weinglas und seufzte übertrieben. „Also, wie kann ich dir helfen?
„Ich möchte, dass du herausfindest, wo dieser Sullivan lebt. ‚An der Küste von Oregon‘ ist keine sehr präzise Ortsangabe."
„Das kann ich dir auch so sagen. Sein Haus befindet sich am Strand von Trillium Cove. Das liegt zwischen Bandon und Coos Bay und ist ein sehr exklusiver Wohnort. Man hat uns damals wie Aussätzige behandelt. Daher rate ich dir, sehr diskret vorzugehen und dich als Frau von Welt zu geben, was dir ja nicht schwerfallen dürfte. Da der Ort sehr klein ist, haben die meisten Straßen keine Namen. Sein Haus liegt am Ende einer Schotterstraße, die westlich von der Post verläuft. Aber wenn du ihn findest …"
„Ich werde ihn finden, fiel Linda ihr ins Wort. „Ich muss es einfach. So kann es nicht weitergehen. Unsere Mutter ist auch krank vor Sorge, und du weißt ja, was sie schon alles durchmachen musste.
„Also wenn du ihn findest, überstürz nichts."
„Warum nicht? Die Zeit drängt."
„Trillium Cove ist nicht Rom oder Paris – auch nicht Vancouver. Dort ist das Tempo anders, und Mac Sullivan ist kein Mensch, der sich zu etwas drängen lässt. In dem kurzen Interview hat er klargestellt, dass die Fertigstellung seines Buchs für ihn momentan Vorrang vor allem anderen hat und er jede Ablenkung vermeidet. Allerdings hat er eingeräumt, dass er die Polizei von Zeit zu Zeit bei ihren Ermittlungen berät."
„Er wird eine Ausnahme machen, wenn ich ihm erzähle, was passiert ist. Das muss er einfach."
Melissa wickelte einige Nudeln auf und schüttelte energisch den Kopf. „Er muss gar nichts. Er ist ein Mann, der seine Privatsphäre schätzt und sich genau aussucht, mit wem er seine Zeit verbringt."
„Er wird sich diesen Fall aussuchen, wenn er erfährt, wie viel ich zu zahlen bereit bin."
Wieder schüttelte Melissa den Kopf. „Er schwimmt außerdem im Geld. Wenn du ihn für deinen Fall begeistern willst, musst du zu anderen Mitteln greifen und sehr überzeugend sein – wenn du verstehst, was ich meine."
Beleidigt sah Linda sie an. „Du willst damit hoffentlich nicht sagen, dass ich mich an ihn ranmachen soll, oder?"
„So hätte ich es zwar nicht ausgedrückt, aber genau das will ich damit sagen."
„Keine Chance!"
„Du sollst ihm ja nur schmeicheln, nicht splitternackt vor seiner Haustür stehen und ihm eine Ganzkörpermassage anbieten!"
„Nein!, beharrte Linda. Während ihrer mehrjährigen Ausbildung in Europa hatte sie alle Avancen verliebter Chefkochs und Inhaber von Fünf-Sterne-Restaurants erfolgreich abgewehrt. Und sie hatte nicht vor wegen eines ehemaligen Polizisten aus der Provinz, der sich maßlos überschätzte, gegen ihre Prinzipien zu verstoßen. „Du kennst mich. Außerdem habe ich für derartige Spielchen keine Zeit.
„Die Zeit musst du dir eben nehmen. Und was sind schon ein paar Tage, wenn du damit dein Ziel erreichst?, erwiderte Melissa in versöhnlicherem Tonfall. „Du bist wirklich der geradlinigste Mensch, den ich kenne, Linda. Aber deine Familie befindet sich in einer Extremsituation, und wenn du diesem Elend ein Ende bereiten willst, musst du dich darauf konzentrieren, deine Nichte wohlbehalten zurückzubringen und dafür zu sorgen, dass Kirk Thayer zur Rechenschaft gezogen wird.
Nachdem Linda einen Moment lang darüber nachgedacht hatte, seufzte sie tief. „Vielleicht hast du recht, räumte sie ein. „Wenn ich Mac Sullivan durch Schmeicheleien gewinnen kann, werde ich tun, was ich kann.
„Ich wünsche dir viel Glück dabei. Du kannst es gebrauchen, glaub mir."
Selbst jetzt, Mitte August und nach wochenlanger Hitze und Trockenheit, war der Ozean kalt. So kalt, dass Mac beim Surfen einen Neoprenanzug trug, andererseits nicht kalt genug, um ihm vom allmorgendlichen Schwimmen abzuhalten. Er brauchte das erfrischende Bad, um einen klaren Kopf zu bekommen und besser arbeiten zu können. Sein tägliches Pensum beinhaltete mindestens tausend Wörter vor sechzehn Uhr. Außerdem nahmen die Recherchen und Notizen viel Zeit in Anspruch.
Da die Brandung an diesem Tag stärker als sonst war, musste er sich mehr konzentrieren. Das war vielleicht auch der Grund dafür, dass er die Frau, die seinen Strandabschnitt betreten hatte, erst bemerkte, als er ans Ufer watete.
Er war immer noch ein wenig von der Sonne geblendet, sodass er sie zuerst nur an ihrer Stimme als Frau erkannte. Es war eine klare, kultiviert und leicht herrisch klingende Stimme, wie ihm durch den Kopf ging, als er mit dem Surfbrett unter dem Arm die Stufen zu seinem Haus hinaufzugehen begann.
„Passen Sie doch auf mit dem Ding!, sagte die Frau. „Sie hätten mir fast den Kopf abgeschlagen.
„Und Sie hätten es vermeiden können, wenn Sie auf Ihre Umgebung geachtet hätten, informierte Mac sie. „Sie befinden sich auf Privateigentum, Lady.
„Und woher sollte ich das wissen?"
Er wandte den Kopf und deutete auf die Schilder an den Kiefern, die die Dünen säumten. „Sie könnten es mal mit Lesen versuchen – wenn Sie es können."
Inzwischen konnte er wieder gut sehen und beobachtete, wie sie wütend einen Schritt zurückwich. „Ich hatte ja schon gehört, dass Sie nicht gerade die besten Umgangsformen pflegen. Aber dass Sie so ein Neandertaler sind, hätte ich nicht gedacht."
„Nun wissen Sie es. Also, warum gehen Sie nicht wieder und lassen mich in Frieden grunzen?"
„Weil …" Die Frau verstummte.
Sie hatte kurze blonde Locken und ein herzförmiges Gesicht mit großen blaugrünen Augen und sinnlichen, energisch wirkenden Lippen. Sie war zierlich, nur etwa einsfünfundsechzig groß, und hatte schöne Beine. Mac schätzte sie auf etwa Mitte zwanzig. Sie wirkte sehr angespannt.
Er registrierte das alles nicht, weil er sich für sie interessierte, sondern weil er in elf Jahren Polizeidienst gelernt hatte, genau zu beobachten.
„,Weil‘ ist kein Grund", erklärte er.
Die Frau betrachtete ihre krampfhaft gefalteten Hände. „Tut mir leid, dass ich hier eingedrungen bin. Ich habe die Schilder wirklich nicht bemerkt."
„Verstehe ich nicht. Sie sind nicht zu übersehen."
Nachdem sie einen Moment lang darüber nachgedacht hatte, setzte sie ein unterwürfiges Lächeln auf und sagte: „Sie aber auch nicht. Sie surfen fantastisch."
„Ja, das habe ich schon oft gehört – allerdings von Frauen, die eine etwas subtilere Art hatten als Sie."
Sie errötete. „Ich versuche nicht, mit Ihnen zu flirten."
„Sicher tun Sie das, nur nicht besonders gut. Also, warum spucken Sie nicht einfach aus, was Sie wirklich wollen?"
„Ich brauche Ihre Hilfe. Das Baby meiner Schwester wurde von seinem Vater entführt, und sie ist am Ende."
Mac unterdrückte ein Seufzen und wandte sich ab, um auf den Ozean zu blicken. Das menschliche Elend verfolgte ihn ständig, egal, wie sehr er sich bemühte, Abstand dazu zu gewinnen. „Wahrscheinlich kommt er zurück, sobald es Zeit wird, die Windel zu wechseln."
„Nein, entgegnete sie. „Er hat die Kleine einen Tag nach ihrer Geburt vor fast zwei Monaten aus dem Krankenhaus entführt, und seitdem hat niemand mehr von ihm gehört.
Verdammt! „Dann hätten Sie die Polizei einschalten sollen."
„Das haben wir ja. Die Frau klang jetzt nicht mehr herrisch, sondern verzweifelt. „Aber sie ist mit den Ermittlungen kaum weitergekommen.
„Und wie kommen Sie darauf, dass ich mehr erreichen könnte?"
„Ihr Ruf spricht für sich."
Wieder drehte er sich um, denn er konnte den hoffnungsvollen Ausdruck in ihren Augen nicht ertragen. Es gab kaum noch Dinge, die ihm nahe gingen, doch eine Kindesentführung rührte bei ihm an einen wunden Punkt.
„Sie haben Ihre Hausaufgaben nicht gemacht, erklärte Mac ausdruckslos. „Sonst wüssten Sie, dass ich schon vor drei Jahren den Dienst quittiert habe. Ich bin gern bereit, Ihnen einen Privatdetektiv zu empfehlen.
„Ich will aber Sie."
„Sie verschwenden Ihre Zeit. Ich kann Ihnen nicht helfen."
„Können Sie nicht, oder wollen Sie nicht?"
Er wirbelte herum. „Hören Sie, Ms. …"
„Carr, erwiderte die Frau. „Linda Carr. Und meine Nichte heißt Angela. Bei der Geburt war sie neunundvierzig Zentimeter lang und wog zweitausendsiebenhundert Gramm. Aber mittlerweile ist sie sicher größer und schwerer und sieht auch ganz anders aus. Ihre Mutter hat keine Ahnung, ob sie wächst und gedeiht und richtig versorgt wird. Sie weiß nicht einmal, ob sie noch am Leben ist.
„Welchen Grund hätte der Vater, der Kleinen etwas zu tun?"
„Welchen Grund hatte er, sie zu entführen?"
„Wahrscheinlich hatte er Probleme mit der Mutter."
Linda Carr nickte. „Ja. Ihre Beziehung ging einige Monate vor Angelas Geburt in die Brüche."
„Ist sie das erste Kind Ihrer Schwester?"
„Ja, aber das zweite von Kirk. Er hat einen Sohn aus erster Ehe, den er allerdings nur selten sieht, weil er bei seiner Exfrau in Australien lebt."
„Wahrscheinlich hatte er Angst, dass er auch dieses Kind nicht sehen darf."
„Wovor er Angst hatte, schert mich einen Dreck, Mr. Sullivan", sagte sie ärgerlich. „Mich interessiert meine Schwester, die kurz vor dem völligen Zusammenbruch