Ungezähmte Begierde
Von Lindsay McKenna
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Über dieses E-Book
Während der Halbindianer Dan versucht, den wilden Araberhengst zu zähmen, kann Jessica den Blick nicht von seinem nackten Oberkörper wenden. Begierde pur! Am liebsten würde sie ihn sofort ins Bett ziehen, nur ein kleiner Rest ihres Verstandes warnt sie, sich nicht erneut in eine Beziehung zu stürzen …
Lindsay McKenna
Lindsay McKenna führt ein unglaublich buntes, interessantes Leben und hat so viele Dinge gemacht und gesehen, dass es kein Wunder ist, dass ihre Romances zu den beliebtesten, meist gelesenen überhaupt gehören! Sie ist von indianischer Herkunft und glaubt fest daran, dass man sein eigenes Schicksal in die Hände nehmen muss, anstatt passiv zurückzutreten und Dingen einfach nur geschehen zu lassen. Diese Philosophie wird auch bei ihren Liebesromanen deutlich. Mit 13 Jahren verfasste sie ihre erste Geschichte und entwickelte im Laufe der Zeit ihren Stil konsequent weiter. Mit 35 Jahren verkaufte sie dann ihren ersten Liebesroman. Seit 1982 hat Lindsey 65 sowohl historische als auch zeitgenössische Romances verfasst, durchschnittlich drei pro Jahr. Allerdings hängt die Anzahl auch davon ab, wie viel Zeit ihre anderen „Standbeine" in Anspruch nehmen: Ihre Ururgroßmutter war Medizinfrau der Eastern Cherokee-Indianer und gehörte dem Clan des Wolfes an. Lindsay lernte die „Medizin" (darunter verstehen die Indianer sowohl die Fähigkeit als auch das Talent zum Heilen) von ihrem Vater. Die „Medizin" wird von Generation zu Generation weitergegeben, so dass das Wissen immer erhalten bleibt. Schon durch ihr kulturelles Erbe ist Lindsay bewusst, wie wichtig es ist, im Einklang mit der Erde zu leben. Durch ihre enge Verbindung mit der Natur kam sie schließlich auf Pflanzen und Kräuter, und von da war es nur ein kleiner Schritt zur Ausbildung als Homöopathin. 1993 machte sie in England ihren Doktor in Homöopathie und praktizierte bis 1990 in Ohio. Als sie nach Arizona zog, verlegte sie sich darauf, Artikel über Homöopathie zu schreiben. Und schließlich stieß sie auf ein weiteres Interessengebiet. Lindsay ist eine Pionierin auf dem Gebiet der Blumen- und Edelsteinessenzen, die sie zu Heilzwecken selbst herstellt. Zurzeit schreibt sie an ihrem ersten Buch zu diesem Thema. Auch ihre Website www.medicinegarden.com steht ganz im Zeichen dieser speziellen Heilkunde. Aber das ist noch lange nicht alles, was diese Autorin macht: Sie war bei einer Buschbrandwehrtruppe einziges weibliches Mitglied und hat sich im medizinisch-technischen Bereich weitegebildet. Seit ihrem dritten Lebensjahr reitet sie leidenschaftlich gern. Neun Jahre lang haben sie und ihr Mann David Araber-Pferde gezüchtet und trainiert. Auch heute noch reitet sie am liebsten jeden Tag auf ihrer Araberstute Cinnamon aus. Da Technik sie immer schon interessierte, machte sie als Teenager einen Pilotenschein und ...
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Buchvorschau
Ungezähmte Begierde - Lindsay McKenna
IMPRESSUM
Ungezähmte Begierde erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1998 by Lindsay McKenna
Originaltitel: „Stallion Tamer"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 203 - 2003 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: M. R. Heinze
Umschlagsmotive: KatarzynaBialasiewicz / GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733756437
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Jessica Donovan warf sich stöhnend in dem alten Messingbett hin und her, doch die dunkle Wolke verfolgte sie unerbittlich. Der Albtraum erinnerte sie an die Gewitter, die jeden Sommer über den Mogollon Rim und die Donovan-Ranch hinweggezogen waren. Die Unwetter ihrer Kindheit in Arizona hatten ihr so viel Angst eingejagt wie die schwarze Wolke in ihrem Traum.
