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Julia Bestseller - Anne Mather 1: Kann ich dir je verzeihen? / Das Glück in meinen Armen / Ich bin doch noch verlobt!
Julia Bestseller - Anne Mather 1: Kann ich dir je verzeihen? / Das Glück in meinen Armen / Ich bin doch noch verlobt!
Julia Bestseller - Anne Mather 1: Kann ich dir je verzeihen? / Das Glück in meinen Armen / Ich bin doch noch verlobt!
eBook505 Seiten12 Stunden

Julia Bestseller - Anne Mather 1: Kann ich dir je verzeihen? / Das Glück in meinen Armen / Ich bin doch noch verlobt!

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Über dieses E-Book

Kann ich dir je verzeihen?

Rachel ist überzeugt: Ihr Mann hat sie betrogen! Das wird sie ihm nie verzeihen. Auch nicht, als sie Ben nach der Trennung wieder trifft. Was für ein Schock, als sie merkt, dass seine erotische Anziehungskraft noch immer auf sie wirkt! Trotzdem will sie die Scheidung …

Das Glück in meinen Armen

Vom ersten Augenblick ist Patrick von der faszinierenden Isobel hingerissen. Angeblich ist sie die Geliebte seines Schwagers. Aber je näher er ihr kommt, desto größer wird sein Zweifel - und sein Verlangen. Ist diese sinnliche Frau wirklich eine eiskalte Ehebrecherin?

Ich bin doch noch verlobt!

Was habe ich nur getan? Felicity schwankt zwischen Entsetzen und reinem Glück: In seiner leidenschaftlicher Umarmung hat sie nicht nur die Unschuld, sondern auch ihr Herz an den geheimnisvollen Oliver verloren. Dabei steht sie kurz vor der Hochzeit - mit einem anderen Mann …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum11. Juni 2008
ISBN9783863499914
Julia Bestseller - Anne Mather 1: Kann ich dir je verzeihen? / Das Glück in meinen Armen / Ich bin doch noch verlobt!
Autor

Anne Mather

Ich habe schon immer gern geschrieben, was nicht heißt, dass ich unbedingt Schriftstellerin werden wollte. Jahrelang tat ich es nur zu meinem Vergnügen, bis mein Mann vorschlug, ich solle doch meine Storys mal zu einem Verlag schicken – und das war’s. Mittlerweile habe ich über 140 Romances verfasst und wundere mich manchmal, wie schnell alles ging. Obwohl ich als Kind und auch als Teenager praktisch ständig geschrieben habe, habe ich keine Story wirklich beendet. Wenn mein Zimmer zu chaotisch aussah, kam meine Mutter herein, sammelte alle bekritzelten Blätter ein und warf sie in den Müll. So kam es, dass das Buch, das ich verfasste, als meine Tochter ein Baby war, das erste Werk war, das ich tatsächlich abschloss. Ich fand es schwierig, zwischen dem Haushalt und dem Kind genug Zeit zu finden und schrieb in jeder freien Minute auf ein Stück Papier – nicht gerade professionell, aber so war es halt damals. Mittlerweile sind meine beiden Kinder erwachsen, und ich habe zwei entzückende Enkel, die vier und sechs Jahre alt sind.

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    Buchvorschau

    Julia Bestseller - Anne Mather 1 - Anne Mather

    Anne Mather

    JULIA BESTSELLER

    IMPRESSUM

    JULIA BESTSELLER erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    Zweite Neuauflage in der Reihe JULIA BESTSELLER

    Anne Mather 1 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    © by Anne Mather

    Originaltitel: „Brittle Bondage"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 1995 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA, Band 1141

    © by Anne Mather

    Originaltitel: „Wicked Caprice"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 1998 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA, Band 1282

    © by Anne Mather

    Originaltitel: „Raw Silk"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 1996 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA, Band 1141

    Abbildungen: Purestock / Thinkstock

    Veröffentlicht im ePub Format in 02/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783863499914

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    ANNE MATHER

    Kann ich dir je verzeihen?

    Auch nach zweijähriger Trennung hofft Ben auf eine Versöhnung mit seiner Frau, der immer noch seine ganze Liebe gehört. Jetzt verlangt Rachel die Scheidung, weil sie wieder heiraten will. Höchste Zeit für Ben, aus London zurückzukehren und mit allen Mitteln um Rachel und die gemeinsame Tochter zu kämpfen. Hat er überhaupt noch eine Chance?

    Das Glück in meinen Armen

    Isobel weiß kaum, wie ihr geschieht. Das Bild des gut aussehenden Patrick mit seinem durchtrainierten Körper und den intensiven grün-braunen Augen geht ihr nicht aus dem Kopf. Eine gemeinsame Liebesnacht ist unausweichlich – und einfach wundervoll. Aber schon kurz darauf liegt ihr Glück in Scherben: Sie erfährt, wer Patrick wirklich ist …

    Ich bin doch noch verlobt!

    Offiziell tritt Oliver als Begleiter und Liebhaber der zwielichtigen Rose Chen auf. Keiner ahnt seinen wahren Beruf. Auch die mädchenhafte Felicity nicht, zu der er sich mehr und mehr hingezogen fühlt. Schließlich kann er seine Liebe zu der jungen Pfarrerstochter nicht länger verbergen – und es kommt beinahe zu einer Katastrophe …

    1. KAPITEL

    Rachel goss sich eine zweite Tasse Kaffee ein und tat so, als beachte sie ihre kleine Tochter nicht, die mürrisch am Küchentisch saß. Anschließend sortierte Rachel die Post, die, wie meistens, aus Reklamezetteln und Rechnungen zu bestehen schien.

    Wenigstens ist heute nur eine Rechnung dabei, stellte Rachel erleichtert fest. Doch im nächsten Moment fuhr sie zusammen, als sie den Umschlag öffnete und las, welchen erschreckend hohen Betrag die Elektrizitätsgesellschaft von ihr verlangte. Ich muss Daisy unbedingt ermahnen, mit Strom sparsamer umzugehen, nahm sie sich vor. Sobald das Kind aus der Schule kam, schaltete es wie selbstverständlich alle möglichen Geräte ein, aber nicht wieder aus. Vor allem der Fernseher lief pausenlos.

