Happy End unter griechischer Sonne
Von Sara Craven
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Über dieses E-Book
Heiße Genugtuung erfasst den Milliardär Orion Delikaris, als er die schöne Adlige Libby in Athen wiedersieht. Nie hat er vergessen, dass sie ihn verließ, als er noch ein Niemand war. Nun soll sie dafür büßen! Das schwört er sich – nur sein Herz hält dagegen.
Sara Craven
Sara Craven war bis zu ihrem Tod im November 2017 als Autorin für Harlequin / Mills & Boon tätig. In über 40 Jahren hat sie knapp hundert Romane verfasst. Mit mehr als 30 Millionen verkauften Büchern rund um den Globus hinterlässt sie ein fantastisches Vermächtnis. In ihren Romanen entführt sie ihre Leserinnen in eine sommerliche mediterrane Welt und sorgt für Stunden voller Unterhaltung und Herzklopfen. Neben ihrer Tätigkeit als Autorin fand sie auch noch die Zeit, sich von 2011 bis 2013 als Vorsitzende der Romance Novelists‘ Association zu engagieren.
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Buchvorschau
Happy End unter griechischer Sonne - Sara Craven
IMPRESSUM
Happy End unter griechischer Sonne erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2017 by Sara Craven
Originaltitel: „The Innocent’s Shameful Secret"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 449
Übersetzung: Trixi de Vries
Umschlagsmotive: Getty Images / Allard1, Iryna Stoiushko
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2022
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751515184
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Selena schloss die Haustür auf und entdeckte sofort den hellblauen Luftpostbrief auf der braunen Fußmatte. Beim Anblick der griechischen Briefmarke tauchten vor Selenas innerem Auge automatisch hohe, von der Sonne gebleichte Säulen auf, die sich zum azurblauen Himmel emporreckten. Auf dem saftigen Grün der Wiese, die um die Zeugen der ehemaligen Hochkultur herumgewachsen waren, flüsterte ein Mann zärtliche Worte, während er den nackten Körper streichelte.
Die Bilder waren so plastisch, dass Selena vor Schreck die Plastiktüte aus der Hand glitt. Im nächsten Moment rollten Zitronen Richtung Treppe.
Als Selena Millies krakelige Handschrift erkannte, wurde aus dem Schrecken Verärgerung.
Nach dem lautstarken Streit am Telefon vor einem Jahr hatte Funkstille geherrscht. Was wollte ihre Schwester jetzt?
„Du bist schuld, hatte Millie ihr hysterisch vorgeworfen. „Du wolltest die Sache doch in Ordnung bringen. Stattdessen hast du alles noch viel schlimmer gemacht. Das verzeihe ich dir nie. Ich will nie wieder etwas mit dir zu tun haben.
Mit lautem Knall hatte Millie den Hörer auf die Gabel geworfen. Man hätte meinen können, sie hätte vom Nebenraum aus telefoniert statt in der Taverne auf einer kleinen griechischen Insel in der Ägäis.
Besonders klug hatte Selena sich tatsächlich nicht verhalten. Leider machte ihr diese Dummheit noch immer das Leben schwer. Doch das konnte Millie ja nicht einmal ahnen. Oder sie zog es vor, die Lage ihrer Schwester zu ignorieren.
Wieso schreibt sie mir plötzlich einen Brief? Eigentlich wollte Selena es gar nicht wissen. Am liebsten hätte sie den Brief einfach auf der Fußmatte liegen lassen.
Es wurde endlich Zeit für ein neues Leben. Auf der Heimfahrt im Bus hatte sie sich alles so schön ausgemalt.
Nachdenklich betrachtete Selena den Brief. Irgendwann würde sie ihn öffnen müssen. Dann konnte sie es auch gleich tun. Also bückte sie sich, hob ihn auf, durchquerte das Wohnzimmer, legte den Umschlag in der Küche auf die Arbeitsplatte und setzte erst mal Wasser auf. Eigentlich hatte sie Appetit auf frische Zitronenlimonade gehabt, die sie zur Feier des unerwarteten Neustarts auf der kleinen Terrasse genießen wollte, doch jetzt brauchte sie erst mal einen Koffeinschub.
Sie stellte die Kaffeedose und einen Becher auf der Arbeitsplatte bereit und kehrte zur Diele zurück, um die Zitronen aufzuheben und sie dann in der Küche in den Obstkorb zu legen.
Hatte sie wirklich einen Moment lang gedacht …? Offensichtlich, sonst hätte sie sich nicht so erschrocken.
