Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Julia Ärzte zum Verlieben Band 9: Verliebt in den Arzt aus Italien / Zu spät für das Glück? / Dr. Knight - retten Sie mein Herz /
Julia Ärzte zum Verlieben Band 9: Verliebt in den Arzt aus Italien / Zu spät für das Glück? / Dr. Knight - retten Sie mein Herz /
Julia Ärzte zum Verlieben Band 9: Verliebt in den Arzt aus Italien / Zu spät für das Glück? / Dr. Knight - retten Sie mein Herz /
eBook481 Seiten5 Stunden

Julia Ärzte zum Verlieben Band 9: Verliebt in den Arzt aus Italien / Zu spät für das Glück? / Dr. Knight - retten Sie mein Herz /

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

VERLIEBT IN DEN ARZT AUS ITALIEN von HARDY, KATE
Seite an Seite retten sie das Leben von Kindern, aber seit die hübsche Ärztin Lucy sich in ihren Chef Dr. Niccolo Alberici verliebt hat, kann sie sich nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren. Wird sie ihren Job verlieren? Nur Niccolo kann ihr jetzt noch helfen ...

ZU SPÄTE FÜR DAS GLÜCK? von TAYLOR, JENNIFER
Grace hält Dr. Harry Shaw, mit dem sie in der Landarztpraxis zusammenarbeitet, für einen Frauenhelden. Dieser Mann ist einfach zu attraktiv und lässt gegen ihren Willen sogar ihr Herz schneller schlagen. Dass sie eine falsche Vorstellung von ihm hatte, erkennt sie fast zu spät ...

DR. KNIGHT - RETTEN SIE MEIN HERZ von ROBERTS, ALISON
Die schöne Professorin Jennifer Allen und der Arzt Guy Knight sind nach einem Flugzeugabsturz ganz auf sich gestellt. Als sie in der Wildnis endlich eine Hütte finden, ist ihre Freude so groß, dass sie einander in die Arme fallen. Plötzlich erwacht das Begehren ...

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum14. Nov. 2007
ISBN9783863491383
Julia Ärzte zum Verlieben Band 9: Verliebt in den Arzt aus Italien / Zu spät für das Glück? / Dr. Knight - retten Sie mein Herz /
Autor

Jennifer Taylor

Jennifer Taylor ist Bibliothekarin und nahm nach der Geburt ihres Sohnes eine Halbtagsstelle in einer öffentlichen Bibliothek an, wo sie die Liebesromane von Mills & Boon entdeckte. Bis dato hatte sie noch nie Bücher aus diesem Genre gelesen, wurde aber sofort in ihren Bann gezogen. Je mehr Bücher Sie las, desto mehr wollte Sie selber welche schreiben. So entstand ihr erstes Buch „Bilder einer Liebe“, das prompt im September 1988 veröffentlicht wurde. Daraufhin schrieb sie 20 weitere klassische Liebesromane. Dann entdeckte die Autorin Medical Romances, als sie in der Bücherecke ihres Supermarktes stöberte. Sie war sofort gefesselt von der Mischung aus moderner Medizin und emotionsgeladener Romantik und beschloss selber einen Ärzteroman zu schreiben. 1998 wurde schließlich „War alles Lüge, Dr. Matthew?“ veröffentlicht. Seither hat Jennifer Taylor 40 Medical Romances geschrieben, aber sie verspricht, dass sie noch viele Geschichten im Kopf hat, die nur darauf warten, erzählt zu werden. Jennifer Taylor lebt in einem kleinen Dorf im wunderschönen Nordwesten von England. Ihre Familie ist inzwischen erwachsen und sie und ihr Mann nutzen die Zeit, um Reisen zu unternehmen. Zu Hause verbringen sie Zeit im Garten, gehen mit ihrem Hund „Toby“ spazieren oder genießen es einfach, nach einem netten Essen mit Freunden am Tisch zu sitzen und sich zu unterhalten.

Mehr von Jennifer Taylor lesen

Ähnlich wie Julia Ärzte zum Verlieben Band 9

Titel in dieser Serie (49)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Romanzen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Julia Ärzte zum Verlieben Band 9

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Julia Ärzte zum Verlieben Band 9 - Jennifer Taylor

    Alison Roberts

    Dr. Knight – retten Sie mein Herz

    1. KAPITEL

    „Mayday … Mayday …"

    „Cessna Bravo Papa Tango … Three zero niner … Motorversagen …"

    „Mayday Mayday …"

    Für einen Notfall hört sich der Pilot viel zu ruhig an, dachte Jennifer Allen. Aber wahrscheinlich klang sie genauso emotionslos, wenn sie in einem letzten verzweifelten Versuch, das Leben eines Patienten zu retten, Skalpell und Rippenspreizer verlangte.

    Obwohl der Eingriff eigentlich völlig sinnlos und das Ende nicht aufzuhalten war.

    Vielleicht war der Funknotruf eines kleinen Flugzeugs, das gegen einen Berg zu prallen drohte, auch nur eine Formalität. Teil eines vorgeschriebenen Ablaufs. Etwas, um zu demonstrieren, dass wirklich alles Menschenmögliche getan worden und jede echte Hoffnung vergeblich war.

    „Mayday Mayday …"

    Hinter Jennifer schrie eine Frau. Felsen und Geröllhänge waren so nah, dass man eine einzelne Blume pflücken könnte. Eine Mount Cook Lily, die nur in Neuseelands Bergen wuchs. Für einen winzigen Augenblick waren deutlich die einzelnen weißen Blütenblätter und die goldene Mitte zu erkennen, die wie ein pochiertes Ei aussah. Das Bild brannte sich in Jennifers Netzhaut, während sie plötzlich ins … Nichts stürzten.

