Julia und Vincenzo - eine Liebe in Venedig
Von Lucy Gordon
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Über dieses E-Book
Azurblau umspült das Meer die paradiesische Insel Kreta! Hier wird für Thea das Glück perfekt, als der charmante Rhys Kingsford sie bittet, seine Verlobte zu spielen. Schon bald wünscht sie sich, dass mehr daraus wird als nur ein Spiel …
Lucy Gordon
Die populäre Schriftstellerin Lucy Gordon stammt aus Großbritannien, bekannt ist sie für ihre romantischen Liebesromane, von denen bisher über 75 veröffentlicht wurden. In den letzten Jahren gewann die Schriftstellerin zwei RITA Awards unter anderem für ihren Roman „Das Kind des Bruders“, der in Rom spielt. Mit dem Schreiben erfüllte sich Lucy Gordon einen großen Traum. Zuerst begann sie mit Artikeln für ein britisches Frauenmagazin. Einige der interessantesten sowie attraktivsten Männer der Welt unter anderem Richard Chamberlain, Charlton Heston, Sir Alec Guiness, Sir Roger Moore wurden von ihr interviewt. Nach 13 Jahren Schreibtätigkeit für diese Zeitschrift entschloss sie sich, im Jahr 1984 ihren ersten Roman zu schreiben. Dieser Liebesroman erschien unter dem Titel „Ungezähmtes Verlangen“ im Jahr 1992 bei CORA Love Affair. Ihr zweiter Roman „Hand in Hand durch Venedig“, der kurz danach herauskam, erschien unter der Nummer 212 im Jahr 2003 bei Julia Extra. Sie gab ihren Job beim Frauenmagazin auf und konzentrierte sich auf das Schreiben von Romances, die unter dem Pseudonym Lucy Gordon veröffentlicht werden. Mit richtigem Namen heißt sie Christine Sparks Fiorotto.
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Buchvorschau
Julia und Vincenzo - eine Liebe in Venedig - Lucy Gordon
IMPRESSUM
Julia und Vincenzo - eine Liebe in Venedig erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2005 by Lucy Gordon
Originaltitel: „A Family For Keeps"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1556 - 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Lydia Roeder
Umschlagsmotive: shutterstock_Rock and Wasp
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733773205
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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PROLOG
Das ist ein guter Platz zum Sterben, dachte Sophie resigniert. Der Boden unter ihr war hart und eisig kalt und die trostlose Dunkelheit, die sie umgab, ein Spiegel ihrer Seele.
Nein, ans Sterben hatte Sophie nicht gedacht, bevor sie hierher gekommen war, sondern nur an Rache. Rache, die sie an dem Menschen nehmen wollte, der ihr Leben zerstört hatte.
Sophie schloss erschöpft die Augen. Nun war sie in Venedig und wusste nicht mehr weiter. Was sollte sie nur tun? Und was hatte sie erwartet? Dass ihr die beiden Menschen, die sie suchte, gleich am ersten Tag begegnen würden? Dass sie ihre kleine Tochter nach all den qualvollen Jahren, in denen sie diese nicht gesehen hatte, würde glücklich in die Arme schließen können?
Sophie kämpfte krampfhaft gegen die Tränen an, wie jedes Mal, wenn sie an Natalie dachte. Würde sie ihr kleines Mädchen jemals wiedersehen? Würde Natalie sie überhaupt erkennen, wenn sie sich plötzlich gegenüberstünden?
Der eisige Wind ließ Sophie erschaudern. Vielleicht hatte das ja alles keinen Sinn. Vielleicht war es wirklich besser, wenn sie hier an dieser Stelle starb. Dann würde der schreckliche Albtraum endlich vorüber sein.
1. KAPITEL
Piero trat vorsichtig an das reglose Bündel heran, das in einer dunklen Ecke am Fuß der Rialto-Brücke lag. Es war kurz nach Mitternacht, und außer dem leichten Schlagen der kleinen Wellen ans Ufer war nichts zu hören.
