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Julia Bestseller Band 154
Julia Bestseller Band 154
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eBook494 Seiten7 Stunden

Julia Bestseller Band 154

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Über dieses E-Book

AUF ROSAROTEN WOLKEN von JORDAN, PENNY
Die Kirchenglocken läuten, und die Hochzeitsgäste applaudieren! Es sollte der glücklichste Tag im Leben des Millionärs Dracco Barrington werden. Doch sofort nach der Trauung lässt seine hübsche Braut Imogen ihn wortlos sitzen. Wer oder was hat sie von ihm fortgetrieben?

BITTE HEUTE NACHT NICHT STÖREN! von JORDAN, PENNY
Seit Alexa bei ihm wohnt, um seinen Hund zu erziehen, bekommt der Unternehmer Piers nachts kein Auge mehr zu. Die Tierärztin entfacht ein unbändiges Verlangen in ihm! Dabei ist ihre Beziehung geschäftlich und für leidenschaftliche Gefühle kein Platz. Oder?

PALAST DER STÜRME von JORDAN, PENNY
Die junge Claire nimmt das lukrative Angebot an, ein Jahr lang die Frau an der Seite des feurigen Wüstensohns Raoul D’Albros zu spielen. Allerdings hat sie sich diese Vernunftehe viel leichter vorgestellt - und nicht mit der sinnlichen Ausstrahlung von Raoul gerechnet …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum24. Okt. 2014
ISBN9783733703035
Julia Bestseller Band 154
Autor

Penny Jordan

Am 31. Dezember 2011 starb unsere Erfolgsautorin Penny Jordan nach langer Krankheit im Alter von 65 Jahren. Penny Jordan galt als eine der größten Romance Autorinnen weltweit. Insgesamt verkaufte sie über 100 Millionen Bücher in über 25 Sprachen, die auf den Bestsellerlisten der Länder regelmäßig vertreten waren. 2011 wurde sie vom britischen Autorenverband Romantic Novelists‘ Association für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Penny Jordan wurde 1946 im englischen Preston geboren. Als Teenager zog sie nach Cheshire, wo sie bis zu ihrem Tode blieb. Sie besuchte die Todmorden Grammar School und arbeitete anschließend als Schreibkraft in Manchester. Während ihrer Zeit als Bankangestellte, schenkte ihr Steve Halsall, Buchhalter und ihr zukünftiger Ehemann, ihre erste Schreibmaschine – eine Autorin war geboren. Penny behauptete später oft, sie habe Geschichten erfunden, seit sie denken könne. Im Alter von zehn Jahren hörte sie zum ersten Mal vom Mills & Boon-Verlag, als eine Nachbarin ihrer Mutter die Zeitschrift "Woman’s Weekly" gab. Mit Anfang zwanzig begann sie zu schreiben und veröffentlichte in den ersten Jahren unter verschiedenen Pseudonymen 25 Regency-Romane, zwei Liebesromane und einen Romantic Thriller. Dann erfuhr sie, dass der Romance Verlag Mills & Boon nach neuen Autoren suchte. "Ich war immer ein Fan von Mills & Boon-Romanen – am Tag der Veröffentlichung meiner Lieblingsautorenhabe ich immer so früh wie möglich Feierabend gemacht, um rechtzeitig in die Buchhandlungen zu kommen und ein Exemplar zu ergattern, bevor alle vergriffen waren. Irgendwann nahm ich all meinen Mut zusammen und bot Mills & Boon mein erstes eigenes Buch. Ich entschied mich für die Art Liebesroman, die ich selber am liebsten lese, mit einem Wüstenprinzen als Helden. Dieser erschien unter dem Titel 'Falcon's Prey' [bei CORA unter dem Titel "Betörende Nächte in Kuwait" bei Julia erschienen, die Red.]. Über Wüstenprinzen zu schreiben hat mir immer großen Spaß gemacht, und sie sind so etwas wie mein Markenzeichen geworden. " Die Lektorin, die Penny Jordans Roman 1980 in einem Stapel unveröffentlichter Manuskripte entdeckte, sagte über sie: "Ein Naturtalent – eine geborene Geschichtenerzählerin mit einem einzigartigen, kraftvollen und leidenschaftlichen Ton. "Die Manuskripte, die Penny Jordan auf ihrer alten Schreibmaschine schrieb, waren berüchtigt, weil oft Heldennamen und einzelne Buchstaben fehlten, da Pennys Arbeitsweise impulsiv war und die Maschine kleine Macken hatte. Daher ...

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    Buchvorschau

    Julia Bestseller Band 154 - Penny Jordan

    Penny Jordan

    JULIA BESTSELLER BAND 154

    IMPRESSUM

    JULIA BESTSELLER erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

    Erste Neuauflage by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

    in der Reihe JULIA BESTSELLER, Band 154 - 2014

    © 2002 by Penny Jordan

    Originaltitel: „The Blackmail Baby"

    erschienen bei: Harlequin Books, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Dorothea Ghasemi

    Deutsche Erstausgabe 2003 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA, Band 1534

    © 1999 by Penny Jordan

    Originaltitel: „One Intimate Night"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Karin Weiss

    Deutsche Erstausgabe 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA, Band 1440

    © 1984 by Penny Jordan

    Originaltitel: „Darker Side Of Desire"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: SAS

    Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA, Band 162008

    Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 10/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733703035

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

    Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

    PENNY JORDAN

    Auf rosaroten Wolken

    „Zum Flughafen, bitte!" Zutiefst verletzt sinkt Imogen auf die Rückbank des Taxis. Endlich ist sie mit ihrem Traummann verheiratet, da erfährt sie, dass ihr Gatte Dracco eine andere liebt. Offenbar ging es ihm bloß um ihr Erbe! Nun will Imogen nur noch eins – weg von all dem Schmerz. Doch kann ein Neuanfang in einem fernen Land ihr gebrochenes Herz heilen?

    Bitte heute Nacht nicht stören!

