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Zwischen tausend Gefühlen: Schöner als jeder Edelstein
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eBook224 Seiten3 Stunden

Zwischen tausend Gefühlen: Schöner als jeder Edelstein

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Über dieses E-Book

Ingenieurin Cat erholt sich im Haus von Geologe Stanley nach einem Unfall. Mit viel Zartgefühl begleitet er sie zurück ins Leben. Sie kommen sich näher - bis Cat von seinem dunklen Geheimnis erfährt …

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum1. Mai 2015
ISBN9783956494338
Zwischen tausend Gefühlen: Schöner als jeder Edelstein
Autor

Lindsay McKenna

Lindsay McKenna führt ein unglaublich buntes, interessantes Leben und hat so viele Dinge gemacht und gesehen, dass es kein Wunder ist, dass ihre Romances zu den beliebtesten, meist gelesenen überhaupt gehören! Sie ist von indianischer Herkunft und glaubt fest daran, dass man sein eigenes Schicksal in die Hände nehmen muss, anstatt passiv zurückzutreten und Dingen einfach nur geschehen zu lassen. Diese Philosophie wird auch bei ihren Liebesromanen deutlich. Mit 13 Jahren verfasste sie ihre erste Geschichte und entwickelte im Laufe der Zeit ihren Stil konsequent weiter. Mit 35 Jahren verkaufte sie dann ihren ersten Liebesroman. Seit 1982 hat Lindsey 65 sowohl historische als auch zeitgenössische Romances verfasst, durchschnittlich drei pro Jahr. Allerdings hängt die Anzahl auch davon ab, wie viel Zeit ihre anderen „Standbeine" in Anspruch nehmen: Ihre Ururgroßmutter war Medizinfrau der Eastern Cherokee-Indianer und gehörte dem Clan des Wolfes an. Lindsay lernte die „Medizin" (darunter verstehen die Indianer sowohl die Fähigkeit als auch das Talent zum Heilen) von ihrem Vater. Die „Medizin" wird von Generation zu Generation weitergegeben, so dass das Wissen immer erhalten bleibt. Schon durch ihr kulturelles Erbe ist Lindsay bewusst, wie wichtig es ist, im Einklang mit der Erde zu leben. Durch ihre enge Verbindung mit der Natur kam sie schließlich auf Pflanzen und Kräuter, und von da war es nur ein kleiner Schritt zur Ausbildung als Homöopathin. 1993 machte sie in England ihren Doktor in Homöopathie und praktizierte bis 1990 in Ohio. Als sie nach Arizona zog, verlegte sie sich darauf, Artikel über Homöopathie zu schreiben. Und schließlich stieß sie auf ein weiteres Interessengebiet. Lindsay ist eine Pionierin auf dem Gebiet der Blumen- und Edelsteinessenzen, die sie zu Heilzwecken selbst herstellt. Zurzeit schreibt sie an ihrem ersten Buch zu diesem Thema. Auch ihre Website www.medicinegarden.com steht ganz im Zeichen dieser speziellen Heilkunde. Aber das ist noch lange nicht alles, was diese Autorin macht: Sie war bei einer Buschbrandwehrtruppe einziges weibliches Mitglied und hat sich im medizinisch-technischen Bereich weitegebildet. Seit ihrem dritten Lebensjahr reitet sie leidenschaftlich gern. Neun Jahre lang haben sie und ihr Mann David Araber-Pferde gezüchtet und trainiert. Auch heute noch reitet sie am liebsten jeden Tag auf ihrer Araberstute Cinnamon aus. Da Technik sie immer schon interessierte, machte sie als Teenager einen Pilotenschein und ...

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    Buchvorschau

    Zwischen tausend Gefühlen - Lindsay McKenna

    1. KAPITEL

    „Gehen Sie nicht hinein. Die Mine ist gefährlich." Eine kräftige Hand legte sich auf die Skizze der Smaragdmine, die Cat gerade studierte. In der Annahme, von dem Besitzer der Mine angesprochen worden zu sein, erhob sie sich und drehte sich um.