Nein, das ist kein Mensch, dachte Piero zunächst, als das Bündel sich nicht bewegte. Doch dann siegte seine Neugier, und er berührte es leicht mit dem Fuß. Es ertönte ein leises Stöhnen – die Stimme einer jungen Frau.
„Kann ich Ihnen helfen?", fragte Piero, und die Frau hob langsam den Kopf, sodass er ihr Gesicht erkennen konnte – ein blasses und müdes, aber dennoch schönes Gesicht.
„Kommen Sie, ich helfe Ihnen."
Die Frau zögerte zuerst, dann nickte sie, und Piero half ihr aufzustehen.
„Hier können Sie nicht bleiben. Kommen Sie, ich bringe Sie woandershin."
Piero machte es nichts aus, dass die Frau nichts sagte. Er kannte viele Obdachlose und half immer, wenn er konnte, ohne Fragen zu stellen. Er stützte die junge Frau, während er sie durch die schmalen und dunklen Gassen Venedigs führte, die Touristen oder Fremde kaum unterscheiden konnten. Piero jedoch kannte jede einzelne Straße und hatte sich noch nie verlaufen.
Wenig später hatten sie ein großes, prunkvolles Gebäude erreicht. Sophie blieb vor einer hohen Doppelflügeltür, dem Hintereingang, stehen und betrachtete sie interessiert. Wie kunstvoll verziert sie war! Sophie sagte jedoch nichts, sondern ließ sich von Piero durch den kleinen Garten und schließlich durch eine kleinere Tür ins Haus führen.
Es ist ein wunderschöner alter Palazzo, dachte Sophie beeindruckt, als sie die große Eingangshalle betraten. Eine breite Treppe führte ins erste Stockwerk, und Sophie konnte im schwachen Schein des Mondes erkennen, dass sich große, helle Flecken an der Wand neben der Treppe befanden. Offensichtlich hatten dort früher Bilder gehangen.
Piero ging voraus in einen kleineren Raum und knipste das Licht an. In dem Raum befanden sich ein großer alter Ohrensessel und mehrere ebenso alte Sofas. Piero führte Sophie zu einem davon und ließ sie Platz nehmen.
„Vielen Dank, sagte sie leise. „Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie mich mitgenommen haben.
Piero zog überrascht die Brauen hoch. „Sie sind Engländerin?"
„Sí. Sono inglese."
„Sie können ruhig Englisch mit mir sprechen, ich verstehe alles. Aber zuerst müssen Sie etwas essen. Übrigens – ich heiße Piero."
Als Sophie nicht antwortete, fügte er lächelnd hinzu: „Sie können sich nennen, wie Sie möchten – Cynthia, Anastasia, Wilhelmina, Julia …"
„Julia", erwiderte Sophie erleichtert.
In einer Ecke stand ein großer, goldverzierter Keramikofen mit zwei Flügeltüren. Piero öffnete sie und legte einige Holzscheite hinein.
„Es gibt hier keinen Strom. Deshalb bin ich froh, diesen alten Ofen zu haben. Er ist mindestens zweihundert Jahre alt, funktioniert aber noch einwandfrei. Das Problem ist nur, dass ich kein Papier mehr habe, mit dem ich ein Feuer entfachen könnte."
Julia griff in ihre Jackentasche und zog eine Zeitung hervor. „Hier – die habe ich aus dem Flugzeug mitgenommen."
Piero fragte sich, wie es kam, dass jemand, der sich ein Flugticket leisten konnte, auf der Straße übernachten musste, doch er wollte die junge Frau nicht mit Fragen bedrängen. Er steckte die Zeitung an, und wenige Minuten später brannte ein wärmendes Feuer.
Julia – so wie Sophie sich selbst von nun an nannte – musterte Piero neugierig. Er war etwa Anfang siebzig, mittelgroß und hager und hatte lichtes weißes Haar. Sein abgetragener dunkelgrauer Mantel war ebenso alt wie der abgenutzte Wollschal, den Piero um den Hals trug. Irgendwie erinnerte er Julia an eine Vogelscheuche, aber auch an einen Clown. Sein Gesicht war schmal, und die Wangen wirkten etwas eingefallen, doch seine blauen Augen strahlten ebenso wie sein Lächeln.