    Warum war alles stockfinster? Und wieso war es so verdammt kalt? Jennifer wollte die Bettdecke höher ziehen, doch es gelang ihr nicht. Sie schlief noch immer tief und fest, gefangen in diesem merkwürdigen Traum, der wie ein Katastrophenfilm ablief. Sie versuchte sich zu drehen, aber ihr Arm wollte nicht mitmachen, und der restliche Körper fühlte sich bleischwer an. Ein Fuß war eingeschlafen und prickelte wie von tausend Nadeln gestochen. Oder war ihr ganzer Körper eingeschlafen? Verwirrend. Viel schöner wäre es, sich noch einmal die Blume anzusehen, aber die war verschwunden.

    Das Gewicht, das auf ihr lastete, war für eine Bettdecke viel zu schwer. Jennifer hatte keinen Hund, und sie schlief schon seit Jahren allein. Die Last wurde schmerzhaft, und sie bemühte sich, aus dem Traum aufzutauchen … aufzuwachen, die Augen zu öffnen, das schwere Ding auf ihr wegzuschieben.

    Irgendwas stimmte hier nicht.

    Jennifer konnte sich nicht bewegen. Und was sie nur wenige Zentimeter vor ihren Augen sah, musste ein Trugbild sein. Sie träumte noch immer … Die Hand, die dicht über dem Boden baumelte, gehörte einer Frau. Einer älteren Frau, an deren Ringfinger ein wunderschöner Ring mit Diamanten und Saphiren steckte.

    Der Ring kam ihr seltsam bekannt vor, und sie runzelte die Stirn. Und auch die Hand kannte sie. Ein älterer Mann mit dichtem grauen Haar hatte sie gehalten, als er der Frau beim Einsteigen in das kleine Flugzeug half. Jennifer saß bereits angeschnallt auf einem der schmalen Plätze der fünfsitzigen Maschine und sah zu, wie die anderen Passagiere einstiegen.

    „Mayday Mayday …"

    Die Erkenntnis, dass der Traum brutale Wirklichkeit war, traf sie wie ein Schlag in den Magen. Auch die Kälte hatte sie sich nicht eingebildet. Sie waren oberhalb der Baumgrenze übers Gebirge geflogen. Es war ein wundervoller, sonniger Frühsommertag gewesen, aber in dieser Höhe lag das ganze Jahr hindurch Schnee.

    Die Hand hing leblos herab. Keine Bewegung ließ erkennen, dass die Frau noch atmete.

    Panik schnürte Jennifer die Kehle zu. Sie hatte den Absturz überlebt, und nun war sie eingeklemmt unter einem Körper, der bestimmt doppelt so viel wog wie sie. Wie lange war der Absturz her? Jennifer hatte keine Erinnerung an den Moment des Aufpralls, und vielleicht war sie nur kurze Zeit bewusstlos gewesen.

    Kleine Flugzeuge trugen eine Menge Treibstoff in den Flügeln. Dieser konnte sich jeden Augenblick entzünden und explodieren.

    Jennifer war nicht bereit, einen Absturz zu überleben und dann bei lebendigem Leib zu verbrennen, gefangen im Heck einer winzigen Maschine. Sie wand sich und versuchte, Halt für ihre Füße zu finden.

    „Au!" Frustration, Schmerz und Angst ließ sie aufstöhnen.

    „Wer ist das?"

    Jennifer stockte der Atem. Es hat noch jemand überlebt, dachte sie erleichtert und voller Hoffnung.

    „Ich bin Jennifer Allen!, rief sie zurück. Der Körper auf ihr versperrte ihr jede Sicht. „Und wer sind Sie?

    „Guy Knight."

    Guy Knight war der gut gebaute jüngere Mann, der neben dem Piloten gesessen hatte. Sie hatte ihn davor schon einmal gesehen und auch seinen Namen gehört. Er war einer von rund zweihundert Landärzten gewesen, die an ihrem Wochenendseminar über Notfallmedizin teilgenommen hatten. Sie erinnerte sich, wie er am Ende ihres Vortrags über Herztam-ponade aufgestanden war und eine recht kluge Frage gestellt hatte.

    „Ich könnte etwas Hilfe gebrauchen. Jennifers Stimme klang aus Furcht schärfer als gewollt. „Auf mir liegt eine Tote, und ich kann mich nicht bewegen.

    „Sind Sie verletzt?"

    „Das kann ich erst beurteilen, wenn ich hier raus bin. Ich habe das Gefühl, als würde ein Elefant auf mir hocken."

    „Shirley hatte schon immer ein bisschen mit ihrem Gewicht zu kämpfen."

    Beinahe hätte sie hysterisch aufgelacht und dem Mann erklärt, dass sie jetzt damit zu kämpfen hätte, aber der Name erinnerte sie daran, dass die drückende Last ein Mensch war. Trotzdem wollte sie das Mitgefühl nicht. Es lenkte sie ab, sich auf das eigene Überleben zu konzentrieren. Und wie sollte sie anderen helfen, wenn sie selbst verletzt war?

    „Bill, kannst du mich hören? Bill?"

    Seine Stimme klang ganz nahe, und Jennifer fiel ein, wie eng die Kabine eigentlich war. Wenn das Wrack Feuer fing, würden sie alle innerhalb kurzer Zeit ersticken. Oder verbrennen.

    „Wer zum Teufel ist Bill?"

    „Shirleys Mann. Er ist Allgemeinmediziner in Te Anau. Ist immer gern geflogen. Jede Gelegenheit hat er genutzt, um in die Luft zu kommen. Ich schaffe es nicht vorbei an diesem … Verdammt!"

    Das Gewicht auf Jennifers Brust hob sich leicht, als die Cessna sich zur Seite neigte. Deutlich hörte sie das Kratzen der Felsen am Metall, als sie zu rutschen begann.

    Nur weil ein Möchtegernheld versuchte, irgendeinen Bill zu erreichen, würden sie womöglich alle zusammen den steilen Geröllhang hinabrauschen und vielleicht in eine abgrundtiefe Gletscherspalte stürzen!

    Jennifer war stolz darauf, dass sie noch einen Funken Selbstbeherrschung besaß, um nicht in panischer Angst zu schreien. Stattdessen fluchte sie laut und erklärte Dr. Guy Knight ungeschminkt, was sie von ihm und seinen idiotischen Aktionen hielt.