    Alexa lässt sich auf ein prickelndes Abenteuer ein: Sie zieht zu Piers Hathersage, weil sie ihm beweisen will, dass sie Ben in den perfekten Familienhund verwandeln kann. Und obwohl sie und der arrogante Piers vorgeben, nichts für einander zu empfinden, knistert es heftig zwischen ihnen. Allerdings mag Ben es gar nicht, wenn sie mit seinem Herrchen kuschelt!

    Palast der Stürme

    Auf einen Schlag könnte Claire ihre finanziellen Sorgen loswerden und die Zukunft ihres Bruders sichern. Alles, was sie tun muss: eine Scheinehe mit Raoul führen und mit ihm in einem Märchenpalast leben. Aber mit jedem Tag fühlt sie sich stärker zu Raoul hingezogen. Als er ihr einen verlockenden Vorschlag macht, steht sie vor einer schweren Entscheidung …

    Auf rosaroten Wolken

    PROLOG

    „Du willst es also tatsächlich tun? Du willst Dracco heiraten, obwohl er dich nicht liebt?"

    Bei den giftigen Worten ihrer Stiefmutter Lisa zuckte Imogen zusammen. Sie waren in ihrem Zimmer – oder zumindest hatte es bis zum Tod ihres Vaters ihr gehört. Seitdem verkündete Lisa bei jeder Gelegenheit, sie würde das hübsche Haus, in dem Imogen aufgewachsen war, veräußern und sich in der kleinen Markstadt, in der sie wohnten, ein modernes Apartment kaufen.

    „Dracco hat mich gebeten, erreichbar zu sein, damit ich ihm helfen kann, wenn er Gäste hat, hatte Lisa erklärt, nachdem sie sie mit dieser Eröffnung schockiert hatte. „Er meint, ihm wäre klar, wie viele neue Kunden die Firma gewonnen hat, seitdem ich als Gastgeberin fungiere. Leider war deiner Mutter nie bewusst, wie wichtig es war, eine gute Gastgeberin zu sein.

    Dann zuckte sie beinah verächtlich die Schultern, wie sie es immer tat, wenn sie über ihre verstorbene Mutter sprach. Imogen wollte diese instinktiv verteidigen, wusste jedoch aus Erfahrung, dass es sinnlos war. Trotzdem erwiderte sie leise: „Mummy war krank. Sonst hätte sie Daddys Kunden sicher bewirtet."

    „Oh ja, wir wissen alle, dass deine Mutter eine Heilige war. Der feindselige Ausdruck in Lisas harten blauen Augen entging Imogen nicht. „Und Dracco ist genau wie ich der Meinung, dass du deinem Vater das Leben all die Jahre sehr schwer gemacht hast, indem du ständig von deiner Mutter gesprochen und versucht hast, ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, weil er sich in mich verliebt hat.

    Imogens Magen krampfte sich zusammen.

    Dann fuhr ihre Stiefmutter triumphierend fort: „Dracco findet, dass dein Vater sich sehr glücklich schätzen kann, mit mir verheiratet zu sein. Tatsächlich …" Sie verstummte und lächelte auf eine Weise, bei der Imogens Herz schmerzhaft zu pochen begann. Es tat unglaublich weh, Lisa über Dracco sprechen zu hören, als würden die beiden sich besonders nahe stehen, denn sie liebte ihn über alles!

    Imogen hatte nie verstanden, wie ihr geliebter Vater sich in eine Frau hatte verlieben können, die so kühl und berechnend war wie Lisa. Sicher, sie war atemberaubend attraktiv – groß und blond und hatte eine perfekte Figur. Sie, Imogen, hingegen schlug nach ihrer Mutter, die klein und zierlich gewesen war und dichtes, lockiges dunkles Haar und violette Augen gehabt hatte. Doch während die Augen ihrer Mutter stets liebevoll geblickt hatten, waren Lisas kalt.

    Allerdings hatte Imogen nie etwas zu ihrem Vater gesagt. Ihre Mutter war gestorben, als sie sieben war. Und als er sieben Jahre später beschlossen hatte, wieder zu heiraten, akzeptierte sie ihre neue Stiefmutter ihm zuliebe. Obwohl sie ihn über alles liebte und sich seit dem Tod ihrer Mutter auf ihre Art um ihn sorgte, war sie bereit, jede Frau zu akzeptieren, die ihn glücklich machen konnte.

    Lisa gab ihr allerdings unmissverständlich zu verstehen, dass sie nicht bereit war, genauso großzügig zu sein. Sie war zweiunddreißig und mochte Kinder nicht besonders. Für andere Frauen hatte sie noch weniger übrig. Von Anfang an behandelte sie sie wie eine Rivalin.

    Nach weniger als drei Monaten teilte sie ihr kühl mit, sie würde es für besser halten, wenn sie auf ein Internat ginge, statt zu Hause zu bleiben und die Privatschule im Ort zu besuchen, die ihre Mutter für sie ausgesucht hatte, bevor ihre schwere Krankheit sie noch mehr geschwächt hatte. Dracco war derjenige gewesen, der ihren Vater daran erinnerte, dass seine erste Frau diese Schule ganz bewusst für sie gewählt hatte, obwohl sie wusste, dass sie ihre Einschulung nicht mehr miterleben würde. Und Dracco war auch derjenige gewesen, der sie in der Schule aufsuchte, um ihr die Nachricht von dem tödlichen Unfall ihres Vaters zu überbringen. In dem Moment hatten in seinen grünen Augen, in denen sonst ein unergründlicher Ausdruck lag, Tränen geschimmert.

    Das war vor fast zwölf Monaten gewesen. Damals war sie siebzehn gewesen. Nun war sie achtzehn, und in weniger als einer Stunde würde sie Draccos Frau sein.

    Die Trauung würde in derselben kleinen Kirche stattfinden, in der ihre Eltern geheiratet hatten und auf deren Friedhof ihre Mutter begraben war. Der Wagen wartete bereits draußen. Drinnen saß der ältere Anwalt, der sie zum Altar führen sollte. Auf ihren Wunsch hin würden Dracco und sie in aller Stille heiraten.