Nein! Entschlossen ballte sie die Hände zu Fäusten. Das war endgültig vorbei!
Inzwischen hatte das Wasser gekocht. Sie machte sich einen starken Kaffee und suchte sich auf der Terrasse ein schattiges Plätzchen. Dort ließ sie die positiven Ereignisse des Morgens noch einmal Revue passieren.
Sie war allein im Klassenzimmer gewesen und hatte für ihre Kollegin Mrs. Forbes die Plakate von den Wänden genommen und in einem großen Kartenhalter verstaut. Verzweifelt überlegte sie hin und her, wie sie die sechswöchigen Sommerferien überbrücken sollte, für die sie kein Gehalt bezog. Plötzlich ging die Tür auf, und Mrs. Smithson, die Rektorin, eilte herein.
„Stellen Sie sich vor, Megan Greig kommt nicht aus der Elternzeit zurück. Das heißt, ihre Stelle wird jetzt zur Vollzeitstelle. Kollegium, Schulrat und Elternbeirat sind sich einig, Ihnen die Stelle anzubieten. Sie lächelte Selena freundlich zu. „Sie haben sehr gute Arbeit geleistet und sich schnell ins Kollegium von Barstock Grange eingefügt. Wir schätzen Sie sehr und möchten, dass Sie weiterhin hier arbeiten.
„Oh. Damit hatte Selena überhaupt nicht gerechnet. Sie hatte befürchtet, mal wieder arbeitslos zu werden. Und sogar das Dach über ihrem Kopf zu verlieren. „Das … das ist ja wunderbar
, stieß sie schließlich überwältigt hervor.
Die Rektorin lächelte erleichtert. „Prima, dann wäre das ja geklärt. Wir schicken Ihnen den Vertrag in den nächsten Tagen zu. Dann sehen wir uns im neuen Schuljahr."
Überglücklich und sehr, sehr erleichtert war Selena mit dem Bus nach Hause gefahren. Beim Anblick des Briefes auf der Fußmatte hatten die Glücksgefühle sich allerdings in Luft aufgelöst.
Ich habe keine Lust, mir erneut Vorwürfe machen zu lassen, dachte Selena. Und Geld werde ich Millie auch nicht mehr leihen. Wie denn? Ich bin ja praktisch pleite und muss sehen, wie ich klarkomme. Außerdem brauche ich eine Wohnung, in der auch Kinder und Tierhaltung erlaubt sind.
Millie und sie hatten sich immer ein Haustier gewünscht. Aber Tante Nora war natürlich strikt dagegen gewesen. Sie trug die Verantwortung für ihre beiden verwaisten Nichten. Das reichte ihr vollauf. Im Nachhinein betrachtet, war es so wohl besser gewesen. Nora Conway hatte die Töchter ihrer verstorbenen Schwester wohl nur aufgenommen, weil sie sich dazu gezwungen sah, und nicht zuletzt, weil sie sich davon einen Vorteil erhoffte.
Tante Nora gehörte zum Establishment von Haylesford. Vermutlich hätte es ihrem guten Ruf geschadet, wenn sie ihre Nichten in ein Heim gesteckt hätte, statt die Waisen bei sich aufzunehmen. Mit der Nächstenliebe sollte man immer zu Hause anfangen, war die vorherrschende Meinung. Ob man bei den Beweggründen ihrer Tante von Nächstenliebe sprechen konnte, wagte Selena allerdings zu bezweifeln.
Ihre Eltern waren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, als Selena gerade einmal elf Jahre alt gewesen war. Der Schock war entsetzlich für sie und Millie gewesen. Den Schwestern war gleichgültig, wo sie untergebracht wurden, solange man sie nicht auseinanderriss. Weder im Aussehen noch charakterlich waren sie einander ähnlich. Millie war zwei Jahre jünger, hatte goldblondes lockiges Haar, blaue Augen und war hübsch und zierlich. Selena dagegen war eine Bohnenstange, hatte graue Augen und einen sehr hellen Teint. Und da war dann noch ihre Haarfarbe: ein ungewöhnliches Silberblond. Das Haar reichte fast bis zur Taille, wenn es nicht zum strengen Zopf geflochten war, worauf Tante Nora bestand. Haar wie Mondschein …
Unwillkürlich tauchten neue Bilder vor Selenas innerem Auge auf. Bilder, die sie verschüttet geglaubt hatte. Verzweifelt ballte sie die Hände zu Fäusten und versuchte, die Erinnerung zu verbannen. Nie wieder würde jemand ihr Haar so bezeichnen. Dafür hatte sie gesorgt, als sie im Friseursalon von Haylesford auf einem Kurzhaarschnitt bestanden hatte.