    „Du willst Mr. Barrass doch nicht wirklich heiraten, oder, Mummy?", meldete Daisy sich nun zu Wort, stützte die Ellbogen auf den Tisch und sah ihre Mutter flehentlich an.

    „Bist du nicht schon etwas spät dran für die Schule?, lenkte Rachel ab. „Und hol bitte deine Turnschuhe aus dem Badezimmer. Wenigstens waren sie diesmal nicht völlig verschmutzt, wie letztens, als du vom Jogging kamst …

    „Mummy, unterbrach Daisy sie eindringlich. „Du kannst doch nicht einfach so tun, als würde mich das nichts angehen. Wenn du tatsächlich Mr. Barrass heiraten willst, solltet ihr mich auch um meine Meinung fragen, finde ich. Ich will nämlich nicht in seinem düsteren alten Gebäude wohnen, sondern hier bleiben, wo ich gern bin. Hier ist doch unser Zuhause.

    „Ich weiß. Rachel seufzte. „Leider kann man jedoch nicht immer tun, was man möchte. Simon kann nicht hier bei uns leben, das habe ich dir doch schon so oft gesagt.

    „Warum nicht, Mummy?"

    „Das habe ich dir auch mehrmals erklärt. Rachel nahm ihre Tasse und trug sie zur Spüle. „Kingsmead ist eine Farm, die Simon selbst bewirtschaftet, weshalb er auch dort wohnen muss. Hinzu kommt, dass dieses Haus deinem Vater gehört, und ich glaube nicht, dass er begeistert wäre, wenn ein anderer Mann einzieht.

    „Hast du Daddy schon gesagt, was du vorhast?", erkundigte sich Daisy gespannt.

    „Nein." Rachel ließ heißes Wasser ins Spülbecken laufen. Sie hatte sich bereits gefragt, ob die Kleine ihrem Vater gegenüber Simon Barrass erwähnt hatte, doch offensichtlich hatte Daisy das nicht getan.

    „Weshalb nicht?"

    Mühsam verkniff sich Rachel eine schroffe Bemerkung. „Daisy, wir haben jetzt keine Zeit mehr, um darüber zu sprechen. Wasch dir die Hände und hol deine Schulmappe. Du willst doch nicht den Bus verpassen, oder?"

    „Das wäre mir egal", erwiderte Daisy trotzig und blieb sitzen. Rachel fand es schade, dass ihre Tochter Simon sofort abgelehnt hatte, bevor sie ihn überhaupt richtig kannte.

    „Mach dich jetzt fertig", befahl Rachel, obwohl sie am liebsten weiter mit Daisy geredet und versucht hätte, sie zur Vernunft zu bringen. Störrisch dreinblickend gehorchte die Kleine. Es würde viel Geduld nötig sein, um sie zu überzeugen, dass ein Umzug nach Kingsmead für alle Beteiligten das Beste war. Daisy brauchte wieder einen Vater, und Simon war der ideale Kandidat für diese Rolle.

    Das erinnerte Rachel an die unangenehme Aufgabe, die ihr bevorstand. Im Laufe des Tages musste sie Ben anrufen und ihm von ihren Plänen berichten. Und ihn um die Scheidung bitten, dachte sie nervös. Sie hätte nie erwartet, diejenige zu sein, die schließlich die Ehe auch offiziell beenden wollte.

    Daisy kam im Mantel und mit der Schultasche in die Küche zurück. Während Rachel sie anschaute, bemerkte sie wieder einmal, wie rasch ihre Tochter groß wurde. Als sie selbst in diesem Alter gewesen war, hatte man sie als Kind betrachtet. Daisy hingegen zeigte schon das kritische Bewusstsein einer Heranwachsenden.

    „Fertig?", fragte Rachel betont fröhlich, doch Daisy reagierte ziemlich unwirsch.

    „Als ob dir das nicht egal wäre, murmelte sie und suchte in ihren Manteltaschen nach den fingerlosen Handschuhen, die sie vom letzten Besuch in London mitgebracht hatte. „Ach, Mummy, Miss Gregory hat mich gebeten, dir das zu geben, fügte sie hinzu und überreichte Rachel einen zerknitterten Zettel, auf dem für Helfer beim Flohmarkt der Schule geworben wurde. „Da du letztes Jahr geholfen hast, dachte sie, du würdest es dieses Jahr vielleicht wieder tun. Ich sagte ihr allerdings, dass du wahrscheinlich zu beschäftigt seist … mit Mr. Barrass und allem."

    Rachel verzog den Mund. Sie glaubte nicht, dass Daisy mit der Lehrerin über ihre, Rachels, Privatangelegenheiten gesprochen hatte, vor allem nicht über Simon Barrass. Offensichtlich wollte sie jetzt ihre Mutter nur herausfordern.

    „Ach, und was hat Miss Gregory dazu gemeint?", erkundigte sich Rachel betont freundlich.

    Daisy wurde rot. „Ich kann mich nicht erinnern, erwiderte sie missmutig, ging ans Fenster und blickte hinaus. „Da ist der Bus. Jetzt muss ich sausen.

    Rachel begleitete sie hinaus, gab ihr einen Kuss und sah ihr nach, als sie den Weg entlangrannte und vor dem Tor den gelben Kleinbus bestieg, der sie zu einer Privatschule in Cheltenham brachte. Im Nachbardorf gab es zwar eine Grundschule, doch Ben hatte darauf bestanden, seine Tochter in die Lady’s Mount Akademie zu schicken. Da er das Schulgeld bezahlte, konnte Rachel nichts dagegen einwenden. Außerdem fühlte sich Daisy in Lady’s Mount wohl.

    Nachdem Rachel die Haustür geschlossen hatte, betrachtete sie wehmütig die Eingangshalle mit den getäfelten Wänden, den dunklen Deckenbalken und dem rustikalen Kamin. Beim Anblick dieses Raums waren Rachel und Ben sieben Jahre zuvor sofort von Haus Wychwood begeistert gewesen. Und selbst nach allem, was inzwischen geschehen war, wusste sie, dass sie ihr Heim vermissen würde, wenn sie auszog.

