Verbotene Blicke, gefährliche Küsse
Von Sara Craven
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Über dieses E-Book
Als Pfarrerstochter glaubt Octavia zu wissen, was gut und richtig ist … bis der unverschämt provokante Jago sie beim Nacktbaden im See ertappt - und heiß mit ihr flirtet! Doch damit nicht genug! Zu Tavias Ärger ist ausgerechnet er der neue Besitzer des alten Herrenhauses von Greenbrook - für das idyllische Dorf ein Skandal! Denn wer will als Nachbar einen sittenlosen Playboy haben? Tavia reicht es schon, dass sie in seiner Nähe vor Herzrasen kaum atmen kann. Erst als Jago sie besitzergreifend küsst, spürt sie, noch nie hat Gefahr so verboten süß geschmeckt …
Sara Craven
Sara Craven war bis zu ihrem Tod im November 2017 als Autorin für Harlequin / Mills & Boon tätig. In über 40 Jahren hat sie knapp hundert Romane verfasst. Mit mehr als 30 Millionen verkauften Büchern rund um den Globus hinterlässt sie ein fantastisches Vermächtnis. In ihren Romanen entführt sie ihre Leserinnen in eine sommerliche mediterrane Welt und sorgt für Stunden voller Unterhaltung und Herzklopfen. Neben ihrer Tätigkeit als Autorin fand sie auch noch die Zeit, sich von 2011 bis 2013 als Vorsitzende der Romance Novelists‘ Association zu engagieren.
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Buchvorschau
Verbotene Blicke, gefährliche Küsse - Sara Craven
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2014 by Sara Craven
Originaltitel: „Seduction Never Lies"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2183 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Dorothea Ghasemi
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733701758
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Octavia Denison warf das letzte Schreiben in den letzten einer langen Reihe von Briefkästen und stieg dann seufzend auf ihr Fahrrad, um sich auf den weiten Weg zurück zum Pfarrhaus zu machen.
Wieder einmal wünschte sie, Reverend Lloyd Denison würde seinen monatlichen Rundbrief an die Gemeindemitglieder per E-Mail verschicken.
Ihr Vater bevorzugte jedoch den persönlichen Kontakt, und wenn sie an Menschen wie Mrs Lewis dachte, musste Tavy ihm recht geben. Die alte Dame hatte sie vorhin auf eine Tasse Tee eingeladen, weil sie sich nach ein wenig Unterhaltung sehnte. Sie besaß sicher keinen Computer.
Octavia strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Heute war definitiv nicht der beste Tag für eine Tour durchs Dorf auf einem alten Drahtesel.
Für Mai war es ungewöhnlich warm, was die Schüler von Greenbrook vermutlich freute, denn sie hatten gerade Ferien. Tavy hingegen musste morgen wieder zur Arbeit gehen. Da sie nicht über die erforderlichen Qualifikationen als Schulsekretärin verfügte und noch jung war, zahlte die Direktorin des örtlichen Mädcheninternats, Eunice Wilding, ihr nur, was sie in diesem Fall für angemessen hielt. Doch trotz der schlechten Bezahlung war der Job ihre Rettung gewesen. Ein Lichtblick in der Zeit der Trauer, in der Tavy und ihr Vater wie betäubt gewesen waren, nachdem ihre Mutter plötzlich an einem völlig unerwarteten Herzleiden gestorben war.
Natürlich hatte ihr Vater protestiert, als sie ihr Studium aufgegeben hatte und nach Hause zurückgekehrt war, um für ihn den Haushalt zu führen. Aber sie hatte seine Erleichterung gespürt und sich darauf konzentriert, ihnen beiden das Leben so schön wie möglich zu machen. Außerdem hatte sie die Aufgaben in der Gemeinde übernommen, die ihre Mutter mit so viel Engagement und Herzenswärme erledigt hatte.
Und obwohl sie sich eher wie Mrs Wildings Leibeigene als wie ihre Assistentin fühlte, bot ihr der Job eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit. Dafür musste sie fünfeinhalb Tage pro Woche arbeiten und hatte jeweils nur eine Woche Urlaub im Frühling und im Herbst. Dass sie an diesem Nachmittag freibekommen hatte, war eine Ausnahme. Mrs Wilding hielt unterdessen ihre übliche Besprechung mit den Lehrern ab, in der die anstehenden Projekte für die kommenden Wochen besprochen wurden.
