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Der Neubeginn
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eBook334 Seiten4 Stunden

Der Neubeginn

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Über dieses E-Book

Der Crighton Clan: So harmonisch, wie diese große Anwaltsfamilie sich gibt, ist sie nur auf den ersten Blick, Unter der glatten Oberfläche verbergeb sich verbotene Leidenschaften, zerstörerische Rivalitäten und brennender Ehrgeiz. Besonders Olivia und Caspar verspielen ihr Liebesglück, weil sie echte und scheinbare Konflikte nicht bewältigen können. Nach zehn gemeinsamen Jahren halten beide ihre Ehe für zerrüttet Caspar Johnson - Der sympatische Jurist: Er weiß, dass sich Olivia immer als ungeliebtes Kind ihres Vaters David empfunden hat und sich bei ihm vergeblich bemühte, als Anwältin anerkannt zu werden. Als David nach langer Abwesenheit zur Familie zurückkehrt, fühlt sie sich in ihrer selbst erschaffenen Existenz von ihm so bedroht, dass sich ihre Aggressionen auch gegen den verständnisvollen Caspar wenden. Es gelingt ihm daher nicht mehr, zu ihrem Herzen durchzudringen... Olivia Crighton - Die ehrgeizige Anwältin: Jedes Gespräch mit ihrem Mann mündet in Streit. Ihr Sexleben ist auf dem absoluten Nullpunkt. Während eines Familienaufenthalts in Amerika eskaliert die Situation, Im Zorn kehrt die sensible Olivia mit den beiden Töchtern Amelia und Alex nach England zurück. Caspar bleibt trotzig in seiner Heimat. Erst als seine Frau schwer erkrankt, fliegt er auf Bitten ihres Vaters David zu ihr. Kann sich Caspar noch mal mit Olivia aussöhnen?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum15. Dez. 2016
ISBN9783733769727
Der Neubeginn
Autor

Penny Jordan

Am 31. Dezember 2011 starb unsere Erfolgsautorin Penny Jordan nach langer Krankheit im Alter von 65 Jahren. Penny Jordan galt als eine der größten Romance Autorinnen weltweit. Insgesamt verkaufte sie über 100 Millionen Bücher in über 25 Sprachen, die auf den Bestsellerlisten der Länder regelmäßig vertreten waren. 2011 wurde sie vom britischen Autorenverband Romantic Novelists‘ Association für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Penny Jordan wurde 1946 im englischen Preston geboren. Als Teenager zog sie nach Cheshire, wo sie bis zu ihrem Tode blieb. Sie besuchte die Todmorden Grammar School und arbeitete anschließend als Schreibkraft in Manchester. Während ihrer Zeit als Bankangestellte, schenkte ihr Steve Halsall, Buchhalter und ihr zukünftiger Ehemann, ihre erste Schreibmaschine – eine Autorin war geboren. Penny behauptete später oft, sie habe Geschichten erfunden, seit sie denken könne. Im Alter von zehn Jahren hörte sie zum ersten Mal vom Mills & Boon-Verlag, als eine Nachbarin ihrer Mutter die Zeitschrift "Woman’s Weekly" gab. Mit Anfang zwanzig begann sie zu schreiben und veröffentlichte in den ersten Jahren unter verschiedenen Pseudonymen 25 Regency-Romane, zwei Liebesromane und einen Romantic Thriller. Dann erfuhr sie, dass der Romance Verlag Mills & Boon nach neuen Autoren suchte. "Ich war immer ein Fan von Mills & Boon-Romanen – am Tag der Veröffentlichung meiner Lieblingsautorenhabe ich immer so früh wie möglich Feierabend gemacht, um rechtzeitig in die Buchhandlungen zu kommen und ein Exemplar zu ergattern, bevor alle vergriffen waren. Irgendwann nahm ich all meinen Mut zusammen und bot Mills & Boon mein erstes eigenes Buch. Ich entschied mich für die Art Liebesroman, die ich selber am liebsten lese, mit einem Wüstenprinzen als Helden. Dieser erschien unter dem Titel 'Falcon's Prey' [bei CORA unter dem Titel "Betörende Nächte in Kuwait" bei Julia erschienen, die Red.]. Über Wüstenprinzen zu schreiben hat mir immer großen Spaß gemacht, und sie sind so etwas wie mein Markenzeichen geworden. " Die Lektorin, die Penny Jordans Roman 1980 in einem Stapel unveröffentlichter Manuskripte entdeckte, sagte über sie: "Ein Naturtalent – eine geborene Geschichtenerzählerin mit einem einzigartigen, kraftvollen und leidenschaftlichen Ton. "Die Manuskripte, die Penny Jordan auf ihrer alten Schreibmaschine schrieb, waren berüchtigt, weil oft Heldennamen und einzelne Buchstaben fehlten, da Pennys Arbeitsweise impulsiv war und die Maschine kleine Macken hatte. Daher ...