    Es war ein so freundliches, helles Haus mit viel Platz für eine große Familie, die sie und Ben damals geplant hatten, als sie einzogen. Nun verloren sie und Daisy sich förmlich in den weitläufigen Zimmern. Wie zwei Erbsen in einer großen Schachtel, dachte Rachel traurig. Es wurde Zeit auszuziehen, auch wenn es ihnen schwerfiel.

    Nun werde nicht trübsinnig, ermahnte sie sich, ging in die Küche zurück und wusch rasch das Geschirr ab. Danach eilte Rachel die Treppe hinauf, um einen Hauch Make-up aufzulegen: ein bisschen Lidschatten, etwas Rouge und bräunlichen Lippenstift, der zu ihrem kastanienbraunen Haar passte.

    Auf dem Weg nach oben warf sie kurz einen Blick in Bens ehemaliges Arbeitszimmer. Nachdem er samt seinen persönlichen Sachen ausgezogen war, hatte sie vorgehabt, ein Nähzimmer daraus zu machen, doch dazu war es nie gekommen. Nun erinnerte der Raum eher an eine Rumpelkammer. Dass jemand darin gearbeitet hatte, konnte man nicht mehr erkennen. Und genau das hatte Rachel beabsichtigt.

    Nach der Trennung hatte er darauf bestanden, dass sie weiterhin mit Daisy in Wychwood wohnte. Offiziell war Rachel ja immer noch Bens Ehefrau. Das zu ändern stand ihr noch bevor, je eher, desto besser, wie Simon meinte …

    Als Rachel schließlich das Haus verließ, brach die blassgelbe Sonne durch die Wolken. Bisher war es ein regnerischer Vorfrühling gewesen, und die Triebe der Krokusse und Narzissen ragten zerzaust aus den nassen Beeten. Am Wochenende muss ich unbedingt die Rosensträucher stutzen, dachte Rachel, während sie auf dem Weg zur Garage an den dornigen Büschen vorbeiging. Und das Glashaus musste gründlich aufgeräumt werden, wenn sie dieses Jahr Tomaten anbauen wollte.

    Aber im kommenden Sommer werde ich das Glashaus nicht mehr betreiben, fiel Rachel gleich darauf ein. Simon hatte vorgeschlagen, dass sie und Daisy während des Scheidungsprozesses in ein Cottage auf seinem Anwesen ziehen sollten – eins der kleinen Häuser, die eigentlich für die Farmarbeiter gedacht waren. Das sei vernünftiger, hatte Simon behauptet und darauf hingewiesen, dass die Fahrt von seiner Farm nach Upper Morton ihn zwanzig Minuten koste, hin und zurück also fast eine Dreiviertelstunde.

    „Und denk mal daran, wie viel Benzin ich einspare, wenn ich nach dem Besuch bei dir einfach zu Fuß nach Hause gehen kann", hatte er noch erklärt.

    Ja, finanziell brachte es auch für Rachel Vorteile, Simons Vorschlag anzunehmen, weil sie dann nicht mehr für die Erhaltung von Wychwood aufkommen musste, was eine ziemliche Belastung für sie darstellte. Im Cottage würde sie mietfrei wohnen, wie Simon ihr versichert hatte, und ihr war es in letzter Zeit immer schwerer gefallen, sich über Wasser zu halten.

    Zwar hätte Rachel Ben bitten können, die Unterhaltszahlungen zu erhöhen, doch dazu war sie zu stolz. Am liebsten hätte sie jegliche Unterstützung abgelehnt, aber das wäre Daisy gegenüber nicht fair gewesen, die dann auf vieles hätte verzichten müssen. Außerdem hatte Ben seine Familie im Stich gelassen. Er war schuld am Scheitern der Ehe, also sollte er auch dafür bezahlen. Schließlich konnte er sich das ohne persönliche Einschränkungen leisten.

    Wenn ich Ben jetzt um die Scheidung bitte, müsste er eigentlich erleichtert sein, weil wir ihm nicht mehr auf der Tasche liegen, redete sich Rachel ein. Im nächsten Moment bezweifelte sie das jedoch wieder. Was Daisy betraf, war er erstaunlich besitzergreifend, und er würde es sicher ablehnen, dass zukünftig ein anderer Mann die Hauptrolle in Rachels und Daisys Leben spielen sollte.

    Zwar hatte Ben keinen Einwand erhoben, als Rachel bei der Trennung das Sorgerecht für ihre Tochter beantragte, doch das war zwei Jahre her … Und damals hatte er keinen Rivalen fürchten müssen. Eins war jedoch ziemlich sicher: Ben würde es nicht gutheißen, dass Daisys Leben erneut durcheinandergebracht wurde.

    Na, beim ersten Mal war es nicht meine Schuld, dachte Rachel trotzig, als sie rasch durch das malerische Dorf Upper Morton fuhr. Auf den ersten Blick waren sie und Ben damals vom Ort begeistert gewesen, hinzu kam, dass sie dort ihr Traumhaus gefunden hatten. Dies hatte den Entschluss, aufs Land zu ziehen, besiegelt.

    Anfangs waren sie glücklich gewesen. Sogar überschwänglich glücklich, wenn man bedachte, welches Risiko sie auf sich genommen hatten mit einer Hypothek für das Haus, obwohl sie nicht immer wussten, woher sie das Geld für die Raten nehmen sollten, da Ben als freier Journalist arbeitete.

    Doch es war viel schöner gewesen als in der engen Londoner Wohnung. Hier gab es einen Garten, in dem Daisy ungefährdet spielen konnte, und genug Platz für Ben, um ungestört zu arbeiten. Auch genug Platz für die vielen Kinder, die sie hatten haben wollen … Doch das Schicksal hatte es nicht so gewollt. Wäre unsere Ehe anders verlaufen, wenn ich noch mehr Kinder hätte haben können? überlegte Rachel nun. Gewiss wäre Elena Dupois nie bei uns aufgetaucht, wenn ich nicht beschlossen hätte, wieder zu arbeiten.