Jessica atmete schneller. Die Wolke, die sie oft verfolgte, nahm zum ersten Mal seit einem Jahr Gestalt an. Jessica fand sich oben auf der Bergkette wieder. Der Sturm zerrte an ihrer Kleidung und dem blonden Haar, doch bei aller Angst hob sie den Kopf und trotzte dem Unwetter.
Ihre Mutter Odula, eine Medizinfrau vom Wolfs-Clan der östlichen Cherokees, hatte ihr beigebracht, nie der Angst zu weichen, sondern sich ihr zu stellen. Statt wegzulaufen, sollte sie standhalten.
Ächzend rollte Jessica sich auf den Rücken. Die Wolke nahm Form an … eines Tiers … oder eines Menschen? Jessica rechnete mit Carl Roman, ihrem brutalen Exmann, und bekam Herzklopfen. Blitze zuckten durch die schwarzen Wolken, und der Sturm heulte. Für einen Moment tauchte eine alte Erinnerung auf, alt und wundervoll, und die Angst wich, doch das Unwetter war stärker.
Jessica glaubte zu sterben, ein Gefühl, das sie in der Ehe mit Carl oft genug durchlitten hatte. Erinnerte sie sich an den Aufenthalt im Krankenhaus, den sie Carl zu verdanken hatte? Tränen liefen ihr über das Gesicht. Wie oft war sie dem Tod nahe gewesen. Sie wollte keine Angst mehr haben, weil das die Seele abtötete. Das galt auch für den Albtraum, der sie mehrmals in der Woche verfolgte.
Der Sturm rüttelte an ihr. Jessica riss die türkisblauen Augen weit auf, als die Wolken ein Pferd formten. Ein schwarzes Pferd! Über dem Mogollon Rim stieg das herrliche und doch gefährliche Tier hoch in den Himmel hinauf.
Aus Angst wurde Bewunderung für den Araberhengst, pechschwarz, mit geblähten Nüstern und wilden schwarzen Augen. Schaum tropfte aus seinem Maul.
Gan! Das war der Araberhengst der Donovan-Ranch, den ihr Vater Kelly oft misshandelt hatte, um seinen Willen zu brechen. Alkoholisiert hatte Kelly sogar zur Peitsche gegriffen.
Schluchzend sah Jessica zu, wie der Hengst mit wehender Mähne und erhobenem Schweif über den Himmel jagte, frei von Kelly Donovan, der das Pferd beim Poker in Reno gewonnen hatte. Es gab nur wenige schwarze Araberpferde. Daher standen sie hoch im Kurs, und Gan sollte für Nachwuchs sorgen.
Meistens hatte Kelly beim Glücksspiel verloren, bis auf dieses eine Mal. Doch er hatte keinen gefügigen Hengst gewonnen, sondern einen Kämpfer. Gan war wie Jessica – zutiefst verletzt, aber ungebrochen.
Jessica erwachte weinend. Der Morgen graute schon, als sie sich im Bett aufsetzte. Wieso verfolgte der Albtraum sie noch immer? Begonnen hatte er mit dem Anruf, dass ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Sie griff nach einem Taschentuch und wischte die Tränen weg. Ihre Mutter war eine Medizinfrau gewesen. Von Odula hatte sie die Veranlagung zum Übersinnlichen geerbt. Träume kamen nicht grundlos. Man musste sie nur verstehen.
Schwaches Licht sickerte durch die Vorhänge des Schlafzimmers. Jessica lebte nördlich von Vancouver in British Columbia, seit sie achtzehn war. Hier gefiel es ihr. Der unberührte Tannenwald rings um ihr Zuhause bot ihr Sicherheit. Selbst im kältesten Winter ließ sie das Fenster stets einen kleinen Spalt geöffnet, um frische Luft ins Zimmer zu lassen. Odula hatte die gleiche Gewohnheit gehabt.
In vieler Hinsicht war sie Odulas Ebenbild, zumindest innerlich, wenn schon nicht im Aussehen. Kate und Rachel, ihre älteren Schwestern, hatten das schwarze Haar der Mutter geerbt. Jessica hatte keine Ahnung, woher ihr blondes Haar stammte, jedenfalls nicht von den Cherokees. Wenigstens die ausdrucksvollen blauen Augen stammten von ihrer Mutter. Die Cherokees hatten hellere Haut als andere indianische Stämme. Manche besaßen blaue, grüne oder grünbraune Augen. Bei den Cherokees gab es auch braunes oder rotbraunes Haar. Odulas Haar war schwarz wie das Gefieder eines Raben gewesen.