    Du willst es also tatsächlich tun? Du willst Dracco heiraten, obwohl er dich nicht liebt? Nun musste Imogen wieder an die herausfordernde Frage ihrer Stiefmutter denken.

    „Dracco sagt, es … es sei zu meinem Besten und … mein Vater habe es so gewollt", erwiderte sie.

    „‚Dracco sagt‘, äffte Lisa Atkins sie nach. „Du bist so unglaublich naiv, Imogen. Dracco heiratet dich nur aus einem Grund: weil er die alleinige Kontrolle über die Firma haben will.

    „Nein, das ist nicht wahr!, protestierte Imogen verzweifelt. „Dracco leitet die Firma bereits. Er weiß, dass ich nie versuchen würde, daran etwas zu ändern.

    Du vielleicht nicht, bestätigte Lisa kühl. „Aber was ist mit dem Mann, den du sonst eines Tages vielleicht heiraten würdest, wenn Dracco es nicht selbst tut? Er hat womöglich andere Pläne. Dein Vater hat verfügt, dass deine Anteile treuhänderisch verwaltet werden, bis du dreißig bist, es sei denn, du heiratest vorher. Komm schon, Imogen. Du glaubst doch nicht etwa, dass Dracco dich wirklich will? Sie zog spöttisch die Augenbrauen hoch, bevor sie fortfuhr: „Dracco ist ein Mann! Für ihn bist du noch ein Kind, sogar weniger als das … Dracco will, was du ihm geben kannst. Er hat mir selbst gesagt, dass er dich nie heiraten würde, wenn die Firma nicht wäre."

    Obwohl Imogen sich zusammenriss, rutschte ihr ein entsetzter Laut heraus. Sie sah Lisas triumphierendes Lächeln und hasste sich dafür, dass sie sich nicht besser in der Gewalt hatte.

    „Dracco würde nicht …", begann sie.

    „Was würde Dracco nicht?, unterbrach Lisa sie leise. „Er würde sich mir nicht anvertrauen? Oh, meine Liebe, ich fürchte, du bist nicht auf dem neusten Stand. Dracco und ich … Sie machte eine Pause und betrachtete ihre perfekt manikürten Fingernägel. „Na ja, eigentlich hätte er es dir sagen sollen, aber ich möchte es mal so ausdrücken: Die Beziehung zwischen Dracco und mir ist etwas ganz Besonderes – für uns beide."

    Imogen traute ihren Ohren kaum. Sie war wie betäubt und konnte nicht fassen, dass ihr das ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag passierte. Es hätte der glücklichste Tag ihres Lebens werden sollen, und nun schien er der schlimmste zu werden.

    Bisher hatte sie sich kaum Gedanken um das Testament ihres Vaters gemacht. Sein Verlust hatte sie zu sehr getroffen, als dass sie überlegt hätte, welche finanziellen Folgen sein Tod für sie haben könnte. Natürlich wusste sie, dass er ein sehr erfolgreicher und wohlhabender Mann gewesen war. John Atkins war als Anlageberater tätig gewesen, und sowohl seine Kunden als auch seine Geschäftspartner hatten ihn sehr geschätzt. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie begeistert er gewesen war, als er Dracco, der gerade sein Studium absolviert hatte, unter seine Fittiche nahm.

    Die beiden hatten sich bei einer Podiumsdiskussion in Draccos Universität kennengelernt. Ihr Vater war fasziniert von Draccos Redegewandtheit, seinem Fachwissen und seinem Ehrgeiz.

    Dracco hatte keine leichte Kindheit gehabt. Sein Vater hatte ihn verlassen, und er war von verschiedenen Verwandten großgezogen worden, nachdem seine Mutter wieder geheiratet und ihr zweiter Ehemann sich geweigert hatte, ihn bei sich aufzunehmen. Sein Studium hatte er selbst finanziert, und als er bei ihrem Vater anfing, wohnte er zunächst bei ihnen.

    Dracco fuhr sie zur Schule, wenn ihr Vater geschäftlich verreist war. Dracco brachte ihr das Fahrradfahren bei. Dracco der Drache, wie sie ihn scherzhaft nannte. Und als ihr Vater ihn zum Juniorpartner machte, hatte Dracco es mit ihr gefeiert, indem er sie in die Eisdiele einlud.

    Imogen war sich nicht sicher, wann sie angefangen hatte, in ihm nicht mehr nur den Partner ihres Vaters und ihren Freund zu sehen, sondern den Mann.

    Sie erinnerte sich daran, wie er sie eines Tages in dem roten Sportwagen, den er sich gekauft hatte, von der Schule abgeholt hatte. Es war ein heißer Nachmittag. Dracco hatte das Verdeck heruntergelassen, und sein schwarzes Haar glänzte in der Sonne. Er wandte sich zu ihr um, als sie auf seinen Wagen zuging, als hätte er ihre Nähe gespürt, und betrachtete sie.

    Plötzlich schien es ihr, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen. Sie war wie vom Blitz getroffen. Ihr Herz klopfte vor Aufregung schneller, und sie war verlegen und gleichzeitig wie berauscht. Ohne zu wissen, warum, ließ sie den Blick zu seinem Mund gleiten. Irgendwo tief in ihrem Inneren erwachte eine Empfindung, die sie erröten und ihre Knie weich werden ließ. Sie hatte das Gefühl gehabt, dass sie seine Nähe nicht ertragen konnte, weil er womöglich erriet, was in ihr vorging. Andererseits hätte sie es auch nicht ertragen, wenn er nicht da gewesen wäre.

    „Nur ein Kind, das so naiv und unerfahren ist wie du, kann glauben, dass Dracco dich tatsächlich begehrt. Eine richtige Frau würde sofort merken, dass es schon jemanden in seinem Leben gibt. Er hat nicht mal versucht, mit dir zu schlafen, stimmt’s?, erkundigte Lisa sich herausfordernd und fügte dann verächtlich hinzu: „Und tu ja nicht so, als hättest du es dir nicht gewünscht. Man sieht dir an, wie verliebt du in ihn bist.

