In den sanften Händen des Retters
Von Marion Lennox
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Über dieses E-Book
"Minenunglück. Zwei Einstürze. Arbeiter und Ärztin verschüttet." Alarmiert hört Notarzt Josh Campbell den Funkspruch von Wildfire Island. Denn die einzige Ärztin auf der Insel ist Maddie, seine Exfrau. Und sie ist hochschwanger! Für Josh beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit …
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Buchvorschau
In den sanften Händen des Retters - Marion Lennox
IMPRESSUM
In den sanften Händen des Retters erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Marion Lennox
Originaltitel: „Saving Maddie’s Baby"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 94 - 2016 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Susann Rauhaus
Umschlagsmotive: GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733747183
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
Helden und Heldinnen entscheiden sich nicht bewusst dafür, mutig zu sein, dachte Maddie. Meist haben sie keine andere Wahl. In ihrem Fall wurde sie unfreiwillig zur Heldin, als große Felsbrocken sie in einer Mine gefangen hielten – einer Mine, die sie erst gar nicht hätte betreten sollen.
Diese Heldin war nicht mutig. Sie war einfach nur dumm.
Schließlich wussten alle, dass es dort gefährlich war. Ian Lockhart, der Besitzer, hatte Wildfire Island schon vor Wochen mit einem Berg von Schulden verlassen und ohne die Gehälter seiner Angestellten zu bezahlen. Kurz nach seinem Verschwinden war die Mine aus Sicherheitsgründen geschlossen worden.
Wer hatte also die grandiose Idee gehabt, eine der Schichten dicht unter der Oberfläche anzuzapfen?
Schließlich gab es Gründe dafür, warum dieser Bereich bisher nicht erschlossen worden war. Der Fels war brüchig. Aber da sie keine Gehälter bekommen hatten und verzweifelt Einkommen suchten, hatten die Inselbewohner den Zaun durchtrennt und angefangen zu graben. Niemand sollte davon wissen.
Aber jetzt … vor einer Stunde war der Anruf durchgekommen. Ein zersplittertes Stück Holz der Stützbalken und ein kleiner Felsbrocken hatten einem der Inselbewohner ein zerbrochenes Bein beschert.
Wenn der Bruch nicht so schlimm gewesen wäre, hätten die Bergleute Kalifa ins Krankenhaus gebracht und ihr Geheimnis für sich behalten. Stattdessen hatten sie Maddie angerufen und sie gebeten, über die Berge zu dem verwilderten Minengelände zu kommen.
Maddie – Madeline Haddon – war zwar hochschwanger, aber die einzig verfügbare Ärztin. Die Bergleute hatten ihr gesagt, dass Knochensplitter aus Kalifas Haut ragten und er deshalb nicht transportiert werden könnte, ohne dass man riskierte, die Blutzufuhr zu durchtrennen.
Sie hatte keine andere Wahl gehabt.
Als sie in der Mine eingetroffen war, hatte es sie große Mühe gekostet, ihn zu stabilisieren. Kalifa musste dringend operiert werden, wenn er nicht für den Rest seines Lebens humpeln sollte, und Maddie machte sich Sorgen, ob sein Herz dieser Belastung gewachsen sein würde. Daher hatte sie Keanu angerufen, den anderen Inselarzt, der gerade auf dem Rückweg von einer Klinik auf dem Festland war. Sie hatte ihn gebeten, Kalifas Überführung nach Cairns zu organisieren, als sie plötzlich von unten ein ominöses Grummeln gehört hatte.
Kurz darauf kam aus der Öffnung der Mine eine große Schmutz- und Staubwolke.
Maddie hatte geglaubt, dass Kalifa und seine beiden Freunde, die sie angerufen hatten, allein gearbeitet hätten. Sie hatte nicht gedacht, dass noch weitere Männer in der Mine sein würden. Aber dann kamen sie stolpernd und vom Staub geblendet aus der Öffnung.
Sie hatte den beiden Männern dabei geholfen, Kalifa auf den Rücksitz des Jeeps zu hieven. In Notfällen wie diesen diente ihr Auto schon einmal als Ambulanz. Doch dann hatte sie sich umgedreht und entsetzt dabei zugeschaut, wie die Bergleute ins Freie gestolpert waren.
„Wie viele von euch sind da unten?", fragte sie den ersten Mann, der eine tiefe Fleischwunde am Arm hatte. Sie griff nach einem Verband und drückte ihn auf die Wunde.
„Zw … zwölf Männer", erwiderte er.
„Und sind jetzt alle draußen?" Als man sie wegen Kalifa angerufen hatte, hatte sie gedacht … Warum hatte sie nicht nachgefragt?
„Es fehlen noch drei."
„Aber warum? Wo sind sie?"
„Malus Bein ist zerschmettert, erwiderte er. „Er blutet wie verrückt.
„Sitzt er fest? Ist der Schacht eingestürzt?"