    Rachels Lohn hätten sie ja eigentlich nicht mehr benötigt, um über die Runden zu kommen, denn Ben hatte damals einen großzügigen Vorschuss auf seinen ersten Roman, einen Thriller über den Krieg auf den Falkland Inseln, erhalten. Der Agent sprach sogar von Verkaufsrechten fürs Ausland und Angeboten von Filmstudios. Daraufhin hatte Ben wie ein Besessener an seinem zweiten Buch gearbeitet.

    Rachel fragte sich manchmal, ob sie sich wegen Bens umwerfenden Erfolgs als Schriftsteller so minderwertig gefühlt hatte, nachdem sein erster Roman sofort in die Bestsellerlisten gelangt war. Und was hatte sie vorzuweisen gehabt? Ein Studium an der Kunsthochschule, einen Job bei einem der großen Londoner Auktionshäuser, eine Tochter … und zwei Fehlgeburten.

    Damals hatte der Arzt Rachel zwar versichert, dass körperlich mit ihr alles in Ordnung sei, und vorgeschlagen, sie solle einfach einige Monate abwarten, bevor sie erneut versuchte, schwanger zu werden. Doch dagegen hatte sie sich gewehrt. Sie war zu deprimiert, erschöpft und ihr Selbstwertgefühl zu angeschlagen gewesen, um noch eine Schwangerschaft zu riskieren. Als Ben sie dennoch zu einem weiteren Kind hatte überreden wollen, hatte Rachel ihm Gefühllosigkeit vorgeworfen, und nachdem sie ihm schließlich gesagt hatte, sie wolle sich lieber einen Job suchen, hatte er behauptet, sie sei auf seinen beruflichen Erfolg neidisch. Das war der kritische Punkt in unserer Ehe, gestand sich Rachel ein. Ben hatte angenommen, es genüge ihr nicht mehr, nur Ehefrau, Hausfrau und Mutter zu sein. Sie hatte darauf keine überzeugende Erwiderung gefunden, da sie ihm ihre verworrenen Empfindungen nicht erklären konnte. Eine Kluft war zwischen ihnen aufgebrochen, und Ben hatte seine eigenen Schlüsse daraus gezogen.

    Und ausgerechnet in dieser problematischen Zeit betrat Elena Dupois sozusagen die Szene. Da Ben sich nicht um Daisy kümmern konnte, während Rachel arbeitete, hatten sie annonciert, dass sie ein Aupair-Mädchen suchten. Elena hatte sich beworben. Sie hatte bis dahin in der Nähe für eine Familie gearbeitet, die jedoch wegzog, und da Elena in der Gegend bleiben wollte, war sie bereit, die neue Stelle sofort anzutreten.

    Rachel presste die Lippen aufeinander. Warum hatte sie damals die Anzeichen nicht eher erkannt? Elena, jung und hübsch, hatte vom ersten Moment an keinen Hehl aus ihrer Bewunderung für Ben gemacht. Ständig hieß es: „Monsieur Ben sagt dies, „Monsieur Ben sagt das, bis Rachel am liebsten gebrüllt hätte, dass „Monsieur Ben" schließlich nicht die einzige Person im Haus sei.

    Doch Elena hatte mit Daisy gut umgehen können, und genauso, wie Daisy sich jetzt gegenüber einer schwierigen Situation blind stellte, hatte es Rachel damals getan. Sie hatte einfach nicht wahrhaben wollen, was direkt vor ihrer Nase geschah, nicht glauben wollen, dass Ben sie mit der jungen Französin betrog.

    So lange nicht, bis Rachel eines Vormittags unerwartet nach Hause kam und die beiden in einer Situation ertappte, die man nur kompromittierend nennen konnte. Auch jetzt noch, zwei Jahre danach, hatte Rachel sich von dem Schock nicht erholt. Sie hatte sich schrecklich elend gefühlt. Am liebsten wäre sie weggelaufen und hätte sich so lange versteckt, bis sie später hätte wiederkommen und so tun können, als wäre nichts passiert.

    Aber nein, Ben hatte sie gestützt, als sie schwankte, hatte ihr ein Glas Wasser gereicht und sie anschließend ins Schlafzimmer geführt, damit sie sich hinlegen und ausruhen konnte. Und dabei hatte er nichts weiter am Körper gehabt als ein Handtuch um die Hüften.

    Natürlich hatte Ben sich zuerst herauszureden versucht. Dann hatte er die Schuld auf Elena, Rachel und alle anderen geschoben, nur nicht bei sich selbst gesucht. Und als sie ihm nicht zuhören wollte, hatte er sie angeschrien. Er warf ihr vor, dass es Monate her sei, seit sie sich zuletzt geliebt hatten. Also hatte es doch an ihr gelegen, dass er sich anderweitig umgesehen hatte.

    Eine Woche nach diesem Vorfall war Ben ausgezogen, was Rachel allerdings erst einige Zeit später festgestellt hatte. Direkt nach der Auseinandersetzung hatte sie einige Sachen in den Koffer geworfen und war mit Daisy für zwei Wochen zu ihrer verwitweten Mutter gefahren, die in Kensington lebte. Rachel hatte die Zeit genutzt, um Pläne für die Zukunft zu machen, und kehrte erst nach Upper Morton zurück, als sie sich sicher war, was sie unternehmen wollte.

    Auf keinen Fall erwartete sie, dass Ben in der Zwischenzeit ausgezogen sein könnte, weil das Haus ja ihm gehörte. Rachel hatte vielmehr vermutet, dass er es nach der Trennung verkaufen würde.