    Lisas spöttische Worte rissen Imogen aus ihren Gedanken. Instinktiv wandte sie sich ab, und dabei fiel ihr Blick in den Spiegel. Dracco hatte darauf bestanden, dass sie ein traditionelles Brautkleid trug.

    „Dein Vater hätte es so gewollt." Damit hatte er sie schließlich umgestimmt.

    Wenn es etwas gab, was Dracco und sie gemeinsam hatten, war es ihre Liebe zu ihrem Vater.

    „Dracco liebt dich nicht. Nicht so, wie ein Mann eine Frau liebt."

    Wieder entschlüpfte Imogen ein entsetzter Laut.

    Lisa kniff die Augen zusammen und fuhr in sinnlichem Tonfall fort: „Selbst ein so geschlechtsloses Wesen wie du muss es doch komisch finden, dass er noch nicht mit dir ins Bett gegangen ist. Jede normale Frau hätte sofort gewusst, was das bedeutet, zumal Dracco so ein leidenschaftlicher Mann ist. Sie lächelte grausam. „Du musst lernen, deine Gefühle etwas besser zu verbergen. Aber du hast dir doch nicht etwa eingebildet, dass es keine Frauen in seinem Leben gegeben hat, oder? Schließlich ist er ein sehr potenter Mann.

    Imogen war übel, und sie musste sich zusammenreißen, um nicht aus dem Zimmer zu laufen. Natürlich wusste sie, dass es Frauen in Draccos Leben gegeben hatte und wie es war, eifersüchtig zu sein. Immerhin hatte sie es oft genug erlebt. Dracco mit anderen Frauen, Frauen, die er im Gegensatz zu ihr attraktiv und begehrenswert fand, Frauen, mit denen er nackt im Bett lag und …

    Für ihn war sie nur ein Kind, die Tochter seines ehemaligen Partners und besten Freundes, jemand, den er herablassend behandelte, als wäre er zwanzig Jahre älter als sie und nicht zehn. Zehn Jahre … Bald würden Dracco und sie allerdings gleichberechtigte Partner sein, bald würde sie seine Frau sein. Imogen erschauerte leicht. Als Teenager hatte sie davon geträumt, dass er ihre Liebe irgendwann erwidern würde, ihr sagen würde, er könnte nicht ohne sie leben, sie leidenschaftlich bitten würde, sich ihm hinzugeben und seine Frau zu werden.

    Natürlich warnte eine innere Stimme sie, vorsichtig zu sein, denn bisher hatte Dracco nie von Liebe gesprochen. Und bis jetzt hatte sie sich auch nicht gefragt, was das bedeuten könnte. Bis jetzt. Obwohl sie noch immer benommen war, wurde Imogen bewusst, dass ihre Stiefmutter sehr entschlossen, ja fast verzweifelt wirkte. Allerdings war sie zu schockiert, um sich nach dem Grund dafür zu fragen.

    Sie straffte sich und erklärte ruhig: „Dracco heiratet mich …"

    „Nein, unterbrach Lisa sie wütend, „Dracco heiratet dein Erbe. Hast du denn keinen Stolz, du kleine Närrin? Jede normale Frau würde jetzt die Flucht ergreifen, bevor es zu spät ist, und sich einen Mann suchen, der sie wirklich begehrt, statt einem hinterherzulaufen, der die Frau seines Lebens längst gefunden hat!

    Imogen fühlte sich, als wäre sie in einem Albtraum gefangen. Sie ertrug Lisas Grausamkeiten nicht länger. Sie wollte an ihrer Stiefmutter vorbeigehen, doch diese hielt sie zurück, indem sie ihren Arm umfasste, und zischte ihr zu: „Ich weiß, was du dir erhoffst, aber du verschwendest deine Zeit. Dracco wird dich niemals lieben. Er liebt jemand anders. Wenn du mir nicht glaubst, frag ihn! Frag ihn heute, bevor er dich heiratet, ob es eine Frau in seinem Leben gibt, die er liebt. Und wenn du es wagst, frag ihn auch, wer sie ist."

    Eine Frau, die Dracco liebte. Imogen war vor Kummer und Angst ganz benommen, als sie den Gang entlangschritt. Dracco wartete am Altar auf sie und hatte ihr den Rücken zugewandt. Der süße, schwere Duft der Lilien, mit denen die Kirche geschmückt war, nahm ihr den Atem und machte sie schwindelig. Wie konnte Dracco sie nur heiraten, wenn er eine andere liebte?

    Lisa hatte gelogen, wie sie es schon so oft getan hatte. Sie hatte gelogen, um sie zu verletzen und zu verunsichern. Und es konnte nicht sein, dass Dracco sie liebte, wie sie mit ihrer letzten Bemerkung angedeutet hatte.

    „Liebes Brautpaar …"

    Imogen spürte, wie sie schwankte. Sofort umfasste Dracco ihren Arm, um sie zu stützen.

    Kummer und Sehnsucht erfüllten sie gleichermaßen. Dies hätte der glücklichste Tag ihres Lebens werden sollen. Schließlich heiratete sie den Mann, den sie liebte. Den Mann, den sie liebte, seit ihr zum ersten Mal bewusst geworden war, was Liebe war.

    „Geht es dir gut, Imogen? Einen Moment lang dachte ich, du würdest in Ohnmacht fallen."

    Imogen rang sich ein Lächeln ab, als sie seinem forschenden Blick begegnete. Nun war Dracco ihr Ehemann. Sie hatte ganz weiche Knie. Sie fühlte sich seltsam – so einsam … und sie hatte Angst.

    „Dracco, ich muss dich etwas fragen."

    Sie standen draußen vor der Kirche. Die Glocken läuteten, und ihre Gäste plauderten fröhlich miteinander.

    „Mh …"

    Dracco würdigte sie kaum eines Blickes, wie Imogen traurig feststellte. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Bevor sie den Mut verlor, erkundigte sie sich unsicher: „Hast du …? Gibt es … gibt es jemanden … eine Frau, die du liebst?"