„Nur … ein bisschen Steinschlag, wo Kalifa gegen den Balken gefallen ist. Malu hatte Pech – wir wollten die Abstützung wieder aufrichten, er befand sich direkt darunter, als der Felsen runterkam. Macca und Reuben helfen ihm rauszukommen, doch sie können den Druckverband nicht länger festziehen. Aber der Schacht ist frei genug. Sie müssten gleich rauskommen. Seine Stimme erstarb. „Vorausgesetzt, sie können die Blutung stoppen.
Maddie starrte den Mann entsetzt an.
Der Staub hatte sich inzwischen gelegt. Alles sah fast so aus wie immer.
Jemand war am Verbluten …
Oh, verdammt!
Sie hatte die Männer, die aus der Mine gekommen waren, kurz überprüft. Niemand schien ernsthaft verletzt zu sein. Und sie standen einander bei. Die Krankenschwester, die sie begleitet hatte, Caroline Lockhart, kümmerte sich gerade um einen Bergmann, der anscheinend seinen Arm gebrochen hatte. Doch er stand auf zwei Beinen und schien außer Gefahr zu sein. Einige der Männer hockten auf dem Boden und husteten. Sie mussten noch untersucht werden.
Ersteinschätzung.
Ein gebrochener Arm. Schürfwunden, Schnittwunden und sonst nichts. Kalifa wartete darauf, dass man ihn ins Krankenhaus brachte.
Doch jemand war am Verbluten …
Die Ersteinschätzung sagte ihr genau, wo sie gebraucht wurde.
Aber sie war schwanger. Schwanger! Instinktiv legte sie die Hand auf den Bauch und zuckte innerlich zurück.
Wie hoch war das Risiko?
Es war nur ein kleiner Felsbrocken heruntergestürzt, sagte sie sich. Der Schacht als solcher war unversehrt.
Doch hinten im Schacht drohte Malu zu verbluten. Sie hatte keine andere Wahl.
„Helfen Sie mir, herrschte sie einen unverletzten Bergmann an. Sie griff nach seiner Hand und drückte sie auf den Verband, den sie auf die Wunde am Arm seines Kumpels gelegt hatte. „Drücken Sie ganz fest und machen Sie so weiter, bis Caroline Zeit hat, Ihnen zu helfen. Die Blutung lässt bereits nach, aber lassen Sie den Verband nicht los. Caroline, können Sie Keanu funken?
„Er ist auf dem Weg von Atangi hierher."
„Sagen Sie ihm, er soll mit dem Boot an dieser Küstenseite der Insel anlegen und so schnell wie möglich herkommen. Inzwischen sollten Sie Kalifa nicht bewegen. Er braucht einen Arzt, der ihn auf dem Transport begleitet. Die Blutzufuhr zu seinem Bein scheint stabil zu sein, solange er sich nicht rührt. Glücklicherweise haben wir genug Schmerzmittel für ihn dabei. So, und jetzt geben Sie mir Ihre Taschenlampe, befahl sie einem anderen Bergmann. „Und Ihren Schutzhelm.
„Sie … Sie können dort nicht reingehen, stammelte der Kumpel. „Doc, Sie sind schwanger. Das ist zu gefährlich.
„Natürlich ist es gefährlich. Ihr Idioten habt in einer Mine gearbeitet, die eigentlich geschlossen sein sollte. Aber habe ich eine andere Wahl? Malu hat zwei Kinder, und seine Frau ist meine Freundin. Caro, jetzt übernimmst du hier das Kommando!"
Sie griff nach ihrer Tasche, setzte sich den Helm auf und steuerte auf den Schacht zu.
„Doc, warten Sie, ich komme mit", rief einer der Männer ihr hinterher.
„Denken Sie nicht mal dran. Sie haben auch Kinder, schnappte sie zurück. „Wir haben schon vier Idioten in der Mine. Wagt ja nicht, fünf daraus zu machen!
1. KAPITEL
Dr. Joshua Campbell war so gelangweilt vom Patiencespielen, dass er jede Partie inzwischen schneller beendete. Das war zwar nicht im Sinne des Spiels, aber ihm blieb nichts anderes übrig. Er hatte schon jede verfügbare Fachzeitschrift gelesen und die Ausrüstung wieder und wieder gecheckt. Er war unruhig im Zimmer auf und ab gelaufen und hatte das restliche Personal des Cairns Air Rescue Service in den Wahnsinn getrieben. Er hatte das Gefühl durchzudrehen.
Die ganze Woche lang war nichts Außergewöhnliches passiert. In ganz Nordqueensland schien niemand auch nur auf eine Spinne getreten zu haben, und die Patiententransporte, um die er sich hatte kümmern müssen, waren reine Routine gewesen. Es hatte keinen einzigen Notfall gegeben.
„Wenn nicht bald was passiert, gehe ich noch zur Armee, sagte Josh mürrisch zu Beth, der Rettungssanitäterin. „Vielleicht nehmen sie mich ja im Bombengeschwader. Glaubst du, es gibt hier in der Gegend Bedarf an Bombendeponien?