    Normalerweise brauchte Cat kaum den Blick zu heben, um dem eines Mannes zu begegnen, weshalb es sie zunächst etwas aus der Fassung brachte, nur auf einen Brustkorb zu sehen. Erst als sie aufblickte, begegnete sie Augen von der dunkelblauen Farbe der Saphire und ebenso atemberaubend. Die Eindringlichkeit des Blickes wurde von dem eigensinnigen Kinn des Mannes noch unterstrichen. Wenn es nicht die feinen Lachfältchen gegeben hätte, die sich um seinen Mund und seine Augen zogen, hätte sie gewettet, dass er das Wort Lächeln nicht einmal kannte.

    „Ich bin in der Mine gewesen. Sie ist nicht sicher."

    Ein spöttisches Lächeln legte sich um Cats Lippen. „Welche Mine ist das schon?"

    Der Blick des Mannes verriet Ungeduld. „Jetzt ist nicht die Zeit für Späße, Miss Kincaid. Ich war heute Morgen in der Grube. Der Besitzer muss verrückt sein, wenn er den wertlosen Stollen untersuchen lassen will. Nicht nur, dass die Stützbalken verrottet sind, es sickert auch Wasser durchs Gestein, was den ganzen Stollen zum Einsturz bringen lassen kann."

    „Da Sie offensichtlich nicht Mr Graham sind, könnten Sie sich vielleicht erst einmal vorstellen und mir sagen, woher Sie meinen Namen kennen."

    „Nein, dieses wertlose Exemplar einer Mine gehört mir nicht. Und in unserem Geschäft kennt jeder den Namen Cat Kincaid. Mit einem warmen Blick streckte er die Hand aus. „Mein Name ist Stanley Donovan. Ich bin Geologe.

    Cat spürte einen angenehm festen Händedruck. „Hat Mr Graham Sie auch damit beauftragt, die Emerald Lady Mine zu begutachten, Mr Donovan?" Verstohlen warf Cat einen Blick auf ihre Uhr. Die Zeit drängte.

    Stan lächelte verschmitzt. „Nein, nicht ganz, Ms Kincaid. Ach, macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie Cat nenne? Ich mag es lieber weniger formell."

    Ein wachsamer Zug kehrte in Cats Blick zurück. „Stanley Donovan? Wo habe ich den Namen nur schon einmal gehört?"

    „Bergbauingenieure und Geologen sind doch international eine fest verbundene Gruppe, gab er etwas zu schnell zurück. „Ich habe schon in Smaragdminen in Afrika und Südamerika gearbeitet.

    Cat strich sich eine braune Haarsträhne aus der Stirn und musterte Stan aufmerksam. „Ich weiß genau, dass ich von Ihnen gehört habe."

    „Das ist doch jetzt unwichtig. Er zeigte durch das schmutzige Fenster der alten Baracke. „Das ist wichtig. Lionel Graham hat in Fachkreisen einen schlechten Ruf. Seine tiefe Stimme mit deutlichem texanischen Akzent wurde nachdrücklich. „Die Stützpfeiler der Mine brechen zusammen, wenn man sie nur schief ansieht, Cat."

    „Miss Kincaid bitte. Wenn der Besitzer Sie nicht geholt hat, was machen Sie dann überhaupt hier?" Cat verschluckte gerade noch eine spitze Bemerkung, wieso er ihr, einer Bergbauingenieurin, den Ratschlag geben wollte, ob sie eine Mine betreten sollte oder nicht. Sie musterte ihn erneut kritisch. Er schien ungefähr in ihrem Alter zu sein, so um die dreiunddreißig Jahre. Irgendwie gelang es ihm, sowohl lebenserfahren als auch jugendlich zu erscheinen, ein Eindruck, der durch die widerspenstigen, braunen Locken, die ihm in die hohe Stirn fielen, noch verstärkt wurde.

    Stan warf ihr sein bezauberndstes Lächeln zu, dem er offensichtlich die Fähigkeit zuschrieb, das Herz jeder Frau erweichen zu können. Auf Cat hatte es allerdings genau die entgegengesetzte Wirkung. Und so wartete sie nur, die Hände in die Hüften gestützt, auf seine Erklärung.