    Nun sah er sie an. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf sie, aber nicht so, wie sie es sich gewünscht hatte. Mit finsterer Miene betrachtete er sie.

    Imogen konnte es kaum ertragen, seinen Blick zu erwidern. Sie sah das Funkeln in seinen grünen Augen und hörte den wütenden Unterton in seiner Stimme, als er sie fragte: „Wer hat dir das erzählt?"

    Es schien ihr, als würde ihr das Herz brechen. Es stimmte also.

    Benommen hörte sie, wie er leise fluchte und dann etwas freundlicher erwiderte: „Ja. Ja, es gibt jemanden. Aber …"

    Dracco liebte eine andere Frau. Er liebte eine andere Frau und hatte trotzdem sie geheiratet.

    Eine Welt brach für Imogen zusammen. Wo war der Mann, den sie angebetet, dem sie vertraut und den sie geliebt hatte? Er existierte überhaupt nicht … Mit einem gequälten Aufschrei wandte sie sich ab und begann zu laufen, um ihrem Kummer und der Schadenfreude ihrer Stiefmutter zu entfliehen, vor allem jedoch Dracco, der sie verraten und bitter enttäuscht hatte. Sie hörte, wie er ihren Namen rief, und lief noch schneller. In der Straße hinter der Kirche hielt gerade ein Taxi, und ohne nachzudenken, eilte sie darauf zu und sprang hinein.

    „Schnell, wies sie den sichtlich verblüfften Fahrer an. „Bitte beeilen Sie sich. Dabei warf sie einen Blick zurück, weil sie damit rechnete, dass Dracco ihr folgte. Es war allerdings niemand zu sehen.

    „Erzählen Sie mir nicht, dass Sie schnell zu einer Hochzeit müssen", bemerkte der Taxifahrer jovial, während er sie musterte, und lachte über seinen eigenen Witz. Dann fädelte er sich in den Verkehr ein.

    „Falsch, verbesserte sie ihn energisch. „Ich muss schnell von einer Hochzeit weg.

    Daraufhin drehte er sich um und blickte sie verwirrt an. „Was? Eine Braut auf der Flucht?"

    Schnell nannte sie ihm ihre Adresse und fügte hinzu: „Und bitte beeilen Sie sich."

    Bisher war ihnen niemand gefolgt – weder Dracco in seinem schnittigen Mercedes noch ihre Mutter in ihrem Rolls-Royce.

    Noch nie war eine Fahrt ihr so lang erschienen. Angespannt saß Imogen auf dem Rücksitz, die Hände nervös zu Fäusten geballt, und drehte sich ständig um, um sich zu vergewissern, ob jemand ihnen folgte. Schließlich setzte der Taxifahrer sie vor ihrem Haus ab und wartete, während sie hineineilte, um Geld zu holen.

    Nachdem sie ihn bezahlt und ihm versichert hatte, er bräuchte sich keine Sorgen um sie zu machen, lief sie nach oben in ihr Zimmer und zog das Kleid so schnell aus, dass der dünne Stoff zerriss. Wie von Furien gehetzt, schlüpfte sie danach in ein Top und Jeans, leerte den Koffer, den sie für die Flitterwochen gepackt hatte, und stopfte die Sachen hinein, die sie wahllos von Bügeln riss und aus Schubladen nahm.

    Noch immer war ihr nicht richtig klar, was sie getan hatte. Sie wusste nur, dass sie so schnell und so weit wie möglich vor Dracco fliehen musste. Falls er sie tatsächlich nur geheiratet hatte, um die Kontrolle über die Firma zu bekommen, würde er keine Ruhe geben, bis er sein Ziel erreicht hätte. Nun wusste sie, wie entschlossen er sein konnte. Wie zielstrebig und … Imogen schauderte. Dracco! Wie hatte er ihr das nur antun können? Wie hatte er sie so demütigen und verletzen können? Mit Tränen in den Augen nahm sie ihre neue cremefarbene Lederhandtasche vom Stuhl. Darin befanden sich ihr Pass und die Travellerschecks, die Dracco ihr vor einigen Tagen gegeben hatte.

    „Zum Ausgeben", hatte er erklärt und dabei gelächelt. Es war dasselbe Lächeln gewesen, bei dem ihr Herz immer schneller klopfte und sie vor Sehnsucht förmlich dahinschmolz … Sie hatte das Geld anschließend gezählt und war über den hohen Betrag verblüfft gewesen.

    Nun kann ich es gut gebrauchen, überlegte sie bitter. Welch Ironie des Schicksals, dass sie das Geld, das für ihre Flitterwochen bestimmt gewesen war, nun für ihre Flucht verwandte! Sie würde davon ein Flugticket kaufen und von ihm wegfliegen, so weit sie konnte!

    „Hm, es sind noch einige Plätze in der Maschine nach Rio de Janeiro frei, die in einer halben Stunde startet", erwiderte die Frau am Schalter auf Imogens Anfrage.

    Selbst jetzt konnte Imogen es sich nicht verkneifen, nervös über die Schulter zu blicken. Noch immer rechnete sie damit, Dracco zu sehen, und stellte bestürzt fest, dass sie es sich insgeheim sogar wünschte. Nun war es allerdings zu spät. Sie war auf die Maschine nach Rio gebucht. Mit zittrigen Händen ging sie zum Schalter, um ihren Koffer aufzugeben.

    Nun würde sie ihr Zuhause und alles, was sie kannte, hinter sich lassen. Auch die Liebe, nach der sie sich so gesehnt hatte. Und Dracco.

    1. KAPITEL

    Vier Jahre später

    Während des Fluges von Rio hatte Imogen sich genau zurechtgelegt, was sie sagen und wie sie es sagen würde. Dabei rief sie sich ins Gedächtnis, dass sie keine naive Achtzehnjährige mehr war, die keine Ahnung vom wirklichen Leben oder dessen Schattenseiten hatte, ein Mädchen, das von seinem Vater behütet worden war. Nein, sie war jetzt zweiundzwanzig, eine Frau, die genau wusste, wie viel Kummer, Armut und Demütigungen das wirkliche Leben bereithielt, genauso wie Liebe, Mitgefühl und Großmut.