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    Buchvorschau

    Der Neubeginn - Penny Jordan

    IMPRESSUM

    Der Neubeginn erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2001 by Penny Jordan

    Originaltitel: „Starting Over"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRESTIGE

    Band 55 - 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Übersetzung: Emma Luxx

    Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

    Veröffentlicht im ePub Format in 12/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733769727

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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    1. KAPITEL

    „Sex! Sex! Kannst du eigentlich an nichts anderes denken als an Sex?", fauchte sie wütend.

    „Wir sind verheiratet. Wir sollten Sex haben", erwiderte Caspar ohne Rücksicht auf Verluste, wobei seine eigene Wut und das Gefühl, etwas schlecht gehandhabt zu haben, von ihrer Wut noch angefacht wurde.

    „Wir sollten unheimlich vieles, entgegnete Olivia schneidend. „Gestern hätten wir zum Beispiel eigentlich mit den Mädchen in den Park gehen sollen, aber du musstest ja unbedingt mit deinem Bruder Golf spielen.

    „Ach, jetzt verstehe ich, so ist das also?, provozierte Caspar sie. „Es gibt keinen Sex, nur weil ich mir erlaubt habe, mir gestern ausnahmsweise mal mit meinem Bruder einen schönen Tag zu machen?

    „Deinem Halbbruder, genauer gesagt", stellte Olivia kühl richtig.

    Ihr Herz klopfte rasend schnell. Sie fühlte sich krank, atemlos und überwältigt von der schieren Intensität ihrer Gefühle und der Anstrengung, sie unter Kontrolle zu bringen.

    Gleich würde ihr der Schweiß ausbrechen und dann … dann … Aber nein, sie würde sich nicht gestatten, sich krank zu fühlen, geschweige denn krank zu sein; täte sie es, brächte sie das zu sehr in die Nähe ihrer Mutter und der Neurosen, von denen diese getrieben wurde. Dem ewigen Kreislauf von Fressorgien und Entleerung, der das Leben ihrer Mutter beherrscht hatte und das Leben aller, die um sie herum gewesen waren.

    Sie waren jetzt seit ein paar Wochen in den USA, in erster Linie weil einer von Caspars Halbbrüdern heiratete, aber auch, damit Caspar ein bisschen Zeit mit seiner großen und weit verzweigten Familie verbringen und ihnen seine Frau und die beiden Töchter vorstellen konnte.

    Olivia hatte ursprünglich nicht mitfahren wollen, weil sie im Moment so viel zu tun hatte, dass sie allein der Gedanke an Urlaub vor Nervosität ganz krank machte. Weil sie sich geweigert hatte, war es zwischen Caspar und ihr zu einer lautstarken Auseinandersetzung gekommen.

    Dass sie es sich dann in letzter Minute doch noch anders überlegt hatte, hatte nicht etwa damit zu tun, dass sie Caspar eine Freude machen wollte, sondern schlicht damit, dass sie sich strikt weigerte, es ihrer Familie gleichzutun und ihren Vater willkommen zu heißen, der in seine Heimatstadt zurückgekehrt war. Der Umstand, dass sie entschlossen war, die Familienfeier zu boykottieren, hatte den bestehenden Riss zwischen Caspar und ihr noch weiter vertieft.

    Wie habe ich bloß jemals glauben können, Caspar sei anders, fragte sie sich jetzt verbittert. Wie hatte sie sich nur einbilden können, dass sie für ihn immer an erster Stelle käme? Dabei war er genau wie alle anderen Menschen in ihrem Leben auch. O ja, sie behaupteten zwar, sie zu lieben, aber in Wahrheit … in Wahrheit …

    Sie schloss die Augen und erschauerte vor Kälte, obwohl es in dem Hotelzimmer warm war. Der Druck, den sie im Kopf verspürte, verstärkte sich noch, als sie den Ausdruck in den Augen ihres Onkels Jon zu verdrängen versuchte, als der über seinen Zwillingsbruder David – ihren Vater – gesprochen hatte. Wie konnte Onkel Jon ihren Vater nach allem, was er getan hatte, immer noch lieben?