    „Also gut, ich bin von Bogotá herübergeflogen, als ich erfuhr, dass Sie hier erwartet werden. Ich habe schon seit Tagen versucht, Sie aufzuspüren. Ich bin gestern Abend angekommen und …"

    „Da sind Sie ja, Miss Kincaid. Lionel Graham, ein wohlbeleibter Herr in tadellos sitzendem Anzug, betrat das Büro. Die nackte Glühbirne beschien seinen kahlen Kopf, als er sich stirnrunzelnd an den großen Mann neben Cat wandte. „Was machen Sie denn in Hampton, Donovan? Ich denke, Sie sind in Südamerika.

    Mit finsterer Miene nahm Stan ihn ins Visier. „Ich war heute Morgen in Stollen B, Graham, und ich kann nicht behaupten, dass mir gefallen hat, was ich gesehen habe."

    Graham runzelte die Stirn. „Hören Sie, Donovan. Ich weiß nicht, was Sie hier machen, aber niemand hat Zutritt zur Emerald Lady Mine, es sei denn, mit meiner Erlaubnis."

    „Ich verstehe auch, warum, gab Stan bissig zurück. „Die Stützpfeiler sind verrottet und warten nur darauf, über jemandem zusammenzubrechen, der dumm genug ist, den Stollen zu betreten.

    Vor Wut lief Graham rot an. „Was weiß dem schon ein Geologe von diesen Dingen? Sie sind kein Bergbauingenieur."

    „Ich kenne mich mit Edelsteinminen aus, Graham, und Sie haben kein Recht dazu, jemanden in diese Mine zu schicken."

    Cats Ärger hatte mittlerweile den Siedepunkt erreicht. Die Zeit drängte. Und sie sollte diesen beiden einfach zuhören? „Mr Donovan, Ihre Meinung ist weder erwünscht noch erforderlich. Ich habe mein Leben lang unsichere Minen befestigt. Sie auch?"

    Stan bemühte sich, seinen Ärger im Zaum zu halten. Hin und wieder kam es vor, dass skrupellose Minenbesitzer etwas in scheinbar reiche Edelsteinminen investierten, um sie anschließend als katastrophalen Geschäftsverlust anzugeben und stattliche Steuerbeträge dafür einzustreichen. Die Emerald Lady Mine war eine solche Mine, und sowohl Stan als auch Graham wussten das. Nur Cat Kincaid wusste es eben nicht. Und er wollte verhindern, dass sie es unter viel Mühen und Gefahr selbst herausfinden musste.

    „Die Emerald Lady Mine ist nichts weiter als ein interessantes Verlustgeschäft, das nur darauf wartet, von Graham vergoldet zu werden."

    Graham lief tiefrot an. „Dieses Mal gehen Sie zu weit, Donovan. Falls Sie nicht zufällig gerade für die Minenkontrollbehörde arbeiten …"

    Stan wandte sich Cat zu. „Das ist genau die Stelle, die hierfür zuständig ist. Stollen B kann jeden Moment zusammenbrechen. Doch dann, Graham, er wandte sich wieder dem Grubenbesitzer zu, „wäre dieses Geschäft geplatzt, denn Sie brauchen unbedingt die fachmännische Bestätigung von Miss Kincaid, dass Ihre Mine nicht nur unergiebig, sondern eine Katastrophe erster Ordnung ist.

    „Donovan, Sie haben kein Recht dazu", begann aufgebracht Graham.

    Doch Stan ignorierte ihn nur und wandte sich wieder Cat zu. „Sie sind seit über zehn Jahren Bergbauingenieurin. Und in unserer Branche gibt es niemanden, der nicht Ihre Fähigkeit, Stollen selbst unter unglaublichen Umständen zu konstruieren, respektiert und bewundert. Stan wies zur Mine hinüber. „Aber Ihr Leben und Ihr Wissen – um gar nicht erst Ihren Hals zu erwähnen – sind es nicht wert, für diese Grube aufs Spiel gesetzt zu werden.

    Cat fühlte sich einen Augenblick lang von dem Nachdruck, mit dem Stan seine Einwände vorbrachte, verunsichert. Doch sofort erinnerte sie sich verärgert daran, dass er sie mit seiner einschmeichelnden Stimme nur wie in einem Spinnennetz umgarnt und gefangen hatte.