    Er hatte sich jedoch hartnäckig dagegen ausgesprochen. Nachdem er einen Brief von Rachels Anwalt erhalten hatte, in dem offiziell die Trennung gefordert wurde, war Ben an einem nebeligen, kalten Nachmittag im November in Wychwood aufgetaucht und hatte Rachel informiert, dass er sich gegen ihre Bemühungen, das Sorgerecht für Daisy zu erhalten, wehren würde, falls Rachel seine Pläne sabotiere. Seine Tochter solle wenigstens nicht unter der völlig unbegründeten Bitterkeit Rachels leiden, hatte Ben gesagt. Daisy würde mit ihrer Mutter in Wychwood bleiben, weil er das so wünsche, und er wolle weiterhin für die Hypothekenzinsen des Hauses aufkommen. Sie, Rachel, sei eine egoistische und eigensüchtige Person, hatte er hinzugefügt, aber er sah ein, dass Daisy vermutlich bei ihrer Mutter glücklicher sein würde.

    Insgeheim hatte sich Rachel damals gedacht, dass Ben froh war, nicht die Verantwortung für eine lebhafte Siebenjährige übernehmen zu müssen. Schließlich war er wieder ein freier Mann, ein wohlhabender und erfolgreicher noch dazu. Warum er allerdings nicht gleich die Scheidung beantragte, verstand Rachel immer noch nicht.

    Na ja, vielleicht hatte es Ben als Vorteil empfunden, eine Ehefrau und eine Tochter sozusagen im Hintergrund zu haben. Zum einen bewies das seine Männlichkeit, falls es dafür überhaupt einen Beweis brauchte … Zum anderen konnte Ben dadurch wahrscheinlich vermeiden, sich in ernsthafte Affären zu verstricken.

    Seit der Trennung hatten die Klatschreporter etliche Frauen mit Ben in Verbindung gebracht, allerdings war Elena Dupois nie erwähnt worden. Anscheinend hatte Ben das Interesse an ihr verloren, sobald der Reiz der Neuheit, mit einem blutjungen Mädchen zu schlafen, verflogen war. Auch über das Baby, das Elena angeblich damals von Ben erwartete, hatte Rachel nie wieder etwas gehört.

    Vermutlich ist es zur Adoption freigegeben worden, vielleicht aber unterstützt Ben ja auch Elena und das Kind finanziell … Doch ich will das gar nicht wissen, sagte sich Rachel nun. Diese Phase ihres Lebens war endgültig vorbei und abgeschlossen.

    Gelegentlich fragte sie sich, was Daisy von der Trennung hielt. Die Erklärung, Mummy und Daddy würden mehr Zeit für sich selbst brauchen, hatte genügt, solange Daisy klein war, doch seit kurzem wollte sie wissen, welche Gründe wirklich dahintersteckten. Vor allem, seit Simon Barrass in Rachels Leben getreten war. Daisy zeigte offen, wie wenig sie den stämmigen Farmer mochte, und hatte ihre Mutter einmal sogar gefragt, warum diese nicht einfach Ben bat, wieder mit ihr zu leben, wenn sie unbedingt einen Mann brauchte.

    Ja, wenn Daisy damals bei der Trennung älter gewesen wäre, hätte ich ihr die Wahrheit sagen können, dachte Rachel. So aber hatte sie zu Ausflüchten Zuflucht nehmen müssen, um der Kleinen nicht alle Hoffnungen zu zerstören, und da Rachel sonst sehr ehrlich war, war ihr das schwergefallen.

    Und jetzt muss ich also Ben mitteilen, dass ich mich scheiden lassen möchte, dachte sie unangenehm berührt. Insgeheim hatte sie irgendwie gehofft, Daisy würde die Vorarbeit leisten, indem sie Ben von Simon erzählte. Immerhin waren Rachel und Simon schon seit einiger Zeit befreundet, und Daisy besuchte an einem Wochenende pro Monat ihren Vater.

    Bei diesen Anlässen erschien ein Chauffeur in Wychwood, der Daisy abholte und sie zu Ben in dessen luxuriöse Wohnung am Elton Square in London brachte. Dort kümmerte sich die Haushälterin um die Kleine, vor allem, wenn Ben Gäste empfing oder zum Essen ausging. Er war nämlich bei literarischen Veranstaltungen und Presseempfängen sehr gefragt.

    Rachel wusste das ganz genau, weil sie jeden Artikel, den sie über ihn in der Zeitung entdeckte, ausschnitt und sammelte. Für Daisy, redete Rachel sich ein, obwohl sie sich unwillig eingestand, dass sie noch immer Stolz verspürte, wenn sie Bens Namen gedruckt sah. Schließlich hatte sie sein Talent als Autor erkannt, bevor es ihm selbst bewusst geworden war. Es war Rachels Idee gewesen, dass er seinen Job als Journalist aufgeben und sich als freier Schriftsteller versuchen solle, was sein geheimer Wunsch gewesen war. Dass Ben auf Anhieb Erfolg hatte, war natürlich sein Verdienst gewesen, jedoch wäre es ohne ihre Ermutigung vielleicht nie dazu gekommen …

    Rachel war so mit ihren Gedanken beschäftigt, dass sie beinahe an dem kleinen Antiquitätengeschäft vorbeigefahren wäre, in dem sie arbeitete. Der Laden lag an der Hauptstraße des Dorfs. Mr. Caldwell, der Besitzer, legte großen Wert darauf, im Schaufenster etwas auszustellen, das bei möglichen Kunden sofort Interesse weckte.

    Zurzeit bildete ein dreibeiniger Barocktisch, auf dessen Mahagoniplatte eine verschnörkelte chinesische Uhr stand, den Blickfang. Rechts und links neben dem Tisch befanden sich ebenfalls barocke Sessel, und auch wenn sie nicht so kostbar wie der Tisch waren, riefen sie jenen einheitlichen Eindruck hervor, auf den es Mr. Caldwell ankam.

    Sie parkte ihren Volkswagen auf der Rückseite des Geschäfts und überquerte den Hinterhof. Mr. O’Shea, der schon viele zerkratzte und lädierte Möbelstücke so restauriert hatte, dass sie wie gut erhaltene Originale wirkten, arbeitete bereits in der Werkstatt. Er war ein fröhlicher Mensch, der stets ein freundliches Wort und ein Lächeln für Rachel übrig hatte.