    Vor ein paar Tagen hatte Jon sie angerufen und gedrängt, nach Hause zu kommen, um an der Party in Fitzburgh Place teilzunehmen, mit der die Hochzeit ihres Vaters mit Lord Astleghs Kusine Honor gefeiert werden sollte, aber Olivia hatte sich geweigert.

    Sie verstand nicht, warum sie sich ständig so hin und her gerissen fühlte und warum es ihr zunehmend schwerer fiel, ihre Panik unter Verschluss zu halten. Diese schreckliche Angst. Dieses unheimliche Gefühl, als ob sie sich unweigerlich Schritt für Schritt vom Rest der Menschheit entfernte.

    Caspar sprang jetzt aus dem Bett, das Gesicht angespannt vor Wut. Hatte sie wirklich einmal geglaubt, ihn zu lieben? Es kam ihr unvorstellbar vor. Als sie sich an ihre Gefühle von früher zu erinnern versuchte, war in ihrem Kopf nur gähnende Leere.

    „Danny hat uns in sein Chalet in Colorado eingeladen. Wir könnten Ski …"

    „Nein", fiel sie ihm ins Wort.

    Während Olivia ihren Mann beobachtete, spürte sie ein Gefühl von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in sich aufsteigen. Die Liebe, die sie einst verbunden und die zwei Töchter hervorgebracht hatte, hatte sich in Luft aufgelöst. Sie waren sich fremd geworden. So fremd, dass Caspar es wahrscheinlich nicht einmal zu schätzen wusste, dass sie einen Berg von Arbeit, den sie nach ihrer Rückkehr bewältigen musste, in Kauf genommen hatte, um ihn nach Amerika zu begleiten.

    Sie hatte das Gefühl, dass ihr gleich der Schädel platzte. Ihr ganzes Leben lang hatte sie gegen ihren Großvater ankämpfen müssen, weil sie den Wunsch verspürt hatte, in die Fußstapfen ihrer Familie zu treten und Anwältin zu werden. Sie, als Frau! Er würde triumphieren, wenn sie jetzt versagte.

    „Ich muss nach Hause. Meine Arbeit …"

    „Immer geht es nur um deine Arbeit. Und was ist mit deiner Ehe?"

    Ihre Ehe. Olivia warf ihm einen distanzierten Blick zu.

    „Unsere Ehe ist keine Ehe mehr, Caspar", erklärte sie. Das Gefühl von Erleichterung, das bei diesen Worten in ihr aufstieg, war fast so berauschend, als ob sie ein Glas Champagner hinuntergestürzt hätte. Sie spürte, wie sich ihre Stimmung hob und die Anspannung von ihr abfiel.

    „Was … was zum Teufel redest du da?", hörte sie Caspar fragen, aber sie hatte sich bereits von ihm abgewandt, ihre Entscheidung war gefallen.

    „Ich finde, wir sollten uns trennen", hörte sie sich selbst sagen.

    „Trennen?"

    Sie merkte, dass sie den Atem anhielt, als sie das Entsetzen in seiner Stimme mitschwingen hörte. Fast so, als ob sie wartete … aber worauf?

    „Ja, bestätigte sie ruhig. „Wir werden es selbstverständlich alles ordentlich regeln … vom rechtlichen Standpunkt aus …

    „Das ist natürlich das Erste, woran du denkst … schließlich bist du ja eine Crighton", gab Caspar verbittert zurück.

    Olivia wich seinem Blick aus.

    „Das hat dir nie gepasst, stimmt’s?", fragte sie leise.

    „Mir hat es nur nie gepasst, dass diese Ehe immer aus mehr als zwei Personen bestand, Livvy."

    „Du wolltest die Kinder doch ebenso wie ich", fuhr Olivia verletzt auf.