Mit ihrem unerschütterlichen Ehrgeiz hatte Mrs Wilding die Schule trotz der hohen Gebühren zu unerwartetem Erfolg geführt.
Wenn sie irgendwann in den Ruhestand ging, würde Patrick, ihr einziger Sohn, ihre Aufgaben übernehmen. Obwohl Tavy das nie für möglich gehalten hatte, war er im vergangenen Jahr aus London zurückgekehrt und kümmerte sich inzwischen um die Buchhaltung der Schule.
Bei dem Gedanken an Patrick wurde Tavy warm ums Herz. Sie kannte ihn schon ihr ganzes Leben und hatte bereits als Teenager für ihn geschwärmt. Während ihre Klassenkameradinnen Popstars und Schauspieler anhimmelten, hatte ihr Interesse einzig und allein dem großen blonden blauäugigen Adonis aus der Nachbarschaft gegolten, der sie jedoch kaum wahrnahm.
Nach seinem Aufbaustudium in den USA war er immer nur für Stippvisiten nach Greenbrook gekommen, bis er vor sechs Monaten für immer zurückgekehrt war.
„Ich weiß nicht, ob du dich noch an Octavia Denison erinnerst …", hatte seine Mutter damals bei ihrer ersten erneuten Begegnung etwas steif begonnen.
„Doch, natürlich, hatte er mit einem Lächeln erwidert, das zum ersten Mal wirklich ihr zu gelten schien, und hinzugefügt: „Wir sind alte Freunde. Du siehst toll aus, Tavy.
Danach war er immer bei ihr vorbeigekommen, um mit ihr zu plaudern, wenn er an der Schule zu tun hatte. Sie gab sich bei seinen Besuchen Mühe, höflich, aber dennoch reserviert zu bleiben. Ihr Instinkt sagte ihr, dass seine Mutter es sicher nicht gutheißen würde, wenn sie sich zu gut mit Patrick verstand. Außerdem war sie sich nicht sicher, ob sie selbst es überhaupt wollte.
Deshalb lehnte sie auch sofort ab, als er sie irgendwann zum Abendessen einlud. Als er jedoch nicht lockerließ, konnte sie seine Einladung trotz ihrer Bedenken nicht mehr ausschlagen und hatte zugesagt.
Während sie sich für den Abend fertig gemacht und das einzige schicke Kleid angezogen hatte, das sie besaß, war ihr klar geworden, dass sie seit ihrer nur wenige Monate andauernden Studienzeit mit keinem Mann mehr ausgegangen war.
Zum einen gab es hier in dieser Gegend nur wenige Singles, zum anderen hatte sie weder die Zeit noch die Energie, sich auf die Suche zu machen. Ihr Job, die Hausarbeit und die Arbeit in der Gemeinde erforderten ihre ganze Kraft.
Seit dem Abend, als Patrick sie in das schicke kleine französische Restaurant in Market Tranton ausgeführt hatte, trafen sie sich regelmäßig, während ihre Begegnungen in der Schule sich aufs Berufliche beschränkten.
Sie war fast ein bisschen enttäuscht, dass Patrick bisher nicht ernsthaft versucht hatte, sie zu verführen. Sie hatte schließlich nicht vor, ewig Jungfrau zu bleiben. Trotzdem hatte sie nicht das Gefühl, dass sein Interesse nur gespielt sein könnte.
Allerdings trafen Patrick und sie sich stets an verschwiegenen Orten. Als sie ihn nach einer Weile darauf angesprochen hatte, hatte er zugeben müssen, dass er ihre Treffen nicht an die große Glocke hängen wollte. Da seine Mutter momentan sehr beschäftigt sei, wolle er den richtigen Zeitpunkt abwarten, um es ihr zu erzählen.
Ob dieser Zeitpunkt je kommen würde?
Sie wusste, dass Mrs Wildings Höflichkeit nur aufgesetzt war. Wie sie wohl darauf reagieren würde, zu erfahren, dass ihre Handlangerin möglicherweise zu ihrer Schwiegertochter aufsteigen könnte?