Jessica musste aufstehen. Heute wollte sie Vancouver verlassen und die lange Heimfahrt antreten. Anfang Mai war es in Kanada noch kühl. In ihrer Heimatstadt Sedona in Arizona gab es bestimmt schon dreißig Grad und mehr und dazu blauen Himmel und Sonnenschein. Bestimmt würden ihr die kleine Hütte und der Wald fehlen, der sie vor der Welt abgeschirmt hatte.
Rasch zog sie eine alte Jeans und ein langärmeliges rosa Shirt an, band das Haar mit einem bunten Band zum Pferdeschwanz und ging in die Küche, um Rührei und Kaffee zu machen.
Auf dem Tisch stand eine ihrer bevorzugten Orchideen. Jessica strich lächelnd über ein langes weißes Blütenblatt mit violetten Punkten. „Du hast keinen Albtraum gehabt, nicht wahr?", fragte sie. Obwohl die Blüte nicht duftete, war sie doch unbeschreiblich schön. Wie konnte jemand in einem Haus leben, in dem es nicht in jedem Raum eine Orchidee gab? Jessica begriff das nicht, war sie doch nicht nur für die Energie von Menschen empfänglich, sondern auch für die von Tieren und Pflanzen. Und manche Pflanzen verbesserten einfach die Atmosphäre.
Nachdem sie das Rührei in der Pfanne mit geriebenem Käse bestreut hatte, sah sie sich betrübt in der Hütte um. Hier wohnte sie seit der Scheidung vor zwei Jahren, und sie fühlte sich wohl. Das Gleiche galt für die Orchideen und die anderen Blumen, die sie für ihre Firma Mother Earth Flower Essences züchtete, die Blütenessenzen herstellte.
Der Traum ihrer Mutter wurde in Jessica wahr. Von den drei Schwestern war sie mit den Blütenessenzen direkt in die Fußstapfen der Medizinfrau getreten, wenn auch auf ihre eigene Weise.
Die Abreise war für zehn Uhr festgesetzt. Dann ging es zurück auf die Donovan-Ranch, doch diesmal würde alles ganz anders sein. Davon war Jessica fest überzeugt, als sie das Essen auf einem Teller mit hübschem Blumenmuster verteilte.
Es klopfte.
„Herein!, rief Jessica und holte einen zweiten Teller aus dem Schrank. Eine junge Frau mit langem, schwarzem Haar und dunkelgrünen Augen trat ein. „Du kommst gerade rechtzeitig, Moyra
, sagte Jessica zu ihrer besten Freundin und teilte das Rührei.
„Iss du nur, erwiderte Moyra. „Mir genügt eine Tasse Kaffee.
Sie nahm die Kaffeekanne vom Herd und holte zwei Tassen mit Blumenmuster.
„Hast du schon gefrühstückt?", fragte Jessica.
„Na ja, meinte Moyra sanft, „das zwar nicht, aber …
„Dann setz dich! Du hilfst mir, die Orchideen für die Reise zu verpacken. Es wäre ganz schön undankbar, dich nicht vorher zu verköstigen, oder?"
Moyra stellte lächelnd die gefüllten Tassen auf den Tisch. „Du wirst mir schrecklich fehlen", sagte sie und griff zum Besteck.
„Du mir auch", bestätigte Jessica traurig. Moyra, die aus Südamerika stammte, war vor zwei Jahren während Jessicas schmutziger und lebensgefährlicher Scheidung aufgetaucht. Sie war Mitte dreißig, unglaublich begabt, schön und von geheimnisvoller Herkunft. Da Moyra im Urwald von Peru aufgewachsen war, kannte sie sich gut mit Orchideen aus. Sie hatte Mother Earth auf die Beine geholfen, bis die Firma Gewinn abwarf, und Jessica beim Versand der heilenden Orchideen-Essenzen geholfen.
„Du kommst gut und sicher nach Hause, bemerkte Moyra während des Essens. „Ich fühle es in meinem Herzen.