    „Herrgott noch mal!, herrschte er sie schließlich an. „Halten Sie endlich den Mund!

    Sie schwieg.

    „Wir haben uns höchstens fünfzehn Zentimeter bewegt, fuhr er fort. „Das Heck wird von einem Felsen gebremst, der sich für mindestens eine Million Jahre nicht vom Fleck rühren wird.

    Er hat recht, erkannte Jennifer. Das Flugzeug lag still da. Ihr Herz allerdings raste noch immer wie verrückt, und Luft bekam sie auch kaum. Das Vernünftigste war wohl wirklich, den Mund zu halten.

    Guy Knight schien anderer Meinung zu sein, attackierte das Wrack, ruckte und rüttelte.

    „Bislang habe ich nur Digger herausschaffen können. Er sieht nicht allzu gut aus. Und Sie haben zwei Leute auf sich liegen. Wäre Bill nicht bewusstlos, könnte er mir jetzt helfen."

    Kein Wunder, dass sie das Gefühl hatte, langsam zerquetscht zu werden. Jennifer konzentrierte sich aufs Atmen. Langsam und tief, sagte sie sich immer wieder, nicht hyperventilieren.

    „Aber er kann nicht helfen. Dr. Knight hörte sich jetzt gereizt an, und wieder schabte Metall an Stein. „Er ist tot.

    Da hob sich die Last ein wenig, und Jennifer konnte besser atmen. Der unglückliche Bill wurde von ihr gezerrt. Eigentlich sollte sie ihrem Retter für seine Anstrengungen dankbar sein, aber stattdessen ärgerte sie sich darüber, dass sie sich nicht selbst helfen konnte.

    Über ihr hörte das Ziehen und Zerren auf. Einen Moment herrschte Stille. Dann hustete jemand schwach und stöhnte leise. Lebte Bill vielleicht doch noch? Oder war es der Pilot? Wieder erklang Guys Stimme, leise und beruhigend. Ganz anders, als er mit ihr gesprochen hatte. Danach wieder Schweigen. So lange, dass Jennifer beunruhigt war.

    Warum kam er nicht zurück? Würde er überhaupt zurückkommen? Jennifer fiel ein, dass der Notfunksender durch den Aufprall aktiviert worden sein musste und wahrscheinlich schon Hilfe unterwegs war. Das beruhigte sie. Also war sie nicht ausschließlich von dem Mann abhängig, der da draußen rumorte.

    Außerdem war es ihr egal, was er von ihr dachte. Sie konnte sich selbst befreien. Da jetzt nur noch ein Mensch auf ihr lag, müsste sie es schaffen, auch wenn es hier so eng wie in einer Sardinenbüchse war. Und um Hilfe zu betteln kam nicht infrage, das war klar.

    Aber sie schaffte es nicht, sich zu drehen oder die Last beiseite zu drücken. Ihr Arm schmerzte höllisch. Außerdem fiel ihr das Atmen noch immer schwer. Für einen schrecklichen Moment lang war ihr danach zumute, aufzugeben und in Tränen auszubrechen.

    „Ist mit Ihnen da drinnen noch alles in Ordnung?"

    Er war zurück. Jennifer presste Lippen und Augen zusammen und unterdrückte mit aller Willenskraft die aufsteigenden Tränen, die ihre Schwäche verraten hätten.

    „Hallo … Dr. Allen? Reden Sie mit mir."

    Es interessierte ihn also, ob sie noch lebte. Die Besorgnis in seiner Stimme war fast zu viel für sie, und sie hatte Angst, dass sie aufschluchzen oder sogar … um Hilfe flehen würde.

    „Jennifer? Können Sie mich hören? Geht es Ihnen gut?"

    „Das wird es … sobald ich, verdammt noch mal, hier raus bin. Noch immer kämpfte sie um Kontrolle. „Helfen Sie mir nun oder nicht?

    „Sofort, Ma’am, kam die trockene, fast sarkastische Antwort. „Ich muss erst Shirleys Beine unter der Tür hervorziehen, beziehungsweise unter dem, was von der Tür übrig geblieben ist.

    Es dauerte unendlich lange. Das Wrack schaukelte leicht, angestrengtes Stöhnen war zu hören, gefolgt von lautem Hämmern. Und dann, endlich, wurde die Last von ihr gezogen, Zentimeter für Zentimeter. Jennifer konnte sich auf den Rücken drehen und mit Armen und Beinen mithelfen.

    Sie rollte sich zurück auf den Bauch, erstarrte aber, als eine große, kräftige Hand ihren nackten Oberschenkel berührte. Sehr weit oben.

    „Vorsicht, hier ist ein scharfkantiges Metallstück! Weiter zurückbiegen kann ich es nicht."

    Jennifer versuchte, ihr Bein wegzuziehen, aber die Hand blieb, wo sie war.

    „Stopp!", befahl Guy. Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.

    „Und jetzt?" Wenn Shirley durch die Öffnung gepasst hatte, müsste Jennifer zweimal durchpassen.

    „Irgendwo muss ein Erste-Hilfe-Set sein. Es hat unter Ihrem Sitz gelegen."

    „Hier ist nichts."

    „Es sieht aus wie eine große flache Sporttasche. Rot."

    Jennifer entdeckte etwas Rotes, dort, wo sie gerade noch mit dem Kopf gelegen hatte. Um es zu packen, musste sie wieder tiefer in das Wrack kriechen, aber sie wollte raus. Nur weg aus dieser schrecklich engen Höhle.

    „Wir brauchen sie, drängte Guy. „Und ich bin nicht sicher, ob ich hineinkriechen kann.

    Jennifer zögerte lange, biss schließlich die Zähne zusammen und bewegte sich auf die Tasche zu. Sie hakte die Finger in den roten Stoff und zog kräftig. Heißer Schmerz durchfuhr sie. Das Gefühl in ihrem Arm, als die Knochenstücke aneinanderrieben, war unmissverständlich. Sie hatte ihn sich beim Aufprall gebrochen.