    „Endlich ist der Frühling da, verkündete er gut gelaunt. „Warum sehen Sie so besorgt aus, Rachel? Hat sich Caldwell, der alte Drachen, schon wieder beklagt?

    „Oh nein. Um Rachels Mundwinkel zuckte es unwillkürlich. „Sie sollten so etwas nicht sagen, Mr. O’Shea. Sie bringen mich sonst noch in Schwierigkeiten.

    „Unsinn, Rachel. Der Chef wird sich so leicht nicht von Ihnen trennen. Sie sind zu wertvoll für ihn, Rachel, weil Sie eine gute Nase haben, wie ich Ihnen immer sage. Und das ist die reine Wahrheit."

    „Ja, ja, Sie sind ein Schmeichler, erwiderte sie trocken und bewunderte die Politur, die er einer intarsienverzierten Truhe verpasste. „Ist das die zweihundert Jahre alte Truhe, die Caldwell in Worcester gekauft hat? Die wird ja traumhaft. Sie haben sie wirklich fantastisch restauriert.

    „Ach, da sind Sie ja endlich, Rachel." Mr. Caldwell erschien im Hof, und damit war das ungezwungene Gespräch mit Mr. O’Shea zu Ende. Während sie ihrem Chef durch den vollgeräumten Flur in den Laden folgte, überlegte Rachel, und zwar nicht zum ersten Mal, dass die Feuerwehr das Geschäft wegen erhöhten Brandrisikos eigentlich sofort schließen müsste. Jeder verfügbare Quadratzentimeter war mit Kisten bedeckt, und gerahmte sowie ungerahmte Bilder und Leinwände stellten ein ständiges Risiko für ihre Knöchel und Beine dar.

    Trotz allem liebte Rachel ihren Job, denn sie ging gern mit alten Gegenständen um, ja, sie genoss es, wie sie rochen und sich anfühlten. Das Diplom der Kunsthochschule war Rachel wie ein Passierschein in die Welt der Kunst erschienen, doch ihren jetzigen Arbeitgeber beeindruckte Rachels untrügliches Gefühl für Formen, Farben und die kleinsten Einzelheiten eines Kunstobjekts. Diese Fähigkeit hatte sie in den Jahren, die sie nun schon für Cyril Caldwell arbeitete, immer wieder bewiesen. Er würde wahrscheinlich nicht sehr begeistert sein, wenn sie ihm von ihrem Vorhaben, sich wieder zu verheiraten, erzählte, denn er nahm sich sehr wichtig und erwartete, dass sich alles um ihn drehte.

    Rachel fragte sich, ob sie ihn gleich über ihre Pläne informieren sollte, bevor die dörflichen „Buschtrommeln" ihm davon berichteten …

    „Ich muss heute weg, verkündete Caldwell jedoch, während er ihr in den Verkaufsraum voranging. „Im Herrenhaus von Romanby sollen außer Ramsch auch einige Meißner Porzellanfiguren versteigert werden, deshalb will ich zur Auktion, bevor die Konkurrenz die Figuren in die Finger bekommt. Sie werden hier doch allein mit allem fertig, Rachel? Übrigens könnten Sie die Kisten mit Gläsern auspacken. Außerdem gibt es bei den Belegen, die Parker uns geschickt hat, einige Unstimmigkeiten, wie mir scheint. Wenn Sie das überprüfen würden …

    Rachel zögerte. Es war vielleicht nicht der beste Moment, um ihre Neuigkeiten mitzuteilen. Allerdings konnte es sogar günstiger sein, Caldwell jetzt über ihre Pläne zu informieren, da er keine Zeit hatte, mit ihr stundenlang darüber zu diskutieren. „Ich wollte Ihnen noch etwas sagen …", begann sie daher.

    „Später, Rachel, ja?" Mr. Caldwell schaute demonstrativ auf seine Taschenuhr und klopfte auf die Innentasche seines Jacketts, um festzustellen, ob er das Scheckbuch und den Katalog eingesteckt hatte.

    „Okay Mr. Caldwell." Rachel gab nach, denn sie wollte nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass ihr Chef die Meißner Figuren nicht ersteigerte, falls er sich verspätete.

    „Schön", erwiderte er geistesabwesend. Dann eilte er in dem abgetragenen Tweedanzug aus dem Laden.

    Die Türglocke klingelte melodisch, während Caldwell das Geschäft verließ, und Rachel seufzte erleichtert, als er seinen alten Kombi draußen bestieg. Jetzt lächelte sie. Zwar war Caldwell häufig missgelaunt, aber er hatte sie unterstützt, als sie es am meisten brauchte. Und das erinnerte sie daran, dass sie ja noch Ben anrufen musste …

    2. KAPITEL

    Mit einem unbehaglichen Gefühl in der Magengegend wählte Rachel Bens Londoner Telefonnummer, die sie noch immer auswendig wusste. In der ersten Zeit der Trennung hatte sie ihn häufig anrufen müssen, da er sich damals strikt weigerte, mit ihrem Anwalt zu verhandeln.

    Verärgert stellte Rachel fest, dass ihre Hände zitterten. Sei nicht so feig, tadelte sie sich, Ben kann nicht wie ein Flaschengeist aus dem Hörer steigen und dir etwas antun. Sie wollte ihn ja nur bitten, die Ehe endgültig zu beenden, die seit zwei Jahren nur noch auf dem Papier bestand. Über Bens jetziges Leben wusste Rachel nicht Bescheid, ebenso wenig wie er über ihres. Höchste Zeit also, den Schlussstrich zu ziehen.

    Als sie nach langer Wartezeit auflegen wollte, wurde am anderen Ende abgenommen.

    „Ja bitte? Hier bei Ben Leeming", meldete sich eine Frau.

    Rachel verkrampfte sich unwillkürlich. Am liebsten hätte sie etwas Boshaftes gesagt und dann aufgelegt, aber sie riss sich zusammen. Was geht es mich an, wer Bens Anrufe entgegennimmt? ermahnte sie sich. Schließlich wollte sie sich ja nicht mit ihm versöhnen. Ganz im Gegenteil.