Darüber würde sie sich den Kopf zerbrechen, wenn es so weit war, nahm Tavy sich vor, während sie sich die Schweißperlen von der Stirn wischte.
Ein lautes Hupen hinter ihr ließ sie vor Schreck zusammenzucken. Sie verriss den Lenker und fuhr prompt in den Graben.
Ein schnittiges Cabrio überholte sie und hielt einige Meter vor ihr an.
„Hallo, Octavia. Lässig schob die Fahrerin ihre Designerbrille in das lange blonde Haar. „Bewegen Sie sich immer noch mit diesem Museumsstück fort?
Tavy hätte Fiona Culhams Stimme überall erkannt. Doch sie hatte nicht damit gerechnet, sie allzu bald wieder zu hören.
Während sie noch damit kämpfte, sowohl ihr inneres als auch ihr äußeres Gleichgewicht wiederherzustellen, stieg sie widerstrebend ab und schob das Fahrrad zum Wagen. „Hallo, Mrs Latimer, grüßte sie kühl, weil die nur zwei Jahre ältere Fiona sie auch beharrlich siezte. „Wie geht es Ihnen?
„Gut. Aber haben Sie noch nicht mitbekommen, dass ich, seit die Scheidung läuft, wieder meinen Mädchennamen angenommen habe?"
Tavy war verblüfft. Fiona hatte doch erst vor Kurzem geheiratet? „Nein. Das tut mir leid."
Fiona Culham zuckte die Schultern. „Bloß nicht! Es war ein Riesenfehler. Aber was soll’s, man kann eben nicht alles haben."
Über diesen Riesenfehler – eine prunkvolle Hochzeit in London mit einem wohlhabenden Erben – war ausführlich in allen Klatschzeitschriften berichtet worden. Ihr Vater hatte damals sarkastisch bemerkt, dass er durchaus nachvollziehen könne, warum die Dorfkirche für ein solches Brautpaar nicht gut genug sei.
Umso besser, dachte Tavy nun, weil es ihren Vater immer schmerzte, mit anzusehen, wie eine von ihm geschlossene Ehe bereits nach kurzer Zeit scheiterte.
Sie räusperte sich. „Das muss eine schwierige Zeit für Sie sein. Machen Sie deshalb hier Urlaub?"
„Nein, ich komme für immer zurück", erwiderte Fiona, während sie Tavy abschätzig von Kopf bis Fuß musterte.
Verlegen wurde Tavy der Kontrast zwischen ihnen beiden bewusst. Einige Strähnen ihres rotbraunen Haars hatten sich aus der lockeren Hochsteckfrisur gelöst, und das schlichte T-Shirt und die Shorts waren nichts Besonderes. Fionas Haare hingegen waren in einem perfekten Knoten frisiert, und ihr regenbogenfarbenes Seidentop mit den engen Designerjeans stellte den Inbegriff sportlicher Eleganz dar.
„Und was für ein Akt der Nächstenliebe führt Sie heute hierher?", fuhr Fiona fort.
„Ich trage den Gemeindebrief aus", antwortete Tavy ausdruckslos.
„Ganz die pflichtbewusste Tochter. Fiona legte den ersten Gang ein. „Wir sehen uns. Und gehen Sie für heute lieber aus der Sonne, Octavia. Sie wirken ziemlich mitgenommen.
Wütend blickte Tavy ihr nach. Fiona war die einzige Tochter reicher Eltern und hoffnungslos verwöhnt. Als Tavy damals auf einer Gartenparty in White Gables, dem Familiensitz der Culhams, ausgeholfen hatte, war Fiona es gewesen, die sie vor allen Gästen als das „dünne rothaarige Kind aus dem Pfarramt" vorgestellt hatte.
Ihr Vater Norton Culham hatte die Tochter eines Millionärs geheiratet. Mit dem Geld hatte er einen heruntergekommenen Bauernhof in Hazelton Parva gekauft und ein sehr angesehenes Gestüt daraus gemacht.