    „Ich rede nicht von den Mädchen, stieß Caspar hervor. „Ich rede von deiner verdammten Familie. Du kommst mir wie ein kleines Mädchen vor, Livvy. Du lebst in der Vergangenheit und schaffst es einfach nicht, davon loszukommen.

    „Das stimmt nicht. Ihr Gesicht war weiß geworden wie ein Blatt Papier. „Wer …

    „Es hängt mir zum Hals heraus, den Sündenbock für das zu spielen, was andere dir angeblich angetan haben, Livvy. Es hängt mir zum Hals heraus, dafür verantwortlich gemacht zu werden, nur weil ich ebenso ein Mann bin wie dein Vater und dein Großvater und Max. Es hängt mir zum Hals heraus, den Kopf für das emotionale Gepäck hinzuhalten, das du so beharrlich mit dir herumschleppst – du mit deiner gottverdammten Opferhaltung!"

    „Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen?"

    „Weil es die Wahrheit ist, entgegnete Caspar kalt. „Und ich habe es auch satt, als Wiedergänger deines Vaters, Großvaters und Cousins zu fungieren, Livvy … und erst recht habe ich es satt, für dich den Sandsack zu spielen. Es wird höchste Zeit, dass ich mir auch ein bisschen was vom Leben hole und endlich dieses Buch schreibe, das ich schon so lange schreiben will, mir diese Harley kaufe und durch dieses Land fahre … damit ich mich endlich wieder einmal richtig lebendig fühle.

    Olivia starrte ihn an, als ob er ein Fremder wäre. Dieser egoistische, unsensible Mann mit seinen pubertären Fantasien und der totalen Missachtung, die er gegenüber den Bedürfnissen ihrer Kinder und ihren eigenen an den Tag legte, war nicht der Caspar, den sie zu kennen geglaubt hatte.

    „Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir je eingebildet habe, dich zu lieben, Caspar, sagte sie heiser. „Oder warum ich dich geheiratet habe, fügte sie hinzu, während sie sich fragte, ob er wohl hörte, wie all ihre Träume, ihre Ideale und ihre Liebe in diesem Moment in Millionen Scherben zersplitterten.

    „Ach, nein? Dann hast du wirklich ein verdammt kurzes Gedächtnis. Du hast mich geheiratet, weil du deiner Kindheit entkommen wolltest", sagte Caspar.

    Ihre Kindheit. Als er das Zimmer verließ, schloss Olivia, am ganzen Körper zitternd, die Augen.

    In ihrem Mund war ein bitterer Geschmack. Sie hatte nie eine richtige Kindheit gehabt. Manchmal war ihr, als hätte sie bereits bei ihrer Geburt gewusst, dass sie ungeliebt war, weil sie nicht das Kind – der Sohn – war, den sich ihr Vater und – wichtiger noch – ihr Großvater gewünscht hatten.

    Ihretwegen war Olivia ihr ganzes Leben lang so entschlossen gewesen, sich selbst zu beweisen … ihnen zu beweisen, dass sie etwas wert war. Ihretwegen hatte sie sich in diesen letzten Monaten so abgerackert, um ihre selbst gesteckten Ziele zu erreichen, obwohl es sich immer mehr so anfühlte, als ob sie auf einem Drahtseil über eine erschreckend tiefe Schlucht balancierte. Es bedurfte nur eines falschen Schritts, um abzustürzen … eines versäumten Atemzugs … aber sie musste es machen. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Töchter. Sie war wild entschlossen, ihnen zu ersparen, dass sie es als einen Makel empfanden, als Mädchen auf die Welt gekommen zu sein. Seit David untergetaucht war, nachdem die Wahrheit über ihn ans Licht gekommen war, wurde sie von dem, was er getan hatte, verfolgt.

    Und jetzt war er plötzlich wieder da, doch statt ihn, so wie er es verdiente, zu schneiden, feierten alle seine Rückkehr, während sie …

    Ihre Kopfschmerzen nahmen noch zu und mit ihnen auch ihre Angst und Verzweiflung.

    Wenn du erst wieder zu Hause bist, geht es dir bestimmt gleich besser, versuchte sie sich gut zuzureden. Wenn sie erst wieder bei ihrer Arbeit war. Wenn sie ihr Leben wieder unter Kontrolle hatte …

    2. KAPITEL

    Haslewich … Crighton-Land …

    Crighton-Land. Ihr Mund mit der schön geformten vollen Oberlippe verzog sich verächtlich.