    „Mr Donovan, ich glaube, Mr Graham und ich werden damit schon fertig. Übrigens, die Inspektion einer Mine gehört zu den Aufgaben von Bergbauingenieuren … Nur für den Fall, dass Sie es vergessen haben."

    Graham zog ein weißes, seidenes Taschentuch hervor und wischte sich damit über seine feuchte Stirn. „So ist es. Miss Kincaids Spezialität sind schwierige Minen. Aus dem Grunde habe ich sie auch kommen lassen. Und ich weise Ihren Verdacht entschieden zurück, Donovan. Die Emerald Lady ist die beste Mine, für die nur die besten Leute gut genug sind."

    Graham log wie gedruckt. Warum durchschaute bloß Cat nicht seine Masche? Hatte sie nicht gelernt, die Motive anderer Menschen kritisch zu hinterfragen? Stan versuchte es, eindringlich bittend, ein letztes Mal. „Bitte, gehen Sie nicht hinein. Gestern Nacht hat es hier stark geregnet. Warten Sie wenigstens einen Tag ab. Das Wasser sickert nur so hinein, und die Verschalung des Stollens ist total verrottet. Einen Tag. Bitte."

    Erhobenen Hauptes trat Cat näher. „Mein Terminkalender erlaubt mir nicht den Luxus eines zusätzlichen Tages. Ich beabsichtige, die Mine unverzüglich zu untersuchen, Mr Donovan. Und ich habe nicht die Zeit dafür, darüber zu diskutieren. Heute Nachmittag, sie sah auf ihre goldene Armbanduhr, „um vierzehn Uhr genau, fliege ich nach New York zurück. Und morgen Abend bin ich schon wieder in Australien.

    Draußen begann es zu regnen, und über die Wälder, die die Edelsteinmine umgaben, legte sich ein grauer Dunstschleier. Stan erschien es wie ein warnendes Zeichen.

    Doch Cat ergriff ihren weißen Grubenhelm, auf dem sich schon einige Kratzer und Beulen von Gesteinsbrocken eingegraben hatten, die alle ausgereicht hätten, um sie ernsthaft verletzen zu können. Sie prüfte die Lampe vom am Helm, bevor sie ihn aufsetzte. Dabei bemühte sie sich standhaft, Donovan zu ignorieren, was jedoch schwierig war, da seine betonte Beherrschtheit die Atmosphäre in knisternde Spannung zu versetzen schien.

    „Donovan, begann Graham gereizt. „Sie können sich einbilden, was Sie wollen, aber Sie befinden sich unbefugt auf Privatbesitz. Wenn Sie nicht verschwinden, verständige ich den Sheriff und lasse Sie unverzüglich …

    „Sparen Sie sich Ihre Drohungen, Graham. Ich bleibe, bis Miss Kincaid wieder unversehrt die Mine verlassen hat. Seine blauen Augen blickten Graham drohend an. „Und dagegen können Sie gar nichts machen, es sei denn, Sie halten sich für stark genug, mich hinauszuwerfen.

    Kopfschüttelnd ergriff Cat ihre Grubenlampe und prüfte deren gelbes Licht.

    „Begleiten Sie sie, Graham?", stichelte Stan bissig.

    „Natürlich nicht, sie ist doch die Expertin."

    Ein verächtlicher Zug legte sich um Stans Mundwinkel. „Um nichts in der Welt würden Sie hineingehen, denn Sie wissen genau, wie unsicher die Mine ist."

    Cat öffnete die Tür. „Streiten Sie sich ruhig weiter über die Mine, ich werde sie mir währenddessen ansehen. Sie blickte Stan fest an. „Und folgen Sie mir nicht. Verstanden?

    Er verzog das Gesicht und nickte widerstrebend. „Wie immer Sie es wünschen, Lady. Aber ich würde Sie gern in einem Stück wiederkommen sehen."

    Erneut versuchte sich Cat daran zu erinnern, was ihr über einen Mann namens Stanley Donovan zu Ohren gekommen war. Wenn sie die Mine überprüft hatte, wollte sie eingehender in ihrer Erinnerung kramen. Den Namen kannte sie irgendwie. Aber woher? Wahrscheinlich, wenn sie von Stans polterigem Verhalten ausging, das dem eines Elefanten im Porzellanladen glich, konnte er mit nichts Gutem in Verbindung stehen.