Die neue Frisur betonte die hohen Wangenknochen. Ich sehe Dad ähnlich, Millie hat mehr Ähnlichkeit mit Mum, dachte Selena verträumt. Ihr Vater hatte behauptet, von den Wikingern abzustammen. Seltsam, er hatte sich eher durchs Leben gewurschtelt – genau wie Millie. Mum dagegen stand mit beiden Beinen auf dem Boden – wie ich. Jedenfalls hatte sie das immer gedacht.
Bis heute wunderte Selena sich, warum Tante Nora Millie und sie nur widerstrebend bei sich aufgenommen hatte. Jedenfalls konnte es nicht an mangelnder Kinderliebe liegen. Immerhin leitete sie sehr erfolgreich eine Privatgrundschule für Mädchen, die mit extra Unterstützung durch Nachhilfelehrerinnen den Zugangstest für die exklusiven weiterführenden Schulen bestanden.
Millie und sie hatten Meade House School nie besucht. Tante Nora hatte sie auf eine staatliche Schule geschickt. Über ihren Langzeitplan hat sie uns ja lange im Dunkeln gelassen, dachte Selena trocken und nippte an ihrem Kaffee. Warum beschäftigte sie dieses Thema eigentlich immer noch? Langsam wurde es Zeit, mit der Vergangenheit abzuschließen und an die Zukunft zu denken. Vermutlich will ich mich davor drücken, Millies Brief zu lesen, dachte Selena selbstkritisch.
Also gut. Sie trank den Kaffee aus, stand auf, schlenderte in die Küche und riss den Briefumschlag auf. Er enthielt eine offenbar aus einem Schreibblock herausgerissene Seite.
„Lena, wir müssen reden, las Selena. „Es ist ein Notfall. Bitte ruf mich an.
Millie hatte die Telefonnummer hinzugefügt und nur mit M. unterschrieben.
Kurz und knapp und kein Wort zu viel, dachte Selena. Natürlich will sie wieder Geld. Auch an Rhymnos war die Wirtschaftskrise wohl kaum vorbeigegangen. Vielleicht hatte Millie aber auch genug vom Leben auf der kleinen Insel und brauchte Geld für ein Flugticket nach Hause. Aber was wollte Millie in England anfangen? In dieser winzigen Wohnung kann ich sie definitiv nicht aufnehmen. Sie muss selbst sehen, wo sie bleibt. Einen Beruf hatte sie nach dem Abitur nicht gelernt, sich aber immer mit Jobs als Kellnerin oder Barkeeper durchgeschlagen. Von Tante Nora kann sie auch keine Hilfe erwarten, dachte Selena. Die will nichts mehr mit uns zu tun haben.
Nachdenklich sah Selena vor sich hin. Wenn Millie tatsächlich in Not wäre, hätte sie mich ja anrufen können. Schließlich hat sie meine Adresse und Telefonnummer.
Unbewusst hatte sie den Brief zerknüllt. Nun glättete sie ihn schnell wieder auf der Arbeitsfläche und versuchte, die Nummer zu entziffern. Sie kam ihr bekannt vor. Offensichtlich arbeitete Millie noch immer in Kostas’ Taverne. Die hatte er Amelia genannt, um Millie eine Freude zu machen.
Natürlich hätte Selena vorgeben können, den Brief nie erhalten zu haben. Aber Millie war nun mal ihre Schwester und brauchte Hilfe.
Selena atmete tief durch und wählte die von Millie angegebene Nummer. Eine Männerstimme meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
„Kostas? Hier ist Selena", sagte sie kühl.
„Ach, wie gut, dass du anrufst, Schwester."
Seine Erleichterung war deutlich spürbar.
„Ich wusste, dass du dich melden würdest. Das habe ich meiner Amelia auch gesagt."
„Offenbar habt ihr es alle nicht leicht."
Kostas lachte sarkastisch. „Es kann nur besser werden."
„Ja. Sag mal, Kostas, kann ich mit Millie sprechen?"
„Nein, sie schläft jetzt. Der Arzt hat gesagt, sie soll sich schonen."
„Aha. Ist sie denn krank?", fragte Selena besorgt.
„So genau weiß ich das nicht. Es ist eine Frauengeschichte. Millie hat Angst und fühlt sich sehr allein. Meine Mutter ist zwar da, aber du weißt ja, wie sie ist."
Ja,