    Vorsichtig streckte und beugte sie die Finger. Wenigstens keine neurologischen Schäden. Es war zwar nur die linke Hand, aber sie brauchte sie im Beruf. Ihre rechte Hand fühlte sich gut an, und Jennifer zerrte an der Tasche.

    „Weshalb dauert das so lange?"

    „Sie steckt fest."

    „Versuchen Sie’s mit mehr Kraft."

    „Mehr habe ich nicht, verdammt!" So etwas musste ihr keiner sagen. Wieder erwachte ihr Ärger, und Jennifer packte die Tasche erneut, diesmal mit beiden Händen. Der Zorn half ihr, den Schmerz zu ignorieren, und tatsächlich gelang es ihr, die Tasche einige Zentimeter unter dem zerquetschten Ledersitz hervorzuziehen.

    „Okay, ich glaube, ich habe sie."

    „Braves Mädchen!"

    Braves Mädchen? So war sie zuletzt als Kind gelobt worden! Mit ihren vierunddreißig Jahren erwartete sie Respekt und nicht, dass man ihr den Kopf tätschelte. Warum war sie dann so lächerlich stolz darauf, dass sie es geschafft hatte? Und wild entschlossen, diese blöde rote Tasche nicht wieder loszulassen?

    Auf dem Weg in die Freiheit spürte sie Guy Knights Hände erst auf ihren Schenkeln und dann auf ihren Hüften, als er ihr half, sich durch die enge Öffnung zu zwängen. Endlich hatte sie festen Boden unter den Füßen.

    Nun, nicht ganz. Ihre Beine schienen wie aus Gummi zu sein, und das helle Tageslicht trieb ihr die Tränen in die Augen. Reflexartig kniff sie sie zu, während sie sich Halt suchend an die Tasche klammerte.

    Er half ihr, sich hinzusetzen. „Waren Sie bewusstlos?" Kräftige Finger befühlten ihren Hals und Nacken.

    „Ja, ich glaube schon. Ich weiß noch, wie ich aufgewacht bin."

    „Können Sie sich noch erinnern, welchen Tag wir heute haben?"

    „Sonntag. Und es muss so gegen fünf Uhr nachmittags sein. Bis auf leichte Kopfschmerzen hatte die Bewusstlosigkeit anscheinend keine Auswirkungen gehabt. „Um vier haben wir das Flugzeug bestiegen, und der Pilot meinte, es würde ungefähr eine Stunde dauern, bis wir die Gegend um den Fox-Gletscher erreichen.

    „Es ist jetzt kurz nach fünf. Haben Sie Beschwerden beim Atmen?"

    „Nicht mehr."

    „Können Sie die Augen öffnen?"

    Jennifer versuchte es, blinzelte gegen das gleißende Sonnenlicht. Sein Gesicht war jetzt dicht vor ihrem. Sie sah schwarze Haare und dunkle, mit dichten Wimpern besetzte Augen, die sie kritisch musterten. Er hatte eine Wunde an der Stirn, die aber nicht mehr blutete. Wangen und Nase waren mit Blut und Schmutz verschmiert. Ein entschlossenes Gesicht, dachte Jennifer geistesabwesend. Und nicht besonders freundlich.

    „Tut Ihnen etwas weh?"

    Jennifer fühlte sich, als wäre sie von einem Zug überrollt worden. Alles an ihr schmerzte, aber es ließ sich aushalten. Selbst der gebrochene Unterarm, jetzt, da sie ihn nicht bewegte. Der Mann vor ihr sah schlimmer aus. Eine hässliche Abschürfung verlief über einen Arm, und sein weißes Hemd und die Jeans waren blutgetränkt.

    „Nein, alles okay. Jennifer starrte auf seine Beine. „Wessen Blut ist das?

    „Wahrscheinlich Bills. Guy nickte kurz. „Sie sehen einigermaßen unversehrt aus. Er streckte die Hand aus. „Geben Sie mir die Tasche. Digger braucht Hilfe."

    „Wer ist Digger?"

    „Der Pilot."

    „Oh!"

    „Es war nicht seine Schuld, antwortete er scharf. „Er war erfahren und mutig genug, diese Bruchlandung zu wagen. Ohne ihn wären wir jetzt alle tot. Abrupt wandte er sich ab.

    Jennifer erhob sich mühevoll, froh darüber, dass ihre Beine sie wieder trugen. Sie stand zwischen einem abgebrochenen Flügel und dem Rumpf der Cessna. Die Propeller waren verbogen, die Frontscheibe und das Dach weggerissen, die großen schwarzen Buchstaben verzerrt. B … P … L. Nein. Wie ein Echo hallte die Stimme des Piloten durch ihren Kopf. Bravo … Papa … Tango. Der letzte Buchstabe war ein T.

    Ihr Blick glitt zu den reglosen Gestalten am Boden. Den beiden konnte niemand mehr helfen. Jennifer folgte Guy über Felsen und Geröll zu dem Mann mit dem grauen Haar, der vor einem geborstenen Flügel lag. Guy hockte neben ihm.

    „Digger, kannst du mich hören, Kumpel?"

    Welch eine Ironie des Schicksals. Sie war einmal quer durch Neuseeland gereist, um Allgemeinmedizinern beizubringen, wie sie sich in solchen Notsituationen verhalten sollten. Nun würde sie am eigenen Leib erfahren, was es hieß, mit eingeschränkten medizinischen Mitteln und mangelndem Personal arbeiten zu müssen. Unwillkürlich lauschte sie auf den typischen Klang eines Hubschraubers, der sie aus dieser Einöde herausholen würde.

    Es war nichts zu hören, und sie blickte zum Horizont. Nicht dass es sie beruhigen könnte, den blauen Himmel nach Hilfe abzusuchen, aber was sie sah, raubte ihr den Atem.