„Hoffentlich hast du recht." Jessica fiel das Lächeln schwer. Sie hatte versucht, Moyra zu überreden, sie zu begleiten, doch ihre Freundin hatte abgelehnt. Das heiße und trockene Wetter in Arizona wäre nichts für sie. Sie war an die Feuchtigkeit der Wälder am Amazonas gewöhnt und liebte den Regen, von dem es in Vancouver jede Menge gab.
„Für dich ist es am besten, fuhr Moyra fort, „dass du Vancouver verlässt. So kann Carl dich nicht länger verfolgen.
Jessica nickte betrübt. Normalerweise liebte sie die morgendliche Unterhaltung mit Moyra. Dabei war es stets darum gegangen, was an diesem Tag zu tun war, welche Bestellungen ausgeführt und welche Orchideen versorgt werden mussten. Heute jedoch brach Jessica das Herz.
„Ich hatte wieder den Albtraum", vertraute sie ihrer Freundin an.
„Tatsächlich?"
„Ja. Jessica schob den leeren Teller von sich und legte die Hände an die Tasse. „Diesmal war es allerdings anders.
Sie beschrieb genau, was sie gesehen hatte.
Moyra nickte nachdenklich. „Meine Großmutter war eine Jaguar-Priesterin. Sie würde sagen, dass dir der Albtraum etwas ankündigt. Die bedrohlichen Wolken haben sich in einen Hengst verwandelt. Was liest du daraus?"
„Ist das nicht die Sechzigtausend-Dollar-Frage?" Jessica lachte leise und trank einen Schluck Kaffee. Moyra würde ihr fehlen. Vielleicht standen sie einander so nahe, weil ihre Herkunft ähnlich war.
Ihre peruanische Freundin stammte von Indianern und spanischen Aristokraten ab. Die Angehörigen mütterlicherseits waren Mitglieder des mächtigen und geheimnisvollen Jaguar-Clans. Es hieß, dass sie sich in Notlagen oder bei Bedrohung in einen Jaguar verwandeln konnten. Das nannte man Gestaltenwechsel.
Jessica hatte noch nie erlebt, wie Moyra sich in einen Jaguar verwandelte, doch sie fühlte ständig die unglaubliche Energie ihrer Freundin, die sich von allen anderen Menschen unterschied, die sie kannte. Wurde Moyra zornig, schimmerten ihre grünen mandelförmigen Augen gelb, und Jessica glaubte, in das Gesicht eines Jaguars zu blicken.
Unsinn? Vielleicht. Doch Moyra hatte Jessica seit der Scheidung beigestanden, und mehr als einmal hatte sie sich gegen Carl gestellt, der seine Exfrau verfolgte und belästigte und sie vernichten wollte. In dieser Hinsicht war Moyra wahrhaftig wie ein Jaguar, der Jessica beschützte.
Nun musste Jessica auf diesen Schutz verzichten. Carl hatte gedroht, sie aufzuspüren und zu töten. Doch vielleicht konnte sie dieses Kapitel ihres Lebens abschließen und ein neues beginnen. Ob Carl ihr nach Arizona folgen würde?
„Freust du dich, nach Hause zu fahren?", fragte Moyra und aß genüsslich den letzten Bissen.
Jessica seufzte. „Ich weiß nicht so recht. Meine Familie hat mir schrecklich gefehlt. Das war die ganze Zeit wie ein Loch im Herzen."
„Die Familie fügt einem die schlimmsten Wunden zu. Moyra bestrich eine Scheibe Toast mit Butter und Orangenmarmelade. „Aber was sage ich da
, fügte sie lachend hinzu.
Jessica nickte stumm. Auch nach zwei Jahren war sie nicht hinter Moyras Geheimnisse gekommen und wusste nicht, wieso ihre Freundin nach Kanada gezogen war. Die Familie stand bei Moyra an erster Stelle. Weshalb kehrte sie dann nicht nach Hause zurück?
Zuhause bedeutete für Moyra allerdings nicht nur einen einzigen Ort. Sie hatte Angehörige im Urwald von Peru und in der Hauptstadt Lima. Jessica hatte nie neugierige Fragen gestellt. Moyra war wie eine typische nordamerikanische Indianerin. Wenn sie etwas mitteilen wollte, sprach sie schon von sich aus darüber. Ansonsten war das Thema vom Tisch.
„Ich muss nur noch die Orchideen auf den Pick-up laden, sagte Jessica, „und bin fahrbereit.
Die kobaltblauen Fläschchen, die