    Trotzdem missfiel ihr der kühle Ton ihrer Gesprächspartnerin, der so klang, als wäre der Anruf lästig.

    Unsinn, ermahnte sich Rachel. Ich leide ja fast schon an Verfolgungswahn. „Mit wem spreche ich denn?", fragte sie ausweichend. Sie mochte ihren Namen nicht einer von Bens Freundinnen mitteilen. Sollte er doch selbst ans Telefon gehen, wenn er wissen wollte, wer ihn anrief.

    „Ich bin Karen Simpson, Mr. Leemings Sekretärin, erwiderte die andere Frau nach kurzem Zögern. „Möchten Sie ihn sprechen? Wenn Sie mir Ihren Namen nennen, werde ich mich erkundigen, ob Mr. Leeming Zeit für Sie hat.

    Seine Sekretärin! Rachel lächelte ironisch. Man konnte das wohl auch anders bezeichnen. Soviel sie wusste, hatte Ben noch nie eine Sekretärin gehabt. Außerdem hätte Daisy sicher davon erzählt, wenn er tatsächlich eine Schreibkraft beschäftigte.

    „Er hat bestimmt Zeit für mich, sagte Rachel unnötig schroff. „Ich bin Mrs. Leeming, Bens Ehefrau. Fast trotzig betonte sie das Wort. „Könnten Sie ihn bitten, kurz ans Telefon zu kommen?"

    „Seine Frau?" Das klang beeindruckt.

    Oder nur überrascht? fragte sich Rachel kläglich. Ich benehme mich nicht gerade wie eine reife erwachsene Frau, gestand sie sich ein und wünschte sich, einfach auflegen und den Anruf noch mal von vorn machen zu können.

    „Ja genau, antwortete sie weniger nachdrücklich. „Ist Mr. Leeming da? Ich möchte ihn in einer dringenden Angelegenheit sprechen.

    „Einen Moment bitte, Mrs. Leeming."

    Rachel wartete und schlang dabei nervös die Telefonschnur um die Finger.

    „Rachel?", fragte plötzlich eine ihr sehr vertraute dunkle Stimme.

    „Hallo, Ben. Rachels Kehle fühlte sich plötzlich trocken an. „Tut mir leid, falls ich dich störe.

    „Ich kann durchaus eine kleine Pause vertragen", erklärte er kurz angebunden. „Was ist los? Ist Daisy etwas passiert?

    Dass er zuerst an seine Tochter dachte, was eigentlich ganz verständlich war, ärgerte Rachel. Ich bin auch noch da, hätte sie am liebsten gerufen, für mich dreht sich nicht alles um Daisy.

    Reiß dich zusammen, ermahnte Rachel sich. Wenn sie Ben schon anrief, statt ihm zu schreiben, musste sie ihm auch die Wahrheit sagen.

    „Daisy geht es gut, antwortete Rachel und zerbrach sich den Kopf, was sie Positives über ihre Tochter berichten konnte, mit der sie zurzeit ständig Auseinandersetzungen hatte. „Die Schule macht ihr anscheinend Freude, und sie hat viele Freundinnen, wie sie dir ja sicher selbst schon erzählt hat. Ach ja, und ich bin gebeten worden, bei dem jährlichen Flohmarkt zu helfen, der nächste Woche am Samstag stattfindet. Letztes Jahr habe ich einen der Stände betreut.

    „Bin ich zum Flohmarkt eingeladen?"

    „Was? Einen Moment lang war Rachel verwirrt von dem unerwarteten Einwurf. „Nein, deshalb rufe ich dich nicht an, erklärte sie hastig. „Wir besuchen doch nicht gemeinsam Schulveranstaltungen. Immerhin haben wir ausgemacht, einander nicht in die Quere …"

    „Na gut, unterbrach er sie scharf. „Ich hätte wissen müssen, dass du uns drei nicht wieder als glückliche Familie zu präsentieren gedenkst. Also, weshalb rufst du an? Ich bin ziemlich beschäftigt, wie Karen dir vielleicht gesagt hat.

    „Ach, deine Sekretärin, erwiderte Rachel scheinbar freundlich, obwohl sie nur mühsam ihren Zorn zügelte. „Ich wusste gar nicht, dass du jetzt eine hast. Daisy hat nie etwas erwähnt. Ist Karen schon länger bei dir?

    „Was geht dich das an? Na los, Rachel, verrat schon, was du auf dem Herzen hast. Du wolltest dich doch sicher nicht nur über mein Personal erkundigen. Hast du beschlossen, mein Angebot anzunehmen, dass ich die Unterhaltszahlungen erhöhe? Ich könnte sie rückdatieren, wenn du möchtest. Eine größere Summe Bargeld käme dir wahrscheinlich gelegen, oder?"

    „Du zahlst nicht mir den Unterhalt", entgegnete Rachel hitzig, denn es ärgerte sie, dass Ben glaubte, sie wäre knapp bei Kasse. Das stimmte zwar, doch darum ging es hier nicht.

    „Okay. Ben klang jetzt gelangweilt. „Aber wenn du nicht Daisys und nicht des Geldes wegen anrufst, weshalb denn dann? Als ich letztens mit dir reden wollte, hast du behauptet, wir hätten einander nichts mehr zu sagen.

    Rachel seufzte. „Ach Ben, lass uns nicht streiten. Tut mir leid, wenn ich dich in einem unpassenden Moment störe, aber ich war mir nicht sicher, ob ich dich heute Abend erreiche. Also, eigentlich hätte ich dir besser schreiben sollen, denn Anwälte haben ja alles lieber schwarz auf weiß, damit es keine Missverständnisse gibt. Allerdings hast du dich ja sonst auch nie mit Mr. Cockcroft auseinandergesetzt, deshalb wollte ich, bevor ich mich an ihn wende, zuerst dir Bescheid geben. Aus reiner Höflichkeit, ob du’s glaubst oder nicht …"

    „Moment mal, unterbrach Ben ungeduldig ihren wirren Bericht. „Worüber redest du eigentlich, Rachel?