    Wenn sie die letzten vier Jahre Revue passieren ließ, konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie noch etwas von dem Mädchen hatte, das sie einmal gewesen war. Imogen schloss die Augen und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Sie hatte einen Platz in der zweiten Klasse gebucht, obwohl sie es sich durchaus hätte leisten können, erster Klasse zu fliegen. Allerdings tat man so etwas nicht, wenn man in den vergangenen Jahren mit Waisen gearbeitet hatte, die in einer Welt lebten, in der bereits kleine Kinder ums Überleben kämpfen mussten. Dank der kleinen Wohltätigkeitsorganisation, für die sie arbeitete, hatten einige dieser Kinder nun wenigstens ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, konnten zur Schule gehen und – was in Imogens ­Augen am wichtigsten war – bekamen Liebe.

    Imogen wusste nicht mehr genau, wann sie zum ersten Mal bedauert hatte, ihrem Erbe den Rücken gekehrt zu haben – nicht aus eigenem Interesse, sondern weil sie es der Organisation und den Kindern hätte zukommen lassen können. Vielleicht war es in dem Moment gewesen, als sie beobachtete, wie Schwester Maria ihnen allen freudestrahlend und mit vor Dankbarkeit bebender Stimme die Summe mitteilte, die sie durch ihre harte Arbeit an Spenden zusammenbekommen hatten. Es war nur ein Bruchteil des Betrags gewesen, den sie aus ihrem Erbe zu erwarten gehabt hätte, ganz zu schweigen vom Verkaufswert. In den letzten Monaten hatte sie sich jedenfalls immer öfter gefragt, ob es klug gewesen war, sich von ihrem Stolz leiten zu lassen.

    Und als wäre das noch nicht genug, hatte sie sich zudem den Kopf darüber zerbrochen, was ihre Freunde und Mitarbeiter von ihr denken würden, wenn sie wüssten, dass sie sich aus Sturheit und Egoismus weigerte, ihr Vermögen für einen guten Zweck zu verwenden. Stolz war ja schön und gut, aber wer bezahlte sie, dass sie sich es sich leisten konnte, daran festzuhalten? Diese und andere quälenden Fragen hatten sie viel zu lange beschäftigt. Und nun hatte sie eine Entscheidung getroffen, für die sie so lange gebraucht hatte.

    Die Nonnen waren so freundlich, so bescheiden und so dankbar für die kleinste Spende. Sie würden ihr nie einen Vorwurf machen oder sie kritisieren, doch allmählich machte sie sich selbst große Vorwürfe und kritisierte sich.

    Während ihrer Zeit in Rio hatte Imogen gelernt, ihre Privatsphäre zu schützen und allen ungewollten Fragen argwöhnisch zu begegnen, so harmlos diese auch sein mochten. So leicht vertraute sie niemandem mehr. Ihre Vergangenheit war tabu, und daher redete sie nie darüber.

    Sie hatte einige Freunde in Rio gefunden, ließ allerdings niemanden zu dicht an sich heran – vor allem Männer. Sich in jemanden zu verlieben und in jemanden verliebt zu sein war mit zu viel Schmerzen verbunden, sodass sie nicht einmal daran dachte, geschweige denn es sich gestattete. Nicht nach der Geschichte mit Dracco. Dracco. Selbst jetzt träumte sie noch manchmal von ihm. Und diese Träume nahmen sie derart mit, dass sie tagelang traurig war.

    Es gab niemandem, dem sie anvertrauen wollte, wie einsam sie sich bei ihrer Ankunft in Rio gefühlt hatte oder wie oft sie versucht gewesen war, ihre Meinung zu ändern und wieder nach England zurückzukehren. Nur ihr Stolz hatte sie davon abgehalten – und der Brief, den sie eine Woche nach ihrer Ankunft an den Anwalt ihres Vaters geschickt und in dem sie ihm mitgeteilt hatte, sie würde mit ihrem Leben in England abschließen. Außerdem würde sie das Erbe ihres Vaters ausschlagen und sich daher das Recht nehmen, ihr eigenes Leben zu leben. Sie hielt den Brief bewusst förmlich und erklärte, sie wollte auf keinen Fall Kontakt zu ihrer Stiefmutter oder zu Dracco haben.

    Natürlich gab sie keine Adresse an, und um ganz sicherzugehen, kaufte sie von dem restlichen Geld, das Dracco ihr gegeben hatte, ein Flugticket in die USA und gab den Brief dort auf, bevor sie nach Rio zurückkehrte.

    Um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können, arbeitete sie als Übersetzerin und als Lehrerin, und durch diese Tätigkeit lernte sie auch die Nonnen und deren Wohltätigkeitsorganisation kennen.

    Imogen hatte Gewissensbisse, wenn sie daran dachte, wie lange sie gebraucht hatte, um diese Entscheidung zu fällen, und schämte sich bei der Erinnerung an Schwester Marias verwirrten Gesichtsausdruck, als sie ihr erzählt hatte, sie wäre nicht die arme junge Frau, als die sie sich ausgegeben hätte. Dass Schwester Maria ihr weder Fragen gestellt noch sie kritisiert hatte, hatte sie in ihrem Entschluss bestärkt, die Dinge so schnell wie möglich zu regeln.

    Zuerst hatte sie geglaubt, einfach an den Anwalt ihres Vaters schreiben und ihm erklären zu können, sie hätte ihre Meinung geändert und wollte doch Anspruch auf das Geld erheben, das ihr Vater ihr hinterlassen hatte. In wenigen Sätzen schilderte sie, wie sie das Geld dafür verwenden wollte, den Straßenkindern von Rio zu helfen. Leider kam die Antwort jedoch nicht von David Fairburn, sondern von einem ihr unbekannten David Bryant. Er stellte sich ihr als Henrys Nachfolger und Neffe vor und teilte ihr mit, sein Onkel wäre verstorben und er hätte die Kanzlei von ihm übernommen. Damit sie ihr Erbe antreten konnte, müsste sie so schnell wie möglich nach England kommen, denn die Situation wäre ziemlich kompliziert.