    „Ich brauche ungefähr eine Stunde, Mr Graham, vielleicht etwas länger."

    „Gut, gut, lassen Sie sich Zeit. Ich warte."

    Stan trat einen Schritt auf Cat zu. „Machen Sie so schnell wie möglich. Jeder Fachmann erkennt nach spätestens zwanzig Minuten, dass der Stollen einstürzen kann."

    Cat betrachtete ihn kühl und zog dann ihren Helm etwas tiefer. „Ungefähr eine Stunde, Mr Graham."

    Hilflos beobachtete Stan, wie Cat in den Regen hinaustrat. Das verwaschene Blau ihrer Jeansjacke wurde sofort von der Nässe an einzelnen Stellen dunkel. Dann drängte er sich mit einer Verwünschung auf den Lippen an Graham vorbei und eilte hinter Cat her.

    „Miss Kincaid – Cat – hier, nehmen Sie. Er drückte ihr ein Funkgerät in die Hand. Der Regen lief nur so über sein Gesicht, und seine Haare klebten schon an seinem Kopf. „Nur für den Fall, okay? Und sehen Sie mich nicht so an. Das ist eine reine Sicherheitsmaßnahme, falls doch etwas schiefläuft.

    Sie hatten den Eingang der Mine erreicht. Stan sah Cat noch einmal bittend an, obwohl er wusste, dass sie sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen lassen würde. Er hatte schon gehört, dass sie eigenwillig war, und er musste sich jetzt damit abfinden.

    Cat steckt das Gerät, zum Schutz vor dem Regen, unter ihre Jacke. Aus der Mine roch es feucht und muffig, und sie spürte ein leichtes Frösteln. „Okay, ich nehme es. Aber bleiben Sie hier. Ich habe genug von Ihren Einmischungen, Mr Donovan. Sie können froh sein, dass Mr Graham nicht den Sheriff gerufen hat, denn sonst steckten Sie jetzt bis zum Hals im Ärger. Auch wenn er nicht den besten Ruf hat, so hat Mr Graham doch großen Einfluss."

    „In der Tat, Lady, bestätigte Stan spöttisch. „Graham hat mehr wertlose Minen besessen, als ich Erze geprüft habe.

    „Kann ich jetzt endlich an meine Arbeit, Donovan?"

    „Sicher, machen Sie nur. Aber was halten Sie davon, wenn wir hinterher zusammen essen?"

    Cat konnte es nicht leugnen, Stanley Donovan hatte irgendwie etwas Fesselndes, das sie nicht klar benennen konnte. Und so drängte sie ihr sechster Sinn – oder war es weibliche Neugier? – auf seinen Vorschlag einzugehen. „Essen? Aber nur ein Kurzes."

    „Ich weiß, Sie müssen Ihr Flugzeug erreichen." Stan lächelte, und seine angespannten Züge verloren etwas von ihrer Strenge.

    Cat tippte an ihren Helm und hob die Grubenlampe. „Wir sehen uns später, Donovan."

    Vorsichtig machte Cat sich auf den Weg und folgte dem sanften Gefälle des Stollens. Die Dunkelheit schloss sie ein, die nur von dem gedämpften, gelben Licht ihrer Grubenlampe durchbrochen wurde. Sie atmete tief den modrigen Geruch ein. Wie bei den meisten Edelsteinminen war auch dieser Stollen nicht tief. Er folgte den Gesteinsschichten und -adern, in denen Edelsteine vermutet wurden. Überall auf dem Boden lagen Bruchstücke von Kalkstein herum. Es war offensichtlich, dass die Mine schon lange außer Betrieb war.