Piero wiederum schätzte Julia auf etwa Anfang dreißig. Sie war groß, extrem schlank und trug Jeans und eine dicke dunkle Winterjacke. Ihr langes blondes Haar fiel ihr wie ein Vorhang ins Gesicht, als wollte sie sich dadurch vor den Blicken anderer schützen. Doch Piero war sofort aufgefallen, wie schön dieses Gesicht war – und wie tief der Schmerz und die Verzweiflung waren, die aus Julias großen blauen Augen sprachen.
„In dieser Eiseskälte hätten Sie sich den Tod geholt, ist Ihnen das klar?", fragte er, als er den Ofen wieder schloss.
„Schon möglich, antwortete Julia ausweichend, und um vom Thema abzulenken, fragte sie: „Wo sind wir eigentlich?
„Im Palazzo di Montese. Er befindet sich seit neunhundert Jahren im Besitz der Familie di Montese. Im Moment steht er leer, weil der Conte es sich nicht leisten kann, hier zu wohnen."
„Und deshalb leben Sie jetzt hier?"
Piero lächelte schalkhaft. „Jawohl. Hier stört mich niemand, es fürchten sich nämlich alle vor dem Geist."
„Vor welchem Geist?"
„Vor Annina, antwortete Piero, und seine Stimme nahm dabei einen geheimnisvollen Klang an. „Jeder fürchtet sich vor ihr, nur ich nicht.
Da musste Julia lachen. Dieser alte Mann schien wirklich ein seltsamer Zeitgenosse zu sein. „Und wer war Annina?", fragte sie neugierig.
„Ein venezianisches Mädchen, das vor siebenhundert Jahren lebte. Annina war zwar reich, aber sie hatte keinen Titel, was zu jener Zeit sehr wichtig war. Sie verliebte sich unsterblich in den Conte Ruggiero di Montese, der sie jedoch nur wegen ihres Geldes heiratete. Nachdem sie ihm einen Sohn geboren hatte, sperrte er sie in den Kerker und ließ sie dort jahrelang sitzen, bis es ihr eines Tages gelang, zu flüchten. Ihr Leichnam wurde im Canal Grande gefunden. Manche sagen, sie sei ermordet worden, andere behaupten, sie sei mit dem kleinen Boot gekentert, in dem sie geflohen war."
Piero zuckte die Schultern. „Wie dem auch sei – ihr Geist spukt bis heute hier herum, und nachts kann man sie manchmal sogar hören. Dann weint sie und ruft, man solle sie aus dem Kerker befreien und endlich zu ihrem Kind führen."
Da Julia bei seinen letzten Worten zusammengezuckt war, fragte er besorgt: „Ist alles in Ordnung?"
„Ja, ja, natürlich", versicherte Julia schnell.
„Ich habe Sie mit dieser Geschichte doch nicht erschreckt? Sie glauben doch nicht an Geister, oder?"
Julia schüttelte den Kopf. „Nein, an solche ganz bestimmt nicht."
Piero gab sich mit ihrer Antwort zufrieden, kochte Kaffee und begann dann mit den Vorbereitungen fürs Essen. „Ich habe sogar Würstchen, verriet er stolz. „Die braucht man nur mit der Gabel übers Feuer zu halten, bis sie durchgebraten sind. Und mit Brötchen kann ich auch noch dienen, meine Liebe. Einer meiner Freunde hat ein Restaurant und bringt mir regelmäßig gute Sachen mit.
Als sie wenig später zusammen vor dem wärmenden Ofen saßen und ihre Würstchen aßen, fasste Julia sich ein Herz und fragte: „Warum haben Sie mich eigentlich mit hierher genommen? Sie kennen mich doch gar nicht."