    Natürlich hatte sie vor der Vorstellung zurückgeschreckt, nach Hause zu fliegen. Andererseits hatte sie nichts anderes zu befürchten als ihre eigene Angst, oder? Vor ihrer Liebe zu Dracco, die längst erloschen war, brauchte sie jedenfalls keine Angst zu haben.

    Sie hatte überhaupt nichts von ihm gehört und nahm an, dass er nun glücklich mit Lisa zusammenlebte. Die beiden hatten einander verdient. Noch nie war sie zwei Menschen begegnet, die so kaltblütig waren.

    Es war sehr bedauerlich, dass ihr Vater es für nötig befunden hatte, Dracco als einen ihrer Treuhänder zu bestimmen, und noch bedauerlicher, dass Henry, ihr anderer Treuhänder, nicht mehr lebte. Imogen war sich nicht sicher, wie ihre rechtliche Situation war, aber David Bryant würde sie zweifellos beraten können. Und das andere Problem würde sie vermutlich auch lösen können, nämlich die unbedeutende Tatsache, dass Dracco und sie dem Gesetz nach immer noch verheiratet waren.

    Die einzige Bemerkung, die Schwester Maria gemacht hatte, war die, dass ein eheliches Treuegelöbnis ein Leben lang Gültigkeit hatte. Das beunruhigte Imogen ein wenig. Dummerweise hatte sie sich nie die Mühe gemacht, ihre Ehe annullieren zu lassen. Damals hatte sie viel zu große Angst davor gehabt, dass Dracco versuchen könnte, sie umzustimmen, damit sie nach Hause und zu ihm zurückkehrte.

    Jetzt hatte sie allerdings keine Angst mehr und wollte die Ehe nur aus Stolz annullieren lassen. Es war der letzte Schritt in eine Zukunft ohne Dracco. Außerdem freute sie sich darauf, Schwester Maria wie versprochen zu schreiben und ihr zu erzählen, dass alles gut lief und sie bald wieder nach Rio zurückkehren würde.

    Als ihr Magen sich bei der Landung auf dem Flughafen Heathrow zusammenkrampfte, sagte sie sich, dass es ganz normal war.

    Die Imogen, die England vor vier Jahren verlassen hatte, war etwas pummelig und auf eine mädchenhafte Art hübsch gewesen. Dieses Attribut traf auf die Frau, die sie nun war, überhaupt nicht zu. Ihr Leben in Brasilien entbehrte jeglichen Luxus und erforderte hundertfünfzigprozentigen körperlichen und zweihundertfünfzigprozentigen seelischen Einsatz. Daher hatte sie ihren Babyspeck verloren, sodass ihre perfekten Züge und ihre ungewöhnlichen amethystfarbenen Augen noch besser zur Geltung kamen und ihr Gesicht auf eine Weise strahlte, die alle Blicke auf sich zog.

    Imogen trug eine schlichte weiße Baumwollbluse und eine helle Hose. Es war allerdings undenkbar, dass eine Frau in Rio lebte, ohne dass die Sinnlichkeit der Bevölkerung auf sie abfärbte. In Brasilien war die Kleidung sehr körperbetont, und nicht einmal der legere Schnitt verbarg die Tatsache, dass Imogen eine schmale Taille, feste Brüste, lange Beine und einen festen Po hatte.

    Ihre Haut hatte in der südamerikanischen Sonne einen warmen Bronzeton angenommen. Als Imogen die Augen beschattete, funkelte die goldene Uhr, die ihr Vater ihr kurz vor seinem Tod geschenkt hatte, an ihrem schmalen Handgelenk. Das lockige dunkle Haar hatte sie mit einem alten Seidenschal im Nacken zusammengebunden. Eine Gruppe Stewardessen, die vorbeiging, warf ihr neidische Blicke zu.

    Imogen atmete tief durch und hielt dann ein Taxi an. Als sie darin saß, betrachtete sie den Zettel, den sie aus ihrer Handtasche genommen hatte, und nannte dem Fahrer die Adresse.

    „Bute Wharf, wiederholte dieser. „Das muss eine der neuen Siedlungen an der Themse sein.

    Imogen lächelte pflichtbewusst, sagte aber nichts. Sie hatte ihren Anwalt gebeten, ihr ein Hotel zu empfehlen, das in der Nähe seiner Kanzlei lag und preiswert war. Zu ihrer Verblüffung hatte er geantwortet, er hätte ihr bereits eine Unterkunft besorgt und die Adresse beigefügt, und ihr außerdem ein Erste-Klasse-Flugticket mitgeschickt, das sie jedoch umgetauscht hatte.

    Erstaunt blickte Imogen aus dem Fenster des Taxis. Diese Gegend in den Docklands kannte sie nicht. In den Straßen waren überall teure Wagen, und die zumeist jungen Frauen und Männer trugen vorwiegend Designersachen. Es schien sich um ein typisches In-Viertel zu handeln. Sie verspürte einen Anflug von Panik und überlegte, ob der Anwalt sie womöglich falsch verstanden hatte.

    Schließlich hielt der Fahrer vor einem imposanten Apartmentkomplex. Imogen stieg aus und sah sich ein wenig unsicher um. Nachdem sie bezahlt hatte, hob sie ihren Koffer, straffte sich und ging zielstrebig zum Eingang. Dabei nahm sie aus den Augenwinkeln wahr, wie ein großer Wagen in die Parklücke fuhr, in der das Taxi gestanden hatte. Sie beachtete ihn allerdings nicht weiter, weil sie sich fragte, ob sie hier richtig war.

    Ja, es war tatsächlich dieselbe Adresse, die der Anwalt ihr gegeben hatte.

    Ein wenig argwöhnisch betrat Imogen das Foyer des Apartmentblocks und blieb dann stehen, weil irgendetwas sie veranlasste, sich umzudrehen. Vor Schreck stockte ihr der Atem, als sie den Mann erkannte, der aus jenem Wagen stieg und anschließend auf sie zukam.