    Über die Crightons wusste sie aus den Erzählungen der zweiten Frau ihres Großvaters, der armen Tania, alles.

    Tania war so am Boden gewesen, als ihr Großvater sie gerettet, ihr das Selbstvertrauen zurückgegeben und ein neues Leben für sie aufgebaut hatte.

    „In solchen Situationen sollte man eigentlich immer beide Seiten hören, Sara", hatte ihr Vater sie zur Vorsicht gemahnt, als sie vor Wut fast explodiert war über das, was die Crightons Tania angetan hatten.

    „Aber, Dad, sie ist so verletzbar, so hilflos … es kann einfach keine Entschuldigung dafür geben, dass sie sie so hängen gelassen haben. Es war herzlos und grausam …

    Als ihr die Tränen gekommen waren, hatte ihr Vater bedauernd den Kopf geschüttelt.

    Sie war damals achtzehn gewesen, und vielleicht hatte sie alles ja ein bisschen zu sehr schwarzweiß gesehen. Inzwischen war sie älter geworden und betrachtete die Dinge in einem nüchterneren Licht, aber in ihrem tiefsten Innern widerstrebte es ihr immer noch, ihre Antipathie gegen die Crightons aufzugeben. Was wahrscheinlich die reine Gefühlsduselei war … und unlogisch obendrein. Sie schüttelte den Kopf. Nein, das stimmte nicht. Die Crightons waren ganz klar Holzköpfe, ein Clan, der nur daran interessiert war, die eigenen Interessen durchzusetzen.

    „Die Crightons sind praktisch Haslewich, hatte Tania ihr einst mit ihrer sanften Kleinmädchenstimme erzählt. „Alle schauen bewundernd zu ihnen auf, aber … Sie hatte sich unterbrochen und war zusammengeschauert. „Sie haben mich so eingeschüchtert und … und ich habe mich immer so unerwünscht gefühlt. Sogar meine eigenen Kinder …"

    Ihr waren die Tränen gekommen, und Sara hatte das Gefühl gehabt, gleich mitweinen zu müssen – und nun war sie hier. Sie hatte gerade ihr Auto am Marktplatz abgestellt, den sie jetzt neugierig überquerte.

    Es war Mittagszeit, und sie hatte Hunger – richtigen Heißhunger. Sie schaute sich suchend um und beschloss, eine enge, interessant wirkende Straße, die vom Marktplatz abzweigte, zu erkunden.

    Ein Wegweiser verkündete: „Uferweg".

    Hier ging es also zum Fluss. Sara liebte Wasser. Ihr Vater segelte leidenschaftlich gern, und als Mädchen hatte sie ihn oft auf seinen Segeltörns begleitet.

    Nachdem sie ein Stück gegangen war, entdeckte sie ein kleines Restaurant. Ein kurzer Blick ins Innere verriet ihr, dass es geöffnet war. Sara beschloss, den Versuch zu wagen, und stieß die Tür auf, dann blieb sie verwirrt stehen, als sich eine völlig aufgelöst wirkende Frau mittleren Alters auf sie stürzte und atemlos fragte: „Sara …?"

    „Äh … ja", erwiderte sie total verdutzt, weil ihr völlig schleierhaft war, woher die Frau ihren Namen kannte.

    „Na, Gott sei Dank, rief die ältere Frau aus. „Die Zeitarbeitsagentur hat uns schon so oft im Stich gelassen, aber sie haben mir hoch und heilig versprochen, dass sie diesmal – hier entlang, fügte sie hinzu, wobei sie Sara bedeutete, ihr zu folgen, als sie zwischen den besetzten Tischen hindurchging.

    Sara, die fast das Gefühl hatte, in Alice hinter den Spiegeln gelandet zu sein, folgte ihr.