Er war erfolgreich und vermögend, aber nicht sehr beliebt. Mit seiner öffentlichen Weigerung, auch nur einen Penny zu der geplanten Restaurierung von Holy Trinity, der geliebten, aber baufälligen viktorianischen Dorfkirche, beizusteuern, und der Äußerung, dass das Christentum völlig überholt wäre, hatte er sich endgültig alle Sympathien der Dorfbewohner verscherzt.
Fiona hatte er es jedoch an nichts mangeln lassen. Sie hatte erst eines der teuersten Internate Englands und anschließend eine exklusive Hotelfachschule in der Schweiz besucht. Dass man auch finanziell schlechter gestellten Mitmenschen gegenüber eine gewisse Höflichkeit an den Tag legt, hat man ihr dort offenbar nicht beigebracht, überlegte Tavy, als sie dem Cabrio nachblickte.
In einem Punkt musste sie Fiona jedoch recht geben, als sie weiterradelte. Ihr war viel zu warm und sie musste furchtbar aussehen. Sie wusste jedoch, wie sie sich abkühlen konnte.
Als die Straße sich einige Hundert Meter weiter gabelte, schlug Tavy den Weg ein, der am Herrensitz Ladysmere Manor vorbeiführte.
Im Vorbeifahren sah sie das verblichene Schild mit der Aufschrift Zu verkaufen, das vorher am Seitentor gehangen hatte und nun im hohen Gras lag. Sie stieg ab und hob es auf, um es vorsichtig an die Mauer zu lehnen, auch wenn sie damit wohl nicht viel erreichen würde.
Seit dem Tod von Sir George Manning vor drei Jahren stand das Herrenhaus leer und verfiel zusehends. Sein einziger Erbe, ein entfernter Cousin, der in Spanien lebte, hatte es nur räumen und das Inventar versteigern lassen. Das Haus hatte er entgegen dem Rat der Maklerfirma Abbot & Co. zu einem astronomischen Preis zum Kauf angeboten.
Angeblich stammte es aus dem siebzehnten Jahrhundert, aber war im Laufe der folgenden Jahrhunderte unzählige Male erweitert und umgebaut worden, sodass der ursprüngliche Stil kaum noch zu erkennen war.
Sir George war ein netter und sehr gastfreundlicher Mensch gewesen, sein Haus hatte für alle offen gestanden. Er hatte den Pfadfindern erlaubt, auf seinem Grundstück zu zelten, es für das alljährliche Dorffest zur Verfügung gestellt, und seine Weihnachtsfeiern waren legendär gewesen. Inzwischen stand das Haus einsam und vernachlässigt auf seinem großen Grundstück.
Zuerst hatte es einige Kaufinteressenten für das Herrenhaus gegeben. Ein Investor hatte es in ein Tagungszentrum umwandeln wollen, ein anderer in eine exklusive Seniorenresidenz. Auch eine Hotelkette hatte Interesse bekundet.
Der frischgebackene Besitzer hatte sich allerdings geweigert, mit dem Preis hinunterzugehen, und irgendwann waren auch die Besichtigungen immer weniger geworden. So hatte sich das Anwesen vom Mittelpunkt des Dorflebens zum Schandfleck verwandelt.
Tavy hatte das Haus immer geliebt. Für sie war es immer wie ein verzaubertes Schloss gewesen.
Als sie sich nun an dem Tor vorbeischob und sich einen Weg durch den verwilderten Garten bahnte, dachte sie traurig daran, dass hier nicht nur Magie, sondern ein echtes Wunder nötig war, um das Herrenhaus wieder zum Leben zu erwecken.
Durch die Zweige der wild wuchernden Büsche und Sträucher konnte sie das Grün der Weiden erkennen, die den See säumten. Zuerst hatten zahlreiche Freiwillige den Garten in Schuss gehalten, die Arbeit mit der Zeit aber wieder eingestellt, weil Abbot & Co. darauf hingewiesen hatten, dass im Falle eines Unfalls niemand haften würde.
Tavy ließ sich durch das Gestrüpp jedoch nicht abschrecken, ihr Ziel war das erfrischend kühle Wasser des Sees. Und da sie den See stets für sich hatte, verzichtete sie auf einen Badeanzug.
Für sie waren diese Momente zu einem