    „Imo!, rief er kühl. „Eigentlich wollte ich dich ja vom Flughafen abholen, aber offenbar haben wir uns verpasst.

    „Dracco!"

    Wie schwach ihre Stimme klang – wie die eines kleinen Mädchens! Imogen räusperte sich und rief sich ins Gedächtnis, dass sie zweiundzwanzig war, doch ihre Sinne reagierten nur auf Dracco. Er hatte sich längst nicht so stark verändert, wie sie sich verändert haben musste. Andererseits war er schon damals erwachsen gewesen.

    Noch immer übte er eine so überwältigende Anziehungskraft aus wie vor vier Jahren. Allerdings war sie sich dieser Anziehungskraft jetzt viel deutlicher bewusst, und sie zuckte förmlich zusammen. Hatte sie vergessen, wie sexy er war, oder hatte sie es schlichtweg nicht gewusst, weil sie zu naiv gewesen war? Inzwischen war es jedenfalls nicht mehr so.

    Sein Haar war noch genauso dunkel, wie sie es in Erinnerung hatte, aber kürzer, sodass er etwas maskuliner wirkte. Auch sein Blick wirkte härter als vor vier Jahren und ließ sie frösteln.

    „Du bist nicht erster Klasse geflogen."

    „Du wusstest, dass ich komme?" Sosehr sie es auch versuchte, sie konnte nicht verbergen, wie schockiert sie war.

    „Natürlich. Ich bin dein Treuhänder, falls du es vergessen haben solltest, und da du gekommen bist, um über dein Erbe zu sprechen …"

    Ihr Treuhänder! Ja, natürlich wusste sie das. Dennoch hatte sie angenommen, ja geglaubt, sie würde mit David Bryant verhandeln und dieser würde als Vermittler zwischen Dracco und ihr fungieren. Ihr stand nicht der Sinn nach einer Begegnung mit Dracco, zumal sie ohnehin angespannt und übermüdet war.

    Entschlossen, nicht ganz die Kontrolle über die Situation zu verlieren, sagte Imogen scharf: „Komisch, dass Lisa nicht bei dir ist."

    „Lisa?"

    Sein Tonfall und der Ausdruck in seinen Augen bewiesen, dass Dracco nicht gerade begeistert über ihre Bemerkung war.

    „Das hier hat nichts mit Lisa zu tun", fügte er kühl hinzu.

    Natürlich will er sie schützen, überlegte sie wütend. Sie war entsetzt über die Erkenntnis, dass sie ihm am liebsten alles Mögliche an den Kopf geworfen hätte. Die alte Imogen hätte der Versuchung wahrscheinlich nachgegeben und es getan. Als er jedoch gesagt hatte, er wäre ihr Treuhänder, hatte er ihr einen warnenden Blick zugeworfen, der ihr zu verstehen gab, dass sie sich vorsehen sollte.

    Sicher war es nur eine Formalität, wenn sie Anspruch auf die Einkünfte erhob, die sie damals abgelehnt hatte. Schließlich gehörte es von Rechts wegen ihr, oder nicht? Bestimmt hätte David Bryant es ihr mitgeteilt, wenn es nicht der Fall gewesen wäre oder wenn er mit Problemen gerechnet hatte, statt ihr nahe zu legen, nach England zu fliegen. Was ihre Anteile an der Firma betraf, hatte sie ein besseres Gefühl. Da Dracco bereit gewesen war, sie zu heiraten, um sie sich zu sichern, würde er sich freuen, wenn er die Kontrolle darüber als Gegenleistung dafür bekam, dass die Erträge der Wohltätigkeitsorganisation zuflossen. Wenn sie wollte, konnte sie die Anteile immer noch auf dem freien Markt verkaufen. Und zu wissen, dass sie in dieser Hinsicht Macht über ihn ausübte, half ihr dabei, ihren ganzen Mut zusammenzunehmen.

    Dracco stand nun vor ihr, und Imogen stellte fest, dass eins sich nicht geändert hatte. Sie musste immer noch den Kopf zurücklegen, um ihm in die Augen sehen zu können. Hätte sie bloß keine Pumps mit flachen Absätzen angezogen!

    „Komm." Er legte ihr die Hand auf den Rücken und seine Berührung veranlasste Imogen, sofort in die Richtung zu eilen, in die er zeigte.

    Was war nur los mit ihr? Warum fürchtete sie nach all den Jahren seine Berührungen? Damals hatte sie es getan, weil sie wusste, dass selbst der flüchtigste Körperkontakt mit ihm bewirkte, dass sie vor Sehnsucht fast verging. Aber das war vorbei. In den Straßen von Rio hatte sie das lebende – und abschreckende – Beispiel dafür gesehen, was passierte, wenn zwei Menschen ihrem Verlangen nachgaben. Sie würde ihr Kind niemals im Stich lassen. Allerdings war sie auch erwachsen und konnte selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Es ging darum, dass …

    Imogen merkte, wie schwer es ihr fiel, einen klaren Gedanken zu fassen. Tatsächlich war es ihr unmöglich, sich auf etwas anderes als auf Dracco zu konzentrieren.

    „Hier entlang."

    Automatisch folgte sie ihm zu dem gläsernen Aufzug und registrierte benommen, wie der livrierte Portier ihr zunickte und Dracco mit einem respektvollen „Guten Tag, Mr Barrington", begrüßte.

    „Tag, Bates, erwiderte Dracco ruhig. „Wie geht’s Ihrer Familie?

    „Gut. Robert ist überglücklich mit dem Job, den Sie ihm besorgt haben."

    Das Lächeln, das Dracco dem Portier schenkte, ließ ihn plötzlich viel weniger Furcht einflößend wirken und erinnerte Imogen daran, wie er sie früher immer angelächelt hatte. Ein fast unerträglicher Schmerz überkam sie, doch sie führte ihn darauf zurück, dass der Aufzug so schnell fuhr.

    „Hast du immer noch Höhenangst? Sieh nicht nach unten", riet Dracco ihr kühl. „Ich weiß nicht warum, aber aus

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