    Nachdem sie den hinteren Teil des Restaurants erreicht hatten, öffnete die Frau eine Tür und ließ Sara den Vortritt, während sie sagte: „Ich muss mich für die Unordnung entschuldigen, aber wir sind ja dermaßen im Stress. Ich habe mir zwar alle Mühe gegeben, mit der Buchhaltung auf dem Laufenden zu bleiben, doch ich schaffe es beim besten Willen nicht. Aber jetzt sind Sie ja da … ach ja, und der Computer geht Gott sei Dank auch wieder. Wahrscheinlich hat ihn die Neuigkeit, dass wir einen Michelin-Stern bekommen haben, genauso umgehauen wie uns. Natürlich werden wir jetzt mit Tischreservierungen überschwemmt, was wunderbar ist. Oder wäre, wenn wir nicht die nächsten drei Wochenenden wegen Hochzeiten völlig ausgebucht wären. Nicht dass wir uns darüber beklagen, das ganz bestimmt nicht, es ist nur …" Während sie eine Pause einlegte, um nach Luft zu schnappen, schaute sich Sara in dem voll gestopften kleinen Büro um.

    Seltsamerweise hatte es Balkontüren, die sich zu einem hübschen kleinen städtischen Park hin öffneten. Als die Frau ihren Blick sah, lächelte sie.

    „Wir haben erst vor kurzem dieses Lokal hier eröffnet. Es war ursprünglich ein Café, und wir haben das Haus nebenan gekauft. Das Büro war der hintere Salon des Hauses, und wir haben beschlossen, die Balkontüren zu lassen …"

    „Es ist sehr hübsch." Sara lächelte.

    „Na ja, ja, hoffentlich können wir es nächsten Sommer besser nutzen. Ich bin übrigens Frances Sorter, stellte sie sich vor. „Ich nehme an, die Agentur hat Ihnen erzählt, dass ich und mein Mann die Besitzer des Restaurants sind. Unser Küchenchef verwendet fast nur ökologische Produkte, und mein Mann baut so viel er kann selbst an. Also, ich weiß nicht, ob die Agentur mit Ihnen über die Bedingungen gesprochen hat oder …

    „Äh, nein, haben sie nicht", gab Sara wahrheitsgemäß zurück.

    Jetzt wäre es eigentlich an der Zeit gewesen, Frances Sorter aufzuklären, dass hier ein Missverständnis vorlag, und dass sie nicht diejenige war, die die Frau erwartet hatte, aber Sara merkte, dass sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund zuhörte, wie Frances ihr die überraschend großzügigen Arbeitsbedingungen schilderte.

    „Es ist natürlich nur für ein paar Monate, wurde ihr mit einem Anflug von Besorgnis erklärt. „Darüber hat man Sie doch informiert, oder? Mary, unsere Buchhalterin, erwartet ein Baby, und sie wird bestimmt zurückkommen, aber …

    Ein paar Monate … Sara überlegte. Sie hatte am Ende des letzten Schuljahres an der Schule gekündigt, an der sie zuletzt als Aushilfslehrerin gearbeitet hatte. Sie hatte bereits verschiedene Möglichkeiten ins Auge gefasst, einschließlich der, sich im Ausland eine Stelle zu suchen, und ihr Vater hatte ihr sogar angeboten, dass sie ihren alten Ferienjob zurückbekommen und bei ihm an der Universität als Assistentin arbeiten könnte, falls sie es wollte. Es gab wirklich keinen vernünftigen Grund, warum sie ausgerechnet hier in „Crightonville" arbeiten sollte. Genau gesagt sprach alles dafür, dass sie es nicht tun sollte. Und warum nickte sie dann zustimmend und versicherte Frances Sorter, dass sie mit dem Gehalt, das man ihr anbot, einverstanden war?

    Obwohl sie schon immer ausgesprochen spontan gewesen war – ein Charakterzug, mit dem sie sich früher öfter Schwierigkeiten eingehandelt hatte – war sie jetzt sogar selbst überrascht, sich sagen zu hören: „Obwohl es da noch ein Problem gibt. Ich … also … ich habe bis jetzt noch keine Wohnung hier und …"

    „Oh, das ist kein Problem. Frances Sorter strahlte übers ganze Gesicht. „Oben im ersten Stock steht eine Wohnung leer, die können Sie haben. Genau gesagt ist es sogar so, dass Sie uns einen Gefallen tun, wenn Sie dort einziehen. Die Versicherung besteht nämlich darauf, dass die Wohnung vermietet wird. Offenbar sehen sie in einem unbewohnten Gebäude ein höheres Versicherungsrisiko, weil Diebe leichter einbrechen können. Die Wohnung ist nur klein, aber die früheren Besitzer haben sie komplett renoviert und … na, am besten gehen wir gleich mal rauf und schauen sie uns an, was meinen Sie?