    So weit das Auge reichte, erstreckten sich vor ihr die gezackten Gipfel der Neuseeländischen Alpen, die sich auf der Südinsel Neuseelands entlangzogen. Die Schneeflächen zwischen den öden grauen Geröllhalden reflektierten grelles Sonnenlicht. Weiter unten waren die Hänge voller Büsche und Sträucher, eine dichte grüne Decke in verschiedenen Schattierungen, die dem zerklüfteten Gelände sanfte Formen verlieh.

    Kein Wunder, dass hier oben Menschen – und Flugzeuge – für immer verloren gehen, dachte sie. Selbst mit einem Notfunksender war nicht sicher, wie lange es dauern würde, ehe sie entdeckt wurden. Vielleicht mussten die Retter erst den Sendebereich erreichen, und das bedeutete, Tausende von Quadratmeilen abzufliegen.

    Sie war allein.

    Nein. Sie waren allein.

    Da bemerkte sie Guys prüfenden Blick.

    „Wenn Sie die Gegend genug bewundert haben, könnte ich Ihre Hilfe gebrauchen."

    2. KAPITEL

    Jennifer reagierte automatisch. Sie wurde gebraucht, und das half ihr, die Verzweiflung einzudämmen. Erleichtert machte sie sich daran, zu tun, was sie am besten konnte. Es gab ihr das Gefühl, inmitten der Katastrophe die Kontrolle zurückzugewinnen.

    „Luftwege?"

    „Frei." Guy Knight öffnete die rote Tasche. Jennifer sah die ordentlich aufgerollten Binden und Schienen aus festem Karton darin. Sobald sich eine Gelegenheit ergab, würde sie ihren gebrochenen Arm schienen. Aber im Moment tat er nicht so weh. Sie konnte die Finger bewegen und sogar eine Faust machen, ohne dass es unerträglich wurde. Im Vergleich zu dem Mann am Boden hatte sie nur leichte Verletzungen.

    „War er die ganze Zeit bewusstlos?" Jennifer ging um Guy herum auf die andere Seite des Patienten.

    „Er ist aus eigener Kraft aus dem Wrack gekrochen, hat aber nur schwer Luft bekommen und klagte über starke Rippenschmerzen. Nachdem ich Bill herausgeholt hatte und nach ihm sehen wollte, war er kaum noch ansprechbar."

    Dennoch ist er zurückgegangen, um mir zu helfen, dachte Jennifer. Nun war es an ihr zu helfen, so gut sie konnte.

    „Sein Name?"

    „Jim Spade. Aber er wollte nur Digger genannt werden, solange ich ihn kenne."

    Jennifer beugte sich über den älteren Mann und rieb mit dem Handknöchel über sein Brustbein. „Digger! Können Sie mich hören? Öffnen Sie bitte die Augen."

    Der Mann stöhnte und schlug kurz die Augen auf. Dabei riss er den Kopf ruckartig herum und machte eine Handbewegung. Sprechen schien zu mühevoll zu sein.

    „Seine Atmung ist eingeschränkt, bemerkte Jennifer. „Haben Sie eine Sauerstoffflasche in der Tasche?

    „Nein."

    „Beatmungsbeutel?"

    „Nein."

    „Stethoskop?"

    „Ja."

    „Gut." Sie nahm es ihm ab und zog die Lederjacke auf Diggers Brust beiseite. Erst jetzt verstand sie, warum Guy bei diesen niedrigen Temperaturen nur mit einem T-Shirt bekleidet war. Er hatte die Lederjacke noch angehabt, als er an Bord ging, und musste sie vorhin dem Piloten gegeben haben. Digger trug ein kariertes Flanellhemd.

    „Ist eine Schere dabei?", fragte sie.

    „Ich glaube nicht."

    „Das Hemd muss weg. So kann ich nichts sehen."

    Guy beugte sich über Digger, packte das Hemd am Ausschnitt und riss es mit einem Ruck auf, als wäre es aus dünner Baumwolle.

    „Tut mir leid, Digger. Es wird sowieso Zeit, dass du dir ein hübsches neues Hemd leistest."

    Beide starrten einen Moment lang auf die magere Brust. Diggers Atem ging schnell und flach.

    „Sehen Sie?"

    „Mmh. Jennifer zeigte nicht, wie beeindruckt sie war, dass er die lebensbedrohliche Lage des älteren Mannes sofort erkannt hatte. „Paradoxe Atmung.

    Beim Einatmen hob sich Diggers Brustkorb zwar, aber auf der linken Seite sank er gleichzeitig ein. Beim Ausatmen wölbte er sich an der Stelle nach außen. Ein deutliches Zeichen für eine Rippenserienfraktur. Der Brustkorb konnte sich nicht wie gewohnt ausdehnen, es kam zur Schonatmung.

    „Wir brauchen ein paar Handtücher oder Sandsäcke oder ein Kissen. Und eine breite Bandage. Jennifer blickte auf. Guy sah sie mit hochgezogener Augenbraue nachsichtig an. Na schön, sie war hier nicht in ihrer Notaufnahme, wo alles bereitstand. Sie würde trotzdem zurechtkommen. „Dann benutzen wir eben seinen Arm als Schiene. Verbandszeug haben Sie doch, oder?

    Dass Diggers Arm dicht an den Brustkorb gebunden war, erschwerte die Untersuchung, aber seine Atmung verbesserte sich langsam. Sein Gesicht bekam wieder Farbe. Digger öffnete schließlich die Augen und versuchte zu husten, brach aber sofort wieder mit einem Stöhnen ab.

    „Legen wir ihn auf die verletzte Seite. Jennifer nahm das Stethoskop von Diggers Brust. „Wir wollen den intakten Lungenflügel so wenig wie möglich belasten. Sie seufzte. „Ich wünschte, wir hätten Sauerstoff. Oder zumindest einen Beatmungsbeutel."

    „Willkommen an vorderster Front der Notfallversorgung, sagte Guy sanft, schob vorsichtig einen Arm unter Digger und drehte ihn auf die linke Seite. Digger stöhnte. „Tut mir leid, Kumpel … Wir versuchen nur, dir zu helfen. Sobald wir können, bekommst du etwas gegen die Schmerzen.

    „Haben Sie Morphin?" Jennifer war angenehm überrascht.