    „Über die Scheidung, platzte sie heraus, bevor sie es sich anders überlegen konnte. „Ich möchte mich scheiden lassen, denn ich habe einen netten Mann kennen gelernt, und wir wollen heiraten.

    Am anderen Ende herrschte Stille. Fast so, als hätte Ben einfach aufgelegt, doch bei all seinen Fehlern war er kein Feigling, sondern stellte sich stets einer Herausforderung. Und das hier ist eine, erkannte Rachel verspätet. Zumindest war seine Autorität bedroht, wenn schon sonst nichts.

    Die Stille hielt an, bis Rachel meinte, ihre Nerven müssten vor Anspannung zerreißen.

    Dann hörte sie endlich wieder Bens Stimme. „Darüber müssen wir tatsächlich sprechen", meinte er ruhig.

    Erleichtert seufzte Rachel auf. „Deshalb rufe ich dich ja an. Ich dachte, wenn wir die Einzelheiten jetzt regeln, könntest du dich anschließend mit deinem Anwalt in Verbindung …"

    „Nein!"

    Das klang so schroff, dass Rachel zusammenfuhr. „Wieso nein?"

    „Du hast mich missverstanden."

    Nun war sie völlig verwirrt. „Also kann ich mich nicht von dir scheiden lassen, oder was? Sag mir doch, was du meinst. Ich kann auch nicht den ganzen Vormittag telefonieren, weil ich ebenso wie du arbeiten muss."

    Wie um die Behauptung zu bekräftigen, klingelte in dem Moment die Glocke an der Ladentür, und ein mittelgroßer kräftiger Mann mit breiten Schultern betrat das Geschäft. Er trug einen Tweedanzug, Gummistiefel, und sein schütter werdendes blondes Haar war von einer Cordkappe bedeckt.

    Simon! Normalerweise hätte sich Rachel gefreut, ihn unerwartet zu sehen, doch jetzt betrachtete sie ihn nervös. Wenn er hörte, was sie zu Ben sagte, glaubte Simon vielleicht, ihr Ehemann würde sie einzuschüchtern versuchen. Dass dieser sie betrogen und ihr Kummer bereitet hatte, verübelte Simon ihm, und er hatte schon gedroht, sich persönlich mit Ben zu befassen, falls der Schwierigkeiten wegen der Scheidung machen würde. Zwar glaubte Rachel nicht, dass es zwischen den beiden Männern zu Handgreiflichkeiten kommen könnte, falls sie sich je begegneten, doch sie wollte nichts riskieren.

    „Wir müssen jetzt Schluss machen, sagte sie hastig ins Telefon. Simon durfte nicht wissen, mit wem sie sprach. Er schaute zu ihr hinüber, und sie lächelte ihm zu. „Kann ich später nochmal anrufen? Gerade ist ein Kunde erschienen.

    „Ach ja?", fragte Ben ironisch.

    Am liebsten hätte Rachel ihm gründlich die Meinung gesagt, wollte ihn jedoch nicht verärgern. Wahrscheinlich war es sogar gut, das Gespräch abzubrechen, damit er Zeit hatte, die überraschende Neuigkeit in Ruhe zu überdenken.

    „Ja, bestätigte Rachel kühl, während Simon zu ihr trat und sie hinters Ohr küsste, was sie sich ziemlich unwillig gefallen ließ. „Eine Sekunde, dann bin ich fertig, versicherte sie Simon leise, wobei sie den Hörer mit der Hand abdeckte. „Also, kann ich später nochmals anrufen?", erkundigte sie sich daraufhin bei Ben in geschäftsmäßigem Ton, da Simon sich auf die Schreibtischkante gesetzt hatte.

    „Okay, Rachel. Grüße Daisy."

    „Das tue ich." Damit legte Rachel auf und merkte danach erst, dass sie sich nicht verabschiedet hatte. Neugierig betrachtete Simon sie. Hatte er etwa Bens letzte Worte gehört?

    „Ein schwieriger Kunde?" Fragend zog Simon die Brauen hoch.

    Rachel wusste nicht, was sie antworten sollte. „Nein, nicht schlimmer als üblich", erklärte sie ausweichend und tat so, als suche sie etwas in den Schubladen, denn sie fühlte, dass sie rot geworden war. Immerhin war sie keine gute Lügnerin. Außerdem wusste sie nicht, warum sie eigentlich Ausflüchte machte. Ben hatte sich schließlich nicht geweigert, über die Scheidung zu reden.

    Jetzt zog Rachel irgendeinen Katalog heraus und sah Simon ausdruckslos an. „Du bist ein unerwarteter Kunde, Simon."

    „Aber hoffentlich nicht unwillkommen?", erwiderte er und lächelte.

    „Natürlich nicht, log Rachel und ließ zu, dass er ihre Hand zwischen seine beiden Hände nahm und kräftig drückte. „Ich dachte nur, dass du mit der Saat beschäftigt bist.

    „Das wären ja schöne Zustände auf der Farm, wenn ich jetzt erst säen würde, erklärte Simon missbilligend und strich ihr über das Handgelenk. „Du musst noch viel über die Landwirtschaft lernen, und ich werde es dir mit Vergnügen beibringen. Na, wo ist denn dein Chef, der komische alte Kauz?

    „Was willst du denn von Mr. Caldwell?", erkundigte sich Rachel sehr verwundert.

    Simon ließ ihre Hand los. „Ich fahre heute Vormittag nach Bristol und wollte dich mitnehmen. Wo steckt Caldwell? Ich muss ihn doch fragen, ob ich dich ihm entführen darf."

    „Er ist nicht hier, erwiderte Rachel, verärgert darüber, dass Simon sie nicht einmal fragte, ob sie Lust hatte, ihn nach Bristol zu begleiten. „Mr. Caldwell ist bei einer Auktion, und ich weiß nicht, wann er zurückkommt. Wahrscheinlich erst in einigen Stunden.

    „Verdammt." Simon fluchte gereizt. „Du kannst wahrscheinlich den Laden nicht im Stich lassen,

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