    Na, das ist ja ein Ding, dachte Sara eine halbe Stunde später, nachdem sie sich von Frances verabschiedet hatte. Als sie heute Morgen von ihrer Freundin weggefahren war, hatte sie mit keinem Gedanken daran gedacht, nach Haslewich zu fahren, geschweige denn, hier einen Job anzunehmen, und doch war sie jetzt hier … Sara gehörte zu jenen Menschen, die fest an das Schicksal glaubten und nach Chancen griffen, um die vorsichtigere und weniger fantasiebegabte Menschen einen großen Bogen machten. Ihrer Meinung nach war das Leben ein Abenteuer oder sollte es zumindest sein. Ihre Augen begannen zu funkeln. Wer weiß, aber vielleicht bekam sie ja sogar eine Gelegenheit, den Punktestand für ihre zarte und verletzliche Stiefgroßmama ein bisschen auszugleichen und einigen dieser aufgeblasenen Crightons ihren Platz zu zeigen. Auf jeden Fall war es eine Herausforderung, die sie mit Freuden annehmen würde!

    Sein Mandant war von einem Zellengenossen im Drogenrausch tätlich angegriffen worden, und als Nick ihm helfen wollte, hatte man mit einem Messer auf ihn eingestochen.

    Glücklicherweise waren keine wichtigen inneren Organe verletzt worden, obwohl sich der Heilungsprozess länger als erwartet hinzog, weil die Wunde sich entzündet hatte. Die Entzündung war mittlerweile zurückgegangen, aber sein Arzt hatte ihm dringend ans Herz gelegt, noch ein bisschen langsam zu treten, bis die Verletzung ganz verheilt war.

    Ja, es war wirklich nett von Saul und Tullah, dass sie sich so rührend um ihn kümmerten, aber die Wahrheit war, dass er bei dem ganzen Wind, den sie um ihn machten, langsam anfing, sich schrecklich zu langweilen.

    Er war schließlich ein erwachsener Mann, der daran gewöhnt war, seine knappe Freizeit mit Aktivitäten außerhalb des Hauses zu füllen; Aktivitäten, die ihm Spaß machten: Bergsteigen und Segeln, Wildwasserkanufahren … alles, Hauptsache, es brachte Spaß und einen hübschen kleinen Kick … nicht dass er je irgendwelche gefährlichen Risiken in Kauf nähme … na gut, nicht so oft jedenfalls!

    Bei der letzten Kontrolluntersuchung hatte er seinen Arzt zu überzeugen versucht, dass es ihm gut genug ginge, um an seine Arbeit zurückkehren zu können. Immerhin sei ein Anwalt ja nicht unbedingt körperlich gefordert, hatte er schlau argumentiert.

    „Nun, da ist was Wahres dran, hatte der andere Mann zugestimmt. „An einem Schreibtisch zu sitzen oder vor Gericht ein Plädoyer zu halten dürfte der Wunde, die jetzt offenbar wirklich langsam verheilt, nicht allzu sehr schaden …

    „Prima! Dann kann ich also wieder arbeiten?", hatte er begierig gedrängt.

    „Machen Sie sich nicht lächerlich, Nick, hatte der Arzt freundlich widersprochen. „Sie sind zwar Anwalt, aber wie mir bekannt ist, schieben Sie nicht gerade eine ruhige Kugel. Ihr Job bringt allerhand Risiken mit sich, die kein normaler Mensch mit einem gesunden Respekt für seine körperliche Sicherheit je in Kauf nehmen würde.

    Nick hatte nur die Schultern gezuckt, weil sich dagegen schwer etwas einwenden ließ. Seine Arbeit – er fungierte als eine Art Unterhändler für Leute, die im Ausland mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren – brachte ihn oft in gefährliche Situationen. Wenn er es mit einer besonders korrupten Regierung zu tun hatte, hatte er keine Hemmungen, irgendwelche Funktionsträger zu bestechen, um seinen Mandanten freizubekommen, und dann war es ratsam, möglichst schnell die Kurve zu kratzen.

    Angefangen hatte alles damit, dass er als frisch zugelassener Strafverteidiger im Namen der Eltern eines Studienkollegen ein Gesuch an eine fernöstliche Regierung gestellt hatte, um zu erreichen, dass ihre Tochter aus dem Gefängnis entlassen wurde, wo sie wegen angeblichem Drogenschmuggel einsaß.