    Cat hielt immer wieder an und betrachtete sorgfältig und mit geübtem Blick die Stützkonstruktion. Von oben, durch den grünlichen Kalkstein hindurch, tropfte es unaufhörlich. Feuchtigkeit in einer Mine war nichts Ungewöhnliches. Doch Stanley hatte recht gehabt: Rinnsale von Wasser folgten den Ritzen in den Gesteinsschichten und hatten sich ihren Weg bis in den abgesicherten Teil der Mine gegraben. Die Wände brauchten unbedingt eine zusätzliche Absicherung, andernfalls drohte die Feuchtigkeit, sie zu zerstören. Und als Cat die Stützbalken befühlte, erkannte sie sofort, dass deren Erneuerung die erste und vordringlichste Aufgabe sein musste.

    Der Hauptstollen gabelte sich, und es begann der Stollen B, in dem es noch feuchter und modriger roch. Erneut musste sich Cat eingestehen, dass Stan recht hatte: Graham hatte noch nicht einmal damit begonnen, sich um das Notwendigste zu kümmern, um hier sichere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Wenn er, wie Donovan behauptete, die Sachkenntnisse besaß, dann gab es keine Entschuldigung dafür, dass er an den notwendigen Belüftungsmaßnahmen und Geräten zum Wasserabpumpen gespart hatte. Die Nässe zerstörte die mächtigen Eichenstützbalken und Deckenverstrebungen, sodass irgendein unglücklicher Bergarbeiter leicht unter ihnen begraben werden konnte.

    Cat folgte dem Stollen und prüfte sorgfältig jeden weiteren Stützbalken. An den Stellen, wo das Wasser von oben herunterfloss, hatte das Gestein eine rostrote Färbung bekommen, ein eindeutiges Zeichen, dass innerhalb des Felsens metallhaltige Adern steckten. Grimmig verzog Cat den Mund: Stan hatte die Beschaffenheit der Mine exakt bestimmt. Hier konnten keine Smaragde gefunden werden. Die verbargen sich nie in metallhaltigem Gestein. Auch wenn sie keine Geologin war, hatte sie sich im Laufe ihrer Arbeit doch ausreichende Kenntnisse darüber erworben.

    Je tiefer Cat in den Stollen eindrang, desto drückender wurde die Luft. Als das Gefälle plötzlich steil abfiel, blieb sie stehen. Sie hob die Grubenlampe, um den Grund des jähen Abstiegs des Stollens zu erkennen. Normalerweise nahmen in solchen Fällen die Gesteinsadern eine unerwartete Richtung. Doch es war nichts Derartiges erkennbar. Cat fuhr mit dem Finger über die Stützpfeiler. Sie waren mit glitschigen Algen bedeckt und nass von dem ununterbrochen herabsickernden Wasser. Der Hauptbalken der Deckenabsicherung über ihr war zerbrochen und hing herunter. Und wieder erinnerte sie sich an Stans Warnung.

    Cat presste die Lippen zusammen und lauschte. Von überallher hörte sie das Platsch, Platsch, Platsch des Wassers. Im Schein der Lampe glänzten die Stollenwände feucht. Sollte sie weitergehen? Aller Wahrscheinlichkeit nach würden die anderen Deckenbalken auch bald durchbrechen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der Kalkstein von dem stetig durchsickernden Wasser so brüchig sein würde, dass er herunterbrach. Was bezweckte Graham eigentlich damit, sie Untersuchungen über die Wertlosigkeit seiner Mine anstellen zu lassen? Es war ein totales Verlustgeschäft. Allein in die Absicherung dieses Stollens musste so viel Geld gesteckt werden, dass es fraglich war, ob der angenommene Ertrag der Mine überhaupt im Verhältnis zu solchen Ausgaben stand. Sie bezweifelte das. Doch das ging sie schließlich nichts an. Es war Grahams Entscheidung.

    Der Boden des Stollens war schlüpfrig durch Schlick und Schlamm. Cat setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, da sie keine unnötigen Erschütterungen verursachen wollte, die die Sicherheit der Tragebalken noch weiter herabsetzen könnte. Unwillkürlich presste sie die Hand auf die Stelle ihrer Jacke, wo sie das Funkgerät spürte. Und sie musste sich eingestehen, dass Stan doch ein fähiger Mensch war. Seine Einschätzung hatte sich als richtig erwiesen, und das Funkgerät konnte ihr wirklich von Nutzen sein.

    Doch sofort schob Cat die Gedanken an

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