    „Nur ein paar Ampullen, aber sie dürften für eine Weile reichen."

    „Das ist mehr als genug. Jennifer nickte. „Wie lange wird es dauern, bis der Rettungshubschrauber hier ist?

    Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern prüfte noch einmal Diggers Puls. Stirnrunzelnd legte sie die Finger auf eine andere Stelle am Handgelenk. „Kaum zu spüren. Haben Sie ein Blutdruckmessgerät dabei?"

    „Nein. Einen Defibrillator oder ein EKG kann ich Ihnen auch nicht anbieten. Guy zog die Lederjacke wieder über Diggers nackte Brust. „Ich fürchte, Sie müssen sich mit altmodischen Schätzungen begnügen. Wenn der Puls tastbar ist, liegt die Systole bei mindestens achtzig, und das heißt, die Nieren werden ausreichend durchblutet.

    „Aber es reicht nicht, um Morphin zu geben!, entgegnete sie scharf. „Meine Frage war durchaus angebracht. Blutdruckmesser kosten nicht die Welt und passen in jede Erste-Hilfe-Tasche. Ich hatte angenommen, dass Sie den Wert eines solchen Hilfsmittels zu schätzen gelernt haben, um es auch in einer Landarztpraxis zu benutzen!

    „Meine Erste-Hilfe-Tasche liegt in meinem Jeep und ist hervorragend ausgestattet, vielen Dank. Da ich schon oft mit Digger geflogen bin, hatte ich zur Sicherheit eine Mindestausstattung im Flugzeug deponiert. Das Morphin dürfte eigentlich nicht so frei zugänglich sein, aber weil wir es schon einmal brauchten und nicht dabeihatten, haben wir das Gesetz etwas großzügig ausgelegt und führen es seitdem an Bord."

    „Oh. Eigentlich hätte sie sich entschuldigen müssen, doch sie tat es nicht. „Er ist also ein Freund von Ihnen?

    Er lächelte flüchtig. „So könnte man sagen."

    Jennifer untersuchte Digger auf äußere Verletzungen. „Wie alt ist er?"

    „Zweiundsiebzig."

    „Und dann fliegt er noch?"

    „Gibt es einen Grund, warum er es nicht tun sollte?"

    Er musterte sie finster, aber sie zuckte nicht mit der Wimper. Nur den, dass wir abgestürzt sind, dachte sie. Aber der harte Blick aus seinen dunklen Augen ließ sie schweigen. Wenn der Pilot ernsthafte gesundheitliche Probleme hätte, wäre seine Lizenz nicht erneuert worden. Vorausgesetzt, er besaß überhaupt noch eine. Aber das sagte sie nicht laut.

    „Irgendwelche Allergien bekannt?"

    „Nein. Er hat zwar vor zehn Jahren eine neue Hüfte bekommen, ist aber ansonsten fit wie ein Turnschuh. Guy betrachtete Digger lächelnd. „Wahrscheinlich hat er sich in seinem Leben jeden Knochen mindestens einmal gebrochen. Als junger Mann war er Rodeoreiter. Er ist hart im Nehmen. Einmal hat er sich mit der Motorsäge das halbe Bein abgetrennt, die Wunde notdürftig mit Zahnseide geflickt und ist noch die fünfzig Meilen bis zu mir gefahren.

    Jennifer gab nur einen undefinierbaren Laut von sich und tastete Diggers Bauch ab. Als sie kräftiger drückte, stöhnte er und öffnete die Augen.

    „Tut weh …"

    „Okay, ich höre auf. Sie war froh, dass er jetzt wacher wirkte. „Links hat es Sie kräftig erwischt. Ein paar gebrochene Rippen und vielleicht innere Verletzungen. Wie steht es mit dem Atmen?

    „Etwas … besser."

    „Dr. Knight wird gleich einen intravenösen Zugang legen, weil wir Sie mit Flüssigkeit versorgen müssen, fuhr sie fort. Hinter sich hörte sie ein ungläubiges Schnauben und sah sich kurz um. „Ist das ein Problem?, erkundigte sie sich ruhig. „Im Notfallset befindet sich Kochsalzlösung, und ich bin davon ausgegangen, dass alles Nötige vorhanden ist, um sie dem Patienten zuzuführen."

    „Sicher."

    „Und wo liegt das Problem?"

    „Es gibt keins. Guy hielt ihrem Blick stand. „Sie sind es gewohnt, das Sagen zu haben, nicht wahr, Dr. Allen?

    Jennifer unterdrückte ihren aufsteigenden Ärger, während sie zusah, wie Guy ein Infusionsset öffnete. Er hatte doch um Hilfe gebeten, oder? Da sie im Moment über die höchste Qualifizierung verfügte, war sie davon ausgegangen, dass sie die Verantwortung übernahm.

    „Und Sie sind es offensichtlich gewohnt, ein großer Fisch im kleinen Teich zu sein. Sie lächelte humorlos. „Natürlich kann ich auch den Zugang legen.

    „Einverstanden. Guys Lächeln war ebenso eisig wie ihres. „Ich sehe mich inzwischen ein wenig um. Vielleicht finde ich etwas, womit wir Digger warm halten und es ihm ein bisschen bequemer machen können.

    „Versuchen Sie eine Funkverbindung herzustellen, forderte sie ihn auf. „Ich möchte wissen, wann die Rettungsflieger hier sind.

    Digger hob die Hand. „Funkgerät ist … kaputt", stieß er mühsam hervor.

    „Ich bin mir sicher, Dr. Knight ist verantwortungsvoll genug, ein Handy bei sich zu führen. Und wenn nicht, ich habe eins in meiner Tasche … wo immer sie sich jetzt befinden mag."

    „Und wie viele Sendemasten haben Sie auf dem Flug hierher entdeckt, Dr. Allen?"

    „Aufhören, knurrte Digger. „Ihr … benehmt euch … wie kleine Kinder. Er rang nach Luft. „Meine Schuld, dass wir hier sind … Es wird eine Weile dauern … Hab keine Lust auf … solche Zankereien."

    Zankereien? Jennifer benahm sich nie so unprofessionell, besonders nicht, wenn sie mit weniger qualifizierten Untergebenen zu tun hatte. Und was hieß denn für eine Weile? Eine Stunde? Zwei? Die Luft war eisig, und ihr wurden die Finger steif. Sie merkte es, als sie die Kappe von der Kanüle abnehmen wollte.

    Es war doch lächerlich, sich auf Machtspielchen mit einem Landarzt einzulassen!

    „Vielleicht finden Sie etwas, womit wir Digger in eine aufrechte Position bringen können!, rief sie Guy nach. „Im Liegen fällt ihm das Atmen schwerer.

    Er ging weiter, hob aber die Hand zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Sie wandte sich wieder ihrem Patienten zu.

    „Gleich pikst es ein bisschen, Digger. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie die Nadel in die durch den geringen Blutdruck flache Vene schieben konnte. „Tut mir leid, murmelte sie. „Ich weiß, es schmerzt."

    „Ach was, erwiderte Digger. „Ich müsste mich entschuldigen, Mädchen.

    „Es ist nicht Ihre Schuld gewesen, hörte Jennifer sich sagen. „Und Guy meint, ohne Ihren Mut und Ihre Erfahrung hätte keiner von uns überlebt.

    „Shirley … Bill, … sind sie noch …?" Seine Stimme klang rau.

    Jennifer schüttelte den Kopf.

    „Oh Gott!" Digger schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, hatte Jennifer den Zugang mit Pflaster fixiert und mit dem Beutel verbunden. Sie hob den Beutel hoch und öffnete den Hahn.

    „Wie heißen Sie, sagten Sie …?"

    „Ich hatte mich noch gar nicht vorgestellt. Sie lächelte ihn entschuldigend an. „Das war unhöflich von mir. Ich bin Jennifer Allen.

    „Sie sind das … hohe Tier … aus Auckland, stimmt’s?"

    „Ja … Jennifer lächelte bedauernd. „Aber das hilft uns hier nicht viel.

    „Ich werd schon wieder. Ein schwaches Lächeln spielte um Diggers Lippen. „Ich habe … neun Leben.

    „Fragt sich nur, wie viele du schon verbraucht hast. Guy war zurückgekehrt, in den Händen die Rückenlehne von einem der Sitze. Dazu einen gefütterten blauen Anorak. „Ziehen Sie den an, befahl er. „Die Sonne verschwindet bald hinter den Bergen, und dann wird es hier ungemütlich kalt."

    Jennifer zögerte, und Guys Miene entspannte sich. „Shirley braucht die Jacke nicht mehr, sagte er, einen Ton freundlicher. „Geben Sie mir den Beutel, während Sie sie anziehen. Danach bringen wir den Sitz hinter Digger.

    Kaum hatte Jennifer die Jacke an, wurde ihr schon wärmer. „Danke … Guy."

    „Gern geschehen … Jennifer."

    „Was ist denn mit Ihnen? Jennifer warf einen Blick auf seine nackten Arme. „Frieren Sie nicht?

    „Ich hole mir gleich Bills Jacke. Aber erst kümmern wir uns um Digger."

    Nicht zum ersten Mal hatte Jennifer den Eindruck, dass für diesen Mann andere Menschen an erster Stelle standen. Schuldbewusst fiel ihr ein, dass sie sich nicht genauer nach seinem Zustand erkundigt hatte. Das Blut an seinen Jeans sah noch beunruhigend frisch aus. Wenn es wirklich von Bill war, wieso war es dann nicht längst getrocknet? Sobald sie Digger versorgt hatten, war Guy an der Reihe. Ärzte waren wirklich die schlimmsten Patienten.

    „Geben Sie mir etwas Klebeband? Als er sie wieder so spöttisch musterte wie vorhin, seufzte sie. „Bitte. Mit dem Band befestigte sie den Kochsalzbeutel an der Flügelspitze.

    Nachdem Jennifer Digger in eine sitzende Position gebracht hatte, griff sie unter der Lederjacke nach seinem Handgelenk. Sie hoffte, dass die Flüssigkeitszufuhr seinen Blutdruck so weit erhöhte, dass sie ihm das Morphin verabreichen konnte.

    Da schlossen sich seine Finger um ihre zarte Hand, und er grinste.

    „Was manche Leute … alles anstellen, damit … sie die Hand eines … schönen Mädchens halten dürfen!"

    Jennifer musste lächeln. „Warum haben Sie nicht einfach gefragt?, ging sie auf seinen Scherz ein. „Was machen die Schmerzen?

    „Ziemlich … übel."

    Ihr Lächeln verblasste, als sie sich an Guy wandte. „Der Puls ist jetzt kräftiger. Können Sie etwas Morphin aufziehen?"

    „Okay."

    Die quälende Sorge in seinen Augen war ihr nicht entgangen. Anscheinend verband die beiden Männer sehr viel mehr miteinander. Jennifer griff zum Stethoskop. Dieser Mann hatte mindestens zwei lebensbedrohliche Verletzungen.

    „Was hören Sie?" Guy hatte sich wieder gefangen und zog sterile Kochsalzlösung auf eine Spritze, um damit das Morphin zu verdünnen.

    „Die rechte Seite ist in Ordnung. Die linke nicht, aber die Atemgeräusche sind schwächer geworden. Wahrscheinlich liegt ein Pneumothorax vor, verursacht durch die gebrochenen Rippen. Drücken wir die Daumen, dass sich kein Spannungspneumothorax entwickelt."

    Ihre Blicke trafen sich kurz, aber die Botschaft war deutlich. Beide wussten, wie dramatisch schnell sich die Situation verschlechtern konnte, und beide waren entschlossen, ihr Bestes zu geben, um mit Komplikationen fertig zu werden.

    Ein dünner Strahl schoss aus der Spritze, als Guy die Luftbläschen herausdrückte. „Ich dachte, ich injiziere in Fünf-Milligramm-Dosen, erklärte Guy. „Sind Sie der gleichen Meinung, Dr. Allen?

    „Bin ich, Dr. Knight."

    Diesmal ging es nicht darum, Kompetenzen abzugrenzen, aber Digger missverstand sie offenbar.

    „Lasst endlich die Doktortitel weg, knurrte er. „Man könnte auf den Gedanken kommen, ich wäre … krank oder sonst was.

    Das Schmerzmittel wirkte schon, aber nicht ausreichend, denn als sie seine Bauchdecke untersuchte, stöhnte Digger wieder.

    „Abwehrspannung im linken oberen Quadranten."

    „Redet Klartext", grollte Digger.

    „Ihre Milz könnte geprellt oder eingerissen sein. Möglicherweise auch Ihre Leber."

    Jennifer warf einen Blick auf den Beutel. Ein Liter war fast verbraucht, und sie hatten nur noch zwei. Wenn Milz oder Leber wirklich verletzt waren, würde es bald echte Schwierigkeiten geben. Sie zog ihm das zerrissene Hemd wieder über den nackten Bauch und legte dann Guys Lederjacke sorgsam darüber.

    „Danke … Jenna."

    Jennifer sah ihn scharf an. „Warum nennen Sie mich so?"

    „Jennifer … mag ich nicht. Hört sich so … vornehm an."

    Guy grinste ungeniert. „Vielleicht mag sie ihren vornehmen Namen."

    „Er ist nicht vornehm, erklärte sie ruhig. „Und ich bin es auch nicht.

    Als er einen ungläubigen Laut von sich gab, ärgerte sie sich.

    „Was soll das denn heißen?", fragte sie empört.

    „Sehen Sie sich doch an – schicke Frisur, schicke Kleidung, beste Ausbildung, Topjob in einem der führenden Krankenhäuser des Landes. Sie tragen sogar zu einem Ausflug in die Berge Kostüm und High Heels."

    „Das ist kein Kostüm! Nur ein Rock, eine Bluse … und eine Jacke."

    „Für mich sieht das nach einem Kostüm aus. Die einzelnen Teile passen perfekt zusammen. Im Glenfalloch Pub holt man die Spitzendeckchen heraus, wenn Sie in der Aufmachung dort auftauchen."

    „Ich habe nicht die Absicht, auch nur einen Fuß in den Glenfalloch Pub zu setzen, wo immer der auch sein mag!"

    „Es ist mein Stammlokal, erklärte Guy lässig. „Der beste Pub in der ganzen Gegend.

    „Ist auch meine Stammkneipe. Digger hörte sich benommen an. „Ich würde jetzt … meinen linken Arm … für ein, zwei Pints geben. Er öffnete kurz die Augen und sah Jennifer anerkennend an. „Du hast recht, mein Sohn … sie sieht toll aus. Erinnert mich an … Diana."

    „Ich wollte mich über Großstädterinnen auslassen und keine Komplimente verteilen."

    „Vielen Dank für die Blumen", murmelte Jennifer.

    „Das soll nicht heißen, dass Sie kein Kompliment verdient hätten. Guy injizierte die zweite Dose Morphin. „Sie sollten nur nicht glauben, ich wollte Sie anmachen.

    „Auf den Gedanken wäre ich nie gekommen", antwortete sie trocken.

    Sie schüttelte den Kopf. Was für eine seltsame Unterhaltung, angesichts der Umstände. Oder auch nicht. Eine grausame Laune des Schicksals hatte sie in diese zerklüftete Einöde verschlagen, und sie waren aufeinander angewiesen. Lag es daran, dass sie Digger mit anderen Augen betrachtete, als wenn er einer der Patienten in ihrer Notaufnahme gewesen wäre?

    „Es stört mich nicht, wenn man mich Jenna nennt, sagte sie zögernd zu Digger. „Ich war nur überrascht. Bisher hat mich nur mein Vater so genannt … Ihre Stimme bebte leicht. „Er ist erst vor Kurzem gestorben. Sie räusperte sich und stand steif auf. „Wir müssen einen neuen Beutel aufhängen, Guy, aber das erledige ich. Suchen Sie sich besser eine Jacke. Sie sind schon ganz blau vor Kälte.

    „Okay. Mal sehen, was ich sonst noch auftreiben kann."

    „Versuch es … hinter der Seitenklappe. Digger schloss die Augen. „Da liegen ein paar … Campingsachen …

    Es war inzwischen eisig geworden. Jennifer fühlte ihre Finger kaum noch, während sie sich mit dem Kochsalzbeutel abmühte. Sie hielt einen Moment inne, hauchte in ihre Hände und rieb sie aneinander.

    Als sie dann den Beutel mit dem Schlauch verband und aufhängte, konnte sie sehen, wie sich Guy seinen Weg ums Heck des Wracks herum suchte. Gleich darauf hörte sie ihn mit einem Stein auf eine Klappe einschlagen.

    Das Tageslicht wurde immer schwächer. Als er zurückkehrte, war die Sonne fast untergegangen und färbte die feinen Wölkchen und den Schnee auf den entfernten Gipfeln rosa.

    „Ich habe eine Plane gefunden, erklärte er zufrieden. Zu ihrer Erleichterung hatte er jetzt eine dunkelblaue gefütterte Jacke an. „Und einen Campingkochtopf. Sogar etwas zu essen. Ohne heißes Wasser bringt das Trockenfutter natürlich nicht viel, aber wir haben immerhin eine Packung Schokokekse dabei.

    „Man weiß ja nie, wann man sie braucht …", murmelte Digger.

    „Ich hole uns ein paar Steine, erklärte Guy. „Die Zeltbahn können wir am Flügel befestigen. Wenn wir dann so dicht wie möglich aneinanderrücken, sollten wir die Nacht einigermaßen gut überstehen.

    „Die Nacht?" Es kam als Krächzen heraus, aber das war Jennifer egal. „Sie meinen, heute kommt keiner mehr?"

    Guy deutete auf den orangeroten Horizont hinter den Bergspitzen. „Uns

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1