    Nachdem er den Fall erfolgreich abgeschlossen hatte, war er von anderen Eltern bestürmt worden, ihnen bei ähnlich gelagerten Fällen zu helfen.

    Nick fand es schockierend, dass sogar heutzutage, wo doch eigentlich dem naivsten Touristen die Gefahren bekannt sein sollten, junge Leute – vor allem junge Mädchen – immer noch in die Falle gingen und sich als Drogenkuriere missbrauchen ließen, manchmal wissentlich, aber wesentlich öfter ohne ihr Wissen.

    Er fungierte natürlich auch noch als Unterhändler für andere Leute, aber auf jeden Fall war es ein Beruf, der es ihm erlaubte, viel zu reisen. Seine Arbeit war für ihn Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck.

    „Ich habe uns für heute Abend einen Tisch in Sorters neuem Restaurant bestellt, hatte Tullah heute Morgen beim Frühstück verkündet. „Sie haben jetzt einen Michelin-Stern, und ich muss gestehen, dass ich schon mächtig gespannt auf ihr neuestes Menü bin. Es wird dir schmecken, Nick.

    Na ja, bestimmt würde es ihm schmecken, aber wenn er ganz ehrlich war, musste er zugeben, dass er sich nach etwas sehnte, das vielleicht ein klitzekleines bisschen aufregender war als die Art Häuslichkeit, die er bei seinem Bruder Saul und dessen Familie genoss. Es war alles wunderbar … sehr schön … unheimlich gemütlich, wirklich, aber entschieden nicht das Richtige für ihn … nicht zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls. Diesem Nist- und Brutpflegetrieb, von dem so viele Männer seines Alters gepackt wurden, konnte er beim besten Willen nichts abgewinnen. Nicht dass er aus Prinzip gegen eine feste Bindung oder gegen die Ehe gewesen wäre … das war er nicht; bloß für sich selbst wollte er es nicht – weder jetzt noch später! Dafür schätzte er seine Freiheit viel zu sehr.

    „Ganz bestimmt", versicherte Honor ihm mit einem Lächeln, als er sich anschickte, sie zu küssen.

    „Also wirklich, ihr zwei!, hatte sich Abigail, Honors ältere Tochter aus ihrer ersten Ehe, beschwert, als sie das letzte Mal zu Besuch da gewesen war. „Ich habe noch nie ein Paar gesehen, das dermaßen voneinander besessen ist wie ihr.

    „Mm … bist du besessen von mir?", hatte David scherzhaft gefragt, nachdem Abigail wieder nach London gefahren war.

    „Bestimmt nicht, hatte Honor streng verneint, aber ihre Stimme war weicher geworden, als sie hinzufügte: „Nur wahnsinnig verliebt, das ist alles!

    „Ich frage mich, wann er wohl ankommt?"

    Sie kannten sich mehr als ein Jahr und hatten vor ein paar Wochen geheiratet, und Honor hatte nie auch nur eine Sekunde an ihrer Entscheidung gezweifelt. Sie wusste über Davids Schande, über seine Vergangenheit mit ihren dunklen Schatten und Geheimnissen Bescheid, aber sie kannte auch die Geschichte seiner Läuterung, seiner Wiedergeburt aus der Schale seiner Vergangenheit. Jetzt freute sie sich darauf, den Mann, der bei dieser Läuterung eine entscheidende Rolle gespielt hatte, in ihrem Heim begrüßen zu dürfen. Father Ignatius, den irischen Geistlichen und Missionar, der zurzeit in Irland zu Besuch war. David und Honor freuten sich, dass sie es geschafft hatten, ihn zu überreden, Jamaika zu verlassen und auf Dauer bei ihnen zu leben.

    „Er will morgen von Dublin nach Manchester fliegen, sagte David, der schon ganz aufgeregt war. „Ich habe angeboten, ihn am Flughafen abzuholen, aber das wollte er nicht. Er sagte, dass er noch etwas zu erledigen habe.

    „Ja, ich weiß", stimmte Honor geduldig zu, als ob sie das alles nicht bereits ein Dutzend Mal gehört hätte.

    „Und dann sagte er, dass er allein herkommen

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