„Warum putzt du nicht einfach mal unsere Küche, nur so zur Übung?, gab Beth verdrossen zurück. „Ferien und drei Jungs in der Pubertät? Eine Handgranate könnte nicht mehr Chaos anrichten. Wenn dir nach Explosionen zumute ist, musst du dir nur einen Haushalt zulegen. Vielleicht solltest du heiraten.
„Hab ich schon hinter mir", grummelte er.
„Ja, ich weiß, mit Maddie. Aber das ist doch schon Jahre her. Beth und Josh hatten ihre Stellen zum selben Zeitpunkt angetreten, und da sie jetzt schon viele Jahre miteinander gearbeitet hatten, gab es nur wenig, was der eine nicht vom anderen wusste. „Du hast es nicht lange genug ausgehalten, um wirklich zu wissen, was häusliches Glück bedeutet.
Doch dann verschwand ihr Lächeln. „Oh …. Verdammt, tut mir leid, Josh. Ich weiß, ihr habt das Baby verloren, aber trotzdem … Das ist doch alles schon so lange her. Glaubst du, dass du und Karen vielleicht …"
„Nein! Er sagte es mit mehr Nachdruck als beabsichtigt und war selbst erstaunt über die Heftigkeit seiner Antwort. Sie befanden sich im Personalraum, der zu dem großen Hangar gehörte, in dem die Rettungsflugzeuge standen. Die Tür war offen, und seine Stimme hallte in dem gewölbten Hangar wider. „Nein
, wiederholte er ein wenig leiser, „Familienleben interessiert uns beide nicht."
„Und ihr seht euch immer weniger, sagte Beth nachdenklich. „Wie wäre es mit einem Dating Portal? Vielleicht findest du ja so die richtige Frau?
„Beth …"
„Du bist jetzt sechsunddreißig, Josh. Zugegeben, du siehst immer noch sehr gut aus. Aber das wird nicht immer so bleiben. Ehe du es dich versiehst, brauchst du eine Gehhilfe und bist deprimiert darüber, dass du keine Enkelkinder hast …"
„Jetzt steht mein Entschluss fest – ich werde mich definitiv für das Bombengeschwader bewerben, erwiderte er und warf ihr ein Bündel Papiere hin. „Nur um vor dir zu flüchten. Schau dir lieber mal das Dokument hier an. Ich hab zwar schon alle Papiere geordnet, aber was soll’s? Dann hab ich wenigstens die Zeit, mein Bewerbungsschreiben für die Armee auszufüllen.
In diesem Moment meldete sich das Funkgerät. Beide griffen danach, aber Beth schnappte es sich zuerst. Sie hörte den kurzen Anweisungen am Ende der Leitung zu, während ihre Miene immer ernster wurde.
Die Papiere lagen vergessen auf dem Boden. Josh griff schon nach seiner Jacke. Er kannte diesen Gesichtsausdruck. „Was ist los?", erkundigte er sich, nachdem sie das Gespräch beendet hatte.
„Es gibt Ärger, erwiderte sie und zog sich ebenfalls die Jacke an. „Auf Wildfire Island ist eine Mine eingestürzt. Einer der Bergleute hat ein gebrochenes Bein und muss nach Cairns überführt werden. Das Flugzeug geht um zehn.
„Ein Mineneinsturz?, wiederholte Josh. „Und nur ein Mann ist verletzt worden?
„Ja, gleich zu Beginn. Eine der Abstützungen ist eingebrochen. Hat das Bein des Mannes zerquetscht, aber diese Idioten haben wohl nicht begriffen, dass sie die Mine evakuieren sollten. Jetzt hingegen … Sie schüttelte den Kopf. „Der Einsturz scheint ziemlich heftig zu sein. Wir haben noch nicht alle Informationen, aber es sieht so aus, als wäre eine Ärztin aus der Gegend ebenfalls eingeschlossen.
Eine Ärztin aus der Gegend.
Wildfire.
Etwas in Josh erstarrte zu Eis.
Beth sah ihn an. „Was ist los?"
„Du hast gesagt Wildfire. Ein Teil der M’Langi Gruppe?"
„Ja."
„Da arbeitet doch Maddie."
„Maddie? Ihre Augen weiteten sich. „Deine Maddie?
„Wir sind ja nicht verheiratet."
„Ich weiß, und das seit Jahren. Aber woher willst du das wissen?"
„Naja, ich … ich verfolge ihren Weg ein bisschen. Sie arbeitet zwei Wochen auf der Insel und zwei Wochen auf dem Festland. Ihre Mutter lebt in einem Altersheim in Cairns."
„Verstehe, nickte Beth verblüfft, dann schien es ihr plötzlich zu dämmern. „Heißt das, du stalkst sie?
Das sollte zwar ein Witz sein, aber Josh fand es nicht