„Sie brauchten Hilfe, und ich war gerade da", antwortete Piero, als wäre dies die selbstverständlichste Sache der Welt.
Julia begriff sofort. Piero hielt sie für eine Obdachlose und fragte nicht nach ihrer Vergangenheit. Im Grunde machte es Julia nichts aus, dass man sie nun zu den Mittellosen zählte. Wenn sie daran dachte, wie sie während der letzten sechs Jahre gelebt hatte, war dies sogar noch eine Verbesserung.
Sie holte ihre Jacke und zog eine kleine Flasche Rotwein aus der Tasche. „Hier, der ist auch aus dem Flugzeug. Der Mann, der neben mir saß, hat sie einfach liegen lassen. Da habe ich sie mitgenommen."
Piero schmunzelte. „Darf ich fragen, ob Sie auf die gleiche Weise zu Ihrem Flugticket gekommen sind?"
Julia lächelte. Sie mochte Pieros direkte, aber unkomplizierte und ehrliche Art. „Ob Sie’s glauben oder nicht, das habe ich mir redlich erworben. Mit ein bisschen Glück kann man einen Flug von England nach Venedig für wenige Pfund bekommen. Aber wenn man dann mal hier ist …"
„Im Winter sinken die Preise hier erheblich. Es dürfte kein Problem sein, eine preiswerte Unterkunft zu finden."
„Ich gebe keinen Penny aus, wenn es nicht unbedingt sein muss, erklärte Julia beinahe trotzig. „Und für Ihre Hilfe werde ich mich anderweitig revanchieren.
„Da haben Sie auch wieder recht, hier ist es auf jeden Fall billiger als im Hotel", meinte Piero unbekümmert und biss genüsslich in seine Wurst.
„Und schöner – das ist ja ein richtiger Palast."
„Waren Sie denn schon einmal in einem Palast?"
„Ja, ich habe schon in einigen gearbeitet. Mich wundert, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, dieses Anwesen zu kaufen und ein Luxushotel daraus zu machen."
„Auf diese Idee sind schon sehr viele gekommen, aber der Besitzer will es nicht verkaufen. Der Palazzo befindet sich seit Jahrhunderten im Familienbesitz, und deshalb kann und will der Besitzer sich nicht von ihm trennen."
Julia ging ans Fenster und blickte auf das im Mondschein schimmernde Wasser des Canal Grande, auf dem die Vaporetti, die Fahrgastschiffe Venedigs, beinahe lautlos vorüberglitten. „Ich kann gut verstehen, dass er an diesem Palazzo hängt, meinte sie nachdenklich und drehte sich wieder zu Piero um. „Leben Sie schon lange hier?
„Ja, und ich wohne gern hier. Auf Komfort muss ich allerdings verzichten. Es gibt keinen Strom und keine Heizung. Aber die Pumpe draußen funktioniert noch sehr gut, das heißt, wir haben immer frisches Wasser. Kommen Sie, ich zeige sie Ihnen."
Piero führte Julia hinaus zu einem kleinen Seitengebäude, in dem sich eine Wasserpumpe und eine Toilette ohne Spülung befanden. „Sehen Sie, wir haben sogar ein Badezimmer", erklärte er strahlend.
Wieder zurück im Hauptgebäude, merkte Julia auf einmal, wie erschöpft sie war.
„Sie sind müde, nicht wahr? Piero wies auf das Sofa an der Wand. „Sie können das hier nehmen, und ich schlafe auf dem dort hinten.
Er gab Julia ein Kissen und zwei alte Decken. „Wickeln Sie sich gut ein, es ist verdammt kalt heute Nacht."
Julia nahm dankbar die Sachen entgegen und machte sich ihr Bett auf dem Sofa. Dann wickelte sie sich sorgfältig in die Decken und war wenig später eingeschlafen.
Piero war gerade dabei, sich sein Nachtlager zu richten, als die Tür aufging und ein großer, dunkelhaariger Mann hereinkam.
„Ah, Vincenzo", begrüßte Piero ihn leise